Wildsteig St. Jakob Angelusläuten & Plenum
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- Опубликовано: 7 фев 2025
- Das Wildsteiger Geläut besteht aus vier wertvollen Bronzeglocken, die der bekannte Augsburger Glockengießer Friedrich Hamm 1906 gegossen hatte. Zu ihrer Finanzierung hatten 126 Wildsteiger Familien rund 60.000 € (in heutiger Währung) gespendet; den Kaufpreis von weiteren rund 30.000 € bezahlten sie mit dem Erlös für ihr altes Geläut.
Das am 3.Mai 1906 von Eduard Lampart erstellte Gutachten attestierte dem Geläute folgende Eigenschaften:
"Sämtliche 4 Glocken zeichnen sich durch einen außerordentlich gut gelungenen Guss aus. Der Ton ist trotz aller Wucht u. Stärke weichklingend und singend. Die Stimmung ist rein. Die Nebentöne stützen den Hauptton in wirksamster Weise, weshalb der Zusammenklang des Gesamtgeläutes von prächtigster Wirkung ist.
Das Geläute mehrt das Ehrenbuch des Herstellers Hamm um ein neues Blatt und verkünde der opferwilligen Gemeinde Wildsteig recht viel des Freude-, Glück- u. Segenbringenden!"
Bevor die Glocken in einem Festzug von Steingaden aus nach Wildsteig gebracht wurden, präsentierte Friedrich Hamm sie in Nürnberg bei der dortigen Großen Bayerischen Landesausstellung. Täglich läuteten sie um 12 Uhr mittags im Ausstellungspark. Bei der Prämierung der Aussteller in Nürnberg am 11. September 1906 erhielt der Glockengießer Hamm als Auszeichnung für seine "vorzüglichen" Glocken eine Goldene Medaille.
Dank dieser Goldmedaille blieben die Wildsteiger Glocken im Ersten Weltkrieg von der Ablieferung verschont. Aber im zweiten Weltkrieg wurden die drei größeren von ihnen - wie rund 100.000 andere Glocken in Deutschland und den besetzten Nachbarländern - konfisziert und als Metallreserve für die Kriegsführung abtransportiert. Während man in den deutschen Hüttenwerken ab dem Jahre 1942 rund 80.000 Glocken einschmolz und eine große Zahl weiterer Glocken den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer fiel oder in sonstiger Weise zerstört wurde, überstanden die drei Wildsteiger Glocken ihre fünfjährige Lagerzeit unversehrt im "Hamburger Glockenfriedhof". Von dort kehrten sie im Sommer 1947 nach einer abenteuerlichen Reise in ihre Glockenstube zurück. Die Dorfbewohner bereiteten ihnen einen begeisterten Empfang.
Seither erklingt das Glockenquartett wieder vollständig in seiner ganzen Schönheit. Als Ergebnis einer klangphysikalischen Untersuchung im Juli 2005 schrieb der Münchner Kirchenmusikdirektor Gerald Fischer u.a.: "Wildsteig besitzt damit nicht nur ein qualitativ sehr gutes Geläute, sondern auch eines der ganz wenigen überlieferten Gesamtensembles aus der Zeit direkt vor dem Ersten Weltkrieg..... handelt es sich hier doch um ein einmaliges Klangdokument des frühen 20. Jahrhunderts mit allerhöchstem Seltenheitswert."
Als Besonderheit erfolgt in Wildsteig das Einläuten des Sonntags bereits am Samstagmittag direkt nach dem Angelusläuten.
Disposition:
Glocke 1 d´
Herz-Jesu-Glocke
24 Zentner 40 Pfund
Fusa ex sumptibus communitatis Wildsteig sub Leopoldo Baderhuber,
Decano et parocho, per F. Hamm, Augsburg, anno 1906.
Cor Jesu sacrissimum, misere nobis
Glocke 2 e´
Angelus- oder Wetter-Glocke
17 Zentner 90 Pfund
Sta. Maria, Ste. Joseph, Ste. Donate, orate pro nobis, ut liberemur
a fulgure et tempestate. Me fudit F. Hamm, Augsburg, anno 1906. Nr. 1349
Glocke 3 fis´
Meßglocke oder 11-Uhr-Glocke
etwa 12 Zentner
Ste. Jacobe, Ste. Antoni, Sta. Barbara, intercredite pro nobis, ut ad
coelestem patriam feliciter pervenire valeamus. Me fudit F. Hamm,
Augsburg, anno 1906. Nr. 1348
Glocke 4 a´
Armeseelen-Glocke
etwa 8 Zentner
Intercessio gloriosissimi S. Sebastiani, S. Franzisci Xaverii et
S. Margarethae protegat nos ab omni malo. Me fudit F. Hamm,
Augsburg, anno 1906. Nr. 1347