Ich schreibe gerade meine Masterarbeit über das Deutsche Bildungssystem und Herkunftseffekte. Da ist Bourdieu natürlich nicht weit. Sehr gute, prägnante Zusammenfassung, die eventuell auch Menschen neugierig macht, die anderweitig nicht in Kontakt mit diesem Ausnahmedenker gekommen wären. Viele Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft lassen sich meinem Dafürhalten nach mit der Theorie Bourdieu`s erklären.
Welch Ironie, dass im Internet prinzipiell für alle alles zugänglich ist, aber dank unserer Habitus dieses Video in erster Linie Abiturienten, Studenten und ansonsten "Bessergestellte" sehen werden - change my mind! :D Top Video, danke! (Japp, ich gehöre zum Studentenraster)
Ja, das kann man so sagen. Wir suchen uns diese Verhaltensweisen nicht aus, sondern handeln in Abhängigkeit der sozialen und gesellschaftlichen Einflüsse, die seit der Geburt auf uns einwirken (strukturierende Struktur). Gleichzeitig verändern wir den Habitus in unseren alltäglichen Handlungen. Indem wir die im Habitus eingeschrieben Praxen weiterentwickeln und variieren, sind wir stilbildend und sorgen für eine Veränderung des Habitus (strukturierte Struktur).
Wenn, dann hätte die Habitus-Theorie eine Bedeutung für das Sinus-Modell. Tatsächlich änderte sich die Sozialstrukturforschung in Deutschland durch die Einflüsse der Bourdieu'schen Theorien. Es wurden neue Instrumente der Erfassung und Beschreibung sozialer Ungleichheiten entwickelt.
Meine Vorstellung des Habitus eines Menschen definiert sich etwas anders: Für mich ist es die Ausstrahlung eines Menschen im zusammen wirken von Rhetorik, Betonung, Akzentuierung, Rhythmus, Klangfarbe und Modulation der Stimme, Gestik, Souveränität, Eloquenz, die ein Bild erzeugen, so wie bei einem Darsteller in einem Film. Durch diese „Stilmittel“ ergibt sich ein Bild einer Persönlichkeit, mit dem man eine bestimmte, Bildung, Sozialverhalten, gesellschaftliche Stellung und Kompetenz assoziiert und zuordnet. Wenn man einer Person mit zerrissener Kleidung gegenüber stehen würde, würde sich nach wenigen Sätzen dem Gegenüber erschliessen, dass man es nicht mit einem Arbeiter zu tun hat sondern mit einer kulturell hoch entwickelten Person, die genannten Stilmittel würden das negative Bild des Äusseren in den Hintergrund stellen, der Habitus hinterlässt den entscheidenden Eindruck. Je feiner das Zusammenspiel dieser Stilmittel abgestimmt ist, um so überzeugender und interessanter wirkt ein Mensch auf uns und er wird zu einer besonderen Persönlichkeit. Professionelle Schauspieler wissen genau wie sie diese Komponenten einsetzen müssen, um beim Betrachter entsprechend zu triggern, natürlich wissen nicht nur Schauspieler wie diese Mechanismen funktionieren, auch viele Menschen im täglichen Leben nutzen diese mächtigen Werkzeuge, um von ihrem Umfeld das zu bekommen, was sie haben wollen.
Acorn, developed by CACI Limited in London, is a segmentation tool which categorises the United Kingdom’s population into demographic types. Range of demographic, socio-economic and geographic segmentation.
Ich würde nein antworten, da der Lebensweltbegriff bei SINUS mW die Milieus bezeichnet, die bei Bourdieu dem Begriff der Klassenfraktionen entsprechen.
Nein, der Habitus ist die soziale Prägung des Menschen, die er im Rahmen seiner Sozialisation erfährt. Die Art, wie er auf die Welt blickt und die Dinge betrachtet und bewertet. Die Lebenswelt ist die sozial-räumliche Umgebung, in der er sich bewegt.
Wirklich sehr gut erklärt. Dennoch, meiner Ansicht nach und wie ich es verstehe, der Habitus als Konzept ist nichts wirklich Neues. Er hat einfach mehrere Elemente von Kulturdefinitionen und Eigenschaften einfach zusammengebracht und ein neues "Konzept" damit gebastelt. Vor Bourdieu wussten wir dass Kultur durch Kommunikation gelernt ist, das es unscharf ist, relativ, mehr oder weniger homogen, das es veränderbar ist, aber gleichzeitig eine Tendenz auf Wiederholung (Stabilität). Ich glaube, was für mich verwierrt, ist dass er "Gesellschaft" als ein "Ding" betrachtet, und nicht als ein geistiges Konstrukt.
Sehr gut erklärt, vielen Dank! Ich darf Sie aber darauf hinweisen, dass das Wort "Ressourcen" aus dem Französischen stammt und man es [ʁɛˈsʊʁsn̩] ausspricht. Sorry für's Klugscheißen, musste sein! Viele Grüße aus Regensburg
Aber ist Pierre Bourdieu nicht ein Gegenbeispiel, für das anhaften des Habitus? Immerhin wurde er am Ende seines Lebens als angesehener Professor wahrgenommen und nicht mehr als einfacher Mann vom Lande.
Spannende Frage! Die neueste Literatur unter Rückgriff auf Bourdieu zeigt deutlich, dass solche Karrieren mit erheblichen Reibungen einhergehen und die ungleiche soziale Herkunft auch dann noch spürbar ist, wenn man in der "höheren" Gesellschaft angekommen ist. Zu empfehlen sind in diesem Zusammenhang u.A. die Werke von Didier Eribon (Rückkehr nach Reims) oder - etwas journalistischer und leichter zu lesen - Anna Mayr (Die Elenden).
@@unirostock Vielen Dank für diese Antwort. Ich besuche in diesem Uni-Semester ein Seminar zu Foucault und Bourdieu, vielleicht werden mir die Literaturempfehlungen weiterhelfen können. :)
@@DunklerDreck Bourdieu hat sogar selber gesagt, dass er sich unter den Intellektuellen nicht wohl fühlt. Menschen werden nach ihrem sozialen Aufstieg in der erreichten Klasse als „verbissen“ wahrgenommen. Mobbing als eine Art von Distinktion
Gutes Video, aber ausbaufähig. Für Leute, die sich oberflächlich dafür interessieren, ist das Video ausreichend. Als Beihilfe/Unterstützung zum Studium jedoch zu oberflächlich. Ich studiere an der Uni Göttingen Kulturanthropologie/ Europäische Ethnologie und in der Einführungsvorlesung mussten wir uns auch mit dem Habitus-Begriff von Pierre Bourdieu befassen. In dem Video hätte auf die unterschiedlichen Kapitalarten eingegangen werden sollen. Zum Beispiel darauf, dass das kulturelle Kapital 3-geteilt ist (verinnerlichtes/inkorperiertes, objektives und institutionalisiertes -> also Titel wie Prof., Dr., Herr Hofrat usw.) In dem Video hätte auch deutlich mehr auf den Zusammenhang zwischen den Kapitalarten eingegangen werden können. Fazit: Für den Einstieg/ zum ersten Kontakt mit dem Thema ist es ein tolles Video. Als Unterstützung zum Studium ist es aber nicht ausreichend, da muss man sich schon weitere, tiefer gehende Videos ansehen.
"Vielen Dank für das Lob und den Kritikpunkt. Unsere Videos sind als kurze Einführungen angelegt, die nicht länger als fünf Minuten sein sollen. Damit machen sie Lust, sich tiefer mit soziologischen Theorien zu beschäftigen - z.B. auch mit angrenzenden Konzepten. Vielleicht widmen wir eines unserer nächsten Videos den Kapitalarten von Bourdieu. Die Anmerkung ist ja berechtigt: Zu den Kapitalarten kann man noch ganz viel sagen. Bleibt uns treu: Die Videoreihe wird fortgesetzt. :-)"
auf die Gesamtheit von Gruppen oder Menschen aber anwendbar. Es dient uns lediglich als Hilfsmittel zur Kategorisierung. Klischees haben ja doch auch was wahres an sich ;-)
Super Video, vielen Dank. Hat mir sehr viel Zeit erspart !
Sehr gut erklärt und dazu auch noch unterhaltsam! danke, eine große Hilfe :)
Ich schreibe gerade meine Masterarbeit über das Deutsche Bildungssystem und Herkunftseffekte. Da ist Bourdieu natürlich nicht weit. Sehr gute, prägnante Zusammenfassung, die eventuell auch Menschen neugierig macht, die anderweitig nicht in Kontakt mit diesem Ausnahmedenker gekommen wären. Viele Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft lassen sich meinem Dafürhalten nach mit der Theorie Bourdieu`s erklären.
Könntest du erklären, was Dispositionen damit zu tun haben?
Welch Ironie, dass im Internet prinzipiell für alle alles zugänglich ist, aber dank unserer Habitus dieses Video in erster Linie Abiturienten, Studenten und ansonsten "Bessergestellte" sehen werden - change my mind! :D
Top Video, danke!
(Japp, ich gehöre zum Studentenraster)
Danke für die super Erklärung! Hat mir gerade beim Lernen immens geholfen
Besser erklärt als die vier Bücher, die ich vor mir habe:) danke!!
Vielen Dank dafür! Das hat mir genau 50 Minuten gespart! 🙏
Gutes video, vielen Dank!!!
Der Stand des Einzelnen scheint wohl doch nicht Egalitär individuell, sondern hierarchisch kulturell bedingt zu sein.
Wieso ist der Plural nicht habiti tho?
Richtig gut erklärt. Dankeschön.
Super Video, danke! :)
Sehr sehr schön erklärt
Vielen Dank super erklärt
Very helpful thank you!
Wir sind alle nur Menschen und der Habitus verschiebt sich immer mal wieder. Punk ist eh nicht mehr das, was es mal war 😄☺️
Mega Video !
Habitus ist also die Tendenz zu einem bestimmtes Verhalten/Verhaltensformen?
Ja, unter anderem
Ja, das kann man so sagen. Wir suchen uns diese Verhaltensweisen nicht aus, sondern handeln in Abhängigkeit der sozialen und gesellschaftlichen Einflüsse, die seit der Geburt auf uns einwirken (strukturierende Struktur). Gleichzeitig verändern wir den Habitus in unseren alltäglichen Handlungen. Indem wir die im Habitus eingeschrieben Praxen weiterentwickeln und variieren, sind wir stilbildend und sorgen für eine Veränderung des Habitus (strukturierte Struktur).
Korrekt, jedoch zu einer ganz bestimmten Verhaltensform, welche aus deinem Milieu kommt.
hammer video danke
Richtig gut, jetzt weiß ich was und musste sogar 2 mal lachen :)
Hat das Sinus-Milieu Model irgendeine Bedeutung für die Habitus-Theorie?
Die Arbeitsgruppe um Michael Vester (AGIS) hat Bourdieus Theorie mit dem SINUS-Modell verknüpft.
Wenn, dann hätte die Habitus-Theorie eine Bedeutung für das Sinus-Modell. Tatsächlich änderte sich die Sozialstrukturforschung in Deutschland durch die Einflüsse der Bourdieu'schen Theorien. Es wurden neue Instrumente der Erfassung und Beschreibung sozialer Ungleichheiten entwickelt.
Meine Vorstellung des Habitus eines Menschen definiert sich etwas anders: Für mich ist es die Ausstrahlung eines Menschen im zusammen wirken von Rhetorik, Betonung, Akzentuierung, Rhythmus, Klangfarbe und Modulation der Stimme, Gestik, Souveränität, Eloquenz, die ein Bild erzeugen, so wie bei einem Darsteller in einem Film. Durch diese „Stilmittel“ ergibt sich ein Bild einer Persönlichkeit, mit dem man eine bestimmte, Bildung, Sozialverhalten, gesellschaftliche Stellung und Kompetenz assoziiert und zuordnet.
Wenn man einer Person mit zerrissener Kleidung gegenüber stehen würde, würde sich nach wenigen Sätzen dem Gegenüber erschliessen, dass man es nicht mit einem Arbeiter zu tun hat sondern mit einer kulturell hoch entwickelten Person, die genannten Stilmittel würden das negative Bild des Äusseren in den Hintergrund stellen, der Habitus hinterlässt den entscheidenden Eindruck. Je feiner das Zusammenspiel dieser Stilmittel abgestimmt ist, um so überzeugender und interessanter wirkt ein Mensch auf uns und er wird zu einer besonderen Persönlichkeit. Professionelle Schauspieler wissen genau wie sie diese Komponenten einsetzen müssen, um beim Betrachter entsprechend zu triggern, natürlich wissen nicht nur Schauspieler wie diese Mechanismen funktionieren, auch viele Menschen im täglichen Leben nutzen diese mächtigen Werkzeuge, um von ihrem Umfeld das zu bekommen, was sie haben wollen.
Acorn, developed by CACI Limited in London, is a segmentation tool which categorises the United Kingdom’s population into demographic types. Range of demographic, socio-economic and geographic segmentation.
Ja hat Zeit erspart.
Eine Vokabel mehr.
Erinnert mich an meine Oma. Die fuhr im Hühnerstall Motorrad. Niemand konnte sie so richtig einordnen.
Wäre es okay zu sagen das "Lebenswelt" ein Synonym für Habitus ist?
Ich würde nein antworten, da der Lebensweltbegriff bei SINUS mW die Milieus bezeichnet, die bei Bourdieu dem Begriff der Klassenfraktionen entsprechen.
Nein, der Habitus ist die soziale Prägung des Menschen, die er im Rahmen seiner Sozialisation erfährt. Die Art, wie er auf die Welt blickt und die Dinge betrachtet und bewertet. Die Lebenswelt ist die sozial-räumliche Umgebung, in der er sich bewegt.
Der Habitus entwickelt sich in der Lebenswelt. Wenn man die Lebenswelt verlässt bleibt der Habitus am Verhalten erkennbar.
dankeeee!
we need turkish sub
Wirklich sehr gut erklärt. Dennoch, meiner Ansicht nach und wie ich es verstehe, der Habitus als Konzept ist nichts wirklich Neues. Er hat einfach mehrere Elemente von Kulturdefinitionen und Eigenschaften einfach zusammengebracht und ein neues "Konzept" damit gebastelt. Vor Bourdieu wussten wir dass Kultur durch Kommunikation gelernt ist, das es unscharf ist, relativ, mehr oder weniger homogen, das es veränderbar ist, aber gleichzeitig eine Tendenz auf Wiederholung (Stabilität). Ich glaube, was für mich verwierrt, ist dass er "Gesellschaft" als ein "Ding" betrachtet, und nicht als ein geistiges Konstrukt.
Super video und schöne stimme 🥲😄
Krall sie dir Tiger
Aber was versteht man nun unter der symbolischen Gewalt nach bourdieu? Gibt's da ein konkretes gutes Beispiel?
Sehr gut erklärt, vielen Dank! Ich darf Sie aber darauf hinweisen, dass das Wort "Ressourcen" aus dem Französischen stammt und man es [ʁɛˈsʊʁsn̩] ausspricht. Sorry für's Klugscheißen, musste sein! Viele Grüße aus Regensburg
Aber ist Pierre Bourdieu nicht ein Gegenbeispiel, für das anhaften des Habitus? Immerhin wurde er am Ende seines Lebens als angesehener Professor wahrgenommen und nicht mehr als einfacher Mann vom Lande.
Spannende Frage! Die neueste Literatur unter Rückgriff auf Bourdieu zeigt deutlich, dass solche Karrieren mit erheblichen Reibungen einhergehen und die ungleiche soziale Herkunft auch dann noch spürbar ist, wenn man in der "höheren" Gesellschaft angekommen ist. Zu empfehlen sind in diesem Zusammenhang u.A. die Werke von Didier Eribon (Rückkehr nach Reims) oder - etwas journalistischer und leichter zu lesen - Anna Mayr (Die Elenden).
@@unirostock Vielen Dank für diese Antwort. Ich besuche in diesem Uni-Semester ein Seminar zu Foucault und Bourdieu, vielleicht werden mir die Literaturempfehlungen weiterhelfen können. :)
www.arbeiterkind.de/ ist möglicherweise interessant für entsprechende Studien.
@@DunklerDreck Bourdieu hat sogar selber gesagt, dass er sich unter den Intellektuellen nicht wohl fühlt.
Menschen werden nach ihrem sozialen Aufstieg in der erreichten Klasse als „verbissen“ wahrgenommen.
Mobbing als eine Art von Distinktion
Gutes Video, aber ausbaufähig. Für Leute, die sich oberflächlich dafür interessieren, ist das Video ausreichend. Als Beihilfe/Unterstützung zum Studium jedoch zu oberflächlich. Ich studiere an der Uni Göttingen Kulturanthropologie/ Europäische Ethnologie und in der Einführungsvorlesung mussten wir uns auch mit dem Habitus-Begriff von Pierre Bourdieu befassen. In dem Video hätte auf die unterschiedlichen Kapitalarten eingegangen werden sollen. Zum Beispiel darauf, dass das kulturelle Kapital 3-geteilt ist (verinnerlichtes/inkorperiertes, objektives und institutionalisiertes -> also Titel wie Prof., Dr., Herr Hofrat usw.) In dem Video hätte auch deutlich mehr auf den Zusammenhang zwischen den Kapitalarten eingegangen werden können. Fazit: Für den Einstieg/ zum ersten Kontakt mit dem Thema ist es ein tolles Video. Als Unterstützung zum Studium ist es aber nicht ausreichend, da muss man sich schon weitere, tiefer gehende Videos ansehen.
"Vielen Dank für das Lob und den Kritikpunkt. Unsere Videos sind als kurze Einführungen angelegt, die nicht länger als fünf Minuten sein sollen. Damit machen sie Lust, sich tiefer mit soziologischen Theorien zu beschäftigen - z.B. auch mit angrenzenden Konzepten. Vielleicht widmen wir eines unserer nächsten Videos den Kapitalarten von Bourdieu. Die Anmerkung ist ja berechtigt: Zu den Kapitalarten kann man noch ganz viel sagen. Bleibt uns treu: Die Videoreihe wird fortgesetzt. :-)"
Für meine Politik Lk Klausur ist das super.
Hmm klingt bisschen nach vorurteilhaftes Handeln, sehr stereotypisch. "Don't judge a book by it's cover".
auf die Gesamtheit von Gruppen oder Menschen aber anwendbar.
Es dient uns lediglich als Hilfsmittel zur Kategorisierung.
Klischees haben ja doch auch was wahres an sich ;-)
mein leben macht mehr sinn XD