Claus Kühnl Rhapsodie für große Orgel „Sie standen mitten im verschatteten Zimmer …“ (2005)

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  • Опубликовано: 13 сен 2024
  • Claus Kühnl, *1957
    „Sie standen mitten im verschatteten Zimmer und redeten gedämpft…“ (2005)

    Rhapsodie für große Orgel - Erstaufführung -
    Konzertmitschnitt vom 3. Oktober 2021
    Martin Lücker
    an der Rieger-Orgel der St. Katharinenkirche
    Frankfurt am Main
    Der Komponist Claus Kühnl zu seiner Orgelrhapsodie
    „sie standen mitten im verschatteten Zimmer, und redeten gedämpft“ (2005)
    :
    Unmittelbare Anregung zu meinem ersten Konzertstück für Orgel war mir die Lektüre der Romantetralogie Joseph und seine Brüder von Thomas Mann, insbesondere das Kapitel Die schmerzliche Zunge (Spiel und Nachspiel) aus dem „siebenten Hauptstück“ des dritten Buches (Joseph in Ägypten). Wer den Zusammenhang der in meiner Partitur vermerkten Textbruchstücke zu erfassen wünscht, dem sei die Lektüre der etwa 23 Seiten empfohlen.
    Ähnlich dem Verfahren gewisser Meister des Barock, ist jedoch auch dieses Stück als instrumentale „Klang-Rede“ konzipiert, das heißt, es kann ebenso gut als reine Instrumentalmusik - ohne den dramatischen Kontext - rezipiert werden. Die dramatische Wirkung rührt daher, dass der komplette zeitliche Verlauf durch die Montage mehr oder weniger auffälliger musikalischer Kurzmotive zustande kommt: man könnte auch von „rhetorischen Figuren“ sprechen. Insofern verweist der Titel sowohl auf den Inhalt als auch auf die Satztechnik („redeten…“).
    Für die Vorstellung der lispelnden Eni, die sich durch heftigen Biss auf die Zunge derart selbst verletzt hat, damit es ihr gelänge, das Ungeheuerliche in kindlichem Ton aussprechen zu können, wurde beispielsweise ein aus Buchstaben gebildetes, so genanntes „soggetto cavato“ komponiert.
    Aus den übrigen sechs, zur Oktave komplementären Halbtönen wurde das Joseph-Tonsymbol gebildet. Dieses erscheint als seine „Redefigur“ auch gespiegelt, retrograd, sowie retrogradgespiegelt in je 12 Transpositionen, also in den 48 zwölftönigen Varianten, während die „Eni- Töne“ in insistierender Manier - fast kaum verändert - notiert wurden.
    Der Konflikt zwischen dem Mutter- und dem Vatergöttlichen, auf den der Kampf zwischen Mut-em-inet, der Frau Potiphars, und Joseph, dem Sohn Jaakobs letztendlich hinausläuft, wurde durch zwei ineinander übergehende Allusionen dargestellt:
    drei Akkorde aus Debussys Skizzen zu seiner Oper Der Untergang des Hauses Usher (nach Poe) und zwei Akkorde, die an Wagners Parsifal gemahnen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil dieser Kampf in Thomas Manns „Verdichtung“ nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich an die Verführungsszene Kundry/Parsifal erinnert.
    Im Kapitel Das Antlitz des Vaters gelingt es Joseph in dem Augenblick, als ihm das Bild des Vaters in den Sinn kommt, sich von der (nicht für ihn bestimmten) Frau zu lösen, ebenso wie Parsifal von Kundry ablässt, nachdem das Gesicht des Amfortas in seiner Erinnerung aufgestiegen…
    Claus Kühnl (im Dezember 05)

Комментарии • 1

  • @phuongmai772
    @phuongmai772 Год назад

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