Hallo, wir haben die Darbietung so gelernt, dass man zwei Kuben nebeneinander legt und mit dem Finger an der überstehenden Kante oben entlang fährt. So sucht man dann den nächsten Kubus. Nachdem der Turm aufgebaut wurde sind wir dann mit beiden Zeigefingern von oben nach unten auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten über die Stufen gefahren um die Regelmäßigkeit noch einmal zu spüren.
Hallo 🙂 Ja, das wird in manchen Kursen so gezeigt, stammt jedoch nicht von Maria Montessori. In keinem uns bekannten Text findet sich ein Hinweis darauf, dass die Kuben befühlt werden, bevor sie aufeinandergestellt werden. Auch in den Materialalben der alten Kurse wird dies nicht so beschrieben. Wenn wir diese Frage unter entwicklungspsychologischen Aspekten betrachten, spricht auch alles gegen das Betasten vor dem Aufbau (außer das Kind macht dies von selbst): Da es ein Material zur Verfeinerung der visuellen Wahrnehmung ist, sollte die Arbeit über die Augen erfolgen dürfen, um diese Entwicklung zu unterstützen. Wenn Kinder den fertigen Turm auch spüren wollen, können sie ihn selbstverständlich auch durch Darüberstreichen ertasten. Beim Aufbau sollte jedoch das Auge arbeiten. Die Zeit, in der das Auge Dimensionsunterschiede mit Hilfe des Betastens durch die Hand wahrnehmen lernt, liegt im Säuglingsalter. Daher wäre es ein Rückschritt in der Entwicklung, würden wir den Kindern das Erkennen des nächsten Kubus' über das Tasten zeigen. Herzliche Grüße aus der Montessori-Akademie 💚
Machen Sie diese Darbietung mit einem Kind alleine in einem Raum? In einem klassischen Kita-Alltag wären schon drei Kinder dazwischen gegangen, hätten mitmachen wollen und das zuschauende Kind hätte vermutlich mindestens schon einmal versucht den Turm um zu schmeißen, weil es Spaß daran hat. Wie sieht das in Ihrem Arbeitsalltag aus?
Darbietungen werden generell im Gruppenraum gegeben. Im Rahmen der Freien Wahl der Arbeit sind viele Kinder mit ihren eigen Tätigkeiten beschäftigt und achten nicht sehr darauf, was die PädagogIn gerade jemandem anderen zeigt. Selbstverständlich können Kinder auch bei einer Darbietung für ein anderen Kind zuschauen, aber wir begleiten sie, dass sie lernen dabei nicht zu stören. Herzliche Grüße aus der Montessori-Akademie
Plan B um diesen Drang zu stören, umzuschmeißen, oder sich gegenseitig abzulenken in Bahnen des gegenseitigen Respekts, der Achtung und auch das Vertrauen in Umgebung und Gruppe zu stärken, gibt es die Erzieher. Darin liegt häufig der Unterschied. Eine solche Eskalation zu vermeiden, oder wenn sie Auftritt bewusst mit dem Kind zu reflektieren, es zu sensibilisieren für die Wirkung seines eigenen Handelns, ist eine Kunst für sich. Die vorbereitete Umgebung, Regeln die für alle gelten und Strukturelemente mit festen Zeiten sind einige Beispiele, welche den Erzieher dabei unterstützen.
Meine Kindergarten-Kollegin mit Montessori-Diplom hat die Darbietung des Turms mit der gesamten Gruppe im Stuhlkreis durchgeführt, sie hat daraus quasi ein Angebot im Stuhlkreis gemacht und alle Kinder somit in den Aufbau miteinbezogen. Es hat super geklappt, die Kinder waren interessiert und aufmerksam.
Liebe/r bammbammfunk, Glauben wir dir - wir wissen jedoch nicht, warum deine Kollegin den Rosa Turm in dieser Form dargeboten hat und wie die Situation in dieser Gruppe (z. B. in Bezug auf die Ausstattung mit Montessori-Material) ist. Generell gilt in der Montessori-Pädagogik: Eine Darbietung sollte immer so vielen Kindern gegeben werden, wie im Anschluss mit dem Material arbeiten können. Gibt man eine Darbietung einer Gruppe, kann es passieren, dass danach mehrere/viele Kinder damit arbeiten wollen - dies kann zu Enttäuschung und Frust führen und im schlimmsten Fall ist man als Pädagogin dann ziemlich gut mit Konfliktbegleitung beschäftig... Ganz nebenbei: Ein Stuhlkreis mit allen Kindern ist in der Montessori-Pädagogik nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Keinesfalls ist er dafür gedacht, allen Kindern dasselbe Lernangebot zu geben. Denken wir an eine Gruppe von 3- bis 6-jährigen Kindern, so gibt es kein Angebot, das für alle Kinder passt - inhaltlich und auch in der Art und Weise, wie wir sprechen und handeln - weder in Bezug auf das Niveau noch vom Tempo her. Der Rosa Turm ist ein Sinnesmaterial für unsere jüngsten Kinderhaus-Kinder. Er ist von der Entwicklung her im 1. Kinderhaus-Jahr angesiedelt. Für ältere Kinder gibt es andere Materialien, die sie in ihrer Entwicklung besser unterstützen. Auch deshalb eignet sich eine Darbietung mit einem Sinnesmaterial nicht für die gesamte Gruppe. Wenn eine Gruppe montessorisch läuft, wird der Rosa Turm immer eine Einzeldarbietung sein. Nur die Kombination mit der Braunen Treppe kann zwei Kindern gezeigt werden, die dann auch sinnvoll zu zweit damit arbeiten können. Herzliche Grüße aus der Montessori-Akademie Saskia Haspel
Ich habe eine Frage: Was würde eine Montessori Pädagogin tun, wenn das Kind den Turm gebaut hat und dann ganz neu erfindet wie man mit dem Material auch umgehen könnte? also ohne neue Darbietung von selbst 4 kleine Türmchen baut oder immer ein großes auf ein kleines Klötzchen legt und sagt das sind jetzt rosa Bäumchen oder es sagt der Größte Klotz ist der Papa, ein mittlerer die Mama und der kleinste das Kind und die gehen jetzt spazieren? Würde es dann nach dem Motto "kein Pretend Play" davon abgehalten? Oder würde es für den eigenen Einfallsreichtum anerkannt zB von Pädagogin: Wow du bringst ganz neue Ideen, so habe uch das noch nie gesehen. Danke"
Das sind ja die beiden Endpunkte einer ganzen Palette von Reaktionsmöglichkeiten 😊 Zunächst: Wenn das Kind die Aktivitäten mit dem Material durchschaut hat (also z. B. beim Rosa Turm, dass er abgestuft gebaut werden kann), ist es frei, eigene Anordnungen zu finden. Wir nennen diese Aktivitäten „intelligentes Experimentieren". Dass es sich dazu ein Rollenspiel ausdenkt, ist durchaus möglich, allerdings nicht sehr häufig. Abgehalten wird das Kind davon nicht, so lange es das Material sorgsam behandelt und kein anderes Kind dadurch gestört wird (das gilt ja immer - unabhängig von der Art des Materials). Gegebenenfalls bekommt die Pädagog*in gar nicht mit, was das Kind dazu denkt, weil es nicht mitspricht - schon aus diesem Grund ist klar, dass wir dies nicht verhindern (können). Mit herzlichen Grüßen
Hallo, wir haben die Darbietung so gelernt, dass man zwei Kuben nebeneinander legt und mit dem Finger an der überstehenden Kante oben entlang fährt. So sucht man dann den nächsten Kubus. Nachdem der Turm aufgebaut wurde sind wir dann mit beiden Zeigefingern von oben nach unten auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten über die Stufen gefahren um die Regelmäßigkeit noch einmal zu spüren.
Hallo 🙂
Ja, das wird in manchen Kursen so gezeigt, stammt jedoch nicht von Maria Montessori.
In keinem uns bekannten Text findet sich ein Hinweis darauf, dass die Kuben befühlt werden, bevor sie aufeinandergestellt werden. Auch in den Materialalben der alten Kurse wird dies nicht so beschrieben.
Wenn wir diese Frage unter entwicklungspsychologischen Aspekten betrachten,
spricht auch alles gegen das Betasten vor dem Aufbau (außer das Kind macht dies von selbst):
Da es ein Material zur Verfeinerung der visuellen Wahrnehmung ist,
sollte die Arbeit über die Augen erfolgen dürfen, um diese Entwicklung zu unterstützen.
Wenn Kinder den fertigen Turm auch spüren wollen,
können sie ihn selbstverständlich auch durch Darüberstreichen ertasten.
Beim Aufbau sollte jedoch das Auge arbeiten.
Die Zeit, in der das Auge Dimensionsunterschiede mit Hilfe des Betastens durch die Hand wahrnehmen lernt,
liegt im Säuglingsalter. Daher wäre es ein Rückschritt in der Entwicklung, würden wir den Kindern das Erkennen des nächsten Kubus' über das Tasten zeigen.
Herzliche Grüße aus der Montessori-Akademie 💚
Machen Sie diese Darbietung mit einem Kind alleine in einem Raum? In einem klassischen Kita-Alltag wären schon drei Kinder dazwischen gegangen, hätten mitmachen wollen und das zuschauende Kind hätte vermutlich mindestens schon einmal versucht den Turm um zu schmeißen, weil es Spaß daran hat. Wie sieht das in Ihrem Arbeitsalltag aus?
Darbietungen werden generell im Gruppenraum gegeben. Im Rahmen der Freien Wahl der Arbeit sind viele Kinder mit ihren eigen Tätigkeiten beschäftigt und achten nicht sehr darauf, was die PädagogIn gerade jemandem anderen zeigt. Selbstverständlich können Kinder auch bei einer Darbietung für ein anderen Kind zuschauen, aber wir begleiten sie, dass sie lernen dabei nicht zu stören.
Herzliche Grüße aus der Montessori-Akademie
Plan B um diesen Drang zu stören, umzuschmeißen, oder sich gegenseitig abzulenken in Bahnen des gegenseitigen Respekts, der Achtung und auch das Vertrauen in Umgebung und Gruppe zu stärken, gibt es die Erzieher. Darin liegt häufig der Unterschied. Eine solche Eskalation zu vermeiden, oder wenn sie Auftritt bewusst mit dem Kind zu reflektieren, es zu sensibilisieren für die Wirkung seines eigenen Handelns, ist eine Kunst für sich. Die vorbereitete Umgebung, Regeln die für alle gelten und Strukturelemente mit festen Zeiten sind einige Beispiele, welche den Erzieher dabei unterstützen.
Meine Kindergarten-Kollegin mit Montessori-Diplom hat die Darbietung des Turms mit der gesamten Gruppe im Stuhlkreis durchgeführt, sie hat daraus quasi ein Angebot im Stuhlkreis gemacht und alle Kinder somit in den Aufbau miteinbezogen. Es hat super geklappt, die Kinder waren interessiert und aufmerksam.
Liebe/r bammbammfunk,
Glauben wir dir - wir wissen jedoch nicht, warum deine Kollegin den Rosa Turm in dieser Form dargeboten hat und wie die Situation in dieser Gruppe (z. B. in Bezug auf die Ausstattung mit Montessori-Material) ist.
Generell gilt in der Montessori-Pädagogik:
Eine Darbietung sollte immer so vielen Kindern gegeben werden, wie im Anschluss mit dem Material arbeiten können.
Gibt man eine Darbietung einer Gruppe, kann es passieren, dass danach mehrere/viele Kinder damit arbeiten wollen - dies kann zu Enttäuschung und Frust führen und im schlimmsten Fall ist man als Pädagogin dann ziemlich gut mit Konfliktbegleitung beschäftig...
Ganz nebenbei: Ein Stuhlkreis mit allen Kindern ist in der Montessori-Pädagogik nur in Ausnahmefällen vorgesehen.
Keinesfalls ist er dafür gedacht, allen Kindern dasselbe Lernangebot zu geben. Denken wir an eine Gruppe von 3- bis 6-jährigen Kindern, so gibt es kein Angebot, das für alle Kinder passt - inhaltlich und auch in der Art und Weise, wie wir sprechen und handeln - weder in Bezug auf das Niveau noch vom Tempo her.
Der Rosa Turm ist ein Sinnesmaterial für unsere jüngsten Kinderhaus-Kinder. Er ist von der Entwicklung her im 1. Kinderhaus-Jahr angesiedelt. Für ältere Kinder gibt es andere Materialien, die sie in ihrer Entwicklung besser unterstützen. Auch deshalb eignet sich eine Darbietung mit einem Sinnesmaterial nicht für die gesamte Gruppe.
Wenn eine Gruppe montessorisch läuft, wird der Rosa Turm immer eine Einzeldarbietung sein.
Nur die Kombination mit der Braunen Treppe kann zwei Kindern gezeigt werden, die dann auch sinnvoll zu zweit damit arbeiten können.
Herzliche Grüße aus der Montessori-Akademie
Saskia Haspel
Ich habe eine Frage: Was würde eine Montessori Pädagogin tun, wenn das Kind den Turm gebaut hat und dann ganz neu erfindet wie man mit dem Material auch umgehen könnte? also ohne neue Darbietung von selbst 4 kleine Türmchen baut oder immer ein großes auf ein kleines Klötzchen legt und sagt das sind jetzt rosa Bäumchen oder es sagt der Größte Klotz ist der Papa, ein mittlerer die Mama und der kleinste das Kind und die gehen jetzt spazieren? Würde es dann nach dem Motto "kein Pretend Play" davon abgehalten? Oder würde es für den eigenen Einfallsreichtum anerkannt zB von Pädagogin: Wow du bringst ganz neue Ideen, so habe uch das noch nie gesehen. Danke"
Das sind ja die beiden Endpunkte einer ganzen Palette von Reaktionsmöglichkeiten 😊
Zunächst: Wenn das Kind die Aktivitäten mit dem Material durchschaut hat (also z. B. beim Rosa Turm, dass er abgestuft gebaut werden kann), ist es frei, eigene Anordnungen zu finden. Wir nennen diese Aktivitäten „intelligentes Experimentieren".
Dass es sich dazu ein Rollenspiel ausdenkt, ist durchaus möglich, allerdings nicht sehr häufig. Abgehalten wird das Kind davon nicht, so lange es das Material sorgsam behandelt und kein anderes Kind dadurch gestört wird (das gilt ja immer - unabhängig von der Art des Materials). Gegebenenfalls bekommt die Pädagog*in gar nicht mit, was das Kind dazu denkt, weil es nicht mitspricht - schon aus diesem Grund ist klar, dass wir dies nicht verhindern (können).
Mit herzlichen Grüßen