Ist der Osten das ewige Opfer des Westens?

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  • Опубликовано: 23 авг 2024
  • "Der Osten ist eine Erfindung des Westens", behauptet der Leipziger Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann in seinem Buch, dass binnen weniger Wochen zum Bestseller wurde. Im Podcast "Debatte in Sachsen" sagt er: Diese Fremd-Konstruktion des Ostens spalte unsere Gesellschaft. "Über dreißig Jahre nach dem Mauerfall definiert der Westen sich noch immer als Norm und den Osten als Abweichung."
    "Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert", so Oschmann weiter. "Wir haben es hier mit einer nach Herkunft organisierten Klassengesellschaft zu tun".
    "'Den Westen' gibt es nicht", hält der Bürgerrechtler und SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter dagegen. "Wir können daher nicht beklagen, dass 'der Westen' manchmal 'den Osten' pauschal abqualifiziert, wenn wir umgekehrt das Gleiche tun." Außerdem gebe es "sehr viele Menschen, die aus Westdeutschland hierhergekommen sind und hier sehr qualifiziert ostdeutsche Interessen vertreten", so Richter. "Da geht es nicht darum, woher Sie kommen, sondern darum, was Sie tun."
    Trotzdem sind sich beide einig: Es braucht eine Ost-Quote. "Ohnedem dauert es zu lange, den Teilhabe- und Gestaltungsprozess in die Wege zu leiten. Es muss einfach mehr an ostdeutschem Personal auch sichtbar werden in der Mitgestaltung. Damit die Nachrückenden sehen: Es funktioniert", sagt Dirk Oschmann. Dem stimmt Frank Richter zu: "Wenn es nicht anders geht, muss man es halt so machen. Wie bei der Frauenquote."

Комментарии • 47

  • @Oschi76
    @Oschi76 Год назад +17

    Eines der besten wenn nicht das beste Interviews mit Prof. Oschmann über dieses Thema, Frank Richter war ein sehr gut gewählter Part, es ist auch dem Moderator zu danken. Das konstruktivste Interview allemal ist es bisher!

  • @sabineecker5342
    @sabineecker5342 Год назад +15

    Vielen Dank, Herr Oschmann für dieses Buch. Ich finde darin, sehr pointiert beschrieben, was auch ich seit längerem, mehr oder weniger konkret, nicht nur im verbalen Umgang zwischen Ost und West, wahrnehme. Inzwischen im Westen lebend, forsche ich schon länger nach den Ursachen der Ignoranz und Überheblichkeit des Westen gegenüber dem Osten(auch europaweit gedacht). An Ihrem Buch gefällt mir, dass sich ein bisher wenig wahrzunehmendes intellektuelles Selbstbewusstsein zu Wort meldet und einer unbedingt notwendigen Debatte den Weg ebnet. Es wird sich zeigen müssen, ob es dieses Interesse aneinander, noch oder überhaupt, gibt. Nur wer sich wichtig und ernst nimmt, streitet miteinander.
    Verfälschender Weise, sind es die über 30jährigen, mit Ostbezug, die inzwischen die Meinungsführerschaft in den Leitmedien, zur Interpretation des Ostens übernommen haben und so die Generation derer, die DDR gelebt, die sprachlos, orientierungslos und mit einer guten Portion Unkenntnis, in das andere Deutschland stolperten, wieder an den Rand drängen. Ihre, gar nicht jammervolle, sondern ermutigend selbstbewußte Kritik ist hoffentlich ein Einstieg in die Debatte, die gerade erst beginnt.

  • @martinalenz5029
    @martinalenz5029 Год назад +10

    Das hab ich in einem westdeutschen Gymnasium erlebt, im Wortlaut: Man glaubt nicht, dass man Ratschläge von mir braucht. Da war ich schon 30 Jahre im Beruf. Später hat sich der selbe Kollege bei mir bedankt für sehr ausführliche Analysen. Sie wären sehr hilfreich....

    • @robontube12
      @robontube12 Год назад

      So schade ich es finde, dass Ihnen diese Behandlung widerfahren ist und so sehr ich das auch missbillige, aber wenn sich ein Land so präsentiert, wie dies 1990 bei der DDR der Fall war, der die eigene Bevölkerung mit automatischen Gewehren erschießen lässt, die doch eigentlich die Faschisten abwehren sollen und dazu noch einen Apparat wie die Stasi unterhält, der muss sich seinen Respekt erst noch verdienen, der wird nicht automatisch gewährt, nur weil die Mauer jetzt weg ist! Und sie haben Ihn ja dann auch bekommen, was mich sehr für sie freut. Vielleicht ist Ihnen der Gedanke ja noch nicht gekommen, aber auch Wessis können geschockt sein, und das waren die auch.

  • @martinalenz5029
    @martinalenz5029 Год назад +6

    Aber das ist doch der Punkt, dass diese Generation sich jetzt so laut äußert. Das hätte ich auch nicht gedacht. Dadurch wird meiner Meinung Professor Oschmann bestätigt.

  • @Nachtdenker
    @Nachtdenker Год назад +13

    Das DDR- Narrativ ist West- Deutsch, und zwar von Anfang an. Meine ersten Kontakte zu Westdeutschen hatte ich an der Uni, und bereits 1991 erklärten mir westdeutsche Studenten mein Leben in der DDR. Allein "Teilhabe" und "Demokratie" sind westliche Kategorien. Im Osten war eine gute Nachbarschaft wichtiger als eine Parteizugehörigkeit. Die westliche Sicht ist das Problem, andere Länder, Kulturen und Interessen verstehen zu wollen, was aktuell gerade wieder exemplarisch in der Politik zu sehen ist.

    • @robontube12
      @robontube12 Год назад

      Fast alle haben doch Westfernsehen geschaut und dann die Initiative ergriffen, dass zu bekommen, was es da zu sehen gab. Der Wessi hat doch NICHT den Antifaschistischen Schutzwall gestürmt, um nun endlich mit den Mauertoten Schluss zu machen, nachdem bereits über 600 Menschen starben.
      Liebe Janet, auf welcher UNI hätten Sie denn in der DDR was studieren können? Und wie viele Menschen haben denn dort was studiert, um dem Land das Antlitz zu verpassen, dass es 1990 hatte?

    • @holger_p
      @holger_p Год назад

      Wenn der Osten sich dem Westen anschliessen will, muss der Osten aber verstehen, dass er diese "gute Nachbarschaft" damit aufgibt. Er ist aber zu doof das zu verstehen. Warum sind die Nachbarn nett zueinander ? Weils keine Handwerker gab und die Läden leer waren. Bei vollen Läden, insb. Baumärkten gibts keinen Grund mehr nett zum Nachbarn zu sein - überhaupt mit ihm zu reden.
      HEute schreit der Osten nach Migranten die sich interrieren sollen, nur der Osten selbst muss sich auch in den Westen integrieren, erwartet der Westen. Jeder meint seine Kultur wäre "die Richtige", und gelegentlich bilden sich mal Leute ein, es wäre dieselbe.

  • @mathewmatt6245
    @mathewmatt6245 Год назад +7

    Ich habe keinen Groll aus diesem Buch genährt. Vielleicht war ich im Dämmermodus und finde mich durch das Buch erweckt und aufrechter gehend wieder.

  • @martinalenz5029
    @martinalenz5029 Год назад +4

    Die Analyse vom Professor ,warum es so nicht im Größeren funktioniert, stimmt absolut. Eine Quote ist vielleicht hilfreich. Dass sie kein Allheilmittel ist klar. Generell gibt es ja nie nur eine Lösung.

  • @ronaldwolf4651
    @ronaldwolf4651 Год назад +2

    Gute kluge Diskussion. Angenehme Gesprächsführung.

  • @kmgk07
    @kmgk07 Год назад +2

    Ostler übernehmen erschreckenderweise Westsprech. Demokratie bedeutet nicht die Herrschaft des Egoismus, es soll die beste Idee sein, der Gesellschaft zudienen.

    • @holger_p
      @holger_p Год назад

      Ja, manche lernen sogar English. Wenn man miteinander reden will, sollte man die gleiche Sprache sprechen.
      Demokratie haben die Ostdeutschen nicht verstanden, weil sie es nie erlebt haben. Die haben immer zur Mehrheit gehört.
      Ein Ossi der bemerkt dass er zu einer Gruppe gehört, die nur 20% der Bevölkerung ausmacht und die nichts zu sagen hat, der flippt offenbar aus. Wie es ist zu einer Minderheit zu gehören, ist die Erfahrung, oder auch nur wissen, das ihnen fehlt.
      Gerade diese Formulierungen wie "Das Volk ist soundso", "Das Volk will dies und das" hört man noch sehr häufig, man tut so, als wäre alles einheitlich, so "wenn wir schreiten Seit an Seit."
      Das Menschen verschieden sind, wird verdrängt. Weil nicht sein kann was nicht sein darf.
      Demokratie und Egoismus schliessen sich nicht aus - hängt nur davon ab, ob ich Regeln für alle mache, oder nur für mich.

  • @karinschmitz7352
    @karinschmitz7352 Год назад +3

    Man merkt an dem westdeutschen Befrager seine ständige Bewertung, zu der er keine Berechtigung hat. Und weil im Osten es eben langsamer geht liegt daran, dass hier eben nur Westdeutsche darüber bestimmen.

    • @henryseidel5469
      @henryseidel5469 Месяц назад

      Es ist unschwer zu erkennen, dass die Wertungen ausschließlich westgeprägt sind. Mit großer Theatralik und permanenten semantischen Konnotierungen, bis zu emotionalen Bösartigkeiten.
      Ausgerechnet ein Literaturprofessor ist notwendig, um auf das Missverhältnis hinzuweisen. Offenbar sind Politik und Medien dazu nicht in der Lage - und nicht willens. Dafür gebührt Herrn Oschmann großer Dank !

    • @henryseidel5469
      @henryseidel5469 17 дней назад

      Es bedarf wohl eines Linguisten, den Stil des Befragers und ständigen Bewerters zu betrachten. Die permanente Präsenz westdeutschen Jargons und Sprachgewohnheiten zum Osten macht die Sache nicht besser, zumeist handelt es sich um ein Sammelsurium von negativen semantischen Konnotierungen.

    • @karinschmitz7352
      @karinschmitz7352 17 дней назад

      @@henryseidel5469 Ich habe nach der Wende mit vielen Westdeutschen arbeiten müssen, meine Erkenntnis daraus, gut angezogen, wenig Wissen aber großes Selbstbewusstsein, teilweise psychisch gestört.

    • @henryseidel5469
      @henryseidel5469 17 дней назад

      @@karinschmitz7352 Zum gleichen Ergebnis komme ich auch, im Durchschnitt jedenfalls. Ich würde nur Ihren Terminus 'Selbstbewusstsein' durch 'Große Schnauze' oder 'hilflose Arroganz" ersetzen. Deren Wissen ist weitaus geringer, sie können aber sofort alles erklären. Und man hat ständig den Eindruck, sie müssten permanent ihr eigenes Ego aufblasen, wie die Marktschreier. Das nennen sie dann "Flexibilität"...lol
      Sie bringen das bescheidene Wissen, das sie haben, an den unmöglichsten Stellen unter. Und wenn sie nichts wissen, stellen sie sich auf eine Appelkiste und tönen vom Universum. Das, was im Kopp fehlt, wird durch Designerklamotten ersetzt. Mehr Schein als Sein gehört bereits zur andressierten Lebensphilosophie.
      Gegenmittel: Eigene exakte Fachkompetenz ! Dann werden sie erst mal ruhiger, erzählen aber, dass Deine Krawatte nicht zu den Socken passt. Oder das Logo an Deinem Jackett zu einem altmodischen Billigsortiment gehört. Oder so ähnlich....Richtig gruselig !
      Gruß !

  • @gudrunseedorf8222
    @gudrunseedorf8222 Год назад +2

    Die Rente wird nur prozentual angeglichen. Leider bleibt der niedrige Rentenpunkt im Osten noch weiter bestehen. Das heisst es ist nicht wirklich angeglichen.

    • @holger_p
      @holger_p Год назад

      Es ist besser angeglichen als die Löhne. Rentensteigerungen sollen die Löhne reflektieren.

  • @yvettauschner7892
    @yvettauschner7892 Год назад +1

    Ich habe mir eben das Interview mit Frau Lindenau angehört, bin ehrlich verärgert. Diese Frau hat Herrn Oschmann meiner Meinung nach nicht verstanden! Leider finde ich hier Herrn Richter sehr unangenehm, dabei bringt es Oschmann, wenn auch überspitzt, auf den Punkt. Ich persönlich finde immer wieder krass, wie Westdeutsche sich anmaßen über den Osten zu urteilen ohne die Menschen da zu kennen. Ja ich weiss das Richter nicht aus dem Westen stammt.

  • @Bernd-iy3bu
    @Bernd-iy3bu 11 месяцев назад

    Als exemplarisches Beispiel für diese Abweichung ist der Artikel 36 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland ?
    "Bei den obersten Bundesbehörden sind Beamte aus allen Ländern in angemessenem Verhältnis zu verwenden. Die bei den übrigen Bundesbehörden beschäftigten Personen sollen in der Regel aus dem Lande genommen werden, in dem sie tätig sind." Natürlich war das in den Jahren nach 1990 nicht sinnvoll realisierbar, aber mehr als 30 Jahre später kann man schon von einem verfassungswidrigen Zustand sprechen. Und dabei lasse ich den Anteil der aus den "gebrauchten" Ländern stammenden Beamten in den obersten Etagen der Landesverwaltungen der "neuen" Länder vollkommen außer Betracht.
    Charakteristisch für die Entwicklung im Osten Deutschlands sind folgende Sätze aus dem Buch "Vertreibung ins Paradies von Daniela Dahn: "Der ungarische Dissident und Autor György Konrad sagte unlängst, daß er die Ostdeutschen nicht beneide. Die Ungarn seien ganz froh, daß es kein Westungarn gäbe. Sie hätten zwar den längeren Weg, aber vielleicht ginge er sich leichter."

  • @homosphaericus3287
    @homosphaericus3287 9 месяцев назад

    *Studenten

  • @FormWerkstoff
    @FormWerkstoff Год назад

    Es muss sich dass reden über den Osten verändern?
    Mit diesen Satz, macht man aber genau das nicht.
    Der Satz ist ein Widerspruch in sich.
    Ich weiß, mann muss darüber reden um es erklären zu können.
    Dann müssen wir auch jetzt und heute Anfangen andere Geschichten zu erzählen, die genau das Gefühl ändert.
    Es gibt zum Beispiel Geschichten für Kinder, die man erfindet, um den Kinder die Angst zu nehmen.
    Solche Geschichten gibt es auch für Erwachsene.
    Filme, Nachrichten, Doku, Geschichte, usw.
    Wenn wir sagen der Ost der Westen haben wir schon eine Spaltung.
    Also schreibt Geschichten die genau dieses Gefühl ändert.
    Macht viele Filme, die genau diese Gefühle ändern.
    Wenn man darüber spricht überlegt das am Ende ein gutes Gefühl bleibt in diese Richtung wie es sein soll.
    Wenn nicht "könnte" es sich bei diesen beiden Verkörperungen (Figuren), um Menschen handeln, die genau dieses Ziel nicht haben.
    Wer kann eine kurze Geschichte schreiben die genau dieses Gefühl fördert was hier erwünscht ist?

    • @holger_p
      @holger_p Год назад

      Wenn wir über Deutschland und Frankreich reden, haben wir dann eine Spaltung ?
      Nein, weil es nie eine Einheit wahr. So verhält es sich auch mit Ost und West.
      Du willst mit Filmen den Leuten eine Gehirnwäsche verpassen um ihre Gefühle zu verändern ?
      Das klingt ja echt nach Propaganda-Massnahmen einer Diktatur. Zentrale Steuerung was gedacht werden soll.
      Die Deutschen incl. Ossis blicken vielleicht auch etwas herablassend auf Tschechen und Polen. Ist das Schön oder Richtig: Nein.
      Kann man damit Leben: Ja. So wirklich Therapiebedarf besteht da nicht. Das Jammern ist auf sehr hohem Niveau.