Im Schwäbischen hört man besonders bei älteren Sprechen noch solche -nd/-nt Endungen. Wie zB "dia hend" (sie haben). Wobei meistens es eher eine -t/-et Endung ist, wie dia ganget (sie gehen), dia wollet (sie wollen) oder dia spenget (sie laufen).
Ich bin aus Vorarlberg und in dem Dialekt den ich spreche wird die Endung, wenn auch als "-nd" und nicht "-nt" nach wie vor verwendet. Die Beispiele von oben wären "si händ" (sie haben), "si gond" (sie gehen) und "si wend" (sie wollen). Bei "si springan(d)" (sie laufen) würde ich allerdings das "d" eher verschlucken auch wenns manche sicher sagen würden.
Ich bin Schwabe und finde Dein Video super interessant. Im modernen Schwäbisch ist es so (wie meine Vorredner auch schon gesagt haben), dass es heißt: "mir hent oder mir hant." Und: "sie (viele/mehrer Leute) hent oder hant". (Wir haben, sie haben). Das Witzige ist: Ganz alte Leute (bzw. "alte Schwaben") sagen noch: "Mir häbbe, sie hent/hant". Oder zum Beispiel: "Mir solle, sie sollet". (Wir sollen, sie sollen). Also meiner Theroie nach wurde im Schwäbischen irgendwann das 3.Person Plural Indikativ Präsens Aktiv auch auf die 1. Person Plural angewendet.
Im Russischen steht -ut/-at als entspreche Endung für 3.P-Pl. Im Altrussischen wurde noch eine nasale Laute davor ausgesprochen: -ų(n)t / -ą(n)t. Z.B. SEIN in 3.P-Pl: Urslawisch SUNT Altrussisch SŲ(N)T Russisch SUŤ
Gerade für deinen kleinen Kanal liebe ich (noch immer) RUclips bzw. bin froh, noch solch kleine Schätze entdecken zu können. Herzlichsten Dank für die Einsicht in unsere Sprachgeschichte!
Im Bairischen (ich spreche jetzt hier als jemand aus dem Rottal in Niederbayern) heißt es noch z.B. "de mohand a Musi" (sie machen Musik) oder "de deand oiwei ebbs" (sie tun immer etwas). Faszinierend, dass sich diese grammatikalische Form im Dialekt - im Gegensatz zur Hochsprache - noch nach Jahrhunderten erhalten hat.
@@tommoses6557 ist vermutlich aus der Verwechslung von Indikativ und Konjunktiv weggefallen. So wie -mes und -m in der 1. P.Pl. in den Dialekten im mitteldeutschen Raume häufig verwechselt wurde und dann schließlich nur -m/-n übrig blieb.
Dass es davon noch Reste in deutschen Dialekten gibt, hätte man einfach recherchieren können. Schade, dass es in dem Beitrag selbst nicht zur Sprache kam.
ebenso in Kärnten (wo ja auch ein bairischer dialekt gesprochen wird), wobei zumindest in meinem dialekt das auslautende -t unterschiedlich "intensiv" hörbar ist, je nachdem womit das folgende wort beginnt. interessanterweise wurde (zumindest bei mir) die -nt endung auch dorthin übernommen, wo sie sprachgeschichtlich nichts zu suchen hatte. das präteritum existiert in meinem dialekt prinzipiell nicht. für alles vergangene verwende ich (wohl genauso wie bairische dialekte allgemein?) nur die Vergangenheit. die einzige ausnahme ist das verb "sein", für das ich ohne fixe regel neben den vergangenheitsformen (i pin gwesn, du pist gwesn, er is gwesn,...) auch die präteritumsformen verwende (i woa, du woast, er woa,...). und da sage ich durch aus auch statt "se woan" auch "se woant" (also mit -nt am schluss).
Super Kanal!! Mach doch bitte mal eine Folge über den Dual im Deutschen. Im Slavistikstudium bin ich unweigerlich mit dem Dual konfrontiert worden. Der war im Altslavischen noch sehr lebendig, existiert aber heute nur noch im Slowenischen als einziger slawischen Sprache. Die Slowenen behaupten wegen des Duals, Slowenisch sei besser als jede andere Sprache für Liebesgedichte geeignet. Im Polnischen finden sich nur noch Überbleibsel des Duals in Form von unregelmäßigen Plural-Endungen bei üblicherweise paarweise vorhandenen Körperteilen. Den Dual gab es auch im Deutschen einmal, aber anscheinend nur bei in Bayern sind mit mit den Pronomen "ees" und "enk" noch Reste vorhanden. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie der Dual im Deutschen einst ausgesehen hat und wann er verschwunden ist.
Interessant, im Persischen gibt es ebenfalls diese Endung für die 3.Pl /-and/ Ebenfalls gibt es in einigen schweizerischen Dialekten die 3.Pl-Endung /-et/, wo möglicherweise die /n/-Elision im (Wort-)Auslaut zugeschlagen hat.
Persisch ist ein super Beispiel, da die Schriftsprache konsequent mit "-and" konjugiert, während im gesprochenen Farsi 'and' fast immer zu 'an' verkürzt wird. Kommt einem doch bekannt vor ;)
Ich finde deine Videos absolut faszinierend. Ich habe in den 80ern Ostslawistik, Anglistik und Allgemeine Linguistik studiert, wobei letzteres mein absolutes Lieblingsfach war (ich lese zwar gerne, aber mag es absolut nicht das Gelesene literaturwissenschaftlich zu zerpflücken, andererseits hat mir die sprachwissenschaftliche Analyse beim Erlernen von Sprachen sehr weiter geholfen). Das Erkennen von Kognaten durch die Verfolgung der Lautgesetze und das Zurückführen der Bedeutungsunterschiede auf eine gemeinsame Grundbedeutung ist für mich wie ein großes Puzzlespiel. Da dein Augenmerk hauptsächlich auf dem Deutschen liegt, wollte ich dir gerne zur Ergänzung etwas aus dem Slawischen zeigen. Im Russischen sieht man ein anderes Ergebnis, also nicht -nt, aber -t. Wenn ich mich richtig an mein Studium erinnere, dann wurde schon im Urslawischen aus der Folge Vokal + n ein Nasalvokal. Diesen gibt es zum Beispiel noch im Polnischen, z.B. lieben kochać 3.P.Pl.Präs. oni/one kochają. Später verloren diese Nasalvokale in den meisten slawischen Sprachen ihre Nasalität, so dass wir als Ergebnis oftmals die Folge Vokal + t haben Im Russischen in der e-Konjugation sehen wir also folgende Präsens Konjugation bei brat' (nehmen): ja beru, ty beresh', on/ona/ono beret, my berem, vy berete, oni berut. Bei der i-Konjugation gilt entsprechendes, allerdings mit einem teilweise anderen Ergebnis (in der 3. Person Plural), also stojat' (stehen): ja stoju, ty stoish', on/ona/ono stoit, my stoim, vy stoite, oni stojat. Die verwendete Transliteration aus dem Kyrillischen ist die englische, da diese ohne diakritische Zeichen auskommt. Bei brat' sieht man hier den (wahrscheinlich nicht aus dem Kirchenslawischen stammenden) Fall einer Liquidametathese, dafür in den Konjugationsformen einen Volllaut für PIE? silbische Liquida also *grd(?) "umzäuntes Gebiet" mit den Kognaten dt. Garten, cz. hrad (Burg), pl. gród (Schloss), ru. gorod (Stadt), sl. grad (Burg) oder *brg(?) (Erhebung in der Landschaft) mit dt. Berg, aber ru. bereg (Ufer).
Vielen Dank für deinen Kommentar und die Ergänzungen zum Slawischen! Auch ich finde, es gibt kaum etwas Spannenderes als (historische) Sprachwissenschaft :D
Die Endungen sind im Ukrainischen anders: ja -(j)u, ty -(j)esch, vin (oder: uin)/vona (uona)/vono (uono, würde sprachlich zur Entwicklung der englischen Aussprache von *one* passen) -(j)et, ny -(j)emo, vy (wuy) -(j)ete, vony (uony) -(j)ut.
@@SchmulKrieger Es geht über die Verbenendungen im 3p Pl. "Hodjat, nosjat, jdut". Йдеться про закінчення дієслів у третій персоні множини " вони ходять, носять, йдуть"
Sehr interessant! Ich bin Schweizer und zumindest in einigen Gebieten ist die Endung nt/nd noch sehr präsent z.B. „sie laufent“ (sie laufen). Im Rest der Schweiz ist oft das -n- weggefallen, und das -d ist manchmal auch optional geworden. z.B. „sie gäbed“ (sie geben), „sie möchet“(sie machen), „sie flüüge(d)“ (sie fliegen), „sie hend“ (sie haben).
Ich bin kein Germanist, interessiere mich rein privat allgemein für Linguistig. Sehr gelungene Darstellung der Themen auch für Laien und Diletanten (im ursprünglichen Sinne, nicht im heutigen übertragenen). :) Freut mich zu lesen, dass es bei den Gelehrten offenkundig auch gut ankommt.
Ich bin neulich auf den Kanal gestoßen. Wirklich sehr guter, akkurater Inhalt an interessenten Beispielen. Es kursiert wirklich viel zu viel Nicht- und Halbwissen bei diesen Themen, dabei finde ich sind Etymologie und Philologie ein großartiger Weg sich die Sprache besser zu erschließen und sie zu verstehen. Zum Wort -bären s.a. auch Bahre, aufbahren.
Kannst du mal ein Video zum Ursprung der Tempora im Deutschen machen. Ich habe mal gehört, dass es im deutschen Ursprünglich nur zwei Tempora gab, Präsens und Imperfekt und dass die anderen Tempora aus dem Lateinischen bzw. aus dem Frühromanischen "künstlich" dem Deutschen hinzugefügt wurden. Liebe deine Videos, mach weiter so!
Danke für deinen Vorschlag und die netten Worte! Ja, kann ich gerne mal machen! Und korrekt, die altgermanischen Sprachen haben erstmal nur Präsens und Präteritum (Imperfekt benutzt man eher für andere Sprachen wie das Lateinische, das ist nicht ganz dasselbe wie Präteritum), der Rest kam erst später dazu. Das sieht man auch daran, dass Präsens und Präteritum bis heute die einzigen Tempusformen sind, die ohne Hilfsverb auskommen: ich gebe ich gab vs. ich habe gegeben ich hatte gegeben ich werde geben ich werde gegeben haben
Im Schwedischen heißt "zu tragen" übrigens "att bära", Ich trage - Jag bär. Da blieb der alte Wortstamm "beren" in der ursprünglichen Verwendung erhalten. Danke für deine informativen Videos!
im Englischen gibt es ja auch noch das verb "to bear" etwas ertragen oder im Sinn von" to bear child , childbearing" ein Kind in sich tragen, austragen . Past tense dann "born" Im Deutschen gebären/geboren finden wir das dann auch wieder. ( das Deutsche "tragen" kommt eigentlich eher aus der Bedeutung eine Last ziehen, schleppen)
Hauptsächlich ein Kommentar für den Algorithmus, aber wow, ich kannte die schwäbischen Formen für 3. pers. plural aber hab nie darüber nachgedacht dass sie ein Überbleibsel von etwas so altem sein könnten. Danke für das Video!
Zum Thema Tragen fällt mir die Bahre ein, im Berner Oberland "Bäre(n)". Alte Gerätschaften waren z.B. "Tragbäre", "Stossbäre" (= Schubkarre, die ist noch aktuell), Steibäre (robuste Tragbahre zum Tragen von Steinen).
Als Schweizer empfand ich den Deutschunterricht in der Schule immer als schwierig. Und nun sehe ich deine Videos 😉 Wenn mir damals dieser Stoff vermittelt worden wäre, ich hätte die erste Klasse dreimal wiederholt und wäre danach aus dem Unterricht ausgeschlossen worden 😂😂
Das alte -nt ist im Niederdeutschen auch noch etwas ersichtlich, denn dort lautet es in allen Pluralformen des Indikativs -et (wi maket, ji maket, se maket "machen"). Das -et in der 2. Person ist lautgesetzlich, in der 3. Person ist das n durch die Nasalspiransregel geschwunden ( mnd. māket < as. makōþ < makōnþ) und die 1. Person wurde schließlich analogisch angeglichen
Das stimmt allerdings nur beim westlichen Teil des Niederdeutschen. Im Niederdeutschen in des meisten Teilen von Mecklenburg-Vorpommern wurde im Plural die Endung n verallgemeinert, wobei wohl auch inzwischen dieselbe Unterscheidung wie im Hochdeutschen auftaucht.
In der Tat, jedoch sind westlichen Dialekte die wesentlich älteren, die tatsächlich auf dem Altsächsischen beruhen (vgl. die Ausbreitung des Stammesherzogtum Sachsen). Die ostdeutschen Dialekte sind sogenannte "Kolonialdialekte"
Ich hätte nie gedacht, dass ich mit in meiner Freizeit mal Videos zur Entwicklung unserer Sprache anschaue. Aber du bringst das echt gut und interessant rüber. Prüfungen zu dem Thema würde ich trotzdem nicht schreiben wollen 😂
Ist eine ziemlich coole Sache, die man auch heute noch im Französischen (zumindest in der Schriftsprache, die Endung wird nicht ausgesprochen) als -ent oder bei unregelmäßigen Verben z.B. -ont oder dergleichen wiederfinden kann: Ils aiment le chocolat - Sie lieben Schokolade Auch in einigen Regionen Bayerns ist diese Endung zumindest laut dem Kleinen Bayerischen Sprachatlas noch vertreten, vor allem in Niederbayern, wo die Form "se hand" für "sie sind" eingezeichnet ist, während im Rest Altbayerns eher "se han" oder "se san" gesagt wird. Nicht nur das, vereinzelt kann man in diesem Atlas auch Orte finden, in denen sich dieses -t/-d auf die Endung in der 2. Person Plural ausgebreitet hat: Mia lesnd de Zeidung = Wir lesen die Zeitung (die d's sind immernoch stimmlos, Plosive im Bairischen sind auch ein Thema an und für sich). Man muss aber bedenken, dass der Kleine Bayerische Sprachatlas einen relativ alten Stand des Dialekts wiedergibt, der vom Hochdeutschen noch ziemlich unbeeinflusst ist. Ob diese Formen heute noch gebräuchlich sind, müsste mich einer aus den betreffenden Regionen wissen lassen. Bei uns im bayerischen Oberland ist die Endung auch im alten Sprachstand des Atlanten nicht vertreten
@@SchmulKrieger Kann es auch, je nach Region, ja. han(d) für sind war früher vor allem im ländlichen Raum sehr gebräuchlich, wurde aber mittlerweile stark von san(d) verdrängt^^
@arktrus ich bin mir sicher, dass hand oder han niemals sind bedeutete, sondern wenn dann die neuere Bedeutung neben san, sand ist. Denn die Deklination aus dem Althochdeutschen gibt das anders nicht her.
@@SchmulKrieger Wieso in der genannten bairischen Dialektform h steht statt s, kann ich zwar auch nicht beantworten, aber "hàn(d)" - mit sehr hellem a-Laut, ist mir in der Bedeutung "sind" völlig geläufig (ich komme aus Straubing in Niederbayern), neben dem überregionalen "sàn". "Haben" wird anders ausgesprochen, und zwar in etwa håm(d) - mit dunklem a-Laut.
@@SchmulKrieger Deklination aus dem Althochdeutschen hin oder her es gibt genügend Belege für han(d) mit dieser Bedeutung. Schau dir einfach mal die Ergebnisse aus einigen Landkreisen im Baydat, die verschiedenen Dialektkarten auf Regionalsprache de, einige Wenkerbögen auf wenker(punkt)online(punkt)uni-marburg(punkt)de an, oder hör dir die Audioaufnahmen auf dialekte(punkt)schule(punkt)bayern(punkt)de/sprachatlas/ an. Ich bezieh mich zwar bei meiner Aussage nicht nur auf diese Quellen, sondern auch auf persönliche Erfahrung, aber das sind die einfachsten Quellen, anhand denen du dich selbst überzeugen kannst :]
Ich finde deine Videos super, weil die genau solche Themen ansprechen, mit denen ich mich in meiner Freizeit auch gerne mal laienhaft beschäftige :). Neben alter Grammatik finde ich gerade Etymologie super spannend, wie bei "behren" (oder auch die Wortbildungselemente -heit, -tum usw.) Zum Beispiel auch die Entwicklung und Herkunft der deutschen Präfixe (ent-, zer-, ver-, miss-, be-, ge- usw.), der Bedeutungswandel mancher Modalverben (dürfen eigentlich "bedürfen", mögen eigentlich "vermögen" oder "die Erlaubnis haben") oder auch ursprünglich regelmäßige(re) grammatische Phänomene wie Iterative/Intensive, Kollektiva (Berg - Gebirge) usw. Ich freue mich schon auf die nächsten Videos \(^.^)/!
In Brandenburg lassen die Leute gerne mal das Wort "ebent" in Sätze einfließen. Gehört das auch zu dem Thema hier? Danke für die sehr interessanten Erklärungen.
Geil aufgearbeitet! Ich habent mich sehr amüsiert. Da ich von der Nordsee komme, wo die Niederdeutsche Sprache (nicht Dialekt) immernoch gelebt und gesprochen wird, finde ich besonders die Überschneidungen im Alt-Englisch interessant. Alt-Englisch wirkt auf mich (da ich Deutsch, Niederdeutsch und Englisch spreche) immer wie eine Art modernes "Denglisch". Sätze werden geformt mit Hilfe von vielen Vokabelbüchern. Deutsch, Englisch, Niederdeutsch in den meisten fällen. Und ab und zu verirrt sich auch mal ein Wort der Skandinavier mit in den Sprachegebrauch. Einfach spannend. Mein Lieblingssatz "Bethas eovre handa to belief hol" - "Badet eure Hände um gesund zu bleiben." Das Wort "Blief" gibt's auch heute noch im Niederdeutschen und heißt "bleiben".
Eine Frage zu den alten Texten: werden immer mal wieder neue "entdeckt"? Bzw digitalisiert so dass andere besseren Zugang zu ihnen haben? Kommt es auch mal vor das was neues linguistisches dabei zum Vorschein kommt?
Ich weiß da gerade keine aktuellen Beispiele, das kann aber durchaus mal vorkommen! Entweder findet man noch etwas in alten Archiven, ab und zu aber auch durch Ausgrabungen. Anfang des Jahres z. B. hat man in Dänemark ein kleines Messer mit dem Wort "hirila" (= 'kleines Schwert') entdeckt. Ansonsten fällt mir spontan noch das Hethitische ein, das man erst um 1900 entdeckt hat und das die älteste überlieferte indogermanische Sprache ist. Das muss damals schon eine kleine Sensation gewesen sein :D
@@LachundSprachgeschichten ein Brakteat (Münze) hat man letztes Jahr gefunden mit der noch nicht klar übersetzbaren Satz, in den Wodnas steht. Womöglich aus dem 5. Jahrhundert, sprich, dort muss Jütland noch eher westgermanische Idiome gesprochen haben, die dann entweder später zum Proto-Nordischen werden oder durch die skandinavischen Dänen als Markschweden verdrängt werden.
Habe dich erst letztens entdeckt und finde deine Videos richtig spannend, auch wenn ich so gar keine wirkliche Ahnung habe. Eins habe ich definitiv gelernt: sollte ich doch mal zeitreisen können, macht ein Abstecher in die Vergangenheit wenig Sinn…ich würde meine Vorfahren nicht verstehen 🫣
In Urdu-Hindi gibt es das Wort "بھرنا" oder "भरना" (bhar-na), also etwas mit zum Beispiel Wasser einzufüllen. Vielleicht gibt es da im Laufe der Zeit eine Änderung der Bedeutung?
Oh, spannend! Mit den indischen Sprachen kenne ich mich leider kaum aus, laut Wiktionary kommt भरना aber in der Tat ebenfalls von der *bʰer-Wurzel. Vielleicht kommt der Bedeutungswandel daher, dass man Gefäße mit etwas füllt, bevor man sie irgendwohin trägt?
गाड़ी को भरना (gaari ko bharna) heißt auch "den Wagen beladen". Da würde ich eher einen Kausativ wie bharaana erwarten, so wie in bhagna und bhagaana (fliehen und vertreiben). Vielleicht ist hat sich die Bedeutung über das Adjektiv bharaa, "schwer", gewandelt, das formell ein Partizip von bharna, tragen ist? Schwer ist ja schließlich etwas, das getragen wird, aber auch etwas, das gefüllt wurde (oder beladen; गाड़ी भरी हुई है gaari bhari hui hai heisst zunächst ja "Der Wagen ist beladen", und ohne hui, "der Wagen ist schwer", oder?).. Ob vorzeitig oder gleichzeitig, ob aktiv oder passiv ist bei Partizipien im Hindi immer recht offen.
Kausative im Hindi sind übrigens eine spannende Geschichte! Nicht nur haben sie sich im Gegensatz zu den meisten anderen Flektionsformen des Sanskit sehr gut gehalten - sie sind sogar so präsent, oft mit Dehnstufen der Vokale, dass sogar Verben, die gar keine Kausative sind, als solche erkannt und eine "Normalform" beigesellt bekommen haben: etwa dikhna, gesehen werden, zu dekhna, sehen - das wiederum selbst eine Kausativform hat, dikhaana, "zeigen".
@@raggitla Alles das gleiche: Schwedisch bära, tragen, Gebärmutter, siehe beim Tier Tragezeit, dänisch trillebør Schubkarre, dänisch barn Kind. Betrag und betragen (verhalten). dänisch beløb, løbe laufen mit Hinweis auf läufig beim Tier. jeg bør, det burde jeg ich sollte, die Bürde auferlegen als Last. Ich selber arbeite nur mit Wort zu Wort - und das über alle Grenzen hinweg, nie mit grammar.
Im Schwäbischen ist diese Endung tatsächlich noch relativ viel vertreten: sui hont - sie haben (o wie in offen) sui mäant - sie müssen sui däant - sie tun ... Immer wieder tolle und interessante Videos. Und unterhaltsam obendrein :) Danke dafür
Übrigens, im alten Schwäbisch gab es für das Zählwort "zwei" drei Formen: zwoi, zwua, zwee, je nach Wortgeschlecht . Das kam sicher auch im Althochdeutschen vor.
Kannst mal ein Video zu Wandalisch machen? Das ist alles so super interessant und ich lerne bei jedem Video ganz viel! Und du bringst das total gelungen rüber!!!
Dankeschön, das freut mich 😊 Mit dem Vandalischen habe ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt (von den Vandalen selbst gibt es meines Wissens ja auch keine Schriftzeugnisse), ich nehm's aber mal in meine Ideenliste auf!
@@LachundSprachgeschichten Ich kam nur drauf, weil ich einen wandalischen Trinkspruch Scapia matzia ia drinkan irgendwo gelesen habe (muss etwa heissen: lasst uns schmatzen und trinken) und immer dachte, ausser Gotisch habe sich nichts Ostgermanisches erhalten. Aber wie gesagt, deine Videos sind so erhellend und sprachgeschichtlich so gewinnbringend, dass ich mich immer freue, wenn ich was Neues eingestellt finde. Nebenbei: auch das Niederdeutsche als Schwester des Englischen und Friesischen finde ich persönlich so spannend, dat ik mi daröwer auk mol en Video füorstellen könnt. (leider kann ich es nicht richtig).
Als Kind wurde mir erzählt das damals die Wörter auf -nt endeten. Das sagte mir mal eine Schwäbische Frau, die sehr lieb zu mir war. Sie sagte auch dass man im Schwäbischen immer noch so spricht (ganget, fanget, wollet, und nd endung: hend ma (haben wir) etc.) Leider wusste ich damals gar nichts über das Althochdeutsche und Mittelhochdeutsche. Ich kannte nur das Hochdeutsche und später auch Schwäbisch durch die Schulen die ich alle besucht hatte. Hätte ich schon damals gewusst, was ich jetzt weiß, würde ich alles dran setzen um mehr über die älteren Deutschen Sprachen zu lernen!
Im CH-Deutsch gibt es - je nach Dialekt - ein -ed oder -id am Ende, aber bei allen Pluralformen. Fliegen: mer flüüged (wir fliegen), ehr flüüged (ihr fliegt), si flüüged (sie fliegen), wobei die jüngere Generation v.a. bei der 1. und zunehmend bei der 3. Person die Endung weglässt (mer flüüge, ehr flüüged, si flüüge)
nicht in allen schweizerdeutschen dialekten sind die pluralendungen gleich. im berndeutschen sind es z.b. -e, -et, -e. das hat nichts mit der jüngeren generation zu tun.
Im Französisch gibt es diese Endungen: ils font - sie machen, ils voirent - sie sehen - allerdings spricht man die Endungen überhaupt nicht mehr aus: il foo , il woar wäre dann die Aussprache von diesen Wörtern. Im Russischen gibt es diese t s: ani gavarat - sie sprechen, ani dilajut - sie machen, ani rabotajut - sie arbeiten.
In einem schmalen Streifen zwischen Niederrhein und Sauerland hatte sich dialektal im Plural Präsens Indikativ Aktiv bei einsilbigen Verben die Endung -nt entwickelt bzw. erhalten. Dazu ist die Forschung leider nicht eindeutig. Beispiel aus Essen-Werden: wi gont, gött gont, se gont. Bei mehrsilbigen Verben gilt in diesem Gebiet übrigens einheitlich -en.
Schau dir mal das Schweizerdeutsche an. Wir sprechen hier eigentlich Mittelhochdeutsch. Und an manchen Orten ist sogar Althochdeutsch erhalten (Wallis). Zu den konkreten Endungen: "Sie lachen." (3. P. Pl.) Ich sage: Sie lached. Und manche, ich würde meinen in Graubünden oder im St.Galler Rheintal, sagen sie lachend. Voilà. Danke für die Infos :)
Vielen Dank für dieses Video! Nun zu Deiner Frage: In Pali ist die Endung bei Verben der dritten Person Plural "nti", also für gacchanti (sie gehen) und bhāsanti (sie sprechen). Das gilt auch für das Sanskrit, wobei ich gelesen habe, dass im vedischen Sanskrit ein "nt" statt "nti" vorkam, also bhavant statt bhavanti (sie sind). Im den altpersischen Sprachen setzte sich das auch fort und war im mittelpersischen "nd", während im heutigen Farsi die Endung oft "and" ist. Dies findet sich also wohl auch in den altindischen und indoiranischen Sprachen und verwandten Sprachfamilien, oder?
Ja das zeigt mit wir sind so verschieden in sprache und kultur doch haben wir einen weg gefunden um vereint zu sein in einem volk.Ich habe auch etwas gegen gleichmacherei.Ich sehe das so wir sind verschiedene germanische Stämme die sich zusammengerauft haben und das hochdeutsche entwickeld aber zuhause wie ir sprächen wird immer mehr eingeschränkt.Finde ich schade
Bei uns im Dialekt heißt Schubkarre Bahre, auch Bouhre oder Behre genannt, je nach Dorf. Wenn das tragend bedeutet, dann frage ich mich was (Sitz)Bank (Bouge im Dialek) bedeutet.
Danke für das interessante Video. Die Endung der dritten Person Plural im älteren Deutschen dürfte auch mit den slawischen Endungen verwandt sein, wobei der Nasal (allerdings als Nasalvokal) im Polnischen erhalten geblieben ist und das t im Russischen.
im Hochallemannisch n der Schweiz endet 3. Person Plural meist in verkürzter Form auf ein "d" (sie gehen: si gönd, aus sie "gehent"), im Höchstallemannischen (Kantone Wallis, Fribourg, Innerschweiz) auch noch in der längeren Form (sie geben: "si gäbunt")
Eine Anekdote zum Schicksal des Wortes "beren" (tragen) in unterschiedlichen germanischen Sprachen: Als seinerzeit der Disney-Zeichentrickfilm „Robin Hood“ herauskam (ja, ist urlange her), war ich ganz begeistert von Robin (Fuchs) und Little John (Bär). Kurz darauf ging es in den Urlaub nach Dänemark, wo meine lieben Eltern im Supermarkt ein Poster mit den beiden Helden entdeckten und es mir zur Freude erstehen wollten. Nun war direkt daneben ein großes Preisschild angebracht, auf dem groß zu lesen stand: „Bæreposer 20 Øre“ (oder so). Das ist ja preiswert für ein „Bärenposter“, dachten wir. Aber ach - niemand wollte uns das Gewünschte geben, stattdessen bot man uns wieder und wieder _Tragetaschen_ an, bis sich das Mißverständnis aufklärte: Weil es eben kein deutsches „beren“ gibt, konnten wir das dänische „bære“ nicht als „tragen“ übersetzen, und „Bæreposer“ nicht als „Tragetasche“. Das Disney-Poster bekamen wir trotzdem, und das Wort für „Bär“ lernte ich auch noch, der Schäferhund unserer Wirtsleute hieß nämlich Björn. Noch ein zeitlich passender Merksatz für Insider: Dänen lügen nicht.
Danke für das tolle Video! İch find es cool dass in den Kommentaren schon einige Beispile von asiatischen Zweigen des İndogermanischen genannt werdent. Wi jemand schon erwähnt: auf Persisch ist di Endung bis heute noch "-and".
Und in Holländisch ist es immer noch "ontberen", etwas nicht haben, nicht tragen, und eine Frau "baart" ihr Kind. Es wird "gebaard". Also aus Gothisch. Sehr interessant!
Im Französischen endet die 3. Person Plual in der Schrift auf -ent - was aber im gesprochenen Französisch meist stumm bleibt. (falls das nächste Wort mit einem Vokal beginnt, kann man das "t" auch im Rahmen der "Liaison" sprechen, muss man aber nicht -in der Praxis werden solche "liaisons facultatives" immer häufiger nicht eingegangen) Da hat also quasi das gesprochene Französisch dieselbe Entwicklung mitgemacht wie das Deutsche, aber da die französische Rechtschreibung historisierend ist, sieht man das an der Schrift nicht direkt.
Dem imperfektiven dajut (von davat') steht das perfektive dadut (von dat') gegenüber. Dat' ist das wahrscheinlich unregelmäßigste Verb des Russischen: ja dam, ty dash', on/ona/ono daet, aber my dadim, vy dadite, oni dadut. Wir sehen hier eine Verdoppelung des Verbstammes für grammatische Zwecke als letzten Überrest eines früher wohl weiter verbreiteten Phänomens. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es diese Mechanik doch auch im Ostgotischen. Es wäre interessant zu erfahren, ob es in den anderen historischen oder modernen germanischen Sprachen auch noch solche Überreste gibt. Vielleicht ja nicht in der Konjugation, aber vielleicht in der Wortbildung.
Wie in anderen Kommentaren schon erwähnt: In einigen südwestdeutschen und norddeutschen Dialekten gibt es bei den Verben einen Einheitsplural auf (e)t. Hier ist nicht in der 3. Person das -t entfallen, sondern es wurde in der 1. hinzugefügt. Auch der Konjunktiv ohne -t ist zu finden, z. B. Schwäbisch Ind. "mir teant", aber Konj. "mir täte".
In den meisten Schweizer Dialekten ist wie im Schwäbischen das n statt das t weggefallen. Sie mached statt sie machen. In Kanton Graubünden brauchen sie immer noch die volle Form sie machent oder sie machend.
Eine Frage habe ich an Dich: Was ist nesen? Im Wort genesen kommt es vor. Kommt es von Schnupfen, wegen Nase wie in ‚er genas‘? Womöglich ist die Frage an sich schon bekloppt, vielleicht kannst du mir dennoch eine erhellende Antwort geben. Gute Genesung!
Hochinteressant! Ende der 70er-Jahre habe ich im Allgäu meinen Zivildienst absolviert und hatte dort einen Arbeitskollegen aus Schwaben, der diese Endung ebenfalls gebrauchte. Wenn ich mich recht erinnere, so sagte er aber nicht "sie habent", sondern "sie hent".
Ich liebe diese t/et Endung ich schreibe sehr gerne damit. Im Alemannischen ist es ähnlich normal: Ich gehe Du gehst Ihr gehet "So sehet des Mondes Schein" Auch als Steigerung für das Sie Sie sind - Respekt Ihr seied - Verehrung
In meiner Heimat (Nähe Europapark) heißt es bloß: Ich geh, dü gesch, 'r gehd, sie gehd. In Nachbardörfern wird auch: Ich gang, dü gosch, 'r goht/'s goht. Tragen: Ich drag, dü draisch, 'r draid, sie draid. Sein/Si: Mir sin, ihr sin, sie sin Imperativ: Seid froh: sin froh!
@andreaWBW ich komme ursprünglich auch aus der Nähe des Europaparks 😅 immer wieder erstaunlich wie ein Dorf weiter schon enorme Unterschiede hat 😅 Sein wird ja gar nicht gebogen 😳 I bî Dü bisch Ihr seied (das zweite e geht etwas unter aber hörbar) Er sie es man: isch Gehen wird bei mir gleich zu gohe I goh Dü gohsch Er sie es goht Ihr goet
@@LivioGneist von Präteritalstamm bur/bor + ida > burida > bürede > bürde. Ähnlich, wie bei gebärde, von gibaran + ida > gibarida > giberida > geberede > gebärde.
4:23 'Heben' in Walliserdeutsch: wier birre, ier birret, schii birrent. Das 'ie' wird 'i-ə' gesprochen, nicht wie langes 'i'. Alte Endung, alter Wortstamm & alter Diphtong 😅
Das heißt übrigens auch, daß die finiten Verben im Deutschen früher alle auch ohne Pronomina funktioniert haben, da Persona und Numerus von der Verbendung abgeleitet werden konnten. Das gibt es heute ja nur sehr eingeschränkt wie etwa bei «Habe die Ehre».
Könnte es vielleicht sein, dass das -nt zu einem -n wurde, um Verwechslungen mit der 3. Pers. Singular einzudämmen? Ich stelle mir vor, wie „sie fängt“ und „sie fangent“ im Schnellsprech ziemlich ähnlich klingen.
Wenn ich mit Dialekt spreche, sage ich "ebent", statt "eben". Das machen aber nur Leute in meiner Gegend, die mit starkem Dialekt sprechen. Oder auch "vorhint", statt "vorhin", sagt man bei uns. Sage ich auch oft. Das hört man echt aber nur von Leuten über 80 oder von Leuten wie mir. Ich persönlich sage das T am Ende nur bei den Wörtern "vorhint" und "ebent". Ich bin 1989 geboren, wohne/lebe in Hessen und bin Türke.
Zu mhd. beren ist auch noch durch Ablaut bürden verwandt mit der Bedeutung "beladen". Im z.B. Niederdeutschen kennt man auch bören als häufiges Wort für "heben". Und die ebenfalls verwandte Bahre wird als Barve/Berve bezeichnet, welches auch "Leiter" bedeuten kann. Eine Leiter trägt oder hebt jemanden ja quasi ebenfalls
Im Schwäbischen hört man besonders bei älteren Sprechen noch solche -nd/-nt Endungen. Wie zB "dia hend" (sie haben). Wobei meistens es eher eine -t/-et Endung ist, wie dia ganget (sie gehen), dia wollet (sie wollen) oder dia spenget (sie laufen).
Ich bin aus Vorarlberg und in dem Dialekt den ich spreche wird die Endung, wenn auch als "-nd" und nicht "-nt" nach wie vor verwendet. Die Beispiele von oben wären "si händ" (sie haben), "si gond" (sie gehen) und "si wend" (sie wollen). Bei "si springan(d)" (sie laufen) würde ich allerdings das "d" eher verschlucken auch wenns manche sicher sagen würden.
in gewissen dialekten der schweiz auch
In Altbayern verwenden wir im Dialekt auch noch das nt bzw. nd
Ich bin Schwabe und finde Dein Video super interessant. Im modernen Schwäbisch ist es so (wie meine Vorredner auch schon gesagt haben), dass es heißt: "mir hent oder mir hant." Und: "sie (viele/mehrer Leute) hent oder hant". (Wir haben, sie haben). Das Witzige ist: Ganz alte Leute (bzw. "alte Schwaben") sagen noch: "Mir häbbe, sie hent/hant". Oder zum Beispiel: "Mir solle, sie sollet". (Wir sollen, sie sollen). Also meiner Theroie nach wurde im Schwäbischen irgendwann das 3.Person Plural Indikativ Präsens Aktiv auch auf die 1. Person Plural angewendet.
Im Russischen steht -ut/-at als entspreche Endung für 3.P-Pl.
Im Altrussischen wurde noch eine nasale Laute davor ausgesprochen: -ų(n)t / -ą(n)t.
Z.B. SEIN in 3.P-Pl:
Urslawisch SUNT
Altrussisch SŲ(N)T
Russisch SUŤ
Großes Lob zu deiner Arbeit und es ist schön zu sehen, dass da Interesse vorhanden ist
Vielen Dank! :D
Super, danke für Ihre Arbeit @@LachundSprachgeschichten
Gerade für deinen kleinen Kanal liebe ich (noch immer) RUclips bzw. bin froh, noch solch kleine Schätze entdecken zu können. Herzlichsten Dank für die Einsicht in unsere Sprachgeschichte!
Im Bairischen (ich spreche jetzt hier als jemand aus dem Rottal in Niederbayern) heißt es noch z.B. "de mohand a Musi" (sie machen Musik) oder "de deand oiwei ebbs" (sie tun immer etwas). Faszinierend, dass sich diese grammatikalische Form im Dialekt - im Gegensatz zur Hochsprache - noch nach Jahrhunderten erhalten hat.
Ja, wirklich faszinierend!
@@tommoses6557 ist vermutlich aus der Verwechslung von Indikativ und Konjunktiv weggefallen. So wie -mes und -m in der 1. P.Pl. in den Dialekten im mitteldeutschen Raume häufig verwechselt wurde und dann schließlich nur -m/-n übrig blieb.
Dass es davon noch Reste in deutschen Dialekten gibt, hätte man einfach recherchieren können. Schade, dass es in dem Beitrag selbst nicht zur Sprache kam.
ebenso in Kärnten (wo ja auch ein bairischer dialekt gesprochen wird), wobei zumindest in meinem dialekt das auslautende -t unterschiedlich "intensiv" hörbar ist, je nachdem womit das folgende wort beginnt.
interessanterweise wurde (zumindest bei mir) die -nt endung auch dorthin übernommen, wo sie sprachgeschichtlich nichts zu suchen hatte. das präteritum existiert in meinem dialekt prinzipiell nicht. für alles vergangene verwende ich (wohl genauso wie bairische dialekte allgemein?) nur die Vergangenheit. die einzige ausnahme ist das verb "sein", für das ich ohne fixe regel neben den vergangenheitsformen (i pin gwesn, du pist gwesn, er is gwesn,...) auch die präteritumsformen verwende (i woa, du woast, er woa,...). und da sage ich durch aus auch statt "se woan" auch "se woant" (also mit -nt am schluss).
@@alexanderpotukar2176 Aber er nimmt nur die Standardsprache.
Sehr interessant Danke für das Video. Das hat mich schon lange interessiert
Super Kanal!!
Mach doch bitte mal eine Folge über den Dual im Deutschen.
Im Slavistikstudium bin ich unweigerlich mit dem Dual konfrontiert worden. Der war im Altslavischen noch sehr lebendig, existiert aber heute nur noch im Slowenischen als einziger slawischen Sprache. Die Slowenen behaupten wegen des Duals, Slowenisch sei besser als jede andere Sprache für Liebesgedichte geeignet. Im Polnischen finden sich nur noch Überbleibsel des Duals in Form von unregelmäßigen Plural-Endungen bei üblicherweise paarweise vorhandenen Körperteilen.
Den Dual gab es auch im Deutschen einmal, aber anscheinend nur bei in Bayern sind mit mit den Pronomen "ees" und "enk" noch Reste vorhanden. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie der Dual im Deutschen einst ausgesehen hat und wann er verschwunden ist.
Der Dual ist eine schöne Idee, die nehme ich doch direkt mal auf! 👍
Ich habe bei der Endung direkt ans Französische gedacht. Hier wird in der dritten Person plural -ent geschrieben, aber nicht gesprochen.
Interessant, im Persischen gibt es ebenfalls diese Endung für die 3.Pl /-and/
Ebenfalls gibt es in einigen schweizerischen Dialekten die 3.Pl-Endung /-et/, wo möglicherweise die /n/-Elision im (Wort-)Auslaut zugeschlagen hat.
Das Persische hat auch die im Video genannte idg. Wurzel *bʰer- fortgesetzt: میبرند mi-barand "sie tragen"
Persisch ist ein super Beispiel, da die Schriftsprache konsequent mit "-and" konjugiert, während im gesprochenen Farsi 'and' fast immer zu 'an' verkürzt wird.
Kommt einem doch bekannt vor ;)
Auch meine Großelterngeneration im Süden der Steiermarkt hat zum Teil noch so gesprochen. Z.B. »sie kummant« oder »sie brauchent«.
Ich finde deine Videos absolut faszinierend. Ich habe in den 80ern Ostslawistik, Anglistik und Allgemeine Linguistik studiert, wobei letzteres mein absolutes Lieblingsfach war (ich lese zwar gerne, aber mag es absolut nicht das Gelesene literaturwissenschaftlich zu zerpflücken, andererseits hat mir die sprachwissenschaftliche Analyse beim Erlernen von Sprachen sehr weiter geholfen). Das Erkennen von Kognaten durch die Verfolgung der Lautgesetze und das Zurückführen der Bedeutungsunterschiede auf eine gemeinsame Grundbedeutung ist für mich wie ein großes Puzzlespiel. Da dein Augenmerk hauptsächlich auf dem Deutschen liegt, wollte ich dir gerne zur Ergänzung etwas aus dem Slawischen zeigen.
Im Russischen sieht man ein anderes Ergebnis, also nicht -nt, aber -t. Wenn ich mich richtig an mein Studium erinnere, dann wurde schon im Urslawischen aus der Folge Vokal + n ein Nasalvokal. Diesen gibt es zum Beispiel noch im Polnischen, z.B. lieben kochać 3.P.Pl.Präs. oni/one kochają.
Später verloren diese Nasalvokale in den meisten slawischen Sprachen ihre Nasalität, so dass wir als Ergebnis oftmals die Folge Vokal + t haben
Im Russischen in der e-Konjugation sehen wir also folgende Präsens Konjugation bei brat' (nehmen): ja beru, ty beresh', on/ona/ono beret, my berem, vy berete, oni berut.
Bei der i-Konjugation gilt entsprechendes, allerdings mit einem teilweise anderen Ergebnis (in der 3. Person Plural), also stojat' (stehen): ja stoju, ty stoish', on/ona/ono stoit, my stoim, vy stoite, oni stojat.
Die verwendete Transliteration aus dem Kyrillischen ist die englische, da diese ohne diakritische Zeichen auskommt.
Bei brat' sieht man hier den (wahrscheinlich nicht aus dem Kirchenslawischen stammenden) Fall einer Liquidametathese, dafür in den Konjugationsformen einen Volllaut für PIE? silbische Liquida also *grd(?) "umzäuntes Gebiet" mit den Kognaten dt. Garten, cz. hrad (Burg), pl. gród (Schloss), ru. gorod (Stadt), sl. grad (Burg) oder *brg(?) (Erhebung in der Landschaft) mit dt. Berg, aber ru. bereg (Ufer).
Vielen Dank für deinen Kommentar und die Ergänzungen zum Slawischen! Auch ich finde, es gibt kaum etwas Spannenderes als (historische) Sprachwissenschaft :D
Die Endungen sind im Ukrainischen anders: ja -(j)u, ty -(j)esch, vin (oder: uin)/vona (uona)/vono (uono, würde sprachlich zur Entwicklung der englischen Aussprache von *one* passen) -(j)et, ny -(j)emo, vy (wuy) -(j)ete, vony (uony) -(j)ut.
Im Ukrainisch ist fast gleich aber wir haben -t weich gesprochen wie "l" auf deutsch.
@@SchmulKrieger
Es geht über die Verbenendungen im 3p Pl. "Hodjat, nosjat, jdut".
Йдеться про закінчення дієслів у третій персоні множини " вони ходять, носять, йдуть"
Sehr interessant! Danke, Marcel, dass du dieses großartige Video geteilt hast.
Sehr interessant! Ich bin Schweizer und zumindest in einigen Gebieten ist die Endung nt/nd noch sehr präsent z.B. „sie laufent“ (sie laufen). Im Rest der Schweiz ist oft das -n- weggefallen, und das -d ist manchmal auch optional geworden. z.B. „sie gäbed“ (sie geben), „sie möchet“(sie machen), „sie flüüge(d)“ (sie fliegen), „sie hend“ (sie haben).
Im Seislertüsch sagen wir sie gäbe
Oder es "sie gähnd"
Deine Inhalte sind sehr tiefgründig und gut recherchiert. Weiter so!
Ich bin kein Germanist, interessiere mich rein privat allgemein für Linguistig. Sehr gelungene Darstellung der Themen auch für Laien und Diletanten (im ursprünglichen Sinne, nicht im heutigen übertragenen). :) Freut mich zu lesen, dass es bei den Gelehrten offenkundig auch gut ankommt.
Ich bin neulich auf den Kanal gestoßen. Wirklich sehr guter, akkurater Inhalt an interessenten Beispielen. Es kursiert wirklich viel zu viel Nicht- und Halbwissen bei diesen Themen, dabei finde ich sind Etymologie und Philologie ein großartiger Weg sich die Sprache besser zu erschließen und sie zu verstehen.
Zum Wort -bären s.a. auch Bahre, aufbahren.
Kannst du mal ein Video zum Ursprung der Tempora im Deutschen machen. Ich habe mal gehört, dass es im deutschen Ursprünglich nur zwei Tempora gab, Präsens und Imperfekt und dass die anderen Tempora aus dem Lateinischen bzw. aus dem Frühromanischen "künstlich" dem Deutschen hinzugefügt wurden.
Liebe deine Videos, mach weiter so!
Danke für deinen Vorschlag und die netten Worte! Ja, kann ich gerne mal machen!
Und korrekt, die altgermanischen Sprachen haben erstmal nur Präsens und Präteritum (Imperfekt benutzt man eher für andere Sprachen wie das Lateinische, das ist nicht ganz dasselbe wie Präteritum), der Rest kam erst später dazu. Das sieht man auch daran, dass Präsens und Präteritum bis heute die einzigen Tempusformen sind, die ohne Hilfsverb auskommen:
ich gebe
ich gab
vs.
ich habe gegeben
ich hatte gegeben
ich werde geben
ich werde gegeben haben
Im Schwedischen heißt "zu tragen" übrigens "att bära", Ich trage - Jag bär. Da blieb der alte Wortstamm "beren" in der ursprünglichen Verwendung erhalten.
Danke für deine informativen Videos!
im Englischen gibt es ja auch noch das verb "to bear" etwas ertragen oder im Sinn von" to bear child , childbearing" ein Kind in sich tragen, austragen . Past tense dann "born" Im Deutschen gebären/geboren finden wir das dann auch wieder. ( das Deutsche "tragen" kommt eigentlich eher aus der Bedeutung eine Last ziehen, schleppen)
Hauptsächlich ein Kommentar für den Algorithmus, aber wow, ich kannte die schwäbischen Formen für 3. pers. plural aber hab nie darüber nachgedacht dass sie ein Überbleibsel von etwas so altem sein könnten.
Danke für das Video!
Zum Thema Tragen fällt mir die Bahre ein, im Berner Oberland "Bäre(n)". Alte Gerätschaften waren z.B. "Tragbäre", "Stossbäre" (= Schubkarre, die ist noch aktuell), Steibäre (robuste Tragbahre zum Tragen von Steinen).
Mein neuer Lieblingskanal. Es ist unfassbar wertvoll.❤
Viele Dank 🥰
Als Schweizer empfand ich den Deutschunterricht in der Schule immer als schwierig. Und nun sehe ich deine Videos 😉 Wenn mir damals dieser Stoff vermittelt worden wäre, ich hätte die erste Klasse dreimal wiederholt und wäre danach aus dem Unterricht ausgeschlossen worden 😂😂
in Vorarlberg (westlichstes Bundesland Österreich) enden Verben der dritten Person plural meistens in nd oder nt
Bsp: Sie geben wird zu sie geband
Geh hearns, was mochant Sie den do?
Ähnliches hört man immer noch im Oberwallis (Schweiz).
Das alte -nt ist im Niederdeutschen auch noch etwas ersichtlich, denn dort lautet es in allen Pluralformen des Indikativs -et (wi maket, ji maket, se maket "machen"). Das -et in der 2. Person ist lautgesetzlich, in der 3. Person ist das n durch die Nasalspiransregel geschwunden ( mnd. māket < as. makōþ < makōnþ) und die 1. Person wurde schließlich analogisch angeglichen
Das stimmt allerdings nur beim westlichen Teil des Niederdeutschen. Im Niederdeutschen in des meisten Teilen von Mecklenburg-Vorpommern wurde im Plural die Endung n verallgemeinert, wobei wohl auch inzwischen dieselbe Unterscheidung wie im Hochdeutschen auftaucht.
In der Tat, jedoch sind westlichen Dialekte die wesentlich älteren, die tatsächlich auf dem Altsächsischen beruhen (vgl. die Ausbreitung des Stammesherzogtum Sachsen). Die ostdeutschen Dialekte sind sogenannte "Kolonialdialekte"
Ich hätte nie gedacht, dass ich mit in meiner Freizeit mal Videos zur Entwicklung unserer Sprache anschaue. Aber du bringst das echt gut und interessant rüber. Prüfungen zu dem Thema würde ich trotzdem nicht schreiben wollen 😂
Faszinierend
Es freut mich sehr, dass du mit der richtigen Aussprache auf Mittelhochdeutsch sprichst! Das machen wenige!
Ist eine ziemlich coole Sache, die man auch heute noch im Französischen (zumindest in der Schriftsprache, die Endung wird nicht ausgesprochen) als -ent oder bei unregelmäßigen Verben z.B. -ont oder dergleichen wiederfinden kann: Ils aiment le chocolat - Sie lieben Schokolade
Auch in einigen Regionen Bayerns ist diese Endung zumindest laut dem Kleinen Bayerischen Sprachatlas noch vertreten, vor allem in Niederbayern, wo die Form "se hand" für "sie sind" eingezeichnet ist, während im Rest Altbayerns eher "se han" oder "se san" gesagt wird. Nicht nur das, vereinzelt kann man in diesem Atlas auch Orte finden, in denen sich dieses -t/-d auf die Endung in der 2. Person Plural ausgebreitet hat: Mia lesnd de Zeidung = Wir lesen die Zeitung (die d's sind immernoch stimmlos, Plosive im Bairischen sind auch ein Thema an und für sich). Man muss aber bedenken, dass der Kleine Bayerische Sprachatlas einen relativ alten Stand des Dialekts wiedergibt, der vom Hochdeutschen noch ziemlich unbeeinflusst ist. Ob diese Formen heute noch gebräuchlich sind, müsste mich einer aus den betreffenden Regionen wissen lassen. Bei uns im bayerischen Oberland ist die Endung auch im alten Sprachstand des Atlanten nicht vertreten
@@arktrus se hand bedeutet sie haben.
@@SchmulKrieger Kann es auch, je nach Region, ja. han(d) für sind war früher vor allem im ländlichen Raum sehr gebräuchlich, wurde aber mittlerweile stark von san(d) verdrängt^^
@arktrus ich bin mir sicher, dass hand oder han niemals sind bedeutete, sondern wenn dann die neuere Bedeutung neben san, sand ist. Denn die Deklination aus dem Althochdeutschen gibt das anders nicht her.
@@SchmulKrieger Wieso in der genannten bairischen Dialektform h steht statt s, kann ich zwar auch nicht beantworten, aber "hàn(d)" - mit sehr hellem a-Laut, ist mir in der Bedeutung "sind" völlig geläufig (ich komme aus Straubing in Niederbayern), neben dem überregionalen "sàn". "Haben" wird anders ausgesprochen, und zwar in etwa håm(d) - mit dunklem a-Laut.
@@SchmulKrieger Deklination aus dem Althochdeutschen hin oder her es gibt genügend Belege für han(d) mit dieser Bedeutung. Schau dir einfach mal die Ergebnisse aus einigen Landkreisen im Baydat, die verschiedenen Dialektkarten auf Regionalsprache de, einige Wenkerbögen auf wenker(punkt)online(punkt)uni-marburg(punkt)de an, oder hör dir die Audioaufnahmen auf dialekte(punkt)schule(punkt)bayern(punkt)de/sprachatlas/ an.
Ich bezieh mich zwar bei meiner Aussage nicht nur auf diese Quellen, sondern auch auf persönliche Erfahrung, aber das sind die einfachsten Quellen, anhand denen du dich selbst überzeugen kannst :]
"ebent" und "schont" sind vermutlich eine andere Kategorie...
Danke für diese interessanten Videos!
Ja, das ist wieder was anderes. "ebent" ist besonders im Norden verbreitet: www.atlas-alltagssprache.de/ebent/
Ich finde deine Videos super, weil die genau solche Themen ansprechen, mit denen ich mich in meiner Freizeit auch gerne mal laienhaft beschäftige :). Neben alter Grammatik finde ich gerade Etymologie super spannend, wie bei "behren" (oder auch die Wortbildungselemente -heit, -tum usw.) Zum Beispiel auch die Entwicklung und Herkunft der deutschen Präfixe (ent-, zer-, ver-, miss-, be-, ge- usw.), der Bedeutungswandel mancher Modalverben (dürfen eigentlich "bedürfen", mögen eigentlich "vermögen" oder "die Erlaubnis haben") oder auch ursprünglich regelmäßige(re) grammatische Phänomene wie Iterative/Intensive, Kollektiva (Berg - Gebirge) usw.
Ich freue mich schon auf die nächsten Videos \(^.^)/!
Dein Kanal ist großartig. Ich versuche deutsch zu lernen, nachdem ich geleert/gelehrt wurde an einer Lehranstalt/Leeranstalt. Grüße aus Augsburg
Vielen Dank!
In Brandenburg lassen die Leute gerne mal das Wort "ebent" in Sätze einfließen. Gehört das auch zu dem Thema hier? Danke für die sehr interessanten Erklärungen.
🥰Dein Video erinnert mich sooo an den besten Kurs meines Studiums: Historiolinguistik ist schon was Feines.
Geil aufgearbeitet! Ich habent mich sehr amüsiert. Da ich von der Nordsee komme, wo die Niederdeutsche Sprache (nicht Dialekt) immernoch gelebt und gesprochen wird, finde ich besonders die Überschneidungen im Alt-Englisch interessant. Alt-Englisch wirkt auf mich (da ich Deutsch, Niederdeutsch und Englisch spreche) immer wie eine Art modernes "Denglisch". Sätze werden geformt mit Hilfe von vielen Vokabelbüchern. Deutsch, Englisch, Niederdeutsch in den meisten fällen. Und ab und zu verirrt sich auch mal ein Wort der Skandinavier mit in den Sprachegebrauch. Einfach spannend. Mein Lieblingssatz "Bethas eovre handa to belief hol" - "Badet eure Hände um gesund zu bleiben." Das Wort "Blief" gibt's auch heute noch im Niederdeutschen und heißt "bleiben".
Ein wirklich gutes Video. Dankesehr.
Danke!
Immer wieder gut! 🙏
Eine Frage zu den alten Texten: werden immer mal wieder neue "entdeckt"? Bzw digitalisiert so dass andere besseren Zugang zu ihnen haben? Kommt es auch mal vor das was neues linguistisches dabei zum Vorschein kommt?
Ich weiß da gerade keine aktuellen Beispiele, das kann aber durchaus mal vorkommen! Entweder findet man noch etwas in alten Archiven, ab und zu aber auch durch Ausgrabungen. Anfang des Jahres z. B. hat man in Dänemark ein kleines Messer mit dem Wort "hirila" (= 'kleines Schwert') entdeckt.
Ansonsten fällt mir spontan noch das Hethitische ein, das man erst um 1900 entdeckt hat und das die älteste überlieferte indogermanische Sprache ist. Das muss damals schon eine kleine Sensation gewesen sein :D
@@LachundSprachgeschichten ein Brakteat (Münze) hat man letztes Jahr gefunden mit der noch nicht klar übersetzbaren Satz, in den Wodnas steht. Womöglich aus dem 5. Jahrhundert, sprich, dort muss Jütland noch eher westgermanische Idiome gesprochen haben, die dann entweder später zum Proto-Nordischen werden oder durch die skandinavischen Dänen als Markschweden verdrängt werden.
1:50
Soweit ich weiß ja auch bei Verben auf -ern und -eln, ne? Sie lächeln (Ind) vs sie lächlen (Kon1).
Stimmt, an die hatte ich gar nicht gedacht! 😱
@LachundSprachgeschichten
Vergisst man ja gerne, weil man so selten die Gelegenheit hat, diese Formen zu benutzen. Geht mir auch so. :D
@@DarkrarLetsPlay Haben -eln und -ern eine Diminutivwirkung? Wenn ja, sind sie reproduzierbar im heutigen Deutsch?
@@deutschermichel5807
Genau kann ich das nicht beantworten, aber -ern und -eln sind ja eigentlich -er+-en und -el+en.
Habe dich erst letztens entdeckt und finde deine Videos richtig spannend, auch wenn ich so gar keine wirkliche Ahnung habe.
Eins habe ich definitiv gelernt: sollte ich doch mal zeitreisen können, macht ein Abstecher in die Vergangenheit wenig Sinn…ich würde meine Vorfahren nicht verstehen 🫣
In Urdu-Hindi gibt es das Wort "بھرنا" oder "भरना" (bhar-na), also etwas mit zum Beispiel Wasser einzufüllen. Vielleicht gibt es da im Laufe der Zeit eine Änderung der Bedeutung?
Oh, spannend! Mit den indischen Sprachen kenne ich mich leider kaum aus, laut Wiktionary kommt भरना aber in der Tat ebenfalls von der *bʰer-Wurzel. Vielleicht kommt der Bedeutungswandel daher, dass man Gefäße mit etwas füllt, bevor man sie irgendwohin trägt?
गाड़ी को भरना (gaari ko bharna) heißt auch "den Wagen beladen". Da würde ich eher einen Kausativ wie bharaana erwarten, so wie in bhagna und bhagaana (fliehen und vertreiben). Vielleicht ist hat sich die Bedeutung über das Adjektiv bharaa, "schwer", gewandelt, das formell ein Partizip von bharna, tragen ist? Schwer ist ja schließlich etwas, das getragen wird, aber auch etwas, das gefüllt wurde (oder beladen; गाड़ी भरी हुई है gaari bhari hui hai heisst zunächst ja "Der Wagen ist beladen", und ohne hui, "der Wagen ist schwer", oder?).. Ob vorzeitig oder gleichzeitig, ob aktiv oder passiv ist bei Partizipien im Hindi immer recht offen.
Kausative im Hindi sind übrigens eine spannende Geschichte! Nicht nur haben sie sich im Gegensatz zu den meisten anderen Flektionsformen des Sanskit sehr gut gehalten - sie sind sogar so präsent, oft mit Dehnstufen der Vokale, dass sogar Verben, die gar keine Kausative sind, als solche erkannt und eine "Normalform" beigesellt bekommen haben: etwa dikhna, gesehen werden, zu dekhna, sehen - das wiederum selbst eine Kausativform hat, dikhaana, "zeigen".
@@raggitla Alles das gleiche: Schwedisch bära, tragen, Gebärmutter, siehe beim Tier Tragezeit, dänisch trillebør Schubkarre, dänisch barn Kind. Betrag und betragen (verhalten). dänisch beløb, løbe laufen mit Hinweis auf läufig beim Tier. jeg bør, det burde jeg ich sollte, die Bürde auferlegen als Last.
Ich selber arbeite nur mit Wort zu Wort - und das über alle Grenzen hinweg, nie mit grammar.
Immer wieder schön, die Videos 😊 und sehr lehrreich. 👍🏼👍🏼👍🏼
Immer wieder sehr interessant dargeboten und wissenswert!
Applaus!
Im Schwäbischen ist diese Endung tatsächlich noch relativ viel vertreten:
sui hont - sie haben (o wie in offen)
sui mäant - sie müssen
sui däant - sie tun
...
Immer wieder tolle und interessante Videos. Und unterhaltsam obendrein :) Danke dafür
Du bist echt ein Nerd. Finde ich klasse!
Übrigens, im alten Schwäbisch gab es für das Zählwort "zwei" drei Formen: zwoi, zwua, zwee, je nach Wortgeschlecht . Das kam sicher auch im Althochdeutschen vor.
Ja, das gab es auch im Althochdeutschen :)
@@LachundSprachgeschichten und im Frühneuhochdeutschen?
@@deutschermichel5807 Da auch :) Die neuesten mir spontan einfallenden schriftlichen Belege mit diesen drei Formen kommen aus dem 17. Jahrhundert
@@frunsebischkek1050 Gibt's auch noch im Bairischen mit den Formen: "zwee" (m.), "zwo" (f.) und "zwoa" (n.)
Da gibt es noch ein Beispiel aus einer Konversation im 20. Jahrhundert.
" Ich hätte gerne ein Pfund Nackent."
"Sie meinen Nacken!"
"Ebent".
Kannst mal ein Video zu Wandalisch machen? Das ist alles so super interessant und ich lerne bei jedem Video ganz viel! Und du bringst das total gelungen rüber!!!
Dankeschön, das freut mich 😊
Mit dem Vandalischen habe ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt (von den Vandalen selbst gibt es meines Wissens ja auch keine Schriftzeugnisse), ich nehm's aber mal in meine Ideenliste auf!
@@LachundSprachgeschichten Ich kam nur drauf, weil ich einen wandalischen Trinkspruch Scapia matzia ia drinkan irgendwo gelesen habe (muss etwa heissen: lasst uns schmatzen und trinken) und immer dachte, ausser Gotisch habe sich nichts Ostgermanisches erhalten. Aber wie gesagt, deine Videos sind so erhellend und sprachgeschichtlich so gewinnbringend, dass ich mich immer freue, wenn ich was Neues eingestellt finde. Nebenbei: auch das Niederdeutsche als Schwester des Englischen und Friesischen finde ich persönlich so spannend, dat ik mi daröwer auk mol en Video füorstellen könnt. (leider kann ich es nicht richtig).
Ich bin Schweizerin und meine das man in einigen Dialekten, also aus dem Alemannischen entlehnt, das "ent" noch hören kann.
Als Kind wurde mir erzählt das damals die Wörter auf -nt endeten. Das sagte mir mal eine Schwäbische Frau, die sehr lieb zu mir war. Sie sagte auch dass man im Schwäbischen immer noch so spricht (ganget, fanget, wollet, und nd endung: hend ma (haben wir) etc.)
Leider wusste ich damals gar nichts über das Althochdeutsche und Mittelhochdeutsche. Ich kannte nur das Hochdeutsche und später auch Schwäbisch durch die Schulen die ich alle besucht hatte.
Hätte ich schon damals gewusst, was ich jetzt weiß, würde ich alles dran setzen um mehr über die älteren Deutschen Sprachen zu lernen!
Im CH-Deutsch gibt es - je nach Dialekt - ein -ed oder -id am Ende, aber bei allen Pluralformen. Fliegen: mer flüüged (wir fliegen), ehr flüüged (ihr fliegt), si flüüged (sie fliegen), wobei die jüngere Generation v.a. bei der 1. und zunehmend bei der 3. Person die Endung weglässt (mer flüüge, ehr flüüged, si flüüge)
Also wie im Altenglischen.
nicht in allen schweizerdeutschen dialekten sind die pluralendungen gleich. im berndeutschen sind es z.b. -e, -et, -e. das hat nichts mit der jüngeren generation zu tun.
Im Französisch gibt es diese Endungen: ils font - sie machen, ils voirent - sie sehen - allerdings spricht man die Endungen überhaupt nicht mehr aus: il foo , il woar wäre dann die Aussprache von diesen Wörtern.
Im Russischen gibt es diese t s: ani gavarat - sie sprechen, ani dilajut - sie machen, ani rabotajut - sie arbeiten.
In einem schmalen Streifen zwischen Niederrhein und Sauerland hatte sich dialektal im Plural Präsens Indikativ Aktiv bei einsilbigen Verben die Endung -nt entwickelt bzw. erhalten. Dazu ist die Forschung leider nicht eindeutig. Beispiel aus Essen-Werden: wi gont, gött gont, se gont. Bei mehrsilbigen Verben gilt in diesem Gebiet übrigens einheitlich -en.
Schau dir mal das Schweizerdeutsche an. Wir sprechen hier eigentlich Mittelhochdeutsch. Und an manchen Orten ist sogar Althochdeutsch erhalten (Wallis).
Zu den konkreten Endungen:
"Sie lachen." (3. P. Pl.)
Ich sage: Sie lached.
Und manche, ich würde meinen in Graubünden oder im St.Galler Rheintal, sagen sie lachend.
Voilà.
Danke für die Infos :)
und im Wallis hei wer nu allu drii formä: wier lache, ier lachet, schi lachunt 😊
Vielen Dank für dieses Video! Nun zu Deiner Frage: In Pali ist die Endung bei Verben der dritten Person Plural "nti", also für gacchanti (sie gehen) und bhāsanti (sie sprechen). Das gilt auch für das Sanskrit, wobei ich gelesen habe, dass im vedischen Sanskrit ein "nt" statt "nti" vorkam, also bhavant statt bhavanti (sie sind). Im den altpersischen Sprachen setzte sich das auch fort und war im mittelpersischen "nd", während im heutigen Farsi die Endung oft "and" ist. Dies findet sich also wohl auch in den altindischen und indoiranischen Sprachen und verwandten Sprachfamilien, oder?
Ich finde das so spannend
Ja das zeigt mit wir sind so verschieden in sprache und kultur doch haben wir einen weg gefunden um vereint zu sein in einem volk.Ich habe auch etwas gegen gleichmacherei.Ich sehe das so wir sind verschiedene germanische Stämme die sich zusammengerauft haben und das hochdeutsche entwickeld aber zuhause wie ir sprächen wird immer mehr eingeschränkt.Finde ich schade
Mach weiter so. Ich habe deinen Kanal gerade entdeckt. Ich empfehle dich weiter!
Vielen Dank!
Bei uns im Dialekt heißt Schubkarre Bahre, auch Bouhre oder Behre genannt, je nach Dorf. Wenn das tragend bedeutet, dann frage ich mich was (Sitz)Bank (Bouge im Dialek) bedeutet.
Deutsch ist meine vierte Sprache, aber trotzdem finde ich das faszinierend.
Wieder mal richtig gut! 😀👌👍
Im platt deutschen gibt es dies auch. We goaht na hues. Wir gehen nach hause. Wird aber nur kurz betont.
Du sag mal, kannst du ein Video zu Thema Plattdeutsch vs. Mittelhochdeutsch machen? Wär cool.
Danke für das interessante Video. Die Endung der dritten Person Plural im älteren Deutschen dürfte auch mit den slawischen Endungen verwandt sein, wobei der Nasal (allerdings als Nasalvokal) im Polnischen erhalten geblieben ist und das t im Russischen.
im Hochallemannisch n der Schweiz endet 3. Person Plural meist in verkürzter Form auf ein "d" (sie gehen: si gönd, aus sie "gehent"), im Höchstallemannischen (Kantone Wallis, Fribourg, Innerschweiz) auch noch in der längeren Form (sie geben: "si gäbunt")
in *Freiburg sagen wir nicht "si gäbunt", sondern "si gäbe".
@@atlantisia ich dachte an Seislerdeutsch
@@fiedelmina ja, ich auch
Eine Anekdote zum Schicksal des Wortes "beren" (tragen) in unterschiedlichen germanischen Sprachen: Als seinerzeit der Disney-Zeichentrickfilm „Robin Hood“ herauskam (ja, ist urlange her), war ich ganz begeistert von Robin (Fuchs) und Little John (Bär). Kurz darauf ging es in den Urlaub nach Dänemark, wo meine lieben Eltern im Supermarkt ein Poster mit den beiden Helden entdeckten und es mir zur Freude erstehen wollten. Nun war direkt daneben ein großes Preisschild angebracht, auf dem groß zu lesen stand: „Bæreposer 20 Øre“ (oder so). Das ist ja preiswert für ein „Bärenposter“, dachten wir. Aber ach - niemand wollte uns das Gewünschte geben, stattdessen bot man uns wieder und wieder _Tragetaschen_ an, bis sich das Mißverständnis aufklärte: Weil es eben kein deutsches „beren“ gibt, konnten wir das dänische „bære“ nicht als „tragen“ übersetzen, und „Bæreposer“ nicht als „Tragetasche“. Das Disney-Poster bekamen wir trotzdem, und das Wort für „Bär“ lernte ich auch noch, der Schäferhund unserer Wirtsleute hieß nämlich Björn.
Noch ein zeitlich passender Merksatz für Insider: Dänen lügen nicht.
Danke für das tolle Video!
İch find es cool dass in den Kommentaren schon einige Beispile von asiatischen Zweigen des İndogermanischen genannt werdent.
Wi jemand schon erwähnt: auf Persisch ist di Endung bis heute noch "-and".
Und in Holländisch ist es immer noch "ontberen", etwas nicht haben, nicht tragen, und eine Frau "baart" ihr Kind. Es wird "gebaard". Also aus Gothisch. Sehr interessant!
Im Französischen endet die 3. Person Plual in der Schrift auf -ent - was aber im gesprochenen Französisch meist stumm bleibt. (falls das nächste Wort mit einem Vokal beginnt, kann man das "t" auch im Rahmen der "Liaison" sprechen, muss man aber nicht -in der Praxis werden solche "liaisons facultatives" immer häufiger nicht eingegangen)
Da hat also quasi das gesprochene Französisch dieselbe Entwicklung mitgemacht wie das Deutsche, aber da die französische Rechtschreibung historisierend ist, sieht man das an der Schrift nicht direkt.
Im frz. 3. Person Plural aktiv endet auch auf nt. Spricht man nur nicht mehr mit. "Ils écoutent, ils donnent" ...
Sehr schön
Im Russischen ist, gerade umgekehrt, das n ausgefallen und das t erhalten geblieben: z.B. vídjat (sie sehen), dajút (sie geben).
Spannend!
Dem imperfektiven dajut (von davat') steht das perfektive dadut (von dat') gegenüber. Dat' ist das wahrscheinlich unregelmäßigste Verb des Russischen: ja dam, ty dash', on/ona/ono daet, aber my dadim, vy dadite, oni dadut.
Wir sehen hier eine Verdoppelung des Verbstammes für grammatische Zwecke als letzten Überrest eines früher wohl weiter verbreiteten Phänomens. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es diese Mechanik doch auch im Ostgotischen. Es wäre interessant zu erfahren, ob es in den anderen historischen oder modernen germanischen Sprachen auch noch solche Überreste gibt. Vielleicht ja nicht in der Konjugation, aber vielleicht in der Wortbildung.
Im Bulgarischen genau gleich, zB виждат (sie sehen), дават (sie geben)
Genau. Wie mit dem Wort Sein
Urslawisch SUNT
Altrussisch SŲ(n)T (nasal ausgesprochen) -> SOUŤ
Russisch SUŤ
@@Genadius Und da sind wir wieder beim "Ich bin" -> "I bims", denn aus SUNT ist im Bulgarischen SUM geworden "аз съм".
Wie in anderen Kommentaren schon erwähnt: In einigen südwestdeutschen und norddeutschen Dialekten gibt es bei den Verben einen Einheitsplural auf (e)t. Hier ist nicht in der 3. Person das -t entfallen, sondern es wurde in der 1. hinzugefügt. Auch der Konjunktiv ohne -t ist zu finden, z. B. Schwäbisch Ind. "mir teant", aber Konj. "mir täte".
Spannend. Mir fällt allerdings eine andere Endung ein - st, z.B. benamst/benahmst, für etwas einen Namen geben.
Marcel, wie wäre es mal mit Vorsilben, z.B. warum heißt es 'aufhören' (= beenden)?
In den meisten Schweizer Dialekten ist wie im Schwäbischen das n statt das t weggefallen. Sie mached statt sie machen. In Kanton Graubünden brauchen sie immer noch die volle Form sie machent oder sie machend.
Eine Frage habe ich an Dich:
Was ist nesen?
Im Wort genesen kommt es vor.
Kommt es von Schnupfen, wegen Nase wie in ‚er genas‘?
Womöglich ist die Frage an sich schon bekloppt,
vielleicht kannst du mir dennoch eine erhellende Antwort geben.
Gute Genesung!
Hochinteressant! Ende der 70er-Jahre habe ich im Allgäu meinen Zivildienst absolviert und hatte dort einen Arbeitskollegen aus Schwaben, der diese Endung ebenfalls gebrauchte. Wenn ich mich recht erinnere, so sagte er aber nicht "sie habent", sondern "sie hent".
Das wird aber auch bei der zweiten Person Plural verwendet: ihr hänt glernt. Ihr machet des. Ihr könnet komme. Ihr bruchet net warte.
Und käme "ber" dann vielleicht im Sin̈e einer Ortsangabe für einen tragenden Boden wie zB einer Talsandinsel im sumpfigen Gelände in Frage?
Welche Wortherkunft hat dein Nachname?
disiu kundida habet den algorismus gianazzit!
Du kannst mir auch gerne eine Alternative Version von "Dieser Kommentar hat den Algorithmus gepusht!" vorschlagen.
Im Walliserdeutschen gibt's das glaub heute noch.
In Schweizer Dialekten gibts das auch bei der ersten Person plural. Wir haben, sie haben = mier händ, sie händ.
Ich liebe diese t/et Endung ich schreibe sehr gerne damit.
Im Alemannischen ist es ähnlich normal:
Ich gehe
Du gehst
Ihr gehet
"So sehet des Mondes Schein"
Auch als Steigerung für das Sie
Sie sind - Respekt
Ihr seied - Verehrung
In meiner Heimat (Nähe Europapark) heißt es bloß: Ich geh, dü gesch, 'r gehd, sie gehd. In Nachbardörfern wird auch: Ich gang, dü gosch, 'r goht/'s goht.
Tragen: Ich drag, dü draisch, 'r draid, sie draid.
Sein/Si: Mir sin, ihr sin, sie sin
Imperativ: Seid froh: sin froh!
@andreaWBW ich komme ursprünglich auch aus der Nähe des Europaparks 😅 immer wieder erstaunlich wie ein Dorf weiter schon enorme Unterschiede hat 😅
Sein wird ja gar nicht gebogen 😳
I bî
Dü bisch
Ihr seied (das zweite e geht etwas unter aber hörbar)
Er sie es man: isch
Gehen wird bei mir gleich zu gohe
I goh
Dü gohsch
Er sie es goht
Ihr goet
@@Lacrinosa Ich bin aus Mahlberg und die abgewandelte Form gosch usw. benutzt man in Ringsheim. Da hat eine Tante und ein Onkel von mir gewohnt.
@andreaWBW Imperativ ja, nicht vergessen unser imertativ geh weg!: "chumm, blibb ma fort!" 😂
Was jetz? Chumme oder fort bliebe? 😅
@@Lacrinosa Bi uns haisds: kumme oder furdblibe. 😁😆
Berend - English to bear....Sehr interessant, da ich früher OE ( Old English) studierte , aber mit der Zeit geht alles verloren.
stammt bürde auch von beren ab?
alles andere würde mich sehr verwundern. Eine Bürde ist ja auch etwas das man (gezwungenermaßen) (er)trägt.
siehe auch Englisch "burden" und "to bear"
@@LivioGneist von Präteritalstamm bur/bor + ida > burida > bürede > bürde.
Ähnlich, wie bei gebärde, von gibaran + ida > gibarida > giberida > geberede > gebärde.
4:23 'Heben' in Walliserdeutsch: wier birre, ier birret, schii birrent. Das 'ie' wird 'i-ə' gesprochen, nicht wie langes 'i'. Alte Endung, alter Wortstamm & alter Diphtong 😅
Ich bin noch neu hier,habe trotzdem eine Frage: weiß man woher das Indogermanische stammt? Kam es von Mittel- und Osteuropa nach Asien oder umgekehrt?
Walliserdeutsch: de.wikipedia.org/wiki/Walliserdeutsch#Regelm%C3%A4ssige_Konjugation
Vgl. Bairisch "se hammant" = "sie haben", "se gengant" = "sie gehen"
Das heißt übrigens auch, daß die finiten Verben im Deutschen früher alle auch ohne Pronomina funktioniert haben, da Persona und Numerus von der Verbendung abgeleitet werden konnten. Das gibt es heute ja nur sehr eingeschränkt wie etwa bei «Habe die Ehre».
Im Englischen heißt "to bear" auch etwas ertragen oder tragen. Vermutlich hat es denselben Ursprung wie gebären und entbehren.
Ja, hat es! :D
ich sehe hier, dass zegel und english tail wohl cognates sein dürften.
In der Tat!
"Er *behrt* sich einen ab" kenn ich noch aus meiner Jugend. Thüringen. Kann das damit zutun haben?
Gibt es eine Verbindung zu der französischen Endung der 3. Person Plural -ent? nous disons, vous disez, ils/elles disent.
@@georgesas7090 Ja, die setzt die lateinische Endung fort und ist dadurch natürlich auch mit der alten deutschen nt-Endung verwandt :)
Kunde: Ich hätte gerne zwei Pfund Nackend.
Metzger: Ähhmm....ahh, Sie meinen zwei Pfund Nacken.
Kunde: Ebend.
Könnte es vielleicht sein, dass das -nt zu einem -n wurde, um Verwechslungen mit der 3. Pers. Singular einzudämmen?
Ich stelle mir vor, wie „sie fängt“ und „sie fangent“ im Schnellsprech ziemlich ähnlich klingen.
Wenn ich mit Dialekt spreche, sage ich "ebent", statt "eben". Das machen aber nur Leute in meiner Gegend, die mit starkem Dialekt sprechen. Oder auch "vorhint", statt "vorhin", sagt man bei uns. Sage ich auch oft. Das hört man echt aber nur von Leuten über 80 oder von Leuten wie mir.
Ich persönlich sage das T am Ende nur bei den Wörtern "vorhint" und "ebent".
Ich bin 1989 geboren, wohne/lebe in Hessen und bin Türke.
Zu mhd. beren ist auch noch durch Ablaut bürden verwandt mit der Bedeutung "beladen". Im z.B. Niederdeutschen kennt man auch bören als häufiges Wort für "heben". Und die ebenfalls verwandte Bahre wird als Barve/Berve bezeichnet, welches auch "Leiter" bedeuten kann. Eine Leiter trägt oder hebt jemanden ja quasi ebenfalls
Das ist ja interessant. Das erinnert mich daran, dass es doch im Französischen noch diese Endung gibt, wenn ich mich recht entsinne.
1:42 "sie geben" (Indikativ) vs. "sie gäben" (Konjunktiv) - oder nicht?