Relikte aus dem kalten Krieg: A6 als Landebahn und vergessene Bunker

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  • Опубликовано: 22 авг 2024
  • Wer im Frühling 2018 über die A6 in
    Richtung Sinsheim fährt oder von
    Mannheim Richtung Heilbronn fährt,
    ahnt nicht, dass der Kalte Krieg auch in unserer
    Region stattgefunden hat. Denn was für
    den einen heutzutage ein wunderbar gerades
    Stück Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung
    ist, wäre für den Düsenjäger im Fall
    eines Krieges Start- und Landebahn gewesen
    - unter der Autobahnmeisterei hätten sich bis
    zu 40 Menschen in einem Bunker in Sicherheit
    vor russischen Luftangriffen bringen können.
    35 Jahre der Herr des Hauses oberhalb
    des Bunkers war Joachim Weller. Von 1981 an
    leitete er die damals noch staatliche Autobahnmeisterei
    an der A6 - lange, bevor es das
    Hoffenheim-Stadion oder das große Erlebnisbad
    nebenan gab. Damit war er auch auf eine
    Art für den Bunker zuständig, der offiziell
    „Schutzraum“ hieß, wie auf dem Schild oberhalb
    der massiven Eisentür zu lesen steht.
    „Wir gehörten damals zum sogenannten
    Warnamt acht, die Zentrale war in Rottenburg“,
    sagt der ehemalige Chef der Autobahnmeister.
    Über das System der Warnämter sollte
    bis zu ihrer Auflösung Mitte der 1990er Jahre
    die Bevölkerung vor Gefahren gewarnt
    werden - gemeint war vor allem ein Angriff
    durch Truppen des Warschauer Pakts, sei es
    aus der Luft, mit Artillerie oder mit atomaren,
    biologischen oder chemischen Waffen.
    In diesem Fall hätten
    die in Sinsheim angesiedelten Autobahnmeister
    in kurzer Zeit einige Kommunikationsleitungen
    per Knopfdruck über den Bunker umgeleitet
    - und nicht nur das. Denn auch mitten
    auf der A6 hätte es einiges zu tun gegeben im
    Fall eines Angriffs. Doch nicht die übliche
    Straßenpflege - auf dem schnurgeraden Autobahnabschnitt
    zwischen Kirchardt und Grombach
    sollten nach den Plänen von NATO und
    Bundeswehr Militärflugzeuge landen und
    starten. „Auf diesem sogenannten Behelfsflugplatz
    hatten wir unter anderem die Aufgabe,
    die Mittelleitplanken abzubauen. Mittelstreifen
    gab es damals keinen, das war eine
    durchgängig betonierte Fläche“, erzählt Joachim
    Weller. „Das Werkzeug dafür hatten wir
    in der Autobahnmeisterei.“ Ungefähr 30 Behelfsflugplätze
    gibt es in Deutschland - Nato
    wie Warschauer Pakt planten, Autobahnen als
    Start- und Landeplätze zu nutzen. Viele davon
    sind mittlerweile nicht mehr in Betrieb.
    Im Ernstfall hätten nach den Plänen von
    Nato und Bundeswehr bis zur Einsatzbereitschaft
    gerade einmal 24 Stunden vergehen
    sollen - in diesen Stunden wäre viel zu tun gewesen:
    Außer der Entfernung der Leitplanken
    strichen“, sagt der pensionierte Autobahnmeister.
    „Auf der Südseite der Autobahn ist
    noch das Fundament für den mobilen Tower
    unter Gestrüpp zu erkennen, der zum Einsatz
    gekommen wäre.“
    Der fehlende Mittelstreifen auf der A6
    barg durchaus Gefahren, erinnert sich Joachim
    Weller. Im Jahr 2001 ereignete sich auf
    diesem Abschnitt ein außergewöhnlich
    schwerer Unfall. „Ein Lkw flog damals über
    die provisorische Leitplanke in den Gegenverkehr.
    Sieben Menschen kamen ums Leben“,
    sagt der Autobahnmeister. „So mancher meiner
    Mitarbeiter und auch andere Helfer, die
    dabei waren, träumt heute noch davon.“
    Geheim Da der Angriff aus dem Osten nie begann,
    sind die Anlagen bei Steinsfurt nie in
    Betrieb gegangen. „Auch geübt wurde hier
    nie. Es ist nie ein Flugzeug der Luftwaffe oder
    der Amerikaner auf der A6 gelandet“, sagt der
    Autobahnmeister. Anders im Norden: Beim
    Kreuz von A1 und A29 bei Cloppenburg in
    Niedersachsen landeten und starteten bei einem
    NATO-Manöver Maschinen vom Typ
    Transall, F4-Phantom, Tornado und Thunderbolt
    II. „Die Bundeswehr kontrollierte die Anlage
    per Befliegung mit dem Hubschrauber.
    Aber im Großen und Ganzen war alles rund
    um die Anlage geheim“, sagt Joachim Weller.
    40 Jahre nach der Fertigstellung des Autobahnabschnitts
    zwischen Mannheim und
    Heilbronn im Jahr 1968 nach einer Bauzeit
    von fünf Jahren, kam das Ende für den Behelfslandeplatz
    auf der A6 im Jahr 2008. Denn
    vor zehn Jahren begann der sechsspurige
    Ausbau der Autobahn - die Verkehrsbelastung
    entwickelte sich nach der Wende rasant.
    Und ein Relikt des Kalten Krieges im Kraichgau
    verschwand.
    @ Bunker-Video und weitere Fotos
    Den ehemaligen A6-Behelfslandeplatz aus der Vogelperspektive
    und die Stimmung im Bunker vermittelt
    unser stimme.tv-Video. Auch weitere Fotos
    sind auf unserer Internetseite zu finden:
    www.stimme.de.
    mussten die Markierung und Beleuchtung
    der Bahn, der mobile Tower sowie Radar- und
    Funktechnik installiert und aufgebaut werden.
    Auch der Rastplatz Bauernwald, heute
    vor allem wegen der vielen Unfälle in der
    Nähe bekannt, hatte im Konzept des Behelfslandeplatzes
    eine Funktion: Um wieder Richtung
    Osten starten zu können, mussten die
    Maschinen wenden - das sollte auf der Betonfläche
    des Rastplatzes auf beiden Seiten der
    Autobahn geschehen. Manches deutet noch
    heute auf die Rolle von A6 und Rastplatz hin.

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