Eugene Gigout (1844-1925): Grand Choeur Dialogue

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  • Опубликовано: 25 дек 2024

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  • @MrTenoregrande
    @MrTenoregrande  6 дней назад

    Weihnachten steht vor der Tür. Viele, vor allem Kinder schreiben ihre Wunschlisten zusammen. An manchen Orten steht sogar ein Christbaum, an den man seine Wunschzetteln aufhängen kann. Ich habe seit Jahren, seit meiner Jugendzeit immer schon von einer großen Orgel geträumt, die auch die Interpretation groß angelegter symphonischer Orgelmusik einigermaßen ohne Einschränkungen ermöglicht, in einem entsprechenden imposanten Raum. Man möge mich dafür belächeln, aber die profunden Klänge eines 32'-Registers haben mich immer schon fasziniert, auch gilt meine Vorliebe für kräftige Zungen und warmen, orchestralen Grundstimmen. Noch sehr lebendig kann ich mich erinnern, wie in der Schule in der einen oder anderen für mich wenig interessanten Unterrichtsstunde oder während der Studienzeit in manchen Vorlesungen Orgeldispositionen entworfen habe - und dann stellte ich mir vor, wie sie wohl klingen würden, würde man sie in die Realität umsetzen. In den letzten Jahren war ich sehr intensiv auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, wo das Instrumentarium und die Umstände meinen Vorstellungen entsprochen hätten, jedoch ohne Erfolg. Zwar hatte ich das Gefühl (oder habe ich es mir vielleicht auch nur eingeredet…?), „jetzt ist meine Stunde gekommen, jetzt packe ich das Glück“… Dann kam es doch anders. Insbesondere der Rückschlag an einer bedeutenden Kirche Niederbayern vor einigen Jahren mit einer neuen, imposanten Orgelanlage traf mich sehr schmerzlich und ich habe lange gebraucht, darüber hinwegzukommen. Dann hat's mich in diese atemberaubend schöne Gegend am Tegernsee verschlagen. Mir ist wohl bewusst, dass sehr viele davon träumen, sich hier niederlassen zu können. Sehr viele kommen hierher und suchen Erholung und wollen auftanken. Mit meiner Familie genieße ich hier höchste Lebensqualität in einer traumhaften Landschaft. Besser und schöner könnte ich mir gar nicht vorstellen zu leben, es ist ein großes Privileg und ein hohes Gut, hier leben zu dürfen! Auch die Herzlichkeit der Menschen und die angenehme Atmosphäre am Arbeitsplatz schätze ich sehr. Nicht zuletzt möchte ich noch hervorheben, dass mir mein Arbeitgeber ein sehr schönes Büro zur Verfügung gestellt hat, das ist ja offensichtlich auch nicht selbstverständlich, denn ich habe hier und jetzt das erste Mal in meinem Berufsleben ein eigenes Arbeitszimmer. Was mich allerdings sehr bekümmert hat, dass die Orgellandschaft hier nicht wirklich das ist, was ich mir vorstelle, wovon ich seit meinen Anfängen an der Orgel geträumt habe. Ich war gedanklich sogar soweit, all meine Träume zu begraben und es einfach bleiben zu lassen. Bestimmt denken sich jetzt manche, die diese Zeilen lesen, "Der hat vielleicht ein Luxusproblem" oder finden diesen Gedankengang gar lächerlich. Die Orgel ist für mich nicht einfach nur Werkzeug, sie ist mein "tägliches Brot" und soll eine Quelle der Inspiration sein. "Ein wahrer Organist kann aus jeder Orgel etwas Gutes hervorbringen" - habe ich mir schon so oft anhören können. Oder: "Dann spiel halt das, was der Orgel entspricht". Das stimmt natürlich alles - ich wollte nun aber ein Instrument als Arbeitsplatz und als „tägliches Brot“, das mir mehr oder weniger alles ermöglicht, auch die Musik, die mich am meisten anspricht und mir am Herzen liegt. Kurz nach meinem Antritt hier habe ich ein lukratives Angebot erhalten und die Pläne, meine Träume und alles, wofür ich brenne, aufzugeben, habe ich schnell wieder beseitigt. Vor allem hätte mir die Orgel im Großen und Ganzen entsprochen, Chor- und Orchestervereinigung, sowie die Position des Dekanatskantors waren vom großen Anreiz. Nach der anfänglichen Euphorie sind Wochen und Monate vergangen und je mehr Zeit ich verging, je besser wir uns hier einlebten, umso nachdenklicher wurde ich. Darf ich meinen Kindern, meiner Familie innerhalb von nur wenigen Monaten einen zweiten radikalen Umzug zumuten? Kann ich es mit gutem Gewissen verantworten, meine Familie aus diesem Paradies wieder herauszureißen? Auch nachdem meine Zusammenarbeit mit meinem jetzigen Chor einen so guten Anlauf nahm, wurde ich nach jeder intensiven, aber sehr erfolgreichen Probe nachdenklich. Nach so einem guten Start wäre es eigentlich sehr schade, das alles nach so kurzer Zeit unverrichteter Dinge liegen zu lassen. Und zugegeben, nach meinen täglichen Spaziergängen am See habe ich mir immer öfter gedacht, wie schade es wäre, wenn ich diese herrliche, kraftvolle Gegend bald nicht mehr täglich bewundern könnte. Schließlich habe ich wochen- und monatelang mit mir gehadert und nach einem gefühlten innerlichen III. Weltkrieg und vielen schlaflosen Nächten habe ich beschlossen, hier am Tegernsee zu bleiben und an der anderen Stelle schweren Herzens abzusagen. Noch eine Zeit lang machte ich mir oft Vorwürfe, so eine Chance zu verpassen. Seit vielen Jahren stehe ich in der Warteschlange, nun wäre ich endlich mal an der Reihe - und jetzt mache ich freiwillig den Rückzieher. Mir ist nicht mehr zu helfen, wirklich nicht. Dann kam mir eine Eingebung. Meinen Traum nochmal aufzugeben kam gar nicht noch einmal in Frage. Dafür steckt zu viel Leidenschaft, Sitzfleisch und Energie drin. Wenn aber das Erträumte nicht auf dem direkten Weg zu mir kommt, dann eben durch die Hintertür. Noch Anfang 2023 kaufte ich mir eine große Digitalorgel, hauptsächlich wegen der damaligen Energiesparmaßnahmen (eine Wertung möchte ich mir verkneifen), weil ich es in der Kälte nicht länger ausgehalten habe und zumindest für die häusliche Übung wollte ich ein dreimanualiges Instrument. So konnte ich auch zu Hause zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit ungestört üben. Außerdem fand ich in dieser Orgel ein Instrument, dessen Disposition und die klanglichen Möglichkeiten sich mit meinen Vorstellungen deckten. Meine Idee war nun, die Orgel mit einem Audiosystem (vier Lautsprecher und ein Subwoofer) nachzurüsten, damit sie auch einen größeren Raum klanglich erfassen kann. Nun habe ich meine eigene Kathedralorgel, zunächst wohl in "virtueller" Form, aber ich kann mich in Klängen schwelgen, wie es in meinem Hinterkopf immer schon herumschwirrt. Zu diesem traumhaften Ort gehört auch meine Traumorgel. Punkt. Mit dieser Lösung bin ich fürs Erste froh, glücklich und zufrieden und will nun alles andere auf mich in Ruhe zukommen lassen. Denn das war für mich ein erster, vielleicht ein winziger, aber zumindest für mich wesentlicher Schritt zur Verwirklichung von all dem, was mir immer schon vor meinen geistigen Ohren und Augen schwebt. Solange ich die Möglichkeit habe, meine Träume zunächst in dieser Form auszuleben, gehöre ich zu den zufriedensten Menschen auf der Welt. Jetzt weiß ich, dass es eine sehr gute Entscheidung war, hier zu bleiben, denn es kann einem nichts besseres passieren, als die Möglichkeit, hier leben zu dürfen!
    Vielleicht ist es ja ein sehr persönliches Erlebnis und vielleicht gehört es gar nicht hierher. Möglicherweise wäre es besser, das für mich zu behalten. Ich will dafür keine Bewunderung und kein Mitleid. Es tut einfach nur gut, das alles zu Papier zu bringen und einfach von sich zu geben. Meine einzige Absicht ist, wenn jemand, der diese Zeilen liest, etwas Vergleichbares erlebt und durchmacht, zu ermutigen, Träume unter keinen Umständen aufzugeben. und es wagen, Träume zu verfolgen und zu leben! Meinem Dienstgeber bin ich aber sehr dankbar für die Akzeptanz und für die Möglichkeit, diese Idee zu verwirklichen.