Simon Rattle about Stockhausen + Gruppen, Berlin, D.Harding, M. Boder

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  • Опубликовано: 18 янв 2025
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    licensable stook footage
    Finale musikfest berlin 08: Präsentiert von den Berliner Festspielen, ziehen die Berliner Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Sir Simon Rattle und dessen Kollegen Daniel Harding und Michael Boder in den Hangar 2 des mitten in der Stadt gelegenen Flughafen Tempelhof. Im Hangar 2, dieser 4200 qm großen und 18 m hohen Riesenwerkstatt für die Ars volandi, treffen die alte Menschheitssehnsucht, fliegen zu können, und die Ingenieurskunst, die den Visionen Realität verleiht, aufeinander. Auch Musiker sind Visionäre und Ingenieure. Das Medium ihrer Kunst ist das des Fliegens: die Luft. Es ist Musik, die den Raum zwischen Erde und Himmel aufspannt, mit Klängen als fliegenden Objekten besetzt und ihn klingend durchmisst.
    Karlheinz Stockhausen, einstmals Schüler von Olivier Messiaen, schrieb nur wenige Jahre nach seinem Studienaufenthalt in Paris sein epochales Meisterwerk Gruppen für drei Orchester, dem noch Igor Strawinsky seine Bewunderung zollte. »Deo gratias« schrieb der damals knapp 30jährige Komponist unter den letzten Ton der Partitur, ahnend, dass ihm dieser außergewöhnliche Solitär nur mit Hilfe einer ganz anderen Kraft hat gelingen können. In einem gewöhnlich dimensionierten Konzertsaal lassen die Gruppen sich nicht aufführen. Für die Uraufführung vor genau 50 Jahren wählten die drei jungen Komponisten-Dirigenten Pierre Boulez, Bruno Maderna und Stockhausen damals die Kölner Messehallen. Der Saalwechsel sollte sich lohnen. Alle, die damals die Proben und die Uraufführung erlebten, waren sich einig, einem musikhistorischen Ereignis ersten Ranges beigewohnt zu haben. »Wenn Dostojewski«, so urteilte György Kurtág, »gesagt hat, die ganze Literatur komme aus dem Mantel von Gogol, dann kommt die ganze Musik des 20. Jahrhunderts nach 1950 aus den Gruppen von Stockhausen.«
    Drei Orchester sind auf verschiedene Seiten des Raums verteilt. Im Halbkreis umschließen sie das Publikum. Sie folgen, geleitet von jeweils einem Dirigenten, eigenen Zeitmaßen. Sie treffen sich und finden wieder eigene Wege, sie beschleunigen und verlangsamen sich, steigern die Intensität und nehmen sie zurück. Das Drama der drei Orchester nimmt in Stockhausens Gruppen »seinen Flug«, wie ein Kritiker meinte, das Hin und Her der Klangereignisse wirkt wie der Kreuz- und Querverkehr auf zahllosen Luftbrücken, wie eine bewegte Architektur Richtung Himmel.
    Stockhausen komponierte die Gruppen für drei Orchester in einem Schweizer Dorf. Der tägliche Blick auf das aufragende Alpenpanorama bildete sich in der architektonischen Form des Werkes ab. Auch Olivier Messiaen erinnert in der Partitur von Et exspecto resurrectionem mortuorum daran, dass er sie in den hohen Alpen erarbeitete, vor Augen die „»gewaltigen und feierlichen Landschaften, die meine wahre Heimat sind«. Das Werk ist für große Räume konzipiert - für Kirchen, Kathedralen, sogar für die Aufführung in der freien Natur, umgeben von den alpinen Bergmassiven. Gleich der Musik von Stockhausens Gruppen drängt sie über den Konzertsaal hinaus, transzendiert die Gebirgsmajestät und setzt zum Höhenflug an. De profundis, aus der Tiefe beginnt sie, und mit einem Himmelshymnus, einem kosmischen Choral schließt sie.

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