Lieber Max, vielen Dank für deine Offenheit! Ich selbst verfolge Markus Gasser ebenfalls schon lange und mag seine Sicht auf Literatur generell sehr. Daher war auch ich gespannt auf seinen neuen Roman. Nachdem ich gestern das Buch beendet hatte, las ich einige sehr positive Rezensionen im Netz und fand mich nicht so richtig darin wieder. Heute dann deine Sicht auf diesen Text und dein Beitrag hat mir sehr dabei geholfen zu akzeptieren, dass auch mir in dieser Erzählung eine ganze Menge gefehlt hat. Es war sehr interessant für mich zu erkennen, dass ich allein aufgrund des Autors anfänglich zu hoch bewertet hatte und ich konnte dies jetzt korrigieren. Mach bitte genauso weiter, mir hilft deine detaillierte und offene Auseinandersetzung mit Themen und Büchern sehr. Deine Worte (insbesondere in der Einleitung) sind sehr wertschätzend gegenüber Markus Gasser und daher finde ich es schade, wenn diese Arbeit andere als Verriss abtun.
Hallo Tina, dein Kommentar freut mich sehr, danke, dass du deine Meinung zum Buch aufgeschrieben hast. Dass meine Rezension nicht als polemischer Verriss erschien, finde ich gut, ich wollte Textpassagen und Figuren beschreiben, um Zusehern selbst zu einer Meinung zu befähigen. Im Kern war das Buch aber nichts für mich, sprachlich leidenschaftlich, aber auch gespreizt, hektisch, tösend; erzählerisch im atemlosen Stakkato, sodass ich keine Atmosphäre spüren konnte; die Figuren eindimensional. Die Absicht zu deutlich, ein moralisch richtiges Buch zu schreiben. Wer also einen Verriss in meiner Rezi sieht, hat nicht Unrecht. Dass du ausgewogen analysierst, ehrt dich. Liebe Grüße
@@KainUndAbelBooks … vielen Dank für deine ausführliche Antwort… auch das ist meiner Meinung nach nicht selbstverständlich. Es freut mich, dass ich eine weitere Sache durch unseren Austausch lernen konnte. Bisher habe ich den Begriff Verriss mit Heruntermachen, kein gutes Haar an etwas lassen, ironischen Bemerkungen etc. verknüpft. Hier ist wahrscheinlich eher gemeint, dass die Rezi uns sagen soll, dass dMn eine „Zielverfehlung“ vorliegt. Damit (und mit allen Punkten in deiner Antwort) gehe ich mit. Du hattest es im Video kurz angesprochen… es fängt bereits beim Cover an. Wir sehen auf diesem Bild wahrscheinlich beide eher die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts als die Jahre um 1880. Und ich hätte so gerne mehr über die titelgebende Geschäftsfrau Lil, ihr Leben in Wirtschaft und Gesellschaft der damaligen Zeit und ihren Charakter erfahren. Stattdessen wird sie oft nur am Rande erwähnt (wie viele andere auch). Beim Schreibstil habe ich Markus Gasser oft in meinem Kopf gehört und ihn wiedererkannt, etwas mehr Ruhe zwischendurch wäre gut für mich gewesen. Nochmals liebe Grüße nach Leipzig, Tina
Klasse, wie immer gut und nachvollziehbar begründete Kritik. Die gezielte Schablonisierung und eindimensionale Wahrnehmung und Darstellung von Menschen entspricht leider dem herrschenden Zeitgeist, dem sich offensichtlich auch M. Gasser nicht entziehen kann (oder will).
Ja, aus den eingeblendeten Kommentaren geht Gassers Haltung ja recht klar hervor. Viele Passagen zur Erläuterung finde ich haarsträubend, aber gut, die volle Ladung Opferstatus für Frauen auch in der Gegenwart zieht bei manchen immer noch. Liebe Grüße
@@Daniel-w8y9p Ja, seine kürzliche Lesung in Dornbirn habe ich besucht. Ich durfte mich später mit ihm persönlicher unterhalten. So wie es schien, war ich der einzige, der seine Lesung als Fan des Kanals besucht hat. Das hat er sehr geschätzt: dass ich den Weg auf mich genommen habe, um diese Lesung zu besuchen.
Cool, das RUclips mir diesen Beitrag von Dir mit angeboten hat. Vielleicht weil ich 'Literatur ist alles' abonniert hab. Deine Kritik gefällt mir sehr gut. Obwohl ich mich jetzt etwas ärgere, da ich Lil auch noch lesen möchte und nun nicht mehr so ambitioniert bin.
Danke für die sehr ehrliche Rezension! Ich wusste aus einem anderen Video schon, dass du Herrn Gasser und seinen Kanal gut findest und deshalb war ich jetzt von der Härte deiner Kritik überrascht, die aber sicher auch fair ist. Schade nur für Herrn Gasser.
Hallo Anton, danke für deinen Kommentar. Ja, das Buch war wahrlich ein wüstes Wesen, und besonders Sozialkitsch und Simplifizierungen bei den Figuren kann ich gar nicht ab. Das dann auch noch als Gesinnungsliteratur für fragwürdige Theorien... Da bin ich raus. Liebe Grüße
Du hast recht: Sie flüstern höchst eloquent und versprechen, dies auch noch beim Frühstück zu wollen, wenn ich noch vor Ende der Geisterstunde den Weg ins Bett finde..
Hallo Max, ich habe das Buch gekauft, weil ich Markus Gasser sehr mag. Deine Kritik ist wie immer differenziert und fundiert. Ich konnte jedem Punkt zustimmen, obwohl ich den Roman noch gar nicht gelesen habe 🤔 Nun bin ich gespannt, wie der Roman auf mich wirken wird.
Bitte lasse dich von dem Video nicht beeinflussen. Ich habe das Buch in einer Leserunde (nicht bei LB, aber im www zu finden) gelesen und wir waren überwiegend begeistert von dem Roman. Lies ihn als Rachefantasie😉 und hab Spaß dabei!
Hallo Antonia, ich stimme der Lesehexe vollumfänglich zu: Da du das Buch ja ohnehin schon besitzt, solltest du dich voller Neugier reinstürzen. Vielleicht gefällt es dir ja! Liebe Grüße
@@LesehexeDanke für deine Mitteilung. Ich freue mich zu hören, dass das Buch in deiner Leserunde so gut angekommen ist. Ich bin jetzt um so gespannter auf mein Leseerlebnis. Ich versuche das Buch mit viel Offenheit zu lesen. Das sind wir als Markus Gassers Community ihm schuldig. PS: Danke für deinen Tipp den Roman als Rachefantasie zu lesen 😉
@@KainUndAbelBooks Lieber Max, ich bin jetzt um so gespannter auf das Buch und werde es mit Neugier lesen. Es war interessant, dass ich deine Kritikpunkte so gut nachvollziehen konnte. Das liegt sicher an deiner Eloquenz und deiner Fähigkeit deine Kritikpunkte sehr gut zu begründen. Zudem kenne ich Markus Gasser durch seinen Literaturkanal und zwei seiner Bücher schon recht gut. Ich werde mit Offenheit in das Buch eintauchen und dann wird sich bald zeigen, wie es mir gefällt. Liebe Grüsse, Antonia
@antonia15ch Ja, mach das genau so! Ich bin dazu übergegangen, direkt vor dem Lesen nicht mal mehr Klappentexte anzuschauen. Ich will mir alles alleine erlesen. Anschließenden Austausch liebe ich aber sehr. Ganz viel Freude an Lil! Rache ist süß😂👍
Ich bin wirklich schwer beeindruckt von dieser Kritik ... da sie mir keine Lust auf das Buch macht, werde ich dazu kein Feedback geben können. Was mir aber sehr gefällt, ist dein Versuch recht genau zu beschreiben, warum dir das Buch nicht gefällt. Meine Buchhändlerin hat mir in so mancher Bücherrunde gesagt, dass ich immer zuviel denke ... die Dinge zu sehr hinterfrage. Wäre ich mit dir in einer Buchbesprechung, wäre das für mich ein echter Genuß, Du gehst tief und kommst dann aber zu einem klaren Schluss. Danke dafür, diese Buchbesprechung ist wirklich unglaublich gut 👍 ... und ganz und gar kein Verriss ... dafür trennt sie viel zu genau Werk und Autor, denn Du bringst sehr viel Wertschätzung für ihn mit hinein, dich überzeugt nur dieses Buch nicht.
"Die Überlegung über die Gesellschaft muss sich aus den eigenen Erfahrungen speisen." So mag das sicherlich für jeden Menschen bis zu einem gewissen Grad sein; aber man muss eben im Kopf behalten, dass es sich dabei um anekdotische Evidenz handelt. Persönliche Erfahrungen sind nicht repräsentativ, so schwerwiegend sie für den Einzelnen auch sein mögen. Erwachsen nicht auch gerade viele der Probleme, die alleinerziehenden Vätern begegen, aus der Erwartung einer patriachalischen Gesellschaft, die Kindererziehung sei natürlicherweise Frauensache? Hier in den Kommentaren zu behaupten, Frauen bekämen irgednwie künstlich einen "Opferstatus" angedichtet, finde ich haarsträubend. Lass mich nur ein Beispiel nennen: Femizide. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners. Das sind echte Opfer.
Kumpel, all deine Überlegungen beruhen auf individuellen Erfahrungen. Deine 100 Intimmorde an Frauen in Deutschland pro Jahr sind individuelle Erfahrungen, die du auf Grund deines Erklärmodells zu "Femiziden" zusammenfasst. Fällt dir das nicht auf? Dass einige Männer durch Erziehung und ungesunde Wettbewerbsgedanken zu gewalttätigen Scheusalen werden können, steht doch außer Frage. Aber inwiefern soll dieser Befund eine Gesellschaft bestimmen? Männer haben andere Mittel der Machterringung erlernt als Frauen, das ist Folge der unterschiedlichen Biologie und freilich kranker Männlichkeitsbilder. Das sagt wenig über die Vorherrschaft in der Gesellschaft aus. Wenn 1000 Menschen in Hamburg das Kalifat fordern, ist die deutsche Gesellschaft dann eine, die sich das Kalifat herbei sehnt? Ich denke nicht, dass das zutrifft. Wenn ich dich richtig verstanden habe, lautet deine Interpretation der Benachrichtigung von alleinerziehenden Vätern: das Patriarchat sei Schuld und diese Männer seien eigentlich noch immer in der Machtposition. Wenn Frauen Ungerechtigkeit widerfährt, ist das Patriarchat verantwortlich. Wenn du für alle Vorkommnisse unterschiedlichster Art das Patriarchat als Grund erkennst, ist doch jede Diskussion müßig. Es ist simpel: sozial, juristisch, wirtschaftlich...- Wo sind Frauen in Deutschland strukturell benachteiligt? Liebe Grüße
@@KainUndAbelBooks Also Hombre, solche Statistiken sind nicht die absolute Wahrheit, sie basieren immer auf theoretischen Modellen und Konzepten; aber wenn du sie auf dieselbe Ebene stellst wie individuelle Erfahrungen, haben wir einfach keine objektive Gesprächsgrundlage. Wir gehen in allumfassender Subjektivität auf, alles sind nur noch "Meinungen", die empirisch weder belegt noch falsifiziert werden können. Der Gender Pay Gap für 2023 lag bei 18%. Selbst der bereinigte war noch bei 6%. Woran liegen diese 18%? Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Jobs, übernehmen meist die Care Arbeit zuhause und arbeiten deswegen öfter in Teilzeit. Gefördert wird das von staatlicher Seite durch das Ehegattensplitting. Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt (Dunkelziffer wahrscheinlich höher). 2022 gab es in Deutschland 157.550 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft, dabei waren 80% der Opfer weiblich. Im selben Jahr gab es 11.896 Vergewaltigungen in Deutschland, in 11.339 der Fällen war das Opfer weiblich (mehr als 95 Prozent). Ist das keine strukturelle Benachteiligung? Nein, ich meinte das anders. Meiner Ansicht nach ist der Begriff "Patriarchat", aufgrund seiner Verwendung als Kampfbegriff, völlig verbrannt. Daher werde ich es jetzt anders formulieren. Meine Aussage war, dass auch Männer Opfer einer Gesellschaft sein können, die beiden Geschlechtern bestimmte Rollenvorstellungen zuweist. Wer dem gängigen männlichen Rollenbild nicht entspricht, kann auch als Mann benachteiligt werden. Natürlich tragen teilweise auch Frauen dazu bei, diese Rollenbilder aufrechtzuerhalten. Das will ich gar nicht abstreiten. Ich mag deine Videos sehr gerne, aber in diesem Punkt sind wir völlig konträrer Ansicht. Das ist auch völlig legitim, aber ich finde eben, dass deine Ansicht empirisch betrachtet nicht haltbar ist. Dabei geht es mir gar nicht um vage Vorstellungen eines sogennanten Patriarchats, sondern um die vielen handfesten Punkte, in denen Frauen immer noch benachteiligt werden. Einige wenige habe ich genannt.
Das Cover erinnert mich frappierend an Thomas Manns HERR UND HUND. Ansonsten frei nach Roland Barthes: Autoren dürfen gerne sagen, was sie mit Texten wollten, aber sie sind selten die besten Interpreten der eigenen Werke...
Ja, detaillierte Interpretationen des Autors selbst zu lesen, ist neu für mich und fühlte sich auch falsch an. Die schöne Bedeutungsoffenheit eines Textes wird dadurch ins dünne Rohr einer Gesinnung geführt und verliert Eigenständigkeit und Liebreiz. Liebe Grüße
Ich schätze deinen und Gassers Kanal sehr und habe sein Buch bereits gelesen. Deine einseitige Darstellung kann ich nicht nachvollziehen, weil du einen sehr wesentlichen Punkt unterschlagen hast: Die Geschichte wird von Sarah erzählt, die gerade existentiell von einer tödlichen Diagnose bedroht wird, weil man ihre Leiden nicht ernst genommen hat. Vor diesem Hintergrund ersinnt sie die zweifellos krasse Rachegeschichte. Sarah ist sauer, sie will nicht objektiv sein. Die literarischen Anspielungen, die du als Angeberei deutest, haben uns in meiner Leserunde Spaß beschert. Wer sie erkennt, freut sich, wer nicht, ergötzt sich an der rasanten, sarkastisch unterhaltsamen Handlung. Nein, hier finde ich dein Urteil viel zu streng und unangemessen. Du musst den Aspekt "Rache" stärker gewichten. Wer mit dem Tod ringt, weil er sich nicht wahrgenommen fühlt von den Gurus der Medizin, wird keine ausgeglichene Geschichte erzählen. Viele der geschilderten Unglaublichkeiten haben im 19. Jahrhundert in den "Heilanstalten" tatsächlich stattgefunden. Ich persönlich konnte die Schilderungen nur wegen des flapsigen Tons ertragen.
Hallo Lesehexe, du meinst wohl, "man" hat Sarahs Leiden nicht ernst genommen? 😅 Nein nein, kleiner Scherz am Rande. Du hast völlig Recht, in einer vorigen Version des Videos habe ich den Umstand von Sarahs Hirnkrebs stärker betont. Vermutlich wäre der geeignetere Adressat für die Wut aber das marode Gesundheitssystem in den USA und nicht das Patriarchat oder die Psychotherapie. Im Zweifelfall gilt: Eine zweite Meinung einholen. Ach du, ich freu mich auch immer, wenn ich eine Anspielung verstehe. Klar, da klopft man sich stolz auf die Schulter, kenn ich. Die Anspielungen öffnen hier kein weiteres Bild, sie bleiben Selbstzweck. Im 19. Jahrhundert sind viele grausige Dinge passiert, unter anderem in den Nervenheilanstalten, das sehe ich genauso. Einen schaurigen, atmosphärischen Krimi in der Nervenheilanstalt hätte ich gerne gelesen. Liebe Grüße
Primär wird mit dem Patriarchat einer vergangenen Zeit abgerechnet und als solche habe ich das gelesen. Generell kann ich diesen "Alle Männer sind Schweine" - Feminismus (zB. Fallwickl) nicht leiden und wünsche mir mehr Differenzierung. Hier bei Lil war ich voll dabei und habe mich amüsiert, dass die Bösen ihr Fett weg kriegen. Aber wie gesagt, man sollte die Rahmenhandlung nicht außer Acht lassen. Ansonsten finde ich deinen Kanal prima. Ich gehöre zu deinen ersten Abonnenten😉. Toll dass er sich so gut entwickelt! Mach weiter so!
Lieber Max, meine gestrige Antwort wurde wohl vom System geschluckt. Ich kann mir schon vorstellen, dass man Lil als Mann anders liest. Die Rahmenhandlung ist deshalb elementar. Kritisiert wird das Patriarchat des 19. Jahrhunderts, angefacht von Sarahs aktuellen Erlebnissen. Rundumschläge wie z.B. von Fallwickl ("ALLE Männer sind Schweine") finde ich für ein Miteinander der Geschlechter unerträglich. Davon ist Gasser m.E. meilenweit entfernt. Deinen Kanal schätze ich sehr, ich dürfte zu deinen ersten Abonnenten gehören. Schön, dass er sich so wunderbar entwickelt hat!❤
Wenn es nach der "Verschwörung der Krähen", was ich ziemlich langweilig fand, noch etwas gebraucht hätte um mich vom Kauf dieses Buches abzuhalten, dann hast du es hier geliefert. Dem woken Feminismus hinterherzurennen, indem man eine Geschichte aus einer Zeit erzählt, in der es Unterdrückung von Frauen tatsächlich gab, mutet irgendwie schleimig an. Stößt mich total ab. Ich schätze den Gasser für seine Expertise und seine Bibilothekstouren, aber Schreiben ist irgendwie nicht so seins. War jedenfalls mein Eindruck nach der Verschwörung der Krähen. Nicht jeder Kritiker ist auotmatisch ein guter Künstler. Vielleicht weil er so viel weiß, will er dann auch zuviel. Und Gassers Anspruch ist, so habe ich ihn mal sagen hören, keine ewig langen Wälzer zu schreiben, sondern zu verknappen. Das ist in der Verschwörung mMn auf Kosten des Erzählflusses gegangen. Wie es bei Lil ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber deine Kritik ist jedenfalls dergestalt, dass ich es auch nicht herausfinden will. PS: An dieser Stelle mal ein kleines Dankeschön. Durch Astrid und dich habe ich dank eures Podcasts Tarjei Vesaas entdeckt. An dem wäre ich sonst vorbei gelaufen. Und das wäre sehr schade gewesen ;-)
Freut mich, Sebastian, dass wir dich auf Vesaas aufmerksam machen konnten, ein wunderbarer Autor, Subtilität und Dringlichkeit in Kombination: das ist ein Lesefest! Auch mich hat die Frage irritiert, was Gasser in Lil eigentlich aussagen möchte. Dass die Welt 1880 geprägt war von Rassismus und Sexismus - absolut! Aber auch geschenkt, das sollte klar sein. Dass unsere heutige Welt weit komplexere Diskurse verlangt, geht völlig verloren zugunsten einer wohlfeilen Anbiederung an die irrationale Vorstellung, heute sei in westlichen Demokratien das Patriarchat noch immer die primäre Gesellschaftsnorm und unterjoche weibliche Lebensführung. Unfug und schwer erträglich. Vor allem aber erzählerisch überzeugt Lil nicht. Liebe Grüße
Lieber Max, vielen Dank für deine Offenheit! Ich selbst verfolge Markus Gasser ebenfalls schon lange und mag seine Sicht auf Literatur generell sehr. Daher war auch ich gespannt auf seinen neuen Roman. Nachdem ich gestern das Buch beendet hatte, las ich einige sehr positive Rezensionen im Netz und fand mich nicht so richtig darin wieder. Heute dann deine Sicht auf diesen Text und dein Beitrag hat mir sehr dabei geholfen zu akzeptieren, dass auch mir in dieser Erzählung eine ganze Menge gefehlt hat. Es war sehr interessant für mich zu erkennen, dass ich allein aufgrund des Autors anfänglich zu hoch bewertet hatte und ich konnte dies jetzt korrigieren. Mach bitte genauso weiter, mir hilft deine detaillierte und offene Auseinandersetzung mit Themen und Büchern sehr. Deine Worte (insbesondere in der Einleitung) sind sehr wertschätzend gegenüber Markus Gasser und daher finde ich es schade, wenn diese Arbeit andere als Verriss abtun.
Hallo Tina, dein Kommentar freut mich sehr, danke, dass du deine Meinung zum Buch aufgeschrieben hast.
Dass meine Rezension nicht als polemischer Verriss erschien, finde ich gut, ich wollte Textpassagen und Figuren beschreiben, um Zusehern selbst zu einer Meinung zu befähigen.
Im Kern war das Buch aber nichts für mich, sprachlich leidenschaftlich, aber auch gespreizt, hektisch, tösend; erzählerisch im atemlosen Stakkato, sodass ich keine Atmosphäre spüren konnte; die Figuren eindimensional. Die Absicht zu deutlich, ein moralisch richtiges Buch zu schreiben.
Wer also einen Verriss in meiner Rezi sieht, hat nicht Unrecht. Dass du ausgewogen analysierst, ehrt dich.
Liebe Grüße
@@KainUndAbelBooks … vielen Dank für deine ausführliche Antwort… auch das ist meiner Meinung nach nicht selbstverständlich. Es freut mich, dass ich eine weitere Sache durch unseren Austausch lernen konnte. Bisher habe ich den Begriff Verriss mit Heruntermachen, kein gutes Haar an etwas lassen, ironischen Bemerkungen etc. verknüpft. Hier ist wahrscheinlich eher gemeint, dass die Rezi uns sagen soll, dass dMn eine „Zielverfehlung“ vorliegt. Damit (und mit allen Punkten in deiner Antwort) gehe ich mit. Du hattest es im Video kurz angesprochen… es fängt bereits beim Cover an. Wir sehen auf diesem Bild wahrscheinlich beide eher die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts als die Jahre um 1880. Und ich hätte so gerne mehr über die titelgebende Geschäftsfrau Lil, ihr Leben in Wirtschaft und Gesellschaft der damaligen Zeit und ihren Charakter erfahren. Stattdessen wird sie oft nur am Rande erwähnt (wie viele andere auch). Beim Schreibstil habe ich Markus Gasser oft in meinem Kopf gehört und ihn wiedererkannt, etwas mehr Ruhe zwischendurch wäre gut für mich gewesen. Nochmals liebe Grüße nach Leipzig, Tina
Klasse, wie immer gut und nachvollziehbar begründete Kritik. Die gezielte Schablonisierung und eindimensionale Wahrnehmung und Darstellung von Menschen entspricht leider dem herrschenden Zeitgeist, dem sich offensichtlich auch M. Gasser nicht entziehen kann (oder will).
Ja, aus den eingeblendeten Kommentaren geht Gassers Haltung ja recht klar hervor. Viele Passagen zur Erläuterung finde ich haarsträubend, aber gut, die volle Ladung Opferstatus für Frauen auch in der Gegenwart zieht bei manchen immer noch.
Liebe Grüße
@@KainUndAbelBooksAuch wenn es spät kommt; die Differenzierung finde ich klasse und ehrlich.
Hallo Max, danke für das Video. Ich durfte kürzlich Markus Gasser persönlich begegnen. Er ist ein ganz lieber Mensch!
Sehr gerne!
Es freut mich, dass du offenbar eine gute Zeit mit dem Autor hattest. 🍀
Ist es wahr? Können Sie uns mehr darüber erzählen? Ich habe Herrn Gasser interviewt und kann bestätigen, dass er ein sehr guter Mensch ist
@@Daniel-w8y9p Ja, seine kürzliche Lesung in Dornbirn habe ich besucht. Ich durfte mich später mit ihm persönlicher unterhalten. So wie es schien, war ich der einzige, der seine Lesung als Fan des Kanals besucht hat. Das hat er sehr geschätzt: dass ich den Weg auf mich genommen habe, um diese Lesung zu besuchen.
Cool, das RUclips mir diesen Beitrag von Dir mit angeboten hat. Vielleicht weil ich 'Literatur ist alles' abonniert hab.
Deine Kritik gefällt mir sehr gut. Obwohl ich mich jetzt etwas ärgere, da ich Lil auch noch lesen möchte und nun nicht mehr so ambitioniert bin.
Danke für die sehr ehrliche Rezension! Ich wusste aus einem anderen Video schon, dass du Herrn Gasser und seinen Kanal gut findest und deshalb war ich jetzt von der Härte deiner Kritik überrascht, die aber sicher auch fair ist. Schade nur für Herrn Gasser.
Hallo Anton, danke für deinen Kommentar.
Ja, das Buch war wahrlich ein wüstes Wesen, und besonders Sozialkitsch und Simplifizierungen bei den Figuren kann ich gar nicht ab. Das dann auch noch als Gesinnungsliteratur für fragwürdige Theorien... Da bin ich raus.
Liebe Grüße
Moin Max, vielen Dank für die lebhafte Rezension dieses Buches, der ich beim Duft der ersten Maiglöckchen lauschte.
Ich freue mich, dass die Glöckchen auch abends noch duften, horch mal genau, vielleicht reden sie ja mit dir.
Liebe Grüße
Du hast recht: Sie flüstern höchst eloquent und versprechen, dies auch noch beim Frühstück zu wollen, wenn ich noch vor Ende der Geisterstunde den Weg ins Bett finde..
Sehr interessante und aufschlussreiche Analyse!!! Auf diese Punkte muss ich bei der Lektüre auch mehr achten
Achte darauf und berichte dann bitte kurz, wie es dir gefallen hat.
Liebe Grüße
Juhuu, ein neues Video!!😀🐕🙂↔️
Hundi ist auch dabei, Juhu, ich hoffe, er kann reden.
Liebe Grüße
Ihr mögt euch irgendwie nicht, oder? 😅 Was da passiert?
😂
Gutes Review!
Ich danke dir!
Hallo Max, ich habe das Buch gekauft, weil ich Markus Gasser sehr mag. Deine Kritik ist wie immer differenziert und fundiert. Ich konnte jedem Punkt zustimmen, obwohl ich den Roman noch gar nicht gelesen habe 🤔 Nun bin ich gespannt, wie der Roman auf mich wirken wird.
Bitte lasse dich von dem Video nicht beeinflussen. Ich habe das Buch in einer Leserunde (nicht bei LB, aber im www zu finden) gelesen und wir waren überwiegend begeistert von dem Roman. Lies ihn als Rachefantasie😉 und hab Spaß dabei!
Hallo Antonia, ich stimme der Lesehexe vollumfänglich zu: Da du das Buch ja ohnehin schon besitzt, solltest du dich voller Neugier reinstürzen. Vielleicht gefällt es dir ja!
Liebe Grüße
@@LesehexeDanke für deine Mitteilung. Ich freue mich zu hören, dass das Buch in deiner Leserunde so gut angekommen ist. Ich bin jetzt um so gespannter auf mein Leseerlebnis. Ich versuche das Buch mit viel Offenheit zu lesen. Das sind wir als Markus Gassers Community ihm schuldig.
PS: Danke für deinen Tipp den Roman als Rachefantasie zu lesen 😉
@@KainUndAbelBooks Lieber Max, ich bin jetzt um so gespannter auf das Buch und werde es mit Neugier lesen. Es war interessant, dass ich deine Kritikpunkte so gut nachvollziehen konnte. Das liegt sicher an deiner Eloquenz und deiner Fähigkeit deine Kritikpunkte sehr gut zu begründen. Zudem kenne ich Markus Gasser durch seinen Literaturkanal und zwei seiner Bücher schon recht gut. Ich werde mit Offenheit in das Buch eintauchen und dann wird sich bald zeigen, wie es mir gefällt.
Liebe Grüsse, Antonia
@antonia15ch Ja, mach das genau so! Ich bin dazu übergegangen, direkt vor dem Lesen nicht mal mehr Klappentexte anzuschauen. Ich will mir alles alleine erlesen. Anschließenden Austausch liebe ich aber sehr. Ganz viel Freude an Lil! Rache ist süß😂👍
Ich bin wirklich schwer beeindruckt von dieser Kritik ... da sie mir keine Lust auf das Buch macht, werde ich dazu kein Feedback geben können. Was mir aber sehr gefällt, ist dein Versuch recht genau zu beschreiben, warum dir das Buch nicht gefällt. Meine Buchhändlerin hat mir in so mancher Bücherrunde gesagt, dass ich immer zuviel denke ... die Dinge zu sehr hinterfrage. Wäre ich mit dir in einer Buchbesprechung, wäre das für mich ein echter Genuß, Du gehst tief und kommst dann aber zu einem klaren Schluss. Danke dafür, diese Buchbesprechung ist wirklich unglaublich gut 👍 ... und ganz und gar kein Verriss ... dafür trennt sie viel zu genau Werk und Autor, denn Du bringst sehr viel Wertschätzung für ihn mit hinein, dich überzeugt nur dieses Buch nicht.
Gutes Video
Danke!
"Die Überlegung über die Gesellschaft muss sich aus den eigenen Erfahrungen speisen." So mag das sicherlich für jeden Menschen bis zu einem gewissen Grad sein; aber man muss eben im Kopf behalten, dass es sich dabei um anekdotische Evidenz handelt. Persönliche Erfahrungen sind nicht repräsentativ, so schwerwiegend sie für den Einzelnen auch sein mögen.
Erwachsen nicht auch gerade viele der Probleme, die alleinerziehenden Vätern begegen, aus der Erwartung einer patriachalischen Gesellschaft, die Kindererziehung sei natürlicherweise Frauensache?
Hier in den Kommentaren zu behaupten, Frauen bekämen irgednwie künstlich einen "Opferstatus" angedichtet, finde ich haarsträubend. Lass mich nur ein Beispiel nennen: Femizide. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners. Das sind echte Opfer.
Kumpel, all deine Überlegungen beruhen auf individuellen Erfahrungen. Deine 100 Intimmorde an Frauen in Deutschland pro Jahr sind individuelle Erfahrungen, die du auf Grund deines Erklärmodells zu "Femiziden" zusammenfasst. Fällt dir das nicht auf?
Dass einige Männer durch Erziehung und ungesunde Wettbewerbsgedanken zu gewalttätigen Scheusalen werden können, steht doch außer Frage. Aber inwiefern soll dieser Befund eine Gesellschaft bestimmen? Männer haben andere Mittel der Machterringung erlernt als Frauen, das ist Folge der unterschiedlichen Biologie und freilich kranker Männlichkeitsbilder. Das sagt wenig über die Vorherrschaft in der Gesellschaft aus.
Wenn 1000 Menschen in Hamburg das Kalifat fordern, ist die deutsche Gesellschaft dann eine, die sich das Kalifat herbei sehnt? Ich denke nicht, dass das zutrifft.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, lautet deine Interpretation der Benachrichtigung von alleinerziehenden Vätern: das Patriarchat sei Schuld und diese Männer seien eigentlich noch immer in der Machtposition. Wenn Frauen Ungerechtigkeit widerfährt, ist das Patriarchat verantwortlich. Wenn du für alle Vorkommnisse unterschiedlichster Art das Patriarchat als Grund erkennst, ist doch jede Diskussion müßig.
Es ist simpel: sozial, juristisch, wirtschaftlich...- Wo sind Frauen in Deutschland strukturell benachteiligt?
Liebe Grüße
@@KainUndAbelBooks Also Hombre, solche Statistiken sind nicht die absolute Wahrheit, sie basieren immer auf theoretischen Modellen und Konzepten; aber wenn du sie auf dieselbe Ebene stellst wie individuelle Erfahrungen, haben wir einfach keine objektive Gesprächsgrundlage. Wir gehen in allumfassender Subjektivität auf, alles sind nur noch "Meinungen", die empirisch weder belegt noch falsifiziert werden können.
Der Gender Pay Gap für 2023 lag bei 18%. Selbst der bereinigte war noch bei 6%. Woran liegen diese 18%? Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Jobs, übernehmen meist die Care Arbeit zuhause und arbeiten deswegen öfter in Teilzeit. Gefördert wird das von staatlicher Seite durch das Ehegattensplitting.
Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt (Dunkelziffer wahrscheinlich höher). 2022 gab es in Deutschland 157.550 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft, dabei waren 80% der Opfer weiblich. Im selben Jahr gab es 11.896 Vergewaltigungen in Deutschland, in 11.339 der Fällen war das Opfer weiblich (mehr als 95 Prozent). Ist das keine strukturelle Benachteiligung?
Nein, ich meinte das anders. Meiner Ansicht nach ist der Begriff "Patriarchat", aufgrund seiner Verwendung als Kampfbegriff, völlig verbrannt. Daher werde ich es jetzt anders formulieren. Meine Aussage war, dass auch Männer Opfer einer Gesellschaft sein können, die beiden Geschlechtern bestimmte Rollenvorstellungen zuweist. Wer dem gängigen männlichen Rollenbild nicht entspricht, kann auch als Mann benachteiligt werden. Natürlich tragen teilweise auch Frauen dazu bei, diese Rollenbilder aufrechtzuerhalten. Das will ich gar nicht abstreiten.
Ich mag deine Videos sehr gerne, aber in diesem Punkt sind wir völlig konträrer Ansicht. Das ist auch völlig legitim, aber ich finde eben, dass deine Ansicht empirisch betrachtet nicht haltbar ist. Dabei geht es mir gar nicht um vage Vorstellungen eines sogennanten Patriarchats, sondern um die vielen handfesten Punkte, in denen Frauen immer noch benachteiligt werden. Einige wenige habe ich genannt.
meinst du nicht dass das "Eindimensionale" mitunter auch ein Versuch ist, die Märchenstruktur zu betonen?
Gewiss ist das der Erklärungsversuch.
Ich möchte jedoch in einem Roman nicht die moralische Komplexität eines Märchens.
Das Cover erinnert mich frappierend an Thomas Manns HERR UND HUND.
Ansonsten frei nach Roland Barthes: Autoren dürfen gerne sagen, was sie mit Texten wollten, aber sie sind selten die besten Interpreten der eigenen Werke...
Ja, detaillierte Interpretationen des Autors selbst zu lesen, ist neu für mich und fühlte sich auch falsch an. Die schöne Bedeutungsoffenheit eines Textes wird dadurch ins dünne Rohr einer Gesinnung geführt und verliert Eigenständigkeit und Liebreiz.
Liebe Grüße
Ich schätze deinen und Gassers Kanal sehr und habe sein Buch bereits gelesen. Deine einseitige Darstellung kann ich nicht nachvollziehen, weil du einen sehr wesentlichen Punkt unterschlagen hast: Die Geschichte wird von Sarah erzählt, die gerade existentiell von einer tödlichen Diagnose bedroht wird, weil man ihre Leiden nicht ernst genommen hat. Vor diesem Hintergrund ersinnt sie die zweifellos krasse Rachegeschichte. Sarah ist sauer, sie will nicht objektiv sein.
Die literarischen Anspielungen, die du als Angeberei deutest, haben uns in meiner Leserunde Spaß beschert. Wer sie erkennt, freut sich, wer nicht, ergötzt sich an der rasanten, sarkastisch unterhaltsamen Handlung. Nein, hier finde ich dein Urteil viel zu streng und unangemessen. Du musst den Aspekt "Rache" stärker gewichten. Wer mit dem Tod ringt, weil er sich nicht wahrgenommen fühlt von den Gurus der Medizin, wird keine ausgeglichene Geschichte erzählen.
Viele der geschilderten Unglaublichkeiten haben im 19. Jahrhundert in den "Heilanstalten" tatsächlich stattgefunden. Ich persönlich konnte die Schilderungen nur wegen des flapsigen Tons ertragen.
Hallo Lesehexe, du meinst wohl, "man" hat Sarahs Leiden nicht ernst genommen? 😅 Nein nein, kleiner Scherz am Rande.
Du hast völlig Recht, in einer vorigen Version des Videos habe ich den Umstand von Sarahs Hirnkrebs stärker betont. Vermutlich wäre der geeignetere Adressat für die Wut aber das marode Gesundheitssystem in den USA und nicht das Patriarchat oder die Psychotherapie. Im Zweifelfall gilt: Eine zweite Meinung einholen.
Ach du, ich freu mich auch immer, wenn ich eine Anspielung verstehe. Klar, da klopft man sich stolz auf die Schulter, kenn ich. Die Anspielungen öffnen hier kein weiteres Bild, sie bleiben Selbstzweck.
Im 19. Jahrhundert sind viele grausige Dinge passiert, unter anderem in den Nervenheilanstalten, das sehe ich genauso. Einen schaurigen, atmosphärischen Krimi in der Nervenheilanstalt hätte ich gerne gelesen.
Liebe Grüße
Primär wird mit dem Patriarchat einer vergangenen Zeit abgerechnet und als solche habe ich das gelesen. Generell kann ich diesen "Alle Männer sind Schweine" - Feminismus (zB. Fallwickl) nicht leiden und wünsche mir mehr Differenzierung. Hier bei Lil war ich voll dabei und habe mich amüsiert, dass die Bösen ihr Fett weg kriegen. Aber wie gesagt, man sollte die Rahmenhandlung nicht außer Acht lassen.
Ansonsten finde ich deinen Kanal prima. Ich gehöre zu deinen ersten Abonnenten😉. Toll dass er sich so gut entwickelt! Mach weiter so!
Lieber Max, meine gestrige Antwort wurde wohl vom System geschluckt. Ich kann mir schon vorstellen, dass man Lil als Mann anders liest. Die Rahmenhandlung ist deshalb elementar. Kritisiert wird das Patriarchat des 19. Jahrhunderts, angefacht von Sarahs aktuellen Erlebnissen. Rundumschläge wie z.B. von Fallwickl ("ALLE Männer sind Schweine") finde ich für ein Miteinander der Geschlechter unerträglich. Davon ist Gasser m.E. meilenweit entfernt.
Deinen Kanal schätze ich sehr, ich dürfte zu deinen ersten Abonnenten gehören. Schön, dass er sich so wunderbar entwickelt hat!❤
Wenn es nach der "Verschwörung der Krähen", was ich ziemlich langweilig fand, noch etwas gebraucht hätte um mich vom Kauf dieses Buches abzuhalten, dann hast du es hier geliefert.
Dem woken Feminismus hinterherzurennen, indem man eine Geschichte aus einer Zeit erzählt, in der es Unterdrückung von Frauen tatsächlich gab, mutet irgendwie schleimig an. Stößt mich total ab.
Ich schätze den Gasser für seine Expertise und seine Bibilothekstouren, aber Schreiben ist irgendwie nicht so seins. War jedenfalls mein Eindruck nach der Verschwörung der Krähen. Nicht jeder Kritiker ist auotmatisch ein guter Künstler. Vielleicht weil er so viel weiß, will er dann auch zuviel. Und Gassers Anspruch ist, so habe ich ihn mal sagen hören, keine ewig langen Wälzer zu schreiben, sondern zu verknappen. Das ist in der Verschwörung mMn auf Kosten des Erzählflusses gegangen. Wie es bei Lil ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber deine Kritik ist jedenfalls dergestalt, dass ich es auch nicht herausfinden will.
PS: An dieser Stelle mal ein kleines Dankeschön. Durch Astrid und dich habe ich dank eures Podcasts Tarjei Vesaas entdeckt. An dem wäre ich sonst vorbei gelaufen. Und das wäre sehr schade gewesen ;-)
Freut mich, Sebastian, dass wir dich auf Vesaas aufmerksam machen konnten, ein wunderbarer Autor, Subtilität und Dringlichkeit in Kombination: das ist ein Lesefest!
Auch mich hat die Frage irritiert, was Gasser in Lil eigentlich aussagen möchte. Dass die Welt 1880 geprägt war von Rassismus und Sexismus - absolut! Aber auch geschenkt, das sollte klar sein.
Dass unsere heutige Welt weit komplexere Diskurse verlangt, geht völlig verloren zugunsten einer wohlfeilen Anbiederung an die irrationale Vorstellung, heute sei in westlichen Demokratien das Patriarchat noch immer die primäre Gesellschaftsnorm und unterjoche weibliche Lebensführung. Unfug und schwer erträglich.
Vor allem aber erzählerisch überzeugt Lil nicht.
Liebe Grüße
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