Danke für diese tolle Dokumentation, in welcher auch die Klangfarben der Register so wundervoll zu hören sind. Hut ab ! auch vor den Menschen, welche diese Instrumente damals ohne moderne Werkzeuge und Computer schufen.
Das ist ein richtig schöner, bestimmt auch aufwändiger Beitrag, sehr informativ und mit tollen musikalischen Beispielen!!! Ich mag diese Musik vor 1600, für uns klingt sie fast wieder modern, weil wir das heute gar nicht mehr wirklich gewohnt sind. Mich würde auch mal interessieren, wie hochbarocke, westfälische Musik darauf klingt, schließlich hat Möller auch seine Spuren hinterlassen und die Sesquialtera ist sogar dreifach, also ganz typisch für Westfalen. Weil ich ein alter Meckerkopp bin, nicht ernst nehmen: Die Trompete in Rysum ist nicht original und wurde damals von A&B ich glaube nach Westerhusen oder Uttum nachgebaut. Der Umbau in Rysum, wo das damalige Blockwerk aufgeteilt und Register wie die Trompete dazukamen, ist zeitlich nur als "irgendwann vor 1680" belegbar, starke Indizien sprechen aber für 1513. 1528 hab ich noch nicht gehört, muss ich mal schauen, ob es da Erkenntnisse gibt. Für die Trompeten in Westerhusen und Uttum als Vorbild für Rysum gibt es auch kein Erbauungsdatum.
Sehr interessanter, weiterbildender und einfach toller Film! Vielen Dank!👍👌 Ich finde es von enormer Bedeutung, dass auch durch solche Filme diese alten Orgeln, die von maßgeblicher Musikkultur früherer Jahrhunderte zeugen, publik gemacht werden und so für die Erhaltung gesorgt wird. Ich finde dieses Projekt wunderbar und würde mich über weitere sehr freuen. Ihnen noch viel Erfolg, Herr Boos!
Vielen lieben Dank, Herr F. Nichts wäre mir lieber, als weitere solche Dokumentationen zu machen, habe ich doch mittlerweile auch ganz andere Möglichkeiten um diese entsprechend in Szene zu setzen. Aber, wie so oft, es mangelt an Zeit, bzw. an Auftraggebern mit einem Budget um so etwas in Auftrag zu geben. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, vielleicht tut sich ja bald was. :-)
Thank you, glad you liked it. We're hoping to produce some more documentaries soon, so if you're interested, please subscribe to get a notification when a new documentary is released.
Ein sehr schöner und umfassender filmischer Beitrag über dieses faszinierende Instrument mit seiner langen und bewegten Geschichte! Es gibt ja mittlerweile doch einige Kirchen bzw. Kirchengemeinden, die von sich behaupten, die älteste spielbare Orgel der Welt zu besitzen... Aber ganz ehrlich: hat man das wirklich nötig, sich mit solchen "Superlativen" zu schmücken? Viel wichtiger ist doch, dass uns bis heute Instrumente aus dem Mittelalter, wenn auch meist nur in Teilen (immerhin besser als Nichts!), erhalten geblieben sind und uns regelmäßig in Gottesdiensten begleiten oder auch bei Konzerten erfreuen. Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächste Orgel-Doku auf diesem Kanal! :-)
Eindrucksvoll. Ergänzt werden darf, daß der moderne Mensch an zahllosen Orten in Europa durch die Architektur eine unzerreißbare Verbindung mit der Vergangenheit hat
Vielen Dank. Wenngleich ich Ihnen zustimme in Bezug auf die Architektur und die daraus resultierende Verbindung zur Vergangenheit, so würde ich heutzutage ein Fragezeichen bei dem Adjektiv "unzerreißbar" platzieren. Allerorts sehen wir, dass ob durch Vandalismus, Nachlässigkeit, oder einfaches Desinteresse solch alte Gemäuer zerstört werden oder der Vergessenheit anheim fallen. Auch die Tempel der Griechen und Römer prägten einst Ewigkeit gemahnend die europäische Landschaft, und geblieben sind nur einige wenige Ruinen, die uns an unsere eigene Vergänglichkeit erinnern.
@@Mengeliciousmoments In Ihrem Sinne weiter gedacht, wird der Wiederaufbau von Notre-Dame in Paris ein im Sinne des Wortes "Stress-Test" für unser Verhältnis zur Vergangenheit. Ich fürchte das Schlimmste. Und hoffe auf doch auf die zahlreichen Stimmen der Mahner ...
WUNDERBAR! Eine hervorragende Ergänzung Ihres Orgelkonzertes vom letzten Samstag!! Liebe Grüße! Alle Bewunderer sind nach Ostönnen eingeladen!! Helmut Reineke
An einer kleinen Orgel mit nur wenigen Registern erklärt sich die Baugeschichte eines alten Instruments für uns Zuschauer viel besser, auch weil es dabei nur um eine, oder drei Pfeifen geht, die im Zuge der vielen Umbauten mehrfach und von verschiedenen Orgelbauern geändert wurden. Die komplexe Persönlichkeit Orgel - und vor allem Ihrer Pfeifen anschaulich aufzuschlüsseln... großartig ! Herzlichen Dank für diese außergewöhnlichen Eindrücke. Aus der alten Musik kommend, genieße ich das mit Ehrfurcht... denn hier ertönen nun mal die wenigen Originale aus früher Zeit. Die Auswahl der Stücke ist dem entsprechend entscheidend... denn man lauscht ja nicht minder ehrfürchtig auch in die andere Richtung: So also haben die Estampien damals also geklungen... Zwar weiß man es eigentlich - aber man spielt ja stets auf Nachbauten :) umso großartiger ist daher, wie feinfühlig Ihr auch die Literatur interpretiert; so glaubwürdig, denn Ihr wisst und erspürt stilsicher, worum es geht, wie man das macht... Und eine so alte Orgel spürt es und schnurrt gleich los wie ein Kätzchen, weil es von erfahrener Hand ihrer Art gemäß erweckt wird. Alles Gute Euch, das ist Spitze !
Robert und Merkela kann ich mich nur anschließen. Das Instrument klanglich und bauhistorisch zu erklären und mit Musikbeispielen zu unterlegen war ausgesprochen lehrreich. Ich lerne zurzeit mehr über Orgelbau und alte Musik. Dies war das mit Abstand lehrreichste und ästhetisch ansprechendste Video dazu. Eine gute Vorlage zum Üben der alten Musik. Herzlichen Dank für die exzellente Arbeit und fürs Teilen auf RUclips!
Eine großartige Doku, ich schaue sie jedes Jahr einmal aufs Neue! Vielleicht kann mir jemand sagen wo man Noten für das Passamezzo Antico welches zu Beginn und zum Schluss der Doku zu hören ist bekommen kann?
Was für eine tolle Dokumentation! Kaum zu glauben, dass das nicht im Fernsehen ausgestrahlt wird! Respekt! Wie lang hat es gedauert, diesen Film zu produzieren?
Beautiful - excellent photography and sound quality! The wait was worth it. I can only imagine all the hard work that went into this. Thank you for making this documentary and helping this remarkable, one-of-a-kind instrument reach wider publicity. Many organs in Europe do suffer from a lack of exposure, and this makes both maintenance and access for these historical instruments notoriously hard - the noteworthy example I can think of is that of St. Nicolai Molln, which owns a remarkable Baroque organ but is struggling to fundraise for its restoration.
+achenpigeon Glad you like the final result, and I agree about the difficult situation many instruments are in. Promoting those means promoting our own culture, and it's a challenge we should gladly take upon us!
You're the sound of my conscience ;-) Alas I've been terribly busy with doing work that pays the rent over the last 2-3 months, so I simply didn't get around to it. Tomorrow I'm leaving for vacation, so I'll give it another shot in August. But glad to hear, that there's still people out there waiting for it. Sorry for the delay!
Ich habe diese faszinierende Orgel vor etlichen Jahren vor Ort erleben können, von Léon Berben exzellent vorgeführt. Erstaunlich der Klangfarbenreichtum, der aus diesem gar nicht großen Instrument hervorzubringen ist. Am meisten hat mich der bläserhaft obertonreiche Klang dieser Trompete beeindruckt - in Lüdingworth ist ja noch eine ähnliche erhalten. Ich finde Ihr Kurzportrait gelungen und sehenswert!
Freut mich zu hören, dass es Ihnen gefällt, auch wenn ich eine halbe Stunde über diese Orgel schon für etwas mehr als ein Kurzporträt halte, aber ich stimme mit Ihnen dahingehend überein, dass es ruhig noch etwas länger sein dürfte :-) Und ja, die Farben dieser Orgel sind fantastisch!
Bitte schön, und vielen Dank! Es war unser Ziel ein Video zu machen, dass sowohl Laien die Orgel näher bringt, als auch Organisten entsprechende Fachinformationen bietet. Einige Informationen, wie z.B. über den Umbau des Spieltisches, hört man in diesem Video sogar zum ersten Mal öffentlich. Viel Erfolg noch im Studium! LG, David
Nicht die Noten aus denen ich spiele (bei mir ist's in C), aber hier: ks.imslp.net/files/imglnks/usimg/5/57/IMSLP501538-PMLP737201-alvarado_pange_typeset.pdf
That is the anonymous Estampie c1430, available in the same book as the famous 1330 Estampie from the Robertsbridge Codex. "Älteste Orgelmusik" or something like that from Doblinger. It was played on principals 8+4.
interessant wäre herauszufinden wo das Blei der gotischen Pfeifen herkam. Erste Quelle damals wäre die Grube Churfürst Ernst in Sundern- Bönkhausen gewesen.
WALTER! Wie schön von Dir zu hören, und Schande über mich, dass ich so lange gebraucht habe um Dir zu antworten! Ich hab mich sehr gefreut Deine Nachrichten zu lesen, hatte ich mich doch schon öfter gefragt wie es Dir ergeht. Dann hatte ich mir vorgenommen mich zu melden und das dann leider verschoben, weil ichs nicht schnell schnell machen wollte. Naja, und dann vergisst man darauf. Also, um die Frage zu beantworten: die Orgel steht jetzt auf a=482 Hz, also ziemlich hoch. Ich hoffe es geht Dir gut, was treibst Du so? Schick mir mal eine Mail, wenn Du Lust hast: davidboos@gmail.com Alles Gute; David
Am liebsten würde ich solche Dokus tagein, tagaus machen. Ist aber natürlich mit beträchtlichem Aufwand verbunden und ich muss auch fürs täglich Brot sorgen, was einen großen Teil der Zeit in Anspruch nimmt. ;-) Wir überlegen uns in Zukunft evtl. über Crowdfunding den finanziellen Druck von solchen Projekten zu nehmen, das macht es dann einfacher um sich die Zeit dafür zu nehmen. Und ganz wichtig ist auch die Mitarbeit der Kirchengemeinden. Wenn Sie also eine Gemeinde kennen mit einer schönen Orgel, dann richten Sie denen doch einfach mal aus, dass Sie gerne so eine Doku über die Orgel sehen möchten und geben Ihnen unsere Emailadresse. Nur wenn eine Gemeinde mitzieht ist das erst möglich. Auf jeden Fall werden wir wohl noch in diesem Jahr eine ähnliche Doku über die Orgel in Brackwede (unsere Hausorgel sozusagen) machen, denn die Kirche feiert heuer 800-jähriges Jubiläum, das ist ein guter Anlass. Und natürlich würden wir auch liebend gern solche Dokus über romantische Instrumente machen. Das schöne an Orgeln ist ja, dass jedes Instrument einzigartig ist und somit Superlative ja eigentlich nichts zu suchen haben. Jedes Instrument erzählt seine eigene individuelle Geschichte und hat seinen eigenen Charme. Freut mich auf jeden Fall ungemein, dass es Interesse an weiteren Dokus gibts. Wie gesagt, ist absolut am Radar (und da bleibt es auch), aber leider hat mein Tag auch nur 24 Stunden im Moment, und die sind größtenteils schon gefüllt.
Ich kann mir bei den Klängen vorstellen wie in eienr mittelalterichen Kirche die Leute eintraten sich hinstellten (weniger hinsetzten-Bänke gabs erst ab ca. 1450) und sich grüssten. Und dann durch den Gottesidienst da waren und wer mitsingen konnte da meist lateinisch um die Zeit mitsang.
Kann man so sagen. Wobei es natürlich damals andernorts auch Orgeln gab. Diese hat halt die Zeit überdauert, und das Verdienst dafür liegt wohl eher bei den Ostönnern, den die Soester hatten die Orgel ja schon ausgemustert...
Das ist der Passamezzo Antico II & III, von Anonymus. Das Stück stammt aus einer Sammlung alter italienischer Musik für Tasteninstrumente aus dem 15. & 16. Jahrhundert.
Ich kann nicht beurteilen, was Rowan West gemacht hat. Der Klang ist aber mehr in der Zwischenzeit zwischen 1500 und 1600 einzuordnen. Also mehr ein Renaissanceklang, die Trompete muss nach Uttum gebaut worden sein, da der Klang sich schon weiter entwickelt hat. Bei dem Prospekt mag es sich wohl um die Zeit handeln, der Klang und dementsprechend die Pfeifen sind aber nicht metallisch genug für Gotik, wenn dann handelt es sich um sehr späte gotische Pfeifen vom Übergang zur Renaissance. Als Friese, der in Ostfriesland ca. 40 von Rysum aufgewachsen bin, möchte ich auf die banale Aussprache von Ihnen hinweisen. Rüsum ist eine touristische Verballhornung. Der Orgelkenner weiß, wie der Einheimische, es wird Riesum ausgesprochen. In meinen Augen ein Amateurfilm, welcher ein bisschen mehr professionelle Beratung von historisch-informierten Experten (z.B. Professoren und nicht selbsternannte Heimatforscher) benötigt. Obwohl klanglich deplatziert, waren die Gotischen Werke technisch passabel gespielt. We wäre interressant Conrad Paumann auf dieser Orgel zu spielen. Wie halten Sie es in der Spieltechnik, ich konnte leider nur schlecht sehen, spielen die Organisten mit oder ohne Daumen? Alles in allem, ein interessantes Video.
Sehr geehrter Herr Javert, nachdem Sie sich die Zeit genommen haben relativ ausführlich mein Video zu kommentieren, gestatten Sie mir auch (sehr) ausführlich zu antworten, vor allem da ich leider zugeben muss, dass mich ihr Kommentar weit mehr verärgert und verletzt als er es eigentlich sollte. Da gibt es einige Punkte die ich festhalten möchte: 1) Was die Aussprache Rysums angeht, das tut mir leid, dessen war ich mir nicht bewusst. Versprecher passieren, in dem Fall wiegt er doppelt, denn wie sie feststellten ist die Trompete tatsächlich nach Uttum kopiert. Das stand auch so in meinen Aufzeichnungen, aber bei den Aufnahmen versprach ich mich und es fiel mir erst beim Schnitt wieder auf. Falls ich die Zeit hätte würde ich einige Korrekturen veröffentlichen, aber die Zeit fehlt im Moment (die Originaldoku war mir eine Herzensangelegenheit, die wir in mehr als 200 Stunden Arbeitszeit alleine und ohne Budget auf die Beine gestellt haben). Doppelt schade also insofern, da wenn ich nicht Uttum und Rysum im Eifer des Gefechts vertauscht hätte, ich Rysum gar nicht erst falsch ausgesprochen hätte (weil es dann gar nicht vorkäme). Ich möchte aber auch festhalten, dass Sie als offensichtlich bekennender Christ (Ihrer Facebookseite nach zu urteilen), ich mich doch frage, ob nicht ein wenig Mäßigung in Ihren Aussagen angebracht wäre? Mal abgesehen davon, dass "banal" nicht unbedingt ein Adjektiv ist, das ich in Kombination mit Aussprache verwenden würde, so ist es doch auf jeden Fall (laut Duden) "abwertend". Gleiches gilt für die passiv-aggressive Feststellung "Der Orgelkenner weiß (...) es wird Riesum ausgesprochen". Das impliziert ich wäre kein Orgelkenner (und wagen Sie bloß nicht das im Nachhinein relativieren zu wollen!). Im Allgemeinen gebe ich sehr wenig auf Titel, Errungenschaften und dergleichen, da ich Menschen nicht nach Titeln beurteile. Aber hier möchte ich dann doch darauf hinweisen, dass sowohl ich, als auch meine Ehegattin, einen Master-Abschluss im Orgelspiel vom Amsterdamer Conservatorium haben, dabei auf vielen historischen Instrumenten aller Couleur Erfahrungen gesammelt haben, und ich dazu - auch wenn ich dem selber keinen besonderen Wert beimesse - Preisträger bei Wettbewerben für Alte Musik war (u.a. dem Schnitger Wettbewerb in Alkmaar). Dort wurde ich - selbstverständlich - von renommierten Professoren und Experten, also Leuten die Ihren Respekt genießen, beurteilt. So schlecht kann ich's also nicht gemacht haben. In meiner Zeit in den Niederlanden hatte ich ausführlichen Kontakt mit historischen Instrumenten. Da ist einiges hängen geblieben. Ich bin also weder "selbsternannter Heimatforscher" noch ein "Amateur" oder nicht genug "Orgelkenner". Ich bin professionell ausgebildeter Organist an einem der besten Konservatorien Europas, Preisträger internationaler Wettbewerbe mit Schwerpunkt auf Alte Musik. Des weiteren war ich einer der ersten Studenten des - mittlerweile aufgelösten - "Organ Expert" Studienganges in Trossingen, einer international orientierten und breit gefächerten Ausbildung zum Orgelsachverständigen. All das gebe ich normalerweise nicht an, da mir wie gesagt Titel und Lebensläufe mittlerweile egal sind. Sie sind allerdings schnell damit zur Hand mich aufgrund der falschen Aussprache von Rysum (die, wie sie selber zugeben, öfter passiert) als Amateur abzutun, und gleichzeitig nach mehr Professoren und Experten rufen. Ob sie auch wirklich inhaltlich was auszusetzen haben, oder ob ich Ihnen einfach “zu unbekannt bin”, das wird nicht wirklich ersichtlich. 2) Mit Ihrer - insgesamt ein wenig gewagten - Einschätzung, dass Sie den Klang "zwischen 1500 und 1600" ansiedeln würden, implizieren Sie also, dass gotischer Klang uniform sein müsse, und zwar so wie Sie ihn (womöglich aus Rysum her) kennen und schätzen. Das ist ziemlich anmaßend. Zunächst einmal gibt es nicht sehr viele Beispiele aus der Gotik, sodass die "sample size" eher gering ist und daher wenig zuverlässig. Wenn dann ein neues "sample" aus der Reihe ausbricht, dann sollte man wissenschaftlich gesehen natürlich erwägen, ob man daraus neue Erkenntnisse gewinnen kann und entsprechende Forschungen anstellen. Darf ich fragen, welche Forschungen Sie diesbezüglich gemacht haben? Denn es gibt andererseits die Gefahr, dass man aufgrund liebgewonnener Standards das, was von der "Norm" abweicht, ablehnt. Diese Fehler sind gerade in der Frühzeit der Orgelbewegung häufig gemacht worden, und haben dadurch oft mehr zerstört als das gesamte 19. Jahrhundert, das damals so verpönt war. Mittlerweile haben viele Orgelbauer und “Experten” da eine konservativere Haltung eingenommen, und das kommt dem Erhalt historischer Instrumente sehr zu Gute. Die Bezeichnung "gotischer Klang" basiert, nebenbei, auf einer Aussprache von Rowan West selbst, der bei der Erstbesichtigung des Instruments beim Bespielen des Prinzipals diese Aussprache tat. Ist also nicht auf meinem Mist gewachsen. Und im Gegensatz zu all jenen Videos und Filmen, die sich probieren mit Superlativen zu überbieten und überall "die älteste Orgel der Welt" verorten, entschied ich mich für einen weniger reisserischen, aber vielleicht poetischeren Titel für meine Dokumentation. Kurzum, Sie dürfen denn Klang der Orgel natürlich einschätzen wie sie wollen, aber Sie müssen dabei auch ehrlich gegenüber sich selber sein...klingt diese Orgel wirklich nicht nach Gotik, oder klingt sie nicht nach dem, was sie sich unter Gotik vorstellen? Ganz nebenbei kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, dass die Orgel nicht so klingt wie ich mir eine gotische Orgel aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen vorstellte. Aber die historische Substanz in Ostönnen spricht eine andere Sprache. Was mich zum nächsten Punkt bringt: 3) Die Unterstellung es handle sich um einen "Amateurfilm", der mehr Experten und weniger selbsternannte Heimatforscher benötigt hätte. Dies ist wohl die größte Frechheit von allen. Falls es sich lediglich um eine Spitze gegen mich handelt, dann habe ich das weiter oben bereits abgehandelt. Falls Sie jedoch denken, meine Informationen würden sich lediglich auf die Auskünfte der 3 Herrschaften aus Ostönnen stützen, dann irren Sie gewaltig. Mein Dank gilt der Organistin für Ihre Bereitwilligkeit "Ihr" Instrument für diese Dokumentation zur Verfügung zu stellen. An den Recherchen war Sie weiter nicht beteiligt. Herrn Dr. Reineke danke ich für Seine allgemeine Kooperation. Er war unsere Hauptkontaktperson in Ostönnen und öffnete und schloß die Kirche jeweils für uns. Zu guter letzt, Herr Kallenbach hat als Archivar mir die erst kürzlich von ihm entdeckten Presbyteriumsprotokolle zugänglich gemacht. Aus diesen wurden die Informationen über den Umbau des Spieltisches im 19. Jahrhundert ersichtlich. Ansonsten haben diese Herrschaften mit der Faktenfindung nichts zu tun. Hauptquellen für die Recherchen waren der Restaurationsbericht von Prof. Helmut Fleinghaus (mittlerweile Rektor an der Hochschule in Herford), sowie die Untersuchungen am Pfeifenmaterial durch Koos van der Linde, einem anerkannten Experten auf diesem Gebiet. Letzterer war es übrigens, der das Pfeifenmaterial aufgrund seiner Nachforschungen als "gotisch", und somit aus der Zeit vor 1500, einstufte. Die Datierung der Windlade erfolgte aufgrund von dendrochronologischen Untersuchungen. Das bedeutet, dass sowohl Pfeifenmaterial, als auch die Windlade (wenngleich womöglich nicht in dieser endgültigen Form) von vor 1500 datieren. Das macht sie gotischen Ursprungs. Ob das jetzt so klingt wie Sie sich das vorstellen, ist wieder eine andere Sache, und hat z.B. auch mit anderen Faktoren (dem Raum, der Intonation, der Windversorgung, der Stimmung, etc.) zu tun. Aber einfach zu behaupten der Klang wäre nicht metallisch genug für die Gotik, ist angesichts der Faktoren ein wenig anmaßend. Nebenbei räumen Sie selbst ein, dass die Pfeifen "wenn, dann sehr späte gotische Pfeifen aus der Übergangszeit zur Renaissance" wären. Eigentlich ziehen Sie hier rhetorisch den Schwanz ein, denn niemand hat jemals behauptet, dass die Pfeifen aus einer früheren Periode stammen würden. Windlade ca. 1430, Pfeifen vor 1500. Nix anderes sage ich in der Doku, nichts anderes entspricht dem faktischen Wissensstand. Zu behaupten "es klingt aber mehr nach Renaissance" ist subjektives Empfinden, was auch in Ordnung ist, aber das kann keine Grundlage für eine Dokumentation sein, bzw. die Darstellung von Fakten als amateuristisch abzutun. Der Restaurationsbericht ist, nebenbei erwähnt, einer der Hauptgründe für einige Ungereimtheiten (obwohl von einem Professor und Orgelsachverständigen erstellt). Tatsächlich ist die Faktenlage in Westfalen gerade durch eine Periode in den 60er und 70er Jahren nicht ganz eindeutig. Damals wollte man viele der vorhandenen Instrumente in ein künstlich konstantiertes Schema "westfälische Orgelbauschule" pressen. Paul Ott war dabei ein fleissiger Erfüllungsgehilfe von Rudolf Reuter, der die damalige Orgellandschaft skizzierte. An diesem Revisionismus der damaligen Zeit leidet man bis heute, da viele Veränderungen (damit es besser ins "Schema" passt) schlecht bis gar nicht dokumentiert wurden. Auch ist die Sachverständigenszene in Westfalen bis heute nicht auf dem Niveau vergleichbarer Zentren wie in den Niederlanden oder Norddeutschland. Das führte wiederum zu Widersprüchlichkeiten innerhalb des Restaurationsberichts. Oft widersprach die Behauptung auf Seite 3 einer zuvor gemachten Feststellung auf Seite 2, usw. --- Fortsetzung folgt ---
Teil 2: Ich habe relativ mühsam probiert diese Widersprüche sinnvoll auszumerzen. Ich habe diesbezüglich sogar eine Liste von Fragen an Rowan West, mit dem ich seit einigen Jahren in gutem Kontakt stehe, gerichtet. Da dieser allerdings dem landläufigen Klischee eines “Künstlers” entspricht, ist Kommunikation mit ihm nicht immer einfach. Meine Fragen blieben monatelang unbeantwortet, sodass ich letzten Endes die zweifelhaften Passagen entweder selbst beantworten musste, oder aus dem Drehbuch streichen. Die Alternative wäre gewesen um nichts zu machen und das Projekt abzublasen. Oder um einfach mal zu Rowan West rüberzufahren und an seiner Pforte aufzutauchen. Aber irgendwo muss jeder mal sagen, was “zu viel” Aufwand ist. Für mich waren 200 Stunden Freiwilligenarbeit (ganz abgesehen von Jahrzehnten der Ausbildung, die nötig waren um mir das nötige Fachwissen überhaupt mal anzueignen) in dem Fall die Grenze. Wenn Sie mir das zum Vorwurf machen wollen, bitte schön, aber erwarten Sie dafür keine Reue von mir. Eher würde ich sie einladen es, z.B. in Rysum besser zu machen! Übrigens: Auch Experten reden manchmal Blödsinn. Ein Freund von mir interviewte einmal eine Koryphäe der norddeutschen Orgelmusik (groß mit Bart) über die von ihm popularisierten Vorstellungen über Registrierungen bei Buxtehude. Bei genauem Nachhaken stellte sich heraus, dass es dafür überhaupt keine Quellen gab, sondern er sich diese Dinge einfach selber ausgedacht hatte. Generationen von Organisten haben dies für bare Münze genommen und nachgeplappert. Ergo: auch die Experten und Professoren sollte man kritisch hinterfragen. Zu guter letzt…was die Professoren und Experten angeht…da selber Berufsmusiker, kenne ich die meisten dieser Herrschaften persönlich. Viele von Ihnen, gerade auch exzellente Spezialisten für Alte Musik im Allgemeinen, und mittelalterliche Musik im Speziellen, haben mir zu der Dokumentation gratuliert und fachlich daran nichts auszusetzen. Rowan West selbst war sehr angetan und hätte gerne, dass ich mehr solcher Dokumentationen anfertige. Ein Musikwissenschaftler, der Untersuchungen am Pfeifenwerk in Weingarten machte, und dort gotisches Pfeifenmaterial ortete, zeigte sich außerordentlich interessiert an meiner Dokumentationen und verwendete sogar Screenshots als Anschauungsmaterial in einem von ihm vor kurzem in “The Diapason” veröffentlichten Artikel! Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass sich nicht hier und da kleine Fehler einschleichen (und die darf man auch gerne besprechen), das gibt es wohl immer und überall, aber so zu tun als wäre dies ein “Amateurfilm” beraten von “selbsternannten Heimatforschern” ist wirklich eine Frechheit. Klar dürfen Sie sagen was Sie wollen, aber dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, wenn ich das ebenfalls tue! 4) Es ist natürlich Ihr gutes Recht meine Frau und mich für unaufregende Organisten zu halten. Die Feststellung, die Werke wären “klanglich deplatziert”, zeigt aber nur Ihre Böswilligkeit. Die Werke des Robertsbridge Codex wären demnach an jeder bestehenden Orgel deplatziert. Das Werk aus dem Buxheimer Orgelbuch (1430) stammt ziemlich genau aus der Entstehungszeit der Windlade, ist somit sehr relevant. Aufgrund des Alters des Pfeifenwerks ist das Salve Regina von Paul Hofhaimer wohl mehr als passend. Paumann hätte zwar auch funktioniert, aber - ich gebe es zu - den spiel ich nicht so gern, reizt mich nicht so sehr. Da sag ich ganz frech: machen Sie selber eine Dokumentation, dann können Sie so viel Paumann spielen wie Sie wollen! Angesichts Ihrer Selbstinszenierung als Kritiker vermute ich aber (und das ist natürlich spekulativ), dass Sie, wenn ich Paumann gespielt hätte, dann stattdessen nach Hofhaimer und Schlick gerufen hätten. Vor allem widersprechen Sie sich aber selbst wenn Sie behaupten der Klang der Orgel wäre mehr zwischen 1500 und 1600 anzusiedeln, Sie sich aber Paumann (1410-1473) wünschen. Was denn nun? Dann spiele ich Sweelinck und einen Tanz aus dem 16. Jahrhundert, GERADE UM EBEN DIE REGISTER DES 16. JAHRHUNDERTS ZU DEMONSTRIEREN (Flöte 8, Trompete 8), und dann ist das auch nicht gut?So wird es schwierig Ihre Kritik als objektiv zu sehen, und wird es naheliegend, dass dem einfach eine Bösartigkeit zu Grunde liegt, aus welchem Grund auch immer. Die Behauptung wir hätten “technisch passabel” gespielt ist zwar augenscheinlich legitim, aber eigentlich doch einfach nur herabschauend und wird nirgendwo inhaltlich erläutert…es geht Ihnen scheinbar wirklich nur darum zu beleidigen, aus welchem Grund auch immer. Die Nachfrage nach der Spieltechnik und dem Daumen ist der nächste Höhepunkt der Impertinenz. Wenn das einzige, was Sie an dieser Musik interessiert der Einsatz des Daumens ist, dann würde ich mir an Ihrer Stelle ein anderes Hobby suchen. Nebenbei spiele ich manchmal mit, manchmal ohne Daumen, das hängt von der Situation und dem von mir gewünschten Effekt ab. Und auch auf die Gefahr hin arrogant zu wirken: Experten, Professoren und andere Profis (so wie ich auch einer bin) reden nie über “spielen die mit oder ohne Daumen”…das sind Fragen, die normalerweise nur von Wichtigtuern und Möchtegern-Experten gestellt werden. Zu guter letzt muss ich sagen, dass mich Ihre Reaktion über Gebühr ärgert (was man wohl merkt), denn ich liebe die Kunst, Orgeln und die Filmemacherei (ich bin nebenbei sowohl professioneller Organist, als auch Filmemacher, also nix Amateur). Es ist mir ein Anliegen dieses wunderbare Kulturgut über das Medium des Films einer Vielzahl an Menschen zugänglich zu machen. Ich bemühe mich, nie (von mir aus) an Amateure mit Arroganz oder einem Gefühl der Überlegenheit heranzutreten, denn ich weiß wie sehr wir die Liebhaber brauchen um die Kunst am Leben zu erhalten. Orgeln und Orgelmusik können ohne Berufsmusiker überleben, aber nicht ohne begeisterte Amateure! Dennoch widert mich die selbstgenügsame Art mancher Amateure an, denn ihr Interesse gilt nicht primär der Kunst, sondern häufig nur noch ihrem eigenen Status. Wie oft habe ich gesehen, dass Amateure nach einer Wettbewerbsrunde zu einem Kandidaten gingen (der gerade probierte seinen Puls wieder von 180 runter zu kriegen) um ihm dann zu erzählen, dass sie das Stück XY (meistens das einzige langsame Stück im Programm) auch gespielte hätten, und dass sie mit der Interpretation nicht einverstanden waren. Dabei gefallen sich diese Leute als wären sie eine moralisch-künstlerische Instanz, und merken nicht, wie unempathisch und arrogant sie eigentlich sind. Bescheidenheit kommt in ihrem Wortschatz nicht vor, zu allen Dingen und allen Orgeln haben sie eine Meinung, auch wenn sie keine 2 Takte spielen können ohne rauszufliegen. Sie fordern Respekt ein, und kanzeln Profis ab…so wie Sie es mit Ihrem Posting soeben getan haben! Aber lassen Sie es sich gesagt sein, dass Sie der Kunst, die Sie vorgeben zu mögen, damit nichts Gutes tun. Ich verlange keinen Orden, und auch Kritik darf sachlich geäussert werden, aber mit meinem Film habe ich eine frei und gratis zugängliche Ressource über die Orgel in Ostönnen geschaffen, über die davor lediglich ein einziges 1-minütiges Handyvideo von einer Orgelführung auf RUclips zu finden war. Ich habe probiert ein faszinierendes Instrument liebevoll und schön in Szene zu setzen und einer breiten Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Vergleichbare Produktionen sind meistens weniger detailiert, haben 5-stellige Budgets und werden eben auch nicht gratis zur Verfügung gestellt. Wem’s nicht gefällt darf es natürlich kritisieren, wenn’s sachlich ist, kein Problem. Aber ich lass mir - entschuldigen Sie den Kraftausdruck - nicht ans Bein pinkeln von Leuten deren Geltungsdrang ihre Kompetenz und ihren Anstand bei weitem überschreitet. Da kann mir auch Ihr gönnerhaftes “alles in allem, ein interessantes Video” gestohlen bleiben. Auf Ihrer Facebookseite teilen Sie den Motivator: “Es kostet 0,00 Euro ein netter und hilfsbereiter Mensch zu sein”. Offensichtlich glauben Sie nach diesem Leitsatz zu leben, oder gilt das nur für bestimmte Leute? Nächstenliebe nur dort wo’s uns in den Kram passt? Und falls Sie mich jetzt für unverschämt, unfreundlich oder arrogant halten, dann denken Sie an den anderen alten Spruch: wie man in den Wald hineinruft…
Ich möchte mich nur zu einem speziellen Punkt äußern. Herr. Javert verortet hier den Klang zwischen 1500 bis etwa 1600 als "Zwischenzeit" (tatsächlich ist die Zeit zwischen 1500 und 1600 eine "Zwischenzeit", es handelt sich wohl um einen Pleonasmus ); die eigentliche Frage ist ja: ist diese Zeit von 1500 bis 1600, die Zeit in der diese Orgel entstanden ist - und da ist die Antwort EINDEUTIG, die dendrochronologischen Untersuchung der Windlade und das älteste erhaltene Pfeifenmaterial weisen eindeutig in eine Entstehungszeit von etwa 1430 bis vielleicht 1500 - mit im übrigen ständigen Anpassungen im weiteren geschichtlichen Verlauf. Hier entsteht nun die Frage: können wir diese Entstehungszeit einer kunsthistorischen Epoche zuordnen, ist diese Zeit von etwa 1430 - 1500 als "gotisch" oder schon als "Renaissance" zu werten oder zuzuordnen? Die Antwort ist nicht ganz einfach aber dennoch im Grunde eindeutig. Wäre diese Orgel um 1430 in Italien gebaut worden, würde man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Instrument der Renaissance sprechen, da die Orgel aber in Soost gebaut wurde, müssen wir wohl von einem Instrument sprechen das spätgotisch in Stil ist.Wir müssen uns ein wenig über die Bedeutung dieser Frage klar werden. Der Übergang zwischen Gotik und Renaissance findet zuerst in Italien statt, dort sind es Maler und Literaten, Dichter - die diesen Übergang einleiten.Dante, Petracca und Fra Angelico sind hier vorrangig zu nennen. Gerade an einem Künstler wie Fra Angelico wird sehr deutlich wie schwierig es ist eine eindeutige Grenze zwischen Spätgotik und Renaissance zu ziehen.Dazu gesellt sich ein zweites Problem - jenseits der Alpen "hält sich" die Gotik viel länger am Leben - mit dem Zentrum rund um Flandern. Eine Reise vom Norden über Alpen (wie z.B. Dürer sie unternommen hat), war eine Reise in eine andere "Zeit" - das trifft aber für unsere Orgel und ihre Schöpfer in keiner Weise zu. Vielleicht ist dieser Umstand sogar ein wenig ein Glück - dadurch das wir durch diese "relative Rückständigkeit" in den späten (wenn auch nur schwer rekonstruierbaren Besitz) dieser quasi "letztgotischen" Klangvorstellungen geraten. Und hier stoßen wir auf ein weiteres Problem. Während es z. B. in der Malerei oder Plastik relativ eindeutig ist, welcher Epoche ein Kunstwerk zuzuordnen ist (obwohl es auch hier Übergangsformen gibt) ist das bezüglich der Klangwirklichkeit eines Instrumentes sehr viel schwieriger, Während der untere Teil des Prospektes ziemlich eindeutig "gotisch" ist, ist es sehr viel schwieriger festzustellen inwieweit die "Klangwirklichkeit" eines Instrumentes dem „gotischen Stil“ entspricht oder nicht, dies umso mehr als ja nicht wirklich viele und komplette Klangvorbilder existieren, auf die sich ein gotischer Stil stilrein ableiten ließe. Außerdem entsteht die Orgel als Instrument in dieser Zeit und es ist fraglich inwieweit überhaupt ein bestimmter „Klangkanon“ für diese Instrumente existierte - ein „Stil“ ist ja selber immer auch eine Art der Herausbildung einer bestimmten Geschmacksvorstellung, die selber Resultat eines historischen Vorganges ist. Was also bleibt ist die Möglichkeit einen vorhandenen Klangkörper (im speziellen Fall hauptsächlich das Pfeifenmaterial) auf seine Originalität hin zu untersuchen, die Anpassungen und Modifikationen des Instrumentes über die Zeit - ihre „Stile“ und Klangvorstellungen möglichst zurückzubauen und möglichst nahe an den Originalzustand zu kommen - und aus diesem Zustand dann das Instrument zum Klingen zu bringen und eine Grundlage für die sich zur Erbauungszeit des Instrumentes entwickelnden Klangbilder zu erhalten. Dies alles bedarf viel Vorsicht und das Bewusstsein, das solche Bestrebungen zu keinen absoluten Lösungen führen - dies alles sind nur „Annäherungen“, zumal uns ja auch die Vorstellungswelt des mittelalterlichen Menschen heute sehr weit entfernt ist - und die Wirkungen der Musikdarbietungen auf diese Menschen nur sehr bedingt nachvollziehbar sind. Unser Kritiker vermisst also die gotische Klangwelt, die er sich vorstellt. Hm, der Produzent des Videos sagt selber, das die Klangwirklichkeit der Orgel in Ostönnen ihn auch etwas überrascht hat. Und da kommen wir an einen entscheidenden Punkt. Der wirkliche Fachmann oder Wissenschaftler weiß um die Begrenztheit unseres Wissens, die Welt der Wissenschaft grenzt immer an das Unwissen (und mit Verlaub, das gilt weit, weit über die Grenzen der Musikwissenschaft) und gibt auch nicht vor alles zu wissen. Er ist bereit für Neues, bereit eigene unvermeidlich vorhandene Bilder und Vorstellungen zu überprüfen, zu erneuern. Das Gegenteil ist der Halbgebildete, er hat einen engen Erfahrungskreis, oft kennt er nur die lokalen Bildungsstätten und nimmt das dort Vorgetragene (manchmal zu Unrecht) bedingungslos als absolute Wahrheit. Die Ignoranz ist sein ständiger Begleiter, der zweite Begleiter ist eine kleinlich-gehässige Form der Besserwisserei. Leider habe ich keine bessere Nachricht.
Sehr interessante Orgel. Der Klang allerdings erinnert eher an einen alten Zinkeimer als an ein hochwertiges Musikinstrument. Die Oregl klingt einfach billig und Obertonarm.
Schade, dass Sie das so empfinden, ich kann Ihnen versichern die Orgel klingt alles andere als ein Zinkeimer (dafür ist auch zu viel Blei drin ;-) ). Vergessen Sie bitte auch nicht, dass der Film mit einem Nullbudget entstand und wir somit auf die uns privat zur Verfügung stehende Aufnahmetechnik zurückgreifen mussten. Mittlerweile habe ich diese auch aufgerüstet, das war damals jedoch finanziell nicht drin. So mussten wir über Umwege arbeiten und das, was uns an Equipment fehlte durch Fleiß wett machen. Ergo: mehr als 200 Stunden unbezahlter Liebesmüh' stecken in diesem Film, das muss den Zuhörer zwar nicht kümmern, da wir unsere Arbeit aber gratis mit der Welt teilen, wäre es zumindest eine Überlegung wert diese Umstände in die Beurteilung mit einfließen zu lassen. Kritik an der Soundqualität ist zulässig, und auch wenn sich Ihr Kommentar auf die Orgel bezog, so finde ich Ihr Urteil doch ein wenig zu vernichtend. Die Alternative wäre, dass man solche Projekte nicht mehr macht, es sei denn es stecken mehrere 10000 Euro dahinter. Falls Sie Sponsoren kennen, dürfen Sie diesen gerne meinen E-Mail Adresse geben. Bis dahin mache ich weiter Projekte mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln, frei nach dem Motto: “Wir schaffen das“ ;-) MfG, David Boos
Danke für diese tolle Dokumentation, in welcher auch die Klangfarben der Register so wundervoll zu hören sind. Hut ab ! auch vor den Menschen, welche diese Instrumente damals ohne moderne Werkzeuge und Computer schufen.
Ein wunderschöner Film über eine wunderschöne Orgel, vielen Dank dafür!.
Das ist ein richtig schöner, bestimmt auch aufwändiger Beitrag, sehr informativ und mit tollen musikalischen Beispielen!!! Ich mag diese Musik vor 1600, für uns klingt sie fast wieder modern, weil wir das heute gar nicht mehr wirklich gewohnt sind. Mich würde auch mal interessieren, wie hochbarocke, westfälische Musik darauf klingt, schließlich hat Möller auch seine Spuren hinterlassen und die Sesquialtera ist sogar dreifach, also ganz typisch für Westfalen.
Weil ich ein alter Meckerkopp bin, nicht ernst nehmen: Die Trompete in Rysum ist nicht original und wurde damals von A&B ich glaube nach Westerhusen oder Uttum nachgebaut. Der Umbau in Rysum, wo das damalige Blockwerk aufgeteilt und Register wie die Trompete dazukamen, ist zeitlich nur als "irgendwann vor 1680" belegbar, starke Indizien sprechen aber für 1513. 1528 hab ich noch nicht gehört, muss ich mal schauen, ob es da Erkenntnisse gibt. Für die Trompeten in Westerhusen und Uttum als Vorbild für Rysum gibt es auch kein Erbauungsdatum.
Sehr interessanter, weiterbildender und einfach toller Film! Vielen Dank!👍👌
Ich finde es von enormer Bedeutung, dass auch durch solche Filme diese alten Orgeln, die von maßgeblicher Musikkultur früherer Jahrhunderte zeugen, publik gemacht werden und so für die Erhaltung gesorgt wird.
Ich finde dieses Projekt wunderbar und würde mich über weitere sehr freuen.
Ihnen noch viel Erfolg, Herr Boos!
Vielen lieben Dank, Herr F.
Nichts wäre mir lieber, als weitere solche Dokumentationen zu machen, habe ich doch mittlerweile auch ganz andere Möglichkeiten um diese entsprechend in Szene zu setzen. Aber, wie so oft, es mangelt an Zeit, bzw. an Auftraggebern mit einem Budget um so etwas in Auftrag zu geben.
Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf, vielleicht tut sich ja bald was. :-)
Spectacular organ, brilliant research, outstanding production and editing. Well done.
Thank you, glad you liked it. We're hoping to produce some more documentaries soon, so if you're interested, please subscribe to get a notification when a new documentary is released.
sehr schöner kompetenter Bericht . In den Kommentaren hier ist bereits alles gesagt, und ich schließe mich dem an . . . Bravo !! Grüsse
Vielen lieben Dank!
Ein sehr schöner und umfassender filmischer Beitrag über dieses faszinierende Instrument mit seiner langen und bewegten Geschichte!
Es gibt ja mittlerweile doch einige Kirchen bzw. Kirchengemeinden, die von sich behaupten, die älteste spielbare Orgel der Welt zu besitzen... Aber ganz ehrlich: hat man das wirklich nötig, sich mit solchen "Superlativen" zu schmücken? Viel wichtiger ist doch, dass uns bis heute Instrumente aus dem Mittelalter, wenn auch meist nur in Teilen (immerhin besser als Nichts!), erhalten geblieben sind und uns regelmäßig in Gottesdiensten begleiten oder auch bei Konzerten erfreuen.
Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächste Orgel-Doku auf diesem Kanal! :-)
Eindrucksvoll. Ergänzt werden darf, daß der moderne Mensch an zahllosen Orten in Europa durch die Architektur eine unzerreißbare Verbindung mit der Vergangenheit hat
Vielen Dank. Wenngleich ich Ihnen zustimme in Bezug auf die Architektur und die daraus resultierende Verbindung zur Vergangenheit, so würde ich heutzutage ein Fragezeichen bei dem Adjektiv "unzerreißbar" platzieren. Allerorts sehen wir, dass ob durch Vandalismus, Nachlässigkeit, oder einfaches Desinteresse solch alte Gemäuer zerstört werden oder der Vergessenheit anheim fallen. Auch die Tempel der Griechen und Römer prägten einst Ewigkeit gemahnend die europäische Landschaft, und geblieben sind nur einige wenige Ruinen, die uns an unsere eigene Vergänglichkeit erinnern.
@@Mengeliciousmoments In Ihrem Sinne weiter gedacht, wird der Wiederaufbau von Notre-Dame in Paris ein im Sinne des Wortes "Stress-Test" für unser Verhältnis zur Vergangenheit. Ich fürchte das Schlimmste. Und hoffe auf doch auf die zahlreichen Stimmen der Mahner ...
Sehr schöne Erklärungen zu den Veränderungen in den Jahrhunderten, ein guter Einblick in die Technik des Orgelbaus.
Ein toller Film! Gute Übersetzung auch.
+Sara V. Schneider Vielen Dank, freut mich, dass es gefällt! :-)
Excellent played with historic fingerings!!
WUNDERBAR! Eine hervorragende Ergänzung Ihres Orgelkonzertes vom letzten Samstag!! Liebe Grüße!
Alle Bewunderer sind nach Ostönnen eingeladen!! Helmut Reineke
ein wunderbarer Film. sehr gut erklärt, sehr schön gespielt
+Reinhard Kluth Vielen lieben Dank, das freut uns sehr!
An einer kleinen Orgel mit nur wenigen Registern erklärt sich die Baugeschichte eines alten Instruments für uns Zuschauer viel besser, auch weil es dabei nur um eine, oder drei Pfeifen geht, die im Zuge der vielen Umbauten mehrfach und von verschiedenen Orgelbauern geändert wurden. Die komplexe Persönlichkeit Orgel - und vor allem Ihrer Pfeifen anschaulich aufzuschlüsseln... großartig ! Herzlichen Dank für diese außergewöhnlichen Eindrücke. Aus der alten Musik kommend, genieße ich das mit Ehrfurcht... denn hier ertönen nun mal die wenigen Originale aus früher Zeit. Die Auswahl der Stücke ist dem entsprechend entscheidend... denn man lauscht ja nicht minder ehrfürchtig auch in die andere Richtung:
So also haben die Estampien damals also geklungen... Zwar weiß man es eigentlich - aber man spielt ja stets auf Nachbauten :) umso großartiger ist daher, wie feinfühlig Ihr auch die Literatur interpretiert; so glaubwürdig, denn Ihr wisst und erspürt stilsicher, worum es geht, wie man das macht...
Und eine so alte Orgel spürt es und schnurrt gleich los wie ein Kätzchen, weil es von erfahrener Hand ihrer Art gemäß erweckt wird.
Alles Gute Euch, das ist Spitze !
Fantasiche Orgel!
danke für die Info, ich verstehe, die zwei spielen sehr gut. das Video hilft mir zu verstehen. Danke.
Robert und Merkela kann ich mich nur anschließen. Das Instrument klanglich und bauhistorisch zu erklären und mit Musikbeispielen zu unterlegen war ausgesprochen lehrreich. Ich lerne zurzeit mehr über Orgelbau und alte Musik. Dies war das mit Abstand lehrreichste und ästhetisch ansprechendste Video dazu. Eine gute Vorlage zum Üben der alten Musik. Herzlichen Dank für die exzellente Arbeit und fürs Teilen auf RUclips!
Vielen herzlichen Dank für diesen sehr gelungenen Film!
Eine großartige Doku, ich schaue sie jedes Jahr einmal aufs Neue! Vielleicht kann mir jemand sagen wo man Noten für das Passamezzo Antico welches zu Beginn und zum Schluss der Doku zu hören ist bekommen kann?
Einzigartig schön gemacht. Glückwunsch !!!
What a treasure! Thank you for the wonderful video!
Was für eine tolle Dokumentation! Kaum zu glauben, dass das nicht im Fernsehen ausgestrahlt wird! Respekt! Wie lang hat es gedauert, diesen Film zu produzieren?
Beautiful - excellent photography and sound quality! The wait was worth it. I can only imagine all the hard work that went into this.
Thank you for making this documentary and helping this remarkable, one-of-a-kind instrument reach wider publicity. Many organs in Europe do suffer from a lack of exposure, and this makes both maintenance and access for these historical instruments notoriously hard - the noteworthy example I can think of is that of St. Nicolai Molln, which owns a remarkable Baroque organ but is struggling to fundraise for its restoration.
+achenpigeon Glad you like the final result, and I agree about the difficult situation many instruments are in. Promoting those means promoting our own culture, and it's a challenge we should gladly take upon us!
When are the "Music only" videos being released? :)
You're the sound of my conscience ;-)
Alas I've been terribly busy with doing work that pays the rent over the last 2-3 months, so I simply didn't get around to it. Tomorrow I'm leaving for vacation, so I'll give it another shot in August. But glad to hear, that there's still people out there waiting for it. Sorry for the delay!
Beautiful film, precious and fascinating sound!
Thanks a lot!
Ich habe diese faszinierende Orgel vor etlichen Jahren vor Ort erleben können, von Léon Berben exzellent vorgeführt. Erstaunlich der Klangfarbenreichtum, der aus diesem gar nicht großen Instrument hervorzubringen ist. Am meisten hat mich der bläserhaft obertonreiche Klang dieser Trompete beeindruckt - in Lüdingworth ist ja noch eine ähnliche erhalten. Ich finde Ihr Kurzportrait gelungen und sehenswert!
Freut mich zu hören, dass es Ihnen gefällt, auch wenn ich eine halbe Stunde über diese Orgel schon für etwas mehr als ein Kurzporträt halte, aber ich stimme mit Ihnen dahingehend überein, dass es ruhig noch etwas länger sein dürfte :-)
Und ja, die Farben dieser Orgel sind fantastisch!
Danke für tolle Info, die sehr schwer zu finden ist!
wirklich das ist ein gutes Video.
Alles ist Interessant für mein Studium.
Danke.
Bitte schön, und vielen Dank! Es war unser Ziel ein Video zu machen, dass sowohl Laien die Orgel näher bringt, als auch Organisten entsprechende Fachinformationen bietet. Einige Informationen, wie z.B. über den Umbau des Spieltisches, hört man in diesem Video sogar zum ersten Mal öffentlich.
Viel Erfolg noch im Studium!
LG,
David
Der ganze Film ist wunderschön! Besonders aber gefällt mir Passamezzo antico ab 26:58
Vielen Dank! Ja, der Passamezzo antico hat schon was...darum hab ich ihn ja auch eingebaut ;-)
LG, David Boos
I would like to know what piece is played from about 3:27 and where there might be sheet music?
Nicht die Noten aus denen ich spiele (bei mir ist's in C), aber hier:
ks.imslp.net/files/imglnks/usimg/5/57/IMSLP501538-PMLP737201-alvarado_pange_typeset.pdf
@@Mengeliciousmoments Vielen lieben Dank.
@@Mengeliciousmoments Können Sie mir sagen wo ich das erste Stück in Ihrem Dokumentarfilm als Sammelalbum beim Doblinger finde?
Fascinating. Thanks so much for including englische Untertitel!
My pleasure! Ultimately we want to reach as wide an audience as possible with our work. Glad you like it :-)
Exemplarisch! Danke!
Kann man sich an diesem wunderschönen Instrument je satt hören?
hmm...
Nein :)
Fascinating! I would like to know which piece is played from around 8:30 and onwards and which stops have been used?
That is the anonymous Estampie c1430, available in the same book as the famous 1330 Estampie from the Robertsbridge Codex. "Älteste Orgelmusik" or something like that from Doblinger.
It was played on principals 8+4.
Das ist ja nur ne halbe Stunde von mir entfernt, gibt's 2022 Orgelkozerte?
Toll! Welche Komponisten werden gespielt?lg ad
interessant wäre herauszufinden wo das Blei der gotischen Pfeifen herkam. Erste Quelle damals wäre die Grube Churfürst Ernst in Sundern- Bönkhausen gewesen.
eine wahre Orgel des ewigen Selbst!
welche Frequenz für a= Hz ?
WALTER! Wie schön von Dir zu hören, und Schande über mich, dass ich so lange gebraucht habe um Dir zu antworten! Ich hab mich sehr gefreut Deine Nachrichten zu lesen, hatte ich mich doch schon öfter gefragt wie es Dir ergeht. Dann hatte ich mir vorgenommen mich zu melden und das dann leider verschoben, weil ichs nicht schnell schnell machen wollte. Naja, und dann vergisst man darauf.
Also, um die Frage zu beantworten: die Orgel steht jetzt auf a=482 Hz, also ziemlich hoch.
Ich hoffe es geht Dir gut, was treibst Du so? Schick mir mal eine Mail, wenn Du Lust hast: davidboos@gmail.com
Alles Gute; David
Kann man noch so eine tolle Doku über eine Orgel erwarten? Vielleicht eine romantische? Wäre toll!!!
LG
Am liebsten würde ich solche Dokus tagein, tagaus machen. Ist aber natürlich mit beträchtlichem Aufwand verbunden und ich muss auch fürs täglich Brot sorgen, was einen großen Teil der Zeit in Anspruch nimmt. ;-)
Wir überlegen uns in Zukunft evtl. über Crowdfunding den finanziellen Druck von solchen Projekten zu nehmen, das macht es dann einfacher um sich die Zeit dafür zu nehmen. Und ganz wichtig ist auch die Mitarbeit der Kirchengemeinden. Wenn Sie also eine Gemeinde kennen mit einer schönen Orgel, dann richten Sie denen doch einfach mal aus, dass Sie gerne so eine Doku über die Orgel sehen möchten und geben Ihnen unsere Emailadresse. Nur wenn eine Gemeinde mitzieht ist das erst möglich.
Auf jeden Fall werden wir wohl noch in diesem Jahr eine ähnliche Doku über die Orgel in Brackwede (unsere Hausorgel sozusagen) machen, denn die Kirche feiert heuer 800-jähriges Jubiläum, das ist ein guter Anlass.
Und natürlich würden wir auch liebend gern solche Dokus über romantische Instrumente machen. Das schöne an Orgeln ist ja, dass jedes Instrument einzigartig ist und somit Superlative ja eigentlich nichts zu suchen haben. Jedes Instrument erzählt seine eigene individuelle Geschichte und hat seinen eigenen Charme.
Freut mich auf jeden Fall ungemein, dass es Interesse an weiteren Dokus gibts. Wie gesagt, ist absolut am Radar (und da bleibt es auch), aber leider hat mein Tag auch nur 24 Stunden im Moment, und die sind größtenteils schon gefüllt.
Bei Crowdfunding wäre ich sofort dabei 😃.
LG
Ich kann mir bei den Klängen vorstellen wie in eienr mittelalterichen Kirche die Leute eintraten sich hinstellten (weniger hinsetzten-Bänke gabs erst ab ca. 1450) und sich grüssten.
Und dann durch den Gottesidienst da waren und wer mitsingen konnte da meist lateinisch um die Zeit mitsang.
Does anyone know the name of the piece around 8:44?
Yes, I do ;-)
That's the Estampie (c1400) from the Robertsbridge Codex.
Dann wurde die älteste bespielbare Orgel also in Soest hergestellt?
Kann man so sagen. Wobei es natürlich damals andernorts auch Orgeln gab. Diese hat halt die Zeit überdauert, und das Verdienst dafür liegt wohl eher bei den Ostönnern, den die Soester hatten die Orgel ja schon ausgemustert...
Was ist das für ein Stück @ 2:17?
Siehe Abspann: Passamezzo Antico II & III von Anonymous ;-)
Johann Sebastian Bach approves this.
Wie heißt das erste Stück?
Das ist der Passamezzo Antico II & III, von Anonymus. Das Stück stammt aus einer Sammlung alter italienischer Musik für Tasteninstrumente aus dem 15. & 16. Jahrhundert.
+Mengelicious Moments Ok vielen Dank :-D
+Mengelicious Moments Wo gibt es die Noten?
Das ist aus einem Sammelband von Doblinger, allerdings kann ich mich jetzt nicht an den genauen Titel erinnern, tut mir leid.
+Mengelicious Moments Ok trotzdem danke.
P. s.: Schön gespielt ;-D
❤❤❤👻
Ich kann nicht beurteilen, was Rowan West gemacht hat. Der Klang ist aber mehr in der Zwischenzeit zwischen 1500 und 1600 einzuordnen. Also mehr ein Renaissanceklang, die Trompete muss nach Uttum gebaut worden sein, da der Klang sich schon weiter entwickelt hat.
Bei dem Prospekt mag es sich wohl um die Zeit handeln, der Klang und dementsprechend die Pfeifen sind aber nicht metallisch genug für Gotik, wenn dann handelt es sich um sehr späte gotische Pfeifen vom Übergang zur Renaissance.
Als Friese, der in Ostfriesland ca. 40 von Rysum aufgewachsen bin, möchte ich auf die banale Aussprache von Ihnen hinweisen. Rüsum ist eine touristische Verballhornung. Der Orgelkenner weiß, wie der Einheimische, es wird Riesum ausgesprochen.
In meinen Augen ein Amateurfilm, welcher ein bisschen mehr professionelle Beratung von historisch-informierten Experten (z.B. Professoren und nicht selbsternannte Heimatforscher) benötigt.
Obwohl klanglich deplatziert, waren die Gotischen Werke technisch passabel gespielt. We wäre interressant Conrad Paumann auf dieser Orgel zu spielen.
Wie halten Sie es in der Spieltechnik, ich konnte leider nur schlecht sehen, spielen die Organisten mit oder ohne Daumen?
Alles in allem, ein interessantes Video.
Sehr geehrter Herr Javert,
nachdem Sie sich die Zeit genommen haben relativ ausführlich mein Video zu kommentieren, gestatten Sie mir auch (sehr) ausführlich zu antworten, vor allem da ich leider zugeben muss, dass mich ihr Kommentar weit mehr verärgert und verletzt als er es eigentlich sollte.
Da gibt es einige Punkte die ich festhalten möchte:
1) Was die Aussprache Rysums angeht, das tut mir leid, dessen war ich mir nicht bewusst. Versprecher passieren, in dem Fall wiegt er doppelt, denn wie sie feststellten ist die Trompete tatsächlich nach Uttum kopiert. Das stand auch so in meinen Aufzeichnungen, aber bei den Aufnahmen versprach ich mich und es fiel mir erst beim Schnitt wieder auf. Falls ich die Zeit hätte würde ich einige Korrekturen veröffentlichen, aber die Zeit fehlt im Moment (die Originaldoku war mir eine Herzensangelegenheit, die wir in mehr als 200 Stunden Arbeitszeit alleine und ohne Budget auf die Beine gestellt haben). Doppelt schade also insofern, da wenn ich nicht Uttum und Rysum im Eifer des Gefechts vertauscht hätte, ich Rysum gar nicht erst falsch ausgesprochen hätte (weil es dann gar nicht vorkäme).
Ich möchte aber auch festhalten, dass Sie als offensichtlich bekennender Christ (Ihrer Facebookseite nach zu urteilen), ich mich doch frage, ob nicht ein wenig Mäßigung in Ihren Aussagen angebracht wäre? Mal abgesehen davon, dass "banal" nicht unbedingt ein Adjektiv ist, das ich in Kombination mit Aussprache verwenden würde, so ist es doch auf jeden Fall (laut Duden) "abwertend". Gleiches gilt für die passiv-aggressive Feststellung "Der Orgelkenner weiß (...) es wird Riesum ausgesprochen". Das impliziert ich wäre kein Orgelkenner (und wagen Sie bloß nicht das im Nachhinein relativieren zu wollen!).
Im Allgemeinen gebe ich sehr wenig auf Titel, Errungenschaften und dergleichen, da ich Menschen nicht nach Titeln beurteile. Aber hier möchte ich dann doch darauf hinweisen, dass sowohl ich, als auch meine Ehegattin, einen Master-Abschluss im Orgelspiel vom Amsterdamer Conservatorium haben, dabei auf vielen historischen Instrumenten aller Couleur Erfahrungen gesammelt haben, und ich dazu - auch wenn ich dem selber keinen besonderen Wert beimesse - Preisträger bei Wettbewerben für Alte Musik war (u.a. dem Schnitger Wettbewerb in Alkmaar). Dort wurde ich - selbstverständlich - von renommierten Professoren und Experten, also Leuten die Ihren Respekt genießen, beurteilt. So schlecht kann ich's also nicht gemacht haben.
In meiner Zeit in den Niederlanden hatte ich ausführlichen Kontakt mit historischen Instrumenten. Da ist einiges hängen geblieben. Ich bin also weder "selbsternannter Heimatforscher" noch ein "Amateur" oder nicht genug "Orgelkenner". Ich bin professionell ausgebildeter Organist an einem der besten Konservatorien Europas, Preisträger internationaler Wettbewerbe mit Schwerpunkt auf Alte Musik. Des weiteren war ich einer der ersten Studenten des - mittlerweile aufgelösten - "Organ Expert" Studienganges in Trossingen, einer international orientierten und breit gefächerten Ausbildung zum Orgelsachverständigen.
All das gebe ich normalerweise nicht an, da mir wie gesagt Titel und Lebensläufe mittlerweile egal sind. Sie sind allerdings schnell damit zur Hand mich aufgrund der falschen Aussprache von Rysum (die, wie sie selber zugeben, öfter passiert) als Amateur abzutun, und gleichzeitig nach mehr Professoren und Experten rufen. Ob sie auch wirklich inhaltlich was auszusetzen haben, oder ob ich Ihnen einfach “zu unbekannt bin”, das wird nicht wirklich ersichtlich.
2) Mit Ihrer - insgesamt ein wenig gewagten - Einschätzung, dass Sie den Klang "zwischen 1500 und 1600" ansiedeln würden, implizieren Sie also, dass gotischer Klang uniform sein müsse, und zwar so wie Sie ihn (womöglich aus Rysum her) kennen und schätzen. Das ist ziemlich anmaßend. Zunächst einmal gibt es nicht sehr viele Beispiele aus der Gotik, sodass die "sample size" eher gering ist und daher wenig zuverlässig. Wenn dann ein neues "sample" aus der Reihe ausbricht, dann sollte man wissenschaftlich gesehen natürlich erwägen, ob man daraus neue Erkenntnisse gewinnen kann und entsprechende Forschungen anstellen. Darf ich fragen, welche Forschungen Sie diesbezüglich gemacht haben? Denn es gibt andererseits die Gefahr, dass man aufgrund liebgewonnener Standards das, was von der "Norm" abweicht, ablehnt. Diese Fehler sind gerade in der Frühzeit der Orgelbewegung häufig gemacht worden, und haben dadurch oft mehr zerstört als das gesamte 19. Jahrhundert, das damals so verpönt war. Mittlerweile haben viele Orgelbauer und “Experten” da eine konservativere Haltung eingenommen, und das kommt dem Erhalt historischer Instrumente sehr zu Gute.
Die Bezeichnung "gotischer Klang" basiert, nebenbei, auf einer Aussprache von Rowan West selbst, der bei der Erstbesichtigung des Instruments beim Bespielen des Prinzipals diese Aussprache tat. Ist also nicht auf meinem Mist gewachsen. Und im Gegensatz zu all jenen Videos und Filmen, die sich probieren mit Superlativen zu überbieten und überall "die älteste Orgel der Welt" verorten, entschied ich mich für einen weniger reisserischen, aber vielleicht poetischeren Titel für meine Dokumentation.
Kurzum, Sie dürfen denn Klang der Orgel natürlich einschätzen wie sie wollen, aber Sie müssen dabei auch ehrlich gegenüber sich selber sein...klingt diese Orgel wirklich nicht nach Gotik, oder klingt sie nicht nach dem, was sie sich unter Gotik vorstellen? Ganz nebenbei kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, dass die Orgel nicht so klingt wie ich mir eine gotische Orgel aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen vorstellte. Aber die historische Substanz in Ostönnen spricht eine andere Sprache.
Was mich zum nächsten Punkt bringt:
3) Die Unterstellung es handle sich um einen "Amateurfilm", der mehr Experten und weniger selbsternannte Heimatforscher benötigt hätte. Dies ist wohl die größte Frechheit von allen. Falls es sich lediglich um eine Spitze gegen mich handelt, dann habe ich das weiter oben bereits abgehandelt. Falls Sie jedoch denken, meine Informationen würden sich lediglich auf die Auskünfte der 3 Herrschaften aus Ostönnen stützen, dann irren Sie gewaltig.
Mein Dank gilt der Organistin für Ihre Bereitwilligkeit "Ihr" Instrument für diese Dokumentation zur Verfügung zu stellen. An den Recherchen war Sie weiter nicht beteiligt. Herrn Dr. Reineke danke ich für Seine allgemeine Kooperation. Er war unsere Hauptkontaktperson in Ostönnen und öffnete und schloß die Kirche jeweils für uns. Zu guter letzt, Herr Kallenbach hat als Archivar mir die erst kürzlich von ihm entdeckten Presbyteriumsprotokolle zugänglich gemacht. Aus diesen wurden die Informationen über den Umbau des Spieltisches im 19. Jahrhundert ersichtlich.
Ansonsten haben diese Herrschaften mit der Faktenfindung nichts zu tun.
Hauptquellen für die Recherchen waren der Restaurationsbericht von Prof. Helmut Fleinghaus (mittlerweile Rektor an der Hochschule in Herford), sowie die Untersuchungen am Pfeifenmaterial durch Koos van der Linde, einem anerkannten Experten auf diesem Gebiet. Letzterer war es übrigens, der das Pfeifenmaterial aufgrund seiner Nachforschungen als "gotisch", und somit aus der Zeit vor 1500, einstufte. Die Datierung der Windlade erfolgte aufgrund von dendrochronologischen Untersuchungen. Das bedeutet, dass sowohl Pfeifenmaterial, als auch die Windlade (wenngleich womöglich nicht in dieser endgültigen Form) von vor 1500 datieren. Das macht sie gotischen Ursprungs. Ob das jetzt so klingt wie Sie sich das vorstellen, ist wieder eine andere Sache, und hat z.B. auch mit anderen Faktoren (dem Raum, der Intonation, der Windversorgung, der Stimmung, etc.) zu tun. Aber einfach zu behaupten der Klang wäre nicht metallisch genug für die Gotik, ist angesichts der Faktoren ein wenig anmaßend. Nebenbei räumen Sie selbst ein, dass die Pfeifen "wenn, dann sehr späte gotische Pfeifen aus der Übergangszeit zur Renaissance" wären. Eigentlich ziehen Sie hier rhetorisch den Schwanz ein, denn niemand hat jemals behauptet, dass die Pfeifen aus einer früheren Periode stammen würden. Windlade ca. 1430, Pfeifen vor 1500. Nix anderes sage ich in der Doku, nichts anderes entspricht dem faktischen Wissensstand. Zu behaupten "es klingt aber mehr nach Renaissance" ist subjektives Empfinden, was auch in Ordnung ist, aber das kann keine Grundlage für eine Dokumentation sein, bzw. die Darstellung von Fakten als amateuristisch abzutun.
Der Restaurationsbericht ist, nebenbei erwähnt, einer der Hauptgründe für einige Ungereimtheiten (obwohl von einem Professor und Orgelsachverständigen erstellt). Tatsächlich ist die Faktenlage in Westfalen gerade durch eine Periode in den 60er und 70er Jahren nicht ganz eindeutig. Damals wollte man viele der vorhandenen Instrumente in ein künstlich konstantiertes Schema "westfälische Orgelbauschule" pressen. Paul Ott war dabei ein fleissiger Erfüllungsgehilfe von Rudolf Reuter, der die damalige Orgellandschaft skizzierte. An diesem Revisionismus der damaligen Zeit leidet man bis heute, da viele Veränderungen (damit es besser ins "Schema" passt) schlecht bis gar nicht dokumentiert wurden. Auch ist die Sachverständigenszene in Westfalen bis heute nicht auf dem Niveau vergleichbarer Zentren wie in den Niederlanden oder Norddeutschland. Das führte wiederum zu Widersprüchlichkeiten innerhalb des Restaurationsberichts. Oft widersprach die Behauptung auf Seite 3 einer zuvor gemachten Feststellung auf Seite 2, usw.
--- Fortsetzung folgt ---
Teil 2:
Ich habe relativ mühsam probiert diese Widersprüche sinnvoll auszumerzen. Ich habe diesbezüglich sogar eine Liste von Fragen an Rowan West, mit dem ich seit einigen Jahren in gutem Kontakt stehe, gerichtet. Da dieser allerdings dem landläufigen Klischee eines “Künstlers” entspricht, ist Kommunikation mit ihm nicht immer einfach. Meine Fragen blieben monatelang unbeantwortet, sodass ich letzten Endes die zweifelhaften Passagen entweder selbst beantworten musste, oder aus dem Drehbuch streichen.
Die Alternative wäre gewesen um nichts zu machen und das Projekt abzublasen. Oder um einfach mal zu Rowan West rüberzufahren und an seiner Pforte aufzutauchen. Aber irgendwo muss jeder mal sagen, was “zu viel” Aufwand ist. Für mich waren 200 Stunden Freiwilligenarbeit (ganz abgesehen von Jahrzehnten der Ausbildung, die nötig waren um mir das nötige Fachwissen überhaupt mal anzueignen) in dem Fall die Grenze. Wenn Sie mir das zum Vorwurf machen wollen, bitte schön, aber erwarten Sie dafür keine Reue von mir. Eher würde ich sie einladen es, z.B. in Rysum besser zu machen!
Übrigens: Auch Experten reden manchmal Blödsinn. Ein Freund von mir interviewte einmal eine Koryphäe der norddeutschen Orgelmusik (groß mit Bart) über die von ihm popularisierten Vorstellungen über Registrierungen bei Buxtehude. Bei genauem Nachhaken stellte sich heraus, dass es dafür überhaupt keine Quellen gab, sondern er sich diese Dinge einfach selber ausgedacht hatte. Generationen von Organisten haben dies für bare Münze genommen und nachgeplappert. Ergo: auch die Experten und Professoren sollte man kritisch hinterfragen.
Zu guter letzt…was die Professoren und Experten angeht…da selber Berufsmusiker, kenne ich die meisten dieser Herrschaften persönlich. Viele von Ihnen, gerade auch exzellente Spezialisten für Alte Musik im Allgemeinen, und mittelalterliche Musik im Speziellen, haben mir zu der Dokumentation gratuliert und fachlich daran nichts auszusetzen. Rowan West selbst war sehr angetan und hätte gerne, dass ich mehr solcher Dokumentationen anfertige. Ein Musikwissenschaftler, der Untersuchungen am Pfeifenwerk in Weingarten machte, und dort gotisches Pfeifenmaterial ortete, zeigte sich außerordentlich interessiert an meiner Dokumentationen und verwendete sogar Screenshots als Anschauungsmaterial in einem von ihm vor kurzem in “The Diapason” veröffentlichten Artikel! Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass sich nicht hier und da kleine Fehler einschleichen (und die darf man auch gerne besprechen), das gibt es wohl immer und überall, aber so zu tun als wäre dies ein “Amateurfilm” beraten von “selbsternannten Heimatforschern” ist wirklich eine Frechheit. Klar dürfen Sie sagen was Sie wollen, aber dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, wenn ich das ebenfalls tue!
4) Es ist natürlich Ihr gutes Recht meine Frau und mich für unaufregende Organisten zu halten. Die Feststellung, die Werke wären “klanglich deplatziert”, zeigt aber nur Ihre Böswilligkeit. Die Werke des Robertsbridge Codex wären demnach an jeder bestehenden Orgel deplatziert. Das Werk aus dem Buxheimer Orgelbuch (1430) stammt ziemlich genau aus der Entstehungszeit der Windlade, ist somit sehr relevant. Aufgrund des Alters des Pfeifenwerks ist das Salve Regina von Paul Hofhaimer wohl mehr als passend. Paumann hätte zwar auch funktioniert, aber - ich gebe es zu - den spiel ich nicht so gern, reizt mich nicht so sehr. Da sag ich ganz frech: machen Sie selber eine Dokumentation, dann können Sie so viel Paumann spielen wie Sie wollen! Angesichts Ihrer Selbstinszenierung als Kritiker vermute ich aber (und das ist natürlich spekulativ), dass Sie, wenn ich Paumann gespielt hätte, dann stattdessen nach Hofhaimer und Schlick gerufen hätten.
Vor allem widersprechen Sie sich aber selbst wenn Sie behaupten der Klang der Orgel wäre mehr zwischen 1500 und 1600 anzusiedeln, Sie sich aber Paumann (1410-1473) wünschen. Was denn nun? Dann spiele ich Sweelinck und einen Tanz aus dem 16. Jahrhundert, GERADE UM EBEN DIE REGISTER DES 16. JAHRHUNDERTS ZU DEMONSTRIEREN (Flöte 8, Trompete 8), und dann ist das auch nicht gut?So wird es schwierig Ihre Kritik als objektiv zu sehen, und wird es naheliegend, dass dem einfach eine Bösartigkeit zu Grunde liegt, aus welchem Grund auch immer.
Die Behauptung wir hätten “technisch passabel” gespielt ist zwar augenscheinlich legitim, aber eigentlich doch einfach nur herabschauend und wird nirgendwo inhaltlich erläutert…es geht Ihnen scheinbar wirklich nur darum zu beleidigen, aus welchem Grund auch immer. Die Nachfrage nach der Spieltechnik und dem Daumen ist der nächste Höhepunkt der Impertinenz. Wenn das einzige, was Sie an dieser Musik interessiert der Einsatz des Daumens ist, dann würde ich mir an Ihrer Stelle ein anderes Hobby suchen. Nebenbei spiele ich manchmal mit, manchmal ohne Daumen, das hängt von der Situation und dem von mir gewünschten Effekt ab. Und auch auf die Gefahr hin arrogant zu wirken: Experten, Professoren und andere Profis (so wie ich auch einer bin) reden nie über “spielen die mit oder ohne Daumen”…das sind Fragen, die normalerweise nur von Wichtigtuern und Möchtegern-Experten gestellt werden.
Zu guter letzt muss ich sagen, dass mich Ihre Reaktion über Gebühr ärgert (was man wohl merkt), denn ich liebe die Kunst, Orgeln und die Filmemacherei (ich bin nebenbei sowohl professioneller Organist, als auch Filmemacher, also nix Amateur). Es ist mir ein Anliegen dieses wunderbare Kulturgut über das Medium des Films einer Vielzahl an Menschen zugänglich zu machen. Ich bemühe mich, nie (von mir aus) an Amateure mit Arroganz oder einem Gefühl der Überlegenheit heranzutreten, denn ich weiß wie sehr wir die Liebhaber brauchen um die Kunst am Leben zu erhalten. Orgeln und Orgelmusik können ohne Berufsmusiker überleben, aber nicht ohne begeisterte Amateure! Dennoch widert mich die selbstgenügsame Art mancher Amateure an, denn ihr Interesse gilt nicht primär der Kunst, sondern häufig nur noch ihrem eigenen Status.
Wie oft habe ich gesehen, dass Amateure nach einer Wettbewerbsrunde zu einem Kandidaten gingen (der gerade probierte seinen Puls wieder von 180 runter zu kriegen) um ihm dann zu erzählen, dass sie das Stück XY (meistens das einzige langsame Stück im Programm) auch gespielte hätten, und dass sie mit der Interpretation nicht einverstanden waren. Dabei gefallen sich diese Leute als wären sie eine moralisch-künstlerische Instanz, und merken nicht, wie unempathisch und arrogant sie eigentlich sind. Bescheidenheit kommt in ihrem Wortschatz nicht vor, zu allen Dingen und allen Orgeln haben sie eine Meinung, auch wenn sie keine 2 Takte spielen können ohne rauszufliegen. Sie fordern Respekt ein, und kanzeln Profis ab…so wie Sie es mit Ihrem Posting soeben getan haben! Aber lassen Sie es sich gesagt sein, dass Sie der Kunst, die Sie vorgeben zu mögen, damit nichts Gutes tun.
Ich verlange keinen Orden, und auch Kritik darf sachlich geäussert werden, aber mit meinem Film habe ich eine frei und gratis zugängliche Ressource über die Orgel in Ostönnen geschaffen, über die davor lediglich ein einziges 1-minütiges Handyvideo von einer Orgelführung auf RUclips zu finden war. Ich habe probiert ein faszinierendes Instrument liebevoll und schön in Szene zu setzen und einer breiten Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Vergleichbare Produktionen sind meistens weniger detailiert, haben 5-stellige Budgets und werden eben auch nicht gratis zur Verfügung gestellt. Wem’s nicht gefällt darf es natürlich kritisieren, wenn’s sachlich ist, kein Problem. Aber ich lass mir - entschuldigen Sie den Kraftausdruck - nicht ans Bein pinkeln von Leuten deren Geltungsdrang ihre Kompetenz und ihren Anstand bei weitem überschreitet.
Da kann mir auch Ihr gönnerhaftes “alles in allem, ein interessantes Video” gestohlen bleiben. Auf Ihrer Facebookseite teilen Sie den Motivator: “Es kostet 0,00 Euro ein netter und hilfsbereiter Mensch zu sein”. Offensichtlich glauben Sie nach diesem Leitsatz zu leben, oder gilt das nur für bestimmte Leute? Nächstenliebe nur dort wo’s uns in den Kram passt? Und falls Sie mich jetzt für unverschämt, unfreundlich oder arrogant halten, dann denken Sie an den anderen alten Spruch: wie man in den Wald hineinruft…
Ich möchte mich nur zu einem speziellen Punkt äußern. Herr. Javert verortet hier den Klang zwischen 1500 bis etwa 1600 als "Zwischenzeit" (tatsächlich ist die Zeit zwischen 1500 und 1600 eine "Zwischenzeit", es handelt sich wohl um einen Pleonasmus ); die eigentliche Frage ist ja: ist diese Zeit von 1500 bis 1600, die Zeit in der diese Orgel entstanden ist - und da ist die Antwort EINDEUTIG, die dendrochronologischen Untersuchung der Windlade und das älteste erhaltene Pfeifenmaterial weisen eindeutig in eine Entstehungszeit von etwa 1430 bis vielleicht 1500 - mit im übrigen ständigen Anpassungen im weiteren geschichtlichen Verlauf. Hier entsteht nun die Frage: können wir diese Entstehungszeit einer kunsthistorischen Epoche zuordnen, ist diese Zeit von etwa 1430 - 1500 als "gotisch" oder schon als "Renaissance" zu werten oder zuzuordnen? Die Antwort ist nicht ganz einfach aber dennoch im Grunde eindeutig. Wäre diese Orgel um 1430 in Italien gebaut worden, würde man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Instrument der Renaissance sprechen, da die Orgel aber in Soost gebaut wurde, müssen wir wohl von einem Instrument sprechen das spätgotisch in Stil ist.Wir müssen uns ein wenig über die Bedeutung dieser Frage klar werden. Der Übergang zwischen Gotik und Renaissance findet zuerst in Italien statt, dort sind es Maler und Literaten, Dichter - die diesen Übergang einleiten.Dante, Petracca und Fra Angelico sind hier vorrangig zu nennen. Gerade an einem Künstler wie Fra Angelico wird sehr deutlich wie schwierig es ist eine eindeutige Grenze zwischen Spätgotik und Renaissance zu ziehen.Dazu gesellt sich ein zweites Problem - jenseits der Alpen "hält sich" die Gotik viel länger am Leben - mit dem Zentrum rund um Flandern. Eine Reise vom Norden über Alpen (wie z.B. Dürer sie unternommen hat), war eine Reise in eine andere "Zeit" - das trifft aber für unsere Orgel und ihre Schöpfer in keiner Weise zu. Vielleicht ist dieser Umstand sogar ein wenig ein Glück - dadurch das wir durch diese "relative Rückständigkeit" in den späten (wenn auch nur schwer rekonstruierbaren Besitz) dieser quasi "letztgotischen" Klangvorstellungen geraten. Und hier stoßen wir auf ein weiteres Problem. Während es z. B. in der Malerei oder Plastik relativ eindeutig ist, welcher Epoche ein Kunstwerk zuzuordnen ist (obwohl es auch hier Übergangsformen gibt) ist das bezüglich der Klangwirklichkeit eines Instrumentes sehr viel schwieriger, Während der untere Teil des Prospektes ziemlich eindeutig "gotisch" ist, ist es sehr viel schwieriger festzustellen inwieweit die "Klangwirklichkeit" eines Instrumentes dem „gotischen Stil“ entspricht oder nicht, dies umso mehr als ja nicht wirklich viele und komplette Klangvorbilder existieren, auf die sich ein gotischer Stil stilrein ableiten ließe. Außerdem entsteht die Orgel als Instrument in dieser Zeit und es ist fraglich inwieweit überhaupt ein bestimmter „Klangkanon“ für diese Instrumente existierte - ein „Stil“ ist ja selber immer auch eine Art der Herausbildung einer bestimmten Geschmacksvorstellung, die selber Resultat eines historischen Vorganges ist.
Was also bleibt ist die Möglichkeit einen vorhandenen Klangkörper (im speziellen Fall hauptsächlich das Pfeifenmaterial) auf seine Originalität hin zu untersuchen, die Anpassungen und Modifikationen des Instrumentes über die Zeit - ihre „Stile“ und Klangvorstellungen möglichst zurückzubauen und möglichst nahe an den Originalzustand zu kommen - und aus diesem Zustand dann das Instrument zum Klingen zu bringen und eine Grundlage für die sich zur Erbauungszeit des Instrumentes entwickelnden Klangbilder zu erhalten.
Dies alles bedarf viel Vorsicht und das Bewusstsein, das solche Bestrebungen zu keinen absoluten Lösungen führen - dies alles sind nur „Annäherungen“, zumal uns ja auch die Vorstellungswelt des mittelalterlichen Menschen heute sehr weit entfernt ist - und die Wirkungen der Musikdarbietungen auf diese Menschen nur sehr bedingt nachvollziehbar sind.
Unser Kritiker vermisst also die gotische Klangwelt, die er sich vorstellt. Hm, der Produzent des Videos sagt selber, das die Klangwirklichkeit der Orgel in Ostönnen ihn auch etwas überrascht hat. Und da kommen wir an einen entscheidenden Punkt. Der wirkliche Fachmann oder Wissenschaftler weiß um die Begrenztheit unseres Wissens, die Welt der Wissenschaft grenzt immer an das Unwissen (und mit Verlaub, das gilt weit, weit über die Grenzen der Musikwissenschaft) und gibt auch nicht vor alles zu wissen. Er ist bereit für Neues, bereit eigene unvermeidlich vorhandene Bilder und Vorstellungen zu überprüfen, zu erneuern.
Das Gegenteil ist der Halbgebildete, er hat einen engen Erfahrungskreis, oft kennt er nur die lokalen Bildungsstätten und nimmt das dort Vorgetragene (manchmal zu Unrecht) bedingungslos als absolute Wahrheit. Die Ignoranz ist sein ständiger Begleiter, der zweite Begleiter ist eine kleinlich-gehässige Form der Besserwisserei. Leider habe ich keine bessere Nachricht.
Kopiererin
Sehr interessante Orgel. Der Klang allerdings erinnert eher an einen alten Zinkeimer als an ein hochwertiges Musikinstrument. Die Oregl klingt einfach billig und Obertonarm.
Schade, dass Sie das so empfinden, ich kann Ihnen versichern die Orgel klingt alles andere als ein Zinkeimer (dafür ist auch zu viel Blei drin ;-) ). Vergessen Sie bitte auch nicht, dass der Film mit einem Nullbudget entstand und wir somit auf die uns privat zur Verfügung stehende Aufnahmetechnik zurückgreifen mussten. Mittlerweile habe ich diese auch aufgerüstet, das war damals jedoch finanziell nicht drin. So mussten wir über Umwege arbeiten und das, was uns an Equipment fehlte durch Fleiß wett machen. Ergo: mehr als 200 Stunden unbezahlter Liebesmüh' stecken in diesem Film, das muss den Zuhörer zwar nicht kümmern, da wir unsere Arbeit aber gratis mit der Welt teilen, wäre es zumindest eine Überlegung wert diese Umstände in die Beurteilung mit einfließen zu lassen. Kritik an der Soundqualität ist zulässig, und auch wenn sich Ihr Kommentar auf die Orgel bezog, so finde ich Ihr Urteil doch ein wenig zu vernichtend.
Die Alternative wäre, dass man solche Projekte nicht mehr macht, es sei denn es stecken mehrere 10000 Euro dahinter. Falls Sie Sponsoren kennen, dürfen Sie diesen gerne meinen E-Mail Adresse geben. Bis dahin mache ich weiter Projekte mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln, frei nach dem Motto: “Wir schaffen das“ ;-)
MfG, David Boos
Also ich finde dass diese Orgel einfach nur toll klingt. Vielleicht liegt es an den Lautsprechern?
LG