Windecken (MKK) - ev. Stiftskirche - Plenum & Einzelglocken

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  • Опубликовано: 6 фев 2025
  • Einzelglocken & Plenum der evangelischen Stiftskirche von Nidderau-Windecken.
    Disposition:
    1 e¹, 1950 Gebr. Rincker, Sinn
    2 gis¹, 1631 Putron in Frankreich - Pestglocke
    3 h¹, 1950 Gebr. Rincker, Sinn
    4 cis², 1950 Gebr. Rincker, Sinn
    Motiv: Salve Regina/Wachet auf
    Windecken, als Tezelenheim/Decilenheim 850 erstmals urkundlich erwähnt, entstand als Straßendorf zwischen der Nidder-Furt und dem Katzenbach an einer Gabelung eines wichtigen Weges von Norden nach Hanau einerseits und Ostheim/Eichen andererseits. Am Gabelungspunkt wurde eine Kapelle errichtet. Siedlungsspuren rund um Windecken gibt es aber bereits aus der Steinzeit (Siedlungen und Gräber), der Römerzeit (Villa rustica) und der Frankenzeit (Gräber). Ins Jahr 1282 datiert die urkundliche Erwähnung einer „capella nova“. 1288 besaß Windecken - der Name um 1250 entstandenen befestigten Burg Wonnecke/Wunnecken war 1277 auf den Ort übergegangen - nach der Bitte Ulrichs von Hanau an König Rudolf von Habsburg bereits Marktrechte, war kirchlich jedoch bis 1489 Filiale von Ostheim. Nach dem Bau eines Kirchturms 1484 folgten von 1495 (Jahreszahl über dem Triumphbogen) bis 1497/99 Seitenschiffe und eine Chorerweiterung. Das neue Dach, das die Seitenschiffe einschließt, wurde einfach über die alte Dachkonstruktion gesetzt, deren Alter dendrochronologisch auf 1265/68 bestimmt ist. Das 1430 ersterwähnte Hospital ist heute Heimatmuseum. 1546 erreichte die Reformation Windecken. Graf Philipp Ludwig von Hanau ließ 50 Jahre später katholische Bilder, Schmuck und Altäre (Hauptaltar für St. Cyriacus, Seitenaltäre für Maria, Hl. Kreuz, St. Georg und die Hl. Dreifaltigkeit) entfernen. Im 30-jährigen Krieg wurde die Kirche stark beschädigt und zerstört, besonders 1634, 1635 und 1638. Erst 1706 erhielt der 35 m hohe Turmstumpf eine neue 23 m hohe dreistufige Welsche Haube. 1720 wurden Decken und Dächer der Seitenschiffe instand gesetzt. Reichsgraf Friedrich Kasimir von Hanau, ein Lutheraner, hatte sich 1690 von Kaiser Leopold I. die freie Religionsausübung in der Grafschaft Hanau-Münzenberg bestätigen lassen, woraufhin 1722 im Beisein von Graf Johann Reinhard der Grundstein für eine lutherische Kirche (eine sogenannte Reinhardskirche, wie sie im Hanauer Raum üblich ist) gelegt wurde. 1818 schließen sich Reformierte und Lutheraner zur „Hanauer Union“ zusammen. Bereits 1819 wurde die alte Kirche dann Stiftskirche genannt, um sie von der Reinhardskirche zu unterscheiden. 1834 kam deren Schmuck (der bei den Lutheranern begrenzt erlaubt war) nach dem Abriss in die Stiftskirche. Die letzten Renovierungen erfolgten 1995-2001 an Kirchendach und Innenraum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde noch eine katholische Kirche St. Maria erbaut. Windecken wurde in den 1970ern mit Heldenbergen und ein paar Dörfern zur Stadt Nidderau zusammengeschlossen. 1987 wird die katholische Kirche neugebaut und eine methodistische Kirche errichtet. Eine Synagoge ist übrigens 1429 urkundlich belegt, 1620 gab es 28 jüdische Familien, und nachdem 1927 68 Menschen mit jüdischem Bekenntnis gezählt wurden, war deren Anzahl bis 1931 auf weniger als die Hälfte geschrumpft, und bis 1938 waren es nur noch 15, von denen die meisten später ermordet wurden.
    Es heißt, mit dem Bau der gotischen (heutigen) Kirche Ende des 15. Jahrhunderts habe Windecken ein Geläut erhalten, sodass fortan nicht mehr mit den beiden Petrusschlüsseln der Kapelle auf dem Schlossberg zum Gottesdienst gerasselt werden musste. Die heute älteste, nur 404 kg schwere Glocke wurde 1660 vom Frankfurter Kaufhändler Daniel Dorville für 195 Reichstaler 75 Kreuzer in Worms erworben. Sie wurde von Putron in Frankreich gegossen und stammt ursprünglich aus einer katholischen Kirche; Sie hat sowohl lateinische als auch französische Inschriften. Ansonsten ist Windecken untrennbar verbunden mit der Glockengießerfamilie Bach. Matthias Bach aus Hungen stellte 1724 eine Feuerspritze für Windecken her. Sein Enkel Johann Peter Bach goss 1745 zwei Glocken für die Reinhardskirche. Darüber oder vielleicht über die Feuerspritze kam wohl Kontakt zur Ratsfamilie Spielmann zustande, denn ein Jahr später heiratete er die Tochter des Rats und zog dann nach Windecken, wo er die Gießerei aufbaute. Über Generationen entstanden hunderte von Glocken, die ins Hanauer Land und noch viel weiter geliefert wurden. Das letzte Werk der Gießerei, die schon um 1870 Molloktavglocken mit drehsymmetrischen Kronen, wie sie heute üblich sind, goss, war 1891 durch Johann Peters Urenkel Philipp Heinrich ein Umguss der Glocken von 1745, die zwischenzeitlich in die Stiftskirche übernommen worden waren. Sie wurden schon im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Somit gibt es heute in Windecken (abgesehen von der Denkmalglocke aus Lindheim) keine in diesem Städtchen gegossene Glocke mehr.
    Ein herzliches Dankeschön für die Erlaubnis zur Aufnahme der Pfarrerin sowie dem Küster für die Ermöglichung und das Schalten!

Комментарии • 7

  • @glockengambe
    @glockengambe 10 лет назад

    Ich liebe diese Klang- und Farblichkeit. Das an sich runde Rickerplenum bekommt seine Kante durch die Barockglocke. So ein nettes und liebevoll gebasteltes Glockenstuhlmodell wie hier steht auch in der Lahrer Stiftskirche.
    Ein tadelloses Geläuteportrait - hab auch nichts anderes erwartet. =)

  • @ChristKoenigGlocke
    @ChristKoenigGlocke 10 лет назад

    Die Pestglocke hat eine interessante Geschichte. Fügt sich wunderbar ein in das insgesamt zurückhaltende, gelungene Rincker-Ensemble.

  • @Glockenfampf
    @Glockenfampf 10 лет назад

    Ein überaus sympathisches Geläut. Gefällt mir sehr gut, vor allem weil die Rinckerglocken nicht unbedingt so das Moderne rauskehren. Besonders gut gefällt mir die h'.
    Schönes Video !

    • @GlockenHZ
      @GlockenHZ  10 лет назад

      Das stimmt, es sind zwar unverkennbar Rincker-Glocken nach moderner Molloktav-Art, aber nicht so weichgespült wie manches, was momentan so aus der Grube kommt, und mit kleinen Unterschieden. Das ist fast für jeden was dabei, mir gefällt zum Beispiel die große sehr gut, weil sie das ganze nochmal schön abrundet.
      Vielen Dank!

  • @HJG_99
    @HJG_99 10 лет назад

    Sehr schönes / interessantes Geläute :D

  •  10 лет назад

    Diese separaten Glockenstühle machen immer bei der Beleuchtungssituation Probleme.^^ Hier sieht man's aber doch noch ganz gut.
    Die klanglich unverkennbar französiche Dame gibt noch etwas ´"Pfeffer" mit rein.
    Gefällt mir gut!

    • @GlockenHZ
      @GlockenHZ  10 лет назад

      Freut mich, dass es dir gefällt! Die französische Rippe harmoniert hier samt ihren Eigenheiten gut mit Rincker. Ich fand den Glockenstuhl insgesamt sehr komfortabel, da sind manche verstrebte Stahlstühle wesentlich schattenlastiger :-)