HEINRICH VON KLEIST - GLEICH UND UNGLEICH

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  • Опубликовано: 29 май 2024
  • Dichtung von Heinrich Kleist /
    Rezitation: Christian Rode (Foto) /
    Anmerkung: Das Leben, welches wir von unseren Eltern empfingen, ist ein heiliges Unterpfand, das wir unsern Kindern wieder mitteilen sollen. Das ist ein ewiges Gesetz der Natur, auf welches sich ihre Erhaltung gründet. (H.v.Kleist)
    Der Herr, als er auf Erden noch einherging,
    Kam mit Sankt Peter einst an einen Scheideweg,
    Und fragte, unbekannt des Landes,
    Das er durchstreifte, einen Bauersknecht,
    Der faul, da, wo der Rain sich spaltete, gestreckt
    In eines Birnbaums Schatten lag:
    Was für ein Weg nach Jericho ihn führe?
    Der Kerl, die Männer nicht beachtend,
    Verdrießlich, sich zu regen, hob ein Bein,
    Zeigt' auf ein Haus im Feld, und gähnt' und sprach: da unten!
    Zerrt sich die Mütze übers Ohr zurecht,
    Kehrt sich, und schnarcht schon wieder ein.
    Die Männer drauf, wohin das Bein gewiesen,
    Gehn ihre Straße fort; jedoch nicht lange währts,
    Von Menschen leer, wie sie das Haus befinden,
    Sind sie im Land schon wieder irr.
    Da steht, im heißen Strahl der Mittagssonne,
    Bedeckt von Ähren, eine Magd,
    Die schneidet, frisch und wacker, Korn,
    Der Schweiß rollt ihr vom Angesicht herab.
    Der Herr, nachdem er sich gefällig drob ergangen,
    Kehrt also sich mit Freundlichkeit zu ihr:
    «Mein Töchterchen, gehn wir auch recht,
    So wie wir stehn, den Weg nach Jericho?»
    Die Magd antwortet flink: «Ei, Herr!
    Da seid ihr weit vom Wege irr gegangen;
    Dort hinterm Walde liegt der Turm von Jericho,
    Kommt her, ich will den Weg euch zeigen.»
    Und legt die Sichel weg, und führt, geschickt und emsig,
    Durch Äcker die der Rain durchschneidet,
    Die Männer auf die rechte Straße hin,
    Zeigt noch, wo schon der Turm von Jericho erglänzet,
    Grüßt sie und eilt zurücke wieder,
    Auf daß sie schneid, in Rüstigkeit, und raffe,
    Von Schweiß betrieft, im Weizenfelde,
    So nach wie vor.
    Sankt Peter spricht: «O Meister mein!
    Ich bitte dich, um deiner Güte willen,
    Du wollest dieser Maid die Tat der Liebe lohnen,
    Und, flink und wacker, wie sie ist,
    Ihr einen Mann, flink auch und wacker, schenken.»
    «Die Maid», versetzt der Herr voll Ernst,
    «Die soll den faulen Schelmen nehmen,
    Den wir am Scheideweg im Birnbaumsschatten trafen;
    Also beschloß ichs gleich im Herzen,
    Als ich im Weizenfeld sie sah.»
    Sankt Peter spricht: «Nein Herr, das wolle Gott verhüten.
    Das wär ja ewig schad um sie,
    Müßt all ihr Schweiß und Müh verloren gehn.
    Laß einen Mann, ihr ähnlicher sie finden,
    Auf daß sich, wie sie wünscht, hoch bis zum Giebel ihr
    Der Reichtum in der Tenne fülle.»
    Der Herr antwortet, mild den Sanktus strafend:
    «O Petre, das verstehst du nicht.
    Der Schelm, der kann doch nicht zur Höllen fahren.
    Die Maid auch, frischen Lebens voll,
    Die könnte leicht zu stolz und üppig werden.
    Drum, wo die Schwinge sich ihr allzuflüchtig regt,
    Henk ich ihr ein Gewichtlein an,
    Auf daß sies beide im Maße treffen,
    Und fröhlich, wenn es ruft, hinkommen, er wie sie,
    Wo ich sie alle gern versammeln möchte.»
    Siehe auch hier: de.wikipedia.org/wiki/Heinric...
    www.bildungsserver.de/heinric...
    www.heinrich-von-kleist.org/ue...
    de.wikipedia.org/wiki/Christi...

Комментарии • 16

  • @marionhempel2488
    @marionhempel2488 28 дней назад +3

    Sehr weise....🙏🫶🙏

    • @NPKreo
      @NPKreo 28 дней назад

      ??? Echt jetzt ?

  • @corneliamueller1041
    @corneliamueller1041 28 дней назад +1

    Ach, das ist ja keck (vorgetragen :) Fein... vielen Dank !

  • @hannamaria4392
    @hannamaria4392 27 дней назад

    der gute christian Rohde ich kannte ihn den guten Verstorbenen und Dich mein Manfred

  • @tompomm8760
    @tompomm8760 28 дней назад +2

    Wohl eher eine Zumutung für die Frau die er von nichts eine Ahnung hat wie man zunächst die verkuppeln will und dann noch die Mühe ihrer Leichtigkeit nicht vergessen kann und will. So muss sie leiden nur weil der herrgott oder wer weiß wer das ist das Leben ob hier oder im Himmel sie zur ordnung rufen will obwohl man ihn doch zu dergleichen rufen sollte....

    • @NPKreo
      @NPKreo 26 дней назад

      Nicht der Herrgott will das so sondern Mensch. Dank Sprache ist er so belogen worden. Kein Wesen in der Natur verhält sich so; Tiere nicht und auch Pflanzen nicht. Jedes nährt sich selber - und täglich.