Meines Erachtens krankt die Diskussion von Anfang an an der (unausgesprochenen) Gleichsetzung von Schuld und Verantwortung. Schuld und Verantwortung ist aber nicht das Gleiche. Schuld ist ein moralischer Begriff und beinhaltet persönliches Versagen. Verantwortung setzt aber nicht unbedingt Schuld voraus. Als z.B. Führungskraft ist man für die Handlungen seiner Mitarbeiter verantwortlich - ganz unabhängig davon, ob man persönlich daran schuld ist. Verantwortlichkeit beinhaltet auch Zuständigkeit. Bin ich für etwas zuständig, dann bin ich dafür verantwortlich.
Hmm. Wer ist dann für den Klimawandel zuständig? Wer trägt die Verantwortung? Ist der Mitarbeiter nach dieser Logik selbst nicht verantwortlich wenn er (absichtlich) irgendwas tut was einen negativen Effekt hat?
Ich habe oft den Eindruck, dass keiner (m/w/d) der heute breit vermarkteten Großdenker zur Medienmarktreife gelangt, ohne längst völlig eingeschärfte Distinktionen vorsätzlich zu vernachlässigen. Ob Ihre Distinktion von Zuständigkeit, Verantwortung oder Schuld ganz koscher ist, weiß ich zwar nicht. Aber eine eingeschärfte, völlig altbackene Distinktion wäre es z.B., jeweils klarzustellen, ob man einen juristischen, moralischen oder ökonomischen Zurechnungsbegriff meint (organisationssoziologisch wäre letzteres gerade bei Ihrem Beispiel mit Führungskräften sinnvoll, weil das ja vom Eigentümer einer Copyshop-Klitsche mit fünf Hilfskräften bis zum Konzernvorstand geht - da wäre also zu klären, wer sich welches 'Versagen' von wem 'leisten' kann). Beginnt man mit einer kybernetisch-systemtheoretischen Abstraktion von Zurechnung, kann man diese Klarstellungen, welche eigentlich gemeint ist, jeweils sauber leisten. Stattdessen stolpert - zumindest assoziativ - bei den jungen Leutz immer der alte Dämon Kapitalismus oder Neoliberalismus (aka Ordoliberalimus aka Soziale Marktwirtschaft) am Bühnenrand vorbei.
Guter Gedankenstrang. Aber, wenn ich Verantwortung habe also auch die entsprechende Zuständigkeit und werde dem oder ihr nicht gerecht, aus welchen Gründen auch immer, dann lade ich aber auch Schuld zum Beispiel durch Auslassen einer Handlung auf mich. Das moralische Gefüge durchdringt all unser Tun.
@@Polytrop23 Es gibt einene Unterschied zwischen haben und sein, sowohl bei der Schuld als auch bei der Verantwortung. Was man hat, kann man abschieben, aber was man ist, behält man und in der Regel (wenn man ehrlich zu sich ist) weiß man das auch. Warum trotzdem nicht gehandelt wird hängt eher damit zusammen, dass der systemische Zwang des Kapitalismus (konsumieren müssen als Maxime) als zu stark und unveränderbar angesehen wird
@@tatumrah9703 Nein, Schuld und Verantwortung beschreiben genau den selben Sachverhalt, es war eines eigene Verantwortung ein bestimmtes Ziel zu erfüllen, und wenn dies verfehlt wird, ist man Schuld, weil man seiner Verantwortung nicht nachkommt. Ob das am Ende überhaupt eine zumutbare Verantwortung war, ist eine andere Frage. Niemand sollte sich dafür verantwortlich fühlen, dass die Sonne niemals untergeht.
Wow, eine wunderbare Diskussion. Wäre ich vorher noch kein Fan von Barbara Bleisch gewesen, wäre ich jetzt in die Fangemeinde eingestiegen. So klare Gedanken! So sensible und respektvolle Gesprächsführung. Als Wienerin sage ich es so: Meine Verehrung, Frau Bleisch.
Das war wieder eine tolle Sendung, von den Gästen her, und ganz besonders auch von den Gastgebern die immer wieder gute Einwände und Gegenthesen in den Raum stellten wenn die Argumentation zu plump wurde.
Das System einer Gesellschaft ist maßgeblich verantwortlich für die Entstehung von Umweltverschmutzung, sozialer Ungerechtigkeit oder Diskriminierung. Es ist entscheidend, das System als solches zu beurteilen und gegebenenfalls zu verurteilen, da es unabhängig von individuellen Akteuren Strukturen schafft, die diese Probleme ermöglichen oder verstärken. Dabei sollte der Fokus auf der Analyse und Veränderung des Systems liegen, um solche Missstände zu beseitigen.
@@leonhardgref5119 Ich verstehe, dass Sie die Idee ansprechend finden, ein komplexes System durch die Intervention einer einzelnen, starken Persönlichkeit verändern zu können. Es klingt im ersten Moment nach einer schnellen und effektiven Lösung. Doch ich denke, hier liegt eine große Gefahr. Selbst die klügsten und wohlwollendsten Menschen können durch die Strukturen und Dynamiken eines Systems so stark beeinflusst werden, dass die ursprünglichen guten Vorsätze mit der Zeit verloren gehen. Vielleicht sehen Sie es anders, aber meiner Meinung nach zeigt uns die Geschichte, dass autoritäre Ansätze oft nicht die erhofften Ergebnisse bringen und stattdessen neue Probleme schaffen. Ich glaube fest daran, dass nachhaltige Veränderungen durch gemeinschaftliche Anstrengungen und demokratische Prozesse entstehen. Sie mögen zwar länger dauern, sind aber weniger anfällig für Machtmissbrauch und bieten die Chance auf echte, gerechte Lösungen
@@thorblau7943 Man muss einfach nur die Ketten der Kausalität verfolgen also etwas weiterdenken: Gibt es wirkmächtige Akteure, die das System (oder Teile des Systems) kontrollieren, verwalten, verteidigen oder eben auch verändern. "Das System" ist quasi eine Maschine. Wenn die Maschine nicht richtig funktioniert, gibt es immer die zuständigen Konstrukteure und Mechaniker, die als Akteure verantwortlich gemacht werden können. Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, auf die Konstruktionsfehler und die falsche Wartung im System hinzuweisen.
Das soziale Gesamtsystem, also die Gesellschaft" als Ganze, "gegebenenfalls zu verurteilen", setzt einen Richter mit dem Status eines Gottes voraus. Den Schuh würde ich mir nicht anziehen wollen. Dass der Fokus auf Analyse und Veränderung von Teilsystemen liegen sollte, um - sehr demütig - einzelne Misstände anzugehen: da würde ich Ihnen zustimmen. Dass man bei der Analyse mit Begriffen wie "soziale Gerechtigkeit" weit kommt, würde ich wieder bezweifeln.
It's the system, stupid! Das ist jetzt mein neuer Spruch (auch wenn er natürlich genauso beschränkt ist, wie wir ja gehört haben) :-D Eine ganz super Diskussion, sehr lustig und niveauvoll, intellektuell und menschlich, super gut!
ok hab jetzt erst die ersten 1,5 minuten gesehn aber hat sie da grad tatsächlich sich selbst die schuld gegeben das jemand ihre geldtasche gestohln hat?? :D
Hat sie. Sie meinte aber wohl eher weil sie nicht gut genug auf ihr Portemonnaie aufgepasst hat und man als Konsequenz quasi damit rechnen musste. Wäre interessant zu wissen, ob sie das auch denkt bei anderen Themen. Hat eine Frau Schuld an einem Übergriff, weil sie als Konsequenz von ihrer anzüglich Kleidung damit rechnen musste. Ganz ganz schwierige Argumentation in meinen Augen, Schuld hat immer der/die Täter*innen. Eventuell ist der Bahnhof in Berlin aber auch wirklich so schlimm , dass man wirklich damit rechnen muss beklaut zu werden, was das für ihre Argumentation bedeutet ist fraglich, damit hat sie keinen universalistischen Anspruch mit ihrer Theorie.
@@flok3n Die Alternative war für Frau Tlusty witzigerweise dass 'das System' mit Kapitalismus und Armut am Diebstahl schuld sein könnte - nicht aber der Dieb als Individuum selbst, das war in ihrer Vorstellung wohl nicht denkbar war. P.S: Ja, in Berlin gibt es Plätze da wäre es ein Wunder wenn man unbeschadet von dort wieder weg kommt.
Schuld und Verantwortung sind beides extrem soziale Begriffe. Für Einzelgänger gibt es diese Begriffe nicht, da sie immer für alles die Verantwortung tragen müssen und auch sich als schuldig nennen müssen, wenn etwas ungewolltes passiert. Der Grenze liegt dort, wo der Einfluss des Einzelnen aufhört. Noch ist niemand Schuld am Wetter, weil niemand dafür verantwortlich ist. Doch die Grenzen verschwimmen immer mehr, wenn wir Menschen durch unser Verhalten zB das Klima beeinflussen. Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Und folglich auch Schuld wenn die Verantwortung nicht getragen werden kann.
Zunächst, herzlichen Dank für die hervorragende Sendung! "Woran sind wir selbst schuld und was dürften wir anderen in die Schuhe schieben?" Meine ernste Antwort auf diese schwierige Frage lautet, machen wir einfach "Halbe-halbe" und das dürfte natürlich keine Floskel bleiben. 😜 🤍
Um die eigene oder soziale Schuldfrage zu diskutieren müsste man die alten Werte und die neuen Werte mit einbeziehen. Denn daraus erstellt sich diese Diskussion.
Es ist sehr amüsant, Ihnen zuzuhören. Ich bin jetzt 82 Jahre altjung und habe diese Überlegungen zum großen Teil durchlebt (Gewissen / Eigenverantwortung)... Meine Erfahrung habe ich vom Vater: Junge, wenn du deinen Körper spürst, dann bis du alt geworden. Mein erkenntnistheoretischer Befund: Hört auf Euren Körper. Ich war auch so, wie Sie. Die echte Liberalität mit eigener sozialer Verantwortung ist wohl ein möglicher Weg. Sprechen Sie langsamer, bitte nicht wie Ideologen, bei denen man nicht zu Wort kommt,
Wirklich spannende Diskussion, aber 2 fundamentale Punkte, die m.E. weggelassen oder missverstanden wurden: 1) Ohne freien Willen auch keine Schuld/Verantwortung (und die philosophischen Argumente zeigen in diese Richtung). 2) Natürlich ist "das System" kein Akteur, aber BP und Regierungen schon. Diese können viel mehr bewirken als Bürger*innen, darum geht's. Dennoch danke für die tolle Sendung!
"Lös das Problem, und nicht die Schuldfrage!" Das ist der Unterschied zwischen selbst schuld und selbst verantwortlich. Warum bemüht man sich in der Sendung, Schuld und Verantwortung gleichzusetzen? Niemand will Schuld haben. Deshalb besser auch keine Verantwortung übernehmen. Das übernehmen die staatlichen oder privat ermächtigten Institutionen. Die können das besser. Es ist gut für die Umwelt und okay für Dich.😂
Das ist jetzt etwas pathetisch, aber Gespräche wie diese geben mir stets den Glauben an die Menschheit zurück, so ich diesen mal verlegt habe. Besonders das Stammtisch-Format finde ich überzeugend!
Eine spannende Diskussion. Wobei mir aber die Begriffe: "Eigen- und Mitverantwortung fehlen. Aus meiner Sicht ist Eigenverantwortung ein anderer Begriff für egoistisches Handeln. Jedenfalls hat er diesen Beigeschmack. Und auch die Mitverantwortung kommt zu kurz. Wenn ich jemanden zu was Schlechtem anstifte, so meine ich, daß ich dann eine MITverantwortung für die Tat des anderen habe. Ich kann also nicht abschleichen und sagen, ich wäre es nicht gewesen. Aber auch umgekehrt kann ich mich mitverantwortlich zeigen für den Erhalt unseres Planeten. Doch insgesamt war das Gespräch sehr anregend fürs darüber nachdenken. Vielen Dank dafür. ❤
Schuld setzt Grenzen. Ohne Schuld nur grenzenlose Freiheit. Religion schenkt Trost ohne muss der Mensch alles aus sich schöpfen. Er ist der Markt und regelt alles.
Selten so viel wirres Zeug gehört. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Schuld oder Verantwortung ist nicht dass selbe. Schuld ist maßgeblich an eine Handlung / Unterlassung gebunden. Verantwortung ist eine auferlegte Bürde.
Passend dazu kann ich aus dem Jahrbuch der Kritischen Medizin den im Netz frei zugänglichen Beitrag von Bettina Schmidt empfehlen: Die Sanierung der Eigenverantwortung Oder: Vom Gesundheitsgehorsam zur Gesundheitsermächtigung
Zunächst einmal möchte ich hier etwas feststellen, die Überschrift dass Menschen etwas schaffen müssen die kommt ja nur von uns selber und gibt es ja in echt gar nicht!!! Niemand muss irgendetwas schaffen und somit gibt es auch kein Scheitern, es ist immer die selbe Vorgehensweise einer hat eine Idee und möchte jetzt dass diese Idee wie eine Überschrift auch andere Menschen teilen, weil sie als Überschrift für ihn am wichtigsten erscheint und wenn wir dann weil wir verschieden sind und andere Ideen haben uns geeinigt haben dass wir uns von so vielen Ideen ( Überschriften ) dann jene aussuchen die Umgesetz werden soll, die von der Mehrheit gewählt worden ist, dazu sagen wir auch Demokratie!!! Auch die Demokratie wie auch alle anderen Systeme funktioniert nicht so richtig, sie ist halt die erträglichste Form eines halbwegs gesunden miteinander, aber wer sagt überhaupt dass wir miteinander auskommen müssen??? Wieder nur unsere Regeln unsere Einbildung unser Denken, die Natur selber ist einfach und da gibt es keine Gedanken oder Ideen die sich selber in Frage stellen könnten, in der Natur gibt es Unterschiede und Gegensätze die man nicht verbinden kann und soll und solange der Mensch dass nicht akzeptiert wird er immer seine Künstlichen Regeln über alles andere stellen und sich weiterhin wundern warum man verschiedene Menschen nicht in eine Richtung lenken kann!!!
Da sind wir wieder beim Big Lebowski, der aber, wie im Video richtigerweise erwähnt wird, auch nicht fordert dass der Staat ihn unterstützt bei seinem Müßiggang. Der Dude sieht sich auch nicht als 'gescheitert' an😂
Ich bin Schuld daran, arm zu sein. Ich bin Schuld alleinerziehend zu sein. Ich bin Schuld einen gewalttätigen Partner gehabt zu haben, der Vater meiner Kinder ist.
Sorry, aber evolutionstechnisch ja, denn in der Fauna sind es die meist die weiblichen Individuen einer Spezies die sich den Partner für ihre Nachkommen aussuchen, da sie nachher die meiste Verantwortung haben und auch die meiste Energie in den Nachwuchs reinstecken. Menschen sind am Ende auch nur Säugetiere.
Bei dem Thema Eigenverantwortung, Schuld und Freiheit musste es natürlich auch um die Klimakrise gehen. Es diskutierten gebildete, kluge und eloquente Menschen und am Ende gingen alle gut gelaunt auseinander, außer dem Klima.
Man kann auch diskutieren ohne jemanden am Ende schuld zuzuweisen oder eine Lösung für ein Problem zu haben. Das hier ist der philosophische Stammtisch und nicht die UN-Klimakonferenz (wo auch keine wirklichen Lösungen gefunden werden, leider..)
Schönes Beispiel, kein Verantwortung übernehmen zu müssen... die Beeinflussung ist natürlich schuld ;-) und nicht die Antwort, die ich mir auf diese Werbung geben müsste.
Lindner kann man nicht bashen, da alles andere euphemistisch wäre. Nein - ein Scherz! Das ließe sich über den Orangenmann "drüben" sagen, der ein maximal verkommenes Subjekt ist. Aber ich begrüße, dass Lindner für alle, die nicht völlig verblendet sind, offen demaskiert wurde.
Meines Erachtens krankt die Diskussion von Anfang an an der (unausgesprochenen) Gleichsetzung von Schuld und Verantwortung. Schuld und Verantwortung ist aber nicht das Gleiche. Schuld ist ein moralischer Begriff und beinhaltet persönliches Versagen. Verantwortung setzt aber nicht unbedingt Schuld voraus. Als z.B. Führungskraft ist man für die Handlungen seiner Mitarbeiter verantwortlich - ganz unabhängig davon, ob man persönlich daran schuld ist. Verantwortlichkeit beinhaltet auch Zuständigkeit. Bin ich für etwas zuständig, dann bin ich dafür verantwortlich.
Hmm. Wer ist dann für den Klimawandel zuständig? Wer trägt die Verantwortung?
Ist der Mitarbeiter nach dieser Logik selbst nicht verantwortlich wenn er (absichtlich) irgendwas tut was einen negativen Effekt hat?
Ich habe oft den Eindruck, dass keiner (m/w/d) der heute breit vermarkteten Großdenker zur Medienmarktreife gelangt, ohne längst völlig eingeschärfte Distinktionen vorsätzlich zu vernachlässigen. Ob Ihre Distinktion von Zuständigkeit, Verantwortung oder Schuld ganz koscher ist, weiß ich zwar nicht. Aber eine eingeschärfte, völlig altbackene Distinktion wäre es z.B., jeweils klarzustellen, ob man einen juristischen, moralischen oder ökonomischen Zurechnungsbegriff meint (organisationssoziologisch wäre letzteres gerade bei Ihrem Beispiel mit Führungskräften sinnvoll, weil das ja vom Eigentümer einer Copyshop-Klitsche mit fünf Hilfskräften bis zum Konzernvorstand geht - da wäre also zu klären, wer sich welches 'Versagen' von wem 'leisten' kann).
Beginnt man mit einer kybernetisch-systemtheoretischen Abstraktion von Zurechnung, kann man diese Klarstellungen, welche eigentlich gemeint ist, jeweils sauber leisten. Stattdessen stolpert - zumindest assoziativ - bei den jungen Leutz immer der alte Dämon Kapitalismus oder Neoliberalismus (aka Ordoliberalimus aka Soziale Marktwirtschaft) am Bühnenrand vorbei.
Guter Gedankenstrang. Aber, wenn ich Verantwortung habe also auch die entsprechende Zuständigkeit und werde dem oder ihr nicht gerecht, aus welchen Gründen auch immer, dann lade ich aber auch Schuld zum Beispiel durch Auslassen einer Handlung auf mich. Das moralische Gefüge durchdringt all unser Tun.
@@Polytrop23 Es gibt einene Unterschied zwischen haben und sein, sowohl bei der Schuld als auch bei der Verantwortung. Was man hat, kann man abschieben, aber was man ist, behält man und in der Regel (wenn man ehrlich zu sich ist) weiß man das auch. Warum trotzdem nicht gehandelt wird hängt eher damit zusammen, dass der systemische Zwang des Kapitalismus (konsumieren müssen als Maxime) als zu stark und unveränderbar angesehen wird
@@tatumrah9703 Nein, Schuld und Verantwortung beschreiben genau den selben Sachverhalt, es war eines eigene Verantwortung ein bestimmtes Ziel zu erfüllen, und wenn dies verfehlt wird, ist man Schuld, weil man seiner Verantwortung nicht nachkommt. Ob das am Ende überhaupt eine zumutbare Verantwortung war, ist eine andere Frage. Niemand sollte sich dafür verantwortlich fühlen, dass die Sonne niemals untergeht.
Wow, eine wunderbare Diskussion. Wäre ich vorher noch kein Fan von Barbara Bleisch gewesen, wäre ich jetzt in die Fangemeinde eingestiegen. So klare Gedanken! So sensible und respektvolle Gesprächsführung. Als Wienerin sage ich es so: Meine Verehrung, Frau Bleisch.
Das war wieder eine tolle Sendung, von den Gästen her, und ganz besonders auch von den Gastgebern die immer wieder gute Einwände und Gegenthesen in den Raum stellten wenn die Argumentation zu plump wurde.
Kompliment an Barbara Bleisch. Sie bringt so geniale kritische Fragen.👍
Barbara stellt wie immer die spannendsten und wichtigsten Fragen! Tolle Sendung:-)
Ja, ich fand ihre Fragen, aber insbesondere auch ihre Einwände, sehr gut, hilfreich und nachdenkenswert.
Das System einer Gesellschaft ist maßgeblich verantwortlich für die Entstehung von Umweltverschmutzung, sozialer Ungerechtigkeit oder Diskriminierung. Es ist entscheidend, das System als solches zu beurteilen und gegebenenfalls zu verurteilen, da es unabhängig von individuellen Akteuren Strukturen schafft, die diese Probleme ermöglichen oder verstärken. Dabei sollte der Fokus auf der Analyse und Veränderung des Systems liegen, um solche Missstände zu beseitigen.
Wem könnte die nötige Macht zugesprochen werden um hier entwicklungsverkürzend mittels Intervention etwas zu ändern?
@@leonhardgref5119 Ich verstehe, dass Sie die Idee ansprechend finden, ein komplexes System durch die Intervention einer einzelnen, starken Persönlichkeit verändern zu können. Es klingt im ersten Moment nach einer schnellen und effektiven Lösung. Doch ich denke, hier liegt eine große Gefahr. Selbst die klügsten und wohlwollendsten Menschen können durch die Strukturen und Dynamiken eines Systems so stark beeinflusst werden, dass die ursprünglichen guten Vorsätze mit der Zeit verloren gehen.
Vielleicht sehen Sie es anders, aber meiner Meinung nach zeigt uns die Geschichte, dass autoritäre Ansätze oft nicht die erhofften Ergebnisse bringen und stattdessen neue Probleme schaffen. Ich glaube fest daran, dass nachhaltige Veränderungen durch gemeinschaftliche Anstrengungen und demokratische Prozesse entstehen. Sie mögen zwar länger dauern, sind aber weniger anfällig für Machtmissbrauch und bieten die Chance auf echte, gerechte Lösungen
Ich kann dazu nur Frau Bleich zitieren und wiedeholen: Das System ist kein Akteur.
@@thorblau7943 Man muss einfach nur die Ketten der Kausalität verfolgen also etwas weiterdenken: Gibt es wirkmächtige Akteure, die das System (oder Teile des Systems) kontrollieren, verwalten, verteidigen oder eben auch verändern. "Das System" ist quasi eine Maschine. Wenn die Maschine nicht richtig funktioniert, gibt es immer die zuständigen Konstrukteure und Mechaniker, die als Akteure verantwortlich gemacht werden können. Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, auf die Konstruktionsfehler und die falsche Wartung im System hinzuweisen.
Das soziale Gesamtsystem, also die Gesellschaft" als Ganze, "gegebenenfalls zu verurteilen", setzt einen Richter mit dem Status eines Gottes voraus. Den Schuh würde ich mir nicht anziehen wollen. Dass der Fokus auf Analyse und Veränderung von Teilsystemen liegen sollte, um - sehr demütig - einzelne Misstände anzugehen: da würde ich Ihnen zustimmen. Dass man bei der Analyse mit Begriffen wie "soziale Gerechtigkeit" weit kommt, würde ich wieder bezweifeln.
It's the system, stupid! Das ist jetzt mein neuer Spruch (auch wenn er natürlich genauso beschränkt ist, wie wir ja gehört haben) :-D
Eine ganz super Diskussion, sehr lustig und niveauvoll, intellektuell und menschlich, super gut!
Mal wieder ein super Gespräch!! Danke fürs Teilen...*)))
ok hab jetzt erst die ersten 1,5 minuten gesehn aber hat sie da grad tatsächlich sich selbst die schuld gegeben das jemand ihre geldtasche gestohln hat?? :D
Hat sie. Sie meinte aber wohl eher weil sie nicht gut genug auf ihr Portemonnaie aufgepasst hat und man als Konsequenz quasi damit rechnen musste.
Wäre interessant zu wissen, ob sie das auch denkt bei anderen Themen. Hat eine Frau Schuld an einem Übergriff, weil sie als Konsequenz von ihrer anzüglich Kleidung damit rechnen musste.
Ganz ganz schwierige Argumentation in meinen Augen, Schuld hat immer der/die Täter*innen.
Eventuell ist der Bahnhof in Berlin aber auch wirklich so schlimm , dass man wirklich damit rechnen muss beklaut zu werden, was das für ihre Argumentation bedeutet ist fraglich, damit hat sie keinen universalistischen Anspruch mit ihrer Theorie.
Wow- es dauerte bis zur 56 Minute bis das scheinbare Tabu-Wort Kapitalismus zum ersten Mal klar und deutlich ausgesprochen wird!
So wie sie am Anfang argumentiert sind auch vergewaltigungsopfer selber schuld xD warum zu der zeit an dem Ort xD
@@flok3n Die Alternative war für Frau Tlusty witzigerweise dass 'das System' mit Kapitalismus und Armut am Diebstahl schuld sein könnte - nicht aber der Dieb als Individuum selbst, das war in ihrer Vorstellung wohl nicht denkbar war.
P.S: Ja, in Berlin gibt es Plätze da wäre es ein Wunder wenn man unbeschadet von dort wieder weg kommt.
Ja, oder der Rock war zu kurz 😮
Schuld und Verantwortung sind beides extrem soziale Begriffe. Für Einzelgänger gibt es diese Begriffe nicht, da sie immer für alles die Verantwortung tragen müssen und auch sich als schuldig nennen müssen, wenn etwas ungewolltes passiert. Der Grenze liegt dort, wo der Einfluss des Einzelnen aufhört. Noch ist niemand Schuld am Wetter, weil niemand dafür verantwortlich ist. Doch die Grenzen verschwimmen immer mehr, wenn wir Menschen durch unser Verhalten zB das Klima beeinflussen. Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Und folglich auch Schuld wenn die Verantwortung nicht getragen werden kann.
👌
Sehr gute Moderation 👍
Gute Argumente zu Verantwortung übernehmen
Zunächst, herzlichen Dank für die hervorragende Sendung!
"Woran sind wir selbst schuld und was dürften wir anderen in die Schuhe schieben?"
Meine ernste Antwort auf diese schwierige Frage lautet, machen wir einfach "Halbe-halbe" und das dürfte natürlich keine Floskel bleiben. 😜 🤍
Um die eigene oder soziale Schuldfrage zu diskutieren müsste man die alten Werte und die neuen Werte mit einbeziehen. Denn daraus erstellt sich diese Diskussion.
Es ist sehr amüsant, Ihnen zuzuhören. Ich bin jetzt 82 Jahre altjung und habe diese Überlegungen zum großen Teil durchlebt (Gewissen / Eigenverantwortung)... Meine Erfahrung habe ich vom Vater: Junge, wenn du deinen Körper spürst, dann bis du alt geworden. Mein erkenntnistheoretischer Befund: Hört auf Euren Körper. Ich war auch so, wie Sie. Die echte Liberalität mit eigener sozialer Verantwortung ist wohl ein möglicher Weg. Sprechen Sie langsamer, bitte nicht wie Ideologen, bei denen man nicht zu Wort kommt,
Wow, das war eine klasse Diskusion ❤.
Wirklich spannende Diskussion, aber 2 fundamentale Punkte, die m.E. weggelassen oder missverstanden wurden: 1) Ohne freien Willen auch keine Schuld/Verantwortung (und die philosophischen Argumente zeigen in diese Richtung). 2) Natürlich ist "das System" kein Akteur, aber BP und Regierungen schon. Diese können viel mehr bewirken als Bürger*innen, darum geht's. Dennoch danke für die tolle Sendung!
"Lös das Problem, und nicht die Schuldfrage!" Das ist der Unterschied zwischen selbst schuld und selbst verantwortlich.
Warum bemüht man sich in der Sendung, Schuld und Verantwortung gleichzusetzen?
Niemand will Schuld haben. Deshalb besser auch keine Verantwortung übernehmen. Das übernehmen die staatlichen oder privat ermächtigten Institutionen. Die können das besser.
Es ist gut für die Umwelt und okay für Dich.😂
Das ist jetzt etwas pathetisch, aber Gespräche wie diese geben mir stets den Glauben an die Menschheit zurück, so ich diesen mal verlegt habe. Besonders das Stammtisch-Format finde ich überzeugend!
Eine spannende Diskussion. Wobei mir aber die Begriffe: "Eigen- und Mitverantwortung fehlen.
Aus meiner Sicht ist Eigenverantwortung ein anderer Begriff für egoistisches Handeln. Jedenfalls hat er diesen Beigeschmack. Und auch die Mitverantwortung kommt zu kurz. Wenn ich jemanden zu was Schlechtem anstifte, so meine ich, daß ich dann eine MITverantwortung für die Tat des anderen habe. Ich kann also nicht abschleichen und sagen, ich wäre es nicht gewesen. Aber auch umgekehrt kann ich mich mitverantwortlich zeigen für den Erhalt unseres Planeten.
Doch insgesamt war das Gespräch sehr anregend fürs darüber nachdenken. Vielen Dank dafür. ❤
Schuld setzt Grenzen. Ohne Schuld
nur grenzenlose Freiheit. Religion
schenkt Trost ohne muss der
Mensch alles aus sich schöpfen.
Er ist der Markt und regelt alles.
Selten so viel wirres Zeug gehört. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Schuld oder Verantwortung ist nicht dass selbe. Schuld ist maßgeblich an eine Handlung / Unterlassung gebunden. Verantwortung ist eine auferlegte Bürde.
Beruhigend, dass andere mit diesem Thema auch so zu strugglen haben
Passend dazu kann ich aus dem Jahrbuch der Kritischen Medizin den im Netz frei zugänglichen Beitrag von Bettina Schmidt empfehlen:
Die Sanierung der Eigenverantwortung
Oder: Vom Gesundheitsgehorsam zur
Gesundheitsermächtigung
Zunächst einmal möchte ich hier etwas feststellen, die Überschrift dass Menschen etwas schaffen müssen die kommt ja nur von uns selber und gibt es ja in echt gar nicht!!! Niemand muss irgendetwas schaffen und somit gibt es auch kein Scheitern, es ist immer die selbe Vorgehensweise einer hat eine Idee und möchte jetzt dass diese Idee wie eine Überschrift auch andere Menschen teilen, weil sie als Überschrift für ihn am wichtigsten erscheint und wenn wir dann weil wir verschieden sind und andere Ideen haben uns geeinigt haben dass wir uns von so vielen Ideen ( Überschriften ) dann jene aussuchen die Umgesetz werden soll, die von der Mehrheit gewählt worden ist, dazu sagen wir auch Demokratie!!! Auch die Demokratie wie auch alle anderen Systeme funktioniert nicht so richtig, sie ist halt die erträglichste Form eines halbwegs gesunden miteinander, aber wer sagt überhaupt dass wir miteinander auskommen müssen??? Wieder nur unsere Regeln unsere Einbildung unser Denken, die Natur selber ist einfach und da gibt es keine Gedanken oder Ideen die sich selber in Frage stellen könnten, in der Natur gibt es Unterschiede und Gegensätze die man nicht verbinden kann und soll und solange der Mensch dass nicht akzeptiert wird er immer seine Künstlichen Regeln über alles andere stellen und sich weiterhin wundern warum man verschiedene Menschen nicht in eine Richtung lenken kann!!!
Da sind wir wieder beim Big Lebowski, der aber, wie im Video richtigerweise erwähnt wird, auch nicht fordert dass der Staat ihn unterstützt bei seinem Müßiggang. Der Dude sieht sich auch nicht als 'gescheitert' an😂
Ich bin Schuld daran, arm zu sein. Ich bin Schuld alleinerziehend zu sein. Ich bin Schuld einen gewalttätigen Partner gehabt zu haben, der Vater meiner Kinder ist.
Sorry, aber evolutionstechnisch ja, denn in der Fauna sind es die meist die weiblichen Individuen einer Spezies die sich den Partner für ihre Nachkommen aussuchen, da sie nachher die meiste Verantwortung haben und auch die meiste Energie in den Nachwuchs reinstecken. Menschen sind am Ende auch nur Säugetiere.
uiuiui Die Folge braucht 'ne Fortsetzung
Bei dem Thema Eigenverantwortung, Schuld und Freiheit musste es natürlich auch um die Klimakrise gehen. Es diskutierten gebildete, kluge und eloquente Menschen und am Ende gingen alle gut gelaunt auseinander, außer dem Klima.
Man kann auch diskutieren ohne jemanden am Ende schuld zuzuweisen oder eine Lösung für ein Problem zu haben. Das hier ist der philosophische Stammtisch und nicht die UN-Klimakonferenz (wo auch keine wirklichen Lösungen gefunden werden, leider..)
Tja das Monster schlummert schon lange nicht mehr unter dem Bett, sondern wohnt in unseren Spiegeln...
Top
42:10 zum Rauchen muß man sich sagen, daß viele schon im Kindesalter mit durch die Werbung beeinflußt wurden.
Schönes Beispiel, kein Verantwortung übernehmen zu müssen... die Beeinflussung ist natürlich schuld ;-) und nicht die Antwort, die ich mir auf diese Werbung geben müsste.
Bourdieu hat da doch eigentlich alles dazu gesagt, oder?
Deswegen bleibe ich schön Unten!! Natürlich freiwillig haha....
In einer Demokratie bestimmt die Mehrzahl darüber was gemacht wird und nicht der Einzelne. Der Einzelne muß sich fügen.
Das Bild auf seinem Pullover errinert mich an la fin du monde von gao xingjian
Haben wir keine anderen Herausforderungen oder will man relevanten Themen im schweizer Mainstream aus dem Weg gehen?
was für eine schlechte, ziellose und großkotzige Diskussion
Was fehlt aus deiner Sicht?
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich überhaupt keine Schuld empfinde, wenn ich mit dem Flugzeug fliege oder mit meinem Diesel umher fahre.
Schön für Sie.
Sogar in der Schweiz Lindner-Bashing? Scherz, ich konnte nicht widerstehen.
Hab ich auch ganz deutlich rausgehört. 😅
Lindner kann man nicht bashen, da alles andere euphemistisch wäre. Nein - ein Scherz! Das ließe sich über den Orangenmann "drüben" sagen, der ein maximal verkommenes Subjekt ist. Aber ich begrüße, dass Lindner für alle, die nicht völlig verblendet sind, offen demaskiert wurde.
@@ZwischenAllenStuehlen2918 Die haben sich selbst demaskiert, das ist immer die beste Art.