Hans Hotter: Winterreise [Raucheisen, 1942] by Schubert
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- Опубликовано: 12 сен 2024
- Franz Schubert (1797-1828)
Die Winterreise, D 911: (text: Wilhelm Müller) ♦ Voyage d'hiver ♦ Viaggio d'inverno ♦ Winter Journey
00:00 1. Gute Nacht
06:21 2. Die Wetterfahne
08:26 3. Gefrorne Tränen
11:44 4. Erstarrung
14:58 5. Der Lindenbaum
19:38 6. Wasserflut
23:18 7. Auf dem Flusse
27:35 8. Rückblick
30:12 9. Irrlicht
33:04 10. Rast
37:00 11. Frühlingstraum
41:41 12. Einsamkeit
44:34 13. Die Post
47:14 14. Der greise Kopf
50:11 15. Die Krähe
52:22 16. Letzte Hoffnung
55:00 17. Im Dorfe
57:59 18. Der stürmische Morgen
59:03 19. Täuschung
1:00:43 20. Der Wegweiser
1:04:46 21. Die Wirthaus
1:08:44 22. Mut
1:10:19 23. Die Nebensonnen
1:13:07 24. Der Leiermann
Hans Hotter, Baritone
Michael Raucheisen, Piano
Nov. 1942
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Göttliche Musik himmlisch gesungen und gespielt...
Auguably the finest Winterreise ever recorded
Das fühlte wohl auch Dietrich Fischer-Dieskau - der das natürlich wunderschön gesungen hat und
Bewunderung verdient - indem er schrieb, daß Hotter, auch wegen der Ausgabe für tiefe(re) Stimme, den Zyklus "in besonders tiefes Wintergrau" gehüllt habe ... Liest sich so, als hätte Hotters "Wöaschn" so doch
ihre Nachteile. Nun, Hotters Stimme ist einfach viel größer, und diese Einspielung bietet Farben. Schatten
und Zusammenhänge, die sonst kaum irgendwo zu hören sind. Dieses zweite, riesenhafte "Wein, wein"
hätte der doch eher lyrische F.-D. nicht draufgehabt. Fast legt er gegen den Schluß zu immer wieder
"noch eins drauf".
Auch Raucheisens Klavierspiel ist ohne Makel, großartig frisch und oft überraschend.
Ich liefere hier nicht nur den üblichen Kulturtratsch, sondern ich habe "Winterreise" immerhin auch schongesungen. "Geträllert" möchte eins, im Ohr diese gewaltige, unheimliche "Krähe", herschreiben. In Schloß Atzenbrugg (Österreich). Am Klavier saß damals die wundersame, innige Nina Attorf. Vom Äußeren her
wäre sie - sie möge mir verzeihen - einer Schubert-Geliebten nahegestanden.
Raucheisen läßt sich selbst bei den Zwischenspielen von "Das Wirtshaus" nicht dazu hinreißen,
hier etwa das gebundene, fromme Singen irgendwelcher Chordamen anklingen zu lassen.
Nein, er bleibt hier tappenden Schrittes, frostig. Toll. Er knallt auch die Forte-Stellen bei
"Die Nebensonnen" nicht in den Raum.
Sehr wahrscheinlich der schönste Liederzyklus, der je komponiert wurde.
Und hier: Eine geradezu unglaublich großartige Aufnahme! Bei "Gute Nacht" mußte ich mich noch fast an Raucheisens unheimliches, oft unregelmäßiges Daherstapfen gewöhnen, weil eins gegenwärtig viel mehr Glätte gewohnt ist. But we are in the terrible year 1942! - Dazu gesellt sich Hotters gewaltig große Stimme, die er freilich auch gleich zurücknehmen kann. Etwa "Du fändest Ruhe dort" im besonders errgreifenden "Lindenbaum". Oder auch "vor ihrem Hause stillestehn." Oder, später, noch leiser: "Die Augen schließ ich wieder, noch schlägt das Herz so warm." - Da habe ich alles noch nie schöner gehört! Diese Größe muß auch Fischer Dieskau in seiner Übersicht über "Winterreise"-Aufnahmen gefühlt haben, in dem er irgendwie die tiefe "Wöaschn" herunterspielt, bemerkend, Hotter hülle damit alles in besonders tiefes Wintergrau. Ich will Dieters zweifellos große Leistungen nicht heruntermachen, indem ich ihm nun anhänge, gegen dieses Ereignis eher ein Stimmchen - natürlich mit enormem intellektuellen Einsatz - aufgebracht zu haben. Dieses "In die tiefsten FelsenGRÜNDE" oder "hinAB" konnte er einfach niemals so dräuend, das Leben gefährdend hervorbringen. Und dann gleich der unheimliche Anstieg bei "au-auch sein Grab"!
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Es wird Euch vor solchen Größen wurscht sein, aber ich denke halt ein bisserl an meine eigene "Winterreise" in Schloß Atzenbrugg, von der es, wei's ja der nette Bertl war, keine Aufnahme gibt. Daß da freilich auch was dran war, fühlte der bedeutende Wiener Neustädter Compositeur und außerordentlich originelle Musikprofessor Werner Schulze. Vorgezeigt werde hier auch die bedeutende Pianiistin Nina Attorf: www.forum-zeitgeschichte.univie.ac.at/events/2010-gendertagung/fotos/tagung-geschlecht-und-wissenschaft-foto-16/
Gedenken möchte ich hier auch an den großen Damaturgen des Wiener Burgtheaters Rudolf "Rupi" Weiß, der mich erstmals auf die zahlreichen politischen Anspielungen der Texte aufmerksam gemacht hat. (Ich habe das vor einer Aufführung im Bezirksmuseum Wien Josefstadt, spontan, am Anfang ein klein wenig besprochen. Man ist ja nicht allein Sänger, sondern halt doch auch Naturwissenschaftler.) "Die Krähe" kann auch ein feindseliger Spitzel sein, auf den der Wanderer beim höchsten Ton den Stab niedersausen läßt (Rupi: "Auf den Schädel!"). Freilich schleicht es da zum Schluß wieder weiter - und der Wanderer konnte sich nicht befreien. Man höre, was Hotter und Raucheisen da draus hervorholen!
Der Köhler kann auch dem Geheimbund der "Carbonari" ("In eines Köhlers engem Haus hab Obdach ich gefunden ... Wie brennen meine Wunden") angehören. "Winterreise" ginge demnach vielleicht sogar durch Norditalien.
"Nach dem letzten Blatte" kann auch die letzte, bunte, unangepaßte, unzensurierte Zeitung bedeuten.
Um den "unbedrängten" Kinderglauben geht es bei "gibt gern sich hin der bunten List, die hinter ... Not und Graus ihm weist ein helles, warmes Haus und eine liebe Seele drin. Nur Täuschung ist für mich Gewinn." - !
Wenn Sie nun denken: "Nun ja, 1942 ..." - so liegen Sie natürlich richtig.
Die Krähen, die dem Wanderer von jedem Haus Bäll' und Schlossen auf seinen Hut warfen, sind natürlich auch feindselige, "schwarze", vielleicht "ultrakatholische" Menschen. Denn echte "Krauhna" (aus einem Burgenland-Wörterbuch) können solche Würfe nicht ausführen.
1942. In dieser Zeit: Gewalt.. die Kälte.. Stalingrad
What happens with the sound quality in no 15, "Die Krähe" ...?