Hab direkt mal nach anderen seiner Werke gesucht (nachdem ich hier zum ersten Mal von ihm gehört hab) und ungeplant eine Dreiviertelstunde investiert. Jetzt bin ich sehr angetan, nicht nur von den Themen, die er aufgreift, sondern auch von der Art, wie er sie vorträgt. Respekt ♡♡
Super und zutreffender Text. Er spricht aus was ich denke und fühle aber nicht so poetisch in Worte fassen kann. Hab ich gerade echt gebraucht. Vielen Dank!
Eigentlich fand ich viele deiner Texte bis hierhin gut, aber bei diesem Text wars das für mich. Mich macht Twitter, internationale Politik, Hass in unserer Gesellschaft etc. depressiv. Das was mir bisher am meisten geholfen hat, waren Meditationen, Achtsamkeit und Musik. Ich verstehe zwar was du meinst und dass Empörung und Wut wichtig sind um Dinge zu ändern. Allerdings sind diese Gefühle auch nicht immer angebracht und teilweise wird durch undifferenziertes herumgeblöke mehr Schaden angerichtet als positives bewirkt. Im Rahmen meiner persönlichen Gefühle engagiere ich mich indem ich Workshops zum globalen Lernen organisiere, Freitags demonstriere und das mache was ich für mich als gesund betrachte. Ich kann auch nichts mehr positives beitragen, wenn ich nur noch depressiv, krank in der Ecke liege. Ich finde diesen Slam insgesamt ehrlich gesagt ziemlich scheiße. Wir sollten alle mehr versuchen auf die rationale, humanistische Art zu denken, weniger Us and them, mehr auf den anderen eingehen, weniger die Oberflächlichkeiten betrachten, mehr hinterfragen. Mich macht es traurig. Unabhängig vom politischen Spektrum existiert so viel alles zersetzender Populismus, das darf nicht sein. Rationalität ist, vor allem in Zeiten von Twitter, Memes, schneller Kommunikation, keine-zeit-zum-fact-checking so wertvoll geworden.
Um ganz ehrlich zu sein: Es befremdet mich, dass dein Plädoyer für mehr Humanismus damit beginnt, dass du nach einem Text, der nicht deiner persönlichen Meinung entspricht, jegliche Sympathie für mich aufkündigst. Das ist und bleibt deine freie Entscheidung. Ich verstehe auch die Wut, die du grad spürst. Ich glaube nur, mein Text und ich sind da zum Teil auch Projektionsfläche. Zweifelsohne kritisiert du aber einen Punkt zurecht: Es wird zu wenig deutlich, dass ich natürlich nicht die Methode an sich kritisiere (Meditation, Achtsamkeit etc.) sondern die häufige Einbettung jener Tools in neoliberale Erzählungen. Es ist natürlich absolut möglich, dass es für depressive Menschen, wie ich es im übrigen auch bin, Werkzeuge sind, um den Leidensdruck zu mindern. Das ist immer und ausschließlich gut. Mir geht es hier aber um eine Tendenz, die ich problematisch finde: Der Fetisch der Positivität delegitimiert auch im privaten Rahmen negative Emotionen, er wertet diejenigen auf, die ihre Heilung öffentlichkeitswirksam über Instagram ästhetisieren und diejenigen ab, die innerhalb der Glückskonkurrenz deutlich abfallen. Was ich hier kritisiere, ist das nicht alle Menschen den gleichen Zugang zum Optimismus haben. Ich kritisiere mitnichten diejenigen Menschen, die optimistisch sind, weil sie leiden. Sondern viel mehr die Haltung, dass Optimismus eine demokratisierte Geisteshaltung ist, für die man sich mir nichts, dir nichts jeden Morgen neu entscheiden kann. Das geht nicht. Ich beziehe mich da übrigens auf wissenschaftlich viel diskutierte Zusammenhänge, meine Hauptquelle ist Eva Illouz mit ihrem Buch "Das Glücksdiktat". Ich möchte mich auf diesem Wege mit dir solidarisieren und zumindest nachträglich verdeutlichen, dass ich deine Art und Weise mit deinem Schmerz umzugehen für wertvoll und angemessen halte. Du weißt, was für dich am Wichtigsten ist. Ich glaube nur, dass wir insgeheim für die gleiche Sache kämpfen. In meinen depressiven Episoden bin ich aber eben nicht fähig, mich durch Meditation und Atemübungen in eine bessere Stimmung zu bringen. Und ganz ehrlich: Ich habe wirklich keinen Bock mehr darauf, dass das nicht legitim ist. Leid und Schmerz sollte man nicht romantisieren, aber eben auch nicht entwerten. Fakt ist dennoch: Das Glück und die Positive Psychologie und ihre Strategien und Techniken sind de facto Teil einer massiven Industrie, welche scheinwissenschaftliche Techniken postuliert, die nachgewiesenermaßen Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht gesünder macht. Und zu behaupten, es wäre immer super gut, dass man "verletzlich und empfindsam ist" macht Menschen dauerwund. Es ist ok, nichts zu fühlen. Es ist auch okay, dass du kacke findest, was ich sage. Ich glaube nur, du hast mich einfach auch ein wenig falsch verstanden. Mein Text ist nämlich ein Plädoyer für etwas, nicht gegen etwas. Ich bin nicht gegen Rationalität. Ich bin nur beispielsweise dafür, dass man wieder anfängt verschiedene Formen der Angsterzeugung im politischen Kontext zu unterscheiden. Klar spielt die AfD mit Emotionen und erzeugt Panik. Grüne Politik macht das auch, aber es ist eine ganz andere, vielschichtigere Angst, die erzeugt wird. Da gehts mir eher drum. Und es ist für mich keine Lösung, dass Menschen dazu gezwungen werden, sich zu isolieren, weil die Welt so hässlich ist. Ich hoffe, das meine ich völlig ironiefrei, dass du das nicht tust. Und ich wünsche dir von Herzen eine gute Besserung. Machs gut.
@@jean-philippekindler402 Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Dann: Du hast mich glaub ich auch falsch verstanden, aber da hab ich mich auch schlecht ausgedrückt, es geht mir ausschließlich um den Text, nicht um dich als Person. Irgendwie hab ich mich von Teilen des Textes persönlich angegriffen gefühlt und ja, sicherlich auch manches falsch verstanden. Ebenso bin ich mir dessen bewusst, dass wir vermutlich sehr ähnliche Wertvorstellungen haben. Die Umsetzung des Textes hat mir halt nicht gefallen. Ich hab darin soviel wiedererkannt, was mich fertig gemacht hat. Vermutlich hab ich mich von dir auch irgendwie als Neoliberaler hingestellt gefühlt und ich sehe diese Ideologie (ich benutze dieses Wort nicht oft, weil ich es meist sehr unangebracht finde, aber hier nicht) als sehr schädlich für uns alle. Die Heuchlerei in der Gesellschaft, die Gesellschaft an sich, die eingerosteten Systeme, "Social" Media etc. kotzt mich so sehr an. Bis auf RUclips und Reddit boykottiere ich den Scheiß auch weitgehend. Twitter ist das was ich am meisten verabscheue. Es befeuert kämpferische, unreflektierte Auseinandersetzungen und Hass. Empörung gegen Unrechtes auf dieser Welt ist wichtig. Aber die Leute empören sich zu schnell. Es geht weniger um das Ziel als mehr um die Empörung, das dagegen sein (ist zumindestens meine Beobachtung). Ich finde es auch gut, dass du gegen diese Strömungen bist, seine eigenen Probleme und Depressionen als Identität anzunehmen. Ich würde mir für uns alle wünschen, dass wir insgesamt mehr drauf achten, wann wir kategorisieren, wann wir schwarz-weiß, rechts‐links, gut-böse denken. Das macht, wenn man so drüber nachdenkt, echt wenig Sinn. Im Endeffekt diskreditieren wir Menschen, deren Meinungen wir nicht akzeptieren und verweigern den Diskurs. Das ist so etwas, das die Menschheit überwinden muss um langfristig zu überleben. Sehen wir jede Katastrophe, jede schlimme Entwicklung als Hürde, die wir gemeinsam versuchen müssen zu überwinden. Als Chance uns zu einem vollkommenen Wesen zu Entwickeln. Falls du es nicht kennst, schau dir mal einen Kurzfilm zur Kurzgeschichte "The Egg" von Andy Weir an, bzw. Lies es am besten direkt selbst. Ich möchte gerne wirklich glücklich werden. Die wichtigsten Errungenschaften der Menschheit (im weitesten Sinne) sind die Wissenschaft, die Philosophie und die Kunst. Ich wünsche mir weniger Oberflächlichkeit, Neid, Gewaltfantasien, Gier und Misstrauen. Mehr Pazifismus, mehr Empathie, mehr Kommunikation, mehr Bewusstsein. Ich hab mich die letzten Jahre sehr dem Nihilismus hingegeben. Nur das nötigste gemacht, mich in meinem Zimmer isoliert, im Internet gelebt. Da arbeite ich mich jetzt gerade ein wenig hinaus. Durch Meditation schaffe ich es besser mit den Umständen zurecht zu kommen, analytisch zu denken, zu beobachten, fokussierter zu sein, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Auch positive Entwicklungen und schöne Dinge zu sehen. Es wird nicht alles schlechter, es passieren auch viele gute Dinge. Davon bekommt man leider oft wenig bis nichts mit wenn man Nachrichten liest, auf Twitter rumhängt, in der eigenen Filterblase, usw. Sowas wie dieser Kommentarthread macht mich aber ein bisschen glücklich. Obwohl du meinen Kommentar ein wenig befremdlich fandest, bist du wirklich gut drauf eingegangen. Dir wünsche ich auch gute Besserung und dass du glücklich wirst.
Entschuldigt bitte, dass ich mich in euren „Disput“ (keine Wertung, nur subjektive Wahrnehmung) reingrätsche, aber ich muss EUCH einfach sagen: you made my day!!! Ich kommentiere selten und wenn, dann sehr ausgewählt. Allerdings lese ich gerne... Was diesen Kommentar betrifft (ganz losgelöst von Inhalt und Meinung) und die darauf folgenden Antworten, war ich mental von dem linguistischen Bild und dem allgemeinen Anspruch an Sprache, Geist und Konversation hingerissen und spüre einfach den Wunsch, euch dies mitzuteilen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich je etwas Geistreicheres unter einem Video gelesen habe! Evtl. unter Vorlesungen von Ärzten und Professoren. Aber dort hatte ich oft den Eindruck, dass mit dem Zustand des ach-so-geistreich-Seins eher eine Zurschaustellung der eigenen kognitiven Fähigkeiten, als wirklich eine Diskussion um den ursprünglichen Inhalt statt fand. Bei euch hatte ich den erquickenden Eindruck, dass ihr diesen Sprachgebrauch durchaus ganz natürlich benutzt und nicht nur, um anderen Leuten zu beweisen, dass ihr geistvolle Menschen seit; diesen zu importieren oder sie schlichtweg einzuschüchtern! Also, DANKE dafür! Bleibt so wie ihr seid! Mfg LK
@@_karla._ Ich dank Dir für deine Antwort und möchte, weil ich den Austausch mit dir an dieser Stelle wichtig finde und zu schätzen weiß, auch nochmal darauf eingehen. Ich verstehe deine Wünsche und Träume und finde es auch total wichtig, dass man sich Utopien erhält, für sich selbst und für die Gesellschaft. Mein Text befasst sich eigentlich nur am Rande mit den Umgangsformen und Techniken der positiven Psychologie im privaten Kontext, es ist natürlich aber so, das man das nur bedingt voneinander trennen kann. Worum es mir geht, ist das bitte bitte bitte bei all dem Optimismus nicht vergessen werden darf, dass gesellschaftliche Umbrüche nicht ohne Emotionen wie Wut, Ärger, Neid und Eifersucht möglich gewesen wären. Gerade Minderheiten müssen sich Partizipation und Gleichheit regelmäßig, ja Tag für Tag erkämpfen. Auch unter Verwendung einer gewaltvollen Sprache. Und dieses Leid, welches sich in öffentlicher Wut bahnbricht, muss legitim und wertvoll sein. Keine Befreiung des Menschen ohne den Kampf dafür. Damit meine ich nicht, dass wir alle zu den Mistgabeln greifen sollen, ich sage nur, dass es im besten Interesse neoliberaler Interessenshüter ist, wenn wir die Erzählung der positiven Welt übernehmen. Derjenige Mensch, der durch Yoga in der Mittagspause ein bisschen "glücklicher" ist, ist eben ausbeutbarer. Und das bedeutet noch lange nicht, dass ich es nicht auch gut finden kann, dass jemand in der Mittagspause Yoga macht, damit es besser geht. Menschen müssen Geld verdienen und sind abhängig von ihrem Job. Dennoch gehört die Struktur dahinter kritisiert. Ich möchte auch einen weiteren Unterschied in unseren Position zumindest kurz markieren: Ich bin nicht der Auffassung, dass ich glücklich sein muss. Und ich glaube, dass es eine hochgradig gefährliche Erzählung ist, dass "Glück" der einzig erstrebenswerte Zustand der menschlichen Psyche ist. Ich persönlich habe für mich verstanden und akzeptiert, dass es mir okay geht. Das ist für mich enorm viel wert. Und es ist mir ein Anliegen zu sagen, dass es wissenschaftlich erarbeitende Zahlen zur Gefahr von Achtsamkeit und Meditation gibt: Forschungsergebnisse legen nah, dass je nach Patient*In die völlige Fokussierung auf das eigene Selbst als Quelle von Glück/Unglück zu Isolation und Vereinzelung führen kann. Und das kommt nicht selten, sondern sehr sehr regelmäßig vor. Ich bin sehr froh, wenn das für dich die richtige Technik ist, aber was ich mit dem Text sagen will: Die "Dinge" positiv zu sehen, distanziert uns von den "Dingen" selbst; wir konzentrieren uns nicht mehr auf strukturelle Ungerechtigkeit (Bsp.: Sexismus) sondern auf unsere Möglichkeiten, trotz dessen glücklich zu werden. Und das ist verständlich und gefährlich zu gleich.
inhaltlich an sich ein guter text, aber die art wie er vorgetragen wird und wie er geschrieben ist macht ihn zu unnötig abgehobenem geschwurbel. einfach mal nicht so dick auftragen, das ist nicht glaubwürdig und wirkt so gewollt
Hab direkt mal nach anderen seiner Werke gesucht (nachdem ich hier zum ersten Mal von ihm gehört hab) und ungeplant eine Dreiviertelstunde investiert. Jetzt bin ich sehr angetan, nicht nur von den Themen, die er aufgreift, sondern auch von der Art, wie er sie vorträgt. Respekt ♡♡
Wenn ich könnte, würde ich ganz viele Daumen hoch geben. 👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍👍
das war echt ein intensiver text und vortrag, den muss ich erstmal verarbeiten. und dann weiter wütend sein, damit ich was verändern kann
gerade ein zweites mal angesehen... GÄNSEHAUT EY
Super und zutreffender Text. Er spricht aus was ich denke und fühle aber nicht so poetisch in Worte fassen kann. Hab ich gerade echt gebraucht. Vielen Dank!
Sehr stark, lieben Dank.
Omg einfach nur Gänsehaut
Ich spüre negative Energien ...
love it!
Das erinnert mich an Maxims Lied "Wut", nur dass Maxim da eher resignierend rangeht
Geiler Abgang
spricht mir aus der seele...
Sehr geil 👍
Wirkt beim zweiten mal anschauen noch emotionaler !
Mir gehen auch die positiv, do it yourself Videos /Apps so auf den Sack.
Amen
Ist das der deutsche Synchronsprecher von John Ross Bowie (Barry Kripke)? 😅
JA! (Nachdem ich gegoogelt habe, wer zum Geier Barry Kripke ist, Schande über mein popkulturell unerfahrenes Haupt!)
Wow
Die Welt wurde nicht von den Zufriedenen geändert.
Fucking Love it
Ja so isses
Tote auf dem mittmeer a a aaaaaaa
Eigentlich fand ich viele deiner Texte bis hierhin gut, aber bei diesem Text wars das für mich.
Mich macht Twitter, internationale Politik, Hass in unserer Gesellschaft etc. depressiv. Das was mir bisher am meisten geholfen hat, waren Meditationen, Achtsamkeit und Musik. Ich verstehe zwar was du meinst und dass Empörung und Wut wichtig sind um Dinge zu ändern. Allerdings sind diese Gefühle auch nicht immer angebracht und teilweise wird durch undifferenziertes herumgeblöke mehr Schaden angerichtet als positives bewirkt. Im Rahmen meiner persönlichen Gefühle engagiere ich mich indem ich Workshops zum globalen Lernen organisiere, Freitags demonstriere und das mache was ich für mich als gesund betrachte. Ich kann auch nichts mehr positives beitragen, wenn ich nur noch depressiv, krank in der Ecke liege. Ich finde diesen Slam insgesamt ehrlich gesagt ziemlich scheiße.
Wir sollten alle mehr versuchen auf die rationale, humanistische Art zu denken, weniger Us and them, mehr auf den anderen eingehen, weniger die Oberflächlichkeiten betrachten, mehr hinterfragen. Mich macht es traurig. Unabhängig vom politischen Spektrum existiert so viel alles zersetzender Populismus, das darf nicht sein. Rationalität ist, vor allem in Zeiten von Twitter, Memes, schneller Kommunikation, keine-zeit-zum-fact-checking so wertvoll geworden.
Um ganz ehrlich zu sein: Es befremdet mich, dass dein Plädoyer für mehr Humanismus damit beginnt, dass du nach einem Text, der nicht deiner persönlichen Meinung entspricht, jegliche Sympathie für mich aufkündigst. Das ist und bleibt deine freie Entscheidung. Ich verstehe auch die Wut, die du grad spürst. Ich glaube nur, mein Text und ich sind da zum Teil auch Projektionsfläche. Zweifelsohne kritisiert du aber einen Punkt zurecht: Es wird zu wenig deutlich, dass ich natürlich nicht die Methode an sich kritisiere (Meditation, Achtsamkeit etc.) sondern die häufige Einbettung jener Tools in neoliberale Erzählungen. Es ist natürlich absolut möglich, dass es für depressive Menschen, wie ich es im übrigen auch bin, Werkzeuge sind, um den Leidensdruck zu mindern. Das ist immer und ausschließlich gut. Mir geht es hier aber um eine Tendenz, die ich problematisch finde: Der Fetisch der Positivität delegitimiert auch im privaten Rahmen negative Emotionen, er wertet diejenigen auf, die ihre Heilung öffentlichkeitswirksam über Instagram ästhetisieren und diejenigen ab, die innerhalb der Glückskonkurrenz deutlich abfallen. Was ich hier kritisiere, ist das nicht alle Menschen den gleichen Zugang zum Optimismus haben. Ich kritisiere mitnichten diejenigen Menschen, die optimistisch sind, weil sie leiden. Sondern viel mehr die Haltung, dass Optimismus eine demokratisierte Geisteshaltung ist, für die man sich mir nichts, dir nichts jeden Morgen neu entscheiden kann. Das geht nicht. Ich beziehe mich da übrigens auf wissenschaftlich viel diskutierte Zusammenhänge, meine Hauptquelle ist Eva Illouz mit ihrem Buch "Das Glücksdiktat". Ich möchte mich auf diesem Wege mit dir solidarisieren und zumindest nachträglich verdeutlichen, dass ich deine Art und Weise mit deinem Schmerz umzugehen für wertvoll und angemessen halte. Du weißt, was für dich am Wichtigsten ist. Ich glaube nur, dass wir insgeheim für die gleiche Sache kämpfen. In meinen depressiven Episoden bin ich aber eben nicht fähig, mich durch Meditation und Atemübungen in eine bessere Stimmung zu bringen. Und ganz ehrlich: Ich habe wirklich keinen Bock mehr darauf, dass das nicht legitim ist. Leid und Schmerz sollte man nicht romantisieren, aber eben auch nicht entwerten. Fakt ist dennoch: Das Glück und die Positive Psychologie und ihre Strategien und Techniken sind de facto Teil einer massiven Industrie, welche scheinwissenschaftliche Techniken postuliert, die nachgewiesenermaßen Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht gesünder macht. Und zu behaupten, es wäre immer super gut, dass man "verletzlich und empfindsam ist" macht Menschen dauerwund. Es ist ok, nichts zu fühlen. Es ist auch okay, dass du kacke findest, was ich sage. Ich glaube nur, du hast mich einfach auch ein wenig falsch verstanden. Mein Text ist nämlich ein Plädoyer für etwas, nicht gegen etwas. Ich bin nicht gegen Rationalität. Ich bin nur beispielsweise dafür, dass man wieder anfängt verschiedene Formen der Angsterzeugung im politischen Kontext zu unterscheiden. Klar spielt die AfD mit Emotionen und erzeugt Panik. Grüne Politik macht das auch, aber es ist eine ganz andere, vielschichtigere Angst, die erzeugt wird. Da gehts mir eher drum. Und es ist für mich keine Lösung, dass Menschen dazu gezwungen werden, sich zu isolieren, weil die Welt so hässlich ist. Ich hoffe, das meine ich völlig ironiefrei, dass du das nicht tust. Und ich wünsche dir von Herzen eine gute Besserung. Machs gut.
@@jean-philippekindler402 Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Dann: Du hast mich glaub ich auch falsch verstanden, aber da hab ich mich auch schlecht ausgedrückt, es geht mir ausschließlich um den Text, nicht um dich als Person.
Irgendwie hab ich mich von Teilen des Textes persönlich angegriffen gefühlt und ja, sicherlich auch manches falsch verstanden. Ebenso bin ich mir dessen bewusst, dass wir vermutlich sehr ähnliche Wertvorstellungen haben. Die Umsetzung des Textes hat mir halt nicht gefallen. Ich hab darin soviel wiedererkannt, was mich fertig gemacht hat. Vermutlich hab ich mich von dir auch irgendwie als Neoliberaler hingestellt gefühlt und ich sehe diese Ideologie (ich benutze dieses Wort nicht oft, weil ich es meist sehr unangebracht finde, aber hier nicht) als sehr schädlich für uns alle. Die Heuchlerei in der Gesellschaft, die Gesellschaft an sich, die eingerosteten Systeme, "Social" Media etc. kotzt mich so sehr an. Bis auf RUclips und Reddit boykottiere ich den Scheiß auch weitgehend. Twitter ist das was ich am meisten verabscheue. Es befeuert kämpferische, unreflektierte Auseinandersetzungen und Hass.
Empörung gegen Unrechtes auf dieser Welt ist wichtig. Aber die Leute empören sich zu schnell. Es geht weniger um das Ziel als mehr um die Empörung, das dagegen sein (ist zumindestens meine Beobachtung).
Ich finde es auch gut, dass du gegen diese Strömungen bist, seine eigenen Probleme und Depressionen als Identität anzunehmen.
Ich würde mir für uns alle wünschen, dass wir insgesamt mehr drauf achten, wann wir kategorisieren, wann wir schwarz-weiß, rechts‐links, gut-böse denken. Das macht, wenn man so drüber nachdenkt, echt wenig Sinn. Im Endeffekt diskreditieren wir Menschen, deren Meinungen wir nicht akzeptieren und verweigern den Diskurs.
Das ist so etwas, das die Menschheit überwinden muss um langfristig zu überleben. Sehen wir jede Katastrophe, jede schlimme Entwicklung als Hürde, die wir gemeinsam versuchen müssen zu überwinden. Als Chance uns zu einem vollkommenen Wesen zu Entwickeln. Falls du es nicht kennst, schau dir mal einen Kurzfilm zur Kurzgeschichte "The Egg" von Andy Weir an, bzw. Lies es am besten direkt selbst.
Ich möchte gerne wirklich glücklich werden.
Die wichtigsten Errungenschaften der Menschheit (im weitesten Sinne) sind die Wissenschaft, die Philosophie und die Kunst.
Ich wünsche mir weniger Oberflächlichkeit, Neid, Gewaltfantasien, Gier und Misstrauen.
Mehr Pazifismus, mehr Empathie, mehr Kommunikation, mehr Bewusstsein.
Ich hab mich die letzten Jahre sehr dem Nihilismus hingegeben. Nur das nötigste gemacht, mich in meinem Zimmer isoliert, im Internet gelebt. Da arbeite ich mich jetzt gerade ein wenig hinaus.
Durch Meditation schaffe ich es besser mit den Umständen zurecht zu kommen, analytisch zu denken, zu beobachten, fokussierter zu sein, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Auch positive Entwicklungen und schöne Dinge zu sehen. Es wird nicht alles schlechter, es passieren auch viele gute Dinge. Davon bekommt man leider oft wenig bis nichts mit wenn man Nachrichten liest, auf Twitter rumhängt, in der eigenen Filterblase, usw.
Sowas wie dieser Kommentarthread macht mich aber ein bisschen glücklich. Obwohl du meinen Kommentar ein wenig befremdlich fandest, bist du wirklich gut drauf eingegangen.
Dir wünsche ich auch gute Besserung und dass du glücklich wirst.
Entschuldigt bitte, dass ich mich in euren „Disput“ (keine Wertung, nur subjektive Wahrnehmung) reingrätsche, aber ich muss EUCH einfach sagen: you made my day!!!
Ich kommentiere selten und wenn, dann sehr ausgewählt.
Allerdings lese ich gerne...
Was diesen Kommentar betrifft (ganz losgelöst von Inhalt und Meinung) und die darauf folgenden Antworten, war ich mental von dem linguistischen Bild und dem allgemeinen Anspruch an Sprache, Geist und Konversation hingerissen und spüre einfach den Wunsch, euch dies mitzuteilen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich je etwas Geistreicheres unter einem Video gelesen habe! Evtl. unter Vorlesungen von Ärzten und Professoren. Aber dort hatte ich oft den Eindruck, dass mit dem Zustand des ach-so-geistreich-Seins eher eine Zurschaustellung der eigenen kognitiven Fähigkeiten, als wirklich eine Diskussion um den ursprünglichen Inhalt statt fand.
Bei euch hatte ich den erquickenden Eindruck, dass ihr diesen Sprachgebrauch durchaus ganz natürlich benutzt und nicht nur, um anderen Leuten zu beweisen, dass ihr geistvolle Menschen seit; diesen zu importieren oder sie schlichtweg einzuschüchtern!
Also, DANKE dafür!
Bleibt so wie ihr seid!
Mfg LK
@@_karla._ Ich dank Dir für deine Antwort und möchte, weil ich den Austausch mit dir an dieser Stelle wichtig finde und zu schätzen weiß, auch nochmal darauf eingehen. Ich verstehe deine Wünsche und Träume und finde es auch total wichtig, dass man sich Utopien erhält, für sich selbst und für die Gesellschaft. Mein Text befasst sich eigentlich nur am Rande mit den Umgangsformen und Techniken der positiven Psychologie im privaten Kontext, es ist natürlich aber so, das man das nur bedingt voneinander trennen kann. Worum es mir geht, ist das bitte bitte bitte bei all dem Optimismus nicht vergessen werden darf, dass gesellschaftliche Umbrüche nicht ohne Emotionen wie Wut, Ärger, Neid und Eifersucht möglich gewesen wären. Gerade Minderheiten müssen sich Partizipation und Gleichheit regelmäßig, ja Tag für Tag erkämpfen. Auch unter Verwendung einer gewaltvollen Sprache. Und dieses Leid, welches sich in öffentlicher Wut bahnbricht, muss legitim und wertvoll sein. Keine Befreiung des Menschen ohne den Kampf dafür. Damit meine ich nicht, dass wir alle zu den Mistgabeln greifen sollen, ich sage nur, dass es im besten Interesse neoliberaler Interessenshüter ist, wenn wir die Erzählung der positiven Welt übernehmen. Derjenige Mensch, der durch Yoga in der Mittagspause ein bisschen "glücklicher" ist, ist eben ausbeutbarer. Und das bedeutet noch lange nicht, dass ich es nicht auch gut finden kann, dass jemand in der Mittagspause Yoga macht, damit es besser geht. Menschen müssen Geld verdienen und sind abhängig von ihrem Job. Dennoch gehört die Struktur dahinter kritisiert. Ich möchte auch einen weiteren Unterschied in unseren Position zumindest kurz markieren: Ich bin nicht der Auffassung, dass ich glücklich sein muss. Und ich glaube, dass es eine hochgradig gefährliche Erzählung ist, dass "Glück" der einzig erstrebenswerte Zustand der menschlichen Psyche ist. Ich persönlich habe für mich verstanden und akzeptiert, dass es mir okay geht. Das ist für mich enorm viel wert. Und es ist mir ein Anliegen zu sagen, dass es wissenschaftlich erarbeitende Zahlen zur Gefahr von Achtsamkeit und Meditation gibt: Forschungsergebnisse legen nah, dass je nach Patient*In die völlige Fokussierung auf das eigene Selbst als Quelle von Glück/Unglück zu Isolation und Vereinzelung führen kann. Und das kommt nicht selten, sondern sehr sehr regelmäßig vor. Ich bin sehr froh, wenn das für dich die richtige Technik ist, aber was ich mit dem Text sagen will: Die "Dinge" positiv zu sehen, distanziert uns von den "Dingen" selbst; wir konzentrieren uns nicht mehr auf strukturelle Ungerechtigkeit (Bsp.: Sexismus) sondern auf unsere Möglichkeiten, trotz dessen glücklich zu werden. Und das ist verständlich und gefährlich zu gleich.
@@luisenflo8764 Wie schön dieser Kommentar ist! Ich freue mich wirklich aufrichtig darüber. :)
Und wer soll auch so ein Text schreiben, hat aber kein Plan davon?
Hippies und Penner.
inhaltlich an sich ein guter text, aber die art wie er vorgetragen wird und wie er geschrieben ist macht ihn zu unnötig abgehobenem geschwurbel. einfach mal nicht so dick auftragen, das ist nicht glaubwürdig und wirkt so gewollt
Wo ist das "Poetry"? Eher Stand-up abgelesen.
Ein dummer Beitrag.
Schön, dass Du Deinen Beitrag gleich bewertest!