Sehr spannendes Thema, danke! Ich hätte mich gefreut etwas mehr Beispiele zu sehen, aus denen z.B. die "Schneidigkeit" im Kontrast zur Mode anderer Länder ersichtlich wird. :)
I had no idea that Hugo Boss was German. As I make all of my own clothes, I'm not really aware of the modern (or as I thought modern) fashion houses. So great that you have more content on your German channel, it's really helping improve my wortschatz for my sewing. You have even more of a cheeky tinkle in your eye when you speak in German. ;)
Ich lasse mir derzeit einen Anzug fertigen, aus Donegal Tweed in Blau und Navy Herringbone mit den typischen Donegal Flecks. Schwarz trage ich nicht gerne. Es war nicht sehr leicht in meiner Umgebung einen bezahlbaren Schneider zu finden, ging aber schneller als einen Anzug nach meinem Geschmack zu finden. Den Stoff habe ich selbst aus Irland bestellt. Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Ich stimme Dir 100% zu dass dem Schneider Handwerk zu wenig Beachtung dargebracht wird. Generell halte ich es für sehr bedenklich wie immer mehr jegliches Handwerk "outgesourced" wird. Ich bin was textilien und Kleidung angeht für eine komplett Rückbesinnung auf europäische Tradition. Leinen, Wolle, Leder.
ich sehe es genau so, wie du es in deinem Fazit formulierst. Wir brauchen keine krasse Rückbesinnung, aber etwas mehr Schneidigkeit wäre schon schön. Ich war am Wochenende auf einer Hochzeit und da sind mir einige Dinge doch sehr negativ aufgefallen: vor allem die jungen Männer trugen Querbinder (vorgebunden natürlich) oder gar nichts um den Hals. Die Sakkos wurden so bald wie möglich ausgezogen, teilweise noch bevor es der Bräutigam tat und ich wurde zu späterer Stunde sogar mehrfach angesprochen, warum ich denn das Sakko noch tragen würde. Außerdem kamen natürlich zahlreiche Kurzarmhemden zum Vorschein, aber das ist noch eine ganz andere Diskussion.
War letztens seit langem mal wieder auf einer Hochzeit und wurde daran erinnert warum ich formale Events so gar nicht mag. Es ist schon sehr nervig sich allein um den Anzug vorher zu kümmern. Selbst ein geliehener Anzug ist gar nicht so günstig für den einen Tag, dann kommen noch das Geschenk, Anfahrt- und Hotelkosten hinzu. Und dann auch noch diese albernen Regeln wann das Sakko ausgezogen werden darf und wie viele Knöpfe offen bleiben sollen und Standardtänze (Gott, bin ich froh, dass der Kelch da mal wieder an mir vorbeigegangen ist) und und und. Es nervt und lenkt vom wesentlichen ab: Zwei Menschen wollen den Bund fürs Leben schließen und diesen Tag mit Familie und Freunden ausgiebig feiern. Diese verstaubten Formalitäten sind da echte Spaßbremsen. Deshalb würde ich sagen Schneidigkeit, ja. Aus der Zeit gefallener Zwang (aka "Tradition"), nein! Sorry für den Rant...
@@iliketoast-q9bLassen wir mal die Kosten bei Seite (ich trage von Berufs wegen und in meiner Freizeit gerne Anzüge bzw. Kombinationen, da fällt mir das ein bisschen leichter). Diese Regeln, die sie da gerade aufzeigen, haben ja geschichtlich einen praktischen Hintergrund. Es geht dabei darum, dass jeder genau weiß, wie er sich zu verhalten hat um nicht dem Bräutigam und der Braut die Show zu stehlen. Das gilt übrigens auch für Dress Codes im Allgemeinen. Diese wurden auch eingeführt, damit niemand jemand anderen überscheint und man sich so auf die Person und nicht dessen Gewand zu konzentrieren hat.
@@MrStonee09 Für mich haben Anzüge immer etwas prätentiöses, vor allem in der Freizeit, nichts für Ungut. Ich muss zum Glück keine Anzüge tragen, besitze daher auch keinen einzigen, nicht mal ein Sakko. Ein schöner Rollkragen-Pulli und Hemd, eine gut sitzende Chino-Hose und passende Schuhe sind das höchste der Gefühle bei mir wenn es um formelle Kleidung geht und nicht explizit mehr gefordert wird. In meinen sozialen Kreisen wäre ich im Anzug auch konstant overdressed und praktisch sind sie nicht wirklich. Gepflegte Umgangsformen sind die eine Sache und natürlich sollte man das Brautpaar nicht übertrumpfen, aber die von mir genannten Beispiele wirken auf mich einfach arbiträr und albern. Mir persönlich gefällt es überhaupt nicht, wenn eine Veranstaltung die eigentlich heiter, fröhlich und, im Falle einer Hochzeit, auch rührend sein sollte, so restriktiv und auf Schauspiel getrimmt ist. Da vergeht mir die Lust, da ich mich ständig beobachtet und bewertet fühle. Für meine eigene Hochzeit werde ich zwar mir bald einen Anzug besorgen müssen, aber zum Glück wird es bis auf den Dresscode etwas lockerer zugehen. Um einen Tanz komme ich dieses Mal wohl aber nicht herum...
@@iliketoast-q9b bei Hochzeiten haben sie ohnehin eine große Gestaltungsmöglichkeit und können den Dresscode anpassen wie es eben ihr Umfeld oder sie wollen. Ja, ich trage gerne Anzüge, weiß aber was sie mit prätentiös meinen ( viele tragen Anzug wegen der „Macht“, der diesem Gewand inne wohnt und das wirkt dann oft sehr naja). Persönlich wird meine Hochzeit auch einmal in Tracht sein, da ich in Österreich auf dem Land wohne und das viele gewöhnt sind. Machen sie also nicht den Fehler und heiraten in Anzug, nur weil sich das so gehört. Und falls doch, Finger weg von Polyester oder anderen synthetischen Stoffen.
Hey Vintagebursche, tolles Thema und super erklärt! Ich bin voll und ganz Deiner Meinung. Zwar bin ich auch ein Freund klarer Formen, aber man muss es ja nicht übertreiben. Die goldene Mitte ist gut. Und ich als Hobby-Schneider finde auch, dass das Schneiderhandwerk viel mehr Beachtung und Respekt verdient. Zu schade, dass die "Geiz-ist-geil"-Mentalität überhand genommen hat und die Fast-Fashion den Markt und das Kaufverhalten vieler beeinflusst. Eine gut geschneiderte Garderobe sollte viel selbstverständlicher sein. Schade auch, dass dieses schöne Handwerk zum Aussterben verurteilt ist. Es sollte wieder mehr (Maß)Schneider geben und im Handwerk auch bessere Löhne gezahlt werden. Mach weiter so! Ich freue mich auf viele weitere Videos von Dir.
Meiner Meinung nach wäre es schon eine Bereicherung, wieder bzw. als Option zu den Anderen einen "deutschen Stil" zu haben. Dazu muss man auch nicht unbedingt zu sehr in die politisch schwarzbraungefärbte Mottenkiste greifen. Aber es ginge doch mit Anlehnungen und kleinen Details; z. B. Knopfform und -menge/Platzierung, Kragenform, etc... Dass heute keiner mehr einen Stresemann trägt ist auch klar, aber auch das Thema Tracht ( nicht Oktoberfestlederhose) erfährt in DLand viel zu wenig Beachtung.
Beim Thema Hugo Boss ist es (mir) wichtig hervorzuheben das sie im großen Stiel für die National Sozialisten produziert haben, die Designs allerdings nicht aus ihrer Feder stammten. Zudem entstand im Deutschland der 20/30er auch ein deutlich jüngerer und anderer Stiel zum preußischen. Leider wurde diese Entwicklung wie so viele andere durch die ns zeit gestoppt.
Nun ja, aber Deutschland ist ja nicht das einzige deutschsprachige Land. Während der neoliberale Bankenstil der Schweiz vielleicht schnittig wirkt, hat er doch nicht wirklich Stil. Aber da gäbe es ja noch die dritten im Bunde: Österreich. Die Wiener haben ja schon so eine lässige Eleganz, die irgendwie schwer zu beschreiben ist. Irgendwie strenger als die Italiener, aber lässiger als die Briten. Wie machen die das eigentlich?
Ja, das finde ich auch. Bin Berlinerin und lebe jetzt in Österreich. Die Mehrheit der österreichischen Männer ist definitiv besser gekleidet als die deutschen. Es scheint mir, dass sie mehr Wert auf gute Materialien legen, oft sehe ich auch jüngere Männer mit tollen Anzügen, aber dann immer mit irgendwelchen Accessoires, also nicht so nüchtern. Auch im Lifestyle sind die Ösis den Italienern sehr viel näher als den Deutschen, auf gutes Essen wird viel mehr Wert gelegt und man legt am Tag immer mal kleinere Pausen für einen Kaffee ein. Sie machen sich nicht so verrückt und gehen die Dinge entspannter an...
Ich finde, das Thema wird hier mit zuviel Politik angegeangen. Im Ausland gelten Uniformen aus dem II Weltkrieg oft als die mit Elegeantesten. Ich bin kein Befürworter der damaligen Ideologie. Schwarz ist eine elegante Farbe, aber ich kann eigentl keine typ deutsche Vorliebe dafür erkennen, zumal heute. Im Vergleich zu den Amerikanern (die an der Ostküste viel formeller sein können als uns das Klischee suggeriert) sind die deutschen Schnitte deutlich eleganter. Amerikanische Mode ist mit den Sack-Anzugschnitten und den gewaltigen Hinterteilen so mit das uneleganteste, was es gibt in der Welt. Die wenigen guten dt. Anzugschneider können locker jeden Brooks Brothers und Sachs alt aussehen lassen. Typ dt.ist für mich das "zu lange" (aus int. Sicht) Hosenbein mit der Falte über den Aufschlägen, was ich mag oder die oft etwas zu ruhigen Farbkombinationen im Vergleich zu besonders den Italienern. Deutschland ist heute irgendwie der Kompromiss in der Mitte von Schnitt und Farbe bezogen auf Europa. Typ dt wäre doch heute noch die starke Vorliebe für Trachtenmode, die teilweise ohne ihre schnörkeligen Applikationen durchaus tragbar wäre: klare Linien und etwas kastige Formen, was dem Durschnittsmitteleuropäer auch gut steht. Eine verfeinerte Version eines Jankers mit (Horn) Knöpfen und feineren Stoffen könnte man sich doch als Businessanzug vorstellen und hätte eine ganz eigene Note. Statt Tweed-Wanderkluft ginge auch sehr gut eine schöne knielange Rehlederhose mit gemäßigten Haferl. Warum nicht?
Äußerst interessantes Thema. Alles sehr schön und verständlich erklärt. Ich sehe das so, dass wir keine Rückbesinnung an Schwarz und dem militärischen Schneid brauchen. Aber dennoch finde ich, dass man doch eher wieder seinen eigenen Stil finden sollte, anstatt sich ständig an andere zu orientieren. Vielleicht schafft man es ja mehrere Eigenschaften zu kombinieren. Ein wenig Eleganz, aber doch irgendwo eine praktische Seite. Als Farben finde ich die etwas dunkleren sehr edel. Wie Blau, Grün oder auch Rot. Auch sollte man wieder mehr Krawatte tragen oder Querbinder. Genauso finde ich Hosenträger äußerst modisch. Aber bitte nicht kombinieren mit Gürtel. Schrecklich, was manche heute als "modisch" ansehen.
Bevor wir nach dem deutschen Stil suchen, sollten Deutsche erstmal allgemein Stil entwickeln. Der "deutsche Stil" ist für den sich auf der Straße einmal umschauenden Zeitgenossen wohl die institutionalisierte Stillosigkeit. Mittlerweile ist es an der Berufsschule bei mir gegenüber Usus, einfach direkt in Haus-/Schlafklamotten zu bleiben.
Schön, dass es jetzt ne eigene deutsche Rubrik gibt. Was den Stil angeht, finde ich es sehr interessant, das man z.B. einen deutlichen Unterschied zwischen Deutschland und den USA sieht, dort trägt man Krawatte, hier immer seltener. Ansonsten ist schwarz schon gut, sollte aber mit was knalligen kombiniert werden, rot, grün oder hellblau. Ansonsten bin ich auch mega Fan von praktischer Mode, auch von Uniformen, das sollte aber besser net wieder Mode werden, wegen unserer Vergangenheit. Da sollte sich mal jemand der das kann dransetzten und neue, haltbare und praktische Mode erschaffen.
Schon alleine wegen der Entwicklung der Menschen hin zu Bequemlichkeit und Homeoffice ist es schade zu sehen, dass die edle Mode aus der Norm fällt heutzutage. Zum Thema Uniform habe ich die Feststellung gemacht, dass Frauen uniformierte Männer attraktiver denn je finden (aus welchem Grund auch immer?). In gewisserweise kleiden wir uns aber doch wieder lieber mehr konform, praktisch, nicht auffällig (grau/blau/braun) - man will nicht aus der Reihe fallen und individuell sein. Vielleicht ist das typisch deutsch seit dem 2.WK?
@@Fuyumi888 Das mit den unauffälligen Farben empfinde ich eher anders herum, gerade in den jüngeren Generationen wird immer extravagantes getragen, auch von den Farben her. Man will halt auffallen.
Als Death und Black Metal Hörer ist schwarz ja eigentlich nicht wegzudenken. Ausgerechnet jetzt fange ich an mich für Vintage Mode zu interessieren. Ich mochte eigentlich die Kombi aus schwarzer Hose , Schuhe Hemd Hosenträger und Krawatte. Aber ich werde ja auch älter (40 ) und ich komme immer mehr zu Brauntönen gerne such mal Kaki . Jetzt möchte ich gerade fast alles ändern weil der alte Stil mich nur noch langweilt und ich schon immer den klassischen Englischen Gentleman oder Arbeiter Look mochte . Moderne Anzüge finde ich fürchterlich langweilig. Und ich finde die billig Produktion schrecklich. Firmen wie Trigema kriegen es doch hin . Gerade jetzt wird immer mehr von Nachhaltigkeit gesprochen. Ich würde es sehr begrüßen wenn mehr Qualität „Made in Germany“ hergestellt werden würde . Dafür gebe ich gerne auch ein paar Euro mehr aus .
Ich (w) kaufe gar nichts mehr bei Hugo Boss. Ich finde, die haben in den letzten Jahren extremst nachgelassen. Die Kleiderschnitte (damit meine ich jetzt wirklich Kleider) sind zwar immer noch toll (ich mag so verrüschtes Zeugs nicht). Schaut man aber aufs Etikett, findet man oft sehr hohe Anteile an Polyester und anderen Kunststoffen und damit sind sie für mich raus. Die Verarbeitung ist auch nicht mehr so gut wie früher, oft verzogene Nähte oder Nähte (gerade bei Blusen), die schnell aufreissen. Boss ist eigentlich zum Billig-Trash verkommen. Bei mir in der Familie gibt es aber immer noch Männer, die Boss-Anzüge kaufen. Die älteren von ihnen sagen aber auch, die Qualität ist nicht mehr so wie früher. Zur Farbe Schwarz: ich finde Schwarz bei Anzügen passt nur zu einer Beerdigung. Ansonsten würde ich immer zu Blau, Grau, Beige oder Anthrazit raten (aber ich bin eine Frau, da stellt sich die Frage nicht)... L.G. Kath.
Eine Rückkehr zu Schwarz ist wirklich keine zeitgemäße Option mehr. Anthrazit, Dunkelgrau und Dunkelblau sind für förmliche Anlässe vollkommen ausreichend. Was ich an Schwarz auch sehr unpraktisch finde: Man sieht wirklich jeden Fussel und jede Hautschuppe. ;-)
Durch die Preußen hat die alte deutsche Herrenmode einen starken militaristischen Drall und gerade formelle Kleidung wird nun mal in der Politik und im Militär getragen und ihr Image davon geprägt. Um die deutsche Herrenmode des 19. und frühen 20. Jahrhundert zu definieren, ist es also sinnvoll ihren historischen Kontext zu erläutern, siehe z.B. "Schwarz-Rot-Gold".
@@iliketoast-q9b Es mag ja alles sein, aber die heutigen Anzüge sehen alle gleich aus. Und das weltweit. Gab es Preußen überall auf der Welt? Wohl kaum... Und wenn man schon die historischen Hintergründige darstellt, dann muss es nicht immer mit einem solchen negativen Touch machen. Das ist wohl typisch deutsch, seine eigene Geschichte nur negativ zu sehen. Und was hat nunmehr die deutsche Fahne mit der heutigen Mode zu tun? Sie neigen wohl ebenfalls zum Übertrieben.
Sehr spannendes Thema, danke! Ich hätte mich gefreut etwas mehr Beispiele zu sehen, aus denen z.B. die "Schneidigkeit" im Kontrast zur Mode anderer Länder ersichtlich wird. :)
I had no idea that Hugo Boss was German. As I make all of my own clothes, I'm not really aware of the modern (or as I thought modern) fashion houses. So great that you have more content on your German channel, it's really helping improve my wortschatz for my sewing. You have even more of a cheeky tinkle in your eye when you speak in German. ;)
Ich lasse mir derzeit einen Anzug fertigen, aus Donegal Tweed in Blau und Navy Herringbone mit den typischen Donegal Flecks.
Schwarz trage ich nicht gerne.
Es war nicht sehr leicht in meiner Umgebung einen bezahlbaren Schneider zu finden, ging aber schneller als einen Anzug nach meinem Geschmack zu finden.
Den Stoff habe ich selbst aus Irland bestellt.
Ich bin gespannt auf das Ergebnis.
Ich stimme Dir 100% zu dass dem Schneider Handwerk zu wenig Beachtung dargebracht wird.
Generell halte ich es für sehr bedenklich wie immer mehr jegliches Handwerk "outgesourced" wird.
Ich bin was textilien und Kleidung angeht für eine komplett Rückbesinnung auf europäische Tradition. Leinen, Wolle, Leder.
Sehr interessantes Video. Danke!
ich sehe es genau so, wie du es in deinem Fazit formulierst. Wir brauchen keine krasse Rückbesinnung, aber etwas mehr Schneidigkeit wäre schon schön. Ich war am Wochenende auf einer Hochzeit und da sind mir einige Dinge doch sehr negativ aufgefallen: vor allem die jungen Männer trugen Querbinder (vorgebunden natürlich) oder gar nichts um den Hals. Die Sakkos wurden so bald wie möglich ausgezogen, teilweise noch bevor es der Bräutigam tat und ich wurde zu späterer Stunde sogar mehrfach angesprochen, warum ich denn das Sakko noch tragen würde. Außerdem kamen natürlich zahlreiche Kurzarmhemden zum Vorschein, aber das ist noch eine ganz andere Diskussion.
War letztens seit langem mal wieder auf einer Hochzeit und wurde daran erinnert warum ich formale Events so gar nicht mag. Es ist schon sehr nervig sich allein um den Anzug vorher zu kümmern. Selbst ein geliehener Anzug ist gar nicht so günstig für den einen Tag, dann kommen noch das Geschenk, Anfahrt- und Hotelkosten hinzu. Und dann auch noch diese albernen Regeln wann das Sakko ausgezogen werden darf und wie viele Knöpfe offen bleiben sollen und Standardtänze (Gott, bin ich froh, dass der Kelch da mal wieder an mir vorbeigegangen ist) und und und. Es nervt und lenkt vom wesentlichen ab: Zwei Menschen wollen den Bund fürs Leben schließen und diesen Tag mit Familie und Freunden ausgiebig feiern. Diese verstaubten Formalitäten sind da echte Spaßbremsen.
Deshalb würde ich sagen Schneidigkeit, ja. Aus der Zeit gefallener Zwang (aka "Tradition"), nein! Sorry für den Rant...
@@iliketoast-q9bLassen wir mal die Kosten bei Seite (ich trage von Berufs wegen und in meiner Freizeit gerne Anzüge bzw. Kombinationen, da fällt mir das ein bisschen leichter). Diese Regeln, die sie da gerade aufzeigen, haben ja geschichtlich einen praktischen Hintergrund. Es geht dabei darum, dass jeder genau weiß, wie er sich zu verhalten hat um nicht dem Bräutigam und der Braut die Show zu stehlen. Das gilt übrigens auch für Dress Codes im Allgemeinen. Diese wurden auch eingeführt, damit niemand jemand anderen überscheint und man sich so auf die Person und nicht dessen Gewand zu konzentrieren hat.
@@MrStonee09 Für mich haben Anzüge immer etwas prätentiöses, vor allem in der Freizeit, nichts für Ungut. Ich muss zum Glück keine Anzüge tragen, besitze daher auch keinen einzigen, nicht mal ein Sakko. Ein schöner Rollkragen-Pulli und Hemd, eine gut sitzende Chino-Hose und passende Schuhe sind das höchste der Gefühle bei mir wenn es um formelle Kleidung geht und nicht explizit mehr gefordert wird. In meinen sozialen Kreisen wäre ich im Anzug auch konstant overdressed und praktisch sind sie nicht wirklich.
Gepflegte Umgangsformen sind die eine Sache und natürlich sollte man das Brautpaar nicht übertrumpfen, aber die von mir genannten Beispiele wirken auf mich einfach arbiträr und albern. Mir persönlich gefällt es überhaupt nicht, wenn eine Veranstaltung die eigentlich heiter, fröhlich und, im Falle einer Hochzeit, auch rührend sein sollte, so restriktiv und auf Schauspiel getrimmt ist. Da vergeht mir die Lust, da ich mich ständig beobachtet und bewertet fühle. Für meine eigene Hochzeit werde ich zwar mir bald einen Anzug besorgen müssen, aber zum Glück wird es bis auf den Dresscode etwas lockerer zugehen. Um einen Tanz komme ich dieses Mal wohl aber nicht herum...
@@iliketoast-q9b bei Hochzeiten haben sie ohnehin eine große Gestaltungsmöglichkeit und können den Dresscode anpassen wie es eben ihr Umfeld oder sie wollen. Ja, ich trage gerne Anzüge, weiß aber was sie mit prätentiös meinen ( viele tragen Anzug wegen der „Macht“, der diesem Gewand inne wohnt und das wirkt dann oft sehr naja).
Persönlich wird meine Hochzeit auch einmal in Tracht sein, da ich in Österreich auf dem Land wohne und das viele gewöhnt sind. Machen sie also nicht den Fehler und heiraten in Anzug, nur weil sich das so gehört. Und falls doch, Finger weg von Polyester oder anderen synthetischen Stoffen.
Hey Vintagebursche, tolles Thema und super erklärt!
Ich bin voll und ganz Deiner Meinung. Zwar bin ich auch ein Freund klarer Formen, aber man muss es ja nicht übertreiben. Die goldene Mitte ist gut. Und ich als Hobby-Schneider finde auch, dass das Schneiderhandwerk viel mehr Beachtung und Respekt verdient. Zu schade, dass die "Geiz-ist-geil"-Mentalität überhand genommen hat und die Fast-Fashion den Markt und das Kaufverhalten vieler beeinflusst. Eine gut geschneiderte Garderobe sollte viel selbstverständlicher sein. Schade auch, dass dieses schöne Handwerk zum Aussterben verurteilt ist. Es sollte wieder mehr (Maß)Schneider geben und im Handwerk auch bessere Löhne gezahlt werden.
Mach weiter so! Ich freue mich auf viele weitere Videos von Dir.
Meiner Meinung nach wäre es schon eine Bereicherung, wieder bzw. als Option zu den Anderen einen "deutschen Stil" zu haben. Dazu muss man auch nicht unbedingt zu sehr in die politisch schwarzbraungefärbte Mottenkiste greifen. Aber es ginge doch mit Anlehnungen und kleinen Details; z. B. Knopfform und -menge/Platzierung, Kragenform, etc...
Dass heute keiner mehr einen Stresemann trägt ist auch klar, aber auch das Thema Tracht ( nicht Oktoberfestlederhose) erfährt in DLand viel zu wenig Beachtung.
Dabei gibt es einige Trachtenmoden bei uns. Sehr interessante vor allem. Zumal die Trachtenkleidung auch einem gewissen Code unterliegen.
Beim Thema Hugo Boss ist es (mir) wichtig hervorzuheben das sie im großen Stiel für die National Sozialisten produziert haben, die Designs allerdings nicht aus ihrer Feder stammten. Zudem entstand im Deutschland der 20/30er auch ein deutlich jüngerer und anderer Stiel zum preußischen. Leider wurde diese Entwicklung wie so viele andere durch die ns zeit gestoppt.
Können Sie berichten aus wessen Feder die HB.-Entwürfe dieser Ära stammen?
Ne Verlinkung zum Italien vs. England Stilphilosophie-Video wäre noch cool
Ist drin
Nun ja, aber Deutschland ist ja nicht das einzige deutschsprachige Land. Während der neoliberale Bankenstil der Schweiz vielleicht schnittig wirkt, hat er doch nicht wirklich Stil. Aber da gäbe es ja noch die dritten im Bunde: Österreich. Die Wiener haben ja schon so eine lässige Eleganz, die irgendwie schwer zu beschreiben ist. Irgendwie strenger als die Italiener, aber lässiger als die Briten. Wie machen die das eigentlich?
Ja, das finde ich auch. Bin Berlinerin und lebe jetzt in Österreich. Die Mehrheit der österreichischen Männer ist definitiv besser gekleidet als die deutschen. Es scheint mir, dass sie mehr Wert auf gute Materialien legen, oft sehe ich auch jüngere Männer mit tollen Anzügen, aber dann immer mit irgendwelchen Accessoires, also nicht so nüchtern.
Auch im Lifestyle sind die Ösis den Italienern sehr viel näher als den Deutschen, auf gutes Essen wird viel mehr Wert gelegt und man legt am Tag immer mal kleinere Pausen für einen Kaffee ein. Sie machen sich nicht so verrückt und gehen die Dinge entspannter an...
Ich finde, das Thema wird hier mit zuviel Politik angegeangen. Im Ausland gelten Uniformen aus dem II Weltkrieg oft als die mit Elegeantesten. Ich bin kein Befürworter der damaligen Ideologie.
Schwarz ist eine elegante Farbe, aber ich kann eigentl keine typ deutsche Vorliebe dafür erkennen, zumal heute. Im Vergleich zu den Amerikanern (die an der Ostküste viel formeller sein können als uns das Klischee suggeriert) sind die deutschen Schnitte deutlich eleganter. Amerikanische Mode ist mit den Sack-Anzugschnitten und den gewaltigen Hinterteilen so mit das uneleganteste, was es gibt in der Welt. Die wenigen guten dt. Anzugschneider können locker jeden Brooks Brothers und Sachs alt aussehen lassen. Typ dt.ist für mich das "zu lange" (aus int. Sicht) Hosenbein mit der Falte über den Aufschlägen, was ich mag oder die oft etwas zu ruhigen Farbkombinationen im Vergleich zu besonders den Italienern. Deutschland ist heute irgendwie der Kompromiss in der Mitte von Schnitt und Farbe bezogen auf Europa. Typ dt wäre doch heute noch die starke Vorliebe für Trachtenmode, die teilweise ohne ihre schnörkeligen Applikationen durchaus tragbar wäre: klare Linien und etwas kastige Formen, was dem Durschnittsmitteleuropäer auch gut steht. Eine verfeinerte Version eines Jankers mit (Horn) Knöpfen und feineren Stoffen könnte man sich doch als Businessanzug vorstellen und hätte eine ganz eigene Note. Statt Tweed-Wanderkluft ginge auch sehr gut eine schöne knielange Rehlederhose mit gemäßigten Haferl. Warum nicht?
Äußerst interessantes Thema. Alles sehr schön und verständlich erklärt.
Ich sehe das so, dass wir keine Rückbesinnung an Schwarz und dem militärischen Schneid brauchen. Aber dennoch finde ich, dass man doch eher wieder seinen eigenen Stil finden sollte, anstatt sich ständig an andere zu orientieren. Vielleicht schafft man es ja mehrere Eigenschaften zu kombinieren. Ein wenig Eleganz, aber doch irgendwo eine praktische Seite. Als Farben finde ich die etwas dunkleren sehr edel. Wie Blau, Grün oder auch Rot. Auch sollte man wieder mehr Krawatte tragen oder Querbinder. Genauso finde ich Hosenträger äußerst modisch. Aber bitte nicht kombinieren mit Gürtel. Schrecklich, was manche heute als "modisch" ansehen.
whoopwhoop!
Party in da haus!
Bevor wir nach dem deutschen Stil suchen, sollten Deutsche erstmal allgemein Stil entwickeln. Der "deutsche Stil" ist für den sich auf der Straße einmal umschauenden Zeitgenossen wohl die institutionalisierte Stillosigkeit. Mittlerweile ist es an der Berufsschule bei mir gegenüber Usus, einfach direkt in Haus-/Schlafklamotten zu bleiben.
Schön, dass es jetzt ne eigene deutsche Rubrik gibt.
Was den Stil angeht, finde ich es sehr interessant, das man z.B. einen deutlichen Unterschied zwischen Deutschland und den USA sieht, dort trägt man Krawatte, hier immer seltener.
Ansonsten ist schwarz schon gut, sollte aber mit was knalligen kombiniert werden, rot, grün oder hellblau.
Ansonsten bin ich auch mega Fan von praktischer Mode, auch von Uniformen, das sollte aber besser net wieder Mode werden, wegen unserer Vergangenheit. Da sollte sich mal jemand der das kann dransetzten und neue, haltbare und praktische Mode erschaffen.
Schon alleine wegen der Entwicklung der Menschen hin zu Bequemlichkeit und Homeoffice ist es schade zu sehen, dass die edle Mode aus der Norm fällt heutzutage. Zum Thema Uniform habe ich die Feststellung gemacht, dass Frauen uniformierte Männer attraktiver denn je finden (aus welchem Grund auch immer?). In gewisserweise kleiden wir uns aber doch wieder lieber mehr konform, praktisch, nicht auffällig (grau/blau/braun) - man will nicht aus der Reihe fallen und individuell sein. Vielleicht ist das typisch deutsch seit dem 2.WK?
@@Fuyumi888 Das mit den unauffälligen Farben empfinde ich eher anders herum, gerade in den jüngeren Generationen wird immer extravagantes getragen, auch von den Farben her.
Man will halt auffallen.
Als Death und Black Metal Hörer ist schwarz ja eigentlich nicht wegzudenken. Ausgerechnet jetzt fange ich an mich für Vintage Mode zu interessieren. Ich mochte eigentlich die Kombi aus schwarzer Hose , Schuhe Hemd Hosenträger und Krawatte. Aber ich werde ja auch älter (40 ) und ich komme immer mehr zu Brauntönen gerne such mal Kaki .
Jetzt möchte ich gerade fast alles ändern weil der alte Stil mich nur noch langweilt und ich schon immer den klassischen Englischen Gentleman oder Arbeiter Look mochte . Moderne Anzüge finde ich fürchterlich langweilig. Und ich finde die billig Produktion schrecklich. Firmen wie Trigema kriegen es doch hin . Gerade jetzt wird immer mehr von Nachhaltigkeit gesprochen. Ich würde es sehr begrüßen wenn mehr Qualität „Made in Germany“ hergestellt werden würde . Dafür gebe ich gerne auch ein paar Euro mehr aus .
Ich (w) kaufe gar nichts mehr bei Hugo Boss. Ich finde, die haben in den letzten Jahren extremst nachgelassen. Die Kleiderschnitte (damit meine ich jetzt wirklich Kleider) sind zwar immer noch toll (ich mag so verrüschtes Zeugs nicht). Schaut man aber aufs Etikett, findet man oft sehr hohe Anteile an Polyester und anderen Kunststoffen und damit sind sie für mich raus.
Die Verarbeitung ist auch nicht mehr so gut wie früher, oft verzogene Nähte oder Nähte (gerade bei Blusen), die schnell aufreissen. Boss ist eigentlich zum Billig-Trash verkommen.
Bei mir in der Familie gibt es aber immer noch Männer, die Boss-Anzüge kaufen. Die älteren von ihnen sagen aber auch, die Qualität ist nicht mehr so wie früher. Zur Farbe Schwarz: ich finde Schwarz bei Anzügen passt nur zu einer Beerdigung. Ansonsten würde ich immer zu Blau, Grau, Beige oder Anthrazit raten (aber ich bin eine Frau, da stellt sich die Frage nicht)... L.G. Kath.
Eine Rückkehr zu Schwarz ist wirklich keine zeitgemäße Option mehr. Anthrazit, Dunkelgrau und Dunkelblau sind für förmliche Anlässe vollkommen ausreichend. Was ich an Schwarz auch sehr unpraktisch finde: Man sieht wirklich jeden Fussel und jede Hautschuppe. ;-)
Leider politisieren Sie das Thema Mode viel zu sehr. Somit haben Sie das Thema respektive dessen Pointe total verfehlt, junger Mann.
Nein, hat er nicht
@@Taugtaug Gutmensch...
Durch die Preußen hat die alte deutsche Herrenmode einen starken militaristischen Drall und gerade formelle Kleidung wird nun mal in der Politik und im Militär getragen und ihr Image davon geprägt. Um die deutsche Herrenmode des 19. und frühen 20. Jahrhundert zu definieren, ist es also sinnvoll ihren historischen Kontext zu erläutern, siehe z.B. "Schwarz-Rot-Gold".
@@iliketoast-q9b Es mag ja alles sein, aber die heutigen Anzüge sehen alle gleich aus. Und das weltweit. Gab es Preußen überall auf der Welt? Wohl kaum... Und wenn man schon die historischen Hintergründige darstellt, dann muss es nicht immer mit einem solchen negativen Touch machen. Das ist wohl typisch deutsch, seine eigene Geschichte nur negativ zu sehen. Und was hat nunmehr die deutsche Fahne mit der heutigen Mode zu tun? Sie neigen wohl ebenfalls zum Übertrieben.