Lesung am 4. Sonntag nach Trinitatis, Johannes 8, 3-11, Jesus und die Ehebrecherin

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  • Опубликовано: 6 окт 2024
  • Im 5. Buch Mose steht: „Wenn jemand dabei ergriffen wird, dass er bei einer Frau schläft, die einen Ehemann hat, so sollen sie beide sterben, der Mann und die Frau, bei der er geschlafen hat; so sollst du das Böse aus Israel wegtun.“ (Deut 22, 22). Auf diese Textstelle beziehen sich die Pharisäer und Schriftgelehrten, als sie die Frau vor Jesus zerren. Der Plan ist, Jesus in die Enge zu treiben. Wenn er sich gegen die Steinigung ausspricht, verstößt er gegen das Gesetz Mose, wenn er dafür ist, verstößt er gegen das Gesetz der römischen Besatzungsmacht, die sich Todesurteile selbst vorbehält. Dass ein Mensch getötet werden soll, interessiert die Pharisäer ebenso wenig, wie die Schuld des am Ehebruch beteiligten Mannes.
    Jesus aber bückt sich, verlässt damit die Ebene dieser Argumentation, und schreibt etwas mit dem Finger auf den Fußboden. Als die Männer nicht aufhören auf ihn einzureden, richtet er sich kurz auf, begibt sich also wieder auf Augenhöhe der eifernden Männer und spricht den alles verändernden Satz: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Danach taucht er erneut ab und schreibt weiter. Damit ist die Diskussion beendet und die Männer gehen betreten davon, einer nach dem anderen. Zum Schluss ist Jesus mit der Frau allein. Ohne ihre Schuld kleinzureden ermahnt er sie und lässt sie ziehen.
    Warum und was Jesus auf den Fußboden schreibt ist rätselhaft. Die Theologin Christiane von Boehn1 vermutet einen Bezug zum Propheten Jeremia: „…die Abtrünnigen müssen auf die Erde geschrieben werden; denn sie verlassen den HERRN …“ (Jer 17, 13). Sicher benutzt Jesus das Schreiben aber auch um sich den Pharisäern zu entziehen, ohne die Frau alleine zu lassen.
    Mit einem Satz hat Jesus die Sicht auf den Sachverhalt so verändert, dass sich die mörderische Anklage auflöst und das Leben der Frau gerettet ist. Gleichzeitig hat er das Thema Schuld abschließend geklärt. Damit gibt Jesus einen Ausblick heraus aus der Enge menschlicher Gedankenkreise. Es ist wie ein Blick aus einem dunklen Hinterhof in das Licht des Tages.
    Foto: Hinterhof in der Pappelallee Berlin 1989
    1Christiane von Boehn: Neukirchener Bibel Die Evangelien, Neukirchener Kalenderverlag, 2019, S. 460

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