Otello - Opern kurz und bündig

Поделиться
HTML-код
  • Опубликовано: 17 сен 2024
  • mit: Fridolin Meinl & Christian Schaaf
    Otello ist die Opernfassung der (beinahe) gleichnamigen Tragödie "Othello, Mohr von Venedig" von William Shakespeare. "Mohr" steht hier im übrigen nicht wie üblich für Schwarzafrikaner, sondern für "Maure": Ein konvertierter Muselmann als Feldherr und Statthalter einer venezianischen Provinz war ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. Um diese vielschichtig strahlende Titelrolle herum - den guten, aber heißblütigen "Wilden" - entwickelt Shakespeare mit nur wenigen Figuren, Jago, Desdemona und Cassio, eine der überwältigendsten Tragödien der Theatergeschichte. Auch für Verdi, der sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt hatte und nur durch starkes Zureden seitens seines Librettisten Arrigo Boito noch einmal bewegt werden konnte, wurde "Otello" zu seinem größten Triumph. Die Amerikanische Journalistin Blanche Roosevelt schreibt über die Premiere:
    Die Ovationen für Verdi und Boito überschritten allen vorstellbaren Enthusiasmus. Verdi wurde ein silbernes Buch mit den Unterschriften aller Bürger Milanos überreicht. Er wurde mehr als zwanzig Mal herausgerufen und bei den letzten Malen wurden Hüte und Taschentücher geschwenkt und das komplette Haus stand. Die Gefühle waren unbeschreiblich und viele weinten. Verdis Kutsche wurde von Menschen zum Hotel gezogen. Er wurde unaufhörlich beglückwünscht und besungen. Bis fünf Uhr Morgens konnte ich kein Auge zutun, weil in den Gassen die Menge endlose „Viva Verdi!“-Rufe ausstiess. Wer würde daran zweifeln, dass diese Rufe nicht von allen Ecken der Welt wiederhallen würden?
    Der Grund für diesen überwältigenden Erfolg lag unter anderem auch in der enormen Empfindungssicherheit Verdis bei der Gestaltung dieses großen Stoffes. Zusammen mit seinen herausragenden Librettisten Boito, konzentrierte er sich auf die dramatischen Grundlinien und fand grandios moderne, beinahe cinematographische Lösungen für die Katastrophenmomente der Tragödie. Das radikal Neue am Otello ist Verdis freier Umgang mit den Formen der Oper, der Rolle des Orchesters und der Gesangslinien: Anstelle einer Ouvertüre beginnt die Aufführung mit einem wilden Sturm, der Otellos Flotte beinahe vernichtet.
    Hier zeigt sich auch Verdis gereifter Orchesterstil, der - ohne sich an den mittlerweile dominierenden Wagnerianismus anzulehnen - eine neue und genuine Sprache findet. Auch die Behandlung der Gesangsstimmen ist besonders: Otello, die Hauptpartie, hat im Grunde genommen keine einzige Arie. Ihre Gesangslinien ergeben sich vielmehr aus dem "Parlando", also aus der Sprechmelodie. Und mit Desdemonas "Weidenlied", das sie kurz vor ihrer Ermordung durch Otello singt, steigert Verdi in einer Art "Suspense"-Szene die Spannung ins Unerträgliche. Insgesamt erzielt Verdi mit diesen Neuerungen eine unheimliche emotionale Verdichtung des ohnehin schon gewaltigen Dramas und vollzieht einen wichtigen Schritt weg von der Belcanto-Oper hin zu einem modernen, eigenständigen italienischen Musiktheater.

Комментарии • 6

  • @juleerhardt3333
    @juleerhardt3333 2 года назад

    Super Video, vielen Dank!

  • @elkerad1437
    @elkerad1437 5 лет назад +3

    Toll erzählt!

  • @Andrea-lu1hl
    @Andrea-lu1hl 11 месяцев назад +1

    Bei 5:10 Minuten wird gesagt, dass Othello ausser dem "Esultate!" keine eigene Arie hat. Nun ja... da wäre noch DIE kleine Arie aus dem 3. Akt "Dio! mi potevi scagliar", die bei bei so gut wie keiner Verdi Gala fehlt. LG😂

  • @lisanestler7413
    @lisanestler7413 Год назад +1

    Danke für die Zusammenfassung. Die Erzählweise macht mich allerdings total fertig, weil der Mann rechts dem anderen andauernd ins Wort fällt und nicht aushalten kann mal zuzuhören…