Sebastian Haffner: Der "spielende Kaiser". Gedanken zu Kaiser Wilhelm II. (Audio-Beitrag)

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  • Опубликовано: 13 сен 2024
  • #bismarck #patriot #monarchie #preußen #deutschebewegung #nationalgeschichte #nation #jahn #gneisenau #krise #reichstag #greifswald #konservativ #clauseiwtz #ruegen #kunsthistorie
    Sebastian Haffner: Wilhelm der Zweite. In: Preußische Profile, hg. von demselben und Wolfgang Venohr, Königstein 1980.
    0:12 "Wenn man von Wilhelm den Zweiten, dem letzten Deutschen Kaiser sprechen will, muß man zuerst einmal von Otto von Bismarck sprechen. Denn es war Bismarck, der es in seinem berühmten Konflikt mit der preußischen Kammer, in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, verhinderte, daß die preußische Monarchie, wie er es ausdrückte, ein „rein ornamentaler Schmuck des Verfassungsgebäudes" wurde; daß der König von Preußen, wie der König von England, eine rein repräsentative, politisch machtlose, aber dafür politisch auch unverwundbare Figur wurde"
    1:30 "Bismarck siegte - und sprach mit seinem Sieg, ohne es zu wissen, nicht nur sein eigenes politisches Todesurteil (das 27 Jahre später vollstreckt wurde), sondern auch das historische Todesurteil für die Monarchie selbst. Die gewaltige Machtfülle, die er dem künftigen Deutschen Kaiser sicherte, setzte diesen 27 Jahre später instand, ihn, Bismarck, kurzerhand kaltzustellen. Sie belud diesen Monarchen aber gleichzeitig mit einer politischen Verantwortung, die ihn weitere 28 Jahre später, nach der Katastrophe des verlorenen Ersten Weltkrieges, seinen Thron kostete. Und auch die Monarchie als solche überlebte diese Katastrophe nicht"
    2:13 "So merkwürdig es klingen mag, aber in einem ganz bestimmten Sinne war Wilhelm der Zweite ein Opfer Bismarcks!"
    3:42 "Aber er wäre wahrscheinlich ein nicht nur zulänglicher, sondern ein ungewöhnlich erfolgreicher Repräsentationsmonarch gewesen, wenn er es nur hätte sein dürfen. Wenn Bismarck es zugelassen hätte, daß die preußische - und später die deutsche - Monarchie zeitgemäßer weise, so etwas wie die englische geworden wäre: wohl möglich, nicht nur daß sie heute noch existierte, sondern daß der zweite Wilhelm als ihr wahrer stilsetzender Neubegründer einen Ehrenplatz in der Geschichte einnähme"
    4:33 "Wer heute von der wilhelminischen Zeit und vom wilhelminischen Stil spricht, denkt nicht an das schreckliche Ende"
    4:51 "Woran man sich heute hauptsächlich erinnert, wenn man von wilhelminischen Zeiten spricht, das ist, daß die meisten Deutschen sich unter Kaiser Wilhelm dem Zweiten ein Vierteljahrhundert lang äußerst wohl und glücklich gefühlt haben - wohler und glücklicher als in irgendeiner Zeit vorher oder nachher"
    5:22 "Aber er, der Kaiser, personifizierte die glückliche und übermütige Stimmung dieser Glanzzeit; personifizierte sie besser und genauer, als es vielleicht irgendein anderer gekonnt hätte. Und das ist es ja, was ein Monarch heute noch bestenfalls kann, wozu er noch gut sein kann: personifizieren"
    6:16 "Er war beinahe so etwas wie ein Medium. Er konnte die Stimmung, die ihn umgab, das, was im jeweiligen Augenblick von ihm erwartet wurde, sozusagen einatmen und dann wieder ausstrahlen"
    7:33 "Thank you, Kaiser!"
    9:45 "Spätestens im Kriege hörte der Kaiser auf zu regieren - wenn er es je getan hatte"
    10:36 "Im Augenblick des Kriegsausbruchs hatte der Kaiser noch einmal auf glänzende Weise sein Mediums-Talent bewahrt, die Stimmung des Augenblicks zu erfassen und genau das richtige Wort dafür zu finden. »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche« - das war prächtig gesagt, das schlug ein! Es war das letzte MaL Dann wurde der Kaiser stumm und unsichtbar; ein Schattenkaiser"
    11:50 "Er verstummte. Man hat das unabweisliche Gefühl, daß Krieg, wirklicher Krieg, ihn verstörte, seine Talente lähmte, etwas in ihm zerbrach. Er war kein Kriegsmann! Der wirkliche deutsche Kaiser wurde im Laufe des Krieges Hindenburg"
    14:21 "Daß der Kaiser dem Anspruch der Bismarckschen Verfassung nicht genügte, daraus kann man ihm fairerweise keinen Vorwurf machen. Vielleicht wäre seine wirkliche Aufgabe gewesen, diese Verfassung auf zeitgemäße Weise zu revidieren und zu reformieren - wie er es viel zu spät, im allerletzten Augenblick, im Oktober 1918, ja sogar noch versucht hat"
    16:07 Michael Balfour: "Die einzige größere politische Entscheidung in Deutschland, für die die Hauptverantwortung dem Kaiser zugeschrieben werden muß, betrifft den Flottenbau"
    23:32 "Man hat ihn manchmal einen kaiserlichen Schauspieler genannt, und tatsächlich hatte alles, was er tat, etwas von Spiel und Schauspiel. Er spielte immer, aber nicht eigentlich wie ein Schauspieler, sondern mehr wie ein spielendes Kind"
    23:56 "Er war ein Dilettant auf vielen Gebieten, auch auf dem, auf dem professioneller Ernst von ihm verlangt wurde: er spielte Kaiser"
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Комментарии • 65

  • @germaniadeutschegeschichte6807
    @germaniadeutschegeschichte6807  7 месяцев назад +4

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  • @germaniadeutschegeschichte6807
    @germaniadeutschegeschichte6807  7 месяцев назад +6

    10:36 "Im Augenblick des Kriegsausbruchs hatte der Kaiser noch einmal auf glänzende Weise sein Mediums-Talent bewahrt, die Stimmung des Augenblicks zu erfassen und genau das richtige Wort dafür zu finden. »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche« - das war prächtig gesagt, das schlug ein! Es war das letzte MaL Dann wurde der Kaiser stumm und unsichtbar; ein Schattenkaiser"

  • @germaniadeutschegeschichte6807
    @germaniadeutschegeschichte6807  7 месяцев назад +4

    5:22 "Aber er, der Kaiser, personifizierte die glückliche und übermütige Stimmung dieser Glanzzeit; personifizierte sie besser und genauer, als es vielleicht irgendein anderer gekonnt hätte. Und das ist es ja, was ein Monarch heute noch bestenfalls kann, wozu er noch gut sein kann: personifizieren"

    • @HansBerger-m3d
      @HansBerger-m3d Месяц назад

      ja, er war mäßig begabt, verkrüppelt, schlecht erzogen und nur durch geburt reich und mächtig geworden. Er war der personifizierte minderwertigkeitskomplex der deutschen.

  • @germaniadeutschegeschichte6807
    @germaniadeutschegeschichte6807  7 месяцев назад +3

    7:33 "Thank you, Kaiser!"

  • @franzmerkhan1237
    @franzmerkhan1237 4 месяца назад +1

    Vielen vielen Dank. Sehr geistreich!

  • @BenderLudwig
    @BenderLudwig 21 день назад +2

    Diese Computer-Stimme reicht bei mir für 5 Sekunden.
    Scheußlich!

    • @germaniadeutschegeschichte6807
      @germaniadeutschegeschichte6807  20 дней назад

      Sie sind wirklich verwöhnt!

    • @das_hsvtier
      @das_hsvtier 18 дней назад

      @@germaniadeutschegeschichte6807 Mit Verlaub, aber hier tuen Sie dem Herrn @BenderLudwig Unrecht. Ich selbst schätze Ihre Videos, auch weil sie oftmals zeithistorische Dokumente beinhalten und schaue sie mir gerne an. Jedoch werden die sicherlich klugen Worte Haffners durch diese KI-Stimme leider nicht ansehnlich wiedergegeben. Das macht das Anhören wirklich unschön. Eine sanftere KI-Stimme, oder am besten eine menschliche, wären hervorragend.

  • @Sabbsche
    @Sabbsche 7 месяцев назад +10

    Heil dir im Siegerkranz 🎖 Gott mit uns.

    • @saschapfersdorff2834
      @saschapfersdorff2834 6 месяцев назад +5

      ... der Siegeskranz hatte ausgedient und Gott hatte auch keine Lust mehr❗🤟

    • @HansBerger-m3d
      @HansBerger-m3d Месяц назад

      heil dich selber!

    • @MatthiasDragan
      @MatthiasDragan Месяц назад

      Sie wollten einfach HEIL schreiben.

    • @Sabbsche
      @Sabbsche Месяц назад

      @@HansBerger-m3d Nicht nötig, aber neurotischer nationaler Selbsthass ist behandelbar.

    • @HansBerger-m3d
      @HansBerger-m3d Месяц назад

      ...Kartoffeln und Heringsschwanz.

  • @jenta1964
    @jenta1964 4 месяца назад +5

    Den Daumen runter gibt es für die Computerstimme.

    • @germaniadeutschegeschichte6807
      @germaniadeutschegeschichte6807  4 месяца назад

      Ts ts ts.... Sie sind einfach zu verwöhnt!

    • @jenta1964
      @jenta1964 4 месяца назад +1

      @@germaniadeutschegeschichte6807 Nö, Menschenfreund. Die Computer nehmen schon viel zu viel Arbeit weg. ;-)

    • @HansBerger-m3d
      @HansBerger-m3d Месяц назад

      grässlich...

  • @Waldgaenger1401
    @Waldgaenger1401 Месяц назад +1

    Ich liebe Haffner, dein Wirken... Aber diese schreckliche Computerstimmen-vortragsweise ist mehr als tragisch für dieses Essay. Fast bin ich gewillt, lass es mich doch einsprechen.

    • @germaniadeutschegeschichte6807
      @germaniadeutschegeschichte6807  Месяц назад

      Ja bitte machen - diese Beiträge sind natürlich immer nur ein Angebot und´Inspiration! Für Germania ist die Stimme relativ angenehm - Germania würde es auch selbst einsprechen, aber sie macht zuviele Fehler und redet zu schnell! 😀

    • @HansBerger-m3d
      @HansBerger-m3d Месяц назад

      @@germaniadeutschegeschichte6807 kennt ihr den keinen menschen, der einigermaßen verständlich deutsch sprechen kann?

  • @abdurrazaqqyahoo
    @abdurrazaqqyahoo 17 дней назад

    für diese Differenziertheit erstaunlich wenig oder gar keine Hintergründe und Bestrebungen ,der gleichzeitigen globalen Finanzwelt-entwicklung und ihrer Einflußnehmenden Agenda und Bestrebungungen . Ist das beabsichtigt oder Unvermögen ? Sorry , für den benötigten Weltblick ( Zusammnenhang) fahrlässige und falsche Bewertungen und wird somit den Akteuren nicht gerecht.Habe mir für so einen profilierten Autor mehr abverlangt.