Dauertest-Abschluss Z650RS - Die Goldene Mitte der Retro-Bikes mit fast keinen Schwächen

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Preise Z650RS
Österreich: ab 8.899 Euro
Deutschland: ab 8.345 Euro (ab Werk)
Wie ein Prediger sieht die Kawa gar nicht aus; tatsächlich fehlt ihr für diesen Anspruch auch Entscheidendes: der Eifer. Und doch verfolgt sie eine Mission und schafft es, einige zum rechten Glauben zu bekehren oder zurückzuführen: zum Glauben an die Einfachheit, an die grundlegenden Freuden des Daseins, an die Essenz des Motorradfahrens.
Diesen Sinneswandel herbeizuführen, das schafft sie mit der Lockerheit eines Hippies, einfach durch ihre bloße Existenz. Es ist keine Überzeugungsarbeit nötig, keine Argumente müssen aufgelistet werden, keine Gewaltakte gesetzt. Sie ist einfach nur da, und man verfällt ihr, oder eben nicht.
Ersteres ist der deutlich wahrscheinlichere Fall. Speziell in unserer Farbkombination stanzt die RS eine Figur von ewiger Gültigkeit in die Welt. Kompakter Tropfentank, kleiner Bürzel, abgesteppte Sitzbank, sauber gezogene Linien und, farblich dazu passend, herrlich goldene Felgen stellen den Archetypus eines Motorrad dar, das in 20 Jahren nichts von seiner Faszination verlieren will - das trauen wir uns zu behaupten.
Eine gelungene Gratwanderung ist das Spiel aus klassischen Formen - Rundscheinwerfer! - mit hypermoderner LED-Technik. Und dann wieder ein Bruch, ein mutiger Rückgriff: zwei analoge Rundinstrumente! Vielleicht die letzte Chance, solche Dinger noch einmal fabriksfrisch zu erstehen.
Dass die technische Basis nicht in jeder Hinsicht authentisch ist, sondern mit Blick auf die Finanzen zur bestehenden Großserie gegriffen wurde, ist verständlich und kaum dramatisch. Klar hätte man sich auch feiner verrippte Zylinder gewünscht, eine ordentliche Chrom-Trompete oder zwei Federbeine am Heck. Aber hey: Die Komponenten sind erprobt, funktionieren und ergeben am Ende einen Preis, für den man schon ein Äuglein zudrücken kann.
Sie funktionieren im Übrigen sehr, sehr gut. Dass es im Lauf unseres Dauertests zu keinen Hoppalas kommt, wollen wir noch als geringste Überraschung abtun. Was sich in zigtausenden Z650 bewährt hat, erfüllt auch in der RS brav seine Pflichten. Aber in gewissen Bereichen ist die Retro-Version ihrem modernen Pendant sogar überlegen, etwa in der Sitzposition. Wird man beim sportlichen, kompakten Naked Bike doch recht gefaltet untergebracht, so genießt man auf der RS deutlich mehr Lebensraum. Man sitzt aufrechter, entspannter (auf der übrigens sehr bequemen Sitzbank), auch der Soziustransport ist hier eleganter möglich - ebenfalls eher nicht auf Langstrecken, aber im urbanen Geläuf oder für einen schnellen Ausflug hinaus aus der Stadt allemal.
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