Sinneswahrnehmung bedarf der rationalen Einordnung, dafür braucht man ein Kategorienerstellung, das dem menschlichen Gehirn offenbar angeboren ist : Intuition, Instinkte, Überlebensmechanismen. Das haben offenbar auch schon Tiere und in gewissem Sinne auch Pflanzen.
Ihr Humor ist hervorragend, Herr Hoyningen! "Oder sie sagen Metamorphose, dann haben sie es auf Griechisch, noch vornehmer, sagt Ihnen auch überhaupt nichts." xD
hier werden zwar naturwissenschaftliche Bilder genutzt um die Philosophie der Vernunft plausibel zu machen - Prof Hoyninger macht das aber so gekonnt, dass bei einem relativ leichten weiteren bewegungsschritt des denkens die Untersuchung an der reinen Vernunft dem Schueler gelingen kann. Sehr toller Beitrag.
02:17 Die Trennung in Wahrnehmung und Denken findet sich nicht nur in zahlreichen philosophischen Diskursen sondern spiegelt sich auch in der Ökonomie, Psychologie und vielen anderen Kulturwissenschaften wider. Dabei wird aufkeimende Widersprüchlichkeit zwischen Denken und Wahrnehmung recht unterschiedlich behandelt und gewichtet. Hinsichtlich der Physiologie und Wahrnehmungspsychologie wird ein fließender Übergang zwischen Wahrnehmung und Denken angenommen und teilweise auch nachgewiesen. Das allgemein als "Denken" aufgefasste Phänomen beschäftigt sich meiner Ansicht nach mit der Abstraktion und dem Symbolischen. Diese geistigen Fähigkeiten zeichnen den Menschen aus und ermöglichen ihm wohl die Erschaffung von Kultur. Bemerkenswert bei den am "Denken" orientierten Anschauungsformen ist eine relativ geschlossene Theorienbildung mit einem scheinbar immanenten Hang zum Absoluten, Dauerhaften, Beständigen. Daraus entwickelten sich bisweilen totalitäre Ideologien. Deshalb frage ich mich immer wieder, wo der zentrale "Denkfehler" beim "Denken" sein könnte.
Auceza Der Umstand, der von ihnen beschrieben wird, kann nicht wirklich als ein systematischer Denkfehler bezeichnet werden. Vielmehr handelt es sich dabei um die Hoffnung der Menschen sich durch Leistungen im wissenschaftlichen Bereich verewigen zu können. Prämissen, die ein Gebiet begründen und rechtfertigen, werden in einen Hintergrund der Selbstverständlichkeit gedrängt. Bewegen sich Personen auf diesem Gebiet und seien sie noch so weltfremd mit ihren Anschauungen, ist es nur verständlich, dass sie diesem Fehler ausgesetzt sind.
Das war sehr erhellend. hab schon einiges über Kant gelesen, aber mich im Dschungel der Begrifflichkeiten immer wieder verirrt. jetzt habe ich ein Gerüst, mit dem ich noch mal von vorne lesen kann. Wer sagt denn dass Kant einfach sei oder simpel sein müsse?
Ich sage das! Der Bre hat gefälligst so zu schreiben und zu denken, dass einfache Gemüter wie ich nicht ständig ihre Dummheit vor Augen geführt bekommen. Kant quält noch heute aus dem Grabe tausende Abiturienten und Studenten mit seinem Werk.
Schade nur, dass die Bildqualität so mies ist und dass man die (Zwischen-)Fragen aus dem Publikum fast nicht versteht. Aber inhaltlich ein ein wirklich großartiger Vortrag mit viel subtilem Witz. Danke! :) Bin jetzt gerade etwa bei der Hälfte und im Moment stellt sich mir die Frage, ob Kant dann nicht quasi der Vater des radikalen Konstruktivismus ist. Wäre sehr spannend, wie Kant heute im Hinblick auf die Erkenntnisse der modernen Physik angefangen bei der Relativitätstheorie über die Urknalltheorie bis hin zur Quantentheorie argumentieren würde. Vermutlich schlüge er eine weitere Tranformation vor. ^^
Ohne Kant sind radikaler Konstruktivismus und Solipsismus (dann wiederum von Fichte ausgehend, der seinerseits explizit an Kant anknüpfte) in der Tat schwer vorstellbar - davon trennt ihn allerdings noch der Glaube ans "Ding an sich" sowie daran, dass wir jenes in der transzendentalen Apperzeption eben nur zum Teil verändern.
Was ist mit einem farblosen Wasser? 41:00 Farblos ist, was keine Farbe hat. Wenn sich mein Freund Wasser gekauft hat und ich weiß, dass es auch gefärbtes Wasser gibt, dann würde ich ihn, meiner Überzeugung nach Fragen, ob das Wasser gegeben falls eine Farbe habe. Vielleicht wissen Sie, Herr Professor, mir bei dieser Gelegenheit zu helfen. Vielen Dank.
Die Frage hat sich mit ihrem nächsten Vortrag "Metaphysik nach Kant" eigentlich erledigt, danke. Mir persönlich ging es um die Wechselwirkung zwischen Erkenntnis/Deutung und dem Individuum/der Gesellschaft. Was wir daraus machen und wie dies uns verändert oder verändern soll. Passen wir uns mittlerweile unreflektiert den Technologien, die uns vorgesetzt werden an, weil wir uns nicht mehr mit dem Seienden und Werdenen in relation zu uns beschäftigen und wir uns selbst und unsere Gedanken einschränken. Ist dies ein Prozess der uns als Menschheit selbst auf Dauer zu einem linearen Prozess zusammenstutzt, oder bleibt das doch immer? Ich hoffe es einfach.
Also ist die hier vorgestellte Theorie Kants nur Erkenntnisphilosophie aber keine Metaphysik, weil Kants Grundaussage ist, dass wir nur über Erkenntnistheorie reden können aber niemals über das "Ding an sich". Hat Kant dennoch eine Metaphysik aufgestellt, die über das "Ding an sich" spekuliert?
Der „scheint“ dir möglicherweise nur so. Das „Ding an sich“ könnte anders sein! Hast du nicht zugehört? 😉😅 Mir scheint es so, als gäbe es Menschen, die das Talent besitzen, Dinge so zu erklären, dass das Zuhören eine Freude bereitet.
Super Vortrag! Aber noch etwas Heiteres dazu: "Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? fragte sich Kant, - und was antwortete er eigentlich? Vermöge eines Vermögens: leider aber nicht in 3 Worten, sondern so umständlich, ehrwürdig und mit einem solchen Aufwande von deutschem Tief- und Schnörkelsinne, das man die lustige niaiserie allemande überhörte..." - F.W. Nietzsche :D
+google and you Siehe Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
War schon immer alles falsch, was das Königsberger Klöppschen so vor sich hinfabuliert hat. Nur der Solipsismus hat Recht, nur geben das die Profs. ungerne zu, weil sie dann ihr ganzes Fachgebiet über Bord werfen müssten.
Kann man ohne Sprache philosophieren? Ist eine philosophische Erkenntnis auf -und durch- alle Sprachen übertragbar? Wann kommen die ersten Philosophie-Fabriken? Welche Sprache eignet sich besonders gut zum Philosophieren? Können Philosophen auch Psychologen sein, ohne akademisch domestizierte und staatlich etikettierte Psychologen zu sein? Fühlen Sie sich manchmal in Ihrer Sprache gefangen, und ohnmächtig, im Angesicht aller von Ihnen nicht beherrschten Sprachen? Es ist spät.
Was wird denn benötigt damit Kants Gedankengebäude wahr ist? Edit: Mir scheint es so als ob es bei Kant an einer evidenten Erkenntnismethode scheitert, die die Bedingungen der Möglichkeit so erscheinen lässt, wie wir über unsere physiologischen Sinne auch die Gegenstände um uns herum intutitiv als wahr annehmen. Dann müsste es doch auch mindestens eine nicht-physiologische Wahrnehmung geben, die uns die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung erkennbar machen lässt.
Ich weiß nicht, ob der Herr Professor hier mitliest. Aber falls ja, kann er mir ja vielleicht antworten. Immerhin sind wir ja auch so ne Art Gasthörer :) 1. Also bei dem Beispiel mit der Sonne. Es war doch eigentlich gar nicht so, dass man durch Nachdenken (Rationalismus) die tatsächliche Bewegung herausgefunden hat. Vielmehr haben doch andere Beobachtungen (Empirismus) dazu geführt, dass man die vorherigen Bewegungen bezweifelt hat. Insofern hat Empirismus Empirismus geschlagen und nicht Rationalismus Empirismus. Seh ich da was falsch? 2. Wenn Sie sagen, die "absolute Realität". Meinen Sie damit das, was Kant als "Ding an sich" bezeichnet? Können wir diese "absolute Realität" indirekt erkennen? Z.B. mittels Technologien? Immerhin lassen sich ja Farben technologisch als Farbspektrum abbilden. Insofern können wir ja tatsächlich über unseren Erkenntnisapparat "hinauswachsen" und erkennen den blauen Ordner nicht mehr als blau, sondern als Ordner mit der Wellenlänge 430 nm. Damit haben wir doch quasi per Umweg unseren Erkenntnisapparat überwunden und sind nicht mehr "gezwungen", ihn als blau zu erkennen. Bestehen also nicht doch Möglichkeiten, das Ding an sich zu erkennen? 3. Die Denkformen und Anschauungsformen. Wie genau kommt Kant genau auf die, die er aufstellt. Das ist mir nicht so ganz klar. Soweit ich das sehe, hat er die weitestgehend übernommen. Und: Sind diese nicht auch wieder dem Erkenntnisapparat unterworfen? Kann es Denkformen und Anschauungsformen geben, die wir nicht erkennen können aufgrund unseres Erkenntnisapparats? P.S.: Ansonsten ein toller Vortrag. Vor allem das ständige Wiederholen der zentralen Dinge in anderen Worten hat mir persönlich sehr viel geholfen.
Das Ding an sich kann sicherlich nicht durch Technologien erkannt werden, weil die so zu sagen eine künstliche Erweiterung unserer Kategorien sind (zum Beispiel Maßeinheiten). Ich denke, das Ding an Sich zu erkennen ist notwendigerweise an das "Abschalten" der Kategorien des Verstandes möglich.
Zu Raum (und Zeit) als subjektabhängige Formen der Anschauung (etwa ab 48:30 im Video) Meines Wissens wird die These von der Subjektabhängigkeit des Raums (und der Zeit) als Formen der Anschauung von Kant nirgendwo explizit von einer exklusiven Geltung der Euklidschen Geometrie abhängig gemacht - ergo wird die Subjektbedingtheit von Raum/Zeit (für welche Kant in der tr. Ästhetik in der KrV argumentiert) auch nicht im Geringsten durch die modernen nichteuklidschen Wissenschaften des Raums tangiert oder gar in Frage gestellt. Die Euklidsche und die Nichteuklidschen Geometrien sind Möglichkeiten der theoretischen Modellierung des Raums. Das Kantsche Argument für die GRUNDSÄTZLICHE und LEGITIME Anwendbarkeit von Geometrie ÜBERHAUPT als einer nichtempirischen(!) Wissenschaft aus reiner Vernunft (was sowohl die Euklidschen als auch die Nichteuklidsche Geometrie betrifft) auf die Empirie(!) beruht darauf, dass Geometrie (als Wissenschaft aus reiner Vernunft) auf die Empirie deshalb legitimerweise anwendbar ist, weil der Empirischen Raumanschauung DIESSELBE Form der Anschauung zu Grunde liegt wie der Geometrischen Raumanschauung: die Gleichursprünglichkeit von rein geometrischer und empirischer Raumanschauung begründet die GRUNDSÄTZLICHE Berechtigung der legitimen ANWENDUNG von Geometrie (als einer nichtempirischen, reinen Erkenntnis des Raums aus reiner Vernunft) auf den Empirischen Raum - und um diesen grundsätzlichen Sachverhalt der Geltung der geometrischen Erkenntnis (also einer Erkenntnis aus reiner Vernunft für die Empirie) geht es bei Kants Argumentation zur Geometrie, deren Thema nicht die Verabsolutierung der exklusiven Geltung einer speziellen Geometrie (der Euklidschen) ist, wie es fälschlicherweise oft dargestellt wird. Dieses transzendentale Argument für die Berechtigung der Anwendung von Geometrie auf die Empirie ist letztlich auch lediglich ein Spezialfall des allgemeinen transzendentalen Arguments, dass die Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis (auch von Erkenntnissen aus reiner Vernunft, also Metaphysik) auch die Bedingung der Möglichkeit der (empirischen) GEGENSTÄNDE der Erkenntnis sind und sein müssen, wenn Erkenntnis aus reiner Vernunft - also Metaphysik - einen Sinn haben soll. Diese Argumentation zu den allgemeinen Geltungsbedingung (wie bereits oben vermerkt) von Erkenntnissen aus reiner Vernunft für die Empirie liefert auch die Grundlage für die Integration moderner Geometrien (der nichteuklidschen Geometrie) in die Transzendentalphilosophie Kants! Kants Argumentation für die grundsätzliche Geltung von Geometrie als einer Wissenschaft aus reiner Vernunft für die Empirie ist somit als Teilargumentation dafür zu sehen, unter welcher grundsätzlichen Bedingung Erkenntnisse aus reiner Vernunft für die Empirie Geltung haben können und somit "Metaphysik als Wissenschaft wird auftreten können" (Prolegomena) - nämlich nur wenn und insoweit sich reine Vernunft auf den Gegenstandsbereich möglicher empirischer Erkenntnis beschränkt.
Siehe KrV, B40-41, §3 Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raume. Mit "Geometrie" ist euklidische Geometrie gemeint, es gab damals keine andere. Deshalb gab es auch keinen Unterschied zwischen dem, was heute "mathematische" Geometrie heisst und "physikalischer" Geometrie.
@@PHoyningen In dem von Ihnen genannten §3 geht es (wie der Titel schon sagt) um die "Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raum" (so wie es im folgenden Paragraphen um die transzendentale Erörterung der Zeit geht), dh es wird für den nichtempirischen Status des Raumes als FORM der Anschauung argumentiert (so wie anschließend bezüglich der Zeit), aber doch nicht für die Euklidsche Geometrie als exklusive Wissenschaft des Raumes! Aus der transzendentalen Funktion des Raumes für das Erkennen resultiert die Möglichkeit apriorischer Erkenntnis in Bezug auf den empirischen Raum und in diesem Zusammenhang werden Beispiele aus der Euklidschen Geometrie aufgeführt als aus reiner Vernunft gewonnene, apodiktische Erkenntnisse zu möglichen räumlichen Strukturen - und als Beispiels-Grundlage für solche apodiktisch formulierbaren räumlichen Beziehung wird die Euklidsche Geometrie herangezogen, weil es eben - wie Sie richtig sagen - damals eben noch keine anderen, nichteuklidschen Geometrien gab. Aus der Zitierung solcher Beispiele zu schließen, dass Kant die Euklidsche Geometrie als einzig denkbare Geometrie betrachtete, ist vollkommen aus der Luft gegriffen! Worum es in der TÄ der KrV geht: Die Deduktion von Raum und Zeit als Formen der Anschauung schafft eine wesentliche argumentative Voraussetzung für die Möglichkeit APRIORISCHER Erkenntnis (dh von Erkenntnis aus reiner Vernunft) - und dies selbstverständlich nicht nur exklusiv für die Euklidsche Geometrie, sondern für JEDE Mathematik des Raumes.
@@vl4997 Gute Überlegung. Dazu: Die Form der Anschauung des Raumes ist ja entsprechend der euklidischen Geometrie recht statisch beschrieben. Wenn der empirische Raum sich ändert ist mit Kant keineswegs ausgeschlossen, daß sich auch die Form der Anschauung "dehen" läßt, wenn auch nur in einem geringen Maße, so daß man sich die Einsteinsche gekrümmte Raumzeit eben nicht mehr anschaulich vorstellen kann. Aber wir arbeiten daran ;-)
@@RickB500 Viel Erfolg dabei! ;-) Mir ging es in meinen beiden obigen Beiträgen ja vor allem darum, das hartnäckige Vorurteil zu kritisieren, dass Kant die EXKLUSIVE Geltung der Euklidschen Geometrie behauptet hätte - eine Fehlinterpretation, die meist in einem falschen Verständnis der Apriorität von Mathematik begründet ist. Mit "Apriorität" (von was auch immer) ist aber bei Kant in erster Linie die Herkunft, der Ursprung von Sachverhalten (zB der mathematischen) aus reiner Vernunft gemeint, aber nicht deren unbedingte, absolute Geltung für die Empirie. Das wäre ja wieder die alte dogmatische Metaphysik, welche Kant in der KrV doch gerade kritisieren will. Alle epistemischen Sachverhalte der reinen Vernunft (auch mathematisch-geometrische) müssen ihre Gültigkeit erst durch ihre Anwendbarkeit auf empirische Sachverhalte erweisen - apriorische Sachverhalte (inkl. die der Mathematik) sind per se zunächst einmal rein hypothetisch. § 22 der Kritik der reinen Vernunft: "Folglich sind alle mathematische Begriffe für sich nicht Erkenntnisse, außer so fern man voraussetzt, daß es Dinge gibt, die sich nur der Form jener reinen sinnlichen Anschauung gemäß uns darstellen lassen. ... Folglich verschaffen die reinen Verstandesbegriffe, selbst wenn sie auf Anschauungen a priori (wie in der Mathematik) angewandt werden, nur so fern Erkenntnis, als diese, mithin auch die Verstandesbegriffe vermittelst ihrer auf empirische Anschauungen angewandt werden können."
@@vl4997 Ja, ich denke ich kann dem gut folgen: Das Problem ist nicht, dass Kant von einer Geometrie ausging, die damals als die allein gültige erschien, sondern dass jede Vernunfterkenntnis (synthetische Urteile apriori) auf Anschauungen anwendbar sein muss. Und das gilt für jede mögliche Mathematik, sei es die Euklidische oder eine andere. Richtig? Etwas unglücklich finde ich die Ausdrücke "Herkunft", "Ursprung" und "absolute Geltung" beim apriori. Herkunft und Ursprung klingt für mich nach Fragen der "Genesis", in der apriorischen Erkenntnis geht es sehr wohl um Geltung. Die Geltung muss sich aber in Anwendung auf die Anschauung (und mit Hilfe des Schematismus) verwirklichen, bewähren, "zur Geltung kommen." Das meinten sie dann wohl mit "absoluter Geltung". Dann wäre ich wieder d'accord!
Sie machen es ganz toll , aber sie bewegen sich zu viel . Ich finde dabei bauen sie ihre Anspannung, aber die Bewegung irritiert die Wahrnehmung und das Denken ist dadurch erschwert. Aber es kann sein , dass es nur auf mich so wirkt . Sorry ich will sie mit der Aussage nicht kritisieren. ✌️
Danke für die Rückmeldung! Ja, beim Denken/Reden auf einem Podium laufe ich gern rum. Vielleicht hat es auch mit "die Bühne ausfüllen" aus einem früheren Leben zu tun ...
Einspruch: Mir würde was fehlen ohne das Herumtigern, dessen Funktion mir durchaus einleuchtet: Bewegung hilft beim Denken. Manche Denker müssen dafür die Hand ins Gesicht tun (Zitat PHH an anderer Stelle) ... gilt wohl nur für Fotos, egal: Jedenfalls geht es mir bei Vorträgen exakt andersrum, mir hilfts beim Mitdenken (wenn ich mich vor dem Bildschirm eben gar nicht bewege, soz. stellvertretendes Bewegen in Anspruch nehme).
@@PHoyningen Ich denke eher, Sie sind ein Peripathetiker und die haben ihre Gedanken eben bekommen, indem sie (Lust) wandelnd den Säulengang auf und abgingen, vom Ende wieder zum Anfang. Der Zuhörer sollte dieses vielleicht in seiner Wohnung selbst praktizieren, ebenfalls vielleicht könnte er dann besser folgen, natürlich ohne mit dem Kopf gegen eine Wand zu laufen. Freundlichst JK
Hervorragender Vortrag, endlich verstehe ich Herrn Kant, Vielen Dank für die Veröffentlichung, Herr Professor, bitte mehr davon!
Gerne!
Dear Professor, thank you so much for sharing this amazing class.
Wahnsinnig gute vorlesung, gern mehr davon!
Auch für den interessierten Laien toll erklärt. Super Prof!!!
Liebe diesen Kanal❤️
Das hat Spaß gemacht. Sehr Anfänger-kompatibel.
Exzellent heruntergebrochen und dabei auf nichts Wesentliche verzichtet! Vielen Dank.
Sinneswahrnehmung bedarf der rationalen Einordnung, dafür braucht man ein Kategorienerstellung, das dem menschlichen Gehirn offenbar angeboren ist : Intuition, Instinkte, Überlebensmechanismen. Das haben offenbar auch schon Tiere und in gewissem Sinne auch Pflanzen.
Ihr Humor ist hervorragend, Herr Hoyningen!
"Oder sie sagen Metamorphose, dann haben sie es auf Griechisch, noch vornehmer, sagt Ihnen auch überhaupt nichts." xD
Danke!
hier werden zwar naturwissenschaftliche Bilder genutzt um die Philosophie der Vernunft plausibel zu machen - Prof Hoyninger macht das aber so gekonnt, dass bei einem relativ leichten weiteren bewegungsschritt des denkens die Untersuchung an der reinen Vernunft dem Schueler gelingen kann. Sehr toller Beitrag.
02:17 Die Trennung in Wahrnehmung und Denken findet sich nicht nur in zahlreichen philosophischen Diskursen sondern spiegelt sich auch in der Ökonomie, Psychologie und vielen anderen Kulturwissenschaften wider. Dabei wird aufkeimende Widersprüchlichkeit zwischen Denken und Wahrnehmung recht unterschiedlich behandelt und gewichtet.
Hinsichtlich der Physiologie und Wahrnehmungspsychologie wird ein fließender Übergang zwischen Wahrnehmung und Denken angenommen und teilweise auch nachgewiesen.
Das allgemein als "Denken" aufgefasste Phänomen beschäftigt sich meiner Ansicht nach mit der Abstraktion und dem Symbolischen. Diese geistigen Fähigkeiten zeichnen den Menschen aus und ermöglichen ihm wohl die Erschaffung von Kultur.
Bemerkenswert bei den am "Denken" orientierten Anschauungsformen ist eine relativ geschlossene Theorienbildung mit einem scheinbar immanenten Hang zum Absoluten, Dauerhaften, Beständigen. Daraus entwickelten sich bisweilen totalitäre Ideologien.
Deshalb frage ich mich immer wieder, wo der zentrale "Denkfehler" beim "Denken" sein könnte.
Auceza Der Umstand, der von ihnen beschrieben wird, kann nicht wirklich als ein systematischer Denkfehler bezeichnet werden. Vielmehr handelt es sich dabei um die Hoffnung der Menschen sich durch Leistungen im wissenschaftlichen Bereich verewigen zu können. Prämissen, die ein Gebiet begründen und rechtfertigen, werden in einen Hintergrund der Selbstverständlichkeit gedrängt. Bewegen sich Personen auf diesem Gebiet und seien sie noch so weltfremd mit ihren Anschauungen, ist es nur verständlich, dass sie diesem Fehler ausgesetzt sind.
Sie erklären einfach klasse
Danke!
Ich hätte Sie gerne als Professor an meiner Uni :D
Danke!
Das war sehr erhellend. hab schon einiges über Kant gelesen, aber mich im Dschungel der Begrifflichkeiten immer wieder verirrt. jetzt habe ich ein Gerüst, mit dem ich noch mal von vorne lesen kann. Wer sagt denn dass Kant einfach sei oder simpel sein müsse?
Ich sage das! Der Bre hat gefälligst so zu schreiben und zu denken, dass einfache Gemüter wie ich nicht ständig ihre Dummheit vor Augen geführt bekommen. Kant quält noch heute aus dem Grabe tausende Abiturienten und Studenten mit seinem Werk.
Sehr auf 1. Auflage eingegangen. Danke!
Schade nur, dass die Bildqualität so mies ist und dass man die (Zwischen-)Fragen aus dem Publikum fast nicht versteht.
Aber inhaltlich ein ein wirklich großartiger Vortrag mit viel subtilem Witz.
Danke! :)
Bin jetzt gerade etwa bei der Hälfte und im Moment stellt sich mir die Frage, ob Kant dann nicht quasi der Vater des radikalen Konstruktivismus ist. Wäre sehr spannend, wie Kant heute im Hinblick auf die Erkenntnisse der modernen Physik angefangen bei der Relativitätstheorie über die Urknalltheorie bis hin zur Quantentheorie argumentieren würde.
Vermutlich schlüge er eine weitere Tranformation vor. ^^
Ohne Kant sind radikaler Konstruktivismus und Solipsismus (dann wiederum von Fichte ausgehend, der seinerseits explizit an Kant anknüpfte) in der Tat schwer vorstellbar - davon trennt ihn allerdings noch der Glaube ans "Ding an sich" sowie daran, dass wir jenes in der transzendentalen Apperzeption eben nur zum Teil verändern.
also könnte man dann Transzendentalphilosophie auf die Forderung nach einer stetigen Beobachtung zweiter Ordnung reduzieren?
Sehr gute Betonung ^^
Vielen, vielen Dank!
Was ist mit einem farblosen Wasser? 41:00 Farblos ist, was keine Farbe hat.
Wenn sich mein Freund Wasser gekauft hat und ich weiß, dass es auch gefärbtes Wasser gibt, dann würde ich ihn, meiner Überzeugung nach Fragen, ob das Wasser gegeben falls eine Farbe habe.
Vielleicht wissen Sie, Herr Professor, mir bei dieser Gelegenheit zu helfen.
Vielen Dank.
Was empirische Erkenntnisse im Bezug zu uns bedeuten bleibt aber doch immer, oder nicht?
Ich verstehe Ihre Frage nicht. Was meinen Sie mit "in Bezug zu uns bedeuten" und was meinen Sie mit "bleibt doch immer"?
Die Frage hat sich mit ihrem nächsten Vortrag "Metaphysik nach Kant" eigentlich erledigt, danke. Mir persönlich ging es um die Wechselwirkung zwischen Erkenntnis/Deutung und dem Individuum/der Gesellschaft. Was wir daraus machen und wie dies uns verändert oder verändern soll. Passen wir uns mittlerweile unreflektiert den Technologien, die uns vorgesetzt werden an, weil wir uns nicht mehr mit dem Seienden und Werdenen in relation zu uns beschäftigen und wir uns selbst und unsere Gedanken einschränken. Ist dies ein Prozess der uns als Menschheit selbst auf Dauer zu einem linearen Prozess zusammenstutzt, oder bleibt das doch immer? Ich hoffe es einfach.
genial erklärt :) Danke
Hammer, erinnert mich von seiner Art zu reden an einen ehemaligen Prof von mir, den Sattig.
Also ist die hier vorgestellte Theorie Kants nur Erkenntnisphilosophie aber keine Metaphysik, weil Kants Grundaussage ist, dass wir nur über Erkenntnistheorie reden können aber niemals über das "Ding an sich". Hat Kant dennoch eine Metaphysik aufgestellt, die über das "Ding an sich" spekuliert?
Nein.
Vielen Dank, sehr hilfreich!
Korrektur zu meinem letzten Kommentar - Prof. Hoyningen ist natuerlich sein Name
Der Professor ist etwas verschroben. Genau das macht die Vorlesung aber so gut!
Der „scheint“ dir möglicherweise nur so. Das „Ding an sich“ könnte anders sein! Hast du nicht zugehört? 😉😅 Mir scheint es so, als gäbe es Menschen, die das Talent besitzen, Dinge so zu erklären, dass das Zuhören eine Freude bereitet.
@@sufi4773 Das heisst, mein "Ding an mir" könnte auch viel grösser sein als meine Pfröindin immer sagt?
simple Brillianz!
Danke!
Sehr Gut!
Super Vortrag!
Aber noch etwas Heiteres dazu:
"Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? fragte sich Kant, - und was antwortete er eigentlich? Vermöge eines Vermögens: leider aber nicht in 3 Worten, sondern so umständlich, ehrwürdig und mit einem solchen Aufwande von deutschem Tief- und Schnörkelsinne, das man die lustige niaiserie allemande überhörte..." - F.W. Nietzsche :D
Sind nun Kants methaphysische Behauptungen noch gültig, bzw. welche stimmen und welche nicht in der heut. Zeit?
+google and you
Siehe Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
@@reop5243 ist doch ganz einfach,nicht!???😂😂😂♥️
Ja
War schon immer alles falsch, was das Königsberger Klöppschen so vor sich hinfabuliert hat. Nur der Solipsismus hat Recht, nur geben das die Profs. ungerne zu, weil sie dann ihr ganzes Fachgebiet über Bord werfen müssten.
Kann man ohne Sprache philosophieren? Ist eine philosophische Erkenntnis auf -und durch- alle Sprachen übertragbar? Wann kommen die ersten Philosophie-Fabriken? Welche Sprache eignet sich besonders gut zum Philosophieren? Können Philosophen auch Psychologen sein, ohne akademisch domestizierte und staatlich etikettierte Psychologen zu sein? Fühlen Sie sich manchmal in Ihrer Sprache gefangen, und ohnmächtig, im Angesicht aller von Ihnen nicht beherrschten Sprachen? Es ist spät.
Was wird denn benötigt damit Kants Gedankengebäude wahr ist?
Edit: Mir scheint es so als ob es bei Kant an einer evidenten Erkenntnismethode scheitert, die die Bedingungen der Möglichkeit so erscheinen lässt, wie wir über unsere physiologischen Sinne auch die Gegenstände um uns herum intutitiv als wahr annehmen. Dann müsste es doch auch mindestens eine nicht-physiologische Wahrnehmung geben, die uns die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung erkennbar machen lässt.
Ich weiß nicht, ob der Herr Professor hier mitliest. Aber falls ja, kann er mir ja vielleicht antworten. Immerhin sind wir ja auch so ne Art Gasthörer :)
1. Also bei dem Beispiel mit der Sonne. Es war doch eigentlich gar nicht so, dass man durch Nachdenken (Rationalismus) die tatsächliche Bewegung herausgefunden hat. Vielmehr haben doch andere Beobachtungen (Empirismus) dazu geführt, dass man die vorherigen Bewegungen bezweifelt hat. Insofern hat Empirismus Empirismus geschlagen und nicht Rationalismus Empirismus. Seh ich da was falsch?
2. Wenn Sie sagen, die "absolute Realität". Meinen Sie damit das, was Kant als "Ding an sich" bezeichnet? Können wir diese "absolute Realität" indirekt erkennen? Z.B. mittels Technologien? Immerhin lassen sich ja Farben technologisch als Farbspektrum abbilden. Insofern können wir ja tatsächlich über unseren Erkenntnisapparat "hinauswachsen" und erkennen den blauen Ordner nicht mehr als blau, sondern als Ordner mit der Wellenlänge 430 nm. Damit haben wir doch quasi per Umweg unseren Erkenntnisapparat überwunden und sind nicht mehr "gezwungen", ihn als blau zu erkennen. Bestehen also nicht doch Möglichkeiten, das Ding an sich zu erkennen?
3. Die Denkformen und Anschauungsformen. Wie genau kommt Kant genau auf die, die er aufstellt. Das ist mir nicht so ganz klar. Soweit ich das sehe, hat er die weitestgehend übernommen. Und: Sind diese nicht auch wieder dem Erkenntnisapparat unterworfen? Kann es Denkformen und Anschauungsformen geben, die wir nicht erkennen können aufgrund unseres Erkenntnisapparats?
P.S.: Ansonsten ein toller Vortrag. Vor allem das ständige Wiederholen der zentralen Dinge in anderen Worten hat mir persönlich sehr viel geholfen.
Das Ding an sich kann sicherlich nicht durch Technologien erkannt werden, weil die so zu sagen eine künstliche Erweiterung unserer Kategorien sind (zum Beispiel Maßeinheiten). Ich denke, das Ding an Sich zu erkennen ist notwendigerweise an das "Abschalten" der Kategorien des Verstandes möglich.
Zu Raum (und Zeit) als subjektabhängige Formen der Anschauung (etwa ab 48:30 im Video) Meines Wissens wird die These von der Subjektabhängigkeit des Raums (und der Zeit) als Formen der Anschauung von Kant nirgendwo explizit von einer exklusiven Geltung der Euklidschen Geometrie abhängig gemacht - ergo wird die Subjektbedingtheit von Raum/Zeit (für welche Kant in der tr. Ästhetik in der KrV argumentiert) auch nicht im Geringsten durch die modernen nichteuklidschen Wissenschaften des Raums tangiert oder gar in Frage gestellt. Die Euklidsche und die Nichteuklidschen Geometrien sind Möglichkeiten der theoretischen Modellierung des Raums. Das Kantsche Argument für die GRUNDSÄTZLICHE und LEGITIME Anwendbarkeit von Geometrie ÜBERHAUPT als einer nichtempirischen(!) Wissenschaft aus reiner Vernunft (was sowohl die Euklidschen als auch die Nichteuklidsche Geometrie betrifft) auf die Empirie(!) beruht darauf, dass Geometrie (als Wissenschaft aus reiner Vernunft) auf die Empirie deshalb legitimerweise anwendbar ist, weil der Empirischen Raumanschauung DIESSELBE Form der Anschauung zu Grunde liegt wie der Geometrischen Raumanschauung: die Gleichursprünglichkeit von rein geometrischer und empirischer Raumanschauung begründet die GRUNDSÄTZLICHE Berechtigung der legitimen ANWENDUNG von Geometrie (als einer nichtempirischen, reinen Erkenntnis des Raums aus reiner Vernunft) auf den Empirischen Raum - und um diesen grundsätzlichen Sachverhalt der Geltung der geometrischen Erkenntnis (also einer Erkenntnis aus reiner Vernunft für die Empirie) geht es bei Kants Argumentation zur Geometrie, deren Thema nicht die Verabsolutierung der exklusiven Geltung einer speziellen Geometrie (der Euklidschen) ist, wie es fälschlicherweise oft dargestellt wird. Dieses transzendentale Argument für die Berechtigung der Anwendung von Geometrie auf die Empirie ist letztlich auch lediglich ein Spezialfall des allgemeinen transzendentalen Arguments, dass die Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis (auch von Erkenntnissen aus reiner Vernunft, also Metaphysik) auch die Bedingung der Möglichkeit der (empirischen) GEGENSTÄNDE der Erkenntnis sind und sein müssen, wenn Erkenntnis aus reiner Vernunft - also Metaphysik - einen Sinn haben soll. Diese Argumentation zu den allgemeinen Geltungsbedingung (wie bereits oben vermerkt) von Erkenntnissen aus reiner Vernunft für die Empirie liefert auch die Grundlage für die Integration moderner Geometrien (der nichteuklidschen Geometrie) in die Transzendentalphilosophie Kants! Kants Argumentation für die grundsätzliche Geltung von Geometrie als einer Wissenschaft aus reiner Vernunft für die Empirie ist somit als Teilargumentation dafür zu sehen, unter welcher grundsätzlichen Bedingung Erkenntnisse aus reiner Vernunft für die Empirie Geltung haben können und somit "Metaphysik als Wissenschaft wird auftreten können" (Prolegomena) - nämlich nur wenn und insoweit sich reine Vernunft auf den Gegenstandsbereich möglicher empirischer Erkenntnis beschränkt.
Siehe KrV, B40-41, §3 Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raume. Mit "Geometrie" ist euklidische Geometrie gemeint, es gab damals keine andere. Deshalb gab es auch keinen Unterschied zwischen dem, was heute "mathematische" Geometrie heisst und "physikalischer" Geometrie.
@@PHoyningen In dem von Ihnen genannten §3 geht es (wie der Titel schon sagt) um die "Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raum" (so wie es im folgenden Paragraphen um die transzendentale Erörterung der Zeit geht), dh es wird für den nichtempirischen Status des Raumes als FORM der Anschauung argumentiert (so wie anschließend bezüglich der Zeit), aber doch nicht für die Euklidsche Geometrie als exklusive Wissenschaft des Raumes! Aus der transzendentalen Funktion des Raumes für das Erkennen resultiert die Möglichkeit apriorischer Erkenntnis in Bezug auf den empirischen Raum und in diesem Zusammenhang werden Beispiele aus der Euklidschen Geometrie aufgeführt als aus reiner Vernunft gewonnene, apodiktische Erkenntnisse zu möglichen räumlichen Strukturen - und als Beispiels-Grundlage für solche apodiktisch formulierbaren räumlichen Beziehung wird die Euklidsche Geometrie herangezogen, weil es eben - wie Sie richtig sagen - damals eben noch keine anderen, nichteuklidschen Geometrien gab. Aus der Zitierung solcher Beispiele zu schließen, dass Kant die Euklidsche Geometrie als einzig denkbare Geometrie betrachtete, ist vollkommen aus der Luft gegriffen!
Worum es in der TÄ der KrV geht: Die Deduktion von Raum und Zeit als Formen der Anschauung schafft eine wesentliche argumentative Voraussetzung für die Möglichkeit APRIORISCHER Erkenntnis (dh von Erkenntnis aus reiner Vernunft) - und dies selbstverständlich nicht nur exklusiv für die Euklidsche Geometrie, sondern für JEDE Mathematik des Raumes.
@@vl4997 Gute Überlegung. Dazu: Die Form der Anschauung des Raumes ist ja entsprechend der euklidischen Geometrie recht statisch beschrieben. Wenn der empirische Raum sich ändert ist mit Kant keineswegs ausgeschlossen, daß sich auch die Form der Anschauung "dehen" läßt, wenn auch nur in einem geringen Maße, so daß man sich die Einsteinsche gekrümmte Raumzeit eben nicht mehr anschaulich vorstellen kann. Aber wir arbeiten daran ;-)
@@RickB500 Viel Erfolg dabei! ;-)
Mir ging es in meinen beiden obigen Beiträgen ja vor allem darum, das hartnäckige Vorurteil zu kritisieren, dass Kant die EXKLUSIVE Geltung der Euklidschen Geometrie behauptet hätte - eine Fehlinterpretation, die meist in einem falschen Verständnis der Apriorität von Mathematik begründet ist. Mit "Apriorität" (von was auch immer) ist aber bei Kant in erster Linie die Herkunft, der Ursprung von Sachverhalten (zB der mathematischen) aus reiner Vernunft gemeint, aber nicht deren unbedingte, absolute Geltung für die Empirie. Das wäre ja wieder die alte dogmatische Metaphysik, welche Kant in der KrV doch gerade kritisieren will. Alle epistemischen Sachverhalte der reinen Vernunft (auch mathematisch-geometrische) müssen ihre Gültigkeit erst durch ihre Anwendbarkeit auf empirische Sachverhalte erweisen - apriorische Sachverhalte (inkl. die der Mathematik) sind per se zunächst einmal rein hypothetisch.
§ 22 der Kritik der reinen Vernunft:
"Folglich sind alle mathematische Begriffe für sich nicht Erkenntnisse, außer so fern man voraussetzt, daß es Dinge gibt, die sich nur der Form jener reinen sinnlichen Anschauung gemäß uns darstellen lassen. ...
Folglich verschaffen die reinen Verstandesbegriffe, selbst wenn sie auf Anschauungen a priori (wie in der Mathematik) angewandt werden, nur so fern Erkenntnis, als diese, mithin auch die Verstandesbegriffe vermittelst ihrer auf empirische Anschauungen angewandt werden können."
@@vl4997 Ja, ich denke ich kann dem gut folgen: Das Problem ist nicht, dass Kant von einer Geometrie ausging, die damals als die allein gültige erschien, sondern dass jede Vernunfterkenntnis (synthetische Urteile apriori) auf Anschauungen anwendbar sein muss. Und das gilt für jede mögliche Mathematik, sei es die Euklidische oder eine andere. Richtig?
Etwas unglücklich finde ich die Ausdrücke "Herkunft", "Ursprung" und "absolute Geltung" beim apriori. Herkunft und Ursprung klingt für mich nach Fragen der "Genesis", in der apriorischen Erkenntnis geht es sehr wohl um Geltung. Die Geltung muss sich aber in Anwendung auf die Anschauung (und mit Hilfe des Schematismus) verwirklichen, bewähren, "zur Geltung kommen." Das meinten sie dann wohl mit "absoluter Geltung". Dann wäre ich wieder d'accord!
Sehr hoch ^
Danke, sehr interessant. Hab's auch ohne Gymnasium verstanden 🐵🐒 😜
Verdammt, was habe ich falsch gemacht???
..und nein, ich kaufe selbständlich kein E-Auto und mit Sicherheit kein Grünes ...
Danke!
D A N K E
Sie machen es ganz toll , aber sie bewegen sich zu viel . Ich finde dabei bauen sie ihre Anspannung, aber die Bewegung irritiert die Wahrnehmung und das Denken ist dadurch erschwert. Aber es kann sein , dass es nur auf mich so wirkt . Sorry ich will sie mit der Aussage nicht kritisieren. ✌️
Danke für die Rückmeldung! Ja, beim Denken/Reden auf einem Podium laufe ich gern rum. Vielleicht hat es auch mit "die Bühne ausfüllen" aus einem früheren Leben zu tun ...
Einspruch: Mir würde was fehlen ohne das Herumtigern, dessen Funktion mir durchaus einleuchtet: Bewegung hilft beim Denken. Manche Denker müssen dafür die Hand ins Gesicht tun (Zitat PHH an anderer Stelle) ... gilt wohl nur für Fotos, egal: Jedenfalls geht es mir bei Vorträgen exakt andersrum, mir hilfts beim Mitdenken (wenn ich mich vor dem Bildschirm eben gar nicht bewege, soz. stellvertretendes Bewegen in Anspruch nehme).
@@PHoyningen Ich denke eher, Sie sind ein Peripathetiker und die haben ihre Gedanken eben bekommen, indem sie (Lust) wandelnd den Säulengang auf und abgingen, vom Ende wieder zum Anfang. Der Zuhörer sollte dieses vielleicht in seiner Wohnung selbst praktizieren, ebenfalls vielleicht könnte er dann besser folgen, natürlich ohne mit dem Kopf gegen eine Wand zu laufen. Freundlichst JK
@@jorgkayser8257 Ja, bitte Kopfverletzungen vermeiden, wäre ein unwillkommener Kollateralschaden.