"Rudi, fahr' die 'Pappenheimer' heim"! - Eine Reise von Schmalkalden nach Kleinschmalkalden

Поделиться
HTML-код
  • Опубликовано: 23 мар 2021
  • Zu DDR-Zeiten hießen nicht nur Chemnitz 'Karl-Marx-Stadt' und zumindest zeitweise Fürstenberg an der Oder 'Stalinstadt', sondern auch aus einer kleinen Gemeinde in Südthüringen namens Kleinschmalkalden wurde 'Pappenheim', in Gedenken an den im NS-Regime ermordeten Politiker Ludwig Pappenheim. 1990 wurde der Ort wieder zu 'Kleinschmalkalden'..
    Doch die 'Pappenheimer' hatten sie nun 'weg'...
    Am 06. November 1893 erhielt Kleinschmalkalden Bahnanschluß, und bereits 2 Jahre später war auch die angrenzende Strecke nach Brotterode betriebsbereit. Dabei mußte der Bahnhof Kleinschmalkalden wegen der Geländeverhältnisse als Kopfbahnhof ausgebildet werden.
    Als wie überall später der Busverkehr aufkam, geriet die Bahnreise von Schmalkalden nach Brotterode bei den Einheimischen mehr und mehr ins Hintertreffen, der Umweg über Kleinschmalkalden und das 'Kopfmachen' konnten den Vorteil der kürzeren Busverbindung niemals wettmachen. So endete der Personenverkehr zwischen Kleinschmalkalden und Brotterode bereits wieder am 14.12.1964.
    Was blieb und auch "lief", war die untere Strecke zwischen Schmalkalden und Kleinschmalkalden. Es gab viel Industrie in der Gegend, das sorgte kontinuierlich für gut besetzte Züge.
    Doch - wie sich die Bilder gleichen - mit der Wende änderte sich das schlagartig. Die Währungsreform ließ fast sämtliche Industrie abrupt zusammenbrechen, und plötzlich hatte auch die Bahn nichts mehr zu tun. Auf der anderen Seite ließ die neu gewonnene Freiheit den Autoboom ins Uferlose treiben, Straßen verstopften mehr und mehr, und die Rolle des ÖPNV, vor allem im Nebennetz, versank in der Bedeutungslosigkeit. Da haben wir ihn wieder, den 'Zeitgeist der Neunziger'..
    Und während in den ersten Jahren noch teilweise Anstrengungen zu verzeichnen waren, den Verkehr zu attraktivieren, setzte die Bahnreform auch dem ein absolutes Ende. Nun wurde der Niedergang "Programm", und es wurde alles getan, die ungeliebten und nur "unnütz" Geld kostenden Nebenbahnen loszuwerden. Dabei mußten die neuen Manager nicht mal den "schwarzen Peter" fürchten, die Regionalisierung des Nahverkehrs kannte ja nun "Aufgabenträger", und die bestellten ÖPNV - oder bestellten ihn wieder ab. Mit Achselzucken, ein paar 'Krokodilstränen' und weitestgehend 'null' Protest aus der Bevölkerung konnte man die Stillegungen nun "wie geschmiert" durchziehen..
    Wir sehen im Video ein paar sehr treffende Beispiele, wie diese Verkehrspolitik "funktionierte". Da überholt uns, etwa in der Mitte des Videos, auf der parallel verlaufenden Straße der - auch nur leere - Linienbus. Parallelverkehr, wo eh schon keiner fährt.. Das mußte natürlich über kurz oder lang auffallen. Und man mußte kein Prophet sein, um vorauszusagen, wer von beiden überleben würde.
    Anderes Beispiel, wir sehen es mehrmals: Da wurde es mehr und mehr 'Usus', sogar vor mit Halbschranke oder Haltlichtanlage gesicherten Bahnübergängen Langsamfahrstellen 'null' einzurichten. Also hatte der Zug trotz des gesicherten BÜ kurz anzuhalten und dann erst weiterzufahren. Zum Gespött der Autofahrer.. Und das gab es flächendeckend, hauptsächlich natürlich in den neuen Bundesländern. Die Bedeutung eines Andreaskreuzes war so manchem Autofahrer gar nicht mehr bewußt, es wird gesagt, es hätte Fahrschulen gegeben, wo das noch nicht einmal Lehrstoff war..
    Und es war keineswegs nur die Politik, in der die Bahn mittlerweile die "Null-Lobby" erreicht hatte, die solche Sachen durchsetzen konnte - nein, das war natürlich Wasser auf die Mühlen der neuen Bahnmanager, war es doch ein Schritt in die 'gewollte' Richtung. Auch die letzten Fahrgäste sollten noch freiwillig gehen, wer wollte schon "Gespött" sein..?
    Und so kam es, wie es geplant war, wir sehen es im Video ebenfalls. Zur besten Berufsverkehrszeit am Nachmittag hat es exakt ein - in Worten: ein - 'Pappenheimer' bis zum Zielbahnhof durchgehalten. Und im nachfolgenden Zug war das kaum anders.
    Am 30.10.1996, also wenige Wochen nach Aufnahme des Videos, fuhr der letzte Zug nach Kleinschmalkaden. Der Güterverkehr endete schon einige Monate vorher.
    Wollt Ihr wissen, was aus der Strecke wurde..? Ich glaube, ich muß es Euch nicht "verraten" - natürlich ein Radweg..
    Genießt nun noch einmal die Erinnerung an diese schöne kurze Nebenbahn im Südthüringischen - 'gute Reise'!
    (Quelle aller Daten: Wikipedia)

Комментарии • 25

  • @malinkiessling
    @malinkiessling 2 года назад +5

    Ich konnte es nur schwer nachvollziehen, dass dort wo ich jetzt Fahrrad fahre eine wunderschöne Bahnstrecke war. Danke für dieses Video! So sah meine Heimat also vor meiner Geburt aus.

  • @1980yazo
    @1980yazo 3 года назад +4

    ich habe den Niedergang der Strecke insbesondere den Teil von Brotterode - Kleinschmalkalden jedes Jahr miterleben dürfen, 1993/94 verschwand die Erzaufbereitung in Laudenbach und damit das letzte Relikt des Güterverkehrs der einst vollen Waggons, ebenso erfolgte der Abriss der Verladeanlagen & Bahnhofsgebäude am Waldbahnhof Auwallenburg , kurz danach noch einige Sonderzüge ("Mommelsteinexpress") und dann war schluss.
    Das Schienenfahrrad wurde nie richtig und dann kam die Asphaltierung. Das wars.
    Eine der landschaftlich schönsten & interessantesten Strecken verschwand für immer. Ja man kann sie heute als Radweg abfahren aber es nicht mehr das gleiche.

    • @jochenpurschesrocknrailchannel
      @jochenpurschesrocknrailchannel  3 года назад

      Es ist auch nur eine "Halbwahrheit", daß der Radweg die Trasse erhält. Mit den Jahren wird der immer mehr als "Status quo" empfunden, und es führt zu riesigen Problemen, wenn dann doch eine Strecke reaktiviert werden soll und der Radweg wieder weichen muß!

    • @1980yazo
      @1980yazo 3 года назад

      @@jochenpurschesrocknrailchannel ja richtig aber das interessiert schon niemanden mehr und die Bahn erst recht nicht, jetzt gerade vor ein paar Wochen sollte das alte Projekt wieder Anlauf nehmen:
      ruclips.net/video/LOEKWv7JRwA/видео.html
      und nun ist man schon wieder soweit eben keine Bahntrasse zu wollen sondern nur einen Kack Radweg durch den Wald....wobei genau diese Draisinentrasse das Ganze erst hochinteressant macht (!) denn wenn die Schienen wieder liegen würden , kann nicht nur theoretisch auch wieder ein (Sonder)Zug fahren...

  • @peterh.3873
    @peterh.3873 6 дней назад +1

    Ein sehr schönes Video.Das waren noch Zeiten.

  • @Itsjustme-Justme
    @Itsjustme-Justme 3 года назад +3

    Was für schöne alte Dorf- und Kleinstadtbahnhöfe. Und eine Strecke mit richtig Landschaft drum rum :)
    Prähistorische West D-Zug Wagen im Osten im Regionalverkehr? Echt? Warum? Die Manager waren sich echt für keine Schandtat zu schade, um den Fahrgästen zu zeigen, was sie ihnen wert waren. Schicken wir ihnen mal das, was wir auf dem Schrottplatz finden. Und auch dieser Bus war 1996 schon alt.
    Ich nenne das nicht Zeitgeist, ich nenne das Autolobbygeist. Zeitgeist passiert halt so von allein, Lobby handelt vorsätzlich. Mit Zeit hat das nur dahingehend was zu tun, dass der Beginn dieser Umtriebe zeitlich "rein zufällig" mit dem Beginn des ganz großen Aufstiegs der Autokonzerne zusammen fällt. Im Westen wurden bereits ab Mitte der 60er solche wunderschönen, steigungsarmen Radwege gebaut, die natürlich kaum jemand benutzt hat weil das Auto bequemer war.

    • @jochenpurschesrocknrailchannel
      @jochenpurschesrocknrailchannel  3 года назад +1

      Mag schon sein, aber Zeitgeist wird auch "produziert".. Zum Beispiel durch solchen "Lobbygeist". Es existiert nicht losgelöst.

  • @jochenpurschesrocknrailchannel
    @jochenpurschesrocknrailchannel  3 года назад +1

    Hallo in die Runde,
    ein tief verbeugtes "Dankeschön" jedem Einzelnen von Euch für die überwältigende Resonanz auf dieses Video! Danke, danke!! Von Null auf Tausend in 34 Stunden, so was hatte ich überhaupt noch nicht!
    Und damit hält zum ersten Mal ein Eisenbahnvideo Einzug in den "**** Four Digits Club" - die Playlist mit den von Euch meist geklickten Videos. Schaut mal rein!
    ruclips.net/p/PL6uNUp9OZYNLY6gxE8ueMyz6y8-wYehzB
    Natürlich mache ich in diesem Sinne weiter, und hoffe, die nächsten gefallen Euch genau so gut! Jeden Mittwoch Mittag um 13.00 Uhr - aber das wißt Ihr ja längst... Und - am Ostersonntag gibt's als Dankeschön für diesen großen Erfolg ein Extravideo, und zwar in Spielfilmlänge! Bleibt dran! Klar, das "Dranbleiben" geht am Einfachsten mit Abonnieren, es ist nur ein Klick, tut nicht weh und kostet kein Geld!
    Bis bald an dieser Stelle!

  • @paulinepostel111
    @paulinepostel111 3 года назад +2

    In DDR-Zeiten kamen auch alle 2 Wochen viele FDGB-Urlauber an und wurden gleich am Bahnhof auf die verschiedenen Unterkünfte verteilt. Für einige Kinder war das Gelegenheit, durch den Transport des Gepäckes der Urlauber mittels ihrer kleinen Handwagen sich etwas Taschengeld dazu zu verdienen. Der Regelpreis war 1 Mark für einen Koffer.

  • @bodokorb
    @bodokorb 3 года назад +2

    Danke für das Video, wenn du deinen Film an der Stelle noch einmal selbst anschaust, wirst du sehen dass an dem Signal So 16 das weiße Licht fehlt (technische Überwachung der Sicherung des Bü"s...) demzufolge hat der Lokführer vorm Bahnübergang anzuhalten und sich zu überzeugen, ob der Bü tatsächlich technisch gesichert ist. Das ist lt Vorschrift absolut konform.

    • @jochenpurschesrocknrailchannel
      @jochenpurschesrocknrailchannel  2 года назад +2

      Na klar... Aber daß es überhaupt so war, zog die Bahn doch im "Ansehen" runter! Und das war gewollt - Psychologie! Man sollte sich selbst als "rückschrittlich" vorkommen, wenn man sich in diese Nebenbahnzüge setzte, angesichts der vielen "schnellen Autos" auf der parallelen Straße..
      Vertreibung der Fahrgäste ohne Aufforderung - wie wir wissen, hat es geklappt.

  • @mkir1599
    @mkir1599 3 года назад

    Kleine Ergänzung hierzu: Am 14. Dezember 1964 wurde der Abschnitt Auwallenburg-Brotterode stillgelegt, abgebaut und im Jahr 1986 wieder aufgebaut, um das Kohlekraftwerk des VEB FER BT Brotterode mit Brennstoff zu versorgen. Von Kleinschmalkalden bis Auwallenburg gab es bis nach der Wende durchgehend Betrieb, dort wurde Erz verladen.

    • @jochenpurschesrocknrailchannel
      @jochenpurschesrocknrailchannel  3 года назад

      ... und ich hätte mehrere Jahre Zeit gehabt, das zu 'machen' - aber ich hatte es nicht 'auf dem Schirm'... Manchmal läuft es dumm..

    • @mkir1599
      @mkir1599 3 года назад

      @@jochenpurschesrocknrailchannel Ich habe in den letzten Betriebsjahren der Strecke in Schmalkalden studiert. Trotzdem erst zu spät hochgefahren... Hätte, Könnte, Wäre... Das Leben im Konjunktiv wäre wunderbar, stünde es nicht im Konjunktiv...

  • @uliadi6045
    @uliadi6045 Год назад

    diese Geräusche... .. wie sehr müssen Naturwesen darunter leiden !!!

  • @aberjo4171
    @aberjo4171 3 года назад +1

    Das muss so um 95-96 gewesen sein?

  • @brutalmaster
    @brutalmaster 2 года назад

    Ein Radweg ist wohl eine durchaus sinnvolle und vernünftige Nachnutzung. Leider ist es heute usus, die Menschen erziehen zu wollen zu irgendwas hin was der eigenen Agenda entspricht. Die Strecke hatte, wie vioele andere keinerlei wirtschaftlichen Nutzen mehr, weil die Vewrkehrsbedürfnisse völlig verändert waren. Das ist traurig, aber wohl nachvollziehbar.

    • @jochenpurschesrocknrailchannel
      @jochenpurschesrocknrailchannel  2 года назад +2

      Trotzdem sind diese veränderten Verkehrsbedürfnisse ja durch etwas entstanden.. Man sollte tatsächlich nicht zu kurz denken, wenn man solche Zusammenhänge betrachtet. Und eine Ausrichtung auf Schmalkalden besteht ja nach wie vor. Also liegt nahe, daß man aus dieser Strecke etwas hätte machen können - es gibt Strecken, die liegen viel verkehrsungünstiger! Das Problem der 90er war einfach der Zeitgeist, in dem die Eisenbahn keinen Platz hatte. Und die Politik gab dem nach (weil die Politiker selbst in dieser "Denke" verwurzelt waren).

    • @brutalmaster
      @brutalmaster 2 года назад

      @@jochenpurschesrocknrailchannel In Gegenden wo keiner die Bahn braucht ist der Zeitgeist heute keinen Deut anders. Parallel führt übrigens eine gut ausgebaute Straße lang. Da reicht wohl auch ein Bus für die Bedürfnisse.

    • @jochenpurschesrocknrailchannel
      @jochenpurschesrocknrailchannel  2 года назад +2

      Die Messen sind dort ja sowieso gesungen. Es wird aber anderenorts durchaus bewiesen, daß sich Fahrgäste auch im ländlichen Raum auf die Bahn zurück holen lassen. Wenn das Angebot stimmt. Und auch die regionale Politik "pro Bahn" eingestellt ist.

    • @highme7934
      @highme7934 2 года назад

      ​@@brutalmaster
      Es gibt keine Gegenden in der niemand die Bahn braucht. Die Aussage ist fern ab der Realität; außer man muss tägl. von Näherstille nach Schmalkalden. Dank der Hochschule hat man noch Anschluss an das marode Bahnnetz, welches die STB mMn gut getaktet und zuverlässig befährt.
      Ein - wenn nicht das - Problem ist aus meiner Sicht, dass Teile des DR-Netzes von den Russen einfach mitgenommen wurde und man danach die Bahnen fusionierte und privatisierte. Statt das Vorhandene zu erhalten, wurde alles verramscht, um es nun nach und nach wieder aufzubauen.
      P.S.: Die gut ausgebaute Straße und die dazugehörige Bedürfnisgerechte Busverbindung müssen Sie mir mal zeigen.

  • @DajanaWittmutz
    @DajanaWittmutz 10 месяцев назад

    Heutzutage - nicht zuletzt " Dank" der Grünen undenkbar, dass es einen Leerreisezug gab, denn den hätte man durchaus an den regulären anhängen können. Und seit wann nimmt ein LRZ Fahrgäste mit? Ich mußte damals selbst beim Umsetzen immer raus und 30 Min auf die Weiterfahrt warten nach teils 16 Stunden Nachtschicht. Da kam " Freude" auf