Spur N: Wolfgang Köhlers E-Lokomotive aus dem Jahr 1968

Berlin am 22. Januar 2023
Modellbahnbörse im Freizeitforum Berlin Marzahn. Hier habe ich eine E-Lokomotive des Dresdner Modellbauers Wolfgang Köhler zum guten Preis von 100 Euro erworben. Das Modell in Messingausführung ist ein Unikat und stellt die heutigen Plastikmodelle locker in den Schatten. Es hat einen Piko-Motor. Getriebe, Pantografen und Radsätze stammen von einem Modell der Firma Fleischmann. Alle anderen Teile wurden in mühevoller Arbeit von Herrn Köhler selbst entwickelt und zusammengebaut. Das Modell hat ein Messinggehäuse mit feinsten Detailierungen und beste Laufeigenschaften. Die Zeitschrift "Der Modelleisenbahner" vom September 1968 zeigt seine drei Siegermodelle auf dem 15. Internationalen Modellbahnwettbewerb in seiner Heimatstadt Dresden. Sein E-Lokmodell ist also genauso alt wie ich und wird von jetzt an bei mir bis zum letzten Tag meines Lebens in Ehren gehalten.
Wolfgang Köhler lebte von 1932 bis 1990 in Dresden, Wilder-Mann-Straße 44. Er war Lehrobermeister im VEB Röntgen- und Transformatorenwerk Dresden und hat zu DDR-Zeiten insgesamt 26 Modelle gebaut. Einige Lehrlinge seines damaligen Betriebes konnte er möglicherweise für das Modellbahnhobby begeistern und haben ihn bei der Anfertigung seiner Modelle unterstützt. Seit dem Ende der DDR sind seine Modelle im Besitz verschiedener Modellbahnfreunde gekommen. Da er bereits im Alter von 58 Jahren verstarb blieb er relativ unbekannt. Mit seinen Modellen in Messingausführung hat er schon sehr früh neue Maßstäbe in Sachen Präzisionsarbeit in der kleinen Spur N gesetzt. Die exakten Detailierungen von den Drehgestellen bis hin zu den Dachaufbauten dieser E-Lokomotive 211 029-4 sind einfach nur beeindruckend. Respekt Herr Köhler: Sie gehören zu den besten Modellbaukünstlern aus der ehemaligen DDR.