Nur weil alles physikalisch realisiert wird und deshalb immer mit Physik korreliert ist , bedeutet das nicht , dass die Physik alles notwendig kausal determiniert. Farbe ist z. B keine physikalische Eigenschaft sondern Farbe ist ein Sinneseindruck . Farbe wird also nicht kausal - physikalisch verursacht , sondern ist lediglich mit elektromagnetischer Strahlung einer bestimmten Wellenlänge bei unserer Spezies typischerweise , aber nicht notwendig , mit einer bestimmten Wahrnehmung korreliert. Farbe ist also keine physikalische Tatsache der wahrnehmungsunabhängigen physikalischen Realität , sondern ein Phänomen unserer subjektiven und intersubjektiven Wahrnehmungswirklichkeit als Spezies. Wenn wir also an einer roten Ampel anhalten , wird dieses Verhalten NICHT notwendig physikalisch kausal verursacht , sondern Wir halten lediglich an , weil wir ein kontingentes Wahrnehmungsphänomen ( rot) mit unseren ebenso kontingenten Gründen ( Verkehrsregeln )verknüpften. Unsere Gründe sind auch definitiv keine physikalisch notwendigen Entitäten und damit ebenfalls keine kausal - physikalischen Eigenschaften der wahrnehmungsunabhängigen physikalischen Realität ( Verkehrsregeln sind keine Naturgesetze ). Wenn also nachweislich nicht kausal - physikalische Phänomene wie Farben und Gründe trotzdem handlungswirksam sind und dadurch die physikalische Realität aber sehr wohl kausal und physikalisch beeinflussen können ( Anhalten eines Fahrzeuges), ist der rein physikalische Determinismus zweifelsfrei widerlegt und die Handlungs - und Willensfreiheit als ein unabhängiger und einflussreicher Bereich unmissverständlich nachgewiesen. Jeder der schon einmal vor einer roten Ampel angehalten hat oder diese sogar bewusst überfahren hat, weiß das seine Handlungsfreiheit auch zugleich Willensfreiheit und Verantwortung ist.
Ich würde dem widersprechen, ok den Kommentar hast du vor einem Jahr geschrieben, aber ich will trotzdem widersprechen. Die Aussage "Farbe ist [] keine physikalische Tatsache" hast du vermutlich deshalb so gewählt, weil Wahrnehmung subjektiv ist. Folgend kommst du zu der Position, dass diese Subjektivität nicht greifbar ist. Es ist ja tatsächlich so, dass unsere Wahrnehmung unerklärlich ist. Beispielsweise kann ich dir erzählen, dass mein rechter Arm schmerzt und du würdest niemals wirklich wissen können ob das wahr ist. Dasselbe Argument mit der Farbe wäre also, dass ich nicht weiß, wie deine Version von grüner Farbe aussieht. Allerdings sind diese Eindrücke trainiert worden. Wir sehen, dass diese Farbe tatsächlich einzigartig gespeichert wurde, nämlich im Gehirn. Damit ist die Farbe ein Objekt, was eine Repräsentation besitzt. Mit anderen Worten kann man Farben und sogar die subjektive Wahrnehmung kausal-deterministisch vollends erklären. Es gibt nicht wirklich einen Grund, warum zusätzlich noch indeterministische Elemente eine Rolle spielen sollten, wenn wir Wahrnehmung auch mit einem deterministischem Modell erklären können. Selbst wenn Verkehrsregeln keine Naturgesetze sind, läuft die Entscheidungsfindung dafür, dass wir an einer roten Ampel halten dennoch kausal-deterministisch zusammen. Sie sind kontingent, aber sobald sie internalisiert sind, formen sich neuronale Regeln, die wir sogar auf ein paar Zentimeter verorten können.
Danke viel mal, das war sehr aufschlussreich für mich. Es spielt für mich keine Rolle, ob es vorbestimmt war, was ich hier schreibe, sondern was ich schreibe! Damit setze ich mich in Aktion und kann Verantwortung übernehmen, ich werde Teil der Welt. Ob man sowieso im Zusammenhang mit dem Gehirn von Vorbestimmtheit sprechen kann, wage ich zu bezweifeln, dazu ist das Gehirn einfach zu komplex und chaotisch.
Zum Zufallseinwand am Beispiel des 2. Schnitzels: Ich bin satt und zufrieden, doch mir wird ein 2. Schnitzel angeboten. Vernünftig wäre es nicht, dieses zu essen, denn ich habe bereits Übergewicht und einen zu hohen Cholesterinspiegel. Trotzdem esse ich das Schnitzel, weil es mir wahrscheinlich gut schmecken wird. Werde ich gefragt, warum ich das mache, muss ich überlegen, ob meine Entscheidung aus meinem Willen entspringt oder aus innerem Zwang. Mit jeder dieser Festlegungen schließe ich also (für mich) den Zufall aus. Auch der Kommunikationspartner hat nun Informationen, die er dazu nutzen kann, meine Entscheidung komplexer zu sehen. Somit schließt für mich meine Selbst-Reflexion und für den Kommunikationspartner seine Reflektionsmöglichkeit über mein Verhalten ebenfalls den Zufall aus.
Dann bist du nicht überzeugt, sondern vorherbestimmt. Eine Überzeugung beruht nämlich auf der Freiheit einer ergebnissoffenen Abwägung von Argumenten. Diese war bei einem progammierten Automaten aber niemals gegeben. Bitte auf die Verwendung von korrekten Begriffen achten.
@@skhi7658 Überzeugung = "ist eine durch Erfahrung gewonnene Meinung" Ergo: doch Determinismus,da seine Erfahrungen aus der Vergangenheit seine Meinung erschaffen haben.
Was bedeutet Denken und warum denken Menschen? Diese Fragen sollten wir uns stellen, auch wenn es schwierig ist, 10 Billionen Gehirnzellen dabei zu beobachten, wie sie funktionieren.
Sehr informative Videoreihe ☺️👍🏻, jedoch leuchtet mir nicht ganz ein, was genau der Unterschied zwischen dem Libertarismus und dem Indeterminismus ist? Ersteres bejaht ja die Willensfreiheit und beschreibt diesen mit den drei Prinzipien, und der Indeterminismus besagt, dass der Wille nicht determiniert ist, was doch dann wiederum die Willensfreiheit auch bejaht? 😵💫
Völlig richtig. Der Libertarismus kann auch Indeterminismus genannt werden. In der aktuellen Diskussion um die Willensfreiheit ist jedoch der Begriff Libertarismus gebräuchlicher.
Ich persönlich vertrete die Position nach folgendem Argument: Prämisse: Entscheidungen entstehen aus deterministischen Hirnprozessen. (Beispielsweise zeigen neurophysiologische Studien, dass bestimmte neuronale Aktivitäten Entscheidungen bereits vorbereiten, bevor wir uns ihrer bewusst werden.) Prämisse: Das, was im Gehirn als "Zufälligkeit" erscheint, lässt sich besser als Folge von Komplexität, Plastizität oder vorübergehendem Nichtwissen über zugrunde liegende deterministische Prozesse interpretieren, statt als echte, ursachlich ungebundene Zufälligkeit. Prämisse: Für die Existenz eines libertären Freien Willens wäre es notwendig, dass nicht-kausale Mechanismen vorhanden sind, die wirklich unabhängige Entscheidungen ermöglichen, die nicht vollständig durch frühere Zustände bestimmt sind. Prämisse: Es gibt keine empirischen Hinweise auf solche nicht-kausalen Mechanismen im Gehirn. Der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand spricht dafür, dass beobachtbares Verhalten und Entscheidungsprozesse deterministisch kausal erklärbar sind. Schlussfolgerung: Aus den obigen Prämissen folgt, dass angesichts des derzeitigen Wissens libertärer Freier Wille - verstanden als nicht vollständig kausal determinierte Entscheidungsfreiheit - nicht gestützt wird. Mit anderen Worten, es gibt nach aktuellem Forschungsstand keinen Grund anzunehmen, dass Entscheidungen im Sinne des libertären Freien Willens getroffen werden. Ich denke, dass es eine valide Position gibt, in welcher Prämisse 1 falsch ist. Aber nach aktuellem Stand meines Wissens in der (Neuro-)Wissenschaft folgt eigentlich, dass der Determinismus wahr ist :/
👉 Skripte, Folien, Dossiers & Unterrichtsmaterialien zu meinen Videoreihen findest du hier ethikabibyboe.tentary.com
*Werbung*
Nur weil alles physikalisch realisiert wird und deshalb immer mit Physik korreliert ist , bedeutet das nicht , dass die Physik alles notwendig kausal determiniert.
Farbe ist z. B keine physikalische Eigenschaft sondern Farbe ist ein Sinneseindruck . Farbe wird also nicht kausal - physikalisch verursacht , sondern ist lediglich mit elektromagnetischer Strahlung einer bestimmten Wellenlänge bei unserer Spezies typischerweise , aber nicht notwendig , mit einer bestimmten Wahrnehmung korreliert.
Farbe ist also keine physikalische Tatsache der wahrnehmungsunabhängigen physikalischen Realität , sondern ein Phänomen unserer subjektiven und intersubjektiven Wahrnehmungswirklichkeit als Spezies.
Wenn wir also an einer roten Ampel anhalten , wird dieses Verhalten NICHT notwendig physikalisch kausal verursacht , sondern
Wir halten lediglich an , weil wir ein kontingentes Wahrnehmungsphänomen ( rot) mit unseren ebenso kontingenten Gründen ( Verkehrsregeln )verknüpften.
Unsere Gründe sind auch definitiv keine physikalisch notwendigen Entitäten und damit ebenfalls keine kausal - physikalischen Eigenschaften der wahrnehmungsunabhängigen physikalischen Realität ( Verkehrsregeln sind keine Naturgesetze ).
Wenn also nachweislich nicht
kausal - physikalische Phänomene wie Farben und Gründe trotzdem handlungswirksam sind und dadurch die physikalische Realität aber sehr wohl kausal und physikalisch beeinflussen können ( Anhalten eines Fahrzeuges), ist der rein physikalische Determinismus zweifelsfrei widerlegt und die Handlungs - und Willensfreiheit als ein unabhängiger und einflussreicher Bereich unmissverständlich nachgewiesen.
Jeder der schon einmal vor einer roten Ampel angehalten hat oder diese sogar bewusst überfahren hat, weiß das seine Handlungsfreiheit auch zugleich Willensfreiheit und Verantwortung ist.
Vielen Dank für diese sehr ausführlichen und anschaulichen Erläuterungen!
Ich würde dem widersprechen, ok den Kommentar hast du vor einem Jahr geschrieben, aber ich will trotzdem widersprechen. Die Aussage "Farbe ist [] keine physikalische Tatsache" hast du vermutlich deshalb so gewählt, weil Wahrnehmung subjektiv ist. Folgend kommst du zu der Position, dass diese Subjektivität nicht greifbar ist. Es ist ja tatsächlich so, dass unsere Wahrnehmung unerklärlich ist. Beispielsweise kann ich dir erzählen, dass mein rechter Arm schmerzt und du würdest niemals wirklich wissen können ob das wahr ist. Dasselbe Argument mit der Farbe wäre also, dass ich nicht weiß, wie deine Version von grüner Farbe aussieht. Allerdings sind diese Eindrücke trainiert worden. Wir sehen, dass diese Farbe tatsächlich einzigartig gespeichert wurde, nämlich im Gehirn. Damit ist die Farbe ein Objekt, was eine Repräsentation besitzt. Mit anderen Worten kann man Farben und sogar die subjektive Wahrnehmung kausal-deterministisch vollends erklären. Es gibt nicht wirklich einen Grund, warum zusätzlich noch indeterministische Elemente eine Rolle spielen sollten, wenn wir Wahrnehmung auch mit einem deterministischem Modell erklären können.
Selbst wenn Verkehrsregeln keine Naturgesetze sind, läuft die Entscheidungsfindung dafür, dass wir an einer roten Ampel halten dennoch kausal-deterministisch zusammen. Sie sind kontingent, aber sobald sie internalisiert sind, formen sich neuronale Regeln, die wir sogar auf ein paar Zentimeter verorten können.
Danke viel mal, das war sehr aufschlussreich für mich.
Es spielt für mich keine Rolle, ob es vorbestimmt war, was ich hier schreibe, sondern was ich schreibe! Damit setze ich mich in Aktion und kann Verantwortung übernehmen, ich werde Teil der Welt.
Ob man sowieso im Zusammenhang mit dem Gehirn von Vorbestimmtheit sprechen kann, wage ich zu bezweifeln, dazu ist das Gehirn einfach zu komplex und chaotisch.
Zum Zufallseinwand am Beispiel des 2. Schnitzels: Ich bin satt und zufrieden, doch mir wird ein 2. Schnitzel angeboten. Vernünftig wäre es nicht, dieses zu essen, denn ich habe bereits Übergewicht und einen zu hohen Cholesterinspiegel. Trotzdem esse ich das Schnitzel, weil es mir wahrscheinlich gut schmecken wird. Werde ich gefragt, warum ich das mache, muss ich überlegen, ob meine Entscheidung aus meinem Willen entspringt oder aus innerem Zwang. Mit jeder dieser Festlegungen schließe ich also (für mich) den Zufall aus. Auch der Kommunikationspartner hat nun Informationen, die er dazu nutzen kann, meine Entscheidung komplexer zu sehen. Somit schließt für mich meine Selbst-Reflexion und für den Kommunikationspartner seine Reflektionsmöglichkeit über mein Verhalten ebenfalls den Zufall aus.
Vielen Dank für das anschauliche Beispiel 👍!
Ich bin überzeugt vom Determinismus 😊
Konntest du frei entscheiden, dass dich der Determinismus überzeugt oder warst du determiniert.
@@Trollkvinnan Ich war dazu determiniert.
Dann bist du nicht überzeugt, sondern vorherbestimmt.
Eine Überzeugung beruht nämlich auf der Freiheit einer ergebnissoffenen Abwägung von Argumenten. Diese war bei einem progammierten Automaten aber niemals gegeben.
Bitte auf die Verwendung von korrekten Begriffen achten.
@@skhi7658 Ich habe gerade die Definition von Überzeugung gegoogelt und da stand nichts von Freiheit.
@@skhi7658 Überzeugung = "ist eine durch Erfahrung gewonnene Meinung"
Ergo: doch Determinismus,da seine Erfahrungen aus der Vergangenheit seine Meinung erschaffen haben.
Was bedeutet Denken und warum denken Menschen? Diese Fragen sollten wir uns stellen, auch wenn es schwierig ist, 10 Billionen Gehirnzellen dabei zu beobachten, wie sie funktionieren.
Sehr informative Videoreihe ☺️👍🏻, jedoch leuchtet mir nicht ganz ein, was genau der Unterschied zwischen dem Libertarismus und dem Indeterminismus ist? Ersteres bejaht ja die Willensfreiheit und beschreibt diesen mit den drei Prinzipien, und der Indeterminismus besagt, dass der Wille nicht determiniert ist, was doch dann wiederum die Willensfreiheit auch bejaht? 😵💫
Völlig richtig. Der Libertarismus kann auch Indeterminismus genannt werden. In der aktuellen Diskussion um die Willensfreiheit ist jedoch der Begriff Libertarismus gebräuchlicher.
@@EthikAbibyBOE vielen Dank 🤩🙏🏻 Ich habe nämlich am Dienstag meine mündliche Prüfung in Ethik und Ihre Videos sind wirklich meine Rettung in der Not!
Viel Erfolg 🍀!!
@@EthikAbibyBOE Also ist dann Libertarismus = Indeterminismus = bloßer Zufall? Oder wie muss ich das verstehen?
@@memesdiesdas9522 Sind Determinismus und Willensfreiheit vereinbar?⎥Der Kompatibilismus und seine Kritik
ruclips.net/video/zLLS7JgOj-o/видео.html
Ich persönlich vertrete die Position nach folgendem Argument:
Prämisse: Entscheidungen entstehen aus deterministischen Hirnprozessen. (Beispielsweise zeigen neurophysiologische Studien, dass bestimmte neuronale Aktivitäten Entscheidungen bereits vorbereiten, bevor wir uns ihrer bewusst werden.)
Prämisse: Das, was im Gehirn als "Zufälligkeit" erscheint, lässt sich besser als Folge von Komplexität, Plastizität oder vorübergehendem Nichtwissen über zugrunde liegende deterministische Prozesse interpretieren, statt als echte, ursachlich ungebundene Zufälligkeit.
Prämisse: Für die Existenz eines libertären Freien Willens wäre es notwendig, dass nicht-kausale Mechanismen vorhanden sind, die wirklich unabhängige Entscheidungen ermöglichen, die nicht vollständig durch frühere Zustände bestimmt sind.
Prämisse: Es gibt keine empirischen Hinweise auf solche nicht-kausalen Mechanismen im Gehirn. Der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand spricht dafür, dass beobachtbares Verhalten und Entscheidungsprozesse deterministisch kausal erklärbar sind.
Schlussfolgerung: Aus den obigen Prämissen folgt, dass angesichts des derzeitigen Wissens libertärer Freier Wille - verstanden als nicht vollständig kausal determinierte Entscheidungsfreiheit - nicht gestützt wird. Mit anderen Worten, es gibt nach aktuellem Forschungsstand keinen Grund anzunehmen, dass Entscheidungen im Sinne des libertären Freien Willens getroffen werden.
Ich denke, dass es eine valide Position gibt, in welcher Prämisse 1 falsch ist. Aber nach aktuellem Stand meines Wissens in der (Neuro-)Wissenschaft folgt eigentlich, dass der Determinismus wahr ist :/