Städtebauförderung Stadt Achim

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  • Опубликовано: 15 окт 2024
  • Städtebauförderung in der "Nördlichen Innenstadt" in Achim

Комментарии • 2

  • @Aaron-yh4nw
    @Aaron-yh4nw 2 года назад +3

    Hallo Herr Gräfe,
    ich habe mir gerade ihr Video angeschaut und bin begeistert, mit welchem Engagement Sie dieses Video produziert haben.
    Gleichzeitig bin ich über den Inhalt ebenso enttäuscht und würde Ihnen gerne ein persönliches Feedback geben. Vielleicht ist es auch nicht gewollt aber es juckt mir in den Fingern.
    Zu meiner Person : Ich bin gebürtiger Achimer, mitte zwanzig und studiere Architektur im Master. Mein Interesse gilt insbesondere dem Städtebau und so lag auch der Schwerpunkt meiner Bachelorthesis in diesem Bereich.
    Die Historie der Brotfabrik ist tief mit der Stadt Achim verwurzelt, ebenso wie das architektonische Erscheinungsbild. Es löste in mir Empörung aus als ich mitbekam, dass die Bauten vollständig abgerissen werden sollen. Leider konnte ich dem Video keine genaueren Angaben zur Bausubstanz der Industriebauten entnehmen, da lediglich die Baufälligkeit des ehemaligen Postgebäudes erwähnt wird. Selbst wenn es im Rahmen einer Umnutzung auch zu Sanierungsarbeiten kommen sollte, ist es äußert wichtig, genau zwischen den wirtschaftlichen Interessen möglicher Investor:Innen und dem behutsamen Umgang mit grauen Energien zu vermitteln. Dafür eigenen sich beispielsweise Fördergelder nur zu gut.
    Das neue städtebauliche Konzept erscheint vor allem Investor:Innenfreundlich und den Genius Loci wenig berücksichtigend. Diese Anordnung von "L-förmigen" Solitären folgt für mich dem Vorbild anderer aktueller Großprojekte. So könnte dieser Entwurf genau so gut in der Bremer Überseestadt oder in der Hamburger Hafencity verortet sein. An dieser privilegierten infrasturkturellen Situation in mitten einer suburbanen Vorstadt eine Mischnutzung stattfinden zu lassen, ist keine Innovation, sondern eine Verpflichtung. Auch der Anteil des sozialen Wohnungsbaus von 20 % wird in diesem Video von Herrn Ditzfeld als löblich deklariert. Wenn man bedenkt, dass das Recht auf Wohnen im Grundrecht niedergeschrieben ist und 25 % Anteil am sozialen Wohnungsbau oftmals zum Standart gehören, so kann ich auch in diesem Bereich keine Besonderheit feststellen. (Bei vergleichbaren prestige Projekten beträgt der Anteil sogar 50 %).
    Außerdem finde ich interessant, dass das Video in einer wohnlichen Situation in einer "Altbauwohnung" beginnt, die durch den Erker mit hohen Fenstern, dank hoher Decken und von der Bequemlichkeit des Grundrisses eines Gründerzeithauses profitiert. Diese Häuser finden sich zumeist in einer städtebaulichen Situation wieder, die durch klare Definition von privatem und öffentlichen Raum bestimmt wird. In Kombination mit Mischnutzung bildet dies den Schlüssel zum öffentlichen Leben im Straßenraum, so ist es zumindest oftmals an dem städtischen gebauten Erbe abzulesen. Eine derartige räumliche Definition suche ich in diesem Projekt vergebens. Es ist zu erkennen, dass es durchaus ein Anliegen war, dem Achimer Bahnhof ein Gegenüber zu schaffen. Dieses Gegenüber wurde mittels eines Hochpunktes, Fassaden und Nutzungsgestaltung realisiert. Jedoch ist diese Ambition situativ in den übrigen "Seiten" des Entwurfes nicht wiederzufinden.
    Außerdem möchte ich noch einmal auf den ökologischen Aspekt zusprechen kommen. In diesem Fall wurde eine massive Baumasse abgerissen, um eine ähnlich Hohe zu schaffen. Während des Bauprozesses konnte ich sehen, dass es sich bei dem Bau um eine aktuell übliche Bauweise mit Stahlbeton, Kunststoffdämmung und einem vorgesetzten Klinker handelt. Diese Bauweise benötigt eine Menge Primärenergie und ist nicht recyclebar. Die Frage, ob dieses Projekt sich durch ein Parkhaus, Bike- und Car-Sharing ökologisch schimpfen sollte oder ob dieses Sharing-Angebot nicht grundsätzlich unabhängig zu Bauprojekten angeboten werden sollte, sei dahingestellt.
    Für mich ist es leider ein klarer Fall von Greenwashing.
    Ich finde es schade, dass derartige Projekte gefördert werden, obwohl sie weder ökologisch noch städtebaulich einen herausragenden Mehrwert schaffen. Mir ist auch nicht klar, welche gesellschaftlichen Interessengruppen BESONDERS von diesem Bau profitieren. Ich möchte nicht absprechen, dass Wohnraum geschaffen wird, und das an einem Ort, an dem es vorher keinen gab. Trotzdem plädiere ich in Zukunft dafür, Projekte zu fördern, die sich von dem "Einheitsbrei" der Privat- und Großinvestoren:Innen unterscheiden. Die Verantwortung der Architekt:Innen darf nicht unter wirtschaftlichen Interessen begraben werden. In einer Zeit in der Ressourcen knapp sind, ist es genau zu prüfen, welche Projekte ökologisch vertretbar sind und einen zu rechtfertigen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.