Bochum-Werne - Das Geläut der ev. Kirche

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  • Опубликовано: 22 авг 2024
  • Werne, seit der Eingemeindung 1929 ein Bochumer Stadtteil, war einst ein locker angeordnetes, westfälisches Bauerndorf. Zunächst unter der Verwaltung der Gemeinde Langendreer, war Werne ab 1886 ein eigenständiges Amt. Erst mit den Abteufungen der Zechen Amalia, Heinrich Gustav, Mansfeld und Robert Müser und der Gründung der Westfälischen Eisen- und Drahtwerke Langendreer/Werne änderte sich, wie überall im Ruhrgebiet, das Ortsbild rasant.
    Kirchlich gehörte Werne zum Kirchspiel Lütgendortmund, dies blieb auch nach der Reformation so. Eine Kapelle in Werne ist schon für die Zeit vor der Reformation anzunehmen, sie stand im Eigentum der ortsansässigen Bauern, die auch für die Bestellung eines Vikars aufkamen. 1801 rissen 2 Großbauern die alte Kapelle ab - was schlussendlich eine Geldstrafe nach sich zog. 1810 wurde eine neue Kirchenschule (Kirche mit angeschlossenem Schulraum) errichtet, dieser Fachwerkbau wurde nach Errichtung der neuen Kirche abgerissen. Im 18. Jh. wird zum ersten Mal eine Glocke in der alten Kapelle erwähnt.
    1893 wurde die ev. Gemeinde Werne selbstständig, 1895-96 wurde in der Ortsmitte die repräsentative, neogotische Kirche nach Plänen von Gerhard August Fischer, Wuppertal, errichtet. Schöne, historische Ansichten der Kirche findet man unter folgender Adresse:
    www.werner-lini...
    Nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde vor allem der Turm verändert wieder aufgebaut, er ist heute gut 56 Meter hoch. Die gegenwärtige Raumfassung im Inneren entstammt einer Sanierung von 1996, es ergibt sich ein sehr harmonisches Zusammenspiel mit dem reichhaltigen Fensterzyklus. Bemerkenswert sind die starken Verschiebungen des auf einem Hügel stehenden Baues. Der Chorbau rutscht nach rechts, die Kirche selbst nach links ab. Beim genauen Hinsehen kann einem im Inneren ein wenig schwindelig werden. Selbst die Orgel steht mittlerweile schief in der Öffnung zum Turm.
    Vermutlich zu ihrer Einweihung 1896 erhielt die Kirche 3 Gusstahlglocken, in der Tonfolge des‘ e‘ g‘ vom Bochumer Verein gegossen. Sie zeigen sich bis heute in einem hervorragenden Erhaltungszustand und sind mit stilistisch eher romantischen Inschriften versehen. Diese 3 Glocken sind heute die ältesten, noch in vollem Betrieb befindlichen großen Glocken des BVG auf Bochumer Stadtgebiet. Der ebenfalls bis heute erhaltene Stahlglockenstuhl war bereits für 4 Glocken ausgelegt.
    1903 wurde von Hugo Wilhelm von Waldthausen, Ortsvorsteher in Werne, aus einer seit dem 17. Jh. in Essen ansässigen Adelsfamilie stammend, die noch fehlende große Glocke b°, 2630 kg schwer, gestiftet und ebenso beim Bochumer Verein gegossen.
    Diese Glocke zeichnet sich durch ihre bemerkenswerte Inschrift „EVANGELISCH BIS ZUM STERBEN. DEUTSCH BIS IN DEN TOD HINEIN.“ aus. Aktueller Zeitgeist wird dies sogleich als Hinweis auf das sog. Dritte Reich deuten, dies würde aber geschichtlich zu kurz greifen. Vielmehr scheint diese Glocke mit dem Gussjahr 1903 ein beredtes Zeugnis für die allzu enge Bindung der protestantischen Kirche an Preußen zu sein, einer Staatsbindung, die bis heute, immer dem Zeitgeist folgend, Bestand zu haben scheint.
    Das Geläut zeigt sich insgesamt in einem hervorragenden Zustand. Neben den originalen Holzjochen haben sich auch historische Details wie Läutehebel und Seilführungen erhalten. Nur die Klöppel sind im Laufe der Jahre alle ausgetauscht worden, der Klöppel der kleinen Glocke brach zuletzt rund um Ostern 2022 ab. Die Glocken erklingen vor der Kirche fast schon sanft und gut durchmischt, anders, als man es von Bochumer Glocken dieser Zeit und Tonfolge meist gewohnt ist.
    Herzlicher Dank gilt Jonas Heller für die geduldige Begleitung vor Ort sowie Pfarrerin Estel für die Erlaubnis, diese Projekte gestalten zu können. Ein Dankeschön geht natürlich auch an Florian für die Organisation und den wieder schönen Tag in Bochum - und auch für das gute Schalten gegen eine nicht richtig läutende Automatik.
    Seinen Beitrag mit detaillierten Beschreibungen der Glocken findet man unter:
    • Bochum-Werne (D-BO) - ...
    Aufnahme: 20.08.2022
    Historische Außenansicht nach einer alten Postkarte.
    Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
    Verwendete Quellen/Literatur:
    S. Schritt: Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Glocken und Geläute, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, Eigendruck, Trier, 2000, mit fortlaufender Ergänzung.
    Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003, S. 193-195 und 234.
    Axel Schäfer/N. Konegen/H. H. Hanke (Hrsg.): Bochum entdecken - 20 Stadtrundgänge durch Geschichte und Gegenwart, Klartext Verlag, Essen 2009, S. 232-243.
    Gustav K. Ommer: Neue Orgeln im Ruhrgebiet: von 1945 bis zur Gegenwart. Mercator-Verlag Duisburg 1984.

Комментарии • 5

  • @glocken_lucagans
    @glocken_lucagans Год назад

    Auch bei dir eine hervorragende Präsentation dieses schönen Geläuts! Klingt von außen, wie auch schon in der Beschreibung steht, in der Tat erstaunlich "sanft".
    Hat mich sehr gefreut! :-)

  • @ralf22bochum
    @ralf22bochum Год назад

    Sehr schönes Geläut. Es erinnert mich sehr an das Geläut der Antoniuskirche in Bochum ....

  • @dghjuiklol
    @dghjuiklol Год назад

    Ein wunderschönes Geläut. Ein Geläut in b°, des´, e´, g´ hate von 1948-1969 auch die große Kirche in Bremerhaven. Allerdings sollen es Glocken in Sekundschlagrippe gewesen sein... Damit waren sie dann sicher weitaus weniger schön, wie dieser hier und wurden ausgetauscht.

  • @jkoch1385
    @jkoch1385 Месяц назад

    Sehr imposant; leider ist man hier mit Plenum sehr geizig.