Cannstatts Geschichte sehen lernen _ 128) Monumentale Engel der Zeit um 1900 auf dem Steigfriedhof

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  • Опубликовано: 21 июн 2024
  • Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Gäste und Freunde der Stadt,
    in meinem heutigen Video gehen wir wieder einmal auf dem Steigfriedhof spazieren, und zwar in dessen älteren Teil unmittelbar an der Altenburger Steige. Wir begegnen zwei großen Familiengräbern aus der Zeit um 1900, die eines gemeinsam haben. Die Grabanlagen haben monumentale Engeldarstellung in der Ende des 19. Jahrhunderts sehr beliebten Technik der Galvanoplastik, wie sie etwa die bekannte Firma WMF in Geislingen an der Steige produziert hat. Die Galvanoplastiken waren damals deutlich günstiger als ein klassischer Bronzeguss. Und sie ermöglichten breiteren (groß-)bürgerlichen Schichten, ihr Grab mit einer Figur (Trauernde Frauen, rastender Pilger und eben Engel in unterschiedlichen Haltungen) zu schmücken. Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gab es, WMF und auch andere Firmen führten Verkaufsbücher, in denen der spätere Standort der Figur auf den Friedhöfen der Stadt X oder Y eingetragen war und auch die Feldnummer. Auf kleineren Friedhöfen konnte diese Figur dann nicht mehr verkauft werden, auf größeren nur in weit auseinanderliegenden Feldern.
    Die erste Figur ist ein Engel mit Kreuz vor der Brust und eine Rose streuend (Zeichen des Glaubens und der Liebe), als himmlischer Bote herabschreitend von den Wolken. Die erste Bestattung der Familie Kühnle war 1913 ein neunjähriger Junge, und die Familie hoffte wahrscheinlich, dass Engel ihn abgeholt hatten und in den Himmel begleiteten.
    Die zweite Engelsdarstellung aus dem Jahr 1906 umfasst eine Figurengruppe, einen Schutzengel mit seiner schutzbefohlenen Seele (ein Kind), für die Familie Werner, die Mitbesitzer der bekannten Fabrik für Backöfen und Teigmaschinen Werner & Pfleiderer, deren Stammhaus in Cannstatt an der unteren Pragstraße war. Der Schutzengel führt mit seiner linken Hand das Kind, dieses an dessen linken Ellenbogen berührend, mit der rechten Hand zeigt der Engel nach oben in den Himmel und die "Seele" folgt diesem Blick.
    Beide Gräber sind immer noch in Familienbesitz und werden schon über hundert Jahre genutzt. Sie legen Zeugnis ab von der Bildwelt des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in denen Engel - auch auf Friedhöfen in eher evangelischen Gebieten - begannen wieder eine Rolle zu spielen und die schlichten Kreuz bzw. klassischen Obelisken ergänzten.
    Habt / haben Sie gute Tage (und seid/ seien Sie behütet)
    Olaf Schulze

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