Vielen Dank für die Klarheit, die in Ihren Aussagen innewohnt. Und Ihre Art, was nicht zu unterschätzen ist, gibt dem ganzen einen Rahmen, in dem man sich gerne vertieft. Dennoch eine Frage zum Unterschied zwischen Glück und Präferenz. Kann man sagen, dass das Glück durch das unmittelbare Bewusstsein bestimmt wird, wohingegen die Präferenz auf der Zeitachse immer zukunfts- und prozessgerichtet ist, folglich also nie wirklich erfüllt werden kann? Das Glück lässt sich "einlösen", nach der Präferenz lässt sich jedoch nur "streben"? Bin mir nicht sicher, ob ich das so richtig verstanden habe.
5 лет назад+4
Ich denke schon, dass es zwischen Glück und Präferenz (auch) einen Unterschied in der zeitlichen Struktur gibt: Glück ist in der Tat primär gegenwartsbezogen, indem es einen Zustand der Befriedung, der Einbettung bezeichnet (wie auch immer man diesen genauer fassen will). Präferenz ist demgegenüber eher zukunftsbezogen, indem sie auf einen zu erreichenden Gegenstand, ein zu realisierendes Ziel gerichtet ist (wie auch immer dieses aussehen mag). Dennoch kann man wohl sagen, dass Präferenz erfüllt werden kann: Die Präferenz *selbst* wird ja nicht erstrebt - sondern die Präferenz *ist* das Streben nach einem Gegenstand. Und dieses Streben kann sicherlich erfüllt werden, eben indem der Gegenstand *gewonnen* wird - was freilich bedeuten mag, dass die Präferenz in diesem Moment *verschwindet* .
Zu 28:20 Unterstelle ich, wenn ich als Glücksutilitarist den Fakir vom Nagelbett stoße, eine eigene Konstruktion des Glücksempfindens? Unterliegt der Mensch nicht bei solchen Entscheidungen der Freiheit der eigenen Definition des Glücksbegriffs? Wenn ich nun sowohl Glücksutilitarist und Fakir bin und einen anderen Fakir auf einem Nagelbett sehe, würde ich ihn ja nicht runterstoßen... Geht man im Utilitarismus von einem allgemeingültigen, auf jeden Menschen gleichsam anwendbaren Glücksbegriff aus?
5 лет назад+1
Sagen wir so: Wenn ich als Utilitarist auf der Glücksskala operiere, habe ich zumindest eher die *Möglichkeit*, in meinen Nutzenbegriff auch objektive Maßstäbe einzubringen, indem ich argumentiere, dass bestimmte Empfindungen nicht ernsthaft als "Glück" eingestuft werden können (sei es boshafte Empfindungen, wie bei einem Sadisten, sei es schmerzhafte Empfindungen, wie bei einem Fakir). Ich *muss* das nicht unbedingt tun, aber es ist zumindest eher plausibel, als wenn ich auf der Präferenzskala arbeite, die demgegenüber einen fast vollständig subjektiven Nutzenbegriff bildet (Präferenz ist Präferenz, auch bei einem Sadisten, auch bei einem Fakir).
Lässt sich der klassische Utilitarismus als Hedonismus bezeichnen, da es darum geht das Glück aller zu maximieren?
4 года назад+1
Ja, durchaus. Insbesondere zur Abgrenzung von einem Präferenz-Utilitarismus ist der Begriff "hedonistischer Utilitarismus" allemal passend und auch gebräuchlich. Der Begriff "Hedonismus" als solcher ist freilich weiter als der Begriff "hedonistischer Utilitarismus", da eine Hedonistin nicht unbedingt die Glücksumme oder das Durchschnittsglück maximieren wollen muss. So kann man einen Epikurismus als "Hedonismus" bezeichnen, auch wenn darin nicht ausdrücklich von einer Glücksmaximierung über alle Betroffenen hinweg die Rede ist.
@ Vielen, vielen Dank für die Antwort. Und auch größten Dank dafür, dass sie ihre Vorlesungen online stellen - das ist wirklich sehr supererogatorisch :). Ich nutzte diese Videos zur Vorbereitung auf mein mündliches Abitur in Ethik und bin dankbar, dass es diese Videos gibt.
Sehr geehrter Prof. Hübner, entschuldigen sie aber ich hätte noch eine letzte Frage, falls sie Zeit hätten diese zu beantworten. Sie hatte ja bereits bei Kant gesagt, dass hier ein "breites Verständnis" von Handlung notwendig ist. Also jemanden zu erstechen ist keine Handlung, morden ist hingegen eine Handlung. Wie definiert Jeremy Bentham den Begriff des Objektes. Versteht er darunter nur Materielles oder geht Benthams Verständnis davon was ein Objekt ist über das klassische Verständnis hinaus?
4 года назад
@@lucasweyer6430 Da bin ich gerade überfragt. Insbesondere ist mir nicht bewusst, dass der Begriff "Objekt" bei Bentham eine zentrale Bedeutung hat. Wenn es darum geht, welche Objekte in der Welt moralisch zu berücksichtigen sind, so sind dies nach Bentham jedenfalls nicht nur Menschen, sondern alle empfindungsfähigen (glücksfähigen, leidensfähigen) Wesen, also auch (nichtmenschliche) Tiere. Insbesondere sagt er in einer berühmten Fußnote, es komme bei der Reichweite moralischer Rücksicht nicht auf die Frage an "can they reason?", sondern auf die Frage "can they suffer?"
@Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Hinter der Frage stand eigentlich kein bedeutsamer Beweggrund. Vielmehr ging es um eine Definition von Jeremy Bentham und da ich nicht genau wusste, ob dieser eine besondere Bedeutung im Gesamtkonzept von Jeremy Bentham zukommt, d.h. ob diese fürs Abitur relevant wäre, wollte ich nur sicher gehen, ob Jeremy Bentham mit "Objekt" auch wirklich "Objekt" meint.
Danke für die Videos zu den Moralbegründungen :) Super Vorbereitung für das Abitur in Ethik morgen !
Sehr geehrter Herr Entzary,
dann hoffe ich, dass Sie viel Erfolg bei der Prüfung hatten!
Mit schönen Grüßen,
Dietmar Hübner
Herr Hübner. Vielen. Vielen Dank.
Ja, und wie definiert man 'general happiness'? Wie messt man das?
Vielen Dank für die Klarheit, die in Ihren Aussagen innewohnt. Und Ihre Art, was nicht zu unterschätzen ist, gibt dem ganzen einen Rahmen, in dem man sich gerne vertieft.
Dennoch eine Frage zum Unterschied zwischen Glück und Präferenz. Kann man sagen, dass das Glück durch das unmittelbare Bewusstsein bestimmt wird, wohingegen die Präferenz auf der Zeitachse immer zukunfts- und prozessgerichtet ist, folglich also nie wirklich erfüllt werden kann? Das Glück lässt sich "einlösen", nach der Präferenz lässt sich jedoch nur "streben"? Bin mir nicht sicher, ob ich das so richtig verstanden habe.
Ich denke schon, dass es zwischen Glück und Präferenz (auch) einen Unterschied in der zeitlichen Struktur gibt: Glück ist in der Tat primär gegenwartsbezogen, indem es einen Zustand der Befriedung, der Einbettung bezeichnet (wie auch immer man diesen genauer fassen will). Präferenz ist demgegenüber eher zukunftsbezogen, indem sie auf einen zu erreichenden Gegenstand, ein zu realisierendes Ziel gerichtet ist (wie auch immer dieses aussehen mag). Dennoch kann man wohl sagen, dass Präferenz erfüllt werden kann: Die Präferenz *selbst* wird ja nicht erstrebt - sondern die Präferenz *ist* das Streben nach einem Gegenstand. Und dieses Streben kann sicherlich erfüllt werden, eben indem der Gegenstand *gewonnen* wird - was freilich bedeuten mag, dass die Präferenz in diesem Moment *verschwindet* .
Zu 28:20
Unterstelle ich, wenn ich als Glücksutilitarist den Fakir vom Nagelbett stoße, eine eigene Konstruktion des Glücksempfindens? Unterliegt der Mensch nicht bei solchen Entscheidungen der Freiheit der eigenen Definition des Glücksbegriffs? Wenn ich nun sowohl Glücksutilitarist und Fakir bin und einen anderen Fakir auf einem Nagelbett sehe, würde ich ihn ja nicht runterstoßen... Geht man im Utilitarismus von einem allgemeingültigen, auf jeden Menschen gleichsam anwendbaren Glücksbegriff aus?
Sagen wir so: Wenn ich als Utilitarist auf der Glücksskala operiere, habe ich zumindest eher die *Möglichkeit*, in meinen Nutzenbegriff auch objektive Maßstäbe einzubringen, indem ich argumentiere, dass bestimmte Empfindungen nicht ernsthaft als "Glück" eingestuft werden können (sei es boshafte Empfindungen, wie bei einem Sadisten, sei es schmerzhafte Empfindungen, wie bei einem Fakir). Ich *muss* das nicht unbedingt tun, aber es ist zumindest eher plausibel, als wenn ich auf der Präferenzskala arbeite, die demgegenüber einen fast vollständig subjektiven Nutzenbegriff bildet (Präferenz ist Präferenz, auch bei einem Sadisten, auch bei einem Fakir).
Vielen Dank.
Vielen Dank für das Video! Hilft mir sehr bei meiner Vorbereitung für das mündliche Ethik Abi :-)
Lässt sich der klassische Utilitarismus als Hedonismus bezeichnen, da es darum geht das Glück aller zu maximieren?
Ja, durchaus. Insbesondere zur Abgrenzung von einem Präferenz-Utilitarismus ist der Begriff "hedonistischer Utilitarismus" allemal passend und auch gebräuchlich. Der Begriff "Hedonismus" als solcher ist freilich weiter als der Begriff "hedonistischer Utilitarismus", da eine Hedonistin nicht unbedingt die Glücksumme oder das Durchschnittsglück maximieren wollen muss. So kann man einen Epikurismus als "Hedonismus" bezeichnen, auch wenn darin nicht ausdrücklich von einer Glücksmaximierung über alle Betroffenen hinweg die Rede ist.
@ Vielen, vielen Dank für die Antwort. Und auch größten Dank dafür, dass sie ihre Vorlesungen online stellen - das ist wirklich sehr supererogatorisch :). Ich nutzte diese Videos zur Vorbereitung auf mein mündliches Abitur in Ethik und bin dankbar, dass es diese Videos gibt.
Sehr geehrter Prof. Hübner, entschuldigen sie aber ich hätte noch eine letzte Frage, falls sie Zeit hätten diese zu beantworten. Sie hatte ja bereits bei Kant gesagt, dass hier ein "breites Verständnis" von Handlung notwendig ist. Also jemanden zu erstechen ist keine Handlung, morden ist hingegen eine Handlung. Wie definiert Jeremy Bentham den Begriff des Objektes. Versteht er darunter nur Materielles oder geht Benthams Verständnis davon was ein Objekt ist über das klassische Verständnis hinaus?
@@lucasweyer6430 Da bin ich gerade überfragt. Insbesondere ist mir nicht bewusst, dass der Begriff "Objekt" bei Bentham eine zentrale Bedeutung hat. Wenn es darum geht, welche Objekte in der Welt moralisch zu berücksichtigen sind, so sind dies nach Bentham jedenfalls nicht nur Menschen, sondern alle empfindungsfähigen (glücksfähigen, leidensfähigen) Wesen, also auch (nichtmenschliche) Tiere. Insbesondere sagt er in einer berühmten Fußnote, es komme bei der Reichweite moralischer Rücksicht nicht auf die Frage an "can they reason?", sondern auf die Frage "can they suffer?"
@Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Hinter der Frage stand eigentlich kein bedeutsamer Beweggrund. Vielmehr ging es um eine Definition von Jeremy Bentham und da ich nicht genau wusste, ob dieser eine besondere Bedeutung im Gesamtkonzept von Jeremy Bentham zukommt, d.h. ob diese fürs Abitur relevant wäre, wollte ich nur sicher gehen, ob Jeremy Bentham mit "Objekt" auch wirklich "Objekt" meint.