Ich habe die Frage nach Hobbies oft in der Weise erlebt, dass man wissen wollte, ob ich zeitlich flexibel genug bin. Man hätte es gern gesehen, dass ich in ein Fitnessstudio gehe, das rund um die Uhr geöffnet hat, damit ich jederzeit auch mal länger bleiben kann, und dass ich regelmäßige Chorproben oder andere Gruppenveranstaltungen hatte, selbstverständlich außerhalb der Arbeitszeit, das wurde zuerst akzeptiert und dann massiv sabotiert. Sowohl im Einzelhandel wo es fast unvermeidbar ist, als auch im Büro, wo man sich schon meistens so organisieren kann, dass nicht ausgerechnet an jedem Chorprobentag noch dringende Sachen nach der eigentlichen Arbeitszeit erledigt werden müssen. Deswegen ist mir die Frage nach Hobbies inzwischen sehr unangenehm, weil ich das als Signal verstehe, dass man mir mein Privatleben nur sehr bedingt gönnen wird. Ich erzähle da gern drüber mal in der Mittagspause, wenn es keinen besonderen Kontext hat, aber im Vorstellungsgespräch ist das für mich eher ein böses Omen. Öfter fragen Personaler aber auch nach einem Hobby, um zu sehen, ob man in einem Verein aktiv und damit ortsansässig und nicht schon wieder auf dem Sprung ist. Sofern sie an einer langfristige Bindung interessiert sind. Wenn man so etwas als Zeitarbeitskraft gefragt wird, Vorsicht!
Die Angabe der Hobbies im Lebenslauf ist auch schon seit Jahrzehnten etabliert. Ich halte es sogar für kritisch, da man sich nicht dagegen schützen kann eine/n Bewerber/in positiver einzuschätzen, wenn diese Person dasselbe Hobby hat.
Vielen Dank, sehr interessant. Ich empfehle zur weiteren Literatur die Doktorarbeit von Ludwig Merker (2009): Engagement, Studienerfolg und Berufserfolg. Dort geht es um den Zusammenhang zwischen sozialem / ehrenamtlichen Engagement einerseits und Studien- bzw. Berufserfolg andererseits. Die Zusammenhänge mit den Erfolgskriterien sind ebenfalls gering.
Aus eigener Erfahrung würde ich die vorhandenen Freizeitaktivitäten durchaus in die Bewerberwahl mit einbeziehen, natürlich abhängig der Branche. Der Einzelhandel profitiert von Erfahrenen Personal und in Abhängigkeit zur Spezialisierung sind Hobbies ein guter Indikator. Kocht eine Person gerne zeigt sie schon eine gute Grundlage für den Handel mit Haushalt und Koch Utensilien. Eine Person ohne Interesse an Multimedia oder Pop Kultur kann in einem Geschäft wie MediaMarkt oder viel spezieller Elbenwald, GameStop, usw. können sich nur schlecht einfinden und verkaufen Produkte zunächst nicht mit selber Faszination. Des Weiteren kann man die angegebenen Hobbies auch nutzen um einzuschätzen, ob eine Person in ein vorhandenes Team passt. Dies sollte Prinzipiell nicht ausschlaggebend sein, kann jedoch helfen.
Ich finde, dass Hobbies immer gut als Eisbrecher genutzt werden können, um ins Gespräch zu starten. Für die Bewerberauswahl sollte es natürlich keine Relevanz haben.
Gutes Video! Über eine Sache bin ich jedoch gestolpert. Die Varianzaufklärung bei den Freizeitaktivitäten, deren Zusammenhang mit Offenheit untersucht wurde, kommt mir trotz vergleichbar hoher Werte (5-9% bei Kunst) immer noch recht niedrig vor. Dazu kommen noch andere Merkmale, bei denen ich einen starken Zusammenhang erwartet habe - wie z. B. Musik - bei denen quasi gar kein Effekt gefunden wurde (0-1,4%). Meine Erwartung kommt in diesem Fall nicht nur durch ein Bauchgefühl zustande, sondern lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass das Interesse an Ästhetischem und "intellektuelles" Interesse an sich in der Regel doch bereits in das Konzept der Offenheit integriert sind und daher auch in einem Fragebogen abgefragt werden müssten. Oder haben Sie diese Aspekte der Offenheit in Ihrer Untersuchung ausgeklammert, um keine Effektverzerrungen zu erhalten und stattdessen den Zusammenhang solcher Interessen mit anderen Merkmalen der Offenheit (wie. z. B. das Bedürfnis nach Abwechslung) untersucht?
Hallo, Wir haben zur Messung der Big 5 den BFI-K eingesetzt. In der Skala Offenheit gibt es auch zwei Items, die in die Richtung gegen, die Sie ansprechen (Ästhetik/künstlerisches Interesse). Dass dennoch nichts dabei herauskommt, liegt möglicherweise daran, dass wir die Heterogenität der Gruppen jeweils unterschätzen. Wahrscheinlich gibt es sehr viele unterschiedliche Gründe warum jemand Musik spielt (weil man so sozialisiert wurde, wie man ein besonderes ästhetisches Empfinden hat, weil am andere beeindrucken will u.v.m.). Mich überraschen die Ergebnisse insofern nicht, als dass wir vor einigen Jahren in einer Bachelorarbeit speziell zum Thema Musik auch so gut wie nichts gefunden haben. Damals wurde noch feiner differenziert zwischen verschiedenen Formen, Musik zu betreiben.
Wie sieht es denn aber mit spezifischen und berufsbezogenen Persönlichkeitseigenschaften aus? In einem Anforderungsprofil werden sicher nicht nur allgemeine Merkmale festgehalten, sondern auch recht spezifische und auf die zu besetzende Stelle bezogene Merkmale. Interessant wäre hier der Zusammenhang zu Freizeitaktivitäten.
Wenn Sie sich bei psyweb.uni-muenster.de anmelden können Sie den Fragebogen zur Messung sozialer Kompetenzen, sowie einen Fragebogen zur Messung der Big 5 ausfüllen und bekommen dann auch ein Ergebnisfeedback. Die Studie zu den Freizeitaktivität ist aber schon lange abgeschlossen.
Ich habe die Frage nach Hobbies oft in der Weise erlebt, dass man wissen wollte, ob ich zeitlich flexibel genug bin. Man hätte es gern gesehen, dass ich in ein Fitnessstudio gehe, das rund um die Uhr geöffnet hat, damit ich jederzeit auch mal länger bleiben kann, und dass ich regelmäßige Chorproben oder andere Gruppenveranstaltungen hatte, selbstverständlich außerhalb der Arbeitszeit, das wurde zuerst akzeptiert und dann massiv sabotiert. Sowohl im Einzelhandel wo es fast unvermeidbar ist, als auch im Büro, wo man sich schon meistens so organisieren kann, dass nicht ausgerechnet an jedem Chorprobentag noch dringende Sachen nach der eigentlichen Arbeitszeit erledigt werden müssen. Deswegen ist mir die Frage nach Hobbies inzwischen sehr unangenehm, weil ich das als Signal verstehe, dass man mir mein Privatleben nur sehr bedingt gönnen wird. Ich erzähle da gern drüber mal in der Mittagspause, wenn es keinen besonderen Kontext hat, aber im Vorstellungsgespräch ist das für mich eher ein böses Omen.
Öfter fragen Personaler aber auch nach einem Hobby, um zu sehen, ob man in einem Verein aktiv und damit ortsansässig und nicht schon wieder auf dem Sprung ist. Sofern sie an einer langfristige Bindung interessiert sind. Wenn man so etwas als Zeitarbeitskraft gefragt wird, Vorsicht!
Die Angabe der Hobbies im Lebenslauf ist auch schon seit Jahrzehnten etabliert.
Ich halte es sogar für kritisch, da man sich nicht dagegen schützen kann eine/n Bewerber/in positiver einzuschätzen, wenn diese Person dasselbe Hobby hat.
Da bin ich ja froh, vor schnellen Urteilen gewahrt zu sein. ;-)
Vielen Dank, sehr interessant. Ich empfehle zur weiteren Literatur die Doktorarbeit von Ludwig Merker (2009): Engagement, Studienerfolg und Berufserfolg. Dort geht es um den Zusammenhang zwischen sozialem / ehrenamtlichen Engagement einerseits und Studien- bzw. Berufserfolg andererseits.
Die Zusammenhänge mit den Erfolgskriterien sind ebenfalls gering.
In keinem meiner ca. 30 Vorstellungsgespräche kamen Freizeitaktivitäten zur Sprache.
Aus eigener Erfahrung würde ich die vorhandenen Freizeitaktivitäten durchaus in die Bewerberwahl mit einbeziehen, natürlich abhängig der Branche. Der Einzelhandel profitiert von Erfahrenen Personal und in Abhängigkeit zur Spezialisierung sind Hobbies ein guter Indikator. Kocht eine Person gerne zeigt sie schon eine gute Grundlage für den Handel mit Haushalt und Koch Utensilien. Eine Person ohne Interesse an Multimedia oder Pop Kultur kann in einem Geschäft wie MediaMarkt oder viel spezieller Elbenwald, GameStop, usw. können sich nur schlecht einfinden und verkaufen Produkte zunächst nicht mit selber Faszination.
Des Weiteren kann man die angegebenen Hobbies auch nutzen um einzuschätzen, ob eine Person in ein vorhandenes Team passt. Dies sollte Prinzipiell nicht ausschlaggebend sein, kann jedoch helfen.
Besten Dank!
Ich finde, dass Hobbies immer gut als Eisbrecher genutzt werden können, um ins Gespräch zu starten. Für die Bewerberauswahl sollte es natürlich keine Relevanz haben.
Gutes Video!
Über eine Sache bin ich jedoch gestolpert. Die Varianzaufklärung bei den Freizeitaktivitäten, deren Zusammenhang mit Offenheit untersucht wurde, kommt mir trotz vergleichbar hoher Werte (5-9% bei Kunst) immer noch recht niedrig vor. Dazu kommen noch andere Merkmale, bei denen ich einen starken Zusammenhang erwartet habe - wie z. B. Musik - bei denen quasi gar kein Effekt gefunden wurde (0-1,4%). Meine Erwartung kommt in diesem Fall nicht nur durch ein Bauchgefühl zustande, sondern lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass das Interesse an Ästhetischem und "intellektuelles" Interesse an sich in der Regel doch bereits in das Konzept der Offenheit integriert sind und daher auch in einem Fragebogen abgefragt werden müssten. Oder haben Sie diese Aspekte der Offenheit in Ihrer Untersuchung ausgeklammert, um keine Effektverzerrungen zu erhalten und stattdessen den Zusammenhang solcher Interessen mit anderen Merkmalen der Offenheit (wie. z. B. das Bedürfnis nach Abwechslung) untersucht?
Hallo,
Wir haben zur Messung der Big 5 den BFI-K eingesetzt. In der Skala Offenheit gibt es auch zwei Items, die in die Richtung gegen, die Sie ansprechen (Ästhetik/künstlerisches Interesse). Dass dennoch nichts dabei herauskommt, liegt möglicherweise daran, dass wir die Heterogenität der Gruppen jeweils unterschätzen. Wahrscheinlich gibt es sehr viele unterschiedliche Gründe warum jemand Musik spielt (weil man so sozialisiert wurde, wie man ein besonderes ästhetisches Empfinden hat, weil am andere beeindrucken will u.v.m.). Mich überraschen die Ergebnisse insofern nicht, als dass wir vor einigen Jahren in einer Bachelorarbeit speziell zum Thema Musik auch so gut wie nichts gefunden haben. Damals wurde noch feiner differenziert zwischen verschiedenen Formen, Musik zu betreiben.
Wie sieht es denn aber mit spezifischen und berufsbezogenen Persönlichkeitseigenschaften aus? In einem Anforderungsprofil werden sicher nicht nur allgemeine Merkmale festgehalten, sondern auch recht spezifische und auf die zu besetzende Stelle bezogene Merkmale. Interessant wäre hier der Zusammenhang zu Freizeitaktivitäten.
Das müsste man noch untersuchen. Die bislang untersuchten Persönlichkeitsmerkmale sind aber durchaus auch berufsrelevant.
Kann man den Test irgendwo machen?
Wenn Sie sich bei psyweb.uni-muenster.de anmelden können Sie den Fragebogen zur Messung sozialer Kompetenzen, sowie einen Fragebogen zur Messung der Big 5 ausfüllen und bekommen dann auch ein Ergebnisfeedback. Die Studie zu den Freizeitaktivität ist aber schon lange abgeschlossen.