schönes Video! aber ich komm nicht hinweg, wegen den langen "s" im Schriftzug Ebermannstadt, ich kenn mich "Frakturlettern" nicht aus, dachte immer dass es nur am Ende oder mit "SZ" steht?schreibt mir halt... ciao Micha ;-)
Hallo Micha, danke für deine Anfrage. Interessant, dass (ß) man in der Corona-Zeit Zeit findet, sich mit Dingen zu beschäftigen, für die man sonst keine Zeit findet - und das auf RUclips. In diesem Satz hat man gleich mehrere Beispiele, die mit Deiner Frage zu tun haben: 1. "SZ": Auf einer deutsch eingestellten Tastatur ist diesen Sonderzeichen der deutschen Sprache direkt zu erreichen. Früher schrieb man das Wörtschen "das" nur dann mit "ß", wenn man es nicht durch die Wörter "dieses" oder "welches" ersetzen kann. Beispiele: Ein Auto, das mir gefällt. Es ist schön, daß Du meine Filme anschaust. Nach der neuen Rechtschreibereform (mindestens schon 20 Jahre alt), sollte man dann aber nicht "ß" schreiben, sondern mit zwei "s".Das war wohl dem internationalen Computer-Zeitalter geschuldet. Nach der Reform der Reform darf man wieder beide Vaianten nehmen. Das gleiche gilt für Wörter "Schloß" (Türschloss oder Kastell) bzw. neu: "Schloss". Die Variante mjit "ß" kann man viel schneller lesen bzw. erfassen (vielleicht aber auch aus Gewohnheit). Beispiel: Ein (Tür-)Schloß ist mit einem Schlüssel zu öffnen. 2. Corona-Zeit: Ich nutze gerne bei solchen Wörtern den Bindestrich, um die Lesbarkeit zu verbessern (schnellere Erfassung des Textes). Der Regel entsprechend müsste man das Wort aber zusammenschreiben, wie bei der (mitteleuropäischen) Sommerzeit. Ich will aber mit der Bindestrich-Schreibweise zum Ausdruck bringen, dass uns Corona hoffentlich nicht so lange beschäftigt, dass (ß) das Wort zu einem dauerhaft bekannten Begriff wird. 3. Man sollte übigens auch keine Sätze bilden, in denen - grammatikalisch völlig korrekt - zwei gleiche oder ähnlich klingende Wörter (dass, das) hintereinander stehen. 4. Ein Beispiel für die Verbesserung der Lesbarkeit ist das Wort "RUclips". Eigentlich müsste es ja heißen "your tube" (Dein Kanal). Interessant wäre es, mal zu erfahren, wie viele Werbetexter oder Wort(er)finder verschlissen wurden, bis jemand auf die Idee kam das "r" wegzulassen. Oder bei "Toys are us" ein lautmalerisches "R" an Stelle des Wortes "are" einzufügen (spiegelbildlich); oder bei "shue4You" oder "Cafe2Go". Ich finde das gut ! 5. Was nun das "lange s" in Ebermannstadt angeht, so habe ich deine Frage an das Tourismusbüro weitergeleitet (Adresse: Bahnhofplatz 1). Die haben vorhin geantwortet und mir geraten, mich an den Eisenbahnverein zu wenden 😉!! Versuchen wir es also selbst: Zunächst habe ich deine Frage überhaupt nicht verstanden. Ich musste mir meinen Film 3 mal anschauen, bis mir das "lange s" am Bahnhof auch auffiel. Mir sind diese Lettern noch geläufig - aus der Biebel und dem (Konfirmations-)Gesangbuch, obwohl das schon 45 jahre alt ist. Dieser Schriftyp ist sehr alt. Die Buchstaben sind eng zusammen (Papier war teuer!), aber trotzdem gut lesbar, weil die Buchstaben sehr unterschiedlich in der Höhe sind und ein abwechslungsreiches Schriftbild ergeben. Mann kann die Wörter besser (schneller) erfassen. Es gab Leute, die lernten große Teile der Biebel auswendig! Anfang des letzten Jahrhunderts kam die Schrift wieder mehr in Mode. In Verbindung mit anderen Schriften wurde sie verwendet, um einzelne wichtige Textteile hervorzuheben. Man kann so einen Text "querlesen" oder "überfliegen" - sehr hilfreich, wenn man beruflich sehr viel lesen muss (z.B. mehrere 100 Seiten Vorbemerkungen, um 4 Seiten Angebot zu bearbeiten). Auch durch die Verwendung einzelner Fraktura-Buchstaben in andere Schriften einzufügen, erhöhte die Texterkennung. Und das scheint in Ebermannstadt beabsichtigt zu sein. Der Name der Stadt geht auf Herrn (oder die Familie) Ebermann zurück. Dr. Goggle weiß sogar, dass ein Stammeshäuptling in der Gegend "Ebermar" hieß. Dann müsste der Ort aber "Ebermannsstadt" heißen (also mit 2 "s", eines davon das Genitiv-s ). Sieht aber blöd aus ! Nun sieht die Rechtschreiberegel aber durchaus vor, dass man bei (bekannten) Eigennamen dieses Genitv-s weglassen kann oder darf, um den Namen nicht zu verhunzen. Es ist auch erlaubt, einen Apostrophen zu setzen. Dann entstünde "Ebermann's Stadt". Ich kann mir aber auch vorstellen, dass irgendwann einmal die Stadtväter nicht mehr die Stadt des Herrn Ebermann (oder -mar) regieren wollten, sondern ihre eigenen Stadt. Also hat man das Ebermann'sche "s" ganz weggelassen. Und nun kommt das Fraktura-"s" ins Spiel: Man zeigt, dass etwas nicht ganz den Regeln entspricht und erhöht gleichzeitig dir Lesbarkeit. Hätte man den Werbetexter von RUclips rangelassen, hätte er den Bahnhof mit "EbermannStadt" beschriftet. Kann so sein - muss aber nicht! Herzliche Grüße und wenig Langeweile Harold
👍👍👍👍👍👍👍👍
schönes Video! aber ich komm nicht hinweg, wegen den langen "s" im Schriftzug Ebermannstadt, ich kenn mich "Frakturlettern" nicht aus, dachte immer dass es nur am Ende oder mit "SZ" steht?schreibt mir halt... ciao Micha ;-)
Hallo Micha,
danke für deine Anfrage. Interessant, dass (ß) man in der Corona-Zeit Zeit findet, sich mit Dingen zu beschäftigen, für die man sonst keine Zeit findet - und das auf RUclips.
In diesem Satz hat man gleich mehrere Beispiele, die mit Deiner Frage zu tun haben:
1. "SZ": Auf einer deutsch eingestellten Tastatur ist diesen Sonderzeichen der deutschen Sprache direkt zu erreichen. Früher schrieb man das Wörtschen "das" nur dann mit "ß", wenn man es nicht durch die Wörter "dieses" oder "welches" ersetzen kann. Beispiele: Ein Auto, das mir gefällt. Es ist schön, daß Du meine Filme anschaust. Nach der neuen Rechtschreibereform (mindestens schon 20 Jahre alt), sollte man dann aber nicht "ß" schreiben, sondern mit zwei "s".Das war wohl dem internationalen Computer-Zeitalter geschuldet. Nach der Reform der Reform darf man wieder beide Vaianten nehmen. Das gleiche gilt für Wörter "Schloß" (Türschloss oder Kastell) bzw. neu: "Schloss". Die Variante mjit "ß" kann man viel schneller lesen bzw. erfassen (vielleicht aber auch aus Gewohnheit). Beispiel: Ein (Tür-)Schloß ist mit einem Schlüssel zu öffnen.
2. Corona-Zeit: Ich nutze gerne bei solchen Wörtern den Bindestrich, um die Lesbarkeit zu verbessern (schnellere Erfassung des Textes). Der Regel entsprechend müsste man das Wort aber zusammenschreiben, wie bei der (mitteleuropäischen) Sommerzeit. Ich will aber mit der Bindestrich-Schreibweise zum Ausdruck bringen, dass uns Corona hoffentlich nicht so lange beschäftigt, dass (ß) das Wort zu einem dauerhaft bekannten Begriff wird.
3. Man sollte übigens auch keine Sätze bilden, in denen - grammatikalisch völlig korrekt - zwei gleiche oder ähnlich klingende Wörter (dass, das) hintereinander stehen.
4. Ein Beispiel für die Verbesserung der Lesbarkeit ist das Wort "RUclips". Eigentlich müsste es ja heißen "your tube" (Dein Kanal). Interessant wäre es, mal zu erfahren, wie viele Werbetexter oder Wort(er)finder verschlissen wurden, bis jemand auf die Idee kam das "r" wegzulassen. Oder bei "Toys are us" ein lautmalerisches "R" an Stelle des Wortes "are" einzufügen (spiegelbildlich); oder bei "shue4You" oder "Cafe2Go". Ich finde das gut !
5. Was nun das "lange s" in Ebermannstadt angeht, so habe ich deine Frage an das Tourismusbüro weitergeleitet (Adresse: Bahnhofplatz 1). Die haben vorhin geantwortet und mir geraten, mich an den Eisenbahnverein zu wenden 😉!!
Versuchen wir es also selbst: Zunächst habe ich deine Frage überhaupt nicht verstanden. Ich musste mir meinen Film 3 mal anschauen, bis mir das "lange s" am Bahnhof auch auffiel. Mir sind diese Lettern noch geläufig - aus der Biebel und dem (Konfirmations-)Gesangbuch, obwohl das schon 45 jahre alt ist. Dieser Schriftyp ist sehr alt. Die Buchstaben sind eng zusammen (Papier war teuer!), aber trotzdem gut lesbar, weil die Buchstaben sehr unterschiedlich in der Höhe sind und ein abwechslungsreiches Schriftbild ergeben. Mann kann die Wörter besser (schneller) erfassen. Es gab Leute, die lernten große Teile der Biebel auswendig!
Anfang des letzten Jahrhunderts kam die Schrift wieder mehr in Mode. In Verbindung mit anderen Schriften wurde sie verwendet, um einzelne wichtige Textteile hervorzuheben. Man kann so einen Text "querlesen" oder "überfliegen" - sehr hilfreich, wenn man beruflich sehr viel lesen muss (z.B. mehrere 100 Seiten Vorbemerkungen, um 4 Seiten Angebot zu bearbeiten). Auch durch die Verwendung einzelner Fraktura-Buchstaben in andere Schriften einzufügen, erhöhte die Texterkennung.
Und das scheint in Ebermannstadt beabsichtigt zu sein.
Der Name der Stadt geht auf Herrn (oder die Familie) Ebermann zurück. Dr. Goggle weiß sogar, dass ein Stammeshäuptling in der Gegend "Ebermar" hieß.
Dann müsste der Ort aber "Ebermannsstadt" heißen (also mit 2 "s", eines davon das Genitiv-s ). Sieht aber blöd aus ! Nun sieht die Rechtschreiberegel aber durchaus vor, dass man bei (bekannten) Eigennamen dieses Genitv-s weglassen kann oder darf, um den Namen nicht zu verhunzen. Es ist auch erlaubt, einen Apostrophen zu setzen. Dann entstünde "Ebermann's Stadt".
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass irgendwann einmal die Stadtväter nicht mehr die Stadt des Herrn Ebermann (oder -mar) regieren wollten, sondern ihre eigenen Stadt. Also hat man das Ebermann'sche "s" ganz weggelassen.
Und nun kommt das Fraktura-"s" ins Spiel: Man zeigt, dass etwas nicht ganz den Regeln entspricht und erhöht gleichzeitig dir Lesbarkeit. Hätte man den Werbetexter von RUclips rangelassen, hätte er den Bahnhof mit "EbermannStadt" beschriftet.
Kann so sein - muss aber nicht!
Herzliche Grüße und wenig Langeweile
Harold