HÄRTERE TATSACHEN - GENDERN AN SCHULEN VERBIETEN?

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  • Опубликовано: 22 окт 2024

Комментарии • 14

  • @soreiche
    @soreiche Год назад +8

    Das kann jetzt etwas länger werden.🤨
    Vorweg: Ich habe nicht mit Sprache zu tun, bin aber ein interessierter Laie. (und an der Uni Hamburg tätig)
    Punktabzug gab es an der Uni Gießen. Publik gemacht hat es ein Junge-Union-Mitglied. Man kann sich seinen Teil denken, der Fakt steht aber. Mir persönlich wurde von Studentenvertretern explizit gesagt, dass sie Kandidaten in einem Berufungsverfahren ablehnen würden, wenn diese nicht gernderten. Viele Studenten trauen sich nicht, nicht zu gendern, aus Angst vor Punktabzügen. Österreich und die Schweiz dürfen wir auch nicht vergessen. Dort sind Punktabzüge üblich.
    Das Maskulinum ist nicht die männliche Form, sondern unmarkiert. Das kann man auf verschiedenen Weisen herleiten.
    - Ich weiß nicht, wie Weit Du (Sie? Ich bin das akademische Du gewöhnt) als Deutschlehrer in der Sprachgeschichte drinsteckst. Zuerst haben sich das Maskulinum und das Neutrum voneinander abgegrenzt. Das Neutrum beinhaltet substantivierte Verben also Handlungen und deren Ergebnisse. Die Akkusativendung konnte nicht im Nominativ genutzt werden, da sie für die Wortbildung wichtig war. Da hat man einfach in beiden Fällen die gleiche Endung genutzt. Maskulinum und Neutrum sind sich auch sehr ähnlich und das Femininum irgendwie anders, weil es erst später, um Kollektive abzubilden, hinzu kam. Das Maskulinum war dann quasi alles, was nicht Neutrum (Grammatik/Handlung) oder Femininum (Kollektiv) war. Dass unser Genussystem immer noch nach diesen uralten Prinzipien funktioniert, kann man an den Genera erkennen, die Anglizismen erhalten. OK, es gibt noch ein paar Punkte mehr zu beachten, aber dann bin ich Morgen fertig. Das Maskulinum war von Anfang an die unmarkierte Form.
    - Aus der Ikonizität , dem Wohlverhältnis von Form und Inhalt, der Spreche kann man folgern, dass im längeren spezifischen Femininum mehr drinsteckt, die Information über das Geschlecht. Das spezifische Maskulinum ist auch länger, wird aber praktisch nicht genutzt, nur in Männernamen (Friedrich, Heinrich) oder Kinderbüchern (Enterich, Gänserich).
    - Aus der Ökonomie kann man herleiten, dass mit der Maskulinendung nicht oder nicht nur die Information über das Geschlecht transportiert wird. Ansonsten wäre es längst einer Rationalisierung zum Opfer gefallen. Welche Information steckt im -er, die nicht im -in? Sie muss es geben.
    - Last but not least benutzen selbst Sprachfeministen das Maskulinum wie natürlich, ohne Bedenken für Gegenstände. Vielleicht weil es nur auf die Funktion ankommt und nicht auf das Geschlecht?
    Warum sollten wir gendern?
    - Frauen fühlen sich nicht angesprochen oder gemeint? Ist das Diskriminierung oder Unhöflichkeit? (Ich habe auch schon Aussagen gehört, dass sie sich nicht angesprochen fühlen wollen.)
    - Frauen sind weniger sichtbar. (Unsichtbarkeit ist ein Euphemismus der Befürworter.) Aber folgt daraus eine Diskriminierung?
    Wenn ein Personalchef eine Bewerbung einer Frau vor sich hat, ist diese ohne Frage sichtbar. Wenn da diskriminiert wird, ist es eine Frage von Vorurteilen und nicht der Sprache.
    Kommt man (frau) gar nicht erst auf die Idee, dass es auch etwas für einen wäre? Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker! Es studieren doppelt so viele Frauen wie Männer Medizin oder Pharmazie.
    Warum sollten wir nicht gendern?
    - Die Nebensache vorweg: Ästhetik.
    - Funktionalität. Texte werden nicht nur länger, sondern auch komplizierter. Das zweite diskriminiert, wenn dadurch Texte nicht mehr verstanden werden. Wir brauchen eine unmarkierte Form, um einige Sagen überhaupt ausdrücken zu können. Der wievielte Bundeskanzler war Merkel? Die Partizipien werden nicht für andere Aufgaben genutzt und verlieren nicht ihre jetzige.
    - Diskriminierung 1. Wenn Männer grammatikalisch mit Gegenständen gleichgestellt wird, ist das Diskriminierung oder Unhöflichkeit?
    - Diskriminierung 2. Um jemanden diskriminieren (benachteiligen) zu können, muss man ihn diskriminieren (unterscheiden) können. Das hat mir Claudia Roth in einem Gastartikel zur NSU vor Augen geführt. Da ging es um Täter, Polizisten, Rassisten und so weiter, flüssig zu lesen, verständlich, nur generisches Maskulinum. Bis kurz vor Schluss, da waren es die Bürgerinnen und Bürger, in der 3. Person, nicht als Anrede. Da wurden die oben genannten auf einmal zu Männern. Herr Tschäpe wird es bestätigen können. Soll heißen, Gerndern muss man ganz oder gar nicht.
    - Diskriminierung 3 hatte ich bei der Funktionalität genannt.
    - Sprachwandel. Gezielter Sprachwandel wird üblicherweise von totalitätren Systemen versucht. So kommt es auch bei einigen, OK, besser vielen an. Das nutzen die Rechten.
    Fazit:
    - Eine Kosten-Nutzen-Abwägung fällt fürs Gerndern desaströs aus: Auf der einen Seite stehen Befindlichkeiten, eine konkrete Diskriminierung ist unplausibel und konnte nicht nachgewiesen werden. Auf der anderen stehen einige dicke Brocken, Ästhetik, Funktionalität, konkrete Diskriminierung und eine Missbrauchsgefahr.
    Was sollen wir tun? Ich will ja nicht nur meckern.
    - Im Hauptargument, das Maskulinum macht Frauen unsichtbar, als transitive Aussage steckt ein Logikfehler. Aus der Koinzidenz kann man nicht auf die Kausalität schließen. Es ist nicht klar, ob es überhaupt am Maskulinum liegt, und ob man somit mit dessen Vermeidung etwas verbessert.
    - Die Sichtbarkeit ist stark kontextabhängig. Grob zusammengefasst nimmt die Sichtbarkeit ab, wenn es vom Beruf zum Berufstätigen wechselt, wenn es von unkonkreten zu konkreten Personen wechselt, wenn es vom Plural ins Singular wechselt. Oder auch so: Je häufiger das spezifische Femininum in einem Kontext ist, wird die Sichtbarkeit von Frauen im generischen Maskulinum geringer. Ich möchte am der femininen Motion Hand anlegen.
    1) Wir verwenden das spezifische Femininum möglichst wenig, analog zum Fräulein und der Grundform Frau. In der 1. Person soll jeder wie er möchte, in der 2. Person kann man es aus Höflichkeit nutzen, in der 3. Person sollte es vermieden werden. Wenn das Geschlecht entscheidend ist, kann man Adjektive nutzen. Das muss man beim Mann jetzt schon, um eindeutig zu sein.
    2) Wie nenne die Genera um, um nicht wie Protagoras falschen Assoziation aufzusitzen.
    3) Man etabliert eine spezifische maskuline Motion, um mehr Symmetrie zu erreichen. Da mir -erich nicht sonderlich gut gefällt, würde ich ein -on, wegen der tieferen Stimme, nehmen. Dann wäre ohne Probleme auch ein -an für alternative Geschlechter möglich.
    So, ich habe mit meinem Mansplainig genug gelangweilt. Ab in die Pause!

    • @98mota89
      @98mota89 Год назад

      vor einem Essay über ein sozialwissenschaftliches Thema zu betonen auch von anderen Themengebieten keine Ahnung zu haben ist merkwürdig, aber oki. Schau mal, für Deine Zwecke mag es durchaus zielführend sein, mit dem virtue signaling obsoleten Gedankenguts den ein oder anderen Opi anzusprechen, völlig okili. meine Zielgruppe sind gebildete Kommilitoninnen und die holst halt mit reaktionärem Sprech nicht ab. agree to disagree

  • @datgoldi
    @datgoldi Год назад +2

    Ganz schön viele Schnitte für ein "One Take"

    • @SpieleHaerter
      @SpieleHaerter Год назад +2

      Die Atempausen fliegen raus, daher die Schnitte. Alles weitere ist ohne skript :)

  • @98mota89
    @98mota89 Год назад

    Schöner Einblick in Deinen Schulalltag, danke dafür. Das Schülery verpflichtet sind antifeministisch zu schreibseln, war mir so gar nicht bewusst. Wäre das generische Femininum ein eleganter workaround oder gäbe es dann auch rote Strichlein?

  • @SlackwareMarc
    @SlackwareMarc Год назад +1

    Mega gut. Freu' mich auf mehr.

  • @die-elektronikwerkstatt
    @die-elektronikwerkstatt Год назад

    Ist Gendern bei schulnoten ein Thema? Wer nicht richtig oder garnicht gendert ?

    • @HrHaerter
      @HrHaerter  Год назад +1

      Sage ich sogar im Video, dass es nicht der Fall ist.

    • @die-elektronikwerkstatt
      @die-elektronikwerkstatt Год назад +1

      @@HrHaertervor der Genderei haben wir bei der Feuerwehr immer Feuerwehr Mann (SB) oder Truppführer (SB) SB = Sammelbegriff

  • @aileenrese40
    @aileenrese40 Год назад

    Super Video. Ich habe angefangen zu gendern, weil ich mich (als Frau) tatsächlich dadurch viel angesprochener fühle. Habe im Studium zum Thema Recht ein umfangreiches Skript durchgelesen das überall nur das generische Maskulinum verwendet hat, und natürlich habe ich mir nur männliche Richter, Politiker, Kaufmänner (v.a. gibt es doch auch Kaufleute?! wozu da das männliche Maskulinum?) vorgestellt, ohne wirklich darüber nachzudenken. Und ich kann nicht die Einzige sein.
    Ich habe allerdings auch mit der Zeit das Gendern immer mehr eingestellt und auf meine "Bubble" verlegt, weil es momentan so krass politisiert wird und ich faktisch Angst habe angegangen zu werden dafür. Vor allem von Menschen aus älteren Generationen (bin Mitte 20).

    • @judotobsi
      @judotobsi 2 месяца назад

      Und warum hast Du dann das Profilbild eines Hundes???

  • @_xolari
    @_xolari Год назад +1

    sehr gutes Video