Praktische Philosophie 2b: Metaethik - Kognitivismus vs. Nonkognitivismus

Поделиться
HTML-код
  • Опубликовано: 2 ноя 2024

Комментарии • 38

  • @tesaras9918
    @tesaras9918 7 лет назад +47

    Sie haben eine großartige rhetorische Fähigkeit und eine exzellente Begabung zur Veranschaulichung und zur Systematisierung komplexer Zusammenhänge und manchmal auch knochentrockener Fakten. Und Sie strahlen in jedem Satz Begeisterung und Kompetenz aus. Danke für die Veröffentlichung dieser Vorlesung.

    • @rolandkopp5898
      @rolandkopp5898 4 года назад +1

      Üüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüjüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüjüüüjüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü1üqüüu0üüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü0üüüüüü⁰üüüüüüüüüüüüüüü0ü0ü¹

    • @wacawnieuwazny6
      @wacawnieuwazny6 4 года назад +2

      Ich stimme ganzhaertig zu!

  • @Akanth0s
    @Akanth0s 8 лет назад +29

    Vielen Dank, dass Sie die Aufnahmen hier zur Verfügung stellen!

  • @languagefreeassangeteacher5338
    @languagefreeassangeteacher5338 2 года назад +2

    Klasse - eine motivierende Vortragsweise, die komplizierte Zusammenhänge griffig darstellt.

  • @toughenough86
    @toughenough86 4 года назад +7

    Diese Einheit bringt so viel systematische Klarheit darüber, was die Ethik als Wissenschaft eigentlich berechtigt. Ich finde, dass wenn man ein Fach studiert, man immer erklären können muss, warum diese Wissenschaft eigentlich berechtigt ist.
    Wenn man nämlich, wie in der Vorlesung erwähnt, an einem Stammtisch oder am Familientisch sitzt, da kommt das nicht selten vor, dass man sich verteidigen muss. Es kann vorkommen, dass die Wissenschaft relativiert oder gar negiert. Da ist es halt blöd, wenn man nur antworten kann: Äh, es gibt Utilitarismus...und so
    Nein, Wissenschaft und ihre praktische Bedeutung und Berechtigung gehört stets kommuniziert und verteidigt. Das ist die Verpflichtung jedes Wissenschaftlers!

  • @Giantarrowcoc
    @Giantarrowcoc 8 лет назад +8

    Vielen Dank für die Bereitstellung dieser sehr sehenswerten Vorlesung, Herr Prof. Dr. Hübner.
    Wenn ich Konstruktivist bin und denke, dass Werturteile einen Anspruch auf Objektivität haben und das zu Recht, kann ich dann nicht auch behaupten, dasdie einzelnen Mitglieder eines Diskurses Werturteile haben, die nonkognitivistisch, also subjektivistisch oder Relativistisch sind. Allerdings auch, dass durch den Diskurs und durch die Festlegung der Werturteile im Diskurs, diese Werturteile schliesslich als kognitivistisch zu betrachten sind?

    •  8 лет назад +9

      +kallumie
      So eine Auffassung könnte man in der Tat vertreten. Da käme es dann natürlich zu einer Art qualitativem "Sprung" von den ursprünglichen nonkognitivistischen Urteilen der Teilnehmer zum schließlich kognitivistischen Ergebnis des Diskurses, aber genau diesen Sprung könnte ein Diskurstheoretiker als Sinn und Effekt des Diskurses ansehen. In dieser Richtung sagt immerhin Habermas, dass moralische Einsichten erst durch dialogisches Argumentieren entstehen, statt dass sie sich bereits individuellen Betrachtungen erschließen könnten und im Diskurs nur noch abgesegnet werden müssten. Freilich wäre es auch möglich, dass ein Diskurstheoretiker auch schon den ursprünglichen Urteilen der Teilnehmer einen grundsätzlich kognitivistischen Charakter zutraut und die Aufgabe des Diskurses eher im letzten inhaltlichen "Schliff" sieht.

    • @wacawnieuwazny6
      @wacawnieuwazny6 4 года назад

      Ja, na und dann hier doch immer einige andere Moglichkeiten kann man finden; fortsetzung folgt ...

  • @TheKickerfreak
    @TheKickerfreak 2 года назад

    Vielen Dank für diese wichtige und interessante Unterscheidung!
    Ich machs mir einfach, indem ich allgemein das Konzept von Objektivität anzweifle, bzw. die Möglichkeit für Menschen, zu wissen, dass sie die Objektivität erkennen, wenn sie glauben, die Objektivität zu erkennen (Stichwort: Luhmann, Derrida, Kant, Hawking).
    Es kann uns so erscheinen, Theorien/Modelle können auch funktionieren und moralische Urteile können einen Nutzen haben, den die meisten Leute teilen würden (aufgrund den Aussagen von Theorie wie der Evolution, Erfahrungen, ...), mehr geht jedoch nicht. Und wenn doch mehr möglich wäre, würden wir nie mit Gewissheit sagen könne, ob wir dieses mal wirklich das Objektive Erfahren haben, oder letztlich doch wieder nur die Einbildung darüber, das objektive erfahren zu haben.

    •  2 года назад

      Beachten Sie, dass sich hinter dem "bzw." in der ersten Zeile zwei sehr unterschiedliche Behauptungen andeuten: "das Konzept von Objektivität anzweifeln" läuft darauf hinaus, dass es keine geistunabhängige Wahrheit *gibt* (Skeptizismus, Relativismus, Subjektivismus); "die Möglichkeit für Menschen, zu wissen, dass sie die Objektivität erkennen" anzweifeln stellt demgegenüber in Frage, ob Menschen eine solche geistunabhängige Wahrheit *erfassen* können (Skepsis, Fallibilismus, Kritizismus). So akzentuiert widersprechen sich beide Auffassungen sogar: Die letztere setzt voraus, dass es Wahrheit gibt, und mahnt uns Menschen, unsere Fehlbarkeit einzugestehen; die erstere behauptet, dass es keine Wahrheit gibt, mit dem Resultat, dass wir uns im Grunde auch nicht in deren Inhalt irren können.

    • @TheKickerfreak
      @TheKickerfreak 2 года назад

      @
      Vielen Danke für Ihre Antwort.
      Diese Unterscheidung ist auf jedenfall wichtig.
      Was jedoch meinen subjektiven Standpunkt angeht, habe ich ein anzweifeln, im sinne von "kritisch hinterfragen" und nicht im Sinne von "mit gewissheit verwerfen" gemeint.
      Ich habe im Zusammenhang mit Derrida mal die Metapher bzgl. der Sprache gehört, vom Schiff, auf dem wir uns befinden, dass wir steuern, reparieren und weiterentwicklen, ohne es jedoch je von außen Beobachten zu können, ja ohne überhaupt sagen zu können, dass es das Meer gibt, auf dem wir zu segeln scheinen.
      Dieses Bild passt relativ gut für meine Erkenntnistheoretische Sichtweise.
      Weder kann verifiziert werden, dass es Objektivität gibt, noch kann sie falsifizieren. Das einzige, was mit gewissheit gesagt werden kann ist, dass etwas existiert, wie auch immer dieses "Etwas" genau beschaffen ist, ob es die Welt ist, wie wir sie wahrnehmen, ob es nur "Ich" bin, ob es eine Simulation ist, die mein "Ich" erstellt, ist in letzter Konsequenz unbeantwortbar.
      Luhmann spricht in einem ähnlichen Zusammenhang vom 'Zerschneiden der Wirklichkeit bzw. des unmarked space durch die (erste) Unterscheidung/Beobachtung' . Ohne Diese ist Erkenntnis nicht möglich. Mit Dieser ist Erkenntnis nicht vollumfänglich möglich.
      Aus der Alltagserfahrung scheint es (selbstverständlich) eine objektive Welt zu geben. Genauso scheinen uns unsere Kognitionen und Sinneseindrücke in der Erkenntnis einzuschränken bzw. zu unterschiedlichen Erkenntnissen gelangen zu lassen.
      Doch ob da etwas ist und wenn, ob wir es objektiv erkennen würden werden wir laut meiner Auffassung nie erfahren können.
      Um den Bogen zu Ihrem Kommentar zu schlagen, wäre ich damit also bei Letzterer Behauptung, allerdings lässt diese für mich auch die Möglichkeit offen, dass Erstere stimmt.
      Da die Skepsis auch gegenüber sich selbst skeptisch sein muss. Auch sie ist nur fungierende Ontologie und kein a priori.

  • @osbornx22
    @osbornx22 4 года назад +6

    Ich gucke jetzt die ganze Vorlesungsreihe und wehe ich weis danach nicht, ob ein gesunder für zwei Kranke geopfert werde sollte oder nicht!

    •  4 года назад +4

      Kommt. Dauert aber noch ...

    • @osbornx22
      @osbornx22 4 года назад +2

      @ Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hübner,
      vielen Dank, dass freut mich sehr. Ich fange gerade mit Vorlesung 4 Tugenethik an.
      Ich interessiere mich schon länger für dieses Thema, insbesondere seitdem ich die erste Vorlesung von der Harvard Uni gesehen habe (Justice: What's The Right Thing To Do? Episode 01 "THE MORAL SIDE OF MURDER", ruclips.net/video/kBdfcR-8hEY/видео.html). Leider ist mein Englisch dann doch nicht stark genug, sodass ich etwas auf deutsch gesucht habe und dabei bin ich auf Ihre Vorlesung gestoßen.
      Hochachtungsvoll

    • @schem515
      @schem515 2 года назад +1

      @@osbornx22 danke für die empfehlung

  • @schem515
    @schem515 2 года назад

    hammergeil, dass man sich die sachen hier kostenlos anschauen kann

  • @TheJiggly77
    @TheJiggly77 Год назад

    Danke dass Sie ihre Vorlesung online zur Verfügung stellen!
    Ich bin selbst kein Philosophie-Student und habe eine Verständnis Frage:
    Ich fand das beschriebene Argument für Objektivismus sehr überzeugend, wenn man Ihre Definition von Toleranz herbeigeführt.
    Ist die Toleranz aber nicht eher eine Duldung/ein Respektieren anderer Meinungen als ein Eingeständnis eines möglichen Irrtums?
    Diese Duldung könnte man trotz wahrgenommer Falschheit dann aus anderen moralischen Gründen befürworten. Zumindest solange die Abweichungen nicht zu groß sind und keine anderen Rechte und Personen verletzt werden.

    •  Год назад

      Das ist sicherlich richtig: Man kann auch einen schwächeren Begriff von Toleranz verwenden, der, wie Sie schreiben, dann eben die Duldung einer Auffassung beschreiben würde, die man definitiv für falsch hält. Der lateinische Wortstamm "tolerare" (aushalten, ertragen) dürfte in der Tat eher in diese Richtung weisen (wobei freilich eine solche Duldung "trotz wahrgenommener Falschheit" wiederum die Annahme einer moralischen Wahrheit voraussetzen würde).
      Ich denke aber, dass es darüber hinaus auch ein stärkeres Verständnis von Toleranz gibt: Hier würde man in einem affirmativen Sinne einräumen, dass die andere Meinung womöglich richtig sein könnte. Und dieser Sinn von Toleranz würde dann in jedem Fall voraussetzen, dass es so etwas wie moralische Wahrheit überhaupt geben kann.

  • @lenahorschler297
    @lenahorschler297 3 года назад +1

    Lieber Herr Dr. Hübner,
    herzlichen Dank für diese spannende und sehr verständliche Aufzeichnung Ihrer Vorlesung.
    Dabei hat sich mir die Frage gestellt, ob der 'Moralische Sentimentalismus' dann auch eine Form des Kognitivismus ist.
    Versteht man die subjektive, emotionale Reaktion auf eine gewisse moralische Handlung und die daraus resultierende Einteilung in "gut/schlecht" als propositionalen Inhalt und teilt diese Form somit dem Kognitivismus zu? Oder beschreibt der 'Moralische Realismus' lediglich Moral als Mittel zur Ausdrückung emotionaler Reaktionen (wie das der Emotivismus tut)? Wo/Wie genau lässt sich der 'Moralische Sentimentalismus' einteilen?

    •  3 года назад +2

      Liebe Frau Horschler,
      vielen Dank für Ihre Frage.
      Ich denke, was Sie als "Sentimentalismus" bezeichnen, kommt dem ziemlich nahe, was ich in der nächsten Vorlesung 3a "Sensualismus" nenne. Und der Sensualismus ist recht eindeutig eine Variante des Kognitivismus, genauer dessen zweite Hauptform neben dem Rationalismus.
      Vielleicht liegt bei "Sentimentalismus" die Betonung etwas stärker auf dem "Gefühlsmäßigen" (eben "Sentimentalen"), bei "Sensualismus" etwas mehr auf dem "Wahrnehmenden" (eben "Sensorischen"). In diesem Sinne heben Sie in Ihrer Beschreibung des "Sentimentalismus" die Komponente der subjektiven, emotionalen Reaktion hervor, während ich in meiner Darstellung des "Sensualismus" mehr den Bezug zu einer objektiven, moralischen Wahrheit betone. Tatsächlich ist beides aber nicht unverträglich miteinander, auch ein Gefühl kann in einer Wahrnehmung gründen, auch eine Wahrnehmung kann mit Gefühl einhergehen. Letztlich kommt es darauf an, ob man bei "subjektiver, emotionaler Reaktion" mit "subjektiv" lediglich die erkenntnistheoretische Position der betrachtenden Person markiert, deren "emotionale Reaktion" sehr wohl eine objektive Wahrheit anzeigen kann (kognitivistische Lesart), oder ob man mit "subjektiv" nur eine beliebige Form der persönlichen Geschmacksregung meint, so dass die "emotionale Reaktion" eben allein auf subjektiven Präferenzen gründet (nonkognitivistische Lesart).
      Der Begriff "Sentimentalismus", wie er vor allem im englischsprachigen Raum gebraucht wird, scheint mir eher auf Ersteres hinauszulaufen. Allerdings mag es hier durchaus unterschiedliche Nuancierungen geben.
      Adam Smiths "Theory of Moral Sentiments" scheint mir, in ihrem Übergang von deskriptiver zu normativer Ethik, durchaus kognitivistisch angelegt zu sein. David Hume in seinem "Treatise of Human Nature" wirkt auf mich demgegenüber, in letzter Konsequenz, eher emotivistisch. Und womöglich gibt es auch Zwischenpositionen. Wenn John McDowell etwa moralische Qualitäten mit sekundären Qualitäten vergleicht, also mit dem Fall der Farbwahrnehmung, hat man vielleicht letztlich ein Mittelding zwischen der Wahrnehmung von etwas Objektivem (ich kann mir das Buch ja nicht einfach blau "sehen") und etwas Subjektivem (die Farbe als solches scheint sich letztlich nur bei mir "einzustellen").

    •  3 года назад +2

      @@af.3592 Der Sentimentalismus (wenn man ihn kognitivistisch liest) bzw. Sensualismus (der ganz gewiss kognitivistisch gemeint ist) dürfte letztlich immer realistisch sein. Jedenfalls ist mir eine konstruktivistische Ethik, die stark auf Wahrnehmung oder Gefühl abheben würde, nicht bekannt. Wahrscheinlich wäre das auch eine nicht ganz einsichtige Variante. Wenn man schon Wahrnehmung bzw. Gefühl ins Zentrum stellt, dann werden diese sich wohl zumeist direkt auf moralische Wahrheiten richten und nicht erst noch einen Umweg nehmen über ein andersartiges Fundament.

  • @michaelhetzner3256
    @michaelhetzner3256 5 лет назад +3

    Immer wieder gern!!!!

  • @Sinthora97
    @Sinthora97 5 лет назад +4

    Bedeutet epistemologischer Nonkognitivismus wirklich, dass es keine objektive Moral gibt? Ist nicht die Frage, ob es eine objektive Moral gibt, unabhängig davon, ob und wie man sie zuverlässig erkennen kann?

    •  5 лет назад +8

      Das stimmt. In der Vorlesung sage ich deshalb etwas zurückhaltend: Der epistemologische Nonkognitivismus ist "im Wesentlichen" ein Skeptizismus, der epistemologische Kognitivismus ist "im Wesentlichen" ein Objektivismus. Besser sollte man wohl sagen: Der Objektivismus ist eine *notwendige Voraussetzung* für den Kognitivismus (es muss eine moralische Wahrheit geben, wenn es moralische Erkennntnis geben soll), hingegen ist der Skeptizismus nur der *übliche Hintergrund* für den Nonkognitivismus (meistens wird auch die moralische Wahrheit bestritten, wenn die moralische Erkenntnis bestritten wird). In der Tat ist Letzteres aber nicht notwendig: Man kann auch daran festhalten, dass es eine objektive moralische Wahrheit gibt, und dennoch bezweifeln, dass Menschen sie erkennen können. In dem Lehrbuch "Einführung in die praktische Philosophie", das auf der Vorlesung beruht, mache ich den Unterschied deutlicher (S. 54f.).

    • @Sinthora97
      @Sinthora97 5 лет назад +1

      @ Vielen Dank, dass Sie auf RUclips so viel Material zur Verfügung stellen! Die Vorlesungen und die ausführlichen Antworten auf Fragen haben mir sehr geholfen.

  • @Kim-ne8rq
    @Kim-ne8rq Год назад

    Interner Realismus (etwa: Putnam) wäre doch weder (naiver) Realismus noch Konstruktivismus? Und: Sind Sprachanalytische Philosophie und Epistemologie ein Gegensatz? Ich dachte immer, die Sprachanalytische Philosophie der Erkenntnis unterscheidet sich von der klassischen Erkenntnistheorie mehr durch die Methodologie, also dass sie zur Untersuchung der Erkenntnis (Was können wir wissen?) bei einer Untersuchung der intersubjektiven Sprache ansetzt (Wie reden wir?) statt beim Bewusstsein (Was gibt es für Bewusstseinszustände, Mentalismus birgt Gefahr des Subjektivismus).

  • @anonymos9513
    @anonymos9513 3 года назад +1

    richtig gut 👍 Danke!!!

  • @kuechlgeigerwien5467
    @kuechlgeigerwien5467 5 лет назад +3

    Ich liebe Philosophie

  • @genovevaleonmunoz1500
    @genovevaleonmunoz1500 2 года назад

    Vielen Dank.

  • @SH-li4pb
    @SH-li4pb 2 года назад

    Interessantes Thema, tolle Vorlesung.
    Ich muss gestehen, dass ich dem Skeptizismus durchaus etwas abgewinnen kann, aber für mich bedeutet das nicht, dass jegliche normative Ethik keinen Sinn mehr hat. Ich kann doch sowohl versuchen, für mich selbst Prinzipien der Moral herauszufinden und es sogar für sinnvoll erachten, dass zur Bildung individueller Moralen ethische Konstrukte, Theorien, etc. gebildet und diskutiert werden, als auch einer anderen Person zugestehen, dass sie vielleicht nach anderen Prinzipien handelt und urteilt, die nicht unbedingt aus meiner Sicht falsch oder unlogisch sein müssen. Ein Beispiel: Ich finde Vergewaltigung grundsätzlich falsch. Das ist meine persönliche Meinung und in meinem Verständnis von Moral durchaus logisch begründbar. Wenn ich jetzt das umsetze, was ich unter Toleranz verstehe, dann akzeptiere ich, dass es Menschen gibt, für die Vergewaltigung richtig oder zumindest nicht immer falsch ist. Jedoch wäre ich auch im Falle der Toleranz der Ansicht, dass entweder diese Menschen irren oder ich. Aber was ist, wenn ich noch einen Schritt weiter gehe? Wenn ich einem anderen Menschen nicht nur zugestehe, dass er Vergewaltigung nicht für falsch hält, sondern auch, dass diese Meinung in seinem Verständnis von Moral genauso logisch begründbar sein kann wie meine Position in meiner Moral und dass sein Verständnis von Moral meinem Verständnis von Moral in keiner Weise untergeordnet ist. Ist diese Ansicht bereits dem Skeptizismus zuzuordnen? Denn ich halte normative Ethik definitiv für äußerst sinnvoll und wichtig. Ich diskutiere leidenschaftlich gerne über moralische Fragen, aber nicht, um eine objektive Wahrheit herauszufinden, sondern um meine persönliche Moral zu hinterfragen und mein Gegenüber zum Hinterfragen seiner eigenen Moral anzuregen. Dabei vertrete ich natürlich den Standpunkt, dass ich mich irren könnte, allerdings nur mir selbst gegenüber und nicht in Bezug auf eine objektive Moral, welche mir ehrlich gesagt etwas absurd erscheint. Vielleicht bin ich aber auch nur ein verwirrter Kognitivist mit einer sehr stark ausgeprägten Toleranz. Wo meine Ansichten in diesem System genau einzuordnen wären, muss ich wohl noch herausfinden. Jedenfalls hat mich diese Vorlesung, wie glaube ich unschwer zu erkennen ist, sehr stark zum Nachdenken angeregt. Vielen Dank dafür!

    •  2 года назад

      Ich glaube, ich kann Ihre Position nachvollziehen, wenn es um weniger "dringliche" Fragen geht, beispielsweise darum, ob man einen Beruf wählen sollte, der mit starkem sozialem Engagement einhergeht, oder einen Beruf, der mehr die eigenen intellektuellen Interessen befriedigt. Die Toleranz, die auch ich hier angebracht finde, hat dann aber vielleicht nicht so sehr mit Skeptizismus oder Relativismus zu tun. Eher könnte sie auf einem Pluralismus beruhen, was die relevanten Normen oder Werte im vorliegenden Fall betrifft. Das heißt, sie könnte darin wurzeln, dass es manchmal eben viele verschiedene Wege geben mag, die allesamt ihre moralische Rechtfertigung haben.
      Bei "dringlicheren" Fragen, wenn also Dritte sehr unmittelbar und sehr stark von meinen Entscheidungen betroffen sind, wie etwa in Ihrem Beispiel der Vergewaltigung, erscheint mir diese Toleranz weit weniger einleuchtend zu sein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die eigene moralische Überzeugung es hier nahelegen würden, einem Übertreter wie etwa einem Vergewaltiger entschieden entgegenzutreten, ihn möglicherweise mit Gewalt von seinem Vorhaben abzuhalten und ihn dabei auch durchaus zu schädigen, wenn es nicht anders geht. Natürlich könnte man versuchen, auch diese Bereitschaft in einem gewissen Skeptizismus aufzufangen, also zu sagen, ja, ich werde ihn jetzt von seinem Vorhaben gewaltsam abhalten, aber auch das tue ich ganz aus meiner Position heraus, ohne mit einem universellen Richtigkeitsanspruch aufzutreten, und werde es entsprechend auch hinnehmen, wenn er mich seinerseits ebenso heftig angreift. Diese Position könnte man als eine angemessene Balance aus praktischer Entschiedenheit und theoretischer Zurückhaltung ansehen, und vielleicht klingt in ihr auch ein Hauch von Existenzialismus mit, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie letztlich konsistent haltbar ist, ob also die Bereitschaft zur Gewalt im Notfall nicht letztlich auch eine ehrliche Überzeugung von der objektiven Richtigkeit des eigenen Tuns mit sich führen muss.

    • @SH-li4pb
      @SH-li4pb 2 года назад

      @ Den Gedanken mit dem gewaltsamen Eingreifen finde ich in der Tat sehr interessant. Ich würde tatsächlich auch nötigenfalls Gewalt anwenden. Dann handle ich allerdings nicht deshalb so, weil ich der Ansicht bin, dass mein Handeln objektiv richtig ist, sondern rein danach, was ich subjektiv für richtig erachte. Gleichzeitig halte ich dann das Handeln meines Gegenübers nicht für objektiv falsch sondern verurteile es nur in meinem Moralsystem. Die Schwierigkeit für mich ist hier, dass ich ja annehmen müsste, dass meine Moral zumindest näher an einer objektiven Wahrheit ist, als die meines Gegenübers, um daraus irgendwie einen Anspruch auf objektive Gültigkeit zu erheben und das kann ich nicht rational begründen. Ich kann auch nicht sagen: „Naja, also die meisten Menschen sind der Auffassung..., daher ist das wohl näher an der Wahrheit“. Da wäre man bei Ethik wie bei Religionen glaube ich auf einem ganz ungünstigen Weg.

    • @SH-li4pb
      @SH-li4pb 2 года назад

      Jemand könnte ja beispielsweise die Erhaltung der Menschheit als Grundsatz der eigenen Moral sehen. Wenn das seine oberste Prämisse ist und er das in diesem utilitaristischen Sinne konsequent anwendet, dann ist es nur logisch, in gewissen Fällen eine Vergewaltigung für moralisch gerechtfertigt zu erachten. Kann ich überzeugt sagen, dass Vergewaltigung in meinem Verständnis von Moral trotzdem immer falsch ist? Selbstverständlich. Kann ich überzeugt sagen, dass er mit seiner moralischen Ansicht objektiv unrecht hat? Nein, kann ich nicht. Oder zumindest habe ich noch keinen adäquaten Weg gefunden, das zu tun.

    • @Tarnatos14
      @Tarnatos14 Год назад

      @@SH-li4pb Naja man kann psychologisch überzeugt sein von de Objektivität des eigenen Standpunktes. Ob diese Objektivität haltbar sei, ist ja eine ganz andere Frage. Aber die Überzeugung der Objektivität der eigenen moralischen Verständnisse ist ja absolut möglich und mindestens historisch auch häufig vorgekommen, das Personen aus einem objektiven Verständnis der eigenen Moral heraus gehandelt haben.
      Man könnte ja sogar aus Ihrem Skeptizismus einen radikalen Optimismus gewinnen. Wenn man davon ausgeht, dass es keinen adäquaten Weg gibt die eigene moralische Überzeugung beweisbar zu objektivizieren, dann kann ich umgekehrt auch jedwede (respektive: meine momentane) Moral als objektiv richtig annehmen, da mir ja auch niemand eine andere als 'die Richtige' aufzeigen kann: wenn alle die selbe Chance haben 'die richtige' zu sein, wieso nicht meine?