Niedersachsen gegen Corona: Günther, der Treckerfahrer - Kontakte und Kommunikation
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- Опубликовано: 4 янв 2025
- „Achtsam bleiben, munter bleiben“ - Günther, der Treckerfahrer erklärt den Corona-Alltag. Dietmar Wischmeyer alias Günther, der Treckerfahrer berichtet von den Tücken, aber auch den Chancen des Alltags mit Corona in Niedersachsen.
Moin. Wenn’s das Telefon nicht schon gegeben hätte, wäre es jetzt bei Corona erfunden worden: du kannst dich mit Leuten unterhalten ohne, dass sie dich anspucken. Man könnte also sagen, der Fernsprecher ist der Vorläufer der Maske, außer, dass man das Teil nicht nach jedem Gespräch wegschmeißt. Obwohl gibt es die nicht auch schon, diese Einweg-Handys, wird immer bekloppter die Welt. Hinter der Maske kann man beim Gespräch seinen Gesichtsausdruck verstecken, hinterm Telefon sogar sich komplett. Das ist ja das Schöne, man kann da im Schlübber sitzen oder sogar mit nix an, kriegt der Gesprächsteilnehmer nix von mit. Wenn man leibhaftig mit andern sprechen wollte, dann traf man sich auf neutralem Terrain, sagen wir mal Büro. Und wenn man außen Haus ging, dann zog man sich was an und bohrte auch nicht im Zinken rum, wenn man im Meeting saß. Nun sind diese beiden Bereiche aber vermischt worden, in der Corona-Zeit, die Fremden kommen über Videokonferenz zu dir in dein Haus, schöner Mist. Du musst dich rasiert und gebügelt vor deinen Computer setzen. Untenrum hast du noch Freiräume sagen wir mal Schlübber aber oben alles picobello. Und du musst noch auf andere Sachen achten: ein Bild sagt mehr als tausend Worte, besonders wenn es bei der Videokonferenz hinter dir an der Wand hängt. Also Miss September ausm Playboy würd ich abhängen aber auch ganz harmlose Sachen wie die Siegesurkunde der Bundesjugendspiele 1968 ist nicht das, was man bei einem modernen Mitarbeiter erwartet. Selbst die Tapete ist nicht neutral: Wer noch eine mit Muster hat, sagen wir mal „Wildtiere unserer Heimat“, sollte die vor der Konferenz noch mit ner Rolle Raufaser zuhängen hinter sich. Da siehst du mal, was das Telefon dagegen ne menschenfreundliche Erfindung ist. Andererseits macht so ne Konferenz im Internet, die macht ja auch viel Rumgedüse übere Autobahn überflüssig. Schon vor Corona hat man sich gefragt, wo die alle hinwollten, die da täglich von A nach B bretterten. „Ich habe einen Termin“ hieß es, und wenn man fragte, ob er da den Abfluss reparieren müsste oder ein neues Fenster einbauen - „Nö“ sagte der dann, wäre bloß ein Gesprächstermin. Das merken die Leute erst jetzt bei Corona, was dat für ein beklopptes Wort ist, „ein Gesprächstermin“. Über hundert Jahre nach Erfindung des Telefons bügeln die zig Kilometer wo hin, bloß, um mit jemanden zu quasseln. Gut, dass dieser Blödsinn ein Ende hat, aber warum man nicht einfach telefoniert, sondern sich gegenseitig beim Telefonieren aufn Computer zugucken muss, das habe ich nicht begriffen. Ein Kontakt von „Mensch zu Mensch“ ist es so ja auch nicht, aber muss ja jeder selber wissen. Manche können aber auch gar nicht mehr unterscheiden, was ne Videokonferenz ist und was bloß ne Videoübertragung. Unser Omma zum Beispiel guckt Sonntag morgens immer den Gottesdienst vom Pastor auf ihrem Senioren-Computer und dabei hüstelt sie genauso verklemmt wie in der Kirche. Ich sag Omma, der Pastor kann dich nicht sehen und auch nicht hören, das ist wie Tagesschau nicht wie Telefon. Kannst da nix dran machen, seit unser Omma den Altennachmittag per Videokonferenz mitgemacht hat, glaubt sie wieder, dass alle ausm Fernsehen sie beobachten. So viel zu gesteigerten Medienkompetenz durch Corona, alles dummes Zeug.
Munter bleiben!