Max Reger - Introduktion, Passacaglia und Fuge für zwei Klaviere h-Moll op. 96

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  • Опубликовано: 23 июл 2024
  • 00:00 Introduktion.
    Grave assai. Poco più andante.
    4:42 Passacaglia.
    Andante sostenuto. Più mosso. Meno mosso. Più largo. Poco più Andante. Più mosso.
    16:53 Fuge.
    Allegro moderato, ma con spirito. Largo.
    Es spielen Isabel und Jürg von Vintschger die Introduktion, Passacaglia und Fuge für zwei Klaviere zu vier Händen h-Moll op. 96 von Max Reger (1873-1916).
    Audio Source:
    • Introduktion, Passacag...
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    In den Sommerferien 1906 in Prien am Chiemsee entstand auf die „harmlose“ Serenade G-Dur op. 95 folgend das tonalitätssprengende Opus 96, die Introduktion, Passacaglia und Fuge h-Moll für zwei Klaviere.
    Am 6. 9. '09 richtete Reger in einem Brief an Karl Straube den Blick auf den kommenden Regerabend am 30. 11. in Leipzig, als er von dem gerade entstehenden Werk berichtet. Ob jener auch der Kompositionsanlass ist, ist nicht klar zu beantworten. Der Regerabend wurde zwar in einem Atemzug mit dem Datum genannt, an dem das Werk in Druck gehen sollte, dem 15. 9., doch fand die Uraufführung bereits am 12. 11. in Köln statt. Dort habe sie „riesen Eindruck gemacht“.*
    In Berichten über Konzerte, bei denen dieses Werk auf dem Programm stand, war es stets ein alle Kräfte fordernder Höhepunkt.
    „Das ist wieder ein ganz tolles Ding“, schrieb Reger während der Entstehung der Passacaglia, wobei sich „toll“ weniger als „schön“ und vielmehr als „verrückt“, gar „wahnsinnig“ versteht. Romantisch beschreibt es Arthur Smolian, der Bezug zur Fahrt auf hoher See herstellt, wenn er über die Passacaglia spricht, in ihr führe Reger das Thema durch „brausende chromatische Gischt“ der „entfesselten Klangelemente“ in manchem „Drunter- und Drübergehen“.**
    Über Harmonik und Form des gewagten Opus schreibt Susanne Popp: „Das (…) Werk stellt einen Höhepunkt der tonalitätsauflösenden Tendenzen dar, mit denen er gewaltige Spannungsenergien aufbaut. Das hochchromatische, 22-tönige Passacaglia-Thema ist von tonaler Unbestimmtheit, es verwendet mit Ausnahme des 'dis' sämtliche Töne der Zwölftonskala. Große Instabilität herrscht in metrischer Hinsicht, da die Motivbildung sich gegen den Takt richtet, Spitzentöne auf unbetontem Taktteil erscheinen und die Taktordnung aufweichen. Verunklarung ist in den Durchführungen, in denen das Thema untergeht und die Übergänge verschleiert werden, eher Kompositionsziel als Eindeutigkeit.“*** Verunklarung einer eindeutigen Form - tatsächlich nutzt Reger bei 28 Variationen des Bassthemas (mit Themenvorstellung: 29 Durchläufe) 35-37 (+1) klar unterscheidbare Figurationsgruppen. „„Wer die ,Form‘ ,spürt‘, den ,drückt‘ sie; ergo, er beherrscht sie nicht“, hatte Reger schon 1901 dem Sänger Loritz geschrieben.“ Das Werk zeigt, dass die Spannung zwischen dem strikten wiederkehrenden Thema und den freien Stimmen den Ausbruch aus Zwangsläufigkeiten erlaubt.
    Die Passacaglia ist regertypisch eine aus vergangener Zeit herangezogene Form, der er neues Leben einhaucht. Doch war er damit zu dieser Zeit, am Wendepunkt zur Moderne, nicht der einzige. Zwei Jahre später, 1908, entstand Weberns op. 1, die Passacaglia für Orchester. Das zeigt die Aktualität dieser Gattung.
    Im von Arnold Schönberg initiierten 'Verein für musikalische Privataufführungen', 1918-1921, sollte Reger der meistaufgeführte Komponist werden. Den Auftakt stellte dieses op. 96 dar. (Ebenfalls in der ersten Saison wurde Weberns op. 1 aufgeführt.) Was dieses Werk so zukunftsweisend macht, ist neben den offensichtlichen harmonischen Wagnissen wohl die Treue zur eigenen Handschrift. Bei allen Entwicklungen, und dafür steht die Gattung Passacaglia, ändert Reger nicht den Stil, sondern verfeinert und differenziert.
    (Oliver T. Tjabben, April 2022)
    *Brief an Straube vom 16. 11. 1906 (Max Reger - Briefe an Karl Straube; Hrsg. Popp, Susanne; 1986; S. 125.).
    **Max Reger - Werk statt Leben; Popp, Susanne; 2015; S. 259.
    *** -"-, S. 255.

Комментарии • 22

  • @counterpointenthusiast
    @counterpointenthusiast 6 месяцев назад +6

    one can probably analyse this fugue for a decade and still learn from this ingenious counterpoint. all-round a magnificent work and truly incredible for the time. it absolutely reads like an organ piece, which makes me want to go listen to more of his organ works. at some point I will hopefully know all of reger! but until then I will enjoy the enrichment the Bach variations, choral and sacral works and all this magnificent pieces of art provide.
    also: 'das ist wieder ein ganz tolles ding' is hilarious and very reminiscent of Beethovens humorous way of talking about himself and his work.

  • @orb3796
    @orb3796 Год назад +8

    21:25 that whole build up and the climax... Reger has got to have the most convincing climaxes I've ever heard.

  • @xmvziron
    @xmvziron 2 года назад +15

    That Fugue is magnificent!

    • @o.t.tjabben7543
      @o.t.tjabben7543  2 года назад +2

      Right? It's one of my favourite!

    • @GianlucaCagnaniJSBGLORY
      @GianlucaCagnaniJSBGLORY Год назад +1

      @@o.t.tjabben7543 incredible piece! The indication ''sempre senza pedale' in the fugue may explain much about piano performances of Bach's fugues at the dawn of XX century...

  • @berniboy6491
    @berniboy6491 Год назад +8

    Ich bewundere die Produktivität Regers. Wenn ich mir vostelle, das er die "Hiller-Fuge" an einem einzigen Tag geschrieben hat (Blomstedt), ist das unglaublich. Ein Mann, der viel zu früh verstorben ist, der von der katholischen Kiche exkommuniziert wurde (!) , hat solche tollen Werke hinterlassen! Mögest du jetzt das "himmliche Bier" trinken, das irdische hat dir sicher gesundheitlich geschadet.;-) Tolle Variationen, ich kannte sie nicht, toll, das ihr sie hier zugäglich gemacht habt. Danke!

    • @neilsaunders6009
      @neilsaunders6009 Год назад +1

      He could hardly ever have slept! He got to his Op. 100 before he was 30, and his opus numbers were often sets of pieces, not just single works. However, Reger himself believed that his time on this earth was short, and he made haste before it was, as he rightly foresaw, over all too soon.

    • @wilhelmberger9925
      @wilhelmberger9925 10 месяцев назад

      @@neilsaunders6009he was actually 34 by then, still pretty damn impressive.

  • @davide27111958
    @davide27111958 7 месяцев назад +1

    che meraviglia, grazie!!!

  • @ullrichherz7053
    @ullrichherz7053 Год назад +8

    Dieses Opus wird m.E. massiv unterschätzt. Es ist progressiver als die Beethoven-Variationen. Ich habe noch eine alte LP mit der Einspielung durch die Kontarsky-Brüder.
    Danke für das Upload!

    • @o.t.tjabben7543
      @o.t.tjabben7543  Год назад +3

      Vielen Dank für den Kommentar! Ich stimme voll zu und halte dieses Werk auch für sehr wichtig. Es holt den "Orgel-Reger", wie ich ihn gerne mit Bezug zu ebenjenem Schaffen, das doch nochmal ganz anders funktioniert, nenne, aus der Orgelwelt heraus und macht diese Art von Musik einem ganz anderen Publikum zugänglich. Was die Orgelwelt mit den opp. 29, 33, 56, 57, 59, 63, 65, 73, 127, 135b, ... und den ganzen Choralphantasien etc. hat, hat die Klavierwelt vielleicht mit den opp. 81 und 114, aber vor allem mit diesem 96! Es würde mich wirklich nicht wundern, wenn es ein transkribiertes Orgelwerk wäre - die Vollgriffigkeit, das wie unter dem Video beschrieben dezidiert Progressive (wie es interessanterweise häufig in den Orgelwerken der Fall ist, die Klavierwerke bleiben ja sehr brav und Brahmsisch) und nicht zuletzt die Gattungen.

    • @ullrichherz7053
      @ullrichherz7053 Год назад +3

      Igor Levit und Markus Becker haben dieses op. jüngst eingespielt. Ist diese Aufnahme schon verfügbar?

    • @o.t.tjabben7543
      @o.t.tjabben7543  Год назад +1

      @@ullrichherz7053 Ui, das klingt vielversprechend! Ich habe davon noch nichts mitbekommen...

  • @bordone64
    @bordone64 Год назад +2

    Grandissima musica e magnifici esecutori!

  • @rainermartinwolke9023
    @rainermartinwolke9023 Год назад +4

    einzigartig gut , werde noch mehr von reger suchen,,,,scheint ich habe was verpasst...

  • @pwoody1958
    @pwoody1958 Год назад +2

    So delicate and demure!

  • @ralf-peter.schwarz
    @ralf-peter.schwarz Год назад +2

    Warum habe ich dieses großartige Werk bisher verpasst????

  • @user-qb2cy5kb6t
    @user-qb2cy5kb6t Год назад

    20:20 there is some dance of the sugar plum fairy going on there

  • @rainermartinwolke9023
    @rainermartinwolke9023 Год назад +1

    schwierige sache....da werden sich evtl einige pianisten fernhalten

  • @metodoinstinto
    @metodoinstinto Год назад +2

    Damn those giant annoying chords! Like he's hammering the piano, I can't hear anything but clusters of inexpressive notes. It reads like a harmony exercise, a bad one. I love Reger, but I'll stick with his Bach's Variations any day and it's in the same tonality.

    • @matu-7203
      @matu-7203 8 дней назад

      cierto es que el humano tiene diversas formas de acercarse a lo divino, entonces puede hacerlo una dulce y expresiva melodía de Schubert tanto como la escritura tan grandiosa y descomunalmente exacerbada del gran Max Reger. No culpes al genial lenguaje musical del Maestro por tu incapacidad para entender su música