Schule als Selektionsinstrument? // Thema Schule (1/4)

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  • Опубликовано: 5 сен 2024
  • Dieser erste von vier Ausschnitten ist Teil eines Videoportraits, das auf Basis eines Interviews und im Rahmen eines Kunstprojektes entstanden ist. Darin versuche ich, Schule, Bildungssystem und meine Rolle darin als Lehrkraft aus einem kritischen Blickwinkel heraus zu analysieren.
    Hier für euch Teil 1 der Reihe. Es geht darum, die idealistische Forderung, in Schule sollte Bildung stattfinden, durch eine auf die realen Verhältnisse bezogene Analyse zu korrigieren. Schule, so die hier vertretene Position, ist primär ein Selektionsinstrument. Qua Note erfolgt eine Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Schüler*innen, mit dem primären Ziel der Vorsortierung für die Berufshierarchie. Statt Bildung für alle ist es das Ziel von Schule, sowohl „gute“ als eben auch „schlechte“ Schüler*innen zu produzieren und damit die schon bestehenden Klassenverhältnisse zu reproduzieren.
    Es folgen bald:
    Teil 2: Schule als Herrschaftsverhältnis
    Teil 3: Bildungsproteste & Funktion von Lehrkräften
    Teil 4: Wozu gibt es Noten?
    Eigentlich überflüssig anzumerken, muss aber wahrscheinlich trotzdem sein: Das hier ist meine privat vertretene Meinung. Natürlich agitiere ich diese nicht im Unterricht. Dies hier ist ein privat betriebener Kanal. Dieses Video dient nicht als Unterrichtsmaterial.
    Die mir gestellten Fragen drehten sich um verschiedene Teilbereiche, die ich versucht habe, in einzelne Kapitel-Überschriften umzuwandeln:
    Inhalt
    0:29 Einleitung: Private Bildungskritik auf Social Media
    2:15 Individuelle Probleme im System Schule
    3:02 Systemischer Blick auf Probleme in der Schule
    3:28 Systemzusammenhang statt individuelles Versagen
    3:58 Internalisierung: Das Schuldgefühl, nicht gut genug zu sein
    5:10 Naturalisierende Erklärungsmuster für Versagen
    5:40 Geht es in Schule primär um Bildung?
    6:30 Leistungs-Bewertung durch Noten
    7:07 Notenvergabe als Selektionsinstrument
    7:20 Sinnvolle Alternativen zu Noten?
    7:55 Gewollte Produktion von „guten“ und „schlechten“ Schüler*innen
    8:18 Chancengleichheit
    8:36 Chancengerechtigkeit
    8:50 Systemische Funktion von Lehrkräften
    9:10 Aussortierung für die unteren Ränge der Berufshierarchie
    9:24 Funktionen von Noten
    Falls ihr inhaltlich mehr zu der hier vertretenen Argumentation wissen möchtet, dann empfehle ich euch zum Einstieg folgende Bücher:
    - Freerk Huisken: Erziehung im Kapitalismus
    Von den Grundlügen der Pädagogik und dem unbestreitbaren Nutzen der bürgerlichen Lehranstalten, VSA Verlag Hamburg, 2016 (1998).
    www.vsa-verlag...
    - Heinz-Joachim Heydorn: Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft, in: Studienausgabe, Band 3, Büchse der Pandora Verlag, Wetzlar, 2004 (1970).
    🎵 Track Info: --------------------
    Soon We'll Fly by Ghostrifter Official bit.ly/ghostri...
    Creative Commons - Attribution-ShareAlike 3.0 Unported - CC BY-SA 3.0
    Free Download / Stream: bit.ly/35reep7
    Music promoted by Audio Library
    • Soon We'll Fly - ...
    ------------------------------

Комментарии • 35

  • @Marek-mc3od
    @Marek-mc3od 11 месяцев назад +4

    Frau Schimpf ist wirklich der beste Name für diesen Kanal bei dem Thema - tolle Videos! :D

  • @ninaschledt4380
    @ninaschledt4380 Год назад +7

    Das Interview nimmt richtig Fahrt auf. Freue mich auf die Teile 2-4!

  • @drachenlachen
    @drachenlachen Год назад +9

    Wahre Geschichte: Ein Nachbar hat nach der Pensionierung im Knast mit Freude und Überzeugung unterrichtet. Er wurde entlassen. Seine Schüler/Noten waren zu gut!

  • @angelaruland
    @angelaruland Год назад +13

    Und wenn in einer Klausur der Durchschnitt „zu gut“ ist, dann war die Arbeit einfach „zu leicht“. Allein durch sowas wird doch deutlich, dass es nicht darum geht allen Schüler:innen möglichst viel beizubringen. Dann müsste man sich über einen 1er-Schnitt einer Klasse freuen. Macht aber niemand. Nicht mal die Eltern. Die ärgern sich dann über angeblich „geschenkte“ Noten.

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  Год назад +6

      Ah, sehr guter Punkt. Danke. Es gibt sogar ein krasses und relativ bekanntes Beispiel dafür, dass man als Lehrkraft mit scharfen Konsequenzen zu rechnen hat: 2010 wurde Sabine Czerny „strafversetzt, weil sie zu gute Noten gab“. Ihre Schüler*innen hatten erwiesenermaßen den Stoff wirklich alle top verstanden! Aber das Ganze wurde dann als „Störung des Schulfriedens“ verhandelt. Hier der entsprechende Artikel:
      www.tz.de/muenchen/region/weil-gute-noten-gab-lehrerin-strafversetzt-tz-975401.html#:~:text=M%C3%BCnchen%20%2D%20Die%20Sch%C3%BCler%20von%20Sabine,%E2%80%9C%20strafversetzt%2C%20bedroht%20und%20boykottiert.

    • @angelaruland
      @angelaruland Год назад +4

      @@FrauSchimpf und auch da heißt es in der Überschrift „gab zu gute Noten“. Statt z. B. „Brachte alle Kinder zu Höchstleistungen“ Auch wenn das nicht unbedingt Ziel sein müsste, klingt es einfach ganz anders.

  • @fyrenne7820
    @fyrenne7820 Год назад +3

    Sehr schön zusammengefasst und so einiges, dass viel mehr Menschen in- und vor allem außerhalb des Bildungssystems hören sollten. Das riecht schon ein wenig nach einer "System von innen sprengen"-Einstellung, sehr sympathisch! Würde mich dem anschließen und Freue mich auf die nächsten Teile :)

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  Год назад +3

      Heyhey, das würde ich nie tun. Ich habe doch auf meine Verfassung geschworen 😊

  • @viljemlutz6189
    @viljemlutz6189 4 месяца назад

    Danke, für die sehr gut gemachten Videos. Für einen 68-jährigen Malanfänger sind sie sehr hilfreich.
    Noten bewerten immer denjenigen, den man veranlasst hat, sie zu
    vergeben. Also, muss er, der Lehrer, auch damit leben fehl zu gehen. Ein Lehrer ist immer, von Natur aus, Fehler behaftet, denn er wird von mehreren beurteilt. Für diese Verantwortung wird er (ich kann es mir nicht verkneifen) gut bezahlt. Stellen wir uns einmal vor, sie hätten ein Genie in der Klasse. Das wäre dem Genie vollkommen egal ob sie die anderen Kinder besser bewerten. Also warum Kindern schlechte Noten geben? Wenn sie doch wissen dass sie die Kinder damit kränken! Sie haben die Freiheit, als Lehrer, die Noten so zu vergeben, wie sie sie vergeben möchten. Ein Kind wird durch nicht gemachte Kränkungen stärker hervorgehen und durchs Leben marschieren, als mit gerechten Noten anderen gegenüber. Nun, das ist auch nicht gerecht. Aber so gerecht wie die anderen, die ja auch nur plärren, alle mal. sorry, für meine schlechte Rechtschreibung. Hab auch nie besonders aufgepasst in der Schule. Und es trotzdem zu etwas gebracht.

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  4 месяца назад

      Hallo und danke für die Rückmeldung.
      In deinen Annahmen stecken ein paar Fehler.
      Zum einen gibt es nichts, was Lehrer „von Natur aus“ haben - Wer wird denn als Lehrer geboren und wie soll das aussehen? Falls du damit „per Amt“ meinst, dann ist die Frage, woher das kommt, dass sie Fehler machen müssen. Und dann kommst du schon recht schnell darauf, dass es am Schulsystem liegt. Falls du damit meinst „jeder Mensch macht Fehler“, dann stimme ich dir ein wenig zu - dass Lehrer nicht objektiv sein können ist ja so eine Standard-Kritik. Auch hier ein aber: Auch wenn das auftritt, ist das bestimmt nicht das Hauptproblem an Schule! Und Lehrer können ihre Noten ganz bestimmt nicht so vergeben, wie sie möchten.
      Du versuchst hier insgesamt den Subjekten die Fehler zuzuschreiben, ohne auf die in den vier Interviews angerissene Kritik am System Schule mal genauer einzugehen. Überlege dir mal, wozu Schule so ist, wie sie ist. Bestimmt nicht wegen böser oder unfähiger Lehrer, die es mit manchen Schülern schlecht meinen. Es lohnt sich sehr mal darüber nachzudenken, wieso es für Lernen überhaupt Noten geben muss und wieso es in einer kapitalistischen Gesellschaft eine Schule braucht, sie ihre Schüler sortiert. 😉

  • @toastbrotL1
    @toastbrotL1 Год назад

    Sehr interessant! Am Ende MUSS man ja, egal in welchem System, selektieren, wer z.B. auf eine Uni geht und wer nicht. Die Frage ist natürlich, wann. Nur einen Eingangstest nach der Schulzeit finde ich aber auch schwierig - bezweifle dass das mehr Fairness bringt. Ist also eine Schule ohne Selektion uberhsupt möglich/sinnvoll?

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  Год назад +7

      Guten Morgen 🙂. Muss man denn tatsächlich in jedem System selektieren?
      Oder nur in jedem, das auf Konkurrenz angelegt ist?
      Wieso schafft man das Konkurrenzverhältnis nicht als Ganzes ab und schafft Systeme, in denen es um Kooperation geht?

    • @angelaruland
      @angelaruland Год назад

      Man MUSS nicht selektieren. Das ist eine Entscheidung, die getroffen wird und dann WILL man selektieren.

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  Год назад +3

      @@angelaruland Ich würde noch die Ebenen trenne, die hier drin stecken. Politisch gesehen muss man nicht selektieren. Wir könnten ein Gesellschaftssystem entwickeln, in dem ohne Konkurrenz gelebt und gelernt wird.
      Da wir aber in einem kapitalistisch organisierten Nationalstaat leben, ist Konkurrenz und Ausbeutung von Arbeitskraft die Grundbedingung. Und deshalb „müssen“ die Menschen darin die Konkurrenz „wollen“. Daher wird uns das durch unser Bildungssystem anerzogen. Wir lernen, das zu wollen und glauben dann, dass wir es müssen.

    • @toastbrotL1
      @toastbrotL1 Год назад

      ​@@FrauSchimpfNaja, ums mal im Extremen zu denken: wenn am Ende alle Medizin studieren, fehlen ja Leute für andere Berufsgruppen. Eine gewisse Sicherstellung einer möglichst sinnvollen Verteilung über die Begrenzung von Studienplätzen verhindert Chaos. Und wenn es begrenzte Plätze gibt, muss ja selektiert werden.

    • @toastbrotL1
      @toastbrotL1 Год назад

      ​@@FrauSchimpfUnd versteh mich nicht falsch: ich fände es toll, gäbe es ein System ohne Selektion, und ohne Konkurrenz - ich glaube nur nicht dass es funktionieren kann und mir fehlen in diesen Diskussionen in der Regel auch die klaren Visionen, die mich vom Gegenteil überzeugen.

  • @drachenlachen
    @drachenlachen Год назад

    Ich sehe nicht, dass Türen sich 1:1 nach Bildungsgrad öffnen. Dann gäb es kein Gender-Pay-Gap und keine Stallgeruch-Einstellungen und
    gläserne Decken. Ansonsten stimme ich zu, leider!
    Warum machst du diesen Job in diesem System?

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  Год назад +6

      Guten Morgen.
      Bildungsgrad und soziale Herkunft hängen gerade in Deutschland so stark zusammen wie in keinem anderen EU-Land. Das ist durch unzählige Studien bestätigt. Falls du mit Stallgeruch-Einstellung meinst, dass Unternehmen gerne Personen aus dem Bekanntenkreis einstellen, dann bestätigt das übrigens das hier vertretene Argument.
      Natürlich kommen noch weitere Formen von Ausbeutung und Diskriminierung hinzu. Diese heben allerdings den Klassenstatus als grundlegenden Widerspruch nicht auf. Hier müsste man dann eher von Mehrfach-Diskriminierung oder / und -Ausbeutung sprechen.
      Zu deiner zweiten Frage komme ich in einem der nächsten Teile des Interviews noch genauer. Ich bin (noch) überzeugt davon, dass man das System auch von innen heraus verbessern und ändern kann. Ich kläre meine Schüler*innen außerdem sehr deutlich darüber auf, was meine systemische Funktion ist. Wenn sie Veränderung möchten, dann müssen sie - genau wie ich - politisch aktiv werden und für Veränderungen im Ganzen kämpfen, statt sich nur innerhalb des Systems individuell über »einzelne doofe Lehrkräfte« zu beschweren. Mal schauen, inwiefern das funktioniert .

  • @apjesper5676
    @apjesper5676 Год назад

    ja maybe keine guter Lehrer

    • @FrauSchimpf
      @FrauSchimpf  4 месяца назад

      Gut zugehört. Glückwunsch.