Moosfahrt Muotathal 2002

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  • Опубликовано: 29 сен 2024
  • Die Moosfahrt ist ein Vierteljahrhundertereignis in Muotathal
    Besondere Beachtung findet jeweils die Moosfahrt, welche nur alle 25 Jahre, letztmals im Jahr 2002, stattfand. Ursprünglich ein Sittenspiel in mehreren Szenen und wechselnden Standorten, ist es heute eine gross angelegte Schau der im Muotatal vertretenen Berufe, Gewerbe und Vereine, die sich an einem Umzug den Besuchern präsentieren.
    Dicht gedrängt stehen die Schaulustigen entlang der Hauptstrasse, und es liegt eine erwartungsvoll-aufgeräumte Stimmung über dem Dorf, als sich um ein Uhr berittene Herolde in Bewegung setzen. Ihnen folgt ein Alpabzug mit blumengeschmückten Kühen, Sennen und Maultieren: Die Muotathaler Moosfahrt hat begonnen, ein lokales Grossereignis, das nur alle 25 Jahre stattfindet und das an diesem sonnigen Februar-Sonntag rund 18 000 auswärtige Besucher in das Dorf am Fuss des Pragelpasses gelockt hat. Etwa 1200 Muotathaler, das heisst gut ein Drittel der Einwohnerschaft, machen mit, gegen 800 als Teilnehmer des Umzuges und die anderen als Helfer in den Festwirtschaften, im Ordnungsdienst und bei der Verkehrsregelung.
    Viele Zuschauer sind schon zeitig am Sonntagvormittag angereist, um dem Stau auf der Strasse von Schwyz her auszuweichen. In der Mehrzweckhalle Stumpenmatt und in der Schulhaus- Aula haben sie sich bei lüpfiger Ländlermusik gestärkt, und manch einer hat sich auch bereits mit einem Halbeli Wein oder ein, zwei Kaffee Schnaps in die rechte Festlaune gebracht. Im Laufe der folgenden zweieinhalb Stunden paradieren fast hundert Gruppen auf Wagen und zu Fuss über die anderthalb Kilometer lange Umzugsroute und zeichnen dabei ein Spiegelbild des Dorflebens. Die im Ort vertretenen Berufe von den Alpkäsern über die Landmaschinenmechaniker und Hebammen bis zu den Zimmerleuten präsentieren sich ebenso wie die örtlichen Unternehmen und die Dorfvereine. Die Feldmusik marschiert mit, die Höhlenforscher treten auf und auch die Nationalliga-B-Handballer, die Mitglieder des Schützenvereins, des Fussballklubs oder die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors. Natürlich machen auch die weit über das Tal hinaus bekannten Muotathaler Wetterpropheten mit; hoch auf ihrem dampfenden und rauchenden Wagenungetüm thront ein rauschbärtiger Petrus. Die Schwinger zeigen auf ihrem Gefährt zu Handorgelmusik einen zünftigen Hosenlupf. Die Jäger knallen mit Platzpatronen und schleppen allerlei Wild mit, und einer trägt seinen Hund, der sich in dem Rummel weigert, selber zu laufen, auf den Armen. Bei der Bauernmusik tanzen sie auf dem Wagen, bei den Jodlern singen sie, die Mineure setzen Sprengladungen, und die Sägereiarbeiter schneiden Bretter zu.
    Es werden freigebig allerlei Süssigkeiten, Käse, Backwaren, Orangen und alkoholische Getränke verteilt, und der Pfarrer, der Gemeindepräsident und der Nationalrat aus dem Dorf fahren in einer Kutsche im Umzug mit. Am Schluss stellt sich der mehrhundertköpfige Tross bei der Bühne vor dem Schulhaus für das offizielle Erinnerungsbild auf. Die Moosfahrt ist erst im 20. Jahrhundert zu einer Art dörflichen Leistungs- und Ständeschau geworden. Ihre Wurzeln liegen in einem heidnischen Fruchtbarkeitsbrauch, bei dem jeweils im Vorfrühling die Burschen die alten Jungfern auf abgelegenes Brachland - eben ins Moos - führten, um zu verhindern, dass sich deren Unfruchtbarkeit auf Menschen, Vieh und Äcker übertragen konnte. Dort wurden die Frauen symbolisch in Kiebitze verwandelt, und erst nach langem Wehklagen erlöste sie die Bevölkerung aus ihrem Bann. Das Fest endete schliesslich im Wirtshaus, wo die Jungfern in einer komödiantischen Gerichtsszene ihre Entführer anprangerten. Um 1740 entstand daraus auf Drängen des Dorfpfarrers, dem das Moosfahrertreiben zu wild geworden war, ein fasnächtliches, barockes Sittenspiel, das den Kampf zwischen weltlicher Lust und Gottgefälligkeit darstellte. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts kam diese «Komedi» jeweils alle paar Jahre auf drei über das Dorf verteilten Freiluftbühnen zur Aufführung, das letzte Mal 1859. Danach schlief der Brauch ein, und erst 1927 beschlossen die Muotathaler, die Moosfahrt in ihrer heutigen Form auferstehen zu lassen und alle 25 Jahre durchzuführen.

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