Hatte ein Seminar über Baßlers Buch und beschäftige mich immer noch mit diesem Problem, der Einordnung von "Literatur" ;). Dein Beitrag ist richtig gut und die Tiefe hat mich erstaunt, zudem toll vorgetragen, sehr sehr gut!
Lieber Thoralf, einmal mehr ist es dir gelungen, ein tolles Video vorzustellen. Die beiden von dir vorgestellten Bücher hätte ich mir selbst nicht gekauft, höchstens in der Buchhandlung durchblättert oder "angelesen". Dein kleiner Verriss hat mich köstlich amüsiert.
Ich finde deine Einordnung des ersten Buches sehr nachvollziehbar und würde sie auch in großen Stücken teilen. Denn bei avantgardistischer Literatur wie der Bretons ist es oft ein schmaler Grat zwischen tatsächlicher Innovation und einer Art von vergeistigter Selbstbeweihräucherung.
Deine Lobrede auf die Gleichzeitigkeit von sprachlichem Anspruch und unterhaltsamer Anschaulichkeit unterschreibe ich. Neidvoll blicken wir in die USA, wo man nicht dermaßen krampfhaft an der Unterscheidung zwischen E- und U festhält. Ergebnis sind anspruchsvolle atemberaubende Texte wie von Cormac McCarthy und Toni Morrison, die an der Uni gelesen werden UND auf den Bestsellerlisten stehen.
Hallo Thoralf, Vielen Dank für diese Rezi. Ich hatte vor einigen Monaten großes Interesse an „Populärer Realismus“ - bin darauf gestoßen nach meinen ersten Leseerfahrungen mit Haruki Murakami („Die Ermordung des Commendatore“) und Ferdinand von Schirach („Nachmittage“). Jetzt werde ich es mir wohl besorgen. „Die Vermessung der Welt“ habe ich übrigens eher positiv wahrgenommen und als eine Art satirischen Schelmenroman verstanden, der sich selbst nicht zu ernst nahm, aber trotzdem klug und unterhaltsam geschrieben war. Ähnlich wie vielleicht „Imperium“ (Christian Kracht) und „Wassermusik“ (T.C. Boyle). Viele Grüße
Beim zweiten Buch musste ich an den RUclips-Kanal "Cinema Sins" denken, wo auf ähnliche Weise und zur Füllung der Sendezeit "Fehler" in Kinofilmszenen hineininterpretiert werden.
Lieber Thoralf, deine Videos haben nicht nur kluge Inhalte, sondern sind auch immer wieder eine Augenweide, da du immer wunderschöne Schauplätze in der Natur auswählst. Beide vorgestellten Bücher klingen interessant, ersteres natürlich mehr als das zweite. Ich als Leserin muss für mich sagen, dass ich Lesestoff, den ich auf Anhieb verstehe, fast immer vorziehe. Für mich besteht der Sinn und das Vergnügen am Lesen vor allem darin, mich in andere Welten / Zeiten entführen zu lassen, ich möchte da nicht lange rätseln, das würde mich aus der Geschichte heraus reißen und irritieren. Natürlich darf die Sprache gerne auch "schön" und snspruchsvoll sein, aber wenn ich sie nicht verstehen würde, wäre es für mich ein Grund, die Lektüre abzubrechen. Vielleicht liegt das auch nur an mangelndem Verständnis meinerseits bzw ist es einfach meine Erwartung an Lektüre, andere mögen das anders sehen. Und manchmal fühle ich mich auch durch Trivialliteratur gut unterhalten, wobei es mir sowieso schwer fällt zu verstehen, wo da die Grenzen zu ziehen sind. Ich fühlte mich z.B. gerade bestens unterhalten von Daphne du Maurier. Ich fragte mich kurz, in welches Genre sie wohl einzuordnen wäre, aber meiner Begeisterung hat es keinen Abbruch getan, sie hat mich in eine wundervolle cornische Umgebung geleitet und ich habe es sehr genossen. Dankeschön wieder für ein interessantes Video und liebe Grüße. PS: Jetzt muss ich gleich mal bei Mrkus Grimm vorbei schauen, obwohl ich ihn ebenfalls abonniert habe, bekam ich keine Nachricht über euer gemeinsames Video. Er hatte übrigens auch was zum Thema "Schreiben" gebracht, nämlich das totale Kontrastprogramm: ein Plädoyer für einfach, kurze und klare Sätze.
Liebe Gaby, ich habe zu früh geplaudert, das Video auf Markus' Kanal ist noch nicht hochgeladen, was aber in Bälde geschehen wird. Unsere Ansichten bezüglich Literatur mögen ziemlich deckungsgleich sein. Ich denke mir auch, formal-stilistisch darf die volle Palette existieren, Hauptsache die Bücher, die uns begeistern, sind auch darunter😉 Hab herzlichen Dank für den, wie immer, lieben Kommentar!❤
Hey lieber Thoralf, das war ja wieder ein hochinteressanter Beitrag. "Die Vermessung der Welt" hat mich sprachlich leider nicht angesprochen obwohl ich den Roman inhaltlich spannend fand. Ich persönlich finde es auch nicht gut, wenn jemand nur mit Behauptungen Kritik übt da es lediglich seine eigene Meinung ist. Ich kann zwei Bücher über Kritik empfehlen. Der Autor heißt Marcl Reich Raniki und seine Werke "Lauter Lobreden" und "Lauter Verrisse". Ich hatte mal auf der Frankfurter Buchmesse eine nette Begegnung mit ihm gehabt. Seine Autobiographie "Mein Leben" fand ich auch lehrreich und erschütternd zugleich. Ganz lieben Gruß aus NRW zur Hauptstadt! 💌
Lieber Vater Goriot, das ist ja schön, dass du einst unseren Lieblingskritiker auf der Messe getroffen hast! Wobei ich behaupte, dass auch seine vernichtenden mündlichen Urteile häufig zu wenig begründet wurden. Ein unterhaltsames Temperament konnte man ihm aber nicht absprechen. Deiner Einschätzung zur "Vernessung der Welt" würde Baßler vermutlich zustimmen. Ich grüße dich herzlichst zurück in die rheinische Heimat!
Teil 2 Die Verallgemeinerung des Herrn aus dem Siepen "diesen Vergleich des Autors, akzeptiert der Leser nicht" finde ich auch ärgerlich. Stimme Dir total zu, ein Autor, der mich die Welt um mich herum vergessen lässt, ist ein guter Autor. Elke Heidenreich ist großartig, danke für das schöne Zitat 🙏 Gellerts Zitat finde ich - im Gegensatz zu Herrn von S. - ganz wunderbar, würde sich nur jeder daran halten!! Das Wort "Fiskus" hat beim Autoren wohl im Unterbewusstsein unliebsame Erinnerungen geweckt ;) Das Wort an sich hat für mich keinen negativen Klang. Auf das gemeinsame Video mit Markus Grimm freue ich mich! Schön war's mit Dir und Deinen Gedanken in so harmonischer Umgebung, danke und liebe Grüße, Maren P.S. Schaust Du manchmal noch bei Goodreads vorbei? Bin doch immer neugierig, was Du gerade liest 😊
Hallo Thoralf :) besuchst du dieses Jahr wieder die Frankfurter Buchmesse? Ich habe mich gefragt, ob du einen Besuch auch für reine „Freizeitleser“ empfehlen würdest? Liebe Grüsse aus der Schweiz
Hallo Angelina, ja, ich werde sie wieder besuchen. Mein Tipp für ,Freizeitleser': Man braucht eine Mission, einen ,Schlachtplan'. Bloß nicht ziellos durch die Hallen schlurfen. Vorher wissen, welche Verlage man aufsuchen will. Kommunikation suchen. Den Veranstaltungskalender durchstöbern und sich notieren, wo man wann unbedingt hin-, wen man treffen will etc. Ich habe einmal den Fehler begangen und bin ohne jede Planung auf dem Gelände aufgekreuzt, es war ... freudlos und überfordernd. Grundsätzlich aber: Empfehlung ja! Grüße zurück nach der Schweiz :)
Bücher in die man eintauchen kann oder auch neu deutsch "Page Turner" findet man heute selten. Aber ein Buch soll so sein wie ein Marionetten Theater bei dem man die Fäden nicht mehr sieht.
Lieber Thoralf, zum Glück bist Du nicht komplett in Trauer, auch wenn die Gegenwartsliteratur im ersten Sachbuch sinnbildlich zu Grabe getragen wird 😅 Wobei ich versucht bin (zumindest teilweise) dem Autoren zuzustimmen, sofern seine Kritik Daniel Kehlmann betrifft. "Die Vermessung der Welt" fand ich unterirdisch und eine Frechheit der historischen Person Humboldt gegenüber, dessen Persönlichkeit ich faszinierend finde. Allerdings las ich "Ich und Kaminski" mit großem Vergnügen, würde den Roman allerdings unbedingt zur Unterhaltungsliteratur stellen - was ich keinesfalls abwertend meine. Hast Du eigentlich schon "Taube und Wildente" von Martin Mosebach gelesen? Ich fand das Cover so unglaublich schön, aber der Inhalt konnte mich weniger begeistern, kurz nach der geschilderten Suche nach dem Hund, habe ich abgebrochen... Für mich zeichnet sich ein guter Roman dadurch aus, dass ich ihn am liebsten sofort nach der ersten Lektüre erneut lesen möchte (und das auch meistens umsetze), weil ich mir sicher bin, bei der zweiten Lesung werde ich noch viel mehr entdecken (z.B. beim "Schwedischen Reiter"). Und dann gibt es noch so "Herzhüpfer", Werke, die Gedanken oder Szenen enthalten, dass sie das Herz erfreuen! Dein Video hat mir auch viel Freude geschenkt und ich habe es mir gleich zweimal angeschaut 💚 Viele Grüße von Tanja 🦔
Hallo Tanja, ich danke dir wieder einmal für diesen schönen Kommentar (und dass du 40min lang meine Visage ertragen hast😅)! Mutig, dass du dem einhelligen Kehlmann-Jubel paroli bietest; auch dem Autor gebührt dafür Respekt. Irgendwie scheint sich in puncto "Vermessung der Welt" ja jeder einig zu sein, vielleicht sollte ich es lesen, um mir mein eigenes Bild zu machen? Als intelligente Unterhaltungsliteratur lässt Baßler Kehlmanns Bücher auch durchgehen, nur nicht als die unangefochtene Fahnenspitze der deutschen Literatur. Scheint mir sogar ein faires Urteil zu sein. Ach, "Taube und Wildente" habe ich so gern gelesen! An eine Hunde-Szene erinnere ich mich gar nicht mehr🤔 meine Konklusio lautete nur: gerne mehr vom alten weißen Mann im Frack! Habe ihn hier im Berliner Literaturhaus auch bei einer Livelesung des Buches erlebt, ein sympathischer Mensch. Offen gestanden, Bücher zweimal zu lesen fällt mir schwer (vermutlich ein implizites Eingeständnis, dass ich doch eher auf das Was hin lesen, weniger auf das Wie). Wenn ich den Handlungsverlauf schon kenne, ist mein Interesse gegen Null. Ich wünsche Dir einen tollen Start in die Woche, Thoralf
@@literatur_news Aber Thoralf, nach der langen Durststrecke sind 20 Minuten von Dir einfach nicht genug für mich 😅 Ehrlich gesagt, war ich über den Einblick in Dein persönliches Leseverhalten erstaunt und Du hast mich neugierig gemacht. Liest Du tatsächlich kein Buch ein zweites Mal? Auch kein Lieblingswerk? Es ist mir durchaus bewusst, dass ich ein eher nerdiges Verhältnis zu Büchern habe, die ich manchmal schwer loslassen kann. Und als notorische Schnellleserin ist die wiederholte Lektüre für mich eine Gelegenheit bei Details zu verweilen. Auf der anderen Seite ist es bei einzelnen Genre sicher genug, sich nur einmal durch die Seiten zu wühlen z.B. bei Krimis oder seitenstarken Romanen dickenschen Ausmaß. Bei manchen Büchern bin ich überrascht, wie sich mein eigener Blickwinkel verändert hat und ich die Lektüre ganz anders wahrnehme. Und momentan freue ich mich auf meine jährliche Lesung von "Sturmhöhe". Zu Emily Brontes Roman werde ich greifen, wenn die Tage wieder ungemütlich herbstlich werden und ich mich ungestört aufs Sofa verziehe. Noch ist es nicht soweit, ich habe eindeutig noch ein September Gefühl, wie es Rilke in seinem stimmungsvollen Gedicht beschreibt. In diesem Sinne wünsche ich Dir noch einige sonnige Tage ... Liebe Grüße Tanja
@@literatur_news Lieber Thoralf, nein, das sollten Sie nicht tun und die "Die Vermessung der Welt" lesen. Ich habe jede Minute, nein jede Sekunde mit diesem Schund bereut. Aber gut, vielleicht ist es reine Geschmacksache. "Die Vermessung der Welt" ist nicht nur sprachlich schlecht.
Du setzt Dich doch bei fast jedem Wetter raus, nicht wahr? Zum zweiten Buch möchte ich nichts sagen, vielleicht schon deshalb, weil es selbst nichts zu sagen scheint. Also zum ersten Buch, auch wenn ich es nicht gelesen habe. Trotz alledem demonstrierst Du ein wunderbares Phänomen der Sprache, dass durch sie etwas gesagt werden kann, das eigentlich gar nicht gesagt wird. Ich vermute ein Missverständnis Deinerseits. Ich selbst bin kein Freimaurer, gehöre zu keiner Loge, hatte seinerzeit in Berlin aber an Gästeabenden teilgenommen und kenne daher den Spruch: Geselle, der was kann, Meister, der etwas ersann, Lehrling bleibt man ein Leben lang. Diesen Spruche habe ich gelegentlich im Kontext des Handwerks betrachtet und kam dabei zu dem Schluss, dass sich die Meisterlichkeit auf den Bereich des Künstlerischen bezieht. Ein Geselle kann aus handwerklicher Sicht all das, was auch der Meister kann und er kann es u.U. in einer Weise perfektioniert haben, dass man ihn in dieser Hinsicht als Meister bezeichnen könnte. Aber wenn Meister, wer etwas ersann, dann muss die Sphäre des Meisterlichen das reine handwerkliche Können übersteigen und damit letztlich in das Reich der Kunst hineinragen. Formal bedeutet das, zwei literarische Werke können rein von der Lesbarkeit betrachtet eine identische Qualität aufweisen und doch können sich diese zwei Werke auf der Sprachebene so sehr unterscheiden, dass eines der Werke nichts über den einfältig gelesenen Inhalt hinaus birgt und abgesehen von Details bei erneutem Lesen nichts neues mehr zu bieten hat, während das andere aber eine spachliche Tiefe aufweisen kann, die selbst bei vielfachem Lesen noch neues entbergen kann und mit der Zeit sogar noch an Reichtum gewinnt. Ich möchte ein Beispiel nennen. In der Vergangenheit hatte ich das ein oder andere Mal so etwas wie einen Klartraum. Es war also so, dass ich mir während des Träumens des Träumens bewusst geworden war und ich mich dann in dem Traum frei bewegen konnte, ohne dass ich dabei wach geworden wäre. Auf diese Weise konnte ich selbst bewusst den Traum mitgestalten. Ich will damit auch nicht Werbung für Klarträume machen, denn das halte ich für Unsinn. Es ist aber ein wunderbares Beispiel für den Unterschied zwischen fachlich herausragendem Können eines Schriftstellers, der in der Lage ist eine Immersion zu erzeugen, und einem Schriftsteller, der darüber hinaus auch noch eine sprachliche Tiefe entwickelt. Der Klartraum kann hierbei als Beispiel für künstlerische Sprachfertigkeit dienen, im Unterschied zu einem gewöhnlichen Traum, der uns selbst vergessen macht, dass wir träumen - also letztlich Immersion erzeugt. Künstlerische Sprachfertigkeit kann ebenso eine Immersion erzeugen, kann ebenso leicht lesbar sein. Einfältigkeit war hier auch nicht abwertend gemeint, als ich den Ausdruck des "einfältig gelesenen" Inhalts gebraucht hatte, sondern bezieht sich auch und vor allem darauf, dass Sprache selbst ein ganzes Universum birgt und darüber hinaus auch noch das nette Feature aufweist, damit bloße Informationen zu übermitteln. Ich habe in meinem Leben anspruchsvolle Bücher gelesen, in denen ich nach vielfachem Lesen nahezu alles verstanden zu haben meinte, aber nach einer hilfreichen Schulung dann feststellen musste, dass mein ganzes Verständnis am Wesentlichen vorbeigegangen war und ich letztlich das ganze Buch nur einfältig gelesen hatte. Nachdem ich aber in die sprachliche Tiefe eingetaucht war, machten plötzlich so viele Dinge Sinn, die zuvor widersprüchlich erschienen waren. Die Schulung die ich dabei meinte war u.a. eine sprachliche Analyse, die sich u.a. auch mit der Etymologie von Begrifflichkeiten befasste. Es ist dieses eine Ebene, auf der sich ein Genuss einstellt, der nicht den einfältigen Genuss eines Werkes schmälert, der für sich selbst gesehen schon großartig sein kann, sondern diesen bereichert und erweitert in einer Weise, die manchmal schier unerschöpflich scheint. Das Entbergen einer sprachlichen Tiefe kann - und in der Regel tut es das auch - die Begeisterung für ein Werk, für eine einfache Geschichte ins unermessliche steigern. Dies zu erfahren erfordert manchmal aber eine Mühe, die über das bloße Lesen allein hinausgeht.
Also der Baßler fordert eine Literatur und lässt nur diese als solche gelten, die permanent sperrige, unverständliche Beschreibungsinnovationen liefert. Das ist das Gegenteil dessen, was mir an Literatur gefällt. Groß ist sie dann, wenn die Schönheit plötzlich und eingängig da ist und man das Buch nur ablegt, um sie nachwirken zu lassen.
Hatte ein Seminar über Baßlers Buch und beschäftige mich immer noch mit diesem Problem, der Einordnung von "Literatur" ;). Dein Beitrag ist richtig gut und die Tiefe hat mich erstaunt, zudem toll vorgetragen, sehr sehr gut!
Auch wenn mich diese Sachbücher nicht wirklich geschert haben, ist es doch immer wieder ein Genuss dir zuzuhören.
Mach weiter so 👍🏻
Huch, na dann! :-)
Lieber Thoralf, einmal mehr ist es dir gelungen, ein tolles Video vorzustellen.
Die beiden von dir vorgestellten Bücher hätte ich mir selbst nicht gekauft, höchstens in der Buchhandlung durchblättert oder "angelesen".
Dein kleiner Verriss hat mich köstlich amüsiert.
Nun ja, das eine Buch war ein Geschenk, das andere ein ... Impulsivkauf😅 Normalerweise entsprechen solche Bücher auch nicht meinem Beuteschema.
Ich finde deine Einordnung des ersten Buches sehr nachvollziehbar und würde sie auch in großen Stücken teilen. Denn bei avantgardistischer Literatur wie der Bretons ist es oft ein schmaler Grat zwischen tatsächlicher Innovation und einer Art von vergeistigter Selbstbeweihräucherung.
Deine Videos sind so cool und du wirkst so sympathisch ❤️😁
Dankeschön
Deine Lobrede auf die Gleichzeitigkeit von sprachlichem Anspruch und unterhaltsamer Anschaulichkeit unterschreibe ich. Neidvoll blicken wir in die USA, wo man nicht dermaßen krampfhaft an der Unterscheidung zwischen E- und U festhält. Ergebnis sind anspruchsvolle atemberaubende Texte wie von Cormac McCarthy und Toni Morrison, die an der Uni gelesen werden UND auf den Bestsellerlisten stehen.
Hallo Thoralf,
Vielen Dank für diese Rezi. Ich hatte vor einigen Monaten großes Interesse an „Populärer Realismus“ -
bin darauf gestoßen nach meinen ersten Leseerfahrungen mit Haruki Murakami („Die Ermordung des Commendatore“) und Ferdinand von Schirach („Nachmittage“). Jetzt werde ich es mir wohl besorgen.
„Die Vermessung der Welt“ habe ich übrigens eher positiv wahrgenommen und als eine Art satirischen Schelmenroman verstanden, der sich selbst nicht zu ernst nahm, aber trotzdem klug und unterhaltsam geschrieben war. Ähnlich wie vielleicht „Imperium“ (Christian Kracht) und „Wassermusik“ (T.C. Boyle).
Viele Grüße
Beim zweiten Buch musste ich an den RUclips-Kanal "Cinema Sins" denken, wo auf ähnliche Weise und zur Füllung der Sendezeit "Fehler" in Kinofilmszenen hineininterpretiert werden.
Lieber Thoralf, deine Videos haben nicht nur kluge Inhalte, sondern sind auch immer wieder eine Augenweide, da du immer wunderschöne Schauplätze in der Natur auswählst.
Beide vorgestellten Bücher klingen interessant, ersteres natürlich mehr als das zweite. Ich als Leserin muss für mich sagen, dass ich Lesestoff, den ich auf Anhieb verstehe, fast immer vorziehe. Für mich besteht der Sinn und das Vergnügen am Lesen vor allem darin, mich in andere Welten / Zeiten entführen zu lassen, ich möchte da nicht lange rätseln, das würde mich aus der Geschichte heraus reißen und irritieren. Natürlich darf die Sprache gerne auch "schön" und snspruchsvoll sein, aber wenn ich sie nicht verstehen würde, wäre es für mich ein Grund, die Lektüre abzubrechen. Vielleicht liegt das auch nur an mangelndem Verständnis meinerseits bzw ist es einfach meine Erwartung an Lektüre, andere mögen das anders sehen. Und manchmal fühle ich mich auch durch Trivialliteratur gut unterhalten, wobei es mir sowieso schwer fällt zu verstehen, wo da die Grenzen zu ziehen sind. Ich fühlte mich z.B. gerade bestens unterhalten von Daphne du Maurier. Ich fragte mich kurz, in welches Genre sie wohl einzuordnen wäre, aber meiner Begeisterung hat es keinen Abbruch getan, sie hat mich in eine wundervolle cornische Umgebung geleitet und ich habe es sehr genossen.
Dankeschön wieder für ein interessantes Video und liebe Grüße.
PS: Jetzt muss ich gleich mal bei Mrkus Grimm vorbei schauen, obwohl ich ihn ebenfalls abonniert habe, bekam ich keine Nachricht über euer gemeinsames Video. Er hatte übrigens auch was zum Thema "Schreiben" gebracht, nämlich das totale Kontrastprogramm: ein Plädoyer für einfach, kurze und klare Sätze.
Liebe Gaby,
ich habe zu früh geplaudert, das Video auf Markus' Kanal ist noch nicht hochgeladen, was aber in Bälde geschehen wird. Unsere Ansichten bezüglich Literatur mögen ziemlich deckungsgleich sein. Ich denke mir auch, formal-stilistisch darf die volle Palette existieren, Hauptsache die Bücher, die uns begeistern, sind auch darunter😉 Hab herzlichen Dank für den, wie immer, lieben Kommentar!❤
Hey lieber Thoralf, das war ja wieder ein hochinteressanter Beitrag. "Die Vermessung der Welt" hat mich sprachlich leider nicht angesprochen obwohl ich den Roman inhaltlich spannend fand. Ich persönlich finde es auch nicht gut, wenn jemand nur mit Behauptungen Kritik übt da es lediglich seine eigene Meinung ist. Ich kann zwei Bücher über Kritik empfehlen. Der Autor heißt Marcl Reich Raniki und seine Werke "Lauter Lobreden" und "Lauter Verrisse". Ich hatte mal auf der Frankfurter Buchmesse eine nette Begegnung mit ihm gehabt. Seine Autobiographie "Mein Leben" fand ich auch lehrreich und erschütternd zugleich. Ganz lieben Gruß aus NRW zur Hauptstadt! 💌
Lieber Vater Goriot,
das ist ja schön, dass du einst unseren Lieblingskritiker auf der Messe getroffen hast! Wobei ich behaupte, dass auch seine vernichtenden mündlichen Urteile häufig zu wenig begründet wurden. Ein unterhaltsames Temperament konnte man ihm aber nicht absprechen. Deiner Einschätzung zur "Vernessung der Welt" würde Baßler vermutlich zustimmen.
Ich grüße dich herzlichst zurück in die rheinische Heimat!
Teil 2
Die Verallgemeinerung des Herrn aus dem Siepen "diesen Vergleich des Autors, akzeptiert der Leser nicht" finde ich auch ärgerlich.
Stimme Dir total zu, ein Autor, der mich die Welt um mich herum vergessen lässt, ist ein guter Autor.
Elke Heidenreich ist großartig, danke für das schöne Zitat 🙏
Gellerts Zitat finde ich - im Gegensatz zu Herrn von S. - ganz wunderbar, würde sich nur jeder daran halten!!
Das Wort "Fiskus" hat beim Autoren wohl im Unterbewusstsein unliebsame Erinnerungen geweckt ;)
Das Wort an sich hat für mich keinen negativen Klang.
Auf das gemeinsame Video mit Markus Grimm freue ich mich!
Schön war's mit Dir und Deinen Gedanken in so harmonischer Umgebung, danke und liebe Grüße, Maren
P.S. Schaust Du manchmal noch bei Goodreads vorbei?
Bin doch immer neugierig, was Du gerade liest 😊
🙏🙏🥀🍀👌👌
Hallo Thoralf :) besuchst du dieses Jahr wieder die Frankfurter Buchmesse? Ich habe mich gefragt, ob du einen Besuch auch für reine „Freizeitleser“ empfehlen würdest? Liebe Grüsse aus der Schweiz
Hallo Angelina,
ja, ich werde sie wieder besuchen. Mein Tipp für ,Freizeitleser': Man braucht eine Mission, einen ,Schlachtplan'. Bloß nicht ziellos durch die Hallen schlurfen. Vorher wissen, welche Verlage man aufsuchen will. Kommunikation suchen. Den Veranstaltungskalender durchstöbern und sich notieren, wo man wann unbedingt hin-, wen man treffen will etc. Ich habe einmal den Fehler begangen und bin ohne jede Planung auf dem Gelände aufgekreuzt, es war ... freudlos und überfordernd. Grundsätzlich aber: Empfehlung ja!
Grüße zurück nach der Schweiz :)
Ich danke dir! :)
Bücher in die man eintauchen kann oder auch neu deutsch "Page Turner" findet man heute selten. Aber ein Buch soll so sein wie ein Marionetten Theater bei dem man die Fäden nicht mehr sieht.
Lieber Thoralf, zum Glück bist Du nicht komplett in Trauer, auch wenn die Gegenwartsliteratur im ersten Sachbuch sinnbildlich zu Grabe getragen wird 😅 Wobei ich versucht bin (zumindest teilweise) dem Autoren zuzustimmen, sofern seine Kritik Daniel Kehlmann betrifft. "Die Vermessung der Welt" fand ich unterirdisch und eine Frechheit der historischen Person Humboldt gegenüber, dessen Persönlichkeit ich faszinierend finde. Allerdings las ich "Ich und Kaminski" mit großem Vergnügen, würde den Roman allerdings unbedingt zur Unterhaltungsliteratur stellen - was ich keinesfalls abwertend meine.
Hast Du eigentlich schon "Taube und Wildente" von Martin Mosebach gelesen? Ich fand das Cover so unglaublich schön, aber der Inhalt konnte mich weniger begeistern, kurz nach der geschilderten Suche nach dem Hund, habe ich abgebrochen...
Für mich zeichnet sich ein guter Roman dadurch aus, dass ich ihn am liebsten sofort nach der ersten Lektüre erneut lesen möchte (und das auch meistens umsetze), weil ich mir sicher bin, bei der zweiten Lesung werde ich noch viel mehr entdecken (z.B. beim "Schwedischen Reiter"). Und dann gibt es noch so "Herzhüpfer", Werke, die Gedanken oder Szenen enthalten, dass sie das Herz erfreuen!
Dein Video hat mir auch viel Freude geschenkt und ich habe es mir gleich zweimal angeschaut 💚
Viele Grüße von Tanja 🦔
Hallo Tanja,
ich danke dir wieder einmal für diesen schönen Kommentar (und dass du 40min lang meine Visage ertragen hast😅)!
Mutig, dass du dem einhelligen Kehlmann-Jubel paroli bietest; auch dem Autor gebührt dafür Respekt. Irgendwie scheint sich in puncto "Vermessung der Welt" ja jeder einig zu sein, vielleicht sollte ich es lesen, um mir mein eigenes Bild zu machen? Als intelligente Unterhaltungsliteratur lässt Baßler Kehlmanns Bücher auch durchgehen, nur nicht als die unangefochtene Fahnenspitze der deutschen Literatur. Scheint mir sogar ein faires Urteil zu sein.
Ach, "Taube und Wildente" habe ich so gern gelesen! An eine Hunde-Szene erinnere ich mich gar nicht mehr🤔 meine Konklusio lautete nur: gerne mehr vom alten weißen Mann im Frack! Habe ihn hier im Berliner Literaturhaus auch bei einer Livelesung des Buches erlebt, ein sympathischer Mensch. Offen gestanden, Bücher zweimal zu lesen fällt mir schwer (vermutlich ein implizites Eingeständnis, dass ich doch eher auf das Was hin lesen, weniger auf das Wie). Wenn ich den Handlungsverlauf schon kenne, ist mein Interesse gegen Null.
Ich wünsche Dir einen tollen Start in die Woche,
Thoralf
@@literatur_news Aber Thoralf, nach der langen Durststrecke sind 20 Minuten von Dir einfach nicht genug für mich 😅
Ehrlich gesagt, war ich über den Einblick in Dein persönliches Leseverhalten erstaunt und Du hast mich neugierig gemacht. Liest Du tatsächlich kein Buch ein zweites Mal? Auch kein Lieblingswerk? Es ist mir durchaus bewusst, dass ich ein eher nerdiges Verhältnis zu Büchern habe, die ich manchmal schwer loslassen kann. Und als notorische Schnellleserin ist die wiederholte Lektüre für mich eine Gelegenheit bei Details zu verweilen. Auf der anderen Seite ist es bei einzelnen Genre sicher genug, sich nur einmal durch die Seiten zu wühlen z.B. bei Krimis oder seitenstarken Romanen dickenschen Ausmaß.
Bei manchen Büchern bin ich überrascht, wie sich mein eigener Blickwinkel verändert hat und ich die Lektüre ganz anders wahrnehme. Und momentan freue ich mich auf meine jährliche Lesung von "Sturmhöhe". Zu Emily Brontes Roman werde ich greifen, wenn die Tage wieder ungemütlich herbstlich werden und ich mich ungestört aufs Sofa verziehe.
Noch ist es nicht soweit, ich habe eindeutig noch ein September Gefühl, wie es Rilke in seinem stimmungsvollen Gedicht beschreibt. In diesem Sinne wünsche ich Dir noch einige sonnige Tage ...
Liebe Grüße
Tanja
@@literatur_news Lieber Thoralf, nein, das sollten Sie nicht tun und die "Die Vermessung der Welt" lesen. Ich habe jede Minute, nein jede Sekunde mit diesem Schund bereut. Aber gut, vielleicht ist es reine Geschmacksache. "Die Vermessung der Welt" ist nicht nur sprachlich schlecht.
Du setzt Dich doch bei fast jedem Wetter raus, nicht wahr? Zum zweiten Buch möchte ich nichts sagen, vielleicht schon deshalb, weil es selbst nichts zu sagen scheint. Also zum ersten Buch, auch wenn ich es nicht gelesen habe. Trotz alledem demonstrierst Du ein wunderbares Phänomen der Sprache, dass durch sie etwas gesagt werden kann, das eigentlich gar nicht gesagt wird. Ich vermute ein Missverständnis Deinerseits.
Ich selbst bin kein Freimaurer, gehöre zu keiner Loge, hatte seinerzeit in Berlin aber an Gästeabenden teilgenommen und kenne daher den Spruch: Geselle, der was kann, Meister, der etwas ersann, Lehrling bleibt man ein Leben lang. Diesen Spruche habe ich gelegentlich im Kontext des Handwerks betrachtet und kam dabei zu dem Schluss, dass sich die Meisterlichkeit auf den Bereich des Künstlerischen bezieht. Ein Geselle kann aus handwerklicher Sicht all das, was auch der Meister kann und er kann es u.U. in einer Weise perfektioniert haben, dass man ihn in dieser Hinsicht als Meister bezeichnen könnte. Aber wenn Meister, wer etwas ersann, dann muss die Sphäre des Meisterlichen das reine handwerkliche Können übersteigen und damit letztlich in das Reich der Kunst hineinragen.
Formal bedeutet das, zwei literarische Werke können rein von der Lesbarkeit betrachtet eine identische Qualität aufweisen und doch können sich diese zwei Werke auf der Sprachebene so sehr unterscheiden, dass eines der Werke nichts über den einfältig gelesenen Inhalt hinaus birgt und abgesehen von Details bei erneutem Lesen nichts neues mehr zu bieten hat, während das andere aber eine spachliche Tiefe aufweisen kann, die selbst bei vielfachem Lesen noch neues entbergen kann und mit der Zeit sogar noch an Reichtum gewinnt.
Ich möchte ein Beispiel nennen. In der Vergangenheit hatte ich das ein oder andere Mal so etwas wie einen Klartraum. Es war also so, dass ich mir während des Träumens des Träumens bewusst geworden war und ich mich dann in dem Traum frei bewegen konnte, ohne dass ich dabei wach geworden wäre. Auf diese Weise konnte ich selbst bewusst den Traum mitgestalten. Ich will damit auch nicht Werbung für Klarträume machen, denn das halte ich für Unsinn. Es ist aber ein wunderbares Beispiel für den Unterschied zwischen fachlich herausragendem Können eines Schriftstellers, der in der Lage ist eine Immersion zu erzeugen, und einem Schriftsteller, der darüber hinaus auch noch eine sprachliche Tiefe entwickelt.
Der Klartraum kann hierbei als Beispiel für künstlerische Sprachfertigkeit dienen, im Unterschied zu einem gewöhnlichen Traum, der uns selbst vergessen macht, dass wir träumen - also letztlich Immersion erzeugt. Künstlerische Sprachfertigkeit kann ebenso eine Immersion erzeugen, kann ebenso leicht lesbar sein. Einfältigkeit war hier auch nicht abwertend gemeint, als ich den Ausdruck des "einfältig gelesenen" Inhalts gebraucht hatte, sondern bezieht sich auch und vor allem darauf, dass Sprache selbst ein ganzes Universum birgt und darüber hinaus auch noch das nette Feature aufweist, damit bloße Informationen zu übermitteln.
Ich habe in meinem Leben anspruchsvolle Bücher gelesen, in denen ich nach vielfachem Lesen nahezu alles verstanden zu haben meinte, aber nach einer hilfreichen Schulung dann feststellen musste, dass mein ganzes Verständnis am Wesentlichen vorbeigegangen war und ich letztlich das ganze Buch nur einfältig gelesen hatte. Nachdem ich aber in die sprachliche Tiefe eingetaucht war, machten plötzlich so viele Dinge Sinn, die zuvor widersprüchlich erschienen waren. Die Schulung die ich dabei meinte war u.a. eine sprachliche Analyse, die sich u.a. auch mit der Etymologie von Begrifflichkeiten befasste.
Es ist dieses eine Ebene, auf der sich ein Genuss einstellt, der nicht den einfältigen Genuss eines Werkes schmälert, der für sich selbst gesehen schon großartig sein kann, sondern diesen bereichert und erweitert in einer Weise, die manchmal schier unerschöpflich scheint. Das Entbergen einer sprachlichen Tiefe kann - und in der Regel tut es das auch - die Begeisterung für ein Werk, für eine einfache Geschichte ins unermessliche steigern. Dies zu erfahren erfordert manchmal aber eine Mühe, die über das bloße Lesen allein hinausgeht.
Also der Baßler fordert eine Literatur und lässt nur diese als solche gelten, die permanent sperrige, unverständliche Beschreibungsinnovationen liefert. Das ist das Gegenteil dessen, was mir an Literatur gefällt. Groß ist sie dann, wenn die Schönheit plötzlich und eingängig da ist und man das Buch nur ablegt, um sie nachwirken zu lassen.