Wichtiges Thema, über das kaum jemand spricht! Ich war mit Cinderella zusammen auf dem Gymnasium, schön, sie mal wieder zu sehen. Das war damals auch so ein Thema: wir waren auf einem der wenigstens Gymnasien BUNDESWEIT, das gleichzeitig eine Schule für Menschen mit Behinderung ist. Vor 10 Jahren war Inklusion, nicht so ein Thema… meistens sind Schulen für Behinderte höchstens eine Realschule, meist aber wird nur ein Hauptschul- oder Sonderschulzweig angeboten. Es ist „der Klassiker“, dass die meisten dann leider mehr oder weniger dazu gezwungen sind, nach der Schule in einer Werkstatt für behindere Menschen (WfbM) zu arbeiten, wo man wirklich teilweise unterbezahlt wird 😩 Wir, Menschen mit Behinderung werden oft zu wenig gefördert, müssen uns ständig überall „beweisen“, und von „Chancengleichheit“ merke ich wenig. Inklusion ist in meinen Augen genau das Gegenteil! Danke für die Doku, wichtiges Thema, über das viel zu wenig geredet wird! Liebe Grüße Kons-T
Hey Kons-T, wie cool, dass du als erstes kommentiert hast. War echt eine krasse Zeit damals und ich frage mich oft, was sich seitdem eigentlich groß geändert hat. Ich hoffe, auch du hast dich durchgeboxt und machst weiterhin dein Ding. Liebe Grüße Cinderella
Meine Güte ist die Gesellschaft dumm. Die Frau kann arbeiten und wenn ich ehrlich bin würde ich mich als Unternehmen lieber an sie wenden, da sie sich durchbeißen und kämpfen muss im Leben. Starke Frau. lassen sie sich nicht Unterkriegen.
Ein total wichtiges Thema! Ich bin behindert, aktuell Studentin und habe große Angst vor dem Start ins Arbeitsleben. Ich versuche schon lange ein Praktikumsplatz für mein Pflicht(!)praktikum zu bekommen. Leider bisher ohne Erfolg. "Gründe": Teilzeit nicht möglich, Gebäude nicht barrierefrei, Führerschein erforderlich, ... Für Praktika gibt es diesen Pflichtanteil auch nicht mal.
ja und? also tut mir leid das sie eine behinderung haben, aber wenn sie behandelt werden wollen, wie jemand ohne behinderung... Willkommen in der Harten Welt. Viele bekommen keine Plätze, andere brauchen auch einen Führerschein...
Die Frage ist warum wir überhaupt noch Behindertenwerkstätten haben, obwohl sie gegen Menschenrechte und gegen die Inklusion verstoßen. Selbst die EU rügt uns dafür, das wir Behindertenwerkstätten haben... Das wäre Mal die Frage für das Arbeitsministerium. Warum halten wir an einem Konzept fest, welches Menschen ausbeutet, keine Inklusion bietet.... Die versteckte Antwort ist: aufgrund billiger Arbeitskräfte. Und der funfakt daran ist, dass wenn man in Behindertenwerkstätten produzieren lässt, man auch noch "was soziales tut"... Das Gegenteil ist der Fall! Man unterstützt Ausbeutung und Ausgrenzung!
Cinderella ist eine bemerkenswerte Person. Ich kenne die Probleme die man als behinderte Person hat auf dem ersten Arbeitsmarkt hat, nur weil man einen Makel hat für den man nichts kann. Man wird bei Vorstellungsgesprächen sobald man auch nur die Behinderung erwähnt schon teilweise anders wahrgenommen und Gespräche die vorher gut liefen, führten zu Ablehnungen. Fragt man dann nach dem Grund hab ich schon erlebt, das herum gedruckst wurde, warum man mich ablehnte. Menschen mit einer Beeinträchtigung werden immer noch als Menschen zweiter Klasse gesehen und als doof abgestempelt, trotz Studiums oder guter Ausbildung.
Hey, könnte ich dich um Rat fragen? Ich habe eine Gleichstellung aufgrund mehrerer Erkrankungen und leide am meisten unter der multisystemerkrankung, die mich 10 Tage im Monat leiden lässt und noch weitere Tage fast ausknocked und somit schon meine Leistungsfähigkeit/Konzentration beeinträchtigt, weshalb ich mir aber trotzdem keine AU nehmen würde. Ich habe es in Vorstellungsgesprächen bewusst nicht angesprochen, weil es ja um meine Qualifikation gehen sollte und mich nicht geistig einschränkt für eine Bürojob. Seit dem ich die Gleichstellung habe und diese bei Frage auf den jeweiligen Seiten angebe, habe ich immer mehr das Gefühl, dass dass ich zur Scheinbewerbungsgesprächen eingeladen werde, weil sich Personaler vor einer Diskriminierungsklage schützen möchten, wahrscheinlich weil ich gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte bin und die Ausbildung bei der Polizei abgebrochen habe, liegt da die Befürchtung nahe. Die Gespräche laufen wirklich merkwürdig und der Fokus liegt nicht mehr auf meiner Qualifikation, sondern eher auf etwas degradierend und es kommen so Fragen, warum ich möglicherweise gleichberechtigt sein könnte oder die letzte Ausbildung, bgebrochen habe was mit der Stelle an sich nicht wirklich was zu tun hat und meine anderen Berufserfahrungen gar keine Beachtung finden. Würdest du mir raten, die Angabe der Behinderung wegzulassen oder weiterhin anzugeben, wozu ich ja nicht verpflichtet bin. Mein Gedanke war einfach, dass sich mit der Angabe der Gleichstellung schlechte AG von guten Arbeitgebern filtern lassen, aber hab jetzt das Gefühl dass der Rest auch nur zum Schein einlädt.
Hi Zetorah, deine Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Ich kann dir nur meine Erfahrungen mit Bewerbungen schildern, bei denen ich den Gleichstellungsbescheid beigefügt habe. Hier hatte ich auch das Gefühl bei den Gesprächen nur eingeladen worden zu sein, weil man nachgewiesen hat, dass man hier die Quote erfüllt und auch Menschen mit Handicap einzuladen. Die Gespräche zielten zwar auf die mit gebrachte Qualifikationen ab, aber man war nicht an meiner Person interessiert. Dieses Gefühl hatte ich bei jedem dieser Gespräche. Seither habe ich abgewogen, bei welchen Bewerbungen ich die Gleichstellung mit geschickt habe (Behörden etc.) und wo nicht (Unternehmen der freien Wirtschaft). Bei Bewerbungsgesprächen bei Behörden hatte ich schon das Gefühl das sie an meinem Gesamtpaket (Mensch + Qualifikation) interessiert ist, man aber sich gegen die Konkurrenz nicht durchsetzen konnte. Aber auch hier gab es auch den oben beschriebenen Fall - Gespräch um die Quote zu erfüllen ._.“. Bei meinem letzten Bewerbungsgespräch - bei meinem aktuellen Arbeitgeber - war das komplett anders (hier hatte ich den Gleichstellungsbescheid nicht mitgesandt, da es ein Unternehmen der freien Wirtschaft ist). Hier kam auf meinen Hinweis meiner Behinderung die Aussage, dass eigentlich jeder, der eine Brille benötigt, man schon als beeinträchtigt ansehen kann 😂 und es damit auch egal sei, ob man als Bewerber jetzt einen anerkannten Behinderungsgrad hat oder nicht, jeder Mensch sollte nach seinem Wert (Qualifikation, soziale Interaktion etc.) beurteilt werden. Wozu gibt es schließlich die Probezeit in der sich beide Seiten ausreichend testen können, ob es passt oder nicht. Bei mir hat es gepasst und seit Dezember letzten Jahres bin ich entfristet bei dem Unternehmen beschäftigt :). Was ich dir raten kann, auf dein Bauchgefühlt zu hören, ob du den Gleichstellungsbescheid beifügen solltest oder nicht. Schau dir die Unternehmen und deren Philosophie an, oftmals kann man da schon einen gewissen Eindruck gewinnen, ob es sich lohnt den Bescheid beizufügen oder nicht. Ich habe mit Erhalt des Bescheids auch gedacht, ich füge den jetzt jeder Bewerbung bei, und in Null Komma nix wird man eingeladen und hat in absehbarer Zeit einen Job (das war 2013). Zu dem Zeitpunkt war es eh schon schwierig was passendes zufinden ._.“ ohne größere Berufserfahrung. Nach und nach habe ich das Handicap nur noch in den Gesprächen angesprochen, da es nunmal zu mir gehört. Meist war dann auch eine Ablehnung schon fast garantiert ._.“. In möglichen Gesprächen, würde ich deine Beeinträchtigung schon mit einbauen, da es - wie du schreibst - zu Krankheitstagen kommen kann, die ein möglicher Arbeitgeber mit einplanen muss. Ist ein Unternehmen wirklich an dir interessiert, sollte das eigentlich eine „Nebensächlichkeit“ sein. Menschen mit Behinderungen hilft oftmals Vitamin „B“. Ich bin auch auf meinem Werdegang öfters über Beziehungen an Jobs gekommen, wo man über Bekannte/Freunde/Familie schon mal für sich Werbung machen lassen konnte. Einmal hat es auch ohne Vitamin B geklappt allerdings bin ich dort am letzten Tag der Probezeit entlassen worden, ohne Angaben von Gründen ._.“. Ich wünsche dir viel Glück bei deinen Bewerbungen und hoffe, dass du bald einen Arbeitgeber findest, der dich so will wie du bist - mit all deinen Ecken und Kanten ;). Vielleicht hilft ja bei dir auch Vitamin B, frag doch mal im Freundes- und Bekanntenkreis, ob die nicht für dich mal in deren Unternehmen die Werbetrommel für dich rühren können, wenn eine passende Stelle vakant ist.
Vielen lieben Dank für dein ausführlichen Bericht. Ja zum Thema soziale Firmenphilosophie, da darf man sich leider nicht blenden lassen. Es gibt so viel Unternehmen die sich dick Charity auf die Stirn schreiben oder sowas wie uns liegt viel an unseren Mitarbeitern und sich als beste Arbeitgeber auszeichnen lassen und auch soziale Projekte für gehandicapte Menschen unterstützen, aber in Wahrheit gar keine genau solche Menschen eben nicht einstellen wollen. Ich weiß nicht, ob du Raoul von den Sozialhelden kennst, er hat darüber auch mal berichtet wie Menschen weiterhin vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden, trotz dass sich AG nach außen hin immer so sozial zeigen.Es ist aber interessant dass du die selben Erfahrungen gemacht hast wie ich sowohl im öffentlichen Dienst als auch nicht öffentlichen Dienst. Was ich dich noch fragen wollte, hast du neben der Abwägung es o gehandhabt, dass wenn du es nicht angegeben hast es selbst im Gespräch deine Erkrankung erwähnt hast und die Gleichstellung. Meine Frage wäre hat, in welchen Momenten des Vorstellungsgespräch hast du den Zeitpunkt gefunden darüber zu reden und inwieweit hast du über Gleichstellung und Erkrankung berichtest. Und dürfte ich fragen was für eine Art von Unternehmen es ist und als was du dich beworben hast.@@Santonikum
Hi Zetorah, meine Hörbehinderung ist auf den ersten Blick nicht wirklich sichtbar und fällt - sofern die elektronischen Helferlein nicht ausfallen - eigentlich nicht auf. Es ist aber ein Teil meines Lebens und gehört erwähnt. Zumal mich dies teilweise am Telefon manchmal einschränkt, wenn der Telefonpartner beinah ins Telefon flüstert und man ihn mehrmals bitten muss, etwas lauter zu sprechen. Kann manchmal echt nervig sein - für einen selbst, sowie für den Gesprächspartner ._.“. Ich habe Glück, dass ich aktuell in der Lage bin mir die einigermaßen gute Hörtechnik leisten zu können, so dass diese meine Behinderung für mich optimal ausgleichen. Wann habe ich das einfließen lassen … mh schwierig … das war teilweise Situationsabhängig. Mal habe ich es - so knall auf Fall direkt in meiner persönlichen Vorstellung eingebaut, mal da wo man nach den Stärken und Schwächen abgefragt wird. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber hatte ich das aufgrund des angeregten Gesprächs total vergessen zu erwähnen 😂 so dass das Thema erst im zweiten Gespräch gefallen ist, und dann haben sie wie beschrieben reagiert. Die Firma bei der ich aktuell beschäftig bin, ist ein Großhandel für Rohre, Fittings und Flansche im Raum Bremen/Stuhr. Eingestellt bin ich als Assitentin der Attest- und Rechnungsprüfung (Attest = Materialnachweis). Selbst in dem vorherigen Unternehmen, wo ich im Einkauf (Produzent von 19“ Schaltschrankzubehör etc.) beschäftigt war - bis die Firma in Schieflage geriet - war die Behinderung kein Thema. Hier wusste die Firma allerdings durch meinen Mann von meiner Behinderung, so dass dies nur ein Randthema war. Die Gleichstellung habe ich nicht immer mit erwähnt, oftmals wird danach gefragt aber halt auch nicht immer, und erst dann habe ich es erwähnt - Ausnahme ich hab den Nachweis direkt mitgesandt :). Bei den Gesprächen in den letzten Jahren habe ich durch meine Berufserfahrung und der Erfahrung während den Vorstellungsgesprächen für mich scheinbar ein relativ gutes Konzept gefunden, souverän aufzutreten und das Handicap entsprechend mit zu vermarkten. Je selbstbewusster man damit umgeht, desto eher kommt dies positiv an - das ist meine Erfahrung aus der ganzen Bewerbungszeit und Berufsleben. Das mit dem sozialen Engagement von Unternehmen und deren tatsächliche Wahrheit tatsächlich habe ich auch erlebt, aber halt auch nicht bei allen. Es gibt auch sozial eingestellte Personalleiter, hier war es dann meist die fehlende Berufserfahrung, warum ich gescheitert bin. Das ist aber auch schon beinah 7 Jahre her - wie die Zeit vergeht O.o.
Die Ungleichbehandlung beginnt schon im Kindergarten. Vielen Kindern mit Behinderung bzw. ihren Eltern wird ausnahmslos der heilpädagogische Weg nahe gelegt. Die Hürden genügend Unterstützung in inklusiven Kitas zu beantragen sind hoch. In der Schule geht es dann leider so weiter.
Genau so ist es wir haben uns damals durchgesetzt das Evelyn wenigsten mit Ikraft in einem normalen regelkindergarten und jetzt geht sie in eine inklusive Schule mit ihrer Ikraft 😍
Gegen die wäre ich juristisch vorgegangen. Die Dame hat ein Studium und das Jobcenter kommt mit WfbM. Ich habe zwei Ausbildungen und trotzdem hat man nach erfolgreichen Abschluss der ersten Ausbildung erfolglos versucht, mich in eine WfbM zu stecken. Inzwischen bin ich im öffentlichen Dienst tätig. Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass man eine Ausbildung/Studium für den allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgreich abschließt und dann kommt einem eine Behörde, die für die Vermittlung von Arbeitssuchenden auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zuständig ist mit einer WfbM. Da läuft etwas gründlich schief.
Super, dass auch Sie sich durchsetzen konnten und es geschafft haben, so tätig zu werden, wie Sie es möchten. Wie im Beitrag geschildert hatte ich juristischen Beistand bereits in die Wege geleitet - glücklicherweise musste ich diese Option nicht nutzen, weil es vorher schon zu einer positiven Veränderung der Situation kam. Wenn nötig, hätte ich den juristischen Weg natürlich durchgezogen.
Huhu, in welchem Bereich des öffentlichen Dienst bist du tätig, wenn ich fragen darf . Hattest du das Gefühl im öffentlichen Dienst hat der Zusatz in den Ausschreibung von Bewerberinnen mit einer Behinderung/Gleichstellung sind erwünscht, dass es wirklich auch versucht wird umzusetzen . Suche im Bürobereich und hab das Gefühl dass auch im öffentlichen Dienst Bewerber mit einer bei mir im Falle keiner ersichtlichen Behinderung nicht davon begeistert sind Bewerbungen zu erhalten.
@@Zetoreh Also ich würde in der Bewerbung immer die Behinderung angeben, auch dann, wenn sie offensichtlich ist. Kommt besser über. Ich arbeite im Büro. Allgemeine Warnzeichen sind: Eine Stellenausschreibung erscheint immer wieder oder man hat im Vorstellungsgespräch ein komisches Gefühl. Das sind aber nur meine Erfahrungen.
Oha ich habe auch eine Tochter 8 Jahre alt mit Behinderung Ich kann nur sagen der Bürokratie ist scheiße und auch sonst geht es immer hin und her was sie leisten müssen wer für was zuständig ist Ich wünsche Cinderella alles Gute sie ist eine tolle starke Frau Sie ist das beste Beispiel das sie nicht in die Behinderungswerkstatt gehört. Aber wie ist es wenn Menschen die das nicht können und keine Kraft haben. Bitte leiber Eltern Familie Freunde hilft den Menschen.
Meine Frau hatte bisher mit Kollegen gute Erfahrungen gemacht. Aber bei der ein oder anderen Arbeitsstelle war es blöd mit behinderten gerechte Zugänge. Wenn man auf einem Industriepark arbeitet und dann komplett zur anderen Seite des Parks muss, weil man Mittag essen möchte, dann ist das durchaus Kacke.
Was ich persönlich krass finde ist, dass 25%der Unternehmen keine Leute mit Einschränkungen einstellt. Und das bei einem Thema wie Fachkräftemangel. Muss man nicht verstehen. Wünsche dir alles Gute für die Zukunft!
Hallo. An sich eine gute Doku zu einem wichtigen Thema. Was mir fehlt sind ein paar Ideen bzw. Lösungsansätze, die man diskutieren kann. Aus dem Ministerium scheint ja wenig zu kommen 😉. Eine Anhebung der Ausgleichszahlung scheint ja nicht ganz unproblematisch zu sein, im Hinblick auf die im Beitrag angesprochene Qualifizierung der Bewerber. Ich glaube, die Bezeichnung "Behinderung" ist auch als Klassifizierung schwierig. Ein Mensch mit körperlichen Beeinträchtigungen kann bspw. noch eine ganze Reihe an Tätigkeiten ausüben, die für einen geistig eingeschränkten Menschen so leider nicht machbar wären. Die Erfahrungen von Cinderella beim JobCenter sind natürliche ärgerlich. Da klingt es für mich so, dass es Probleme in der Kommunikation gab. Bei dem persönlichen Termin scheint ja alles geklappt zu haben. Trotzdem sollten Vorgehensweisen insgesamt besser besprochen werden, damit Kunde und Amt auch besser zusammen bzw. auch auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten können. Die Thematik der Berufsbildungswerke sollte jedoch beobachtet werden. Ein dauerhaft schlechter Ruf schadet ja den Absolventen. Vielleicht sind hier Unterrichtsformen oder Konzepte zu überarbeiten. Gelingt dies nicht, haben wir ein ähnliches Problem wie in den Werkstätten: geringe Verdienstmöglichkeiten. Und das muss nicht sein!
Hallo Dominic, danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich geb mein bestes, auf die einzelnen Aspekte einzugehen. Zu den fehlenden Lösungsansätzen: Das Thema ist zu komplex, um es in so einem Beitrag vollumfänglich darzustellen und entsprechend Lösungsansätze zu präsentieren. Das heißt nicht, dass die nicht schon seit Jahrzehnten diskutiert - und von Stellen wie dem Ministerium - immer wieder abgeschmettert werden. Die Geldmaschinerie hinter dem "System Werkstatt" ist noch viel größer und weiter verzweigter als es hier im Beitrag dargestellt wird. Das Team Upward hat im Rahmen seiner Möglichkeiten das Grundproblem sehr gut verständlich dargestellt. Für alles Weitere bräuchte es aus meiner Sicht eine mehrstündige Doku bzw. investigative Reportage. Wie du sagst ist die Anhebung der Ausgleichszahlung nur eine einseitige Lösung. Das Problem beginnt schon viel früher. In meinem Fall wurde z. B. schon bei meiner Geburt von den Ärzt*innen zu meiner Mutter gesagt: "Ihr Kind wird niemals sprechen, laufen oder ein eigenständiges Leben führen können." Meine Mutter bzw. meine Familie hatte zum Glück die Stärke, sich gegen dieses Urteil zu stemmen und im Laufe meines Lebens immer wieder darauf zu bestehen, dass ich Therapien, Untersuchungen, Medikamente etc. erhalte, auch wenn "Fachpersonal" der Meinung war, dass es nichts bringen würde. Viele andere Eltern und Familien sind dazu aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage - und meine Mutter/Familie hat für all das einen sehr hohen Preis bezahlt, nicht nur in Form von Geld. Im Kindergarten hieß es dann, man könne sich "nicht um so ein Kind kümmern" und so ging es sinngemäß auf jeder Bildungsstufe weiter bis in den Beruf hinein. Berufsbildungswerke können eine gute Sache sein, doch die Bildung dort zielt in der Regel nicht auf (höhere) Qualifizierung ab. Davon abgesehen erfolgt durch den Aufenthalt dort wieder eine Segregation, also Abgrenzung zu Menschen ohne Behinderung, statt Inklusion. Alternative Konzepte werden in diesem Zusammenhang ebenfalls seit Jahren diskutiert und ab und zu in Modellversuchen umgesetzt - die dann jedoch, meist aus Kostengründen, als "nicht flächendeckend umsetzbar" wieder verworfen werden. Auch hier spielen folglich finanzielle Abhängigkeiten und Machtgefüge eine Rolle. Last but not least zu deiner Einschätzung meiner Situation mit dem JobCenter: Hier gab es sicherlich nicht nur "Probleme in der Kommunikation". Da steckt wie bei den anderen Aspekten mehr dahinter, über das die beteiligten Personen entweder nicht reden können oder nicht reden wollen oder auch als Interne schlicht nicht Bescheid wissen, je nach Position. Eine gute Übersicht zum System der Behindertenwerkstätten und den Tücken daran hat z. B. das Projekt "JOBinklusive" gemacht: jobinklusive.org/2020/09/14/wie-das-system-der-behindertenwerkstaetten-inklusion-verhindert-und-niemand-etwas-daran-aendert/ Außerdem eine persönliche Ergänzung dazu von mir: Akademiker*innen mit Behinderung wie ich sind für die Werkstätten hilfreich, weil sie den Umsatz ankurbeln und somit sicherstellen, dass die Werkstätten ihre Wirtschaftlichkeitsvorgaben erfüllen. Diese Gruppe von Menschen wird im Fachjargon als "Leistungsträger" bezeichnet. Eben wegen der Wirtschaftlichkeitsvorgaben besteht großes Interesse daran, jene Menschen in der Werkstatt zu behalten. Die Erfüllung der Vermittlungsquote hingegen wird meist durch die Vermittlung von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt angestrebt - oft unabhängig davon, ob diese Personen wirklich für den ersten Arbeitsmarkt bereit sind bzw., was noch viel wichtiger ist, dort arbeiten wollen oder nicht. Durch die Nichterfüllung dieser Quote bzw. die hohe Zahl an Rückläufern, wie sie genannt werden, hat die Werkstatt immer ein Argument in der Tasche, um noch mehr Fördergelder einzustreichen für bessere Ausstattung und erfolgreichere Vermittlungsmethoden. Darüber hinaus zeigt die Tatsache, dass die "Mission WfbM", wie ich sie manchmal nenne, seit meinem 16 Lebensjahr immer wieder gestartet wird doch schon deutlich, dass ein System dahintersteckt. Oder nicht?
@@cinderellagluecklich Hallo Cinderella, erstmal herzlichen Dank für Deine Antwort auf mein Kommentar. Cool, dass Du die Diskussion nach dem Beitrag noch so intensiv verfolgst. Mir ist klar, dass in einem Beitrag von 15 Minuten nicht das volle Spektrum erläutert werden kann. Meiner Meinung nach können solche Themen gerne intensiver verfolgt werden. Da gab es in der Vergangenheit sinnlosere Dokumentationen im ÖRR, die auf eine längere Laufzeit gezogen wurden. Das Thema WfbM habe ich auch bisher nur am Rande verfolgt und fand es als Außenstehender soweit "ganz gut" für Menschen, die einfach einen geschützteren Rahmen benötigen. Im Kopf hatte ich hier jedoch insbesondere Menschen, mit geistigen Beeinträchtigungen. Trotz allem, darf dies jedoch nicht in Ausbeutung der Menschen enden. Danke für Deine Geschichte und die Schilderungen. Toll auch, dass Du Dich für eine solche Dokumentation zur Verfügung gestellt hast. Die Erlebnisse aus Deiner Kindheit und Jugend stammen ja aus den 90er/ 2000er Jahren. Hast Du denn das Gefühl, dass sich (zumindest teilweise) und mit Ausklammerung der Modellversuche etwas an der Situation gebessert hat? Nach meinem persönlichen Eindruck (von Außen) erscheint viel als Symbolpolitik. Inklusion in Schulen. Gut gemeint, aber oft schlecht umgesetzt. Lehrkräfte, die nicht für die benötigten Bedarfe geschult sind und noch vor weiteren Herausforderungen wie z.B. sprachlichen Barrieren bei verschiedenen Schülern stehen. Aufgefangen soll es dann von Betreuungsassistenten werden. Leider wohl, wie Du schon sagst, ein finanzieller Faktor. Zum JobCenter: Klar, da können auch andere Faktoren mitreinspielen. Das will ich gar nicht bezweifeln. Ich schmeiß hier einfach mal das Wort "Besetzungszahlen" in den Raum. So kannst Du auch mit einer Maßnahme für Bewegungsunterlagen beglückt werden, die Du nicht brauchst. Soll nicht so sein, aber leider nicht auszuschließen. Es erweckte im Beitrag nur den Eindruck, dass die beteiligten Personen vor dem persönlichen Termin, einen völlig anderen Eindruck hatten. Dementsprechend wurden dann wohl "Strategien" entwickelt, die nicht richtig mit Dir besprochen wurden und letztlich auch nicht sinnvoll waren bzw. gewesen wären. Da fehlt es sicher der ein- oder anderen Person an Fingerspitzengefühl oder auch an Fragestellungen die Situation des Menschen richtig zu erfassen. Hinzukommen mögliche o.g. Besetzungszahlen. Gerade an solchen Positionen würde ich mir übrigens Menschen wie Dich wünschen, die Ahnung von der Materie haben. Sollte mal eine Beschäftigung angestrebt werden, denk mal drüber nach! 😉 In jedem Fall Dir weiterhin alles Gute! 😀 Edit: Danke für den Link. Meine Antwort hatte sich überschnitten. :) Ich habe es mir durchgelesen. Und ja... auch mein Eindruck von den Werkstätten war bisher (überwiegend) positiv, wegen diesem "geschützen Umfeld" von diesem viele Außenstehende ausgehen. Aber gerade die Situation von solchen "Leistungsträgern", wie es bei Dir gewesen wäre, war mir komplett neu. Das sorgt tatsächlich im Hinblick auf Deine geschilderten Erlebnisse für ein gewisses "Geschmäckle".
@@niccc1986 Hallo Dominic, danke für dein Lob und deine guten Wünsche. Mir macht die Diskussion hier echt Spaß. Und nur, wenn ich dranbleibe, kann ich weiter den Raum offen halten dafür, dass andere Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen. :) Zu deiner Frage: Ja, seit den 90ern/2000ern hat sich einiges geändert - jedoch, wie du auch schreibst, nicht unbedingt zum Vorteil aller Beteiligten. Symbolpolitik ist da ein sehr treffendes Stichwort. Und genau das ist es, was mich so nervt und warum ich mich zu dem Thema immer wieder äußere, auch öffentlich. Es gibt Lösungen für viele der Probleme bereits in anderen Ländern, doch statt buchstäblich mal über die Grenzen hinweg zu schauen, bewegen sich verantwortliche Personen meist weiter in ihrem eigenen bequemen Denkkasten, weil sie nicht wissen und/oder kein Interesse daran haben, was ihr (Nicht-) Handeln mit denen macht, auf die es sich letztlich auswirkt. Dein Eindruck aus dem Beitrag bzgl. der beteiligten Personen aus dem JobCenter ist zum Teil richtig. Auch die Sachbearbeiterin, von der ich am Ende spreche, wurde vor dem Fallgespräch von meinem Fallmanager und anderen Teammitgliedern gebrieft - jedoch eben erst kurz vor unserem Gespräch und meinem Eindruck nach hauptsächlich mit aktuellen, subjektiven Infos. Aus meiner Sicht kannte sie die Vorgeschichte und die Gesamtsituation nicht, daher die Überraschung. Nicht zuletzt die von dir erwähnten Besetzungszahlen sorgen eben genau dafür, dass keine individuellen Strategien erarbeitet werden ("Für sowas haben wir gar keine Kapazität und Ressourcen!"), sondern ein "Fall" in vorgegebenen Prozessmustern abgearbeitet wird - das schreibt die Institution ja sogar an das Team Upward, wie im Video eingeblendet. Na ja, und mindestens eine beteiligte Person kommt so immer unter die Räder... Tatsächlich hatte ich mir in der aktuellen Situation gedacht: Gut, wenn ihr mich unbedingt in der Werkstatt haben wollt, dann als Geschäftsführerin! und hatte mir entsprechende Stellenanzeigen herausgesucht. Diesen "Joker" habe ich jedoch aufgrund dessen, wie das Gespräch insgesamt gelaufen ist, nicht gezogen. Davon abgesehen gefällt es mir sehr, Unternehmerin und somit unabhängig zu sein. Dennoch frage ich mich oft, wie es wäre als Geschäftsführerin einer Werkstatt - Hätte ich wirklich Handlungsspielraum oder würde mich das System früher oder später doch verschlucken, ähnlich wie es meist in der Politik der Fall ist?
Lieber Dominic, danke, dass du dich hier in die Diskussion einbringst! Wir lesen gespannt mit - auch Cinderellas Antworten. Tatsächlich wollen wir in unseren Videos den Menschen, die wir treffen, ihren Raum geben - das macht ja Reportagen aus. Aber uns ist auch klar, dass es rund um das Thema Inklusion eigentlich noch sehr viel mehr Filme bräuchte, um auch andere Aspekte zu thematisieren. Wir hatten bei unserer Recherche auch ab und zu den Eindruck: Manches ist ja vielleicht gut gemeint, sei es die Idee von individueller Förderung in der Ausbildung oder bei der Jobvermittlung. Aber wenn es Menschen dann z.B. nicht aus den Werkstätten heraus auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen, erreichen wir ja leider genau das Gegenteil von Inklusion.
Du bei Jobcenter sitzen einfach sogar in der Inklusionsberatung teilweise so unwissende Leute, dass man einfach nur schockiert ist und sich ärgert dass solche Personen beim Staat angestellt worden sind und dafür Geld kriegen, einfach nichts zu können. Die schaffen es nicht einmal sich mit den Lebensrealitäten einer betroffenen und arbeitssuchenden Person einzusetzen. Ich selbst sitze zwar nicht im Rollstuhl und meine Erkrankung ist auch nicht direkt sichtbar und auf meine Frage ob es nicht besser sei diese Angabe der Gleichstellung doch wegzulassen, meinte dieser ich müsste die Angabe machen, was einfach nicht stimmt. Teilweise muss ich den Jobcenter Mitarbeiter der Inklusionsberatung erst einmal aufklären.... das ist absolut nicht normal
Ich habe eine nicht sichtbare Behinderung aufgrund einer chronischen Erkrankung und versuche mich seit Monaten vergeblich mit der Gleichstellung, welche einen Schwerbehinderte Person gleichgestellt für den Bürobereich zu bewerben, da meine akuelle Arbeit nicht ideal ist und ich mit Bürgergeld aufstocken muss. Auch ich habe negative Erfahrungen gemacht bei den Inklusionsberatern des Job Centers. Es werden gar nicht auf die Belange der betroffenen eingegangen bei gewünschter Beratung muss ich immer wieder feststellen, dass die Leute überhaupt nicht qualifiziert sind und man diese oftmals erst einmal aufklären muss. Mich macht das so sauer, zu sehen das solche dann einen unbefristeten lockeren Job haben . Das ist einfach so frustrierend mit den Angestellten dort.
Ich bin zwar nicht mehr arbeitsfähig 😔aber ich erlebe auch oft und viel Diskriminierung. Zu 90 % von Behörden. Selten von Menschen die man beim Einkaufen etc trifft. Ich weiss es von vielen anderen das sie auch viele Hürden überwinden müssen, wo die Behörden mit aller Macht diexLeute in Werkstätten stopfen wollen. Das macht einen so u glaublich wütend. Cinderella, ist ein tolle starke Frsu. Bitte bleib Do wie du bist
Ich kenne aber auch Menschen mit Behinderung die sehr fordernd gegenüber der Gesellschaft sind und zwar nicht in einem berechtigen Rahmen sondern nach dem Motto...du sehen ich behindert, ich kann nichts leisten möchte aber mehr Geld haben. So eine Nachbarin hab ich nämlich.
@@Zetoreh Solche Menschen mag ich auch nicht. Möchte einfach nur als Vollwertiger Mensch angesehen werden. Ich hab soviel miese Erfshrung machen müssen mir Behörden. Auch da sind nicht alle so. Mir selbst ist es oft unangenehm wenn manche Leute mir mit dem :Behindertenbonus kommen". Z.B. kommen Rollstuhlfahrer oft früher rein als : nicht Rollstuhlfahrer". Ich steh lieber mit anderen draußen, macht viel mehr Spaß.
Wir freuen uns auf eure Eindrücke zum Video! Und was uns auch interessiert: Wie viel Diversität gibt es bei euch am Arbeitsplatz?
Wichtiges Thema, über das kaum jemand spricht! Ich war mit Cinderella zusammen auf dem Gymnasium, schön, sie mal wieder zu sehen. Das war damals auch so ein Thema: wir waren auf einem der wenigstens Gymnasien BUNDESWEIT, das gleichzeitig eine Schule für Menschen mit Behinderung ist.
Vor 10 Jahren war Inklusion, nicht so ein Thema… meistens sind Schulen für Behinderte höchstens eine Realschule, meist aber wird nur ein Hauptschul- oder Sonderschulzweig angeboten.
Es ist „der Klassiker“, dass die meisten dann leider mehr oder weniger dazu gezwungen sind, nach der Schule in einer Werkstatt für behindere Menschen (WfbM) zu arbeiten, wo man wirklich teilweise unterbezahlt wird 😩
Wir, Menschen mit Behinderung werden oft zu wenig gefördert, müssen uns ständig überall „beweisen“, und von „Chancengleichheit“ merke ich wenig.
Inklusion ist in meinen Augen genau das Gegenteil!
Danke für die Doku, wichtiges Thema, über das viel zu wenig geredet wird!
Liebe Grüße
Kons-T
Hey Kons-T, wie cool, dass du als erstes kommentiert hast. War echt eine krasse Zeit damals und ich frage mich oft, was sich seitdem eigentlich groß geändert hat. Ich hoffe, auch du hast dich durchgeboxt und machst weiterhin dein Ding. Liebe Grüße Cinderella
Meine Güte ist die Gesellschaft dumm. Die Frau kann arbeiten und wenn ich ehrlich bin würde ich mich als Unternehmen lieber an sie wenden, da sie sich durchbeißen und kämpfen muss im Leben. Starke Frau. lassen sie sich nicht Unterkriegen.
Vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung, das Mutmachen und Ihr Kompliment, Herr Schulz!
Ein total wichtiges Thema! Ich bin behindert, aktuell Studentin und habe große Angst vor dem Start ins Arbeitsleben. Ich versuche schon lange ein Praktikumsplatz für mein Pflicht(!)praktikum zu bekommen. Leider bisher ohne Erfolg. "Gründe": Teilzeit nicht möglich, Gebäude nicht barrierefrei, Führerschein erforderlich, ...
Für Praktika gibt es diesen Pflichtanteil auch nicht mal.
ja und? also tut mir leid das sie eine behinderung haben, aber wenn sie behandelt werden wollen, wie jemand ohne behinderung... Willkommen in der Harten Welt.
Viele bekommen keine Plätze, andere brauchen auch einen Führerschein...
In welcher Branche bist du unterwegs? Wir hoffen sehr, dass du ein Praktikum findest!
Die Frage ist warum wir überhaupt noch Behindertenwerkstätten haben, obwohl sie gegen Menschenrechte und gegen die Inklusion verstoßen. Selbst die EU rügt uns dafür, das wir Behindertenwerkstätten haben... Das wäre Mal die Frage für das Arbeitsministerium. Warum halten wir an einem Konzept fest, welches Menschen ausbeutet, keine Inklusion bietet.... Die versteckte Antwort ist: aufgrund billiger Arbeitskräfte. Und der funfakt daran ist, dass wenn man in Behindertenwerkstätten produzieren lässt, man auch noch "was soziales tut"... Das Gegenteil ist der Fall! Man unterstützt Ausbeutung und Ausgrenzung!
naja der Staat tut halt bewusst nichts dagegen, weil er dadurch ja weniger Geld zahlen muss.
Cinderella ist eine bemerkenswerte Person.
Ich kenne die Probleme die man als behinderte Person hat auf dem ersten Arbeitsmarkt hat, nur weil man einen Makel hat für den man nichts kann.
Man wird bei Vorstellungsgesprächen sobald man auch nur die Behinderung erwähnt schon teilweise anders wahrgenommen und Gespräche die vorher gut liefen, führten zu Ablehnungen. Fragt man dann nach dem Grund hab ich schon erlebt, das herum gedruckst wurde, warum man mich ablehnte.
Menschen mit einer Beeinträchtigung werden immer noch als Menschen zweiter Klasse gesehen und als doof abgestempelt, trotz Studiums oder guter Ausbildung.
Vielen Dank für das große Kompliment. Und dafür, dass du auch deine Erfahrungen teilst.
Hey, könnte ich dich um Rat fragen? Ich habe eine Gleichstellung aufgrund mehrerer Erkrankungen und leide am meisten unter der multisystemerkrankung, die mich 10 Tage im Monat leiden lässt und noch weitere Tage fast ausknocked und somit schon meine Leistungsfähigkeit/Konzentration beeinträchtigt, weshalb ich mir aber trotzdem keine AU nehmen würde. Ich habe es in Vorstellungsgesprächen bewusst nicht angesprochen, weil es ja um meine Qualifikation gehen sollte und mich nicht geistig einschränkt für eine Bürojob. Seit dem ich die Gleichstellung habe und diese bei Frage auf den jeweiligen Seiten angebe, habe ich immer mehr das Gefühl, dass dass ich zur Scheinbewerbungsgesprächen eingeladen werde, weil sich Personaler vor einer Diskriminierungsklage schützen möchten, wahrscheinlich weil ich gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte bin und die Ausbildung bei der Polizei abgebrochen habe, liegt da die Befürchtung nahe. Die Gespräche laufen wirklich merkwürdig und der Fokus liegt nicht mehr auf meiner Qualifikation, sondern eher auf etwas degradierend und es kommen so Fragen, warum ich möglicherweise gleichberechtigt sein könnte oder die letzte Ausbildung, bgebrochen habe was mit der Stelle an sich nicht wirklich was zu tun hat und meine anderen Berufserfahrungen gar keine Beachtung finden. Würdest du mir raten, die Angabe der Behinderung wegzulassen oder weiterhin anzugeben, wozu ich ja nicht verpflichtet bin. Mein Gedanke war einfach, dass sich mit der Angabe der Gleichstellung schlechte AG von guten Arbeitgebern filtern lassen, aber hab jetzt das Gefühl dass der Rest auch nur zum Schein einlädt.
Hi Zetorah,
deine Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Ich kann dir nur meine Erfahrungen mit Bewerbungen schildern, bei denen ich den Gleichstellungsbescheid beigefügt habe.
Hier hatte ich auch das Gefühl bei den Gesprächen nur eingeladen worden zu sein, weil man nachgewiesen hat, dass man hier die Quote erfüllt und auch Menschen mit Handicap einzuladen. Die Gespräche zielten zwar auf die mit gebrachte Qualifikationen ab, aber man war nicht an meiner Person interessiert. Dieses Gefühl hatte ich bei jedem dieser Gespräche.
Seither habe ich abgewogen, bei welchen Bewerbungen ich die Gleichstellung mit geschickt habe (Behörden etc.) und wo nicht (Unternehmen der freien Wirtschaft).
Bei Bewerbungsgesprächen bei Behörden hatte ich schon das Gefühl das sie an meinem Gesamtpaket (Mensch + Qualifikation) interessiert ist, man aber sich gegen die Konkurrenz nicht durchsetzen konnte. Aber auch hier gab es auch den oben beschriebenen Fall - Gespräch um die Quote zu erfüllen ._.“.
Bei meinem letzten Bewerbungsgespräch - bei meinem aktuellen Arbeitgeber - war das komplett anders (hier hatte ich den Gleichstellungsbescheid nicht mitgesandt, da es ein Unternehmen der freien Wirtschaft ist). Hier kam auf meinen Hinweis meiner Behinderung die Aussage, dass eigentlich jeder, der eine Brille benötigt, man schon als beeinträchtigt ansehen kann 😂 und es damit auch egal sei, ob man als Bewerber jetzt einen anerkannten Behinderungsgrad hat oder nicht, jeder Mensch sollte nach seinem Wert (Qualifikation, soziale Interaktion etc.) beurteilt werden. Wozu gibt es schließlich die Probezeit in der sich beide Seiten ausreichend testen können, ob es passt oder nicht. Bei mir hat es gepasst und seit Dezember letzten Jahres bin ich entfristet bei dem Unternehmen beschäftigt :).
Was ich dir raten kann, auf dein Bauchgefühlt zu hören, ob du den Gleichstellungsbescheid beifügen solltest oder nicht. Schau dir die Unternehmen und deren Philosophie an, oftmals kann man da schon einen gewissen Eindruck gewinnen, ob es sich lohnt den Bescheid beizufügen oder nicht.
Ich habe mit Erhalt des Bescheids auch gedacht, ich füge den jetzt jeder Bewerbung bei, und in Null Komma nix wird man eingeladen und hat in absehbarer Zeit einen Job (das war 2013). Zu dem Zeitpunkt war es eh schon schwierig was passendes zufinden ._.“ ohne größere Berufserfahrung. Nach und nach habe ich das Handicap nur noch in den Gesprächen angesprochen, da es nunmal zu mir gehört. Meist war dann auch eine Ablehnung schon fast garantiert ._.“.
In möglichen Gesprächen, würde ich deine Beeinträchtigung schon mit einbauen, da es - wie du schreibst - zu Krankheitstagen kommen kann, die ein möglicher Arbeitgeber mit einplanen muss. Ist ein Unternehmen wirklich an dir interessiert, sollte das eigentlich eine „Nebensächlichkeit“ sein.
Menschen mit Behinderungen hilft oftmals Vitamin „B“. Ich bin auch auf meinem Werdegang öfters über Beziehungen an Jobs gekommen, wo man über Bekannte/Freunde/Familie schon mal für sich Werbung machen lassen konnte. Einmal hat es auch ohne Vitamin B geklappt allerdings bin ich dort am letzten Tag der Probezeit entlassen worden, ohne Angaben von Gründen ._.“.
Ich wünsche dir viel Glück bei deinen Bewerbungen und hoffe, dass du bald einen Arbeitgeber findest, der dich so will wie du bist - mit all deinen Ecken und Kanten ;). Vielleicht hilft ja bei dir auch Vitamin B, frag doch mal im Freundes- und Bekanntenkreis, ob die nicht für dich mal in deren Unternehmen die Werbetrommel für dich rühren können, wenn eine passende Stelle vakant ist.
Vielen lieben Dank für dein ausführlichen Bericht. Ja zum Thema soziale Firmenphilosophie, da darf man sich leider nicht blenden lassen. Es gibt so viel Unternehmen die sich dick Charity auf die Stirn schreiben oder sowas wie uns liegt viel an unseren Mitarbeitern und sich als beste Arbeitgeber auszeichnen lassen und auch soziale Projekte für gehandicapte Menschen unterstützen, aber in Wahrheit gar keine genau solche Menschen eben nicht einstellen wollen. Ich weiß nicht, ob du Raoul von den Sozialhelden kennst, er hat darüber auch mal berichtet wie Menschen weiterhin vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden, trotz dass sich AG nach außen hin immer so sozial zeigen.Es ist aber interessant dass du die selben Erfahrungen gemacht hast wie ich sowohl im öffentlichen Dienst als auch nicht öffentlichen Dienst. Was ich dich noch fragen wollte, hast du neben der Abwägung es o gehandhabt, dass wenn du es nicht angegeben hast es selbst im Gespräch deine Erkrankung erwähnt hast und die Gleichstellung. Meine Frage wäre hat, in welchen Momenten des Vorstellungsgespräch hast du den Zeitpunkt gefunden darüber zu reden und inwieweit hast du über Gleichstellung und Erkrankung berichtest. Und dürfte ich fragen was für eine Art von Unternehmen es ist und als was du dich beworben hast.@@Santonikum
Hi Zetorah,
meine Hörbehinderung ist auf den ersten Blick nicht wirklich sichtbar und fällt - sofern die elektronischen Helferlein nicht ausfallen - eigentlich nicht auf. Es ist aber ein Teil meines Lebens und gehört erwähnt. Zumal mich dies teilweise am Telefon manchmal einschränkt, wenn der Telefonpartner beinah ins Telefon flüstert und man ihn mehrmals bitten muss, etwas lauter zu sprechen. Kann manchmal echt nervig sein - für einen selbst, sowie für den Gesprächspartner ._.“.
Ich habe Glück, dass ich aktuell in der Lage bin mir die einigermaßen gute Hörtechnik leisten zu können, so dass diese meine Behinderung für mich optimal ausgleichen.
Wann habe ich das einfließen lassen … mh schwierig … das war teilweise Situationsabhängig. Mal habe ich es - so knall auf Fall direkt in meiner persönlichen Vorstellung eingebaut, mal da wo man nach den Stärken und Schwächen abgefragt wird.
Bei meinem aktuellen Arbeitgeber hatte ich das aufgrund des angeregten Gesprächs total vergessen zu erwähnen 😂 so dass das Thema erst im zweiten Gespräch gefallen ist, und dann haben sie wie beschrieben reagiert. Die Firma bei der ich aktuell beschäftig bin, ist ein Großhandel für Rohre, Fittings und Flansche im Raum Bremen/Stuhr. Eingestellt bin ich als Assitentin der Attest- und Rechnungsprüfung (Attest = Materialnachweis).
Selbst in dem vorherigen Unternehmen, wo ich im Einkauf (Produzent von 19“ Schaltschrankzubehör etc.) beschäftigt war - bis die Firma in Schieflage geriet - war die Behinderung kein Thema. Hier wusste die Firma allerdings durch meinen Mann von meiner Behinderung, so dass dies nur ein Randthema war.
Die Gleichstellung habe ich nicht immer mit erwähnt, oftmals wird danach gefragt aber halt auch nicht immer, und erst dann habe ich es erwähnt - Ausnahme ich hab den Nachweis direkt mitgesandt :).
Bei den Gesprächen in den letzten Jahren habe ich durch meine Berufserfahrung und der Erfahrung während den Vorstellungsgesprächen für mich scheinbar ein relativ gutes Konzept gefunden, souverän aufzutreten und das Handicap entsprechend mit zu vermarkten. Je selbstbewusster man damit umgeht, desto eher kommt dies positiv an - das ist meine Erfahrung aus der ganzen Bewerbungszeit und Berufsleben.
Das mit dem sozialen Engagement von Unternehmen und deren tatsächliche Wahrheit tatsächlich habe ich auch erlebt, aber halt auch nicht bei allen. Es gibt auch sozial eingestellte Personalleiter, hier war es dann meist die fehlende Berufserfahrung, warum ich gescheitert bin. Das ist aber auch schon beinah 7 Jahre her - wie die Zeit vergeht O.o.
Die Ungleichbehandlung beginnt schon im Kindergarten. Vielen Kindern mit Behinderung bzw. ihren Eltern wird ausnahmslos der heilpädagogische Weg nahe gelegt. Die Hürden genügend Unterstützung in inklusiven Kitas zu beantragen sind hoch. In der Schule geht es dann leider so weiter.
Genau so ist es wir haben uns damals durchgesetzt das Evelyn wenigsten mit Ikraft in einem normalen regelkindergarten und jetzt geht sie in eine inklusive Schule mit ihrer Ikraft 😍
man sollte die ausgleichszahlungen verzehnfachen und so auf das niveau von einem monatslohn bringen
Gegen die wäre ich juristisch vorgegangen. Die Dame hat ein Studium und das Jobcenter kommt mit WfbM. Ich habe zwei Ausbildungen und trotzdem hat man nach erfolgreichen Abschluss der ersten Ausbildung erfolglos versucht, mich in eine WfbM zu stecken. Inzwischen bin ich im öffentlichen Dienst tätig. Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass man eine Ausbildung/Studium für den allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgreich abschließt und dann kommt einem eine Behörde, die für die Vermittlung von Arbeitssuchenden auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zuständig ist mit einer WfbM. Da läuft etwas gründlich schief.
Super, dass auch Sie sich durchsetzen konnten und es geschafft haben, so tätig zu werden, wie Sie es möchten. Wie im Beitrag geschildert hatte ich juristischen Beistand bereits in die Wege geleitet - glücklicherweise musste ich diese Option nicht nutzen, weil es vorher schon zu einer positiven Veränderung der Situation kam. Wenn nötig, hätte ich den juristischen Weg natürlich durchgezogen.
@@cinderellagluecklich Danke, für die Antwort.
Huhu, in welchem Bereich des öffentlichen Dienst bist du tätig, wenn ich fragen darf . Hattest du das Gefühl im öffentlichen Dienst hat der Zusatz in den Ausschreibung von Bewerberinnen mit einer Behinderung/Gleichstellung sind erwünscht, dass es wirklich auch versucht wird umzusetzen . Suche im Bürobereich und hab das Gefühl dass auch im öffentlichen Dienst Bewerber mit einer bei mir im Falle keiner ersichtlichen Behinderung nicht davon begeistert sind Bewerbungen zu erhalten.
@@Zetoreh Also ich würde in der Bewerbung immer die Behinderung angeben, auch dann, wenn sie offensichtlich ist. Kommt besser über. Ich arbeite im Büro. Allgemeine Warnzeichen sind: Eine Stellenausschreibung erscheint immer wieder oder man hat im Vorstellungsgespräch ein komisches Gefühl. Das sind aber nur meine Erfahrungen.
Oha ich habe auch eine Tochter 8 Jahre alt mit Behinderung
Ich kann nur sagen der Bürokratie ist scheiße und auch sonst geht es immer hin und her was sie leisten müssen wer für was zuständig ist
Ich wünsche Cinderella alles Gute sie ist eine tolle starke Frau
Sie ist das beste Beispiel das sie nicht in die Behinderungswerkstatt gehört.
Aber wie ist es wenn Menschen die das nicht können und keine Kraft haben. Bitte leiber Eltern Familie Freunde hilft den Menschen.
Meine Frau hatte bisher mit Kollegen gute Erfahrungen gemacht. Aber bei der ein oder anderen Arbeitsstelle war es blöd mit behinderten gerechte Zugänge. Wenn man auf einem Industriepark arbeitet und dann komplett zur anderen Seite des Parks muss, weil man Mittag essen möchte, dann ist das durchaus Kacke.
Schön, dass es auch positiv geht wie auf der Arbeitsstelle deiner Frau. Ich wünsche euch alles Gute und bedanke mich für den Kommentar.
Was ich persönlich krass finde ist, dass 25%der Unternehmen keine Leute mit Einschränkungen einstellt. Und das bei einem Thema wie Fachkräftemangel. Muss man nicht verstehen. Wünsche dir alles Gute für die Zukunft!
@@18Wadjet Danke sehr!
Hallo. An sich eine gute Doku zu einem wichtigen Thema.
Was mir fehlt sind ein paar Ideen bzw. Lösungsansätze, die man diskutieren kann. Aus dem Ministerium scheint ja wenig zu kommen 😉.
Eine Anhebung der Ausgleichszahlung scheint ja nicht ganz unproblematisch zu sein, im Hinblick auf die im Beitrag angesprochene Qualifizierung der Bewerber.
Ich glaube, die Bezeichnung "Behinderung" ist auch als Klassifizierung schwierig. Ein Mensch mit körperlichen Beeinträchtigungen kann bspw. noch eine ganze Reihe an Tätigkeiten ausüben, die für einen geistig eingeschränkten Menschen so leider nicht machbar wären.
Die Erfahrungen von Cinderella beim JobCenter sind natürliche ärgerlich. Da klingt es für mich so, dass es Probleme in der Kommunikation gab. Bei dem persönlichen Termin scheint ja alles geklappt zu haben. Trotzdem sollten Vorgehensweisen insgesamt besser besprochen werden, damit Kunde und Amt auch besser zusammen bzw. auch auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten können.
Die Thematik der Berufsbildungswerke sollte jedoch beobachtet werden. Ein dauerhaft schlechter Ruf schadet ja den Absolventen. Vielleicht sind hier Unterrichtsformen oder Konzepte zu überarbeiten. Gelingt dies nicht, haben wir ein ähnliches Problem wie in den Werkstätten: geringe Verdienstmöglichkeiten. Und das muss nicht sein!
Hallo Dominic, danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich geb mein bestes, auf die einzelnen Aspekte einzugehen.
Zu den fehlenden Lösungsansätzen: Das Thema ist zu komplex, um es in so einem Beitrag vollumfänglich darzustellen und entsprechend Lösungsansätze zu präsentieren. Das heißt nicht, dass die nicht schon seit Jahrzehnten diskutiert - und von Stellen wie dem Ministerium - immer wieder abgeschmettert werden. Die Geldmaschinerie hinter dem "System Werkstatt" ist noch viel größer und weiter verzweigter als es hier im Beitrag dargestellt wird. Das Team Upward hat im Rahmen seiner Möglichkeiten das Grundproblem sehr gut verständlich dargestellt. Für alles Weitere bräuchte es aus meiner Sicht eine mehrstündige Doku bzw. investigative Reportage.
Wie du sagst ist die Anhebung der Ausgleichszahlung nur eine einseitige Lösung. Das Problem beginnt schon viel früher. In meinem Fall wurde z. B. schon bei meiner Geburt von den Ärzt*innen zu meiner Mutter gesagt: "Ihr Kind wird niemals sprechen, laufen oder ein eigenständiges Leben führen können." Meine Mutter bzw. meine Familie hatte zum Glück die Stärke, sich gegen dieses Urteil zu stemmen und im Laufe meines Lebens immer wieder darauf zu bestehen, dass ich Therapien, Untersuchungen, Medikamente etc. erhalte, auch wenn "Fachpersonal" der Meinung war, dass es nichts bringen würde. Viele andere Eltern und Familien sind dazu aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage - und meine Mutter/Familie hat für all das einen sehr hohen Preis bezahlt, nicht nur in Form von Geld. Im Kindergarten hieß es dann, man könne sich "nicht um so ein Kind kümmern" und so ging es sinngemäß auf jeder Bildungsstufe weiter bis in den Beruf hinein. Berufsbildungswerke können eine gute Sache sein, doch die Bildung dort zielt in der Regel nicht auf (höhere) Qualifizierung ab. Davon abgesehen erfolgt durch den Aufenthalt dort wieder eine Segregation, also Abgrenzung zu Menschen ohne Behinderung, statt Inklusion. Alternative Konzepte werden in diesem Zusammenhang ebenfalls seit Jahren diskutiert und ab und zu in Modellversuchen umgesetzt - die dann jedoch, meist aus Kostengründen, als "nicht flächendeckend umsetzbar" wieder verworfen werden. Auch hier spielen folglich finanzielle Abhängigkeiten und Machtgefüge eine Rolle.
Last but not least zu deiner Einschätzung meiner Situation mit dem JobCenter: Hier gab es sicherlich nicht nur "Probleme in der Kommunikation". Da steckt wie bei den anderen Aspekten mehr dahinter, über das die beteiligten Personen entweder nicht reden können oder nicht reden wollen oder auch als Interne schlicht nicht Bescheid wissen, je nach Position. Eine gute Übersicht zum System der Behindertenwerkstätten und den Tücken daran hat z. B. das Projekt "JOBinklusive" gemacht: jobinklusive.org/2020/09/14/wie-das-system-der-behindertenwerkstaetten-inklusion-verhindert-und-niemand-etwas-daran-aendert/
Außerdem eine persönliche Ergänzung dazu von mir: Akademiker*innen mit Behinderung wie ich sind für die Werkstätten hilfreich, weil sie den Umsatz ankurbeln und somit sicherstellen, dass die Werkstätten ihre Wirtschaftlichkeitsvorgaben erfüllen. Diese Gruppe von Menschen wird im Fachjargon als "Leistungsträger" bezeichnet. Eben wegen der Wirtschaftlichkeitsvorgaben besteht großes Interesse daran, jene Menschen in der Werkstatt zu behalten. Die Erfüllung der Vermittlungsquote hingegen wird meist durch die Vermittlung von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt angestrebt - oft unabhängig davon, ob diese Personen wirklich für den ersten Arbeitsmarkt bereit sind bzw., was noch viel wichtiger ist, dort arbeiten wollen oder nicht. Durch die Nichterfüllung dieser Quote bzw. die hohe Zahl an Rückläufern, wie sie genannt werden, hat die Werkstatt immer ein Argument in der Tasche, um noch mehr Fördergelder einzustreichen für bessere Ausstattung und erfolgreichere Vermittlungsmethoden.
Darüber hinaus zeigt die Tatsache, dass die "Mission WfbM", wie ich sie manchmal nenne, seit meinem 16 Lebensjahr immer wieder gestartet wird doch schon deutlich, dass ein System dahintersteckt. Oder nicht?
@@cinderellagluecklich Hallo Cinderella, erstmal herzlichen Dank für Deine Antwort auf mein Kommentar. Cool, dass Du die Diskussion nach dem Beitrag noch so intensiv verfolgst.
Mir ist klar, dass in einem Beitrag von 15 Minuten nicht das volle Spektrum erläutert werden kann. Meiner Meinung nach können solche Themen gerne intensiver verfolgt werden. Da gab es in der Vergangenheit sinnlosere Dokumentationen im ÖRR, die auf eine längere Laufzeit gezogen wurden.
Das Thema WfbM habe ich auch bisher nur am Rande verfolgt und fand es als Außenstehender soweit "ganz gut" für Menschen, die einfach einen geschützteren Rahmen benötigen. Im Kopf hatte ich hier jedoch insbesondere Menschen, mit geistigen Beeinträchtigungen. Trotz allem, darf dies jedoch nicht in Ausbeutung der Menschen enden.
Danke für Deine Geschichte und die Schilderungen. Toll auch, dass Du Dich für eine solche Dokumentation zur Verfügung gestellt hast.
Die Erlebnisse aus Deiner Kindheit und Jugend stammen ja aus den 90er/ 2000er Jahren. Hast Du denn das Gefühl, dass sich (zumindest teilweise) und mit Ausklammerung der Modellversuche etwas an der Situation gebessert hat?
Nach meinem persönlichen Eindruck (von Außen) erscheint viel als Symbolpolitik. Inklusion in Schulen. Gut gemeint, aber oft schlecht umgesetzt. Lehrkräfte, die nicht für die benötigten Bedarfe geschult sind und noch vor weiteren Herausforderungen wie z.B. sprachlichen Barrieren bei verschiedenen Schülern stehen. Aufgefangen soll es dann von Betreuungsassistenten werden.
Leider wohl, wie Du schon sagst, ein finanzieller Faktor.
Zum JobCenter:
Klar, da können auch andere Faktoren mitreinspielen. Das will ich gar nicht bezweifeln. Ich schmeiß hier einfach mal das Wort "Besetzungszahlen" in den Raum. So kannst Du auch mit einer Maßnahme für Bewegungsunterlagen beglückt werden, die Du nicht brauchst. Soll nicht so sein, aber leider nicht auszuschließen.
Es erweckte im Beitrag nur den Eindruck, dass die beteiligten Personen vor dem persönlichen Termin, einen völlig anderen Eindruck hatten. Dementsprechend wurden dann wohl "Strategien" entwickelt, die nicht richtig mit Dir besprochen wurden und letztlich auch nicht sinnvoll waren bzw. gewesen wären. Da fehlt es sicher der ein- oder anderen Person an Fingerspitzengefühl oder auch an Fragestellungen die Situation des Menschen richtig zu erfassen. Hinzukommen mögliche o.g. Besetzungszahlen.
Gerade an solchen Positionen würde ich mir übrigens Menschen wie Dich wünschen, die Ahnung von der Materie haben. Sollte mal eine Beschäftigung angestrebt werden, denk mal drüber nach! 😉
In jedem Fall Dir weiterhin alles Gute! 😀
Edit: Danke für den Link. Meine Antwort hatte sich überschnitten. :)
Ich habe es mir durchgelesen. Und ja... auch mein Eindruck von den Werkstätten war bisher (überwiegend) positiv, wegen diesem "geschützen Umfeld" von diesem viele Außenstehende ausgehen. Aber gerade die Situation von solchen "Leistungsträgern", wie es bei Dir gewesen wäre, war mir komplett neu. Das sorgt tatsächlich im Hinblick auf Deine geschilderten Erlebnisse für ein gewisses "Geschmäckle".
@@niccc1986 Hallo Dominic, danke für dein Lob und deine guten Wünsche. Mir macht die Diskussion hier echt Spaß. Und nur, wenn ich dranbleibe, kann ich weiter den Raum offen halten dafür, dass andere Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen. :)
Zu deiner Frage: Ja, seit den 90ern/2000ern hat sich einiges geändert - jedoch, wie du auch schreibst, nicht unbedingt zum Vorteil aller Beteiligten. Symbolpolitik ist da ein sehr treffendes Stichwort. Und genau das ist es, was mich so nervt und warum ich mich zu dem Thema immer wieder äußere, auch öffentlich. Es gibt Lösungen für viele der Probleme bereits in anderen Ländern, doch statt buchstäblich mal über die Grenzen hinweg zu schauen, bewegen sich verantwortliche Personen meist weiter in ihrem eigenen bequemen Denkkasten, weil sie nicht wissen und/oder kein Interesse daran haben, was ihr (Nicht-) Handeln mit denen macht, auf die es sich letztlich auswirkt.
Dein Eindruck aus dem Beitrag bzgl. der beteiligten Personen aus dem JobCenter ist zum Teil richtig. Auch die Sachbearbeiterin, von der ich am Ende spreche, wurde vor dem Fallgespräch von meinem Fallmanager und anderen Teammitgliedern gebrieft - jedoch eben erst kurz vor unserem Gespräch und meinem Eindruck nach hauptsächlich mit aktuellen, subjektiven Infos. Aus meiner Sicht kannte sie die Vorgeschichte und die Gesamtsituation nicht, daher die Überraschung.
Nicht zuletzt die von dir erwähnten Besetzungszahlen sorgen eben genau dafür, dass keine individuellen Strategien erarbeitet werden ("Für sowas haben wir gar keine Kapazität und Ressourcen!"), sondern ein "Fall" in vorgegebenen Prozessmustern abgearbeitet wird - das schreibt die Institution ja sogar an das Team Upward, wie im Video eingeblendet. Na ja, und mindestens eine beteiligte Person kommt so immer unter die Räder...
Tatsächlich hatte ich mir in der aktuellen Situation gedacht: Gut, wenn ihr mich unbedingt in der Werkstatt haben wollt, dann als Geschäftsführerin! und hatte mir entsprechende Stellenanzeigen herausgesucht. Diesen "Joker" habe ich jedoch aufgrund dessen, wie das Gespräch insgesamt gelaufen ist, nicht gezogen. Davon abgesehen gefällt es mir sehr, Unternehmerin und somit unabhängig zu sein. Dennoch frage ich mich oft, wie es wäre als Geschäftsführerin einer Werkstatt - Hätte ich wirklich Handlungsspielraum oder würde mich das System früher oder später doch verschlucken, ähnlich wie es meist in der Politik der Fall ist?
Lieber Dominic, danke, dass du dich hier in die Diskussion einbringst! Wir lesen gespannt mit - auch Cinderellas Antworten. Tatsächlich wollen wir in unseren Videos den Menschen, die wir treffen, ihren Raum geben - das macht ja Reportagen aus. Aber uns ist auch klar, dass es rund um das Thema Inklusion eigentlich noch sehr viel mehr Filme bräuchte, um auch andere Aspekte zu thematisieren. Wir hatten bei unserer Recherche auch ab und zu den Eindruck: Manches ist ja vielleicht gut gemeint, sei es die Idee von individueller Förderung in der Ausbildung oder bei der Jobvermittlung. Aber wenn es Menschen dann z.B. nicht aus den Werkstätten heraus auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen, erreichen wir ja leider genau das Gegenteil von Inklusion.
Du bei Jobcenter sitzen einfach sogar in der Inklusionsberatung teilweise so unwissende Leute, dass man einfach nur schockiert ist und sich ärgert dass solche Personen beim Staat angestellt worden sind und dafür Geld kriegen, einfach nichts zu können. Die schaffen es nicht einmal sich mit den Lebensrealitäten einer betroffenen und arbeitssuchenden Person einzusetzen. Ich selbst sitze zwar nicht im Rollstuhl und meine Erkrankung ist auch nicht direkt sichtbar und auf meine Frage ob es nicht besser sei diese Angabe der Gleichstellung doch wegzulassen, meinte dieser ich müsste die Angabe machen, was einfach nicht stimmt. Teilweise muss ich den Jobcenter Mitarbeiter der Inklusionsberatung erst einmal aufklären.... das ist absolut nicht normal
Ich habe eine nicht sichtbare Behinderung aufgrund einer chronischen Erkrankung und versuche mich seit Monaten vergeblich mit der Gleichstellung, welche einen Schwerbehinderte Person gleichgestellt für den Bürobereich zu bewerben, da meine akuelle Arbeit nicht ideal ist und ich mit Bürgergeld aufstocken muss. Auch ich habe negative Erfahrungen gemacht bei den Inklusionsberatern des Job Centers. Es werden gar nicht auf die Belange der betroffenen eingegangen bei gewünschter Beratung muss ich immer wieder feststellen, dass die Leute überhaupt nicht qualifiziert sind und man diese oftmals erst einmal aufklären muss. Mich macht das so sauer, zu sehen das solche dann einen unbefristeten lockeren Job haben . Das ist einfach so frustrierend mit den Angestellten dort.
Alles Gute für die Zukunft.
Ein Grund mehr, dass ich als SBV Flagge zeige.
Danke für Ihr wichtiges Engagement!
Ich bin zwar nicht mehr arbeitsfähig 😔aber ich erlebe auch oft und viel Diskriminierung. Zu 90 % von Behörden. Selten von Menschen die man beim Einkaufen etc trifft.
Ich weiss es von vielen anderen das sie auch viele Hürden überwinden müssen, wo die Behörden mit aller Macht diexLeute in Werkstätten stopfen wollen. Das macht einen so u glaublich wütend.
Cinderella, ist ein tolle starke Frsu. Bitte bleib Do wie du bist
Ich kenne aber auch Menschen mit Behinderung die sehr fordernd gegenüber der Gesellschaft sind und zwar nicht in einem berechtigen Rahmen sondern nach dem Motto...du sehen ich behindert, ich kann nichts leisten möchte aber mehr Geld haben. So eine Nachbarin hab ich nämlich.
@@Zetoreh Solche Menschen mag ich auch nicht. Möchte einfach nur als Vollwertiger Mensch angesehen werden. Ich hab soviel miese Erfshrung machen müssen mir Behörden. Auch da sind nicht alle so.
Mir selbst ist es oft unangenehm wenn manche Leute mir mit dem :Behindertenbonus kommen".
Z.B. kommen Rollstuhlfahrer oft früher rein als : nicht Rollstuhlfahrer".
Ich steh lieber mit anderen draußen, macht viel mehr Spaß.
💟
Ha, ha, ha, fragt den Herrn Scholz, Herrn Lindner und den Herrn Merz. Das sind keine Steuerzahler ................. .
Alles nur Gerede!
bitte was?