Detmold - Das Geläut von St. Marien

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  • Опубликовано: 10 фев 2025
  • Vorbemerkung: Das hier vorgestellte Geläut wurde 2021 denkmalgerecht saniert, dabei jedoch die Schalljalousien von Innen dichter verschlossen. Einiges ist vom ursprünglichen Charakter verloren gegangen. Da es sich aber um DAS Geläut des Verfassers handelt, nicht umsonst heißt dieser Kanal „stahlglocke“, werden die Glocken hier in einer Tonmontage zweier älterer Aufnahmen vorgestellt. Die einstige Klangkraft ist einfach zu wichtig. Eher eine erinnernde als eine aktuelle Vorstellung des Geläuts.
    Nachdem die Diasporagemeinde Detmold durch den Zuzug von Ostvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg enorm gewachsen war, wurden nach dem Neubau der Pfarrkirche Hl. Kreuz 1949/51 weitere Kirchbauten nötig. Nach St. Stephanus im Ortsteil Hiddesen1957/58 entstand im Norden der Innenstadt ein neues Gemeindezentrum nach Plänen von Otto Weicken aus Unna. Zum Patronat wählte die Gemeinde den Titel „Mariae Verkündigung“ (statt St. Vitus als altem Detmolder Stadtpatron), auch in Erinnerung an das alte Kloster Marienanger in der Innenstadt. Die Grundsteinlegung zur Kirche erfolgte am 4.5.1960, die Weihe vollzog Weihbischof Paul Nordhues aus Paderborn am 4.2.1962, Kindergarten und Gemeindehaus wurden wenig später eröffnet.
    St. Marien zeigt sich, vor allem aus der Luft betrachtet, als geschlossenes System von Kirche, Vorhöfen und Beibauten. Die Kirche wurde, wohl auch um der mehrheitlich ev.-ref. Bevölkerung Rechnung zu tragen, auch für heutige Verhältnisse außergewöhnlich schlicht ausgestattet. Ökumene war 1962 noch ein absolutes Fremdwort im reformierten Lippe. Der zuständige Pfarrer Augustinus Reineke setzte bei der Kirchplanung die auch seitliche Anordnung der Kirchenbänke zum Altar durch, wie zuvor auch schon in Hiddesen. In der Architektur deutlich schlichter als die anderen Kirchbauten Weickens, gehört St. Marien damit zu der Zeit zur Avantgarde der liturgischen Moderne im Erzbistum Paderborn. Wie oft bei Diasporakirchen zu beobachten, überdauerte St. Marien im Wesentlichen alle weiteren Stürme der Zeit und befindet sich nahezu im Originalzustand bzw. ließe sie sich jederzeit wieder in diesen versetzen. 2019 wurde St. Marien unter Denkmalschutz gestellt.
    Die einzig einschneidende Änderung ergab sich 1978 durch die Verkleidung des gut 28 Meter hohen Turmes in schwarzem Kunstschiefer, bedingt durch starke Feuchtigkeitsschäden an Turm und Taufkapelle. Hierdurch wurde das Gesamtbild der Kirche entscheidend verändert, dem Turm viel von seiner fast skulpturalen Gestalt genommen.
    Für die liturgische Ausstattung der Kirche zeichnete größtenteils die Gesamtgemeinde Hl. Kreuz (finanziell) verantwortlich, um Orgel und Glocken kümmerte sich St. Marien (als Pfarrvikarie ohne eigene Vermögensverwaltung) jedoch selbst. Am 10.10.1965 wurde die Orgel aus der Werkstatt Franz Breil in Dorsten geweiht. Das neobarock disponierte Instrument zeigte sich in recht warmer Intonation (jetzt Stimmung Vallotti) und wurde 2022 letztmalig generalüberholt. In den 1980/90er Jahren war es beliebtes Übungsinstrument der Studierenden der Detmolder Hochschule für Musik.
    Nur 10 Monate nach der Kirchweihe erklangen bereits die 3 Glocken von St. Marien vom Turm. Der Bochumer Verein hatte Geläute in e‘ g‘ a‘ und d‘ f‘ g‘ (zu den Nachbargeläuten g‘ b‘ und c‘‘ es‘‘) vorgeschlagen, die Disposition wurde auf Rat des Glockensachverständigen Prof. Hubert Göbel jedoch zu es‘ f‘ as‘ geändert, so dass heute in der Nordstadt (theoretisch) die Tonfolge es‘ f‘ g‘ as‘ b‘ b‘ c‘‘ es‘‘ zusammen erklingt.
    Natürlich spielten bei der Anschaffung von Stahlglocken die Kosten eine Rolle, aber der Bochumer Verein hatte nach den Güssen der Domgeläute von Paderborn und Osnabrück und etlicher Geläute in der Region Ostwestfalen-Lippe eben immer auch „den Fuß in der Tür“.
    Die Glocken wurden zum Gesamtpreis, mit Stuhl, Armaturen und Läutetechnik, von ca. 22.000 DM beim Bochumer Verein bestellt, am 7.12.1962 geliefert und am 8.12.1962, vor der Taufkapelle stehend, geweiht. Das erste offizielle Geläut erfolgte in der Heiligen Nacht.
    Die Inschriften entwarf Pfarrer Reineke von Hl. Kreuz. Die Glocken sind hier nicht heiligen Personen geweiht, sondern setzen das Patronat der Verkündigung des Herrn fort bis zur Verkündigung der Geburt an die Hirten durch die Engel in der Heiligen Nacht. Was könnte zu dieser Thematik passender sein als das „Gloria-Motiv“ der Geläutemelodie? (An dieser Gestaltung konnte dann wiederum kein reformierter Christ Ärgernis nehmen…)
    Geläutedaten und Inschriften:
    es‘ -2, 1425 mm, 1088 kg. Guss-Nr. 7775
    MAGNIFICAT ANIMA MEA DOMINUM
    f‘ =0, 1260 mm, 744 kg. Guss-Nr. 7776
    ET VERBUM CARO FACTUM EST
    as‘ =0, 1045 mm, 440 kg. Guss-Nr. 7779
    EVANGELIZO VOBIS GAUDIUM MAGNUM
    Rückseitig unter dem Kreuz über dem Wolm Gießerzeichen des BVG und Jahreszahl.
    Läutetechnik HEW, Überarbeitung des Geläutes 2021 (Neuanstrich, neue Bronzepuffer) durch Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher.
    Aufnahmen: 30.08.2003 + 03.07.2005.
    Quellenangaben: siehe erster, markierter Kommentar.

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