Ehrlich, das ist super einfach und verständlich erklärt. Genau das richtige um schnell die Zusammenhänge zu begreifen und selbst mit den ersten Versuchen zu starten. Danke 🙏🏼
Vielen Dank für die positive Rückmeldung und viel Erfolg bei den ersten Gehversuchen im Tonsatz. Wenn du mal nicht weiterkommst oder Fragen hast, nutze gerne die Kommentare zur oder das Kontaktformular auf capella-academy.de Beste Grüße und gutes Gelingen! Martin
Hab vielen Dank für die freundliche Rückmeldung! Wenn du mal Fragen hast - oder auch Anregungen für neue Videos: Schreib mir gerne hier in den Kommentaren oder im Kontaktformular auf capella-academy.de Viele Grüße, Martin
Diesen Wunsch geht noch vor Weihnachten in Erfüllung. Insgesamt ist die Serie auf 7 bis 8 Folgen ausgelegt. Es gibt also noch viel Futter. Danke für das Feedback!
Danke dir für das super Feedback. Ich freu mich, wenn die Videos hilfreich sind. Und wenn mal was unklar bleibt, gibt gern Bescheid. Beste Grüße, Martin
Beautiful, thorough, all inclusive explanation: all connection types explained. Gradual soprano makes great basis for future scale harmonization. I will implement this in my future starting lessons. With your permission.
Thank you for the very nice feedback. Of course you can use the video and the material in your lessons. In a while, some videos on this channel will also be translated into English. I'll let you know when that happens, OK? Martin
Habe eine Frage. Bin erst seit Heute die neue Abo bei Ihnen, weil ich finde das dass was ich bis jetzt gesehen habe, sehr verständlich erklärt wird. Bin begeistert! Frage: Geht man immer von der Bassstimme aus, um die Töne der Harmonie zu bestimmen? (Wie im Video 5:29) Viele musikalische Grüße von Marina
Hallo Marina, deine Frage lässt sich nicht so einfach mit ja oder nein beantworten, darum muss ich ein paar Worte mehr schreiben. In dem frühen Stadium dieser Videoserie stelle ich die einzelnen Prinzipien des Tonsatzes nach und nach vor. Das erste Prinzip: Alle Töne einer Harmonie müssen erklingen (jeder Dreiklangston muss von mindestens einer Stimme gesungen werden). Das kontrollieren wir bei jeder einzelnen Harmonie. Die zweite Regel ist: Der Grundton erklingt doppelt. Von dieser Regel wird es später Ausnahmen geben. Für den Moment wollen wir sie der Einfachheit halber konsequent einhalten. Das sind - für den Moment - die "Leitplanken", in denen wir uns bewegen. Was ich anhand des Beispiels im Video demonstriere, ist eine sinnvolles Schritt-für-Schritt-Vorgehen, wie man von einer Melodie (mit Harmonisierung) zu einem vierstimmigen Tonsatz kommt, der diese Regeln einhält. In diesem Video sind das folgende Schritte: - Grundton der Harmonie in den Bass - weitere Harmonietöne in den Mittelstimmen eng unter dem Sopran ergänzen - Nachkontollieren, dass alle Harmonietöne vorhanden sind und der Grundton verdoppelt ist. Dieses Vorgehen ist natürlich nur ein Vorschlag; man kann auch anders an den Tonsatz gehen und trotzdem alle Regeln mustergültig befolgen. Ich finde es aber sinnvoll, sich für den Anfang an diese Routine zu halten, weil sich die Harmonie in einem solchen Tonsatz tatsächlich vom Bass her aufbaut. Ich hoffe, das beantwortet deine Frage. Wenn noch Unklarheiten bestehen, frage gern nach. Beste Grüße, Martin
Hallo und danke für das Feedback! Zu deiner Frage: Leider muss ich trotzdem ein klein wenig ausholen, um sie vollständig zu beantworten - bitte verzeih: 1. Wenn du für Frauenstimmen schreibst, sind die Stimmumfänge entsprechend anzupassen. Die tiefste Stimme hat also den Stimmumfang einer tiefen Frauenstimme (Alt). 2. Die zweite Frage betrifft die Anzahl der Stimmgruppen. Sofern du vier Frauenstimmen hast, kannst du im Prinzip genauso arrangieren, wie wir es in diesem Tutorial machen. Die Rolle der Bassstimme übernimmt die tiefste Alt-Stimme. Natürlich ist so zwischen der obersten und untersten Stimme meist weniger "Platz", als zwischen Sopran- und Bassstimme in einem Chorsatz für gemischten Chor. Darum ist es in diesem Fall sinnvoll, die Melodie so zu transponieren, dass sie im hohen Sopran möglichst weit "oben" liegt. Natürlich nur so weit, dass es nicht unbequem wird. Das, was in den nächsten Videos erklärt wird, lässt sich dann gut auf diesen vierstimmigen Frauenchor übertragen. Die weite Lage (Video Nr. 3: ruclips.net/video/Ty1bs2hZpnk/видео.html ) wird aber sicher selten gebraucht werden. 3. Hast du nur drei Stimmgruppen zur Verfügung, wird es etwas komplizierter. Das sind die Strategien, die du ausprobieren kannst: a) Du behandelst die drei Stimmen wie in dem Video Sopran, Alt und Tenor behandelt werden: Die Dreiklangstöne der gewünschten Harmonie werden unter der Melodie in die beiden anderen Stimmen ergänzt. Die Bassstimme, die den Grundton verdoppelt, fällt einfach weg. Das nennt sich "closed harmony" oder deutsch "enge Lage" und klingt bei Frauenstimmen ziemlich gut. Im dritten Video wird auch die weite Lage erklärt, die für diese Satztechnik (ohne Bassstimme) nicht genutzt wird. b) Du behandelst die drei Stimmen wie einen Chor aus Sopran, Alt und Bassstimme in diesem Video: Die oberste Stimme hat die Melodie, die tiefste Stimme übernimmt die Rolle des Basses (nur entsprechend höher) und die mittlere Stimme vervollständigt die Harmonie. Dabei ist es häufig knifflig, denn Melodie und tiefste Stimme erlauben nicht immer, dass alle Töne des Dreiklangs der Harmonie erklingen können. Im Zweifel sind kann man den obersten Dreiklangston (die Quinte) weglassen. Das wird in Folge 6 behandelt: ruclips.net/video/3fBLQYc6Vls/видео.html Leider führt das meist dazu, dass die Mittelstimme viele Sprünge machen muss und schwer zu singen ist. Deshalb werde ich dazu einmal ein separates Video machen. c) Wenn man viel Energie und Zeit investiert, kann man auch die Satztechnik des Kontrapunkts erlernen. Damit lassen sich die drei Stimmen sehr frei gestalten, und trotzdem klingen die drei Stimmen miteinander harmonisch. 4. Wenn du zweistimmig arrangieren möchtest, hast du ebenfalls mehrere Varianten: a) Du setzt die zweite Stimme im Abstand von zwei Tonschritten unter die Melodie. Dann stehen sie im Abstand einer wohlklingenden Terz zueinander. Nach eigenem Ermessen kannst du den Tonabstand auch auf fünf Tonstufen vergrößern, dann klingt eine Sexte. Damit kann man bereits eine einfache zweite Stimme komponieren. Dazu möchte ich auch einmal ein Video machen. b) Du kannst eine Harmonisierung nutzen, wie wir sie im ersten Video kennengelernt haben. Die kannst du als Grundlage für eine zweite Stimme verwenden. Da nur zwei von drei Dreiklangstönen klingen können, musst du dich entscheiden, welche beiden Dreiklangstöne die beiden Stimmen übernehmen. Die Melodie ist vorgegeben, darum hast du nur den Ton der zweiten Stimme frei wählen. Es ist ratsam, wenn immer genau einmal die Terz des Dreiklangs erklingt: Hat die Melodie die Terz, ergänzt die zweite Stimme einen anderen Dreiklangston. Hat die Melodie einen anderen Ton als die Terz des Harmoniedreiklangs, dann wird die Terz von der zweiten Stimme übernommen. Auch das möchte ich einmal in einem eigenen Video erklären. c) Auch für zwei Stimmen kann man die Kunst des Kontrapunkts anwenden. Das ist allerdings eine etwas kompliziertere Sache... Ich hoffe, dass dir die Erklärung ein Stück weiter hilft. Wenn dir etwas unklar geblieben ist, frage gern nach. Für welche Besetzung (wie viele Stimmen) möchtest du arrangieren? Möchtest du a cappella oder mit Begleitung musizieren? Und wenn du ein konkretes Projekt hast (ein bestimmtes Lied z.B.), dann kannst du mir gern auch auf capella-academy.de per Kontaktformular schreiben. Da kannst du ggf. auch einen Anhang (z.B. ein eingescanntes oder abfotografiertes Notenblatt) mitschicken. Viel Erfolg und Freude mit dem Arrangieren! Martin
6:32 ich muss meckern 😅: wie war das mit gleiche Töne bleiben in ihrer Stimme liegen? In dem Fall also C im Alt womit dann ein C-Dur Akkord in weiter Lage entstehen würde. Oder ist das im Chorsatz anders als im Orgelsatz?
Hut ab - du bist sehr aufmerksam. Und du hast Recht, dass im Fall einer strengen Befolgung aller Gebote hier der Alt liegen bleiben würde. In dieser ersten Folge zum Tonsatz habe ich micht entschieden, zunächst die Grundidee von Tonsatz konstruktiv deutlich zu machen: Wie komme ich von einer Harmoniebezeichnung zu den Tönen, für die einzelnen Stimmen, so dass am Ende die bezeichnete harmonie klingt. Dabei steht die Vollständigkeits- und Verdopplungsregeln in den Vordergrund. Die weiteren Stimmführungsregeln (und da auch nur die wichtigsten) werden in der nächsten Folge dieser Serie motiviert und eingeführt - gemeinsam mit der weiten Lage: ruclips.net/video/Ty1bs2hZpnk/видео.html Im Chor- uns Orgelsatz ist das prinzipiell gleich, wobei beim Tonsatz für Tasteninstrumente häufig die enge Lage bevorzugt wird, weil sie es erlaubt, mit der rechten Hand drei Stimmen zu greifen (v.a. beim Manualiter-Spiel bzw. am Klavier ist das für weniger Geübte leiter umsetzbar).
Das kann ich nachvollziehen, denn gerade bei der Orgel entstehen "Löcher" im Klang, wenn nicht alle Stimmen gebunden gespielt werden - und das ist bei drei Stimmen in einer Hand fast unmöglich. Deshalb nutzt das Pedal beim Orgelspiel sehr, denn so kann man eine Stime komplett mit den Füßen spielen und mit den zwei Händen di drei Oberstimmen im Legato. Das Klavier ist hier nachsichtiger, denn die Töne verklingen nach dem Anschlag recht schnell. Hier genügt es meist, die Melodie bzw. oberste Stimme im Legato zu spielen, um einen durchgehenden Klangeindruck zu erzeugen. Die Unsterschiede zwischen Klavier- und Orgelspieltechnik sind mir noch aus dem Studium in sehr präsenter Erinnerung. Ich habe jahrelang auf einer Orgel manualiter gespielt - und da vor allem dreistimmige Sätze verwendet. So ganz ohne schnelle Fingerwechsel oder kleine Pausen in den Mittelstimmen komme ich nicht aus. Das mag natürlich an meinen überschaubaren Fähigkeiten liegen ;-) Insbesondere diese besonderen Anforderungen an den Tonsatz für bestimmte Instrumente wollte ich in dieser Serie erst einmal ausblenden, damit sie ihr vorrangiges Ziel in überschaubarer Zeit erreichen kann: Den Weg aufzeigen, wie aus einer musikalischen Idee eine Harmonisierung und aus einer Harmonisierung ein praktikabler Tonsatz für eine beispielhafte Besetzung (vierstimmiger Chor) entstehen kann. Die ersten drei Folgen sollen genau das leisten: 1. Folge: Grundprinzip einer Harmonisierung 2. Folge: Grundidee des Tonsatzes (Harmonisierung durch einzelne Töne realisieren) 3. Folge: erste Stimmführungsregeln und Varianten des Tonsatzes (genge / weite Lage). Die weiteren Folgen erweitern sowohl den Zoo an Harmonisierungsvarianten als auch verfeinern sie die Stimmführungsregeln. Au die Anforderungen von speziellen Fragen des Tonsatzes für einzelne Instrumente gehe ich in dieser Serie nicht ein. Vielleicht wäre dafür ein separates Video sinnvoller, z.B. gezielt zum Orgelsatz - wäre das interessant für dich? Ich muss zugeben, dass das schon ein sehr tief spezialisiertes Gebiet ist und du ganz offenbar schon einiges an Vorwissen mitbringst. Evtl. kann ich deine Fragen auch in einigen Antworten schriftlich geben - das ist womöglich weniger aufwändig und viel passgenaer als ein Video zu produzieren. Welche Fragen würden dich denn konkret dazu interessieren?
Ich glaube auch beim Klavier klingt es doch nicht so toll, wenn ich nur mit einer Hand drei Oberstimmen in enger Lage spiele. Aber bei der Orgel ist es eigentlich recht einfach mit zwei Händen 3 Stimmen gebunden zu spielen, und die 4. Stimme halt im Pedal. Aber ohne Pedal klingt das auch alles nur halb so schön finde ich🙂. Was war das denn für eine Orgel, die du da manualliter gespielt hast? Ohne Pedal?! Frechheit! 😂@@capellaacademy
Natürlich ist ein vollständig gebundenes Spiel bei einem Choralsatz auch auf dem Klavier das Ideal. Es ist allerdings nicht immer umsetzbar (vier Stimmen im legato in zwei Händen sind schon eine Herausforderung). Letztlich ist ein Instrumentalsatz (wie auch ein Chorsatz) immer eine Abwägung zwischen drei Polen: den Möglichkeiten der Interpreten bzw. der Instrumente, zum zweiten dem Anspruch, allen Stimmführungsregeln oder Idealen nahe zu kommen und zum dritten dem künstlerischen Ausdruckswillen, den man beim Komponieren / Arrangieren hat. Das ist immer eine sehr individuelle Abwägung, die du vermutlich anders treffen würdest als andere. Was das Instrument angeht: Es ist ein Orgelpositiv (ein Manual, ohne Pedal, vier Register mit geteilten Schleifen). Viele Grüße, Martin
Hey, super Video! Hab es jz verstanden. Aber hätte noch ein paar weiterführende Fragen. Ich habe ein Blatt bei dem ich auch einen 4-stimmigen Satz schreiben muss, jedoch sind da nicht nur T, D und S, sondern auch manchmal ein D7 mit einer 3 darunter, oder ein S2 - 1. Ich habe aber keine Ahnung was das bedeutet und was ich machen muss? Das mit dem D7 verstehe ich glaube ich, dass man dort einfach jeden der drei Dreiklangstöne benutzt und als vierten Ton eine Septime (keine Ahnung ob eine große oder kleine). Aber was die 3 unter dem D oder die S2 - 1 bedeuten weiß ich nicht. Ich hoffe man versteht einigermaßen was ich meine.
Hallo und danke für das positive Feedback. Deine Fragen passen genau unter dieses Video. Es ist das zweite von einer ganzen Playlist ( ruclips.net/p/PLAa_57BGINO7Y92pB0tpPD-cvhAxvey71 ). Und die nächsten Folgen beantworten auch deine weitergehenden Fragen. In aller Kürze: - D7 steht für die Dominante mit hinzugefügter kleiner Septime (bestehend aus der fünften, siebenten und zweiten Tonstufe (Dominant-Dreiklang) und dem Ton auf der vierten Tonstufe (die kleine Septime, gesehen vom Grundton der Dominante)). Und richtig: Jede Stimme übernimmt dabei genau einen Ton. Siehe dazu Folge 5: ruclips.net/video/wAaalH7UAgA/видео.html - Die 3 unter einer Harmoniebezeichnung sagt soviel wie: Setze die Terz der Harmonie in den Bass (so genannte Terzstellung). Die Details findest du in Folge 4: ruclips.net/video/iE3umW_HyfA/видео.html - Die Konstellation S2 - 1 kennzeichnet einen so genannten Sekundvorhalt in der Subdominante. Wie ein Vorhalt funktioniert und wie er in Stimmen geführt wird, wird am Beispiel des Quartvorhalts der Dominante D4-3 in Folge 5 gezeigt: ruclips.net/video/wAaalH7UAgA/видео.html Hier haben wir nun einen Sekundvorhalt der Subdominante, der prinzipiell genauso funktioniert, allerdings mit der Subdominante (kennst du sicher schon) und einem Sekundvorhalt. Dabei wird im Dreiklang der Subdominante in einer (!) Chorstimme der Sekundton der Subdominante ergänzt, also der Ton eine Tonstufe über dem Grundton der Subdominante. Bezogen auf die Tonleiter ist der Grundton der Subdominante der Ton auf der vierten Tonstufe. Der Ton darüber (der Sekundton der Subdominante) ist also der Ton auf der fünften Tonstufe. Auch diese S2 ist ein Vierklang, bestehend aus den Tönen IV, VI und I (Subdominantdreiklang) und eben der Tonstufe V. Wie beim D7 übernimmt jede Chorstimme einen dieser Töne, wobei im Bass in der Regel der Grundton der Subdominante (vierte Tonstufe) liegt. Wichtig beim Übergang S2-1 ist auch der zweite Teil der Harmonie der direkt nach der S2 folgt: Das ist dann eine "normale" Subdominante, wobei die Stimme, die vorher den Sekundton gesungen hat, zum Grundton der Subdominante geführt wird. Alle anderen Stimmen bleiben möglichst auf den gleichen Tönen. Häufig wird diese Kombination verwendet, wenn der Sopran (also die Melodiestimme) gerade einen Tonwechsel von der fünften zur vierten Tonstufe der Tonleiter hat. Wenn das bei dir in deinem Beispiel auch so ist, hast du die Stimme, die den Vorhalt singt, bereits gefunden. Ich hoffe, das bringt dich ein Stück voran. Wenn du weitere Fragen hast, schreib gerne zurück. Hier in den Kommentaren oder per Kontaktformular auf capella-academy.de Dort kannst du auch einen Anhang mitschicken (z.B. ein Notenblatt im capella-Format), das macht es leichter. Beste Grüße und viel Erfolg, Martin
@@capellaacademy Vielen Dank für Ihre Mühen!!! Die ersten beiden Themen habe ich jz verstanden!!! Aber hab zum letzten Punkt noch eine Frage (hab mir das Video schon angeschaut). Bei dem S2 - 1 ist der erste Akkord dann ein Vierklang mit vier verschieden Tönen (also die Drei aus dem Dreiklang und noch eine Sekund vom Grundton aus). Und der darauffolgende Akkord ist dann wieder "normal", weil da eine 1 steht (heißt das wenn eine 1 neben dem Buchstaben steht, dass man einfach den ganz normalen Dreiklang nimmt?). So und bei dem D4-3 wird ja die Terz durch eine Quart ersetzt, aber warum? Es wird ja genau glei geschrieben wie S2 - 1. Also unter dem ersten Ton D4 und unter dem zweiten dann eine 3. Woher weißt ich, dass jz die Quarte, die Terz ersetzt und nicht wie bei der Subdominanten, einfach eine Quarte hinzugefügt wird? Und was hat die 3 unter dem nächsten Ton zu bedeuten? Bei dem Subdominanten Bsp. wurde ja eine 1 geschrieben, um zu sagen, dass es wieder eine ganz normale Subdominante ist? Ich hoffe man versteht was ich meine, weil ich kenne mich da leider echt nicht so gut aus und wir schreiben eine Klausur darüber und unser Lehrer hat es uns nicht wirklich erklärt. Schonmal Vielen Dank im Vorraus. Ps. Sind die Übungsblätter von Ihnen kostenlos?
Hallo nochmal, deine Rückfragen zeigen, wie gut du in das Thema eingetaucht bist - klasse! Auch deine Beschreibungen deiner Fragestellungen ist sehr gut und präzise. Also Daumen hoch! Und darum will ich auch schnell antworten: - Richtig: Wenn eine 1 neben der Funktionsbezeichnung steht, heißt das, dass es der "ganz normale" Dreiklang ist. Die 1 wird auch nur in Verbindung mit der 2 davor auftauchen, um anzuzeigen, dass die vorherige 2 zur 1 hinaufgelöst werden soll. Das ist lediglich eine Konvention, die das Lesen erleichtert. Bei der Verbindung D4-3 ist es übrigens genauso: D3 meint hier einfach den "ganz normalen" D-Dreiklang als Nachfolgeklang für die D4. Und der Vollständigkeit halber: Auch bei einer Verbindung von (zum Beispiel) S6-5 steht die 5 lediglich dafür, dass die Harmonie nach der S6 zum "ganz normalen" S-Dreiklang zurückkehrt. Kurz gesagt: 1, 3 und 5 als Zusatz besagen erst einmal nichts, weil sie ohnehin immer mitklingen. Sie ergeben nur Sinn im Zusammenhang mit einer anderen Ziffer. - Nun zu dem (scheinbaren) Widerspruch, dass Bei D4-3 die Quarte STATT der Terz erklingt, bei S2-1 die 2 ZUSÄTZLICH zur 1 - gut beobachtet übrigens! Der Grund hat zwei Teile: 1. historisch: Die Ziffern sind ein Erbe des Generalbasses, der in der Musikgeschichte schon vor der funktionellen Harmonielehre (mit T, S, D usw.) da war. Der Generalbass hatte keine abstrakten Harmoniebezeichnungen (T, S, D, ...), sondern notierte einfach den Basston. Hinzu kamen die Ziffern, für die es klare Spielanweisungen gibt. Die werde ich bald in einem separaten Video erklären. Aber so viel vorab: Die Generalbass-Regeln sagen, dass eine 4 bedeutet: Lass die Terz weg und ersetze sie durch die Quarte. Eine 2 dagegen bedeutet: Füge dem Dreiklang die Sekunde hinzu - also den Ton eine Tonstufe über dem Grundton des Dreiklangs. Der Grund für diese unterschiedliche Behandlung ist vor allem, dass die Wendungen D4-3 und S2-1 bereits häufig nach diesen Mustern komponiert wurden, auch bevor man diese Schreibweise entwickelt hatte. Das Ziel der Schreibweise war lediglich, eine möglichst kurze Notation zu finden. So kamen diese Konventionen zu Stande. Details wie gesagt kommen in einem separaten Video, noch vor Weihnachten kommt. Offen ist natürlich die nächste Frage: Warum hat man schon vor der Entwicklung der Schreibweisebei der Verbindung D4-3 die Terz durch die Quarte ersetzt, bei der Verbindung S2-1 aber die Sekunde einfach dazu genommen? Und da gibt es tatsächlich einen klanglichen Grund: 2. klanglich: Wenn man die D4 einmal mit Terz und Quarte gleichzeitig spielt (also vom Grundton der Dominante aus gesehen: 1+3+4+5), dann klingt das sehr dissonant, weil zwischen der 3 und der 4 der Dominante nur ein Halbtonschritt liegt (das sind in der Dur-Tonleiter gerade die Stufen VII und I). Bei dem Klang S2 dagegen klingen (vom Grundton der Subdominante aus gesehen) die 1+2+3+5. Das sind in der Durtonleiter die Tonstufen VI, V, VI und I. Da klingen ausschließlich große Sekunde, Terzen und die Quinte. Das ist zwar auch dissonant, aber viel "freundlicher" als der andere Klang. Lässt man umgekehrt in der S2 die Terz weg (also 1+2+5 bzw. Tonstufen IV, V und I), dann klingt diese Harmonie je nach Verteilung auf die Stimmen etwas karg. 3. melodisch: Und es gibt noch einen dritten Grund: Die S2 kommt in deinem Beispiel ja nicht allein, sondern mit der Auflösung S1 im Gepäck. Die Harmoniebezeichnung S2-1 gibt nicht nur einen Hinweis auf die Töne, die klingen sollen, sondern auch auf den Melodieverlauf der Stimme, die in der S2 die 2 gesungen hat: Diese Stimme soll im Folgeklang zur 1 geführt werden. Das ist genauso, wie bei der Kombination D4-3 (dort soll die Stimme, die die Quarte singt, ebenfalls zur Terz geführt werden). Aber schauen wir uns die Stimmführung bei der S2-1 an: Wenn in der S2 nur die Töne 1, 2, 5 klingen (ohne Terz) und die Stimme, die die 2 singt, anschließend zur 1 geführt wird, klingen nur noch 1 und 5. Das ist keine vollständige S mehr. Einziger Ausweg wäre, dass eine andere Stimme zur Terz springt, was aber in den Stimmführungsregeln so nicht vorgesehen ist (ist etwas fortgeschritten: Dissonanzen sollen schrittweise aufgelöst werden, nicht mit Tonsprüngen). Darum ist es guter Brauch, bei der Kombination S2-1 in beiden Harmonien die 3 mit an Bord zu haben, denn so klingt die S1 dann wie ein vollständiger Dreiklang. Letzter Gedanke dazu: Bei der Kombination S2-3 kann das anders aussehen. Zwar ist eine S3 das gleiche wie eine S1 (siehe der erste Anstrich oben), aber hier sagt die Kombination S2-3 klar: Die Stimme, die im ersten Akkord die 2 singt, soll zur 3 geführt werden. Damit ist der S-Dreiklang dann vollständig. Je nach Lage der Stimmen kann es dann schöner klingen, in der S2 die Terz tatsächlich wegzulassen. Allerdings hören bei diesen Feinheiten die harten Regeln der Stimmführung und der Harmonielehre langsam auf. Die verschiedenen Harmonielehre-Lehrbücher definieren hier zum Teil verschiedene "Regeln" und letztlich ist es eine Stilfrage. Das ist sicher mega unbefriedigend, weil es sich in Prüfungen schlecht prüfen lässt. Aber letztlich geht es um eine künstlerische Tätigkeit, die auch ein Stil- und Geschmacksempfinden hat und nicht vollständig durch Regeln definiert wird. Darum ein Angebot bzw. Rat: - Frage deinen Lehrer, ob in einer S2 in dieser Konstellation die Sekunde die Terz ersetzt oder zur Terz hinzukommt. Allein die Frage zeigt, wie sehr du dich mit den Thema auseinandergesetzt hast. Ich denke, dass ein Lehrer so eine Frage gern beantwortet, so dass du weißt, was er als richtig werten würde. - Wenn du mir über das Kontaktformular auf capella-academy.de schreibst, kannst du mir auch ein Bild von den Noten schicken, die dir vorliegen. Bzw. noch besser: Deinen Entwurf für den Chorsatz. Dann kann ich gerne mal drüber schauen, bzw. dir auch Noten zurück schicken. Das ist womöglich leichter verständlich, als der viele Text hier. Und zu deiner letzten Frage: Die Arbeitsblätter, die unter den Videos verlinkt sind, sind selbstverständlich kostenlos. Du kannst sie mit dem kostenlosen capella score reader (im Appstore, bzw. Playstore) oder auf dem PC / Mac mit dem ebenfalls kostenlosen capella reader (siehe www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/ ) anschauen, anhören und ausdrucken. Viele Grüße und gutes Gelingen! Martin
Hallo, ich finde deine Videos gut verständlich und würde gerne auch die Übungen machen, aber ich kann mir das Programm zum Öffnen der Übungen nicht herunterladen, weil ich kein Microsoft habe. Kannst du es auch als PDF reinstellen?
Hallo, du brauchst gar kein Microsoft. Den capella reader gibt es kostenlos auch für Mac: www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/ Und auch für iPhone und Android gibt es die kostenlose und werbefreie Capella Score Reader App im App-Store und Play-Store. Unter Linux habe ich die Reader mit Wine ohne größere Probleme zum Laufen gebracht. Wenn nichts funktioniert, schreib mir gerne auf der seite capella-academy.de eine Nachricht im Kontaktformular unten auf der Seite. Dann schicke ich dir die Sachen gern zu. Ist das ein Angebot? Viele Grüße, Martin
Hallo und danke für deinen Kommentar - zu Septimakkorden kommen wir in einer späteren Folge dieser Serie: ruclips.net/video/wAaalH7UAgA/видео.html Sus-Akkorde werden dort zumindest in einem Spezialfall gestreift, dem Quartvorhalt. Zu Add-Akkorden kommen wir in dieser Serie bisher nicht. Aber eine Erweiterung ist nicht ausgeschlossen. Beste Grüße, Martin
Hallo grüß dich und danke für dein Interesse an den Übungen. Um dein Problem lösen zu können, kann ich erst einmal nur Vermutungen anstellen: - sofern du den capella reader installiert hast, kannst du ihn auch direkt starten; öffnet sich Programmfenster (mit dem blauen Hintergrund)? Oder erscheint eine Fehlermeldung (falls ja, welche?) oder tut sich ggf. überhaupt nichts? - Der Link unter dem Video führt zu einer Internetseite, wo mehrere Varianten des Übungsblattes verlinkt sind: sowohl Dateien für Tonika (mit der Endung *.tca) als auch eine Datei mit der Endung *.capx - das ist das gleiche Übungsblatt im capella-Format. Diese Datei sollte sich mit dem capella reader öffnen lassen. Hier der direkte Link zu der capella-Datei: www.capella-software.com/de/assets/File/Arrangieren_und_Harmonielehre_-_%C3%9Cbung_2.capx Testweise kannst du diese Datei einmal im Download-Ordner spreichern und dann zunächst den capella reader starten und aus dem reader heraus diese Datei öffnen. Sollte das nicht funktionieren, würde es bei der Fehlersuche sehr helfen, wenn du beschreiben kannst, an welcher Stelle etwas nicht funktioniert (inkl. eventueller Fehlermeldungen). Dann wäre auch interessant, mit welchem Betriebssystem du arbeitest. Beste Grüße und gutes Gelingen, Martin
@@capellaacademy , besten Dank Martin für die schnelle Antwort. Der Link oben hat jetzt geklappt.. Ich habe den Folgesatz drucken können. Der Reader öffnet auch korrekt mit blauem Hintergrund. Das Problem war , dass die Downsloads sich nicht öffnen ließen, bzw. im Downloadordner auch garnicht angezeigt wurden. Sie hatten auch kein blaues Logo wie Folge 1. 🤷♀ Mal schauen ob das Problem noch einmal auftaucht. 🙋♀
Vielen Dank für die Rückmeldung! Dass die Technik nicht zusammenarbeitet, ist natürlich ärgerlich und sollte schnellstens zum Funktionieren gebracht werden. Ich gebe es direkt an die Entwickler weiter. Haben Sie auf dem iPad die score reader App aus dem AppStore verwendet? Bzw. auf dem MacBookPro die Version des Reader von der capella-Webseite (www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/ )? Falls Sie noch weitere Angaben zur Systemkonfiguration (Betriebssystemversionen) Sie machen können, fällt in der Regel die Fehlersuche leichter. Sie können dafür gern auch das Kontaktformular auf capella-academy.de nutzen. Vielen Dank! Martin
Hallo noch einmal, die Entwickler haben das Problem nicht reproduzieren können. Die Software arbeitet anstandslos, auch unter den neusten Betriebssystemversionen. Haben Sie die capella reader bzw. score reader app von der capella-Webseite bzw. dem Appstore bezogen, oder aus einer Drittquelle? Evtl. war diese noch nicht auf dem neuesten Stand. Wenn wir Ihnen helfen können, freuen wir uns über Ihre Zuschrift. Hier oder auf der capella-academy-Webseite: capella-academy.de Hier noch einmal der direkte Downloadlink zum capella reader: www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/
Hallo und danke, dass du deine aufmerksame Rückmeldung teilst. Du hast recht: Der letzte Tonwechsel im Alt vom Leitton e zum c im Schlussakkord folgt nicht dem Gebot der Auflösung des Leittons. Dieses Gebot und ganz konkret diese Stimmführung im Alt wird später in der Serie behandelt, genauer in Folge 6 ab ca. 4:50: ruclips.net/video/3fBLQYc6Vls/видео.html Allerdings gibt es beim Tonsatz oft mehrere mögliche Varianten, weil die Regeln des Tonsatzes aus bereits existierenden Kompositionen abgeleitet wurden und nicht am Reißbrett entstanden sind. Hermann Graber z.B. formuliert in seinen "wichtigsten Regeln des funktionellen Tonsatzes": "Der Leitton kann [beim Harmoniewechsel D-T] sprungweise in die Tonika-Quinte geführt werden, wenn er in der Mittelstimme steht." Genau das passiert hier und ist in dieser Form vielfach in der Choralliteratur zu finden. Wie gesagt, Grabner formuliert hier mit "kann", nicht mit "muss". Die Vollständigkeits- und Stimmführungsregeln sind in der zweiten Folge dieser Serie noch nicht in ihrer vollen Ausbaustufe eingeführt. Ich wünsch dir viel Freude mit den weiteren Folgen. Und wenn dir weitere Unschärfen auffallen, freue ich mich genauso über Kommentare, wie bei Nachfragen oder Ergänzungen. Viele Grüße, Martin
Hallo, Herr Zhang jinx , die Stimmführung ist vollkommen korrekt , da der Leitton der Dominante in einer Mittelstimme ( Alt ) liegt und bei regulärer Auflösung einen unvollständigen Dreiklang ergäbe, nämlich in diesem Fall ohne Quinte.Der „abspringende Leitton“, hier E, vervollständigt jedoch den Schlussakkord, also die Tonika. Das ist bei J.S.Bach übrigens gang und gäbe, daher alles richtig gemacht in diesem Video. Und ganz sicher wird das Phänomen „ abspringender Leitton „ nicht in der 5. Klasse besprochen 😉
Hab in diesem Video mehr gelernt als in einem Musikstudium Semester
Was ist denn das für ein Studium what haha. Im Oberstufengrundkurs habe ich schon komplexere gelernt
@@pitlohmann8193 wo wird eine "Lady-grausam" wohl "studiert" haben...
vermutlich an irgend so einer Privatschule.
Ehrlich, das ist super einfach und verständlich erklärt. Genau das richtige um schnell die Zusammenhänge zu begreifen und selbst mit den ersten Versuchen zu starten. Danke 🙏🏼
Vielen Dank für die positive Rückmeldung und viel Erfolg bei den ersten Gehversuchen im Tonsatz. Wenn du mal nicht weiterkommst oder Fragen hast, nutze gerne die Kommentare zur oder das Kontaktformular auf capella-academy.de
Beste Grüße und gutes Gelingen! Martin
Nicht nur aufschlussreich, sondern Freude vermittelnd. Die besten Lernvideos hier für mich.
Hab vielen Dank für die freundliche Rückmeldung! Wenn du mal Fragen hast - oder auch Anregungen für neue Videos: Schreib mir gerne hier in den Kommentaren oder im Kontaktformular auf capella-academy.de
Viele Grüße, Martin
Sehr gut gemacht. Bitte mehr Videos zum Thema Arrangieren
Diesen Wunsch geht noch vor Weihnachten in Erfüllung. Insgesamt ist die Serie auf 7 bis 8 Folgen ausgelegt. Es gibt also noch viel Futter. Danke für das Feedback!
Super und einfach erklärt, hat mir sehr weiter geholfen und danke euch sehr!
Danke dir für das super Feedback. Ich freu mich, wenn die Videos hilfreich sind. Und wenn mal was unklar bleibt, gibt gern Bescheid. Beste Grüße, Martin
Super verständlich und angenehm erklärt!
Danke für das Feedback! Beste Grüße, Martin
Beautiful, thorough, all inclusive explanation: all connection types explained. Gradual soprano makes great basis for future scale harmonization. I will implement this in my future starting lessons. With your permission.
Thank you for the very nice feedback. Of course you can use the video and the material in your lessons.
In a while, some videos on this channel will also be translated into English. I'll let you know when that happens, OK? Martin
Thank you.
Super spannend und gut erklärt! :)
dieses hat echt mein leben gerettet , SoSe prufung yaaay
Super erklärt!
Voll cool mach weiter 😍
Habe eine Frage. Bin erst seit Heute die neue Abo bei Ihnen, weil ich finde das dass was ich bis jetzt gesehen habe, sehr verständlich erklärt wird. Bin begeistert! Frage: Geht man immer von der Bassstimme aus, um die Töne der Harmonie zu bestimmen? (Wie im Video 5:29) Viele musikalische Grüße von Marina
Hallo Marina,
deine Frage lässt sich nicht so einfach mit ja oder nein beantworten, darum muss ich ein paar Worte mehr schreiben. In dem frühen Stadium dieser Videoserie stelle ich die einzelnen Prinzipien des Tonsatzes nach und nach vor. Das erste Prinzip: Alle Töne einer Harmonie müssen erklingen (jeder Dreiklangston muss von mindestens einer Stimme gesungen werden). Das kontrollieren wir bei jeder einzelnen Harmonie. Die zweite Regel ist: Der Grundton erklingt doppelt. Von dieser Regel wird es später Ausnahmen geben. Für den Moment wollen wir sie der Einfachheit halber konsequent einhalten. Das sind - für den Moment - die "Leitplanken", in denen wir uns bewegen.
Was ich anhand des Beispiels im Video demonstriere, ist eine sinnvolles Schritt-für-Schritt-Vorgehen, wie man von einer Melodie (mit Harmonisierung) zu einem vierstimmigen Tonsatz kommt, der diese Regeln einhält. In diesem Video sind das folgende Schritte:
- Grundton der Harmonie in den Bass
- weitere Harmonietöne in den Mittelstimmen eng unter dem Sopran ergänzen
- Nachkontollieren, dass alle Harmonietöne vorhanden sind und der Grundton verdoppelt ist.
Dieses Vorgehen ist natürlich nur ein Vorschlag; man kann auch anders an den Tonsatz gehen und trotzdem alle Regeln mustergültig befolgen. Ich finde es aber sinnvoll, sich für den Anfang an diese Routine zu halten, weil sich die Harmonie in einem solchen Tonsatz tatsächlich vom Bass her aufbaut. Ich hoffe, das beantwortet deine Frage. Wenn noch Unklarheiten bestehen, frage gern nach. Beste Grüße, Martin
Ich hätte ja eher erwartet, dass er uns Tangoschritte erklärt! ;-)
Super erklärt, vielen Dank!
Wie kann man das denn anpassen, wenn man nur für Frauenstimmen arrangieren möchte? Also ohne Tenor und Bass.
Hallo und danke für das Feedback!
Zu deiner Frage: Leider muss ich trotzdem ein klein wenig ausholen, um sie vollständig zu beantworten - bitte verzeih:
1. Wenn du für Frauenstimmen schreibst, sind die Stimmumfänge entsprechend anzupassen. Die tiefste Stimme hat also den Stimmumfang einer tiefen Frauenstimme (Alt).
2. Die zweite Frage betrifft die Anzahl der Stimmgruppen. Sofern du vier Frauenstimmen hast, kannst du im Prinzip genauso arrangieren, wie wir es in diesem Tutorial machen. Die Rolle der Bassstimme übernimmt die tiefste Alt-Stimme. Natürlich ist so zwischen der obersten und untersten Stimme meist weniger "Platz", als zwischen Sopran- und Bassstimme in einem Chorsatz für gemischten Chor. Darum ist es in diesem Fall sinnvoll, die Melodie so zu transponieren, dass sie im hohen Sopran möglichst weit "oben" liegt. Natürlich nur so weit, dass es nicht unbequem wird. Das, was in den nächsten Videos erklärt wird, lässt sich dann gut auf diesen vierstimmigen Frauenchor übertragen. Die weite Lage (Video Nr. 3: ruclips.net/video/Ty1bs2hZpnk/видео.html ) wird aber sicher selten gebraucht werden.
3. Hast du nur drei Stimmgruppen zur Verfügung, wird es etwas komplizierter. Das sind die Strategien, die du ausprobieren kannst:
a) Du behandelst die drei Stimmen wie in dem Video Sopran, Alt und Tenor behandelt werden: Die Dreiklangstöne der gewünschten Harmonie werden unter der Melodie in die beiden anderen Stimmen ergänzt. Die Bassstimme, die den Grundton verdoppelt, fällt einfach weg. Das nennt sich "closed harmony" oder deutsch "enge Lage" und klingt bei Frauenstimmen ziemlich gut. Im dritten Video wird auch die weite Lage erklärt, die für diese Satztechnik (ohne Bassstimme) nicht genutzt wird.
b) Du behandelst die drei Stimmen wie einen Chor aus Sopran, Alt und Bassstimme in diesem Video: Die oberste Stimme hat die Melodie, die tiefste Stimme übernimmt die Rolle des Basses (nur entsprechend höher) und die mittlere Stimme vervollständigt die Harmonie. Dabei ist es häufig knifflig, denn Melodie und tiefste Stimme erlauben nicht immer, dass alle Töne des Dreiklangs der Harmonie erklingen können. Im Zweifel sind kann man den obersten Dreiklangston (die Quinte) weglassen. Das wird in Folge 6 behandelt: ruclips.net/video/3fBLQYc6Vls/видео.html
Leider führt das meist dazu, dass die Mittelstimme viele Sprünge machen muss und schwer zu singen ist. Deshalb werde ich dazu einmal ein separates Video machen.
c) Wenn man viel Energie und Zeit investiert, kann man auch die Satztechnik des Kontrapunkts erlernen. Damit lassen sich die drei Stimmen sehr frei gestalten, und trotzdem klingen die drei Stimmen miteinander harmonisch.
4. Wenn du zweistimmig arrangieren möchtest, hast du ebenfalls mehrere Varianten:
a) Du setzt die zweite Stimme im Abstand von zwei Tonschritten unter die Melodie. Dann stehen sie im Abstand einer wohlklingenden Terz zueinander. Nach eigenem Ermessen kannst du den Tonabstand auch auf fünf Tonstufen vergrößern, dann klingt eine Sexte. Damit kann man bereits eine einfache zweite Stimme komponieren. Dazu möchte ich auch einmal ein Video machen.
b) Du kannst eine Harmonisierung nutzen, wie wir sie im ersten Video kennengelernt haben. Die kannst du als Grundlage für eine zweite Stimme verwenden. Da nur zwei von drei Dreiklangstönen klingen können, musst du dich entscheiden, welche beiden Dreiklangstöne die beiden Stimmen übernehmen. Die Melodie ist vorgegeben, darum hast du nur den Ton der zweiten Stimme frei wählen. Es ist ratsam, wenn immer genau einmal die Terz des Dreiklangs erklingt: Hat die Melodie die Terz, ergänzt die zweite Stimme einen anderen Dreiklangston. Hat die Melodie einen anderen Ton als die Terz des Harmoniedreiklangs, dann wird die Terz von der zweiten Stimme übernommen. Auch das möchte ich einmal in einem eigenen Video erklären.
c) Auch für zwei Stimmen kann man die Kunst des Kontrapunkts anwenden. Das ist allerdings eine etwas kompliziertere Sache...
Ich hoffe, dass dir die Erklärung ein Stück weiter hilft. Wenn dir etwas unklar geblieben ist, frage gern nach. Für welche Besetzung (wie viele Stimmen) möchtest du arrangieren? Möchtest du a cappella oder mit Begleitung musizieren? Und wenn du ein konkretes Projekt hast (ein bestimmtes Lied z.B.), dann kannst du mir gern auch auf capella-academy.de per Kontaktformular schreiben. Da kannst du ggf. auch einen Anhang (z.B. ein eingescanntes oder abfotografiertes Notenblatt) mitschicken.
Viel Erfolg und Freude mit dem Arrangieren!
Martin
6:32 ich muss meckern 😅: wie war das mit gleiche Töne bleiben in ihrer Stimme liegen? In dem Fall also C im Alt womit dann ein C-Dur Akkord in weiter Lage entstehen würde. Oder ist das im Chorsatz anders als im Orgelsatz?
Hut ab - du bist sehr aufmerksam. Und du hast Recht, dass im Fall einer strengen Befolgung aller Gebote hier der Alt liegen bleiben würde. In dieser ersten Folge zum Tonsatz habe ich micht entschieden, zunächst die Grundidee von Tonsatz konstruktiv deutlich zu machen: Wie komme ich von einer Harmoniebezeichnung zu den Tönen, für die einzelnen Stimmen, so dass am Ende die bezeichnete harmonie klingt. Dabei steht die Vollständigkeits- und Verdopplungsregeln in den Vordergrund. Die weiteren Stimmführungsregeln (und da auch nur die wichtigsten) werden in der nächsten Folge dieser Serie motiviert und eingeführt - gemeinsam mit der weiten Lage: ruclips.net/video/Ty1bs2hZpnk/видео.html
Im Chor- uns Orgelsatz ist das prinzipiell gleich, wobei beim Tonsatz für Tasteninstrumente häufig die enge Lage bevorzugt wird, weil sie es erlaubt, mit der rechten Hand drei Stimmen zu greifen (v.a. beim Manualiter-Spiel bzw. am Klavier ist das für weniger Geübte leiter umsetzbar).
@@capellaacademy aber wenn man enge Lage nur in einer Hand spielt klingt das nicht gut finde ich
Das kann ich nachvollziehen, denn gerade bei der Orgel entstehen "Löcher" im Klang, wenn nicht alle Stimmen gebunden gespielt werden - und das ist bei drei Stimmen in einer Hand fast unmöglich. Deshalb nutzt das Pedal beim Orgelspiel sehr, denn so kann man eine Stime komplett mit den Füßen spielen und mit den zwei Händen di drei Oberstimmen im Legato. Das Klavier ist hier nachsichtiger, denn die Töne verklingen nach dem Anschlag recht schnell. Hier genügt es meist, die Melodie bzw. oberste Stimme im Legato zu spielen, um einen durchgehenden Klangeindruck zu erzeugen. Die Unsterschiede zwischen Klavier- und Orgelspieltechnik sind mir noch aus dem Studium in sehr präsenter Erinnerung. Ich habe jahrelang auf einer Orgel manualiter gespielt - und da vor allem dreistimmige Sätze verwendet. So ganz ohne schnelle Fingerwechsel oder kleine Pausen in den Mittelstimmen komme ich nicht aus. Das mag natürlich an meinen überschaubaren Fähigkeiten liegen ;-)
Insbesondere diese besonderen Anforderungen an den Tonsatz für bestimmte Instrumente wollte ich in dieser Serie erst einmal ausblenden, damit sie ihr vorrangiges Ziel in überschaubarer Zeit erreichen kann: Den Weg aufzeigen, wie aus einer musikalischen Idee eine Harmonisierung und aus einer Harmonisierung ein praktikabler Tonsatz für eine beispielhafte Besetzung (vierstimmiger Chor) entstehen kann. Die ersten drei Folgen sollen genau das leisten:
1. Folge: Grundprinzip einer Harmonisierung
2. Folge: Grundidee des Tonsatzes (Harmonisierung durch einzelne Töne realisieren)
3. Folge: erste Stimmführungsregeln und Varianten des Tonsatzes (genge / weite Lage).
Die weiteren Folgen erweitern sowohl den Zoo an Harmonisierungsvarianten als auch verfeinern sie die Stimmführungsregeln. Au die Anforderungen von speziellen Fragen des Tonsatzes für einzelne Instrumente gehe ich in dieser Serie nicht ein. Vielleicht wäre dafür ein separates Video sinnvoller, z.B. gezielt zum Orgelsatz - wäre das interessant für dich? Ich muss zugeben, dass das schon ein sehr tief spezialisiertes Gebiet ist und du ganz offenbar schon einiges an Vorwissen mitbringst. Evtl. kann ich deine Fragen auch in einigen Antworten schriftlich geben - das ist womöglich weniger aufwändig und viel passgenaer als ein Video zu produzieren. Welche Fragen würden dich denn konkret dazu interessieren?
Ich glaube auch beim Klavier klingt es doch nicht so toll, wenn ich nur mit einer Hand drei Oberstimmen in enger Lage spiele.
Aber bei der Orgel ist es eigentlich recht einfach mit zwei Händen 3 Stimmen gebunden zu spielen, und die 4. Stimme halt im Pedal. Aber ohne Pedal klingt das auch alles nur halb so schön finde ich🙂.
Was war das denn für eine Orgel, die du da manualliter gespielt hast? Ohne Pedal?! Frechheit! 😂@@capellaacademy
Natürlich ist ein vollständig gebundenes Spiel bei einem Choralsatz auch auf dem Klavier das Ideal. Es ist allerdings nicht immer umsetzbar (vier Stimmen im legato in zwei Händen sind schon eine Herausforderung). Letztlich ist ein Instrumentalsatz (wie auch ein Chorsatz) immer eine Abwägung zwischen drei Polen: den Möglichkeiten der Interpreten bzw. der Instrumente, zum zweiten dem Anspruch, allen Stimmführungsregeln oder Idealen nahe zu kommen und zum dritten dem künstlerischen Ausdruckswillen, den man beim Komponieren / Arrangieren hat. Das ist immer eine sehr individuelle Abwägung, die du vermutlich anders treffen würdest als andere.
Was das Instrument angeht: Es ist ein Orgelpositiv (ein Manual, ohne Pedal, vier Register mit geteilten Schleifen).
Viele Grüße, Martin
Hey, super Video! Hab es jz verstanden. Aber hätte noch ein paar weiterführende Fragen. Ich habe ein Blatt bei dem ich auch einen 4-stimmigen Satz schreiben muss, jedoch sind da nicht nur T, D und S, sondern auch manchmal ein D7 mit einer 3 darunter, oder ein S2 - 1. Ich habe aber keine Ahnung was das bedeutet und was ich machen muss? Das mit dem D7 verstehe ich glaube ich, dass man dort einfach jeden der drei Dreiklangstöne benutzt und als vierten Ton eine Septime (keine Ahnung ob eine große oder kleine). Aber was die 3 unter dem D oder die S2 - 1 bedeuten weiß ich nicht. Ich hoffe man versteht einigermaßen was ich meine.
Hallo und danke für das positive Feedback. Deine Fragen passen genau unter dieses Video. Es ist das zweite von einer ganzen Playlist ( ruclips.net/p/PLAa_57BGINO7Y92pB0tpPD-cvhAxvey71 ). Und die nächsten Folgen beantworten auch deine weitergehenden Fragen. In aller Kürze:
- D7 steht für die Dominante mit hinzugefügter kleiner Septime (bestehend aus der fünften, siebenten und zweiten Tonstufe (Dominant-Dreiklang) und dem Ton auf der vierten Tonstufe (die kleine Septime, gesehen vom Grundton der Dominante)). Und richtig: Jede Stimme übernimmt dabei genau einen Ton. Siehe dazu Folge 5: ruclips.net/video/wAaalH7UAgA/видео.html
- Die 3 unter einer Harmoniebezeichnung sagt soviel wie: Setze die Terz der Harmonie in den Bass (so genannte Terzstellung). Die Details findest du in Folge 4: ruclips.net/video/iE3umW_HyfA/видео.html
- Die Konstellation S2 - 1 kennzeichnet einen so genannten Sekundvorhalt in der Subdominante. Wie ein Vorhalt funktioniert und wie er in Stimmen geführt wird, wird am Beispiel des Quartvorhalts der Dominante D4-3 in Folge 5 gezeigt: ruclips.net/video/wAaalH7UAgA/видео.html
Hier haben wir nun einen Sekundvorhalt der Subdominante, der prinzipiell genauso funktioniert, allerdings mit der Subdominante (kennst du sicher schon) und einem Sekundvorhalt. Dabei wird im Dreiklang der Subdominante in einer (!) Chorstimme der Sekundton der Subdominante ergänzt, also der Ton eine Tonstufe über dem Grundton der Subdominante. Bezogen auf die Tonleiter ist der Grundton der Subdominante der Ton auf der vierten Tonstufe. Der Ton darüber (der Sekundton der Subdominante) ist also der Ton auf der fünften Tonstufe. Auch diese S2 ist ein Vierklang, bestehend aus den Tönen IV, VI und I (Subdominantdreiklang) und eben der Tonstufe V. Wie beim D7 übernimmt jede Chorstimme einen dieser Töne, wobei im Bass in der Regel der Grundton der Subdominante (vierte Tonstufe) liegt. Wichtig beim Übergang S2-1 ist auch der zweite Teil der Harmonie der direkt nach der S2 folgt: Das ist dann eine "normale" Subdominante, wobei die Stimme, die vorher den Sekundton gesungen hat, zum Grundton der Subdominante geführt wird. Alle anderen Stimmen bleiben möglichst auf den gleichen Tönen. Häufig wird diese Kombination verwendet, wenn der Sopran (also die Melodiestimme) gerade einen Tonwechsel von der fünften zur vierten Tonstufe der Tonleiter hat. Wenn das bei dir in deinem Beispiel auch so ist, hast du die Stimme, die den Vorhalt singt, bereits gefunden.
Ich hoffe, das bringt dich ein Stück voran. Wenn du weitere Fragen hast, schreib gerne zurück. Hier in den Kommentaren oder per Kontaktformular auf capella-academy.de Dort kannst du auch einen Anhang mitschicken (z.B. ein Notenblatt im capella-Format), das macht es leichter.
Beste Grüße und viel Erfolg, Martin
@@capellaacademy Vielen Dank für Ihre Mühen!!! Die ersten beiden Themen habe ich jz verstanden!!! Aber hab zum letzten Punkt noch eine Frage (hab mir das Video schon angeschaut). Bei dem S2 - 1 ist der erste Akkord dann ein Vierklang mit vier verschieden Tönen (also die Drei aus dem Dreiklang und noch eine Sekund vom Grundton aus). Und der darauffolgende Akkord ist dann wieder "normal", weil da eine 1 steht (heißt das wenn eine 1 neben dem Buchstaben steht, dass man einfach den ganz normalen Dreiklang nimmt?). So und bei dem D4-3 wird ja die Terz durch eine Quart ersetzt, aber warum? Es wird ja genau glei geschrieben wie S2 - 1. Also unter dem ersten Ton D4 und unter dem zweiten dann eine 3. Woher weißt ich, dass jz die Quarte, die Terz ersetzt und nicht wie bei der Subdominanten, einfach eine Quarte hinzugefügt wird? Und was hat die 3 unter dem nächsten Ton zu bedeuten? Bei dem Subdominanten Bsp. wurde ja eine 1 geschrieben, um zu sagen, dass es wieder eine ganz normale Subdominante ist? Ich hoffe man versteht was ich meine, weil ich kenne mich da leider echt nicht so gut aus und wir schreiben eine Klausur darüber und unser Lehrer hat es uns nicht wirklich erklärt.
Schonmal Vielen Dank im Vorraus.
Ps. Sind die Übungsblätter von Ihnen kostenlos?
Hallo nochmal, deine Rückfragen zeigen, wie gut du in das Thema eingetaucht bist - klasse! Auch deine Beschreibungen deiner Fragestellungen ist sehr gut und präzise. Also Daumen hoch! Und darum will ich auch schnell antworten:
- Richtig: Wenn eine 1 neben der Funktionsbezeichnung steht, heißt das, dass es der "ganz normale" Dreiklang ist. Die 1 wird auch nur in Verbindung mit der 2 davor auftauchen, um anzuzeigen, dass die vorherige 2 zur 1 hinaufgelöst werden soll. Das ist lediglich eine Konvention, die das Lesen erleichtert. Bei der Verbindung D4-3 ist es übrigens genauso: D3 meint hier einfach den "ganz normalen" D-Dreiklang als Nachfolgeklang für die D4. Und der Vollständigkeit halber: Auch bei einer Verbindung von (zum Beispiel) S6-5 steht die 5 lediglich dafür, dass die Harmonie nach der S6 zum "ganz normalen" S-Dreiklang zurückkehrt. Kurz gesagt: 1, 3 und 5 als Zusatz besagen erst einmal nichts, weil sie ohnehin immer mitklingen. Sie ergeben nur Sinn im Zusammenhang mit einer anderen Ziffer.
- Nun zu dem (scheinbaren) Widerspruch, dass Bei D4-3 die Quarte STATT der Terz erklingt, bei S2-1 die 2 ZUSÄTZLICH zur 1 - gut beobachtet übrigens! Der Grund hat zwei Teile:
1. historisch: Die Ziffern sind ein Erbe des Generalbasses, der in der Musikgeschichte schon vor der funktionellen Harmonielehre (mit T, S, D usw.) da war. Der Generalbass hatte keine abstrakten Harmoniebezeichnungen (T, S, D, ...), sondern notierte einfach den Basston. Hinzu kamen die Ziffern, für die es klare Spielanweisungen gibt. Die werde ich bald in einem separaten Video erklären. Aber so viel vorab: Die Generalbass-Regeln sagen, dass eine 4 bedeutet: Lass die Terz weg und ersetze sie durch die Quarte. Eine 2 dagegen bedeutet: Füge dem Dreiklang die Sekunde hinzu - also den Ton eine Tonstufe über dem Grundton des Dreiklangs. Der Grund für diese unterschiedliche Behandlung ist vor allem, dass die Wendungen D4-3 und S2-1 bereits häufig nach diesen Mustern komponiert wurden, auch bevor man diese Schreibweise entwickelt hatte. Das Ziel der Schreibweise war lediglich, eine möglichst kurze Notation zu finden. So kamen diese Konventionen zu Stande. Details wie gesagt kommen in einem separaten Video, noch vor Weihnachten kommt.
Offen ist natürlich die nächste Frage: Warum hat man schon vor der Entwicklung der Schreibweisebei der Verbindung D4-3 die Terz durch die Quarte ersetzt, bei der Verbindung S2-1 aber die Sekunde einfach dazu genommen? Und da gibt es tatsächlich einen klanglichen Grund:
2. klanglich: Wenn man die D4 einmal mit Terz und Quarte gleichzeitig spielt (also vom Grundton der Dominante aus gesehen: 1+3+4+5), dann klingt das sehr dissonant, weil zwischen der 3 und der 4 der Dominante nur ein Halbtonschritt liegt (das sind in der Dur-Tonleiter gerade die Stufen VII und I). Bei dem Klang S2 dagegen klingen (vom Grundton der Subdominante aus gesehen) die 1+2+3+5. Das sind in der Durtonleiter die Tonstufen VI, V, VI und I. Da klingen ausschließlich große Sekunde, Terzen und die Quinte. Das ist zwar auch dissonant, aber viel "freundlicher" als der andere Klang. Lässt man umgekehrt in der S2 die Terz weg (also 1+2+5 bzw. Tonstufen IV, V und I), dann klingt diese Harmonie je nach Verteilung auf die Stimmen etwas karg.
3. melodisch: Und es gibt noch einen dritten Grund: Die S2 kommt in deinem Beispiel ja nicht allein, sondern mit der Auflösung S1 im Gepäck. Die Harmoniebezeichnung S2-1 gibt nicht nur einen Hinweis auf die Töne, die klingen sollen, sondern auch auf den Melodieverlauf der Stimme, die in der S2 die 2 gesungen hat: Diese Stimme soll im Folgeklang zur 1 geführt werden. Das ist genauso, wie bei der Kombination D4-3 (dort soll die Stimme, die die Quarte singt, ebenfalls zur Terz geführt werden). Aber schauen wir uns die Stimmführung bei der S2-1 an: Wenn in der S2 nur die Töne 1, 2, 5 klingen (ohne Terz) und die Stimme, die die 2 singt, anschließend zur 1 geführt wird, klingen nur noch 1 und 5. Das ist keine vollständige S mehr. Einziger Ausweg wäre, dass eine andere Stimme zur Terz springt, was aber in den Stimmführungsregeln so nicht vorgesehen ist (ist etwas fortgeschritten: Dissonanzen sollen schrittweise aufgelöst werden, nicht mit Tonsprüngen). Darum ist es guter Brauch, bei der Kombination S2-1 in beiden Harmonien die 3 mit an Bord zu haben, denn so klingt die S1 dann wie ein vollständiger Dreiklang.
Letzter Gedanke dazu: Bei der Kombination S2-3 kann das anders aussehen. Zwar ist eine S3 das gleiche wie eine S1 (siehe der erste Anstrich oben), aber hier sagt die Kombination S2-3 klar: Die Stimme, die im ersten Akkord die 2 singt, soll zur 3 geführt werden. Damit ist der S-Dreiklang dann vollständig. Je nach Lage der Stimmen kann es dann schöner klingen, in der S2 die Terz tatsächlich wegzulassen. Allerdings hören bei diesen Feinheiten die harten Regeln der Stimmführung und der Harmonielehre langsam auf. Die verschiedenen Harmonielehre-Lehrbücher definieren hier zum Teil verschiedene "Regeln" und letztlich ist es eine Stilfrage. Das ist sicher mega unbefriedigend, weil es sich in Prüfungen schlecht prüfen lässt. Aber letztlich geht es um eine künstlerische Tätigkeit, die auch ein Stil- und Geschmacksempfinden hat und nicht vollständig durch Regeln definiert wird.
Darum ein Angebot bzw. Rat:
- Frage deinen Lehrer, ob in einer S2 in dieser Konstellation die Sekunde die Terz ersetzt oder zur Terz hinzukommt. Allein die Frage zeigt, wie sehr du dich mit den Thema auseinandergesetzt hast. Ich denke, dass ein Lehrer so eine Frage gern beantwortet, so dass du weißt, was er als richtig werten würde.
- Wenn du mir über das Kontaktformular auf capella-academy.de schreibst, kannst du mir auch ein Bild von den Noten schicken, die dir vorliegen. Bzw. noch besser: Deinen Entwurf für den Chorsatz. Dann kann ich gerne mal drüber schauen, bzw. dir auch Noten zurück schicken. Das ist womöglich leichter verständlich, als der viele Text hier.
Und zu deiner letzten Frage: Die Arbeitsblätter, die unter den Videos verlinkt sind, sind selbstverständlich kostenlos. Du kannst sie mit dem kostenlosen capella score reader (im Appstore, bzw. Playstore) oder auf dem PC / Mac mit dem ebenfalls kostenlosen capella reader (siehe www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/ ) anschauen, anhören und ausdrucken.
Viele Grüße und gutes Gelingen! Martin
Hallo, ich finde deine Videos gut verständlich und würde gerne auch die Übungen machen, aber ich kann mir das Programm zum Öffnen der Übungen nicht herunterladen, weil ich kein Microsoft habe. Kannst du es auch als PDF reinstellen?
Hallo, du brauchst gar kein Microsoft. Den capella reader gibt es kostenlos auch für Mac: www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/
Und auch für iPhone und Android gibt es die kostenlose und werbefreie Capella Score Reader App im App-Store und Play-Store.
Unter Linux habe ich die Reader mit Wine ohne größere Probleme zum Laufen gebracht. Wenn nichts funktioniert, schreib mir gerne auf der seite capella-academy.de eine Nachricht im Kontaktformular unten auf der Seite. Dann schicke ich dir die Sachen gern zu. Ist das ein Angebot? Viele Grüße, Martin
@@capellaacademy Danke, Martin. Dann versuche ich es Mal mit Android.
Ich komponiere auch eigene Lieder, verwende teilweise aber auch Septimenakkorde oder Add-Akkorde, gelegentlich Sus-Akkorde.
Hallo und danke für deinen Kommentar - zu Septimakkorden kommen wir in einer späteren Folge dieser Serie: ruclips.net/video/wAaalH7UAgA/видео.html
Sus-Akkorde werden dort zumindest in einem Spezialfall gestreift, dem Quartvorhalt. Zu Add-Akkorden kommen wir in dieser Serie bisher nicht. Aber eine Erweiterung ist nicht ausgeschlossen. Beste Grüße, Martin
Ich habe den Reade runtergeladen, kann aber die Übung 2 nicht anzeigen, drucken?
Hallo grüß dich und danke für dein Interesse an den Übungen. Um dein Problem lösen zu können, kann ich erst einmal nur Vermutungen anstellen:
- sofern du den capella reader installiert hast, kannst du ihn auch direkt starten; öffnet sich Programmfenster (mit dem blauen Hintergrund)? Oder erscheint eine Fehlermeldung (falls ja, welche?) oder tut sich ggf. überhaupt nichts?
- Der Link unter dem Video führt zu einer Internetseite, wo mehrere Varianten des Übungsblattes verlinkt sind: sowohl Dateien für Tonika (mit der Endung *.tca) als auch eine Datei mit der Endung *.capx - das ist das gleiche Übungsblatt im capella-Format. Diese Datei sollte sich mit dem capella reader öffnen lassen. Hier der direkte Link zu der capella-Datei: www.capella-software.com/de/assets/File/Arrangieren_und_Harmonielehre_-_%C3%9Cbung_2.capx
Testweise kannst du diese Datei einmal im Download-Ordner spreichern und dann zunächst den capella reader starten und aus dem reader heraus diese Datei öffnen. Sollte das nicht funktionieren, würde es bei der Fehlersuche sehr helfen, wenn du beschreiben kannst, an welcher Stelle etwas nicht funktioniert (inkl. eventueller Fehlermeldungen).
Dann wäre auch interessant, mit welchem Betriebssystem du arbeitest.
Beste Grüße und gutes Gelingen, Martin
@@capellaacademy , besten Dank Martin für die schnelle Antwort. Der Link oben hat jetzt geklappt.. Ich habe den Folgesatz drucken können. Der Reader öffnet auch korrekt mit blauem Hintergrund. Das Problem war , dass die Downsloads sich nicht öffnen ließen, bzw. im Downloadordner auch garnicht angezeigt wurden. Sie hatten auch kein blaues Logo wie Folge 1. 🤷♀ Mal schauen ob das Problem noch einmal auftaucht. 🙋♀
Super, dass es jetzt geklappt hat. Gib gern Bescheid, falls das Problem erneut auftreten sollte.
Übungen und Softwaretestversionen arbeiten nicht auf iPad Air 2020 und MacBookPro (aktuelle Systemsoftware)
Vielen Dank für die Rückmeldung!
Dass die Technik nicht zusammenarbeitet, ist natürlich ärgerlich und sollte schnellstens zum Funktionieren gebracht werden. Ich gebe es direkt an die Entwickler weiter.
Haben Sie auf dem iPad die score reader App aus dem AppStore verwendet?
Bzw. auf dem MacBookPro die Version des Reader von der capella-Webseite (www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/ )?
Falls Sie noch weitere Angaben zur Systemkonfiguration (Betriebssystemversionen) Sie machen können, fällt in der Regel die Fehlersuche leichter. Sie können dafür gern auch das Kontaktformular auf capella-academy.de nutzen. Vielen Dank! Martin
Hallo noch einmal, die Entwickler haben das Problem nicht reproduzieren können. Die Software arbeitet anstandslos, auch unter den neusten Betriebssystemversionen. Haben Sie die capella reader bzw. score reader app von der capella-Webseite bzw. dem Appstore bezogen, oder aus einer Drittquelle? Evtl. war diese noch nicht auf dem neuesten Stand. Wenn wir Ihnen helfen können, freuen wir uns über Ihre Zuschrift. Hier oder auf der capella-academy-Webseite: capella-academy.de
Hier noch einmal der direkte Downloadlink zum capella reader: www.capella-software.com/de/index.cfm/download/capella-reader/download-capella-reader/
Am Ende stimmt das nicht. Der Alt hat am Ende das E und das ist der Leitton zu F. Also muss der Alt zum F. Das ist übrigens 5. Klasse
Hallo und danke, dass du deine aufmerksame Rückmeldung teilst.
Du hast recht: Der letzte Tonwechsel im Alt vom Leitton e zum c im Schlussakkord folgt nicht dem Gebot der Auflösung des Leittons. Dieses Gebot und ganz konkret diese Stimmführung im Alt wird später in der Serie behandelt, genauer in Folge 6 ab ca. 4:50: ruclips.net/video/3fBLQYc6Vls/видео.html
Allerdings gibt es beim Tonsatz oft mehrere mögliche Varianten, weil die Regeln des Tonsatzes aus bereits existierenden Kompositionen abgeleitet wurden und nicht am Reißbrett entstanden sind. Hermann Graber z.B. formuliert in seinen "wichtigsten Regeln des funktionellen Tonsatzes": "Der Leitton kann [beim Harmoniewechsel D-T] sprungweise in die Tonika-Quinte geführt werden, wenn er in der Mittelstimme steht." Genau das passiert hier und ist in dieser Form vielfach in der Choralliteratur zu finden.
Wie gesagt, Grabner formuliert hier mit "kann", nicht mit "muss". Die Vollständigkeits- und Stimmführungsregeln sind in der zweiten Folge dieser Serie noch nicht in ihrer vollen Ausbaustufe eingeführt. Ich wünsch dir viel Freude mit den weiteren Folgen. Und wenn dir weitere Unschärfen auffallen, freue ich mich genauso über Kommentare, wie bei Nachfragen oder Ergänzungen. Viele Grüße, Martin
Hallo, Herr Zhang jinx , die Stimmführung ist vollkommen korrekt , da der Leitton der Dominante in einer Mittelstimme ( Alt ) liegt und bei regulärer Auflösung einen unvollständigen Dreiklang ergäbe, nämlich in diesem Fall ohne Quinte.Der „abspringende Leitton“, hier E, vervollständigt jedoch den Schlussakkord, also die Tonika. Das ist bei J.S.Bach übrigens gang und gäbe, daher alles richtig gemacht in diesem Video. Und ganz sicher wird das Phänomen „ abspringender Leitton „ nicht in der 5. Klasse besprochen 😉