Sänger und Chor zeigen sich nach der Vorstellung von "Carmen" in der Hamburgischen Staatsoper

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  • Опубликовано: 9 сен 2024
  • Opernkritik
    Sänger und Chor der Aufführung von "Carmen" in der Hamburgischen Staatsoper nehmen dankbar den Applaus des geduldigen Abonnenten-Publikums entgegen.
    Stimmlich gab es keine Ausreißer, alles gut vorgetragen.
    Aber Regie und Bühnenbild waren eine Zumutung.
    Anfangs schwebte eine wirklich riesenhafte Madonna auf die Bühne. Mit einer Höhe von geschätzt 6m dominierte sie das Bühnenbild. Warum? Man weiß es nicht: im Stück spielen Kirche und Religion keine Rolle. Im Hintergrund liefen Priester, Nonnen und Clan-Mitglieder herum. Inquisition? Im 19. Jahrhundert auch in Spanien nicht mehr so präsent. Die Madonna ist im Video zum Teil rechts zu sehen. (Ja: ein großer Teil der Sitze in der Hamburgischen Staatsoper sind sicht- und/oder hörbehindert.)
    Die Schneiderei der Staatsoper (Leitung Eva-Maria Weber) hat nicht an Farbe gespart und die Darsteller in quietschbunte Kostüme gesteckt. Bei den Schmugglern wirkte das schon etwas abwegig.
    Das Bühnenbild brachte Erinnerung an die 60er Jahre hoch. Holzschnittartig und auf Laien-Niveau.
    Die Regie (Inszenierung: Maike Schuster)? Zum Haareausraufen!
    Beispiele
    Da singt Carmen, dass sie in den Augen von José seine Mordabsichten sähe. Dabei ist ihr Gesicht erkennbar Publikum und Orchester zugewandt. Schon merkwürdig, wo die Spielleitung die Sehorgane der Darsteller vermutet.
    Auch in anderen Situationen stehen die Sänger hüftsteif einander abgewandt und leidenschaftslos gegenüber, den Blick eher auf die Dirigentin (Ariane Matiakh) gerichtet.
    Ein Schuss weckt das Publikum und die beiden Kontrahenten treffen sich auf einer Hängebrücke. Keiner der beiden hat etwas bei sich, mit dem man hätte schießen können.
    Die Schmuggler haben Waren an Land gebracht und wollen sie nun in die Stadt tragen. Ein langer Zug quietschbunter Menschen schlängelt sich durch eine Gebirgslandschaft. Glauben Sie jetzt aber nicht, auch nur einer der Schmuggler hätte einen Rucksack, einen Karren oder etwas anderes dabei, um Waren zu transportieren.
    Ach ja, die Hängebrücke. Sie schwebt 20cm über dem Bühnenboden. Darunter ein blauer Textilstreifen, der (ich habe ein paar Tage vorher in einer Schüleraufführung 4. Klasse etwas ähnliches gesehen:) einen Fluss darstellen sollte.
    Die Hängebrücke hebt sich - und dann kommen Bühnenarbeiter und rollen den Fluss ein! Running Gag oder einfach nur peinlich?
    Für Retro-Feeling mit Amateur-Anmutung ist die Hamburgische Staatsoper immer noch gut. Aber um auch nur in der 2. Liga der europäischen Opernhäuser mitzuspielen reicht es nicht.

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