Saure Nierchen (Fotos) 09.2007 Theater TRIBÜNE Berlin

Die Rettung naht - mit sauren Nierchen
Der "Tribüne" geht es schlecht. Das verbindet den Spielort mit dem Schauplatz eines dort als "West-Berliner Operette" annoncierten Stücks. Die Charlottenburger Gaststätte "Drautzke" steht vor dem Aus, weil die Leute lieber Sushi in Mitte verzehren. Da naht Rettung auf den letzten Drücker: Stammkundin Gerda-Maria Reibig verspricht, das Lokal großzügig zu sponsern, wenn man ihr täglich die Leibspeise serviert, nach der sich praktischerweise das von Andrew Hannan musikalisch und von Andreas Bisowski textlich angerichtete Lustspiel nennt: "Saure Nierchen".
Zum Restaurant- beziehungsweise Stückpersonal gehören verschiedene aufgekratzte Kellnertypen, ein Drogendealer und eine patriotische Gastarbeiter-Polin. Zum Schluss schneit die Kanzlerin als Gast herein - Frau Merkel verzehrt das Stammgericht unter Beigabe einer Dosis Kokain.
Sämtliche Spieler bemühen sich in Heidi Mottls Inszenierung, darstellerische, tänzerische und sangliche Kräfte zehrend, dem schrägen Spektakel einen Geschmack von Opern- und Musical-Parodie zu geben. Fast drei Stunden unaufhörlicher Überdrehung sind aber doch recht beschwerlich für alle Beteiligten. Der szenische Eintopf aus Trash, Satire und bemühtem Blödsinn leidet selbst unter gehöriger Säuernis.
Berliner Morgenpost