Moin Heiko! Da berührst du bei mir einen wirklich wunden Punkt. Wenn auch weniger beim Möbelbau als generell beim Konstruieren. Vielleicht liegt es daran, dass mein Vater bei der Bundeswehr Brückenpionier war. Da wurde alles, was aus Holz unbekannter Herkunft gebaut wurde, aus Sicherheitsgründen 300% überdimensioniert. Das verschiebt irgendwie die Maßstäbe 🤔Jedenfalls frage ich mich hinterher oft "musste das so dick sein?" Den Vogel abgeschossen haben wir jedenfalls, als wir einen Carport mit Geräteschuppen gebaut haben. Das Holz war Verpackungsabfall auf einer Kraftwerksbaustelle im Norden (wo unser Nachbar Rohrleitungsbau gemacht hat) - die Transportkiste einer riesigen Turbine. Kanthölzer 6m x 25cm x 25cm - und wir hatten Ende der 70er keine Maschine, mit der wir das hätten auftrennen können 😳. Und Sägewerke waren im hohen Norden Deutschlands leider deutlich weniger häufig, als südlich der Elbe. Aus jedem Ständer und Sparren hätten wir gut und gerne 4 machen können. Die Balken wurden dann halt verbaut wie sie kamen. War ja genug da, was sonst auf der Deponie gelandet wäre. Ich glaube, wenn wir einen großen Kreis mit einem H auf das Dach gemalt hätten - da hätte jederzeit ein Hubschrauben drauf landen können 🤣😂🤣😂 Seitdem kämpfe ich immer gegen Überdimensionierung. Auch beim Möbelbau habe ich eine gewisse Abneigung gegen zu dicke Materialien. Die Schweizer Kante ist mein bester Freund. Und seit ich endlich einen Dickenhobel habe, ist die Welt so richtig in Ordnung. Natürlich muss - wie du sagst - alles stimmig sein. Da muss man einfach mit offenen Augen durch die Welt und das Internet gehen und ein Gefühl entwickeln. Aber das ist ja auch gerade das Schöne am Holzwerken. Viele Grüße Andreas
Hut ab Heiko! Es wäre so einfach gewesen die Idee für einen Podcast zur Vermittlung von holzbautechnischen Inhalten aufgrund der Herausforderungen direkt in die Tonne zu kloppen. Aber sprachlich und didaktisch so selbstsicher zu sein um diese Inhalte ganz lässig durch die Untiefen rein auditiver Vermittlung hindurch navigieren zu können, das ist eine echte Kunst! Ich hätte nach deiner Ankündigung selbst nicht gedacht dass es funktioniert, aber wenn der Beweis des Gegenteils jemandem zuzutrauen war, dann dir! Respekt und vielen Dank für deine Arbeit! P.S.: Das Tischlerhandwerk ist laut einem Tagesschau-Artikel von gestern eines der wenigen Handwerke in Deutschland ohne Nachwuchsprobleme. Du und einige andere gute RUclipsr dürften da mit ihrer Begeisterung sicher einen nicht unerheblichen Anteil dran haben :)
Ich war bisher der Meinung, das es im Möbelbau schon erprobte Maße gibt. Damit Erweiterungen/Umbauten, die es am freien Markt gibt, dazu passen. Für meine Regale verwende ich 18mm Multiplex. Ein aktuelles Projekt ist ein Regal für meine Klemmbaustein-Modellbahn. Die Loks und Wagen brauchen ein Lagerfläche. Deine Aussagen sind me. E. hervorragend. Möbelbau ist was kreatives. Es sollte zur Anwendung bzw. dem Einsatz passen.
Wie immer, große Klasse, dankeschön. Zuerst mache ich eine Handskizze, grob massstäblich, - immer. Dann auf A3-Papier eine mm-genaue Aufzeichnung in einem Maßstab, der gerade so draufpaßt und einige Tage begucken, das hilft mir. In der Werkstatt kein Möbelbau ohne echten Aufriss auf meine weiße Spanplatte, - da gehen dann ja oft nur noch Teilstücken - so mache ich das. Ein 3-D-Programm, das nicht so aufwendig zu bedienen und nicht sehr teuer ist, - jo, das wär's noch... Schöne Grüße.
Einen 1:1 Aufriss habe ich noch nie gemacht, den Platz hätte ich in meiner Werkstatt gar nicht ;) Aber schnorchel mal nach Autodeck Fusion. Als Privatanwender darfst du das kostenlos nutzen. Es ist ein vollwertiges professionelles Konstruktionsprogramm mit dem du auch ein Auto konstruieren könntest. Als Holzwerker nutze ich davon vielleicht 5 bis 10% und diesen Funktionsumfang kann man sich in überschaubarer Zeit aneignen.
17:5618:0518:0518:05 Da fällt mir das Regal in meiner Studentenbude ein: 19mm Spanplatte fast 1 m breit. Nur Bücher und Aktenordner. Nach 2 Jahren 1x gewendet. Zum Schluss alle 2 Monate. Das Material ermüdet also auch. Ich nehme für Stollen min 28mm Material und sonst 18mm. Für Regalböden nur Leimholz. Alle gekauften Möbel musste ich mit Gewindestangen zusammenziehen. Die 200 Jahre alten Möbel haben schon viele Umzüge durch ganz Deutschland überstanden. Am besten ist der Schrank, der aus einer Kosakentranstportkiste gemacht wurde. Baujahr 1815 oder davor.
Hallo Heiko, sehr guter Beitrag von dir, dein Spruch ausprobieren ist mir sehr gut bekannt (probieren geht vor Studieren) der sehr oft von meinem Groß- und auch Vater gesagt wurden. Mfg. vom Ndrh. Hans-Peter
Danke für die wertvollen Hinweise! Manches an der Materialstärke scheint letztlich vielleicht auch eine stilistische zu sein - ich kann mich an ein Video von David Charlesworth erinnern, in dem er sich schmunzelnd über die viel zu dicken Materialstärken der Amerikaner lustig macht. Nun haben die Amis vielleicht häufig auch einfach mehr Platz für größere Möbel, so dass "dicker" aussehende Möbel dort vielleicht auch angemessener sind...
Dieses Thema beschäftigte auch das Herzogtum Württemberg und dessen Hauptbaumeister. Karl Friedrich II. galt als sehr pingelig und eigen (heute würde man sagen, er hatte OCD) und als sein Hauptbaumeister für Möbel in Schlössern die Maße 1/4 Handbreit und 1/5 Handbreit (ca 25mm und 20mm) empfahl, wurde er für solch einen simplen Vorschlag mit 12.000 Goldmünzen beschenkt. Der heutige Wert entspräche ca. 85 Mio. €. (Aus der Sammlung Handwerksgeschichte)
Wenn der kuechenschrank nur schubladen hat, kann man die rueckwand doch durch zwei diagonale ersetzen? Ein naechster stritt waere nur die "rippen" vom schrank zu bauen, wenn es zwischen andere schraenke steht. Oder waere das ein schritt zu weit?
Hallo Heiko, bezüglich schrägstellen der Beine bei einem Tisch. Würde es da nicht reichen es innen nach unten hin nur zu verdünnen, was ja oft getan wird?
Da erinnere mich an mein Gesellenstück. Viel zu starke Korpusseiten. Boah, war das hässlich. Auf der Zeichnung fand ichs gut und leider hat mich niemand vorgewarnt. Is ja nicht so, als wäre das nicht von Berufsschule, Meister und Chef abgesegnet worden. So wars aber ein Lerneffekt.
Vielen lieben Dank dafür, dass die Philosophie des Holzes durch Sie wieder mehr in den Vordergrund rückt, wie auch bei Herrn Rieker.
Erster Eindruck: "Gerede ohne Ergebnis". Dann die Erkenntnis: "Nutze Deine Augen, Dein Verstand, Deine Kreativität". Danke!
Probieren geht über studieren, der beste Tipp zum Ende. Danke für den anschaulichen Beitrag.
Moin Heiko! Da berührst du bei mir einen wirklich wunden Punkt. Wenn auch weniger beim Möbelbau als generell beim Konstruieren. Vielleicht liegt es daran, dass mein Vater bei der Bundeswehr Brückenpionier war. Da wurde alles, was aus Holz unbekannter Herkunft gebaut wurde, aus Sicherheitsgründen 300% überdimensioniert. Das verschiebt irgendwie die Maßstäbe 🤔Jedenfalls frage ich mich hinterher oft "musste das so dick sein?"
Den Vogel abgeschossen haben wir jedenfalls, als wir einen Carport mit Geräteschuppen gebaut haben. Das Holz war Verpackungsabfall auf einer Kraftwerksbaustelle im Norden (wo unser Nachbar Rohrleitungsbau gemacht hat) - die Transportkiste einer riesigen Turbine. Kanthölzer 6m x 25cm x 25cm - und wir hatten Ende der 70er keine Maschine, mit der wir das hätten auftrennen können 😳. Und Sägewerke waren im hohen Norden Deutschlands leider deutlich weniger häufig, als südlich der Elbe. Aus jedem Ständer und Sparren hätten wir gut und gerne 4 machen können. Die Balken wurden dann halt verbaut wie sie kamen. War ja genug da, was sonst auf der Deponie gelandet wäre.
Ich glaube, wenn wir einen großen Kreis mit einem H auf das Dach gemalt hätten - da hätte jederzeit ein Hubschrauben drauf landen können 🤣😂🤣😂
Seitdem kämpfe ich immer gegen Überdimensionierung. Auch beim Möbelbau habe ich eine gewisse Abneigung gegen zu dicke Materialien. Die Schweizer Kante ist mein bester Freund. Und seit ich endlich einen Dickenhobel habe, ist die Welt so richtig in Ordnung.
Natürlich muss - wie du sagst - alles stimmig sein. Da muss man einfach mit offenen Augen durch die Welt und das Internet gehen und ein Gefühl entwickeln. Aber das ist ja auch gerade das Schöne am Holzwerken.
Viele Grüße
Andreas
sehr gut erklärt, Danke
Hut ab Heiko! Es wäre so einfach gewesen die Idee für einen Podcast zur Vermittlung von holzbautechnischen Inhalten aufgrund der Herausforderungen direkt in die Tonne zu kloppen. Aber sprachlich und didaktisch so selbstsicher zu sein um diese Inhalte ganz lässig durch die Untiefen rein auditiver Vermittlung hindurch navigieren zu können, das ist eine echte Kunst! Ich hätte nach deiner Ankündigung selbst nicht gedacht dass es funktioniert, aber wenn der Beweis des Gegenteils jemandem zuzutrauen war, dann dir! Respekt und vielen Dank für deine Arbeit!
P.S.: Das Tischlerhandwerk ist laut einem Tagesschau-Artikel von gestern eines der wenigen Handwerke in Deutschland ohne Nachwuchsprobleme. Du und einige andere gute RUclipsr dürften da mit ihrer Begeisterung sicher einen nicht unerheblichen Anteil dran haben :)
Hätte man nicht besser sagen bzw schreiben können👍👍👍
Genau so ist es. Ich habe mich mit 60 Jahren noch mal in diese Richtung begeben und bereue es nicht eine Minute.
Und würden solche Kommentare mehr gelesen, wäre es um die Eloquenz in unserem Land nicht so schlecht bestellt!
Ich war bisher der Meinung, das es im Möbelbau schon erprobte Maße gibt. Damit Erweiterungen/Umbauten, die es am freien Markt gibt, dazu passen. Für meine Regale verwende ich 18mm Multiplex. Ein aktuelles Projekt ist ein Regal für meine Klemmbaustein-Modellbahn. Die Loks und Wagen brauchen ein Lagerfläche. Deine Aussagen sind me. E. hervorragend. Möbelbau ist was kreatives. Es sollte zur Anwendung bzw. dem Einsatz passen.
Wow. Das erste mal, das ich bei einer Veröffentlichung eines Videos von dir dabei bin. Und ich freu mich total😮
Wie immer, große Klasse, dankeschön.
Zuerst mache ich eine Handskizze, grob massstäblich, - immer. Dann auf A3-Papier eine mm-genaue Aufzeichnung in einem Maßstab, der gerade so draufpaßt und einige Tage begucken, das hilft mir.
In der Werkstatt kein Möbelbau ohne echten Aufriss auf meine weiße Spanplatte, - da gehen dann ja oft nur noch Teilstücken - so mache ich das.
Ein 3-D-Programm, das nicht so aufwendig zu bedienen und nicht sehr teuer ist, - jo, das wär's noch...
Schöne Grüße.
Einen 1:1 Aufriss habe ich noch nie gemacht, den Platz hätte ich in meiner Werkstatt gar nicht ;)
Aber schnorchel mal nach Autodeck Fusion.
Als Privatanwender darfst du das kostenlos nutzen.
Es ist ein vollwertiges professionelles Konstruktionsprogramm mit dem du auch ein Auto konstruieren könntest.
Als Holzwerker nutze ich davon vielleicht 5 bis 10% und diesen Funktionsumfang kann man sich in überschaubarer Zeit aneignen.
17:56 18:05 18:05 18:05 Da fällt mir das Regal in meiner Studentenbude ein: 19mm Spanplatte fast 1 m breit. Nur Bücher und Aktenordner. Nach 2 Jahren 1x gewendet. Zum Schluss alle 2 Monate. Das Material ermüdet also auch. Ich nehme für Stollen min 28mm Material und sonst 18mm. Für Regalböden nur Leimholz.
Alle gekauften Möbel musste ich mit Gewindestangen zusammenziehen. Die 200 Jahre alten Möbel haben schon viele Umzüge durch ganz Deutschland überstanden. Am besten ist der Schrank, der aus einer Kosakentranstportkiste gemacht wurde. Baujahr 1815 oder davor.
Hallo Heiko, sehr guter Beitrag von dir, dein Spruch ausprobieren ist mir sehr gut bekannt (probieren geht vor Studieren) der sehr oft von meinem Groß- und auch Vater gesagt wurden.
Mfg. vom Ndrh. Hans-Peter
logisch erklärt , sollte jeder wissen
Danke für die wertvollen Hinweise! Manches an der Materialstärke scheint letztlich vielleicht auch eine stilistische zu sein - ich kann mich an ein Video von David Charlesworth erinnern, in dem er sich schmunzelnd über die viel zu dicken Materialstärken der Amerikaner lustig macht. Nun haben die Amis vielleicht häufig auch einfach mehr Platz für größere Möbel, so dass "dicker" aussehende Möbel dort vielleicht auch angemessener sind...
Dieses Thema beschäftigte auch das Herzogtum Württemberg und dessen Hauptbaumeister. Karl Friedrich II. galt als sehr pingelig und eigen (heute würde man sagen, er hatte OCD) und als sein Hauptbaumeister für Möbel in Schlössern die Maße 1/4 Handbreit und 1/5 Handbreit (ca 25mm und 20mm) empfahl, wurde er für solch einen simplen Vorschlag mit 12.000 Goldmünzen beschenkt. Der heutige Wert entspräche ca. 85 Mio. €. (Aus der Sammlung Handwerksgeschichte)
Wenn der kuechenschrank nur schubladen hat, kann man die rueckwand doch durch zwei diagonale ersetzen? Ein naechster stritt waere nur die "rippen" vom schrank zu bauen, wenn es zwischen andere schraenke steht. Oder waere das ein schritt zu weit?
Bei Küchenschränken würde ich wegen der Sauberkeit immer darauf achten, dass sie so dicht wie möglich sind. Also auch nicht ohne Rückwand bauen.
Hallo Heiko, bezüglich schrägstellen der Beine bei einem Tisch. Würde es da nicht reichen es innen nach unten hin nur zu verdünnen, was ja oft getan wird?
Nein, das ist konstruktiv nicht das Gleiche.
Danke, dachte es mir ja schon das da andere Kraftverhältnisse entstehen.
Da erinnere mich an mein Gesellenstück. Viel zu starke Korpusseiten. Boah, war das hässlich.
Auf der Zeichnung fand ichs gut und leider hat mich niemand vorgewarnt. Is ja nicht so, als wäre das nicht von Berufsschule, Meister und Chef abgesegnet worden.
So wars aber ein Lerneffekt.
Alles unter vier Zentimeter ist Papier. 😉
Ein Zimmermann aus Schaumburg