Edesheim (D-SÜW) Glocken von St.Peter&Paul

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  • Опубликовано: 7 фев 2025
  • Das vierstimmige Geläute ist zu hören in einer Aufnahme mit Film aus dem Turm sowie von außen, zuerst jede Glocke alleine, dann das Vollgeläute.
    Die katholische Pfarrkirche zu Edesheim bei Landau im Kreis SÜdliche Weinstraße beinhaltet ein vierstimmiges Geläute von drei verschiedenen Gießern, darunter als größte eine historische Glocke aus dem 19. Jahrhundert, die für die pfälzische Glockenlandschaft sehr bedeutsam ist: Es handelt sich um die größte noch erhaltene, für eine Pfarrkirche gegossene Glocke aus der Hand der Zweibrücker Gießhütte Lindemann, wenn man von ihren Domglocken in Speyer absieht. Während diese von Peter Lindemann 1821 geschaffen wurden, ist die Edesheimer dagegen von seinen Söhnen Karl und Friedrich, die 1843 wahrscheinlich ein ganzes Geläute geliefert haben, ganz in den Linien ihres Vaters. Genaues dazu ist mir nicht bekannt. Jedenfalls ist nur die große Glocke erhalten geblieben, die recht bald nach dem Krieg 1949 um drei neue Glocken von Hermann Hamm in Frankenthal ergänzt wurde, wobei die vier Glocken nun ein 'Präfationsmotiv', ein ausgefüllter Molldreiklang, bilden.
    1988 oder kurz zuvor ist die größte der neuen Glocken gesprungen, die daraufhin durch die Saarburger Gießerei Mabilon (Wolfgang Hausen-Mabilon) ersetzt wurde. Soweit bekannt, ist sie die einzige Glocke in weitem Umkreis aus dieser Gießerei. Ihre Wahl für den Ersatzguss werte ich als sehr glücklich, denn ihre französische Herkunft macht sie dazu gerade prädestiniert, weil Hamms bzw Lindemanns Tradition ebenfalls von lothringischen Gießern in Zweibrücken geprägt ist.
    Die Glocken Hamms sind in der direkten stilistischen Nachfolge Lindemanns gestaltet, denn Firmengründer Andreas Hamm (Großvater von Hermann) hatte einst bei Peter Lindemann sein Handwerk erlernt und seine Rippenform später übernommen und verfeinert. Somit ist das Edesheimer Geläute in gewissem Sinne stilistisch einheitlich. Für Lindemann und auch Hamm charakteristisch ist die leichte bis sehr leichte Rippenmensur bei einer hohen Klangeffizienz. Das Ziermotiv auf der Schulter mit dem doppelten Palmettenfries auf der cis1 ist typisch für die Zweibrücker Gießhütte, bereits von Christoph Klein im 18.Jahrhundert verwendet.
    Glocke I : cis1 (vertieft), Karl und Friedrich Lindemann 1843
    Durchmesser 1428 mm, Gewicht 1524 kg
    Weihespruch:
    Weithin auf Gottes Erde ertönt der Glocke Schall, doch Petrus ruft die Heerde zum wahren Hirtenstall
    Glocke II: e1 (vertieft), Mabilon 1988
    Durchmesser 1243 mm, Gewicht 1130 kg
    Weihespruch:
    Paulus werde ich genannt, bin des ewgen Heils Verkünder, mache Gottes Huld bekannt und erschüttere des Sünder
    Glocke III: fis1 (leicht vertieft), Hermann Hamm, Frankenthal,1949
    Durchmesser: ---- , Gewicht 725 kg
    Weihespruch: St.Matthäus
    ICH RUFE DIE GEMEINDE ZUM EVANGELIUM DAMIT SIE SICH VEREINE IM WAHREN CHRISTENTUM
    Glocke IV: gis1 (leicht vertieft), Hermann Hamm 1949
    Durchmesser: ----, Gewicht 550 kg
    Weihespruch:
    MARIENGLOCKE HEISSE ICH,MARIENS EHRE PREISE ICH, AVE MARIA
    Kurzer Abriss über die Kirche:
    Der Kirchbau geht im Kern auf einen barocken Saalbau zurück, der in Jahren 1742 bis 44 errichtet wurde und 1771 einen neuen eleganten Turm mit den flachen Dreiecksgiebeln erhielt. 1794 von französischen Revolutionstruppen mitsamt dem Ort in Brand gesteckt, wurde das Kirchenschiff bis 1811 wiederhergestellt.
    1933/34 wurde die Südseite um ein Seitenschiff und ein Querschiff erweitert.
    1990 ereignete sich ein neuerlicher Brand, der von der veralteten Elektrik in der Orgel ausging und den Dachstuhl komplett zerstörte, wie auch die Inneneinrichtung der Kirche stark beschädigte und die alte denkmalgeschützte, zudem fast komplett unverändert erhaltene, mechanische Kegelladenorgel mit 20 Registern der Werkstatt Steinmeyer in Oettingen von 1882 vernichtete (es war ihr erstes Opus in die Pfalz). Nach langwierigem Wiederaufbau und Wiederherstellung des Innenraums erstellte die Giengener Firma Link 1992 ein neues Instrument. Vor wenigen Jahren musste der Turm einer aufwändigen Sanierung unterzogen werden - aus dieser Zeit stammt vermutlich der noch recht neue Klöppel der großen Glocke.
    Ich danke der Pfarrei Edesheim für ihre freundliche Ermöglichung der Filmaktion sowie ganz besonders Herrn Schlimmer und Herrn Kölsch für ihre Unterstützung und den herzlichen Empfang.
    Quellen: Bistumshandbuch Speyer, Historische Orgeln der Pfalz (B.Bonkhoff), sowie eigene.
    *Die aus dem Rahmen verrutschte Schrift im Video bitte ich zu entschuldigen. Obwohl im Videoprogramm korrekt gesetzt und trotz mehrmaligen Korrekturen und Fixiervorgängen zeigte sich das Programm extrem beratungsresistent und speicherte die Schriftzeilen versetzt ab. *

Комментарии • 18

  • @Glockenfampf
    @Glockenfampf 8 лет назад

    Lindemann, Mabilon und Hamm in einem Geläut...die "Meister der leichten Rippe" sowie einer der besten Glockengießer der Nachkriegszeit. So präsentiert sich das auch !
    Wunderschönes Geläut !

    • @glockengambe
      @glockengambe  8 лет назад

      Korrekt aufgefasst, darin unterscheiden sich eben Beurteilungen von Kennern und Nichtkennern bzw solchen, die keinen blassen Schimmer von der Materie haben und nicht wissen, was sie eigentlich hören.
      Ich find auch, dass das Quartett einen gesunden Schmiss hat, zumal auch die Akustik unterstützt. Klar, es ist jetzt nicht weich wie Watte, aber die Obertönigkeit ist doch noch im Rahmen...

  • @piusglocke4393
    @piusglocke4393 8 лет назад

    Beeindruckend!

  •  8 лет назад

    Ja, ein wunderbares Video ists geworden, ganz passend zum Geläut! Mabilonglocken sind einfach Allrounder, die passen überall recht gut rein. Auch zur herben Linemännerin. :)

    • @glockengambe
      @glockengambe  8 лет назад

      Gedackt! Mabilons kann man getrost überall hinschicken, das ist ihr großes Plus. Und ein Glück, dass wir hier wenigstens _eine_ haben.

  • @handlaeuter
    @handlaeuter 8 лет назад

    nettes, typisch Pfälzer Geläute! Die große Lindemann-Glocke hat extreme Ähnlichkeit mit der großen Glocke meiner Taufkirche St. Ludwig in Bad Dürkheim. Hier kommt bald eine gute Aufnahme:)

    • @glockengambe
      @glockengambe  8 лет назад

      Joa, es ist ziemlich bodenständig, sagen wir mal so. ;) Eure Hamm cis' klingt vielleicht etwas feiner, soweit ich das anhand deines Film beurteilen konnte, habs mir mal angehört. Gut, darauf bin ich neugierig ^^

  • @glockenzeit
    @glockenzeit 8 лет назад

    Die Disposition ist genial,die Anlage finde ich auch schön.
    Irgendwie gefällt mir aber hier das Geläute nicht so gut.Es klingt (eventuell aufnahmebedingt ?) etwas kurzatmig.
    Trotzdem eine schöne Präsentation!

    • @glockengambe
      @glockengambe  8 лет назад

      Wie können Glocken denn aufgrund einer Aufnahme kurzatmig sein? Eine einwandfreie Aufnahme wie hier hat keinen Einfluss auf das wahrgenommene Resonanzverhalten von Glocken. Und abgesehen vielleicht von der des' in geringerem Maß ist sonst keine Glocke kurzatmig, am wenigsten die e'. Wie kommst du darauf?

  • @glockenpapst2000
    @glockenpapst2000 3 месяца назад

    Weiß jemand, was die Evangelische Kirche in Edesheim für ein Geläut besitzt?

  • @rainer-m.mehler9759
    @rainer-m.mehler9759 8 лет назад +1

    Bei aller Liebe, ein typisch Pfälzer Geläut ist das nicht, es klingt herb metallisch hart leider. Man sollte über einen hölzernen Glockenstuhl nachdenken. Vielleicht dann
    Ansonsten Mittelmaß..

    • @glockengambe
      @glockengambe  8 лет назад

      Eine ungeschminkte Wortmeldung,immerhin! Wie sieht Ihrer Ansicht nach ein typisch Pfälzisches Geläute aus, sofern es das im engeren Sinne gibt? Sie dürfen gerne ausführlich sein!
      Aber nur ein Holzstuhl ist kein Allheilmittel, man braucht nicht glauben, nach Einbau eines Holzstuhls ist alles gut! Vorher sind andere Dinge viel wichtiger: Einen neuen Klöppelsatz, wobei jeder einzelne auf die Bedürfnisse der Glocke abgestimmt sein muss (ich würde den französischen Klö;ppeltyp vorschlagen, die sind gerade für leichte Rippen sehr zweckmäßig), dann natürlich Holzjoche, was die Glocken akustisch vom Stuhl abgekoppelt, schließlich eine sorgfältige Into. Wenn dann noch Geld übrig ist, kann man Gedanken an einen Holzstuhl verschwenden.
      Da aber die Pfarrei kürzlich erst eine kostspielige Turmsanierung schultern musste, hätte eine gleichzeitige Geläutesanierung die Kosten wohl vollends gesprengt. Aber über kurz oder lang wird sich die Pfarrei mit dieser Frage konfrontieren müssen. Die Glocken an sich sind m.E. einwandfrei. Aber was metallische Härte angeht, da gibt es viel extremere Beispiele, gehen Sie mal in die Schweiz! Und die von Ihnen festgestellte herbe Klangaussage gehört zur Hamms Stilistik, ist keine Frage von intonation.

    •  8 лет назад

      Prinzipiell bin ich der Meinung, dass ein Holzstuhl oder Holzjoche nur geringfügig die grellen Teiltöne dämpfen. Eine Gummiplatte zwischen Krone und Stahljoch tut da den gleichen Dienst. Viel mehr sind da Klöppel an der Klanggebung beteiligt, wie Romanikant ja schon betonte. Weiterhin kommen die Innenwände der Glockenstube hinzu (ob glatt verputzt oder grober Stein) und die Schalläden (Scheunentore oder Lamellen wie an einem Pilz) dazu, die beteiligt sind wie der Klang nach aussen tritt.
      Nicht von der Hand zu weisen ist aber die Wirkung eines schönes Stuhls auf die Augen, man fühlt sich immer wie im Wohnzimmer. :-)

    • @glockengambe
      @glockengambe  8 лет назад

      Gloria Glocke Zutreffende Ergänzung, merci! Dass sorgfältig bemessene und zweckgerechte Klöppel den allergrößten Teil der Klanggebung ausmachen, ist eindeutig, und man braucht sich nur das Speyerer GeKi-Geläute anhören, was mit sorgfältiger Intonation erreicht werden kann, auch wenn überhaupt keine geschlossene Glockenstube und damit keine Akustik vorhanden ist...