1:23:00Die Frage wäre doch eigentlich gewesen, wie der Tastsinn reagiert, wenn man mit verbundenen Augen die beiden Areale abtastet, OHNE mit den Fingern irgendwie "genau" zu messen und dann sagen soll, wie die Grössenverhältnisse sind - was man dann natürlich irgendwie formulieren muss, ohne einen Bias reinzubringen :)
Gibt es denn schon eine Antwort auf die Frage, ob alle Menschen Farben gleich sehen? Also konkret, ob das, was ich als rot sehe auch IHR Rot ist? Wir können offensichtlich alle die Farben voneinander unterscheiden, wenn wir hirnanatomisch gesund sind (also nicht farbenblind o.ä.). Es wäre aber denkbar, dass Ihr Rot mein Grün ist und die Reaktion auf die Farben eher mit Umwelterfahrung zu tun hat. Gelb also "gelbe" Emotionen hervorruft, weil die Sonne gelb ist und Wärme damit verbunden ist. Wobei sich dann auch die Frage nach Wärme usw stellt - ist Ihre Wärme meine Kälte? Eigentlich vielen Sinnesmodalitäten. Vielen Dank für die tolle digitale Aufbereitung der Vorlesung!
Bei Blinden kann es zu massiven Umstrukturierungen des Gehirns kommen. So wurde gezeigt, dass der visuelle Kortex von blinden Probanden während des Lesens von Blindenschrift aktiviert wurde, also durch die taktile Modalität: Sadato, N., Pascual-Leone, A., Grafman, J., Ibañez, V., Deiber, M. P., Dold, G., & Hallett, M. (1996). Activation of the primary visual cortex by Braille reading in blind subjects. Nature, 380(6574), 526-528. Bei Einäugigen sind die Auswirkungen geringer, da ja hier trotzdem noch der visuelle Kortex in beiden Hemisphären aktiviert wird (die linke Hemispäre verarbeitet ja Information vom rechten Gesichtsfeld aus dem LINKEN UND RECHTEN AUGE). Es kommt vor allem zum Komplettausfall des binokularen Tiefensehens. Eine Übersicht geben z.B. González, E., Steeves, J., & Steinbach, M. (2008). Vision with one eye: a review of visual function following unilateral enucleation. Spatial vision, 21(6), 509-529. Ihr Fazit ist "Practically speaking, one-eyed individuals maintain perfectly normal lives and are not limited by their lack of binocularity."
Mehr davon Bitte. Jetzt verstehe ich was wir wissen und wie einfach es ist zu wissen. 🙌🏽
Super interessant! Lieben Dank.
1:23:00Die Frage wäre doch eigentlich gewesen, wie der Tastsinn reagiert, wenn man mit verbundenen Augen die beiden Areale abtastet, OHNE mit den Fingern irgendwie "genau" zu messen und dann sagen soll, wie die Grössenverhältnisse sind - was man dann natürlich irgendwie formulieren muss, ohne einen Bias reinzubringen :)
Gibt es denn schon eine Antwort auf die Frage, ob alle Menschen Farben gleich sehen? Also konkret, ob das, was ich als rot sehe auch IHR Rot ist? Wir können offensichtlich alle die Farben voneinander unterscheiden, wenn wir hirnanatomisch gesund sind (also nicht farbenblind o.ä.). Es wäre aber denkbar, dass Ihr Rot mein Grün ist und die Reaktion auf die Farben eher mit Umwelterfahrung zu tun hat.
Gelb also "gelbe" Emotionen hervorruft, weil die Sonne gelb ist und Wärme damit verbunden ist. Wobei sich dann auch die Frage nach Wärme usw stellt - ist Ihre Wärme meine Kälte? Eigentlich vielen Sinnesmodalitäten.
Vielen Dank für die tolle digitale Aufbereitung der Vorlesung!
Unterscheidet sich die Hirnstruktur bei Einäugigen und Blinden sehr von der Hirnstruktur von Zweiäugigen Menschen?
Bei Blinden kann es zu massiven Umstrukturierungen des Gehirns kommen. So wurde gezeigt, dass der visuelle Kortex von blinden Probanden während des Lesens von Blindenschrift aktiviert wurde, also durch die taktile Modalität: Sadato, N., Pascual-Leone, A., Grafman, J., Ibañez, V., Deiber, M. P., Dold, G., & Hallett, M. (1996). Activation of the primary visual cortex by Braille reading in blind subjects. Nature, 380(6574), 526-528.
Bei Einäugigen sind die Auswirkungen geringer, da ja hier trotzdem noch der visuelle Kortex in beiden Hemisphären aktiviert wird (die linke Hemispäre verarbeitet ja Information vom rechten Gesichtsfeld aus dem LINKEN UND RECHTEN AUGE). Es kommt vor allem zum Komplettausfall des binokularen Tiefensehens. Eine Übersicht geben z.B. González, E., Steeves, J., & Steinbach, M. (2008). Vision with one eye: a review of visual function following unilateral enucleation. Spatial vision, 21(6), 509-529. Ihr Fazit ist "Practically speaking, one-eyed individuals maintain perfectly normal lives and are not limited by their lack of binocularity."
Achtung, alberner kalauer:
Jubel und wiese? .... wie wäres mit Koppenrath & Wiese?