Heidegger liest Hölderlin: 05. Der Ister

Поделиться
HTML-код
  • Опубликовано: 11 фев 2025
  • Martin Heidegger liest Friedrich Hölderlin
    1961
    Jezt komme, Feuer!
    Begierig sind wir
    Zu schauen den Tag,
    Und wenn die Prüfung
    Ist durch die Knie gegangen,
    Mag einer spüren das Waldgeschrei.
    Wir singen aber vom Indus her
    Fernangekommen und
    Vom Alpheus, lange haben
    Das Schikliche wir gesucht,
    Nicht ohne Schwingen mag
    Zum nächsten einer greifen
    Geradezu
    Und kommen auf die andere Seite.
    Hier aber wollen wir bauen.
    Denn Ströme machen urbar
    Das Land. Wenn nemlich Kräuter wachsen
    Und an denselben gehn
    Im Sommer zu trinken die Thiere,
    So gehn auch Menschen daran.
    Man nennet aber diesen den Ister.
    Schön wohnt er. Es brennet der Säulen Laub,
    Und reget sich. Wild stehn
    Sie aufgerichtet, untereinander; darob
    Ein zweites Maas, springt vor
    Von Felsen das Dach. So wundert
    Mich nicht, dass er
    Den Herkules zu Gaste geladen,
    Fernglänzend, am Olympos drunten,
    Da der, sich Schatten zu suchen
    Vom heissen Isthmos kam,
    Denn voll des Muthes waren
    Daselbst sie, es bedarf aber, der Geister wegen,
    Der Kühlung auch. Darum zog jener lieber
    An die Wasserquellen hieher und gelben Ufer,
    Hoch duftend oben, und schwarz
    Vom Fichtenwald, wo in den Tiefen
    Ein Jäger gern lustwandelt
    Mittags, und Wachstum hörbar ist
    An harzigen Bäumen des Isters,
    Der scheinet aber fast
    Rückwärts zu gehen und
    Ich mein, er müsse kommen
    Von Osten.
    Vieles wäre
    Zu sagen davon. Und warum hängt er
    An den Bergen gerad? Der andre
    Der Rhein ist seitwärts
    Hinweggegangen. Umsonst nicht gehn
    Im Troknen die Ströme. Aber wie? Sie sollen nemlich
    Zur Sprache seyn. Ein Zeichen braucht es,
    Nichts anderes, schlecht und recht, damit es Sonn'
    Und Mond trag' im Gemüth', untrennbar,
    Und fortgeh, Tag und Nacht auch, und
    Die Himmlischen warm sich fühlen aneinander.
    Darum sind jene auch
    Die Freude des Höchsten. Denn wie käm er sonst
    Herunter? Und wie Hertha grün,
    Sind sie die Kinder des Himmels. Aber allzugedultig
    Scheint der mir, nicht
    Freier, und fast zu spotten. Nemlich wenn
    Angehen soll der Tag
    In der Jugend, wo er zu wachsen
    Anfängt, es treibet ein anderer da
    Hoch schon die Pracht, und Füllen gleich
    In den Zaum knirscht er, und weithin hören
    Das Treiben die Lüfte,
    Ist der betrübt;
    Es brauchet aber Stiche der Fels
    Und Furchen die Erd',
    Unwirthbar wär es, ohne Weile;
    Was aber jener thuet der Strom,
    Weis niemand.

Комментарии • 2