Einführung in die Theoretische Philosophie, 6. Vorl., Teil II

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  • Опубликовано: 10 дек 2024

Комментарии • 3

  • @kalles8789
    @kalles8789 8 лет назад +1

    Bißchen schade, dass der Komplex "Wesen und Erscheinung" so ein wenig kurz gekommen ist. Das Verhältnis zwischen Wesen und Erscheinung ist ja ein bißchen wie das zwischen dem Ding und seinen Eigenschaften. Inwieweit existiert denn überhaupt etwas wie "Wesen"? Wenn ich auf der Straße gehe und ich nehme einen Briefkasten wahr, dann ist mir das Ding doch unmittelbar gegeben, es erscheint vor mir in all seiner "Briefkastenhaftigkeit". Und es gibt doch "dahinter" kein Wesen zu entdecken, ohne dass ich den Briefkasten als der Briefkasten, der er ist, zerlege. Wenn ich auf diese Weise das Wesen des Briefkastens entdecken oder "enthüllen" will, dann habe ich keinen Briefkasten mehr. Genausowenig, wie ich dem Ding dadurch beikommen kann, indem ich seine einzelnen Eigenschaften auseinander nehme und auseinander lege.
    Wesen und Erscheinung klingt immer so, als ob die Erscheinung vornehmlich Trug wäre oder etwas Unechtes und Falsches, während sich im Wesen die Wahrheit oder die tatsächliche Wirklichkeit verbergen würde. Das Problem ist doch das, wie ich mich einer Sache überhaupt geeignet nähern kann, dass ich sie so erfasse, wie sie vor mir "erscheint", wie sie also mein "Lebensumfeld" betritt und mich auf eine ganz bestimmte Weise beeinflusst. Und dass ich dabei dieses Moment zu seinem vollen Recht kommen lasse und nicht allzu leicht zu einem dahinter liegenden vermeintlichen "Wesen" vordringe, während ich die ursprüngliche Sache dann aber nicht mehr im Blick habe, sondern mich irgendwie herummogele.
    Hier wäre vielleicht Husserl und seine Phänomenologie vielleicht zumindest historisch erwähnenswert gewesen. Aber trotzdem vielen Dank für die Vorlesungsaufzeichnung und für die Vorlesung selbst.