Rudolf Steiner GA 174 25 Vortrag Zeitgeschichtliche Betrachtungen Das Karma der Unwahrhaftigkeit

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  • Опубликовано: 14 май 2024
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    Achtung! Sämtliche hier gelesenen Vorträge sind auf Grundlage von vom Vortragenden nicht durchgesehenen Nachschriften!
    25. Vortrag, Dornach, 30. Januar 1917
    "(...)Nun, im Grunde liegt unserer ganzen Bewegung dies zugrunde, den Menschenseelen wirklichkeitsfreundlichere Gedanken zu geben, von Wirklichkeit mehr durchtränkte Gedanken, als die abstrakten Begriffsschablonen der Gegenwart sind. Aber man kann nicht oft genug hinweisen darauf, wie sehr die Menschheit heute das Abstrakte liebt und gar kein Bewußtsein entwickeln will, daß das begrifflich Schattenhafte nicht wirklich in das Gewebe des Seins eingreifen kann. Das drückte sich ja insbesondere in der vierzehn-, fünfzehnjährigen Geschichte unserer anthroposophischen Bewegung aus. Es wird immer mehr notwendig sein, daß sich unsere Freunde durchdringen mit dem Spezifischen, was gerade diese anthroposophische Bewegung hatte. Sie wissen ja, wie oft betont worden ist, daß man es gern gehabt hätte, das schöne Wort «Theosophie» vollständig zu Ehren zu bringen, daß man sich lange gewehrt hat, dieses Wort als Kennwort der Bewegung aufzugeben. Aber Sie kennen ja auch alle die Verhältnisse, durch die dieses notwendig geworden ist. Und es ist schon gut, die Sache sich möglichst genau vor die Seele zu führen. Sie wissen ja, daß mit allem guten Willen - denn dieser gute Wille war ja in vielen von Ihnen selbst verankert- angeknüpft worden ist an die sogenannte Theosophische Bewegung, wie sie begründet worden ist durch die Blavatsky, wie sie dann ihre Fortsetzung gefunden hat in den Sinnettschen, Besantschen Bestrebungen und so weiter. Es ist wirklich nicht unnötig, daß gerade den vielen böswilligen Entstellungen gegenüber, die von auswärts kommen, unsere Mitglieder immer wieder betonen, daß die anthroposophisch gewordene Bewegung von einem selbständigen Zentrum ausgegangen ist, daß zunächst das, was wir jetzt haben, wirklich seine Keime hatte in den Vorträgen, die von mir in Berlin gehalten worden sind und die dann in der Schrift über die Mystik des Mittelalters niedergelegt sind.
    Und es muß immer wieder betont werden, daß durch diese Schrift die damals bestehende theosophische Bewegung sich uns, nicht wir ihr, genähert hat. Diese theosophische Bewegung nun, in deren Fahrwasser man die ersten Jahre zu sein hatte, sie steht ja, stand ja nicht ohne Zusammenhang mit andern okkulten Bestrebungen des 19. Jahrhunderts, und ich habe ja in Vorträgen, die hier gehalten worden sind, auf diesen Zusammenhang hingewiesen. Aber man muß auf das Charakteristische dieser Bewegung selbst sehen.
    Wenn ich ein recht charakteristisches Merkmal, ich möchte sagen tatsachengemäß, hervorheben soll, so muß es dasjenige sein, auf das ich oftmals oder wenigstens öfters angespielt habe, als ich in der Zeitschrift «Lucifer-Gnosis» zunächst dasjenige veröffentlichte, was dann den Titel bekommen hat «Aus der Akasha-Chronik». Einer der Vertreter der Theosophischen Gesellschaft, der dieses las, fragte, auf welchem Wege die Dinge eigentlich aus der geistigen Welt herausgeholt werden. Und aus dem weiteren Gespräche mit ihm war es sehr ersichtlich, daß es sich darum handelte, zu erfahren, auf welchem mehr oder weniger medialen Wege diese Dinge gewonnen werden. Man konnte sich dort gar nicht denken, daß durch andere Mittel als dadurch, daß irgendein Mensch von medialer Veranlagung, der sein Bewußtsein herabgestimmt erhält und dann etwas aus der Unterbewußtheit heraus vorbringt, was dann aufgezeichnet wird, daß anders als auf diesem Wege diese Dinge zustande kommen. Was liegt denn da eigentlich zugrunde? Dem Manne, der so sprach, lag es völlig fern, sich vorzustellen, daß diese Dinge untersucht werden können bei völliger Aufrechterhaltung des wachen Bewußtseins, trotzdem er ein sehr geschulter und außerordentlich gebildeter Vertreter der theosophischen Bewegung ist.
    » Es lag das vielen Mitgliedern dieser Bewegung aus dem Grunde fern, weil eben diesen vielen etwas eigen ist, was im modernen Geistesleben überhaupt im höchsten Maße vorhanden ist: ein gewisses Mißtrauen in die Eigenkraft des menschlichen Erkenntnisvermögens. Man traut dem menschlichen Erkenntnisvermögen nicht zu, daß es die Kraft in sich aufbringen könne, in das Innere der Dinge wirklich einzudringen. Man findet, das menschliche Erkenntnisvermögen sei doch begrenzt, eigentlich störe der Verstand nur - so findet man -, wenn man mit ihm in das Wesen der Dinge eindringen will; daher muß man ihn abdämpfen. Man müsse, ohne daß der menschliche Verstand dabei tätig ist, in das Wesen der Dinge eindringen. - Beim Medium ist das ja der Fall, da wird das Mißtrauen in den menschlichen Verstand zu einem maßgebenden Impuls gemacht. Da wird wirklich mit Ausschluß der verständigen Erkenntnistätigkeit rein experimentell versucht, den Geist sprechen zu lassen. (...)"

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