Karl Rahner: Die menschliche Sinnfrage vor dem absoluten Geheimnis Gottes

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  • Опубликовано: 13 сен 2024
  • Nachzulesen ist der Vortrag in K. Rahner, Schriften zur Theologie 13, Zürich u.a. 1978, S. 111-128, K. Rahner, Sämtliche Werke 30, Freiburg i. Br. 2009, S. 209-221.
    Auf RUclips veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Archivs der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten (provinzarchiv.j...) und der Katholischen Akademie Freiburg (www.katholisch...).
    Foto: Albert Raffelt, Münster 1967
    Ein Kommentar zu "Die menschliche Sinnfrage vor dem absoluten Geheimnis Gottes" von Karl-Heinz Neufeld SJ
    Wer sich mit einer gewissen Kenntnis von Rahners Denken diesen Vortrag anhört, den überrascht zunächst Rahners Versicherung, er habe selbst das Thema gewählt und ausformuliert. Denn in aller Regel stellte er sich Fragen und Problemen, die andere an ihn herantrugen. Im November 1977 hatte er im Blick auf seinen Vortrag bei den Bamberger Universitätstagen am 20. November seine Ideen zur Sinnfrage, wie sie damals verbreitetes und beliebtes Modethema war, kritisch entwickelt. In der Kritik wusste er sich mit Johann Baptist Metz einig, dessen Bemerkungen er zu Beginn länger zitiert, um dann seine eigene Sicht der Aufgabe zu entfalten. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von „Grundkurs des Glaubens“ (1976) hatte er sich erkenntnistheoretischen Grundproblemen wieder zugewandt, die ihn schon früh beschäftigt hatten und im zweiten Gang dieser „Studien zum Begriff des Christentums“ eigens „Das absolute Geheimnis“ thematisiert. Nur dass dabei der Sinn der Schlüsselbegriffe oft unklar blieb. Doch wollte er grundlegend das Datum der „Unbegreiflichkeit Gottes“ ohne Konfrontation mit der Sinnfrage als Wahrheit des Glaubens herausstellen und griff dazu auf die Geschichte christlichen Denkens und namentlich die negative Theologie zurück, wo mit Recht die Unbegreiflichkeit Gottes in all ihren Aspekten betont worden sei. Doch wie kann dieser Unbegreifliche der Sinn unserer Existenz sein? Rahner spitzt die Frage zu und spricht sogar vom Todesurteil über die Sinnfrage.
    In zwei Schritten entwickelt er seine Antwort darauf, wie das grundsätzliche Wesen menschlicher Erkenntnis konzipiert werden müsse, um etwas mit der Unbegreiflichkeit Gottes zu tun haben zu können und wie der Akt des Menschen zu denken sei, in dem die Unbegreiflichkeit Gottes vorkommen kann. Die Vernunft müsse anders verstanden werden als es gemeinhin geschehe, wo ein Anspruch mit ihr verbunden werde, der angesichts der größeren Wirklichkeit grund- und rechtlos sei. Sie sei zu einem „excessus“ fähig und aufgerufen, in dem Gott als unbegreiflich und der Mensch als in der Unbegreiflichkeit geborgen erfahren werde. Und dabei stelle sich das Vermögen des Kommens vor die Unbegreiflichkeit als ursprünglicher heraus als alle begriffliche Erkenntnis, die sich immer wieder der Wirklichkeit zu bemächtigen und diese sich zu unterwerfen suche. Der Akt des Menschen jedoch sei so zu denken, dass er nicht an der Unbegreiflichkeit Gottes zerbreche oder diese beiseiteschieben müsse.
    Der Mensch erfährt sich auch als einer, der empfängt und annimmt, nicht zuerst als zupackender Macher und Konstrukteur, selbst wenn er das für so selbstverständlich nimmt, dass er es immer wieder übersieht und erneut daran erinnert werden muss. Eine solche Erinnerung bietet Rahners Vortrag, der ihn auch selbst wieder auf das Grundverhältnis zwischen Gott und Mensch, zwischen Schöpfer und Schöpfung aufmerksam werden ließ. Sich geben zu lassen, ist ein menschliches Vermögen, ohne das er gar nicht werden kann, der er ist. Allerdings ist dabei nicht nur Zulassen, sondern wachsend sein Mittun gefragt, vor allem als zuversichtliche Hoffnung auf das Wohlwollen und die Güte der höheren und umgreifenden Macht. Nehmen und Geben kommen als zuneigende Erwartung und Liebe in wohlwollender Zuwendung seit den frühesten Erfahrungen grundlegend für die Verhältnisse des Menschen vor. Auf dieser Basis entfaltet sich rationales Erkennen, das sich gar nicht von diesem Fundament ablösen kann, sondern sich im gegenseitigen Beziehungsverhältnis betätigen muss und so die Einheit der Vermögen erlebt. Sie sind zu unterscheiden, jedoch nicht um sie zu trennen, sondern gerade, um sie zu einen. Das Kommen vor die Unbegreiflichkeit Gottes ist ursprünglicher als begriffliches Erkennen, wie Rahner sagt, und dieses bleibt eingebunden in die grundlegende und Vertrauen schaffende Erfahrung, die auch das Erkennen- und Wissenwollen weckt und trägt.
    Es mag gar nicht so einfach sein, Rahner in seinen Ausführungen zu folgen, doch es lohnt sich zu erleben, wie ein Mann seiner Art sich mit dieser Grundfrage auseinandersetzt gerade in der geistigen Diskussion unserer Welt, die so viele ratlos zurücklässt und in der Bereitschaft, die Konsequenzen zu ziehen und in aller Demut zu leben wie es schon der Aquinate versuchte, als er formulierte: Adoro te devote, latens Deitas ...

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